Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 26, 1904, Zweiter Theil, Image 12

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    · · Mamerib Sprache.
Von ErIpennet
Muttersprache, Mutterlaut,
Wie so wonnesam, so traut!«
II ibt seine Sprache, die so reick
U Usagenden Frenzdwiirtern unt
T idrttcken ist, wie die deutsche
» ei sich viele tüchtige Männer
· nsgabe gemacht haben, unser(
gr von dem Schwulst zu befreien
- mitse Versuche seither nur spär
; itErsolg belohnt worden.De1
mine deutsche Sprachvere; n sagt
sit Recht:f
·· «Jn unserem Sprachschatz wuchert
"; ais wüstes Unkraut ein fremdes-, ein
·Ieschlepptes Siebentel. Und es gibt
Leute« bei denen nicht bloß jedes sie
- feste, nein jedes zweite und dritteWort
ein fremdes ist Sind das noch
Deutsche? Jst jene Mischsprache noch
die deutsche?«
Bedarf nun schon die deutsche
Sprache in der Heimath einer gründ
lichen Reinigung, wie mag es ihr erst
im Ausland ergeben? —
Bunt genug! Betrachten wir die
Sache einmal heute von der spaßhasten
Seite.
Wir wollen zu diesem Zwecke einen
deutschen Auswanderer in New York
landen lassen. Hans soll er heißen.
Unser Hans war in Deutschland
.Oetonom« gewesen« hatte aus vie
Einladung seines Vetters, der schon
seit zehn Jahren in Amerika sich aus
gehalten, alles verkauft und trug sich
nun mit der löblichen Absicht, in der
neuen Welt auf möglichst bequem Wei
se reich zu werden. Ob ihm dies ge
lungen, wollen wir hier nicht unter
suchen; wir werden setzt nur die ersten
Eindrücke wiedergeben die sich ihm nach
der Begriißung seines Vetter Michel
ausdrangten
»Dans, hans — wie gut, daß Du
I- II E-; i-» III ----- -— O--h
w
a UIPO VII lUISOUOsIssISII IOII SUUIU
der reiheit!'
» uten Morgen, Michel —- ia, ich
bin froh. daß dieser Schuntelwalzer
Erstanden ist. herr Gott! Wie mir
»die Beine noch wackeln, nein, diese See
trantheit.«
Kell, well, so iibel nicht« wenn
mark- hinter sich bat. Jn zwei oder
drei Tagen hast Du’s schon vergessen.
t gib mir mal den »Schul« von
inern «Trunt«; die »Expreszleute«
sollen ihn nach unserm »Warding«
Laus bringen«
Einen Trunk fiir die Expreßleute?«
frug Hans neugierig, »wezu denn
dass«
»Willst Du den Trunk vielleicht hier
ent«
»Trans, Trunk. ich babe gar nicht
an’s Trinken gedacht, Michel.
»O, Du »Grünborn«, ich meine ja
Deinen Koffer.«
»Ich so!« nickte Hans. »Aber Du
sprachst doch von einem Truan«
laNun ja, haus« Koffer nennt man
Her zu Land in Englisch ,,Trunl«.
»So, so, ich verstehe.«
Nachdem das Nöthige richtig besorgt
war, begaben sich beide aus den Weg
nach ihrem Gastbaus. Eine unabseh
bare Menschenmassen drängte und schob
ßch ans den Straßen hin unI ber, ein
Gewühl, daß es unserm Hans ganz
unheimlich wurde.
Bleib »Uns« bei mir!« rief Michels,
’ »aber wir werden uns im »Kraut« ver
lieren!«
Hans zuckte bei der schmeichelbasten
Benennung »Kloå« leicht zusammen
nnd starrte nach allen Seiten, um das
Kraut zu finden, in orrn er sich nicht
verlieren sollte.
»Gut-erbaut Kauz, dieser Michel,«
brummte er vor sich hin und wanderte
ruhig weiter.
Im Gasihaug angelangt, brachte
Michel den «grünen« Vetter in einem
freundlichen Zimmer unter und
, bat ihn, sich zunächst ein wenig zu
waschen.
Hans fah lieb nnentleblnssen um alä
suche er etwas.
Du suchst wohl ein ..«Besen«? frag
Michel iheilnehmend.
»Wozu«-" ftotterte Hans-.
«Nun, Du mill Dich Joch waschen?«
»Aber dazu brauche ich doch keinen
Besen?« erwiderte der Arme varwurfs
von. Jkkt konnte Mich-l nicht km sich
halten, er brach in ein solches Geläch
ter aus, daß in Hans die Vermuhtung
aufstieg, es sei mit dem Vetter im
- Obersiiibchen nicht ganz richtig.
»O, Du armer Teufel!« jubelte
«- Mjcheh »Die viel wirst Du noch zu
fernen haben!« Dann ertiärte er seinem
Vetter die Bedeutung Oes Besens, uns
sang fählte sich etwas erleichtert.
»Dort in der Ecke ist Alles, was Du
. Uöt ig hast, sons. Nun, entfchuldige
m« einen Augenblick. Jch will den
Josdlotd« sprechen. Das schmutzig
Uassser schätte in die »Elle« salley).
III stritt Deinen »Kat« staat) ein
Des-if
Damit war der seltsame Vetter hin
, it. Hans traute feinen Ohre
’ R M nnd der Kot übertraer
M seith- Daguveienr. Eine Zeit
, sitt er wie angsenagelt stehen und
, , s. des schwindelnden Kopf.
M dies so weißt geht, soll
W Mike-geschickt werden.
III Wer in die Elle fcksiitten uns
Ist Wißt-, mag dann ein anderer
J Zei- Degiet, sind denn die
Ä , sc hat«
j, - er noch eine cause Beile
B Ist-MS raffte er Ich ans
IRS Its W. St
« H
freundliche Vetter die Thüre hastig
aufris
»Weil, Duns, alles ift »gefixt". Wir
wollen nun gehen und etwas «lunchen«·
Hans konnte sich nicht länger be
herrschen.
s »Ich glaube, Michel, Du hörst mich
) zum Besten. Mir snmmt der Kopf
nach all ’dem Unsinn, den Du da her
unterfchnrirrst.«
»Von-L Hans, sei nicht dumm. Alles
wird »ohlreit«. Nur Geduld —- Du
wirft unfere Sprache schon lernen.
Jest laß uns gehen. sz mal tüchtig,
dann wird Dir’s besser. Jch habe
«Motten" (mutton) befiellt.«
»Motten!« jammerte Hans und wich
unwillkürlich einen Schritt zurück. Der
arme Hans! Er folgte seinem Vetter
schweren Herzens, fand aber beim Ef- E
sen, daß in Amerika die Motten recht
genießbar fein können. Er konnte kaum
satt werden.
«Na,« meinte Michel, »den deutschen
Apetit haft Du nicht drüben geiassen.«
»Hä« auch Leib und Seele zusam
men, Michel. Ich habe viel nachzuho
len. Himmel, war das ein Götterfraß,
diese Motten! Nun darfst Du mir
auch eine Havanna geben und Dein
Kauderwelfch wieder loslassen. Jch
fürchte mich nicht mehr.«'
»Hier, Hans, ift eine Zigarrse, die
Du »gleichen« wirft. 10 Cents das
Stück, also 40 Pfennige!«
»40 Pfennige, Michels! So was
hab’ ich noch nie irn Mund gchabt.«
- »Ja, Hans, wir leben auch hier viel
besser. Wie ich vor 10 Jahren hierher
kam, war ich gerade so »griin", wie Du
jetzt. Jch bekam das Heimweh nnd
wollte retvur. Gott sei Dank. fehlte
mir das Geld! Ich mußte aber hart
schaffen und habe 2 Jahre von der
«Leber« (labor) gelebt.«
«Leber?« lachte harrs. »Bornben
element! Da mußt Du aber fett ge
worden fein.«
»Na, ich meine ja Arbeit«, verbes
serte sich Michel. .Damals schrieb ich
. sei-S XIV-n Its-u enle FI- Isises costs-u« e
- ---, Y- »W
(reason) dazu batte Nicht einmal be
dankt babe ich mich siir Euren Neu
jabrssWisch (toisch) mit dein schönen
WeibnachtB-«Gist« (gist).«
»Stift? sagst Du? Michel, sag’
mal, jetzt fängst Du wieder an, un
heimlich zu werden«
»Dan52« lachte Michel gntniiittbig.
»Da-, ba, ba! «Gift« ist ja ein Ge
schenl.«
»Nun fa, Du mußt mir nicht immer
in die Rede fallen. Jch will Dir jeht
mal sagen, was tvir anfangen wollen.
Jch habe in Philadelpbia einen
«Schopp« siir ZigarretU
,,Aha! Michel, das gestillt knir.
Uebrigens ein seines Kraut dies!«
»Schon gut! Morgen wollen wir
abreisen. Du kannst in meiner »Re
sidenz« ein »Ruhtn« (rootn) haben,
habe Glück gehabt; nur mit dein »Was«
(ro-as) bin ich nicht zustieden.«
hans sah sich ängstlich uni, schwieg
aber bescheiden, urn nicht zu stören.
»Ich habe eine .Lie5« (lease) siir
drei Jahre und baue später selbst ans
meiner «Lott« lot), wenn die »Lies««
abliiust.«
«heirathet man denn hier siir drei
Jahres« erkundigte sich Hans, dem die
ganze Sache sehr verdächtig vorkam.
«Wieso?« srng Michel erstaunt.
.,Ei, Du sprichst doch von einer
Liese, die Du für drei Jsabre genom
men?«
»Ha, ba, ba. ha! Du Gründun!
Mit Frauenzimmern geb’ ich mich nicht
ab. ,,Lie5« ist ja hier ein — Mieth
tontralt.«
»Ach so! und die Lotte? Jst das
auch tein Mädch«
»Gott bebiit mich! Lott« ist eins
leeres Platz zum Bauen-'
l »Fo, nun bin ich beruhigt. Schiesz;
- as "
»Hans«, fuhr Michel unerschiitiett
fort, in Deinem »Käs« (case) kannst
Du nichts Anderes thun mie vor der
Hand bei niit zu arbeiten bi- Du
Englisch gelernt hast Jch gebe Die ein
,.Selleiie« (salaty), und Du kannst
Geld »iefen« (save).'« i
Hans platzte heraus: »Fainos Mi-j
chelk Geld seisen und Käs mit S-el !
lerie kaum das paßt mir! Jch bin
wirklich stah, daß Columbns Amerika
entdeckt hat· Das ist ja ’ne nett-mische »
Gegend diee.«
Michel that fein Bestes, den untla
ten Kopf seines Vetters aufzuhelleiy es
gelang ihm schließli ch auch Zum Theil
Gib mit eben ein »Leiv« llight),;
die Cigarte ist inir ausgegangen« l
Ein Leid?" !
»Ach, Du Graägeiiner —- Fenee, ein;
Steeichholz sollst Du mit geben. Stell’
Dich doch nicht so biöd!«
hane gab feinem Vetter s Bet
langte und bemerkte dabei: » an ist
wohl hier zu Land nicht so gemiith
lich wie in Deutschlan? Alles scheint
iin Stnein zu geben«
»Ja, lieber Duns, mit der S-chlas
müht kommt man in Amerika nicht
weit Man »kehkt« (to tate) nicht so
viel fiir Gemöthlichkeit wie deiibenf
Kedæn?« unterbrach caus, »auch
kehren lernt man hieri«
Mann Gottes! Hast Du denn at
seinen «Seni«f Ich glaube, wenn Xa
sich fest nicht dätteß, Du verdienten
« BJch« (see) nicht. Aber wie
iß’z init Deinen-I Seldik haft Du auch
eisise Mußt-isten niitgebteschtk «
Nichts«
»Bist kennf Du mit bat Geld
M . Ich Mk auf ne Bank
Q- kch det- (W) sue
bis-«
.
hats tnifft sich tn’ö sein, um zu
sehen, ob er träume oder mache.
Die deutschen Groschen. die er mit
Tobesgefahr glücklich hetiibergebracht
waren ian ein heiligthum »Nein.
Michel, die Geschichte mit der Bant
und dem Teller ift mir ein wenig zu
unsicher. Das Geld ift ja gut bei mit
auf eboben."
» ll, Hans, wie Du willst. Wenn
. Du »btaut« (praud) bift, lvmmft Du
« nicht vorwärts.«
» Hans blies einige mächtige Rauch
roollen vor sich hin and schwieg mit
diifteret Miene. Erkannte den Ge
danken nicht los werden, daß es mit
dem Michel nicht ganz feine Richtigkeit
habe. Er wurde immer nachdenklicher
und berftand nur die Hälfte von Allem«
was er noch hörte, und auch dies roar
mangelhaft.
Am späten Abend legte ein kranker
Mann fein mitbes, gedankenfchwerei
Haupt auf die Kissen —- es war unfer
Hans.
»Im Bett bin ich am beften aufge
boben«, seufzte er. »Oimmel, wie mir
der Kopf brennt!« -
Jm Traume balgte er sich mit Rie
sen und betrunkenen Erpreßleuten,
fing Motten, wusch sich mit dem Be
fen oder lief hinter Liefe oder Lotte
her —- kurr.,trieb allerlei tollen Scha
bernack, bis ihn die freundliche Mor
genfonne vorn Alpdtiicken befreite.
NR
daeattrh
Unlöngft haben mebrere japanische
Offiziere und Manntchaften den
Selbftmord durch Bauchauffchlitzen
(Haratiri) der Gefangenschaft postae
zogen So und nicht anders zu ban
deln hielt auch der Offizier des japa
nischen Mittelalters für feine Pflicht.
Eines der in Japan gefeiertften Bei
spiele dafür ifi, wie der »Frtf. Zig.«
geschrieben wird, das haratiri von
General Kufunoii und seinen 150
Wann im Jahre 138F.»Der«5chxogun
Usllsuusll ljllllk okll Kulicc BUTUCILD
abgefett und Komio Tenno an seiner
Statt ernannt. Der General Kufui
noti ftellte fich auf Seite des Kaisers
Go-Daigo. Aschitagas Truppen um
ingen in der Schlacht am Minato
luffe (bei hiogo) Kufunofi rnit feiner
kleinen Schnar. Diese schlugen sich
durch bis zu einem Bauerngehöft. wo
fie sich verfchanzten. Da aber der
General einfah, daß erfolgreicher Wi
derstand aanz unmöglich war, beschlok
er, ein Ende zu machen. Er sprach zu
seinem Sohne Matfasura· »Um Dich
der Gefahr zu entziehen und um welt
liche Vortbeiie zu erlangen, darfst Du
Dich nicht dem Aschitaga unterwerfen.
Das wäre eine Schande für unseren
Namen. Mir wollen nur« damit . eder
sieht, daß wir bereit sind, fiir un eren
Mitado zu kämpfen, unsere Flaaae
hiffen.« So geschah es. Die Fahne
des Mitado wehte über dem Bauern-—
hofe, als der Feind erschien, um die
Abgeschnittenen zu fangen. Aber die
Tapferen waren ihnen entkommen. Jn
dern Bauerngehöfte saßen sie und la
gen beisammen, eine todtenftille Ge
meinde, der General Kufunoti. fein
Sohn Matfasura und ihre 150 Mann.
Alle hatten Haraiiri der Gefangen
fchaft vorgezogen.
Bald nach dein Heldeniode von Ku
funoii am Minatoflusse fand fein
Freund und Waffenbruder Nitta Jo
fchifada fein nicht minder ruhmreiches
Ende. Nitta, ebenfalls ein Anhänger
des entthronten Aaiferg GæDaigm
unterlag dem Angriffe der Afchitaga:
Truvpe bei Futui (Provinz Etschiien).
Er hatte nur noch 50 Mann bei fich,
als er sich von 8000 Mann umzingelt
fah. Der Afchiiaga-General, Tadat
iune, forderte Nitta zur Uebergabe
auf. Diefer lehnte ab und ritt dern
Feinde entgegen.«inn Pfeil« traf ihn
UJD Täusc· Cl As Dis Waffe UUS Okc
Wunde, schleuderte sie dem Feinde
entgegen und tödtete sich mit dein
Schwerte. Seine 50 Mann folgten
dem Beispiele ihres Generals. Bei
Fukui sind die Helden begraben und
noch heute — 500 Jahre später —
sindet man das Grab des Generals
Nitta alltäglich mit frischen Blumen
bekränzt.
Die come use den Alster-.
Jn einem Gericht in Texas zogen
sich die Geschworenen zur Berathung
zurück. Der Obmann sagte: »Der
Kerl, den wir da haben, dieser Pite
Muldrotv, ist noch viel schlimmer. als
die Zeugen ausgeiagt haben; wir soll
ten ihn aus allgemeinen Gründen
schuldig sinden.« Alle Geichworenen
stimmten bei. Dann aber sagte Einer:
»Ich habe gehört, daß Pite gesagt
hat, er wird mit einem Revolver hin
ter uns herkommen, wenn wir ihn
schuldig befinden —- und hinter dem
Richter auch!« — »Wir müssen den
Richter beschützen,« beschloß die Juch,
und sie ertannten aus »Nicht schul
dig«.
Zunsclssr.
»Wie, Du hast Deiner Frau,mit der
Du in Scheidung liegst. noch eine
prächtige Toilette nebst Hut tauftisp
»Was wollt’ ich machen, onst er
scheint sie nicht amScheidungstermin!«
Dankbarkeit
) «Sie iind also keine Feindin des
Alls-hle Frau Schalze2«
) »Nein, denn rnein erster Mann war
I betrunken« als et mir seinen heimwä
antraqsnachte.«
M Meist-.
Kisten »Was dachten Sie eigent
n
la , als Sie de MS
Mäng Mein-THE
C : « sc II
besassen Diebes "
Vie Briefmarkensprache.
Eine heitere Geschichte von Illwin
R b m e r.
Arno Welten ber junge Proturisi
von Karsten und hellrnanrn Inhaber
Christoph Karsiem stand im Privat
tontor seines Chess um sich die nö
thigen Weisungen siir die Zeit der
Abwesenheit des alten Herrn- zu ho
len. hildegard Karsten, .die Tochter
uno Selretärin des begiiierten Fabri
kanten, saß an ihrem Schrerbtisch«
dem Steht-alt des Vaters gegenüber-,
und beendeie eben ein Briefchen an
ibre Freundin Lucie, die noch Zögling
jener Pension war, die sie selbst schon
vor einem Jahr verlassen hatte
Miso verfahren Sie in allen lau
fenden Angelenheiten ganz nach Jbi
rem Ermessen, lieber Wolterl Iiir
außerordentliche Fälle können Sie te
lephonirenl Aber, bitte, nur wenn
Sie wirklich in Verlegenheit sinI!«
Jn diesem Augenblick schrillte die
Telephonglocke aus und Papa Karsten
trat seufzend an den Nervenpeiniger
und hing den Hörer ab. Hildegaro
« leckte mit ihrem spitzen Zünglein just
den Kleberand des Couwerts an und
sliisterte dann zu Arnold Wolter hin
über: »Ach, bitte, Herr Wollen eine
Zehnpsenniamarie!«
Bereit-willig nahm ver hochgeivach
sene Mann mit den lieben grauen, et
was schüchternen Augen e:ne Marle
aus dem Kästchen aus Herrn Karsrens
Pult seuchtete sie an und wollte sie
aus Fräulein Hilbegards Couvert
drücken.
»Ja, so aber nichts« licherie das
lustige Mädel, deren Anblick ibm im
mer heimliches herzllopsen bereitete,
so sonnig diintien ihm ihre goldenen
Flechten, so wonnig ihr tleiner Kir
ckbenmimd Moor-r ·.?:i- its-mer missio
ben wollen« dann, bitte, quer hier ber,
gerade in eine Linie mit dem Na
ment« —
«Wesbnlb fa?· sragte er dann.
Bedeutet das irgend etwas.·
.Natitrlich!« nickte sie. «Das ist
Briesmartensprache, und heißt: Ich
sehnemich nach Virt«
»So!« lächelte er überlegen und
dachte: »Wie tindlich sie nach ist trvs
ihrer achtzehn Jahre! Ein zu liebes
Geschöpf! herrgott, wenn mir der
Alte nicht den Stuhl vor die Tdür
fedtel . . .. Aber natürlich thut er das.
Es sijhe is auch nicht anders aus, wie
eine ganz gemeine Speiulatiant«
»Ur-tun denlen Sie, Herr Wol
iet?« fragte ihn. wie er so verspnnen
danftand, hildegard. »Ueber3)aupt
warum sind Sie immer so einsilbig
so verschlossen, so —- so brummbärig.
sei-Linde das gar nicht nett von Ih
nen.«
.Jch will mich bessern, gnädiges
Fräulein!« entgegnete er.
»Die-, da bin ich neugierig!« lachte
sie. »Aber, einen Gefallei könnten
Sie mir gvirtlich tbun, bester herr
Wolter...."
»Mit tausend Freuden!« rief er
sirablend, sodaß sie errötbete var
beimlicher Genugtizuung über feinen
Enthusiasmus
.Wollen Sie mir unsere Zeitung
regelmäßig nachschicken, Damit ich im
mer ans dem Laufenden bleibe?"
«Gewiß!« entgegnete er. »Das soll
piiniilich besorgt .verden!«
Sie nickte ihm dankbar zu, wäh
rend Ebtittaph Karften »Echluß« in
den Apparat schrie und den Hörer
ivrtbängte. um fein Gespräch mit Ar
nold Wolter wrttutetzen
Sie trug insessen den Brief bin
aus. Wie sie durch die Kontorriiume
schritt, bastete itr Causin höchst eilig
von seinem Drebicbernel herunter und
fragte halblaut: Meist ihr heute noch,
Hildegard?«
»Gewiß!« antwortete sie tödl; denn
Vetter Egan war ibr wegen seiner
Anbändeleien mit allen leidlich bild
schen Dienstmädchen und Fabritarbei
trrinnen sehr unsympathisch
»Und wird du mir manchmal eine
Ansichtspasttarte schreiben?« sliisterte
er ein bißchen zudeinglich.
»Ich dente nicht daran!« gab sie
zurück.
»Ach Bilde, sei doch nicht so! Du
weißt ja aar nicht —«
»Ich will es auch nicht wissen! Er
ledige nur deine Arbeiten ordentlich.
Papa ist so wie io nicht gut aus dich
zu sprechen!« schnitt sie ihm das Wort
ab und ging aus der Thür.
Arnald Wolter verwandte aus tei
nen seiner vielen Geschäftsbriese so
viel nachdenkliche Sorgfalt als aus
die tägliche Kreuzbandadressu »Frau
lein hildegard Karstem harzburg
Pension Heller.«
An einem Morgen an ihrem Früh
stückstisch trat es, als Christppb Kar
sten brummend aus den Postsachen
hildegardj Zeitung herüberreichtr.
,Wdlter scheint ja riesig zerstreut
zu sein,« sagte er, »denn vie Adresse
ist von seiner handschrist!«
»Diese denn?" stagte hildegard
hersilodsend
»Na, sie dach, wie er die Marte
ausgetlebt hatt Das macht doch tein
oranungsliebender Mensch, viel we
niger ein getvissenbaster Kaufmann
—-- hilde sah hin. Die Ratte saß in
einer Linie mit ihrem Namen und
zwar aner. Das dies in der Brief
marckensprache doch: Jch sehne mich
sag-S dhssiartth nickt-Weri within sahe-ZU
e ei , a ag
Lies ihr das Sht in In Kopf sing
ei- vesia Wir erklärte sie
-..- .W-k-.-.« W.... »d-» «
»Er toird es sehr eilig gehabt ha
ben. Papat«
»Ach was, eilig oder nicht! Ord
nung muß seini« wettette der Alte.
Ali er aber am Abend feiner Otibe
einen Brief an deren Arnald Weiter
mit zur Besorgung auf die Post gab,
hätte er fehen tönnen. daß der Geist
der »Unordnung« plöhlich auch in
seine eigene Tochter gefahren war;
denn sie tlehte die· Zehnpfennigmarte
nach kurzer Ueberle ung lints unten
aufrecht hin. Bri martensprachkun
dige freilich wissen diese, Abweichung
von der Schablonenordnung sofort zu
übersehen. »Treue wird helohnt!«
heißt es in ihrem weniger lebhaften
als tlebhaften Jdiom.
Von diesem Tage an war Hilde
stets zufällig im Borgarten oder auf
der Straße, wenn der Brieftröger in
Sieht war, und nahm ihm die Post
ab, damit Papa Karsten nicht wieder
Gelegenheit finden sollte, sich über die
Vriattonen von »Unordnung« zu är
gern, die sich auf Hilde’s Kreuzband
bemerkbar machten. Denn die Marte
saß mitunter rechts oben quer oder
rechts unten aufrecht, was im ersteren
Falle die Frage: «Liebst Du mich?«,
im anderen: »Deine Liede macht mich
glücklich!« bedeutet. Und noch manche
andere vielsagende Stellung mußten
sich die armen Dinger gefallen lassen.
Eines Tages aber, als er Hilden zur
Post gesandt hatte, seine Correspon
denz einzuliefern, fiel ihm ein noth
wendiger Nachtrag für seinen Proku
risten ein. Er eilte also hinterher und
fand fein Töchterchen in dem leeren
Vorraum, just damit beschäftigt, die
Matten aufzutleben.
»Sieh mir den Brief an Wolter
noch 'mal her, hildel« sagte er, kurz
atbmia vom Laufen. Ack- mufs da
H
- etwa:·iindern!'
--v - -
Er warf einen Blick darauf und sah
dann erstaunt fein Töchterchen an.
»Was heißt denn das, hildei«
fragte et. Die Marte lafz nämlich
statt in der rechten in der linlen Ecke
oben nnd noch dazu verkehrt.
»Ach Gatt, Papa!" ftammelte sie
beschämt «Ej.... es ift nur ein
Gruß! Jn der Briefrnartenfprache
nämltcht«
»An Herrn Wolter?« fragte er be
treten.
Sie nicktr. Da nahm er lie am
Aerrnel und führte fie hinaus, nach
dem et die übrigen Briefe ieldft in die
Spalte qeichobem »Und nun,«bitte, die
volle Wahrheit!' sagte er draußen
ernst....
Ein-. Stunde später war er wieder
auf der Post, um den geänderten
Brief aufzugeben wie er der ihr-Einen
iibetftrömten dilde daheim mürrisch
gesagt hatte. Jn Wirtlichteit fette er
ein Telegrarnm auf an Arnald Wol
ter, das ihm Weiiung gab, sich morgen
sogleich auf die Bahn zu setzen und
nach Harzbura zu tomtnen. Schon am
Bahndofe empfing ihn der Chef. Je
aend etwas-I Wichtiges mußte da dar
liegen.
»Ich hab-e Sie kommen lassen, here
Walter,« begann Christopli Karl-leih
"«,-.oeil ich biete Wirthschaft binter.met
nem Riirlen nicht leiden kanns«
Wolter sab ihn oerstiindnißlos an.
«Na, leugnen Sie nicht lange: Lie
ben Sie hilde oder nicht?" knurrte
Karitern moran dem jungen Prokuri
sten natürlich das Mut io verrathe
riich ins Gesicht schob-, daii jede Ant
wort überflüsiiza gewesen wäre. Tros
dern sagte er verwirrt: »T’tllc:Dings.
here Aarsten!... sSebr!-.. Aber..«
Jiein »aber«, bitte! Daß Sie es
ehrlich meinen· weiß ich. Tüchtia sind
Sie auch, was mitunier besser ist« als
ein großes Kapital! Also gut: Sie
sollen sie haben! Geben Sie mal so
fort dort drüben in die Van mit den«
Ccktbürmchen. Dort wobnen wir. Sie
siht hinten auf der Veranda und
slennti Das wird sich ja dann ge
ben!«
»Herr Karstem ich weiß nicht, ob . .«
.Mensch, schämen Sie sich nicht«
nachdem...« »
»Aber ich habe doch bis jeht rnitI
Fröuiein Hilbegarb noch kein Wort
iiber meine Liebe zu sprechen gewagt
und soll nun....?«
»Ma« Nachdem Sie vierzehn
Tage lang in ver Briefrnariensprache
lauter verliebten Unfug getrieben ha
-—
W
heut« schrie Karsten ärgerlich
»Ich, cerr Karstent"
-«Ja, auf den Kreuzbändern mit
der gelte-nat llnd auf meinen Brieer
an ie and allemal die Antwortl
Jch wet Alle-, lieber Weltal«
triumphierte der Alte.
Alter die Kreuzhiinder hat ja Jht
Nesse Egon srantirt. Er hat doch
die Portolasse!« erklärte Wetter de
klommen.
«Alledonnerwettert« entsuhr ei
dem Alten. »Dann denlt der Wind
hund wohl qar, hilde hätte ihm ge
ant.voetet? Ja, was machen wir denn
deri«
»Den Karstem ich halte mich an
Jhr Wort von vorhirsl« sagte plöt
lich, kühn geworden,« Arnald Walten
»So hätte ich es vielleicht nie gewagt,
um Hilde anzuhalten, obwohl ich nur
ihretwegen die Direltorstelle in hom
barg neulich aus-geschlagen habe! Aber
jetzt, wo ich weiß, daß die veriehrten,
lieben, dummen Briesmarten allemal
sii r m ich so gefleht waren —«
Und wie im Rausche eilte er auf
das Häuschen mit dem Eckthurme zu.
»Meinetwegen, Junge!" lachte der
Alte und versuchte eine Weile, Schritt
mit ihm zu halten. »Aber ich glaube,
wenn sie erfährt, daß jemand anders
das merkwürdige Kleheaespröch ange
fangen hat, ist sie imstande, »Nein«
zu sagenl«
»Auch wenn ich ihr sage, wie un
sinnig ich mich gegrämt habe, als ich
glaubte, sie liebele aus diese Weise
mit ihrem Vetter herum?« sragte Ar
nold zurück.
»Dann vielleicht erst rechtl« warnte
der Alte. »Wir wollen das lieber bis
nach der hochzeit im Dunkeln lassen!«
Vlarheit muß sein von Anbeginn!«
ssagte zur-ersichtlich der Jüngere. . ..
Als Christnvfe Karte-n emss ein«
Haiben Stunde- neugierig um die Be
zranda-Ecke lugte, konnte er erkennen.
daß die Lippen Arnald Wolters alles
»das ganissendast nacht-altem was in
Ider Briesmariensprache der »Bei-in
» tör« ausgedrückt hatte.
i hilde hatte trvh alledem nicht
f»Nein« gesagt
, cis-sea- mir-um
s Erster Gauner: »Du Ede. wat
Jnieenft De zu dem Rechtsanwalt
;Briiller?«
Zweiter Gauner: »Um Jottestvillerh
nur den nicht! Der hat mir schon 'rnal
Izu drei Jahre Zuchthauö vertheidigt!«
Schatte csntnsr.
»Was lesen Sie denn da?"
»Die Wetter-Prognoie.«
»Aber das ist ja die Zeitung von
gestern!«
»Ich lese prinzipiell nur die Prog
nose von gestern; da weiß ich doch im
mer gleich, ob sie richtig ist oder
iulich!«
Lin der Seh-niere.
Schauspieien »Frau Direktok,·
heute Abend sollen tvir den Teil spie
len —- —.«
Direktorim »Na, undi«
Sei-anspielen »Der herr Direltot
drüben im Gastbaus hat den Geister
hut auf und will ihn nicht meer het
noli-III«
Deshalb.
A.: «Wiirden Sie nie am Freitag
eine Reife anfangen?«
B.: »Nie!'·
A.: »Ich begreife nicht« wie man io
abergläubiich iein kann.«
B.: «Das iit kein Aberglaube. ich
bekomme immer erst Sonnabend
Gele«
Im medizinischen Gen-nein
»Was wissen Sie mir über »Ros
LelzzxriiuschK zu sagen, here Tondi
a I
»Unter- einem Rasseigetäuich stelle
ich mir das Geräusch vor, welches mein
alter Herr machi, wenn ich diesmal
wieder durch's Examen rassele.«
Wne stimmt
Heiraihsvermiiiier izu einemFreuni
de): »So ein Pumpmeier, wie dieser
ulze ist, ist mit« mein Lebtag noch
ni i unter die Hand gekommen.
der ist mir bis ietzt feine drei Frauen,
die er nacheinander hatte. sämmtlich
schuldig!«
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Melissus-.
Toukistt »Sage-I Sie mal kau Wir · « - - - ..
bekommen?·' F um« kann Ich WUMVI ZMI Ocmdmcher
Bindi-« .Ia, wollen Sie denn den ganzen Summa his- Wann-,