Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 26, 1904, Zweiter Theil, Image 9
Yeöraska Staats-Meig« Und Herold J P. Windolph, Herausgehen Grund Island Ncbt., 26 August 1904 (chitck Tlieil.) Jahrgang 24 No I O Timgtuch « M Morg. Michel - Karstew Mit eine nein-, weiche sei-spek band fMir so zärtlich mein Gesicht und · Hande, ZE. als ob durch einen Engel dold bcöbotschast mir der himmel sende. Wonn’qer auber — eine Kinderband Birgt des linkes wundertiesenSegen, Schlingt so sest der Liebe il'ges · « Ban , Wird wie Balsam sich aus Wunden legen. Elternsreude schönstesMenschenglücl— girnmelsdliithe du, aus EdensGarten, elig, wem im Leben du erblüht, Wer dein liebend darf in Freuden warten! Ein Erzieher. Von C. Osten. An einem heiterm Sommerabsend saßen wir lürzlich mit unseren Freun den in einem Garten draußen vor dem Thore. Die Kinder, welche wir fort geschickt hatten, um ungestört bei unse rem Glase Bier plaudern zu können, tummelten sich aus dem Sportplotz. Besondere Aniiehunggtrast iibien dort die Turnneriithe aus sie ausk,Beirren, Necl nnd Kletterstange. Wir konnten die Kinder von unse rem Platze aus beobachten llin die Lippen des Oberlehrers Heinrich, mei nes lanoiöliriqen Freundes, iuckte es spöttisch. Ich wußte, daß dieses spöt tische Lächeln unserer Erim galt, welche soeben, plump wie ein Wollan un der Reelstange hing, ohne die Glie der riihren zu können. ,,lelso, sagen Sie, wag Eie wollen —- um nus den besagten Hammel zu runznlonnnen,« begann nun Heinrich, »Sie verstehen die Mädels nicht zu er: ziehen.« »Beweig?« »Na, beweist das nicht genun, wenn man ein Kind von sieben Jahren so zimrerlich und ungeschickt an der Ren stanqe barmneln siehtf So ist sie in Allem « unbeholfen, verzagt. un Islbstsinhin « »Und Aqnes?'« »Die Meine hat Temperament « aber Sie werden auch aus ihr so ein Riihrmichnichtan machen —- da Sie die Kinder nicht zur Selbständigkeit ers stehen« , »Sehen Sie da unseren Hans-X se tundirte jeszt Frau Dottor Heinrich ihrem Gatten, indem sie mit der Rech ten nach dem Barren hinüberwies. »Der Junge hat Feuer —- aber wir lassen ihm auch die nöthige Freiheit, sich selbständig zu entwickean »Ich gebe zu,'« sagte nun meine Gattin, »daß mein Mann in der Furcht, es könnte dein Rinde etwas escheben, die Vorsicht in den ersten Jahren etwas übertrieben hat.« »Jn den ersten Jahren? Sie lassen ja heute noch das Mädel durch das Fräulein izur Schule bringen —— wie oll sie da selbständig werden?" »Aber. werthe Freunde, was hat das mit der Selbständiqteit zu thun? Sie wissen. das Kind muß eine un serer vertehrsreichsten Straßen passi ren: selbst der Erwachsene hat Mitbe, all den Rädern, Motorwaaen und riet trischen Bahnen zu entgehen. Soll ich die Kinder täglich diesen Gefahren aussetzen. wenn ich sie davor schühen kann? Die Zeiten der »aemiithlichen Pserdebahnen« sind vorüber.« »Aber wie sollen sie denn selbstän dig werden?« riesen nun Herr und Frau Dr. Heinrich unisono. »He-i das wirklich so große Eite? Hier können sie nicht durch den seibsterlittenen Schaden tlua wer den. Wenn man mir ein Kind —- um es rund herauszusazaen --— todt oder mit schweren Verletzungen in’o Haus bringt« dann dürfte mir das Bewußtsein, das Kind zur Selb ständigkeit erzogen zu haben, nichts mehr niisen.« »Ah, Sie übertreiben die Gesahren Wir haben unseren Hans schon mit küns Jahren durch die ganze Stadt ge chiett, er hat die Stadt- und die Pier debahn beniihd Alles piinttlich besorgt und ist stets unversehrt zurückgekom nren.« »Ein ktksssicher Beweis. haben Sie nicht jedes-nah wenn der Junge ein Viertelstundchen länger ausblieb, vor Ist-sie »in »Hm-n Körner siebet-L und haben wir Ihnen nicht ost genug Ih ren Leichtsinn vorgeworien? Den ei nen Jungen hoben Sie nur: er sollte Ihnen zu tostbar sein« urn mit ihm Erzieinmnsexperimente anzustellen.« »Ich sehe schon,« sprach der Ober iehrer lockt-end, »wir werden uns nicht gegrnieitia überzeugen. Aber betrach ten Sie die Such-e einnioi recht prot tiich. Ich brnertie soeben, daß ich den Dausschiiissel vergessen habe. Wenn Hans nicht eilt, urn ihn zu boten, so wägen wir sosort wieder ausbrechen« Im noch vor Thorichtusi ins Haus Zu kommen. Das märe doch its-sticht denn wir haben einen io herrlichen Abenv.« «Sie«tperden den Jungen doch des halb nicht den weiten Weg zurück schirtent Lotsen Sie uns ruhia aus trinten, dann wollen wir langsam nach Hause schleudern." — Ehe ich noch weitere Einwände vor bringen tonnte, hatte Doktor Heinrich einen Hans derbeigetnsen und in ruirt. Er gab ihm den Korridov chiiissel zur Wohnt-n , sowie etwas hegen-, urn die Ele tri ehe bean is unen. , Jst Nu war der hübsche, kann echt sähriae Bursche davon. Die Mutter sah ihm mit strahlendem Blicke nach. Es dauerte eine volle Stunde, ehe « der Junge mit dem Schlüssel wieder zurückkehrte. »Hast Du wieder gut zugeschlos sen?'« sragte sein Papa, ihn mit liebe vollen Augen betrachtend. »Jawohl — —- es war ein Mann da, der ein Partei brachte.« »Was sür ein Packet denn?« ,,Eine Kiste —- er sagte, es sei eine Mille Cigarren, die Du bestelltest.« »Cigarren? — Ich habe doch keine Cigarren bestellt! —— Wo hat er denn das Packet aelassen?« »Sei-alte als ich die Korridortbiire aufschloß, kam er die Treppe beraus. Er sagte, er wäre schon einmal daaeg wesen, hatte aber die Tbiire geschlossen. aesunden.« »Nannte er denn eine Firma?« »Ja —— Niemann und ——« und ——-— den anderen Namen habe ich verges: sen.« »Aber Junge, setzt Abend um s) Uhr hättest Du doch Reinen in die Wob: nnnp lassen sollen.« »Wenn ich den Mann» mit den Cis aarren sortaescbickt hatte, so würdest Du mich gewiß aescholten haben — Da er sagte, die Ciaarren sei-n bereits bezahlt, so bade ich ihm das Arbeits zinirner geossnet nnd die Kiste unter den Schreibtisch schieben lassen. — Er hat sich dann sofort wieder ent feint. « »Ich verstehe das nicht« " sagte Dr Heinrich. » Ciqarren W am Ende ein Geschent?« »Ich habe auch daran gedacht —- be unruhige Dich doch nicht unnötbia,« erw: derte seine Fran. — »Es kommt s doch nicht selten vor, dasz man den Herrn Lberlehter etwas wohlwollen sit-e »in-n ein-n h» Iiitmmslg ZU stim men sucht. Morgen schickst Du die Kiste zurück und die Sache ist abge: macht.«' »Das wäre schon ganz schön « aber welche Firma schickt denn so spät des Abends noch durch Boten ein Paclet2« »Aber, lieber Mann,« entgegnete nun wieder Frau Heinrich. »Du hörst doch. der Mann ist schon einmal da gewesen und konnte das Partei nicht los werden. Er wartete vielleicht in einer benachbarten Aneipe in derHosss nung, daß wir zurücttomrnen würden, ttnd war dann sroh. das Packet nicht wieder mitnehmen zu müssen.« »Da haben Sie nun die Kehrseite der Medaille,« wagte ich nun endlich einzuwenden. »Hätten Sie den Jun gen nicht zurückgesandt, so hätte er den Mann nicht in die Wohnung gelassen und Sie würden jetzt noch mit Ruhe den Abend genießen. Hans tonnte, um Ihren Erziehunggprinzipien Ehre zu machen, gar nicht anders handeln, wie er es gethan hat. Sollte er viel leicht dem Manne das Betreten der Wohnung untersagen —- Das sviirde ihm wahrscheinlich wenig genützt ha ben. Sie verlangen von dem Knaben, daß er selbständig handeln solle, und ee hat diejenige Entscheidung getros ten, die er als achtjähriger Junge tressen tonnte.« Meine Worte. welche vielleicht in diesem Momente nicht angebracht waren, beunruhigten Dr. Heinrich nur noch mehr. Der Abend war uns nun schon verdorben; wir bezahlten unsere Zeche und brachen aus. Während der halbstijndigen Fahrt bemerkte ich, daß das Ehepaar Hein rich immer erregter wurde. Jch selbst war überzeugt, daß zur Beunruhi gung nicht die geringste Veranlassung ( vorläge, sreute mich aber im Stillens über den Vorfall. denn ich hosste,l meine leichtsrnnigen Freunde würden eine Lehre daraus ziehen. i Als wir aus der Elettrischen aus stieaen, baten sie uns, mit nach ihrer Wohnung zu kommen; der Abend sei; so schön, man tönne noch ein Weilchen aus dem Balkon sitzen. Ich that eg gern » war ich doch selbst aus den Ausgang der Sacke et was begierig; meine Frau ging jedoch mit den Kindern nach Hause. s Die Hausthiir war bereits geschle en. Wir öffneten, Heinrich steckte eine kleine Wachsterze an, und wir stiegen die drei Treppen empor. Alles tvar still im Hause. Die Korridorthüre war regfelrecht zugeschlossen --— man athmete au . Wir traten ein ——s doch ais wir die Zimmerthiire austlintten s-— da sahen wir die Beicheeruna. Aus demSchreib tisch, welcher durchwegs mit Sicher heitsschlössern versehen war, waren die Füllungen derausaeichnitten Eine tleine Kassette, in welcher der Ober lehrer das Gelb sür den Haushalt auszubewahren pslegte, war mit 760 Mart - nhalt verschwunden Versiche rungs- olizem Sparkassenbiicher, so wie ein Chectbuch hatte der Dieb un berührt gelassen. Ei toar also kein Gelegenheitsdieb. sondern ein ersah W Kunde. m Saan hatte er das Beet-item- erbr nnd aus dem obe ren Schubfach zwei Armbänder, eine goldene Uhr und ein Smaragdkollier entwendet. Außerdem fehlte ein klei nes goldeneö Tafelbesteei, welches Fans als Pathengeschenk erhalten atte. Eine kostbare Standuhr, sil berne Leuchter, ein vergoldeter Tafel aufsatz standen unversehrt aus ihrem Platze. Der vorsichtige Dieb hatte nur die kleinsten nnd werthvollfteri Stücke ausgewählt, welche er-bequem in seinen Taschen verbergen konnte»« Der Portier, welcher selbfst ganz verzweifelt war und zu ürchtett schien, dafz sich der Verdacht gegen ihn selbst richte, sagte, er habe selbst de Manne mit der Kiste die Thüre g - öffnet. Wann derselbe aber wieder das Haus verlassen habe, könne er nicht sagen. Erst jetzt dachten wir daran, die nicht sehr ninfangreiche Kiste zu öff nen, welche unter dein Schreibtisch stand. Sie war sauber in Packpapier eingewickelt und machte ganz den Ein druck einer Zigarrensendung. Das grosse Gewicht war etwas verdächtig. Als wir die Kiste geöffnet, fanden wir nichts als Matulatnr, welche ganz dicht über einander geschichtet war. Nun war des Räthsels Lösung nicht mehr schwer zu finden. Der Dieb hatte nach bewährter Methode eine günstige Gelegenheit ausfindig gemacht, in eine zur Zeit unbeniitzte Wohnung zu ge lanan. Ein kurzer Aufenthalt in derselben genügte hinlänglich, um sich über die Lage der Zimmer und den Platz der Werthgegenstände zu unter richten. Um keinen Verdacht zu er regen, hatte sieh der Mann sofort wie ker aus der Wohnung entfernt, jeden: falls aber nur, um eine Treppe höher zu steigen oder von einem Versteck aus den günstigen Moment abzuwarten.i Un oer Junge mir Mur- uno Hirn merschliisseln versehen war, so war an zunehmen, daß er abgeschirli fei, ei was zu holen. Er mußte also sofort wieder das Haus verlassen. Jn dieser Erwartung sah sich der Dieb nicht ge täuscht. Und nun konnte er mit Diel-« rich und Brechstange, die er bis dahin unter dem Rocke verborgen gehalten hatte, munter an’s Wert gehen Doch Eines war merkwürdig Wir hatten doch die Korridorthiire ver schlossen gefunden; sie mußte also mit einein passenden Schlüssel geöffnet und wieder geschlossen worden sein Nun wurde Hans in’s Gebet genom men. Anfangs stellte sich der Junge, als wenn er fich selbst den Zusammenhang der Dinge nicht erklären könne — aber nach« einem regelrechten Kreuzverhör lam die Wahrheit doch an’s Tageslicht. Er hatte nach dem Oeffnen der Flur thüre den Schlüssel aus das Spiegel tischchen im Korridor gelegt, und ali er dann die Wohnung verlassen wollte. war dieser Schlüssel verschwunden, während er den HaugschliisseL den er auf dem Schreibtisch gefunden, sofort in die Tasche gesteckt hatte. Er wußte nun nicht recht, loo er den storridor schlüssel gelassen, dachte auch nicht da ran, daß ihn der fremde Bote genonc men haben lönne und holte sich ais-z der Küche den zweiten zuerrridor thüre passenden Schlüssel, welcher dort ständig am Schlüsselbrett hing. So toar er in der Lage, die Wohnung wie der sorgfältig verschließen zu lönnenx doch der Dieb hatte den anderen Schlüssel, tonnte ungestört in die Wohnung gelangen, ungestört hinter verschlossener Thüre arbeiten und schließlich unauffällig verschwinden Natiirlich wurde sofort die Polizei unterrichtet. Doch alle Bemühungen waren vergeblich-— es lam nichts, als solut nichts dabei heraus. — «Ja, das war ein unglücklicher Zu fall,« sprach Dr. heinrich, als wir uns LE-- L-- m--I-cl --«I- ---:--- sk--. uvps wir Cis-spu- uuuj Dunst-s ways-i unterhielten. »Zufälligertveile hatten wir auch das Mädchen beurlaubt, die ihre trante Mutter besuchen tvollte.« »Seht richtig —- ein Zufall ist ji immer dabei. Aber wenn der Junge einem dahersausenden Radfahrer ausg weichen will und einem gerade um die chte faulenden Auiomobil unter diel Räder geräch, so ist das auch nur ein Zufall. Der Erwachsene, der ersah rener und umsichtiger ist« soll aber über den Unerfahrenen wachen unr» dem blinden Spiel deg Zufalls nicht zu weiten Raum gewähren. —- Bei alledem können Sie noch von Glüct sprechen; tväre Jbr Junge noch etwa-: tliiger und vorwitzig genug gewesen, dem Fremden etwas schärfer auf die Finger zu sehen, so hätte es ihm auch das Leben kosten können« ··—-—s«--—-—— RisserstindniL Lieuienani Alfred Schrecklich lwähi - rend die Tochter des hanses singt, in den Saan tretend und sich leise sei-: Feste Nachbar vorsiellend): »Seht-eck - l . « Der Nachbar lrnit einern »bedeu tnngtvolleu Blick nach der Sänger-ichs «Grauenhaftt« Zwei Birnen. Ein heiteres Erlebniß von L. F r a nz Vor längeren Jahren war ich bei einer der größeren Elektrizitätsfirmen im Rheinland als Montage-Jngenieur angestellt. Es war gerade zu jener Zeit, als die Anarchiften durch ihre berürhtigten Bombenattentate alleWelt m Schrecken setzten, worunter auch ich harmloser Staatsbiirger um ein Haar zu leiden gehabt hätte. Das kam fo: Unter meiner Leitung war dcks Schloß eines weltbetannten Großin dustriellen mit elektrischer Beleuch tungseinrichtung versehen worden. Der stommerzienrath ein etwas eigener Herr, war mit der Augfiihrung der Anlage und mit dem strahlenden Ef fett, den die Beleuchtung des Schlosses machte, überaus zufrieden. Ich hatte nich aber auch fo recht mit Fleiß in feine Eigenheiten vertieft, seine zuwei len wunderlichen Wünsche nach Mög lichkeit erfiillt, ja manchen Einfall, der ihm selbst nur undeutlich vorschwebte, m seinem Sinne herausgearbeitet. Die Folge war, daß er sich in seinem spä teren Verkehr mit unserer Firma stets on mich persönlich wandte. Einer der originellsten Lichtefsette in seinem Schloß war eine beinahe lebensgroße Figur, die in der erhobe i.ne Rechten eine Fackel, natürlich mit ftellungen trösteten mich einigermaßen über den veinlichen Gedanken, nun mit einer statt der verlangten zwei Birnen auf das Schloß zu kommen. Der Kommerzienrath sollte auch seinen Spaß an meinem Erlebniß haben. Morgen stand wahrscheinlich im FI schen Blättchen ein großer Bericht iiber das Bombenattentat auf dem Bahnhof. Es war mittlerweile ganz finster geworden. Jch kannte den Weg von friiher her genau, es führte eine ziem lich gut erhaltene Landstraße zum Schloß. Etwa zehn Minuten war ich gegangen, da hörte ich hinter mir ein Getöse. Als ob ein Haufe, laut und erregt schreiend, in schnellem Laufba hertäme, so klang eg. Jch war nicht furchtsam. Dennoch hätte ich mich ein oder zwei Strolchen gegenüber in die fer Einsamkeit nicht wohl gefühlt. Dieser Haufe von schreienden Men schen aber, der hinter mir herkam, machte mich höchstens neugierig. Jn Banden ziehen die Räuber aufDeutfch landg Landstraßen ja Gott sei Dank nicht mehr einher, also gerade die aroße Zahl zerstreute alle Besorgniß. Vielleicht zoan sie zum Feuerlöfchen auss? Mein Blick suchte den Horizont ab, ich entdeckte aber keinen Feuer schein· Allmählich konnte ich ihre Stimmen erkennen und ihre Reden und Rufe elettrischer Birne, trug. Ich hatte ihm bei der ersten Vorführung der Lichteinrichtung statt der gewöhnlichen iechzehnterzigen Gliihlampe eine Birne von außergewöhnlicher Leuchttraft, hundert Normalterzen, in diese Figur eingesetzt und zum Uebersluß noch eine Lampe von geringerer Spannung als die Betriebsspannung —— 110 Volt —1— gewählt. Der Fackel entströmte dem gemäß eine blendende Lichtfiille. Nun wollte er niemals eine andere Lampe liier hineinhaben. Den Nachtheil mußte cr allerdings dabei mit in den Raus nehmen, daß diese Lampen infolge der Ueberlastung durch höhere Spannung niemals länger als 2bi58 Stunden aushieltenx dann waren sie durchge brannt und mußten ausgewechselt werden. Das Vergnügen kostete atso Geld, aber das machte ihm nichts aug Mir natürlich noch weniger. Eines Nachmittags tam ich miide von der Reise ins Bureau. Herr Kommerzienrath X. hat nach Ihnen verlangt. Um Gotteswillen, ich soll doch nicht wieder nach F. hinausfahren mit dem Bummelzug und dann eine Stunde über’H Feld laufen? · Allerdings-. Heute Abend wäre Ge sellschaft, unverhofft, ein hoher Besuch, und Sie möchten mit zwei Birnen, Sie wüßten schon, was siir welche, so-: fort hinaustommen. Ingenieure sind ja nun eigentlich zu anderen Dingen in der Welt alg zum Gliihlampeneinschrauben, aber wag thut man nicht alles um einstuszreicher Kundschast willen! Zum Ueberslufz kam auch noch ein Telegramm, daß icli persönlich mit zwei Birnen Zu je 1W Kerzen sofort kommen solle. Also nun schnell eingepactt und aus die Bahn. Gerade zwanzig Minuten hatte ich noch bis zum Abgang des Zuges-. Rasch die beiden Gliihlampen her! Einpackenk Dazu ist keine Zeit. Eine in die Brusttasche des Mantel-J, die andere in die Zeitentasche. Die Stunde Eisenbahnfahrt benutzte ich zu einem Ectiläschen Es war im Tokyo-»n- qlls ist-i one-THAT taki-Es- fi reits dämmerig; die Laternen brann ten schon. Schlaftrunten wies ich meine Fahrtarte dem tontrollirenden Beam ten vor und drückte mich durch die Bahnsteigsperrr. Mit einem Male: BatttzZ Ein siirchterlicher sinnli, der unter der niedrigen Wölbung des Bahnhöfcheng schaurig wider-baute Den Blick werde ich nie vergessen, mit dem der Billetschasfner mich ansah, in itierer Angst» bleich, an allen Gliedern bebend. Ich wußte ja sofort, wag ge tchehen war: die ltjlijblampe in meiner Manteltnsche war acplatztz ich hatte sie in meiner Schlaftruutenbeii gegen daiJ Gitter gepreßt Da diese Birnen lust leer sind, so geben sie beim Springen einen vistolenschusiähnlichen sinall von sich, der unter den vorliegenden Ver hältnissen -·-— die besonders große Birne und der widerhallende Bahn steig is eben auch besonders kräftig aussiet Jch war instinktiv ruhig weiter gei aangen, und erst als ich den Bahnhof hinter mir hatte, siel anir wieder das entsetzte, angstverzerrte Gesicht des Be amten ein. Jch mußte lachen. Er hielt mich fiir einen Anarchisten und Bom benwerser und hatte gewiß erwartet, im nächsten Augenblick in die Lust ge schleudert zu werden. Aus das Publi tum hatte ich nicht geachtet. Es waren meist Bauern und tleine Leute, die an dieser haliestelle ein- und ausstiegen Sie mochten wohl alle so verblüfft und entsedt gewesen sein wie der »Sei-offnen Solche belustigenden Vor -.-.-»--·q »k. - erscheioen weit einem Male er tönte der Schrei: »Da ist er! Da ist der Düvelsterl!« Die ganze Rotte stimmte ein. Mir erstarrte das Blut in den Adern. Es war klar, daß ich gemeint war. Jch drehte mich um und sah eine ganze Horde von jungen und alten Männern, meist Bauern mit Knüppelm Dresch flegeln, Sensen und ähnlichen Waffen im Laufschritt auf mich zukommen. Dabei stießen sie wilde Fläche, auch Schimpfworte und Verwünschungen aus. Sollte ich fliehen oder bleiben? Jn einem Augenblick stellte ich mir die Frage und beantwortete sie auch. Jm nächsten Augenblick befand ich mich xchon in vollem Lauf. Offenbar ver olgten sie den Attentäter, den Vom-: benwerfer, den Anarchisten in mir, nnd wer einmal die Belanntschast eines witthenden Bauernhausens ge macht hat, der toird die Eil zu wür digen wissen, mit der ich den Weg un ter die Füße nahm. Jch wußte ganz genau, das mindeste, wag mir bevor stand, war, daß ich nach gehörigen Prügeln zuriickgeschleppt und in ihr Gewahrsain gebracht wurde. Wie derb sich aber ihre Wuth äußern würde, ob sie mich halbtodt oder vielleicht auch ganz todt schlagen würden — das wußten meine Versolger ebensowenig irie ich Mittlerweile war der Zwischenraum zwischen uns immer lleiner geworden. J chhorte nicht nur ihre Rufe ganz ge nan, sondern vernahm auch das Klap vern, Schleifen und Klirren ihrer Ge legenheitswaffm Meine Kraft und Tunsdauer aber nahmen immer mehr ab Mein Athern ging kurz und ston weise. Lange hielt ich eJ nicht mehr aus Ich blickte um mich, ohne mei: nen raschen Lauf zu mäßigen. Da fah ich seitwärts cmi Wege einen Heu fwober stehen. Raschs sprang ich hin til-er und dertte mir den Rücken. Im Nu war ich umringt. Mit wildem th- c««..-.: « it- -«- .- « H» Hu neu-»I- uuxo um unu- Uterus-, aber doch in gebührender Entfernung, wahrscheinlich waren sie der Meinung daß ich so ein halbes Dutzend Vom ten mit mir hernmtrüge. Diese Angst meiner Verfolger rettete mich, sie gab mir auch meinen Humor nnd mein lJetbstvertrauen wieder. Kühn trat ich vor und begann zu reden, um sie iiber ihren Jrrthum aufzuklären. Aber meine Rechnung war falsch Kaum hatte ich meine Rückendecinng ausae neben, so drängten sich einige — - die «tiiithigsten — zwischen mich nnd den benschoher, um so von hinten an mich in gelangen Nun war alles verloren. Blitzschnetl iiberleate ich Jm nächsten Moment konnte der erste Dreschfleael aus mich niedersanfen. Jch weist jetzt selbst nicht, woher mir ter rettende Gedanke tam· Wollten sie durchaus ihre Bombe haben -- gut, sie konnten sie kriegen! Ein rascher Griff in die Brusttasche, ein energischer Wurf -—« und die zweite Glühlampe explodirte am Meilenstein. Noch tönte der kurze, scharfe Knall in meinen Ohren nach, und schon war ich allein. Eine Anzahl herrenloser Kniippel und Sensen bedeckte den Bo den, weit hinten aber hörte ich die trampelnde Flucht meiner Feinde, die gewiß keine Lust mehr verspürten, den Anarchisten zu fangen. Jch selbst —- das muß ich gestehen « legte den Restdes Weges bis zum Schloß ebenfalls in beschleuni tein Tempo zurück. Nicht aus Sehnsucht nach dem Kommerzienrath Jni Ge qentheilt Nun mußte ich ja mit leeren änden vor ihn treten. Der hohe der ganzen Beleuchtung verzt , dafür gab ich mein Abenteuer zum Besten und erntete schallendes Ge lä ter. n der Nacht wurdeich mit den an deren Gästen im Wagen nach dern Bahnhof gebracht und fuhr unbehel ligt nach Hause. Die Nummer des F....er Gemeindeanzeigers, in der das ,,doppelte Bombenattentat eines Anarchisten« geschildert ist, bewahre ich heute noch auf. W Auf dem Heimweg. Jn Katzenbuckelbach war heut’ große Kirchweih; aber weil net g’raufi wor den is, hat ’s richtige Animo g’fehlt und der Rumpelbauer is deswegen schon um dreie in der Früh ordentlich unbefriedigt z’ Haus g’waclelt. Unter wegs begegnet ihm der TullingerSepp, der heut’ auch vergebens auf eine Kei lerei g"ivartet hat und nun schwer ge laden seinem Dorf zuschwantt. Just beim Wegweiser torkeln sie aneinander vorüber. ,,’n Ab’nd!« murmelt der Rumpel lsauer. ,,’n Nachtl« lallt der Tullinger Sepp und lehnt sich in einer begreif lichen Schwächeanioandlung an den Wegweiser. Der Rumpelbauer wankt knapp an ihm vorbei, fühlt sich aber plötzlich hinten am Schiringriff fest a(halten. ,,Auölassen!« brumint er unwillig und zerrt, ohne sich erst umzusehen, an feinem Paraplni. Aber der Tullinger Sepp lasit nicht aug, weil ---— nun weil nicht er, sondern der Weaweiser den Schirniqriff festhaltet. Da wird der Rumpelbauer wild, hängt sich init allen zwei Händen an den Schirm, schreit: »Hinimi sakra!« und macht einen Ruck, alLs ob er einem Ochse-i ’n Schweif augreißen wolli’; aber der chweiser hat nicht aus-lassen wollen. Lluf einmal niacht’S einen Kracher, der klinrnpelbauer flieat auf d’Nasen, Besuch mußte also auf ben Kna t s- www-IN RHIHNITQFZJHM -—..»»z uno oer ao orochene Wegweuer saur ihm auf’n Schädel, daß’s nur so plum pert und ihm ordentlich ’s Hören und Sehen vergeht. Er ist aber gleich wieder in der Höh’, der Rumpelbauer, und schreit fuchsteuselswild: »Wart, Du elendiaer Kerl! J wer Dir geben« s-- auf mi losz’schlagen!«, fallt über’n Tullinger Seppl her, wackt’n bei die Füß und haut’n wie net g’scheit. Der Tullinger Seppl is ihm aber auch nix schuldig blieben und hat z’ruckg’haut, was er nur können hat, und so hab’n sie sich priigelt nnd a’rauft, bis sie nimmer recht schnanusen konnten, und wie ein jeder endlich g’nug g’habt hat, sindUJ 3’Haus tappt, haben sich ’n Buckel und sonst noch wo g’rieben und jeder hat heimlich in sich hinein g·schmunzelt: »Schau, schau, hätt’ ma’s net denkt, daß i mi’ heunts no’ so guckt unter halten thät’!« s———-—-—-— Das Fest des Herrn v. Katze-stated Ein Jahrhunderte altes Fest, Gre gorius genannt, wird alljährlich in Koburg begangen. Es ist eine Ver theilung von Liebeggaben, deren Ur sprung bislang historisch noch nicht festgestellt wurde, an die städtischen Beamten und die Schulkinder. Eine Rolle spielen dabei Brezelm Brat wiirste und Wein sowie der sogenannte in klinaender Münze bestehende »Gu goriugbatzen«. Allmählich hat sich als Kern der Feier ein Kinderfest daraus entwickelt. An die Knaben kommen zur Vertheilung je 20 Pf. als Grego 1iquat3en, 4099 Brezeln und 166 Liter Wein, an die Mädchen 280.8() M. an Geld und 1645 Brezeln. Je der städtische Subalternbeamte erhält sechs Brezelm eine Flasche Wein und zwei Rostbratwiirste mit Seinmeln, jeder Polizeibeamte Vier Brezelm eine Flasche Wein und zwei Brattviirste. Die YJtaaistratgräthe, die Direktoren R-.- sUk--.... »e-« U»tuuusiusu:, urt incutsujuth UcV Seminars und der städtischen Volks schule erhalten als Ehrengiiste der Stadt je zwölf Brezeln. Die äußer liche Feier aipfelt in einem Festzug der etwa 4000 Schultinder durch die Stadt nach dein Anger. Der Festzug wird von einersUtusittapelle angeführt, hinter welcher ein Knabe mit der Maske eines Katzentopfeg schreitet und nach allen Seiten Reverenzen macht. Jn einem fort aber ertönt aus den Kindertehten der Festgesang: »Es lebe der Herr von statzentops und seine Frau- dopp- hvpp. dopp- Vivat hoch. vivat hoch, vivat hoch.« Was der Herr von Katzentops mit dem Fest zu thun bat und weshalb ihm diese Ehrung zu Theil wird, ist nicht bekannt. Auf dem städtischen Anaer finden dann für die Jugend allerlei Spiele statt, wäh rend in einem besonderen Raum die itiidtischen Beamten und die aelndenen Gäste auf Kosten der Stadt bewirthet werden s--—-.-.--s-s Höchste Zerstreittlpeit. ,,Wo ist denn Jhr alter Diener Jean?« ,,(5-ntlassen. Der arme Kerl wurde schließlich so zerstreut, daß er mitb rend meiner Vadereise die Teppiche anstatt ausllopfte, berilopfte.« Kinder-wund Mutter: ,,Fritzcl;en, Frischetn kannst Du denn nicht ein bischen artiaer wer den«-»-m Friychem »Ja, liebe Mama, jeden Abend bitte ich den lieben Gott da rum, aber er thut’g nicht!«' Kellnen »Mein Herr, Sie sind Zeuge, daß man mich soeben einen Esel nannt hat« » « Ga : »Ja. das lann ich bestäti gen!« .