Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 26, 1904, Zweiter Theil, Image 14

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Sie zue(rst fis-achs ZeugJZamen aus
nd ging mit einer gerader unheim
Sicherheit, als folge sie einer
ren Eingebung, geradeswegs aus
Ziel los.
Leise fügte sie hinzu: »Ich war
An si auf alles gesaßt.«
ine Erinnerung tauchte vor Vin
cent aus. Jn ein schwarzes Tuch ge
Mt, fah er Estelle erröthend und ver
legen wieder vor sich im Kreuzgange
stehen und zu ihm sagen: »Nehmen
Sie sich vor Frau Dulaurier in acht.«
such jener andere Tag fiel ihm ein,
da sie von einem bösen Zauber gespro
hatte, und jener Ballabend, wo
hlvie’s Nähe genügt hatte, einen
Ohnmachtsansall bei ihr hervorzuru
. Es war, als sei sie mit einem
besonderen Sinn ausgestattet, eine
ihm bevorstehende Gefahr vorauszu
siihlen, und als müsse sie selbst darun
ter leiden, wenn ihm ein Unglück droh
te. So wenig Bedeutung Vincent
auch sonst geheimnißvollen Ahnungen
beizumessen pflegte, diesmal graute
ihm doch bei Estelle’5 Worten -—- für
sie ebenso wie fiir ihn. Auch ihm war
es, als schwebe irgend ein Unglück in
der Luft, und selbst Germaine schien
von ähnlicher Furcht ergriffen zu sein.
Frau Lancelot allein war unbefan
gen genug, nichts derartiges zu em
pfinden. Wie immer die Dinge von
der . besten Seite betrachtend, meinte
,. densalls ist die arme Frau Du
lau et sehr zu beilagen....«
Sie hielt überrascht inne, und
Estelle stand von ihrem Platz aus —
denn die Thüre hatte sich soeben halb
Iessfnet, und das verstörte Gesicht des
Burschen kam zum Vorschein
»Was wollen Sie hier«-" herrschte
Vincent ihn an, empört über dieses
undesugte Eindringen.
«Man wünscht den-Herrn Haupt
sann zu sprechen«, stammelte der ar
Ie Kerl verlegen.
,Wer denn?«
»Wer Herren.«
.Sie sollen einen Augenblick war
ten, ich lomme gleich«
Der Bursche zögerte, schloß die
Thüre, öffnete sie aber wieder.
»den Hauptmann, sie wollen nicht
werten; sie haben gesagt, daß, wenn
der herr Hauptmann nicht gleich
Mine, sie ihn holen würden!«
»Na, das nenne ich wirklich unver
srsten!« brummte Frau Lancelot.
»Wer sind denn diese Kerls?« ries
sincent wüthend.
»Sie wollen ihren Namen nicht sa
sn, Herr Hauptmann.«
.Und Sie haben sie zu mir herein
xärssen».. Sie haben...- verzeihen
, meine Damen.«
· Stufen aus einmal nehmend,
; der Ofsizier brummend die Treppe
Hinauf und stilrmte wie ein Wirbel
Iind in seine Wohnung.
Allein dort sah es aus, als sei ihm
bereits ein Wirbelsturm vorangegan
, denn nicht nur alle Zimmerthiiren
Eben offen, sondern auch die
ränte und Schubladen, in denen »
bereits herumgewiihlt worden war.
.Diebe!« sagte er, an den Säbel
fassend, zu sich selbst.
St trat in den Salon und sand da
die vermeintlichen Dicbe. alle vier
Eber einen Glasschrant gebeugt. Das
Wunderbarste aber war, daß sie beL
seinem Eintritt nicht zurückwichen und
er auch seine Absicht, den Säbel zu
ziehen, nicht ausführtr. "
Die Eindringlinge trugen durchaus
nicht die Züge von Räubern, es waren
tm Gegent «l ansehnliche, theils kahl
Mae. t ils moblftiiitte beeren
und in einem von ihnen erkannte Bin
cent sogar einen Untersuchungsrichtek,
mit dem er die Ehre gehabt hatte, im
pergangenen Monat beim Brigade-»
eotntnandeur zu speisen.
Der Untersuchungstichter, ein
Mann der neuen Schule, der durchaus
nicht steif und pedantisch fein wollte
ondetn in Rede und Haltung dem
ortschritte huldigte und sich dabei
auf den gewandten Salonmenfchen
hinausspielte, war ein in mittleren
achten steh-endet elegantet Mann mit
aiment Vollbart. Trotz feiner mo
-detnen Anschauungen fühlte er sich
aber in diesem wichtigen Augenblick
doch bemüßigt, sich stolz in die Brust
is weter und Vincent mit einer Mie
Ie, worin dieser seinen lustigen Tisch
snvssen von neulich laum wiedetek
kannte anzuxedem
»Den Hauptmann, ich bedauere
II» lebhafteste den uns obliegenden,
schlichen Auftrag. Der beste Beweis
Mr vaeLidi e ganz besonders Meiste-his
se, womit wir , der Herr
gämnwalh der Herr Polizeicow
- Æy des den Gerichtsschkeiber und
sz W verbeugten sich die dkek
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TM MM Ml den Grund unfe
Dkkk Hauptnmnns
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A På Hm schickt von seiner
Märschen satt-, nut- wphc
H- MM bete-dek- eine-i
« « - OWNER die
.»-— s
Worte auf die Goldwage le n muß,
antwortete, seinem Frageste er scharf
in’s Gesicht sehend:
»Nein, ich errathe es nicht. Nur ein
Ereigniß tann meines Wissens das
Gericht interessiren und das ist der
Tod meines armen Vetters Dulaurier,
bei dem ich zu meinem Schmerz euge
war. Allein es ist mir neu, da es
Sitte ist, einem eugen in's Haus zu
fallen und seine Ochubladen zu durch
suchen.«
Der Untersuchungsrichter ging auf
diesen mittelbaren Vorwurf nicht ein,
sondern nahm, wahrscheinlich in der
Voraussetzung, daß die Verhandlun
gen lange dauern würden, ohne eine
Aufforderung abzuwarten, auf einem
der Lehnstühle Platz. Dann sagte er,
wieder ganz mit der Würde feines
Standes:
»Es handelt sich in der That um
den Tod des Herrn Dulaurier. Wollen
Sie die Güte haben« uns alles mitzu
theilen, was Sie über diesen Vorfall
wissen? Ich brauche wohl nicht hinzu
zufügen, daß sowohl Jhr eigenes Jn
teresse, wie die Rücksicht aus das Offi
ziercorps, dem Sie angehören, ver
langt, daß Sie sich genau an die
Wahrheit halten«
Er machte dem Gerichtsschreiber ein
Zeichen, seines Amtes zu walten, was
indeß überflüssig war, da sich dieser
bereits an Vincent’s Schreibtisch
häuslich niedergelassen hatte.
Diese Besihergreisung steigerte Vin
cent’s Aerger, und schärfer als bisher
sagte er:
»Könnte ich vielleicht erfahren, wa
rum Sie meinetwegen von dem ge
wohnten Gange des Gesetzes abweichen
und in welchem Zusammenhang mein
Interesse und das Ofsiziercorvs mit
dem in Frage stehenden Unglücksfall
stehen?"
Diese ruhige Sicherheit schien den
Richter nun doch zu verwirren, denn
er sagte, seine hoheitsvolle Miene et
was ablegend:
»Herr Hauptmann, ich will offen
mit Ihnen sprechen. Es handelt sich
um mehr als einen Unaliicksfall. und
Sie werden nicht nur als Zeuge ge
laden. Mit anderen Worten, der Tod
Herrn Dulaurier’s wird einem Ver
brechen zugeschrieben, und aegen Sie
liegen so schwerwiegende Verdachts
gründe vor, daß wir uns der Pflicht
nicht entziehen durften, eine has-Hu
chung bei Jhnen abzuhalten«
Eine Blutwelle stiea in GerbaulU
Gesicht.
Er eines Berbrechens angetlagt!
Schon beim Anblick des Untersuch
ungsrichter hatte er so etwas geahnt,
und auch woher dieser Schlag kam,
wußte er sofort. Nichtsdestoweniger
hatte er nicht iibel Luft, diese grobe
Anklage mit einer Ohrfeige zu beant
worten. Allein er bezwang sich und
sagte ruhig: -
.Diese Beschuldigung kommt wohl
von Frau Dulauriet. Umso besser:
ießt brauche auch ich kein Blatt mehr
vor den Mund zu nehmen«
Erleichtert athrnete er auf. Nun
gab es teine Gewissensbisse, teine Ber
antwortung, keine Bedenken mehr.
Gott sei Dant: seine Person war nicht
die Triebfeder ihrer verbrecherischen
handlung gewesen! Sie liebte ihn
nicht« nein, sie haßte ihn! Diese tolle «
Beschuldigung war der beste Be
weis
Ohne Zorn. fast mitleidig, wie fe
mand, der weiß, daß es nur eines
Wortes von seiner Seite bedarf. um
den Jrrthum aufzuklären, sagte er
sehr ruhig:
»Ich brauche meine Unschuld wohl
nicht erft zu versicheru. Wenn Sie den
Sachverhalt gehört haben, werden Sie
selbst obne Mühe die schuldige Person
nennen.«
Mit aefvannten Blick-s humo- hi
Gerichtscommissiom eifrig beugte sich
der Schreiber aufs Papier. «
Ohne weitere Einleitung begann
Vincent aufs genaueste die Vorfälle
des letzten Sonntags zu berichten: von
dem Augenblick an. wo er, ohne eine
Ahnung von der Anwesenheit des Ehe
vaares Dulaurier in jener Gegend,
Tarbes verlassen hatte. Nicht den
kleinsten Umstand überging er bei sei- .
ner Erzähluna,weder die unvermuthete
Begegnung im Gebiraswirthshaule,
noch die dort eingenommene Mahlzeit
und den gemeinsamen Aufl-euch Und
je weiter er in seinem Berichte kam,
desto mehr wunderte er sich selbst über
die seltsame Vertettung der Ereignisse.
Da war nicht ein Umstand, der ihm
jetzt nicht verdächtig erschienen wäre,
der nicht zur langsamen, aber sicheren
Lösung deZKnotens führen mußte. Er
klärungen oder persönliche Eindrücke
hätten die geradezu oerblitftende Wir
kung der hatlachen nur .schtviichen
. können, unter der-en Bann seine schwei
. enden, auf-nett am lauschenden Ju
. örer standen. r selbst war so fehr
;davon erfüllt, daß er alles Uebrige
der a
» gest Bericht näherte sich i t dem
uptereiggisie. Klar und utlich
Erfnd altes vor ihm: der las am
serrande, das draufende Jer, die
an den ksen lehnende Solon, den
it c sinkt Klappstphcgerichs
itset, u aus des n, schwanken
IU sit- ia vie-, time Man-,
derwederdenvori inailhntndensch
grund, noch den se tsarnen Blick hin
ter ch ish.
« ie haben rrn Dnlaurier nicht
hinunter iirzen e i« unterbrach ihn
plii lieh r Untern Lciungsrichter
.ein, ich war ja vorausgegangen,
urn den Kutschesherbeizurusen.«
»Wi- haben Sie. flals Sie auf den
Hülferuf herbeikame , Frau Dniaus
riet getroffen?«
»Am Userrande.«
.,,Gut fahren Sie fort. «
Vincent beschrieb jetzt den Kampf
zwischen ihrn und Sowie und seine
darauffolgenden vergebiiehen Ret
tungsveriuche.
Wieder wars der Richter einige Fra
gen ein.
»Wie viel Tit lag zwischen dein
Sturze und Augenblick. da Sie
selbst in’s Wasser sprangenik
Etwa acht bis zehn Minuten."
»Was that Frau Dulaurier wäh
rend Jhreö Rettungsversuchesi«
» ch weiß es nicht«
« nd was that sie nachheri«
»Ich habe sie nur einen Augenblick
vor der Absabrt von dem kleinen
Wirthshause wiedergesehen.«
»Hm sie mit Jhnen gesprochen?«
»Nein.«
Ohne weiter unterbrochen zu wer
den, vollendete Vincent feinen Bericht.
Die daraus zu ziehende Schlußfolge
rung lag auf der Hand. Fragend sah
Vincent seine Zuhörer an.
Und in der That, nach kurzer Pause
sagte der Untersuchunasrichtert »Sie
beschuldigen also Frau Dulaurier, die
Rettung ihres Mannes verhindert zu
haben?«
»Ja.«
»Und Sie haben sie sogar im Ver
dacht, daß sie absichtlich den verhäng
nißizsllen Sturz herbeigeführt hat?«
« a.«
Erleichtert, als habe er eine schwere
Pflicht erfüllt, athnrete Vincent auf.
Wieder trat eine Pa ise ein die ihm
diesmal unverständlich war. Endlich
et ariff der lintersimäunnsrickiter dass-l
Wort:
»Sie beantworten somit Frau Du
tauriers Antlage mit einer ähnlichen
Beschuldigun. Das Sonderbare da
ran ist, daß hre Darstellung sämmt
licher Nebenumstände vollkommen mit
der Frau Dulauriers übereinstimmt
woraus man schließen tann, daß diese
Darstellung der Nebenumstände den
Thatsachen entspricht. Es bleibt uns
also nur der Hauptvuntt. So wissen
Sie denn, daß die Rolle die Sie bei
dem Ereigniß aespielt zu haben be
haupten genau dieselbe ist die Frau
Dulcurier sich zuschreibt· Jhrem Be
richte nach war sie diejenige, die vor
ausgegangen ist, um den Kutscher her
beizurusem und Sie mit ihrem Gatten
allein zurückgelassen hat. Sie will es
gewesen sein, die aus dentdiilserus um
etehrt ist und Sie am Uferrande hat
ehen sehen. Sie habe ihren Gatten
retten wollen, sei aber von Ihnen da
ran verhindert worden« Trotzdem
habe sie noch einen Versuch gemacht.
wenn auch ohne Erfolg, ein Umstand,
den Sie. here Hauptmann. mit Still
schweigen überaingen, der aber durch
die Aussaqe vieler Personen bestätigt
wird die Frau Dulaurier, von Wasser
triesend, am Ufer haben stehen sehen,
als man den Leichnam dort nieder
legte.«
Die tluge VorsichtämassreaeL ein
steiwilliges Bad zu nehmen. sah Sal
vie sehr ähnlich, und als Vincent diese
Bemertuna ausbrach erwiderte der
Untersuchungsrichter in scharsem
Tone:
»Es-en denselben aeschietten Kunst
griss schreibt Frau Du! aurier Ihnen
zu. Wie sie »wir ausdrücklich mit
theilte, haben» Sie sich erst in dem Au
genblicke in’s Wasser gestürzt als an
dere Leute herbeikamen um diese durch
Ihren ansckieinenden Rettunasoersuch
zu täuschen«
Die bis dahin noch immer dem Cha
rakter einer privaten Unterreduna an
gekasthe Auseinandersetzunam hatte
»F tat 1
UIUYIZW LTII ktlkcs HEXUULUMU (WILJUIV
angenommen Voll tsinpöruna em
pfand es Vincent· War es möglich«
daß die Macht der Wahrheit nicht zu
seiner Vertbeidiauna genüate2 Mußte
er sich wirtlich soweit berablasien, sich
zu rechtfertigen diese Lägen zu wider
legen?
»Was soll das alles beißen?« « er
warf den Kopf zurück —— »Sie werden
mich doch nicht ernstlich im Verdacht
habeu?«
Wieder herrschte einen Augenblick
lang reinliches Schweigen Endlich
sagte der Untersuchungs-richten jede
Silbe betanend:
»Dariiber brauche ich mich Ihnen
geaenilrer nibt auszusprechen und Sie
haben tein Recht, diese Frage an mich
zu stellen· Dennoch will ich in Ihrem
Futeresse einiae Umstände beleuchten,
die nicht zu Jbren Gunsten sprechen
und die ich von anen ertlört baben1
möchte.«
»Das wird nicht schwer lein« .
Erstens einmal geben Sie selbst zu l
und Jbr Kutscher bestätigt es, daß Sie »
nach-dem Gabelfriibstück mit den Du- j
laue-ers heimlich deren Max-en wegge- j
stoungen ben, mit anen eurüchrml
kehren, an att seineReise fortzusetzen« 3
vEtsch that es aus herrn Dulaierier’5 !
r e.«
»Und doch hat dieser in Anwesenheit
des Kutscherj zu seiner Frau gesagt:
Das ist wieder einmal so ein Stretchs
von Vincent«
«Ullerdtngi, aber ....«
Vincent erzählte, was zwischen ihm
und Oder-und vora gangen war,
wunderte sich aber set it, während er
dies that, des ei so vteter Worte be
durfte, um eine an sich to einfache
» · zu erklären Ihm spat dabei
abnkch zu Ruthe, tote beim Unter
tauchen ln das tlarewesee des Mr.
too er den seiten Kieselboden rntt Leich
tigkeit zu erreichen ge laubt hatte.
troidern aber imnrer tte er und tiefer
sant und schließlich seine ganze straft
anstrengten mußte. unt nicht ganz zu
u ,
r Richter ging zu einem anderen
Puntte iider.
»Da. wie Sie sagen, Jhr Verdacht
sofort auf Frau Dulaurier fiel, wa
rum haben Sie ej nicht zur Anzeige
gebracht?«
»Es war unrichtig von mir, ich gebe
es »in,« säumte Vincent freimiitbig ein
Ader die Rkckle des Antliigers wider
strebte rnir. Außerdem,« fuhr er, sich
immer mehr in seinen eigenen Worten
oerfangend fort, «hatte ich auch keine
thatsächlichen Beweise vorzudrin
gen ....«
.Wiibrend alle Anzeichen gegen Sie
sprechen,« vollendete der Richter höh
nisch.
Er hatte recht. Auch Vincent wurde
dalt plötzlich klar. Vpll Bestiirzung
hörte er den Richter fortfahren:
»Da wir also nur Anzeichen haben,
müssen wir unsere Schlüsse eben aus
diesen ziehen. Sosort nach dem Ereig
niß klagt Frau Dulaurier Sie des
Verbrechens an, sie hält sich von Ihnen
scrn, weigert sich. mit anen zu spre
chen, und unmittelbar nach ilsrer An
tunft in Vanneres macht sie Anzeige
beim Gericht. Auch dem Pudlilum ge
aeniiber scheut sie sich nicht, ihren Ber
dacht zu zeigen, denn sie hat Ihnen
die Theilnahme am Begräbniß nicht
gestattet. Sie dagegen weichen der
Oessentlichteit aus, lehren trotz der
Ermüdung, die Sie doch empfinden
mußten, in’s Lager Ihrer Kameraden
iuriict und ziehen auch diese nicht in’s
Vertrauen. Sie lehnen sich nicht da
gegen aus, daß man Sie nicht zum
Begräbniß aufgesorderl dat, und um
Sie zum Reden in aivinkren müssen
wir Sie in Jhrer Wohnung auffuchen, I
wo Sie uns nichts anderes zu erwi- sz
dern wissen, als Frau Dulaurier des- .
selben Verbrechenz zu beschuldiaen,·
dessen Sie längst von ihr angetlagt
worden sind.« ; ·
Nichts konnte gegen die Richtigkeit
dieser Folgerung eingewandt und der
Rickter weder der Parteilichteih nochi «
mangelnder Logit beichuldigt werden«
Entri« unglautliche Schlauheit txnds
ihre noch unglaublichen Frechheit wa- i s
ren wohl dazu angethan, jemand hin- ; «
ter’s Licht zu führen. Immerhin aberl
konnte diese Täuschung doch nur vor
übergehend sein. Mit neuaewonnener
Kaltkliitigkeit antwortete Vincent:
«Entschuldigen Sie, allein ehe Sie
meine Behauptungen und die Frau
Duieiirier’- einander geqeniibersteflen,
iollten Sie doch wohl erft wissen. wer
sie eigentlich ist und wer ich bin. Bei
brer Kenntniß der Sachlage haben
ie sich doch gewiß nach meinem Vor
leben erkundigt.«
»Es ist tadellos, mit Veraniigen be
stätige ich dies hier« aber auch das der "
Frau Dulaurier bietet dieselbe Ge-· (
währ.«
.Sind Sie dessen so sicher?" ·
Gespannte Anfmertiasnteit war auf «
allen Gesichtern zu lesen. Ein jeder -
fühlte, dasz hier der augfchlaggebende
Punkt der Sache liege, und dass das
Vorleben der Persönlichkeiten unbe
dingt zur richtigen Beurtheiiung der
Ereignisse erforderlich fei.
Vincent durfte also mit seinen Ent
hijllnngen nicht länger zurückhalten
War er doch vielleicht der einzige
Mensch, der die Tiefen von Soll-ist
finster-er Seele zu ergründen ver
mochte, und das, was er dort entdeckt
hatte, sprach er ieht offen und ehrlich
aus. Er bestrebte sich, diese seltsame
nach Genuß, Luxus und Abenteuern
lechzende Natur zu schildern. die um
jeden Preis aus ihrer engen Umge
bung herauskommen wollte, und die.
da ihr dies aus anständigem Wege
nicht gelang, ohne Scheu zum Verbre
chen gegriffen hatte. Keine Einzelheit
war unberührt geblieben fo llar und
til-erzeugend schilderte er ihren Cha
rakter. ihre sittliche Verderbtheit, daß
Oft-f III-Ists III-s III-« msvthIZÅIDZO
- Fl----,
schwinden mußte.
Deraussordernd sah Vincent sich
um, und zu seiner Ueberratchung be
rnertte er nur sinstere Gesichter.
»Herr bauptmann,« versetzte der
Richter rnit eisiger Ruhe, »selten
spricht ein Mann über eine Frau in
einer Weise, wie Sie es soeben gethan
haben. Auch in diesem Punkte ist
Frau Dulnurier Jhnen zuvorqetorns
men, ia sie war sogar noch aufrichtiger
als Sie, und wenn ich Frau Tumu
rier’s und Jhre Aussage vergleiche,
so suche ich auch hier vergeblich nach
einein Beweis, oder auch nur nach ei
nem Anzeichen, daf- geaen jene Frau
und zu Jhren Gunsten spräche.«
Nun endlich ließ der Richter seine
wahre Meinung durchtiirten Snlvie
hatte ihn iibertölpelt, geblendet, unter
iocht und zwar so gründlich. daß nichts
diesen Jrrthum zu heben vermochte.
»Aber so sagen Sie rnir wenig
stens,« rief Vincent außer sich, »da es
ja nun doch einmal so weit getomrnen
ist, daß ein anständiger Mann, ein
Mann, der die Ehre hat, die französi
sche Unisorni zu traYem sich gegen die
Antlagen einer erbarnilichen Verbre
cherin vert idigen soll sagen Sie
rnir wenig teni, zu welchem Zweck ich
ohne jeden Grund. ohne jedes persön
liche Interesse ein solch’ entseilichei
Verbrechen hätte begehen sollen, eine
Saat-lang gegen die mein ganzes
orieben Verwahrung einle ti Min
Y--x------,-v·
inen Sie irgend einen Gran sindeni
Fund dann überlegen Sie sich doch,
iwern dieses Verbrechen Viertheil
sbringti Wen befreit der Tod meines
larmen Vetters von einer lästigen Ue
bertvachung, weintverschasst er ein un
»in-F s - ask-a- « ps" «
März ge gen brechen, sie i
Ihnen, here dauptmann.« »
Ha te. der Mann den Ver and ver
loreni Fast mitleidig sah V nrent ihn
an.
«Jawohl,« fuhr der Richter trium
phlrend fort. »Nun wären wir ja
endlich aus dem Punkte angelangt,wo
hin ich Sie führen wollte, und den Sie
selbst zu berühren siir gut finden. Der
Erbe des Herrn Dulaurier sind Sie,
und Si- wußten dies auch. O, leug
nen Sie es nicht, es wäre zu unklug.
Wir wollen lieber nun auch Jhre Cha
rakteristik feststellen, fo wie Sie uns
vorhin die Frau Dulaurier’s vorge
siihrt haben.» Vor sechs Monaten kom
men Sie nach Toulouse, wo Sie einen
nahen Verwandten wiederfinden, den
Sie seit Jahren aus den Augen verlo
ren haben. Während Ihrer Jugend
iahre haben Sie Jhr väterliches Erb
iheil vergeudet, so daß Jhre Vermö
enslage nicht mehr im Einllang mit
hrem bange zu Luxus und vorneh
mem Auftreten steht.«
Der Richter warf einen beieichnen
den Blick auf die kostbaren Schranke
und Truhen und fuhr dann sort:
(Fortsenung solgt.)
O—
Selhststöudiqkeib
Man liest und schreibt jetzt so viel
Liber alle möglichen Erziehungssragen
und doch scheint mir, daß gerade einer ;
der wichtigsten Punkte, nämlich die.
Erziehung zur Selbständigkeit, be
touerlicherweiie Vollkommen vernach-'
Zeissigt wird· i
Selbständigkeit ist die Fähigkeit, i
»ich in allen an uns herantretendens
Lebenslagen helfen zu lönnen, undj
PWCL Weilst nolylg, kllluL vqllr iuisgc
iu überlean oder mit anderen zu be
rathen. Oie verschasst uns die denk
dar größte Unabhängigteii, gibt uns
Das so nöthige Selbstvertrauem
Wärst das Urtheil. befähigt überhaupt
zum raschen Ueberblicten gegebener
Verhältnisse, Bortheile, die heutputage
iewiß nicht u unterschätzen und Lur
Mann-und krau von gleich gro er
Bedeutung find.
Aber die Selbständigteit muß von
iriihester Jugend an geiibt werden,
znd hier möchte man wahrlich sagen:
Bliicklich d i e Kinder, die nicht immer
:ine hilsbereite Mutter oder Kinder-—
irau um sich haben. Jm allgemeinen
Vird die Liistuiigssähigleit der Kiss
der volltommen unterschäsL ·Das
kann man von einem Kinde nicht ver
lan»en""'. ist eine Redensart, die mai-.
tnzähligemile hdren kann. Unts doch
:ibt es eine arise Merge kleiner
Dienste, die sie ich und anderen voll- -
Ivmmen zei leisten im Stande sind, die !
He auch mii dem größten VergnügenE
leisten. weiin sie nur richtig angeleitet
derben
Jeder, der Kinder besitzt oder zu
beobachten Gelegenheit gehabt hat,
vird bemerlt haben, daß allen normal
intwickelten Kindern ein großer Thä
iigleitstrieb innewohnt. Da dieser
iber meist nicht in die richtigen Bah
ien geleitei wird, so verwandelt er sich
wir-ähnlich in einen Zerstörungstrieb
an ebe einmal einem mit dem
Perrei en einer Zeitun oder aus ähn
liche Weise fi beschäftigendem etwa
zweijährigen inde seine Striinipse
sum Anziehern Man wird sehen, mit
welchem Vergnügen diese Ausgabe
Iusgegrissen wird! Wie es sich bemüht
Lnd wie glücklich es ist« wenn das
schwere Wert gelang! Jch gebe erne
zu, dass eå siir die oielbeschastigte
Mutter, der es um rasches Fertig
werden zu thun ist« viel bequemer und
bedeutend weniger zeitraubend ist« die
kleinen Striitnpschen selbst schnell
überzuziehen Und trotzdeml Man
lasse sich die Mühe und etwa ausstei
gende Ungeduld nicht gereuen! Man
wird sehen, in wie turzer Zeit die
lleineri Hände den Vortheil heraus
haben, wie rasch ihre Geschicklichkeit
zu noch Lschwierigereii Dingen zu
iiimmi. veur inusz man darauf achten,
laß das Kind eine Sache, die es ein
mal fertig gebracht hat« nun auch
immer ausübt, und zwar inuß man
das als etwas ganz Selbstverständ
liches verlangen und nicht etwa als
eine unerhörte Leistung hinstellen, zu
der es sich je nach Laune beauenit.
Mein wird set-en, wie stolz derartig
cngeleitete Kinder find, sich etwas
»allein« machen zu tdiinen, und wie die
Just wächst, immer mehr und mehr
ohne die Vilse anderer zu vollbringen.
Ein 3——4ja"hriges Kind muß im
Stande fein, sich selbst an- und aus
zulleidem allein zu essen, von dein
Jnordnunghalten "der eigenen Spiel
sachen ganz zu schweigen. Jn man
chen Familien ist es erlaubt, daß s
lis 10jährige. ja auch ältere Kinder
beim An- und Auslleideii u. s. w. von
Dienstboten bedient werden. Jch
halte das geradezu fiir sündhaft,iind
zwar in doppelter Beziehung. Nicht
nur bekommen die Kinder dadurch ein
ganz schiefes Urtheil iiber ihr Ver
hältniß u den Angehörigen der die
nenden Klasse, die sie als ihnen un
iergeordnete Wesen zu betrachten ler
nen, statt sie als vom Schicksal weni
Begiinstigte anzusehen; auch ihre
Fähigkeit, sich selbst zii helfen, iii spä
teren ahren wiß eine der wichtig
sten igeiischafsiem wird dolltoinmen
lahm legt. Kinder, die nicht den
Wert der Unabhängigkeit von dein
isten Willen anderer kennen und
Höhen lernen, werden förmlich zu
Energielo gieit und körperlicher wie
geistiger rägheii verurtheilt, weil
ihnen ein bedeutender sinkst-ern ziir
Entfaltun ihrer Kräfte feh t. Außer
dein gele neii sie sich nur allzu leicht
an das verhängnisvolle »ich kann
«.—..- s,- --..-«..-« «
ntcht«, das sie dann ts anwenden·
wenn ihnen etwas un quetn ttt oder
wenn sie einer Anstrengung aus dein
Wege gehen wollen. Und was das
Schlimmste ist, sie können oft wirklich
dann das nicht, was ihnen leicht fallen
würde, wenn sie von frtihesier ugend
an das Ueberwtnden tieinerer ehwie
rigkeiten gewöhnt wären. Dadurch
trerden sie muthlos und verlieren das
fo nöthige Vertrauen auf die eigene
Kraft. Jn unvorhergesehenen Fällen
sserlieren sie natürlich den Kopf und es
trnn diretter Schaden entstehen. Man
denke nur, wie häufig ei vorkommt,
Laß ein Kind sich derleiuftt
Natürlich darf sich die Erziehung
zur Selbständigkeit nicht auf die Aus
bldung einer gewissen manuellen
Fertigkeit beschränken. Aus den an
gedeuteten kleinen Anfängen ergibt
sich das sich selbst helfen ja ganz von
selbst, auch wenn es sich um Entschei
dungen handelt. Natiirlich ilt hier
nur die Rede von den kleinen Angele
genheiten des Kindeslebeng, die aber
In ihrer Art für das Kind genau
dieselbe Bedeutung haben, wie unsere
Angelegenheiten iiir uns Große.
Hand in Hand gehen mit der Er
ziehung lzur Selbständigkeit muß un
bedingt das Werken des Gefühls der
VerantwortungSeldftsttindigteit ohne
Verantirortungsgefiibl artct zurWills
liir aus «und wird dani- zinn Schaden.
Hier ist es von größter Wichtigkeit,
daf; das Kind nicht nur aus die Fol
gen seines Thung hingewieer werde,
sondern auch auf die Folgen seiner
llnterlassungens Und gerade dieser
Puntt wird gewöhnlich ganz über-s
Tab-n Whi- nlnnlit iknsltmnmen fei
ner Erziehunggpflicht Genüge gethan
zu haben. wenn man ein Kind straft
s:ir beganzene Fehler, während man
andererseits das Veranttvortungs
aefiibl den Unterlassungen gegenüber
durch fortwährendes Erinnern oder
sogar Nachhelfen abfehwiicht. Darin
liegt meines Erachtens ein großer vä
dagogifcher Fehler. Der Erzieher
muß doch ebenso auf der Erfüllung
der auferlegten Pfli en als auf dein
ttnteriasien des Verbo en befteben.
Und zwar halte ich es für wichti
ger, hierbei weniger das Prinzip von
Belohnung und Strafe walten zu
lassen, als jenes von Ursache undWir
tuna. CI gibt ja viele Gelegenheiten,
wo dies unausfiihrbar ift; aber in all
den häufigen Fallen. wo es möglich
Jst, soll man sich diesen Vortheil nicht
entgehen lassen. Strafe und Beloh
nung hab-In immer etwas Willkür
liches an sich. Auch der Gerechteste
wird sie nicht stets ganz unparteiisch
austheilen tännen. Das wirkt in bei
den Fällen schädlich, denn eine zu
große Belohnung führt zu Ueberfchä -
ung des Geteifteten, während zu gro
wie zu geringe Strafe als flngereeht
empfunden wird. Beides aber min
dert dass Vertrauen auf die Einsicht
des Our-hers
Zur Selbstständigteit erzogene Kin
der müssen zu der Ueberzeugung ge
bracht werden« daß es in ihrer eige
nen Macht liegt, sich durch k leiß und
Wohlverhalten Annehmlich eiten .zu
erwerben, während sie sich durch Un
aehorsam. Trägheit u. s.w. Unbe
guemlichteiten zuziehen, die fee sich
selbft zuzuschreiben haben und infolge
dessen auch selbst tragen müssen. Das
Eine wird zum Guten anspornen, ohne
einen ungesunden Ehrgeiz zu werten,
während das Andere mehr von Feh
lern abhalten wird, als angedrohte
Strafen. Außerdem lernen die Kin
der auf tiefe Weise tlebertegung und
Voraus-sicht, Eigenfchaften, die fiir
jeden brauchbaren Menfchen unerläß
lich sind.
· Allerdings werden manche Erzieher
in oen -.-.nsoroerungen, oie ich neue,
eine Beschräntung der kindlichen
Sorgloiigleit erblicken. Sie mögen
theilweise Recht haben. Jedoch alaube
ich. daß Ivir unseren Kindern den
prößten Tienst erweisen, wenn wir sie
zu dem schweren Aanips des Lebens
tüchtig machen, selbst wenn dies aus
Ltnsten eines winiiqen Bruchtbeils
ihrer glücklichen Unbetousztheit ge
schieht. Tbea Sturm.
Manch böses Laster ist entsprungen,
Weil liebe Gewohnheit man nicht be
zwungem
I I
Von mehreren Seiten werden
Zwiebeln als ein Mittel gegen Unver
daulichteit empfohlen. Gegen Zwie
beln hat man leider noch tein Mittel
entdeckt.
O I I
n »Ide, haste schon jebört von Iri
en «
«Nee, Willem, verzäbl mal, aber
hör erst uss mit Arbeeten, der here
Polier hat jesagi, bei der Arbeet soll’n
wir uns nicht unterhalten!«
I I c
Eins muß man General Kuropattin
lassen: Kein «Kriegjheld« alter oder
neuer Zeit bat seine Rückziige so schön
beschreiben können wie der russische
Operbeseblihobee es thut.
I I c
Er: Also deine beiden Eltern sind
gegen michs«
Sie: »Jo. aber röme dich deswegen
nicht. eFerner nnd ama sind niemals
lange net Ansicht.
III
Generl Kuropattin erhielt onliißlich
seiner Erfolge vom Zahren die Er
laubniß« seinen Namen in »Nami
packihn« nmzuänderrn
Jn New ort bat sich Illrslich der
rnernn l nnt Maria stshel ver
heirathet. das Nah ihres
Mit-es niemals tl rlsnsenl