Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 2, 1904)
(22. FortsehungJ s «Jhr Vetter gagegen, ein bescheide .Ier, anspruchsloser Mann, hatte sich schrenddessen ein Vermögen erwor-! ben, und nun tomrnt Ihnen, da here Dulaurier ja bedeutend älter war als Sie, der Gedanke, mit seinem Erbe Ihw zerriitteten Vermögensverhijlt-« nisse wieder zu ordnen. Seine uner wartete Berheirathung verursacht Jh- ; sen eine Enttäuschung, die Sie kaum zu verbergen verrnö n. Den Hoch-» seitsgöstkn sogar iillt Jhre mig Inuthige Miene aus. Trohdem derte - reu Sie häusi im Hause Jhres Vet er wo Sie stets herzlich aufgenom men werden. Wie aber lohnen Sie diese Gastsreundschast? Sie selbst sbergehen zwar zartfühlend diesen Punkt, Frau Dulaurier aber hat den Muth gehabt, alles zu gestehen. Jung und unerfahren, läßt sie sich von hnen zu einigen Unbesonnenheiten inreißen, das Pflichtgefühl aber ührt sie bei Zeiten auf den rechten Weg zurück. Sie weist Jhre Huldi gungen zurück. Außer sich über diese neue Enttiiuschung, rächen Sie sich dadurch, daß Sie Jhren Vetter gegen seine Frau ausheßem Eheliche Strei tigkeiten brechen aus, bei denen Sie ais Vermittler austreten, und diese Stimmun Jhres unglücklichen Ver wandten nutzen Sie nun, ihn zur Abfassung eines zu Jhren Gunsten laut-reden Testamentes zu veranlassen. Frau Dulaurier sieht zwar alles. schweigt jedoch aus Großmuth; sie bit iet nur inständig ihren Gatten, mit ihr eine Zeitlang Toulouse zu verlas sen. Er willigt ein. Sie sieht keinen Ausweg, als ohne Jhr Wissen abzu reisen. und erst nachdem Jhr Einfluß qu Herrn Delaurier aufgehört hat, gelingt es ihr« sich mit ihrem Gatten auszusöhnem «Drei Wochen später kamen Sie in den Phkenäen wieder mit den Ehebu --------- - C--»· Kuh-ist's Ies hauptetSie hätten dieses seltsame Zu sammentreffen mit Ihrem Vetter ver abredet, und Jhre hastige Absahrt von Tarbes spricht siir diese Vermuthung Mit was sür Absichten sind Sie ge kommen? Welchen Eindruck mochte die Uussöhnung der beiden Gatten auf · Sie machen? Jhre Geldvetlegenheiten hatten sich gesteigert. Vor dem Ab marsch in’s Lager von Lannemezan tten Sie Wechsel umsehen müssen. b J nen nun erst beim Anbliit des mortchtig über den Abgrund sich steigenden Vetters der Gedanke kam, seiner bei dieser Gelegenheit aus ueme Weise zu entledigen und Vermögen und Weib an sich zu reißen, oder o es ein lang vorher gesaßter Blau war, ich weiß es nicht, brauche es auch nicht u wissen. Eines aber ist , iim J re rage von vorhin zu ntwortem da Sie derjenige sind, der aus dem Verbrechen den größten Vertheil zieht." Der Richter schwieg. Die teuslische, dno Sylvie eingefliisterte Darstellung war beendigt, und in der That, zu ver wundern war es sicht, wenn sich je mand von diesem genialen Schurken stiick, von dieser wunderbaren Misch ung von wenig Wahrheit und viel Lüge täuschen ließ. Allein wie immer. so gab es auch hier schwache Punkte, eine Presche, an der angesth werden konnte. »Da Sie den Aus-sagen Frau Du lauriers so großes Gewicht beilegen,« antwortete Vincent verächtlich, »so sollte diese Jhnen doch auch den Be weis geliefert haben, erstens, daß das Testament vorhanden ist, und zwei tens, daß ich sein Vorhandensein ge kannt habe.« »Frau Dulaurier versichert, daß es da ist.« ,, ch bezweifle es.« » ie behauptet auch, daß Sie sein Vorhandensein tennen.« »Ich leugne es.« Die Gerichtscommission wechselte seitsame Blicke, dann suhr der Richter LE-:— -k:x L--«I - lieu-sengqu kos- - .Besinnen Sie sich genau, Herr Riemann Sind Sie wertlich ganz r, das Testament des Herrn Du laurier niemals in händen gehabt zu haben?« «Niernals.« Können Sie diese Behauptunq rnit Jhrein Ehrenwerte beträstigen2« »Ja, ich geb-e Jhnen mein Ehren wort als Mann und Soldat.« Ruhig sprach Vincent diese Worte, diesmal wenigstens war er gewiß, nicht Lügen gestraft zu werden. Wieder sahen sich die Richter an. »herr Hauptmann,' wandte der Staatsanwalt der schon lange gern ein Wort an ebracht hätte, ein, »Sie sehen, wir la en die vorgeschriebenen Förmliehkeiten beiseite und thun alles, , um einen Stande-l zu vermeiden, al - lein. ehe wir dieses haus verlassen. d wisse- wir uns ein« se e Ansicht über s- den Fall ebildet ha . Gestatten --; s Sie also, wir uns tret Jhrei , Ehrenwortes persönlich iiberzengen, ok dieses Testament nicht, wie he fnptet wird, in Ihrer Wohnung be dei « Reises dsittlich degriss Antäus-baden I begonnenen u reg MMIÆMZUFM die Sache , - n . " ; « « Muts-r m lder Tasche und reichte ihn lächelnd dem dicken Polizeicommissiir, der sich bereits wieder an das Durchsuchen der Schränte gerna t hatte. »,,Meine Brieschasten sind sämmt likee dort im Schreibtische,« sagte er « nso wie die Schlüssel zu den ande ren Möbeln.« Der Gerichtsschreiber machte Platz, während der Polizeicommissiir auf den Schreibtisch zuging. Man öffnete die von Vincent bezeichnete Schuhlade. Dieser war gleichgültig im hinter grunde stehen geblieben. ohne dem Bor gang Aufmerksamkeit zu widmen. Erst ein von den vier Futen ausgebrndes Gemurmel veranla te ihn. näher zu treten. Der über den Schreibtifch ge beugte Staatsanwalt richtete sich auf und hielt etwas in der Hand. Nun wandte er sich um, und Bin-( cent konnte sehen, was es war: ein! mit fünf Siegeln versehener großer Briefumschlag, der ihm fremd war. » Nachdem sich der Staatsanwalt Juberzeugt hatte, daß der Brief geöff ; net war, ging er auf den Hauptmann ;zu und hielt ihm die Aufschrift unter die Augen. »Dies ist das Testament des endes unterzeichneten Jean Jules Ebmund Dulaurier,« las Vincent. Zgi gleicher Zeit hörte er jemand sa gen. »Den Hauptmann. wir sind ge zwungen, Sie zu verhaften.« Er fand tein Wort der Erwiderung Wie von selbst streckte er die Hand nack dem Schriftftüci aus, das man ihm je doch nicht überließ. Nun trat er zu dem offenen Schreibtisch. Nichts war verbinde , das Schriftstiick mußte ganz oben ge e n haben. Noch einmal beugte er sizch darüber, tchloß dann die Schublade und trat in die Mitte des Zimmers. Wo war er eigentlich? Im lüßchen Adour vielleicht, denn er atte das Gefühl, als sinte er immer tiefer, als werde auch er wie der arme Edniund in den schäumenden Abgrund gerissen. III cxl»- «-’-:ss III-- II----;-s VI lwsuv sc UUO us- ssssssss gähnte der Staatsanwalt, und vplöt lich tam auch Gerbault zu sich »Meine Herren, ich wiederhole auf mein Ehrenwort daß ich dieses Schriftstuck niemals in banden gehabt habe, daß mir sein Inhalt unbekannt ift, und daß ich es nicht an den Platz gelegt habe, wo Sie es gefunden ha n « Er kannte seine Stimme selbst nicht wieder. Sie klang wie ein zerbroche nes Instrument »So sagen Sie uns dann doch we nigstens, wer es dorthin hätte legen können?« fragte jemand. Er konnte es sich nicht erklären. «hatten Sie die Schublade vor Jhs rem Weggehen abgeschlosseni· JUnd seit Ihrer Rückkehr haben Sie sie nicht wieder geöffnet?« »Nein.« »Unter wessen Aufsicht stand die gebognung während Ihrer Abwesen it « »Unter keiner Aufsicht. Der übrige Theil des hausez ist von den Besiyern bewohnt « »Es ware also wohl schwierig, ohne deren Wissen heteinzutommen?« - «Nahezu unmöglich « antwortete der Offizier, sich rückhaltlos an der Wahr heit festklade, so wenig sie ihm auch bis fest genützt hatte. Was hälfe auch ein Antämpfen gegen die Macht eines Verhängnisses? Ja, ein finsteres Verhängnisz schien es zu sein, das ihn nnrettbar in's Ber derben zog. Wie in einem fernen Ne bel sah Gerbault seine Laufbahn zer stört, sein Leben vernichtet, ein gan ei Heer von Schreckgespenstern vor Sich aufsteigen. . Haltet Schweiß trat ihm I auf ote Stirne. Wenn Germaine erfuhr, wessen man ihn anklagte? War für einen Mann wie er und fiir ein Mädchen wie sie nicht allein schon die Anklage eine Ent ehrunat Großer Gott, natürlich er fuhr sie es. Aber wenn dies nur we nigstens nicht gleich geschah, denn spä ter . . . . ja später, da fand sich vielleicht ein Ausweg. »Warum geben wir nicht?« fragte Wohin aber wollte er eigentlichli Jn’3 Gefängniß? Einen anderen Weg aab es ja nicht. me war es gleich. Wenn er und diese Herren sich nur we nigstens nicht mehr so nahe bei Ger mane befanden! Man schien seinen Wunsch zu begrei fen und zu billigen. Soeben hatten ihm die herren das Testament vorge lefen,vtvorin Edmund sämmtliche frü heren Bestimmungen und auch den Pa ragraphen, der im Heiratbseontratt eingeschlossen war, fiir null und nich iig erklärte und seinen lieben Vetter zum Universalerben einsehtr. Einer alten Sitte folgend, hatte er dkfe Vor sichtsmaßregel noch vor seinir Reife getroffen Der Marse! AlleQ was er angriff, var ihm also nicht nur bei Lebzeiten mi litckt· auch nach seinem Tode die wohlgemeinte Absicht noch böse Früchte! Vincent hätte auflachen m . M Schxänte nnd commoden tout l ct den w wie-m zugeschlossen nimqu man den Ossizier bat, sich zum Fort eben vorzubereiten. Als er in sein ntleidezimmer ing, u mdie kaum ge öffnete Reisetas wieder an sich zu nehmen. bemerkte er, daß der Polizei eommissiir ihm sotgtr. Wieder wnr er versucht, bitter ans zulachetn Glaubte man denn, er würde sich eine Kugel durch den Kopf jagen? Freilich einen Ausweg sah er seht selbst nicht mehr. Hätte er sei nen Fall bei einem anderen erlebt, er wiirde auch sicherlich gesagt haben: Dieser Mann ist schuldig! Der Bursche, den man nach einer Droschte geschickt hatte, tam, noch im mer ganz. bestürzt, zurück, und Ger bault bad, sden Wagen vor dem Gar tentbore halten zu lassen und seine Pri dattveppe hinunterzugehem Seine Bitte wurde gewährt und auch sank behan delte man ihn rücksichtsvolL Die Ge richtscommissipn hatte sogar das Zart gefiihl. leiser als sonst die Treppe hin unterzusteigem was dem hauptmann nicht entging. Seine ganze Aufmerk samkeit war überhaupt nur aus die Gegenwart gerichtet — an die Zukunft dachte er nicht mehr. Nun waren die letzten Stufen der Treppe erreicht. Diese mündete aus einen kleinen, schmalen Vorplay mit zwei Thüren. von denen die eine in den Garten führte, während die an dere, eine kleine Tapetenthür, die Ver bindung mit dem Erdgeschoß vermit telte. " Vincent erinnerte sich nicht, diese Thüre je offen gesehen zu haben; er wußte nur, daß sich dahinter der lange » Gang und ganz in der Nähe da; Zim mer der beiden jungen Mädchen be ’ sand. ,.Eilen wir uns,« sagte er bebend vor Ungeduld. Seine Hand zitterte ein wenig, ais er den Schlüssel zur Ausgangsthijre hervorholte und ein leises Klirren er tönte, das ihn veranlaßte, mit einem ängstlichen Blick nach der Tapetenthiire zu wiederholen: Eil-n mir aus« Allein es war schon zu spät. Knarrend össnete sich die Tapeten thüre, und dicht vor sich sah der Ver hastete Estelle's weiße Gestalt und hin ter ihr Germaine mit Frau Lan-lot. Ueberrascht waren die Gerichtsher ven stehen geblieben. Wie hätten sie auch vorübergehen tonnen, ohne einer solch’ lieblichen Erscheinung nicht we nigstens einen Blick zu scheuten Estelle aber war in diesem Augenblicke nicht nur schön —- ein iiberirdischer, halb be zaubernder, halb beängstigender Glanz umstrahlte sie. der die Blicke aller mit unwiderstehlicher Macht an sich zog. Sprachlos stand der Untersuchungs richter da, während Estelle geradez wegs aus ihn zuging und mit ihrer ei genthiimlich träumerischen Stimme sagte: »Wer sind Sie, und was wollen Sie?« Dieser neuen Prüfun stand zu hal ten, ging nun aber überAVincent Ger bault’z Kräfte. und wie wahnsinnig silirzte er dem Ausgange u, während die anderen, die einen siluchtvsrsuch vermutheten, ihm nacheilten. Esielle aber vertrat allen den Weg und fuhr, immer mit derselben Stim me, fort: »So warten Sie doch ein wenig. Nicht wahr, diese herren sind Gerichts personens Sie wissen, daß herr Du laurier ermordet worden ist, und glau ben —- weil man es ihnen eingeredet hat —- der herr hauptmann sei dabei betheiligt.« »Da, das ist starl!« Ein Schrei der Entrüstung entsubr einem der Grrichtsherrem wiihrend nun die bis dahin mit offenem Munde dastehende rau Lancelot wie ein ver wundeter tier aussuhr und die ent setzten herren so lange mit einer Flnthi von Vorwürsen überschüttete, bis ihr Der Athem ausging. Vincent hörte lau-n ihre Worte,( denn neben ihm stand Germaine rnit einem Ausdruck, wie er ihn zwar er- » sehn aber noch niemals an iihr gese hen tte. Erregung, Angst, Sorge ein « Gesiihc, das ihre gewohnte Zurückhal tung überwiiitigte, sprach aus ihren Zii n, aus ihrer ganzen haltung, und die er Anblick war so unerwartet, so wonnedoll und grausam zugleich, daß Thränen Gerbault’s Stimme zu er sticken drohten, als er sagte: »Nicht wahr, Germaine, was auch tommen mag, Sie wenigstens werden nicht an mir zweifean .Jch?!« Jhr Ton, ihre Bewegung nach ihm hin drückten zur Genüge aus, was sie nicht mehr sagen konnte; denn schon hatte Estelle wieder das Wort ergris en. Beruhige Dich, liebe Tante,«' sagte sie, Yu Frau Lanceiot gewandt. »Skr ren si menschlich, wenn man eineSeehe nicht miterlebt hat. Ich aber werde den herren jetzt sagen, was ich weigf Sie fuhr sich mit der Hand iiher ie Stirne, ihre « iigen hellten sich aus, und die tiherirdi che Erscheinung wurde plöhiich zu einem körperlichen, orrniinsi tigen Wesen, das auch die Gerichts ren sofort mit anderen Augen an ahen. , Lehhast machte der Richter einen Schritt vorwärts. »Sie haben ein Zeugnis abzulegen, mein Iriiuleini« « a.« DWollen Sie sich zu diesem Behuse in mein Amtszimmer bemühen oder unsere geisenwsrtige Anwesenheit dazu benüsen « X W »sich will lieber gleich hier mit Jhi nen p .« Was sie wohl zu sagen hattei Vin cent ahnte es nicht. Allein schon diese, sich zu seiner Beriheidigung erhebende Stimme zu hören, rührte ihn tief. ·Estelle lehnte sich an die Wand. Die größte Anspannung ihrer Nerven allem hielt sie aufrecht. und vielleicht fürchtete sie, diese künstliche Krastents wicklun möchte nicht lange genug vor halten, n rasch fielen die Worte von ihren Lippen: »Zuersi mu? ich Jhnen sogen, dass ich durchaus n cht in die Angelegenheit eingeweiht hin und nichts von dem weiß, was dort oben verhandelt worden ist. Ich kann nicht einmal voraussa gen, ob das, was ich Jhnen mitzuthei len habe, Werth für Sie hat. Allein ich denke, eine wahrheitsgetreue Ent hüllung kann dem Derrn Hauptmann, der unschuldig ist, nur zum Vortheil gereichen. So hören Sie denn, was ich neulich in der Nacht von Montag aus Dienstag vor der Rückkehr des Herrn hauptmannes erlebt habe.« Gespannte Aufmerksamkeit lag aui allen Gesichtern; auch Frau Laneelot und Germaine schienen nicht zu wis sen, um was es sich handelte, denn ihre Züge trugen einen Ausdruck ängstlicher Neugierde Estelle fuhr fort: »Nachdem ich den Tod des Herrn Dulaurier in der Zeitung aelesen hatte, legte ich mich in großer Erregung zu Bett. Man glaubte. ich werde schwer kr.1nl, und so hat Germaine bis zwei Uhr an meinem Bette gemacht. Dann legte sie sich schlafen, und Tante Lame lot nahm ihre Stelle ein. Die arme Tante aber war so miide, daß sie in ihrem Lehnstuhl einschlummerte. »Ja, leider«, gestand Frau Laute lot »Jch allein schlief nicht. Entsetiliche Gedanken gingen mir durch den Kopf· Dieser Tod des Herrn Dulaurier ist sehr aussallend, sagte ich zu mir selbst, und eine innere Stimme antwortete mir: Jemand hat diesen Tod absicht lich herbeigeführt, und diese Person wird auch anderen noch Böses anthun. J Jch will den Namen dieserPerson nicht " nennen; Sie, meine Herren, sind ja Richter, denen die Mittel zu Gebote stehen, auch das Verborgenste zu er fahren. Sie werden schon selbst auf den Namen kommen. Auch der Gedanke an hauvtmann Gerbault beunruhigte mich, als drohe ihm eine Gefahr. Plötzlich gegen drei Ubr höre ich ein, allerdings nur ganz leises, laum merk liches Geräusch. Sie wissen ja, wie fein das Gehör bei Nacht ist, und so vernahm ich ganz deutlich Schritte die Treppe herauskommen. Jch dachte zuerst« es sei Hauptmann Gerbault, der zurückkehre, aber das war unmög lich, denn niemals hätte er so leichten Ganges herausgeben können. Einen Augenblick kam mir sogar der Ge danke, es sei eine umherschleichende Kate. »Aber Katzen gehen nicht allein in Zimmer mit geschlossenen Thüren, und das leise Tappen ließ sich jetzt gerade iiber meinem Kopfe im Schlaszimmer des herrn auptmannes, dann im Sa lon und chließlich wieder aus der Treppe vernehmen. Nun erfaßte mich wilde Angst, aber nicht jene Art, bei der man zurückweicht oder sich versteckt, sondern im Gegentheil jenes Gefühl bangerSorge, das einen unaufhaltsam vorwärts treibt. Jch springe also aus dem Bett, werfe meinen Schlafrock über, lause den Gang entlang und komme an dieser Stelle hier im glei chen Augenblick an wie die herunter- « kommende Person. Weder sie, noch ich hatten ein Licht. »Wer ist daf« rufe ich. Ohne zu antworten. bleibt die Person stehen. Jch sah sie nicht und hörte nun auch nichts mehr von ihr. So tappe ich suchend im Finstern umher, bis ich endlich dort drüben in der Ecke etwas fühle, u. zwar die Falten eines Klei de. Die Person war also eine Frau Jch packe sie am Kleibe und rufe um hülsr. Allein sie war stärker als ich. Sie befreite srch und entwischte, ohne daß ich ihr hätte folgen können. Als Gerne-rin- Imd meins For-t- nahm-n war sie nicht mehr da." Atbernlas hatte jedermann zugäner Nufn richtete sich Hauptmann Gerbault au . »Das Tesiamentt« rief er froh loekend. «Jest haben wir die Erklä rung. Frau Dulaurier bat sich in meine Wobnung geschlichen und das Testament dureb den Spalt der Schub lade geschoben« tzt lliirte sich alles aus ; er kiinipste n t mehr gegen eine dunkle Mackit So klar erwiesen erschien ian seine Unschuld, daß er sich erstaunt fragte, warum der Untersuchungsrichter nicht sosort seinen Jrrthum bekannte und utn Entschuldigung bat. i Dieser aber behielt seine ungläubige i Miene bei, während er dieFrage stellte: !,,Wie bätte jemand von außen in die Edach sicherlich abgeschlossene Wohnung i des Hauptmanns kommen könneni« i »Mein Schlüssel hängt an der Thüre.« tuUnd um bis hierher zu kommeni« »Es wird biiuiig versäumt, die Gartentbiire zu verriegeln,« rief Frau Lanrelot »Und wie gelangt man in den Sat teni« . Frau Lanrelat wurde verlegen. Der Garten war von einer Mauer umgeben, und das auf die Straße mündende Jbor blieb immer verschlossen Da durchbliste eine Erinnerung Bin-ruft Hirn. Drin hauptschlii ! Der Schlüs sets den ich letzten W nter bei Dulaw rier’s verloren zu haben glaubte, und W den man mir obne Zweifel entwendet a « »Ja ri ist« rief Frau Lanrelot. »Man mu te einen neuen machen las sen, ich habe noch die Quittuns des Schlossers.« Die Sache wurde immer tlnrer und einleuchtender. Wie kam es nur, dass der Richter sein überlegenes Lächeln beibebielti Wieder wandte er sich an Estelle: »Sie allein baden also die Anwesen it einer fremden Person auf der träge-beobachtet ?« » bre Frau Tanie und Jbre Träu leinNSEchwester haben nichts gese n?« » e n.« »Und was haben diese gesagt, als Sie Jhr Erlebnis erzä lten?« »Ich habe es ihnen ni t erzählt, we nigstens keine Einzelheiten.« »Warum nichts« »Um sie nicht zu beunrubigen.« »Und ausgefragt hat man sie auch nichti'« »Nicht viel.« »Und doch mußten Jbre Angehöri n sehr erschrocken gewesen sein, als te Sie mitten in der Nacht allein biet fanden?« Estelle antwortete nicht. Sie wurde sehr blaß und lebnte sich an Frau Lancelot, die jede neue Frage des Rich ters mit einem lviithenden Achselzucken begleitete. Dieser fuhr mit gutmüthiger Zu dringlichkeit fort: »Wahrscheinlich haben sie sich deg halb so rasch zufrieden gegeben, weil es schon öfters vorgekommen ist, daß Sie im Fieber Lärm gehört und sich eingebildet haben, es dringe jemand Unbefuates in’s .Haus. Und weil Sie » brer Sache nicht sicher waren, haben ie es auch nicht gewagt, das, was Sie zu sehen glaubten, Ihren Angehö rigen zu erzählen. .. Jst es nicht so?'« Jhre ganze Kraft zusammenrafsend. richtete sich Estelle auf. »Ich bin wohl trank, aber nicht ver rückt. Es ist so, wie ich behaupte. Jch habe übrigens auch einen Beweis, ei nen bandgrziflichen Beweis.« tovlriesung IusigH -—---...-—— Portugali stvtum Cascaes, Cortl, Figuetra da For, Espinho u. s. w. sind dem Portugiesen, kein Spanier und manchem Auslan der, der das Geheimnisz dieser Orte bereits entdeckt hat, Namen, die ihnen ebenso schön wie Ostende, Biarritz und andere berühmte Badeorte Eu ropa’s klingen mdgen, Worte, die Erinnerungen an Meeres-tauschen und sröhliches Strandleben wachrusen, die von Erholung und Sorglosigtett er Zihlem und die dabei noch den großen orzug haben, in Bezug aus Klima und Umgebung an die Riniera oder Neapel zu erinnern. Man kann ich kaum einen schöneren Strand als en portugiesischen vor stellen! Jm Westen verliert sich der Ozean im Unendlichen, mit freund lichen-milder Majestät, nicht liirmend und tobend wie in den nördlicheren Breiten. Den hintergrund bilden in den Provinzen am Minho und Men tezo ochragende Wälder aus Edeltan nen, yrtenhecken an den luszliiusen, und ganze elder von blii nden und dustenden osen. m Süden des Königreiches ist die « egetation weniger üppig, dastir aber sremdartiger mit den kleinen Palmenhainen, Orangen pslanzungen und mit den riesigen Kaktusheckem . Jn der hauptstadt und in den Städten des Jnneren hat die große sommerliche Auswanderung an die Getade des Ozeans begonnen. Der Iho und ein großer Theil der reiIn Fund vornehmen Gesellschaft bege n sich nach Cascaes und Estoril, an die isogenannte portugiesische Riniera, die ’von Lissabon aus in einer halben sStunde mit dem Schnellzuge erreicht i werden kann. Dort an der Molc, von drei Seiten vom Ozean umspiilt, be findet sich die Sommerresidenz der » portugiesischen Königssamilie, die Ci jtadellr. Fka Festung mag sie wenig lllllgcll, VDIOVI Mc clkichckcllcll Elsa tegen das Gegentheil behaupten, als Konigsschloß aber nimmt sie sich vor trefflich aus. hinter den mittelalter lichen Wällen finden wir den rassinir testen Luxus der Jetztzeit Sehr hübsch breitet sich unter den Mauern der Signalstation eine schöne Terrasse aus, aus der Dom Carlos regelmä «g seine große Havannab u rau n pfle ie ja aus keiner arritatur sichgnung des Köni s im n- oder Yuclande fehlen dar. Nachlassig über eine der blanten Kanonen gebeu t, schaut er dengischerbooten zu, wie cice aus dem zean tummeln, oder er blickt aus die Strandpromenade hinab und lächeit seinen Bekannten zu . . . er tennt ja jedermann in Cascaes, und da hier die sonst recht strenge Etitette in Ver essenbeit geräth, so nimmt arlos regen Antbeil an allen Bergniigungen des Strandlebens. So ist er unter anderem auch einer der eiseigxte n Gäste des Sporting club5, ssen Säle er meistens im leichten Tennis- oder Jagdtostiiin zu betreten p legt. Dort liest er wie jeder andere eine Zeitung oder spielt draußen aus dem Plage mit einigen Lungen Damen Tennis. ein Spiel, in em er es zu einer wirklichen Meister schast bracht hat, und dein er weit mehr Fu als den Regierungögeschäss ten not met. Man wiiede es bei seiner ungezwun genen Art und Weise ganz vergessen, einen Kiini vor sich zu haben, wenn nicht jede ame, der er zufällig die Hand zum Gruße reicht, einen Kuß M aus dieselbe drücken würde. Es er scheint das um so auifsälligry da die rren dem Könige n cht die Band zu t ssen pflegen. Auch am Strande mischi sich Dom Carlos unter das gewöhnliche ublis lum und scheut sich nicht, vor rren und Damen in Badelo üm ein r u ge n. Diese Tracht ht· ihm nicht be anders gut, da das sorglo e Leben ihn recht dick gemacht hat und ein an sehnliser Schmerbauch seine sonst so schmu e Erscheinun entstellt. Jn Portugal gi t es keine Schei dung zwischen herren- und Damen bad, und beide Geschlechter vertrauen sich gemeinsam den blauen Wellen des Ozeans ans. So besucht denn auch die Köni ssamilie den gemeinsamen Badetrand und die Unterthanen der lieren deshalb ihren Respett nicht« wenn sie den König neben sich im Wasser herumschwimmen sehen. Cascaes und Estoril waren noch vor wenigen Jahren ihrer Spieltempel wegen berüchtigt. Namentlich Mont« Cstoril war dazu ausersehen, Monte Carlo eine gefährliche Konkurrenz zu machen, und ein prachtiges Gebäude war von einer internationalen Gesell schaft zu diesem Zwecke errichtet wor den, in dem allabendlich die Roulettes lugeln fröhlich sprangen und ganze Vermögen über den grünen Tisch roll ten. Jnfolge von verschiedenen Kla gen sah sich aber die gegenwärtige Re gierung des Herrn Hinle Ribeiro ge zwungen, ein Spieloerbot zu erla en, das den gewaltigen Aufschwung E to rils ein wenig gehemmt hat. Pwar wird es nicht allzustreng durchge ühri, da in manchen etwas weiter abgelege nen Badeortem wie namentlich in Fi aueira da Faz, ungestört und in gro ßem Stile »fortgejeui« wird, aber nüt der Konkurrenz für Monte Carlo ist es doch fürs erste zu Ende. Nun leißt es allerdings, daß eine erwar tete liberale Regierung das Spielvers bot wieder aufheben und sowohl in Mont« Estoril als auch in Madeira die Errichtung zweier großer Spiel banlen aestatten wird. Eine Mosi wos« » « new-« nahme, die die Presse und die öffent ,1iche Meinung hier mit Freuden de griißen. Ja, es beißt bier sogar all gemein, daß die siirstlich-hohenlobe’ schen Sanatorien aus Madeira mit einer großen Spielbant verbunden werden sollen. Wunderbar schön sind die Abende und Nächte am Portugiesischm Strande! Dann darf man- sich in ein Märchenland versetzt glauben,das man niemals wieder verlassen möchte. Auf der Straße nach der berühmten ,.Boca do Jnsernoss thöllenschluny in Casraes fahren hübsche Equipagen im Mondschein hin«und her, aus de nen lachende Frauengesichter grüßen, dort ziehen junge Leute dahin und singen unter Begleitung ihrer Guitars ren die melancholischen Fados· Aus den Terrassen und Plätzen spielen Musitchöre, der Strand ist venetianisch erleuchtet und das Meer phosphoress zirt weit in die dnutle Nacht hinaus. Es sind die Stunden des s lirts und der Liebe... und wie o wank 7 nsterlein öffnet sich wohl, wenn Tado vertlungen und nur noch die Sterne am himmel Wache haltenl Diejenigen Bade äste. die das höfl sche Treiben der odeböder in Cas ean und Estoril fliehen wollen, be geben sich an bescheidenere Strand orte, wie Paco d’Arcos, Parede, Na zareth, St. Martino u. s. w. oder na m fröhlichen Fi ueira da Fo mt seinen vielen Tausenden von dani schen Badegästen, die dem ganzen Le ben einen ungezwungeneren, ausgelas ; eneren Ton zu geben verstehen. Auch T ist der Aufenthalt dort billiger, da die sDamen weniger fiir Toiletten auszu geben brauchen und nicht der öffent » lichen Verachtung ausgesetzt sind, Iwenn sie nicht wenigstens täglich in seinem neuen Rostiime erscheinen. Und lmass eine Damentoilette in Portu al kostet, das weiß nur der. der das n gliick hat. eine solche taufen zu müssen. Dank dem warmen südlichen Klima III-«-- KZC mor.ss«-'csn UAZ TO-«nh »..,,... -.. ,-....,,...... --- » ....... leben bis weit in den November hin ein auszudehnen wo die ersten Regens - tage drohen und wo die Sonnnerhihe - dem liihleren herbstwetter zu weichen , bgeinnt. Die meisten Badeorte liege tann berödet da, nur Estoril weist auch im Winter einen regeren Verkehr aus. weil es seines herrlichen, milden Klimas wegen vielen Familien, na- , mentlich den Deutschen Lissabons als Winterausenthaltsort dient. NO Cis pspet«. Das Schlummerlied ist die älteste aller Kinderweisen Viele Wiegen reime, hauptsächlich österreichische und f schlesische, beginnen mit dem fremd llingenden »Eia popeia« und man hat diese räthselhaste Eingangssormel aus einem griechischen Ammenlied her leiten wollen. Doch halten andere die, wieder für einen gelehrten Jrrthum. ; Zur Ertlärung des hellenischen Ur sprungs erzählt man sich: Als nach « den Kreuzziigen mehrere babenbergi sche Markgrafen von Oesterreich sich mit griechischen Prinzessinnen ver ntähltem tatnen auch Kammersranen und Kinderwiirterinnen mit aus Kon-! stantinopel, die in Gesang und tvelt lichen Kunstsertigleiten ant unterri ret waren. Durch diese wurde um di Mitte des M. Jahrhundert-E also zur Zeit Leopolds W» ein griechisches Einschläfetliedchen in der Ostinart eingeführt Es verbreitete sich sehr schnell in allen Gauen und wurde in ,,Haiderl pupeiderl, haiderl pupei« rtmgestellt, woraus schließlich «Eia pvpeia!« entstanden ist.