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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Aug. 19, 1904)
s Vyms syst-swva s . ------------------------ stiminaltoman von Champoh ------------------------------------------------- ! Goldene Blumen. (20. JortsehungJ Ihrr er konnte seinen Borsad nicht « Æhren —- denn plöslich hatte sich jemand feiner Bewegung entgegen t, ihn umklammert, sich wie ais Schlange um ihn geringelt, wäh rend dicht neben ihm zwei feurige udillen ans einem verzerrtem todten dtassen Gesicht funkelten, das Vincent kaum wiederertannte. »StilLie! . ..« stammelte er, indem er sich mit einer heftigen Bewegung frei zu machen suchte. . Unten im Strom schwamm die dunkle Masse rasch weiter —- und nun war sie vorüber. Ein Arm hatte sich aus dem Wasser herausgestreat, dann war alles im Strudel neben der Mühle s verschwunden. Syloie tämpfte noch; immer wie eine Wahnsinnige und j stieß dabei ein verzweifeltes Geschreis aus, endlich aber vermochte der Offi- J eier sie doch abzuschijtteln, und nun ! sprang er, sich Gott befehlend, hinab. j Es ist wunderbar, wie bliy chnelli rch die Gedanken in einem solchenj ·ber Leben und Tod entscheidenden Augenblick im Gehirn eines Menschen jagen. Deutlich standen das traurige Gesicht Germaine's und die blassen Oüge Estelle’s vor Vincent. Dann aber Fah er nichts mehr, als das tiefe Loch dort unten, aus dem Edmund nicht wieder zum Vorschein gekommen war. Die Kälte des Wassers durch schauerte ihn, gewaltsam riß die Strö mung ihn mit fort, und ein solch ent s liches Getöse brauste ihm in den O ren, daß et nichts von dem wirren Schreien und Rufen der zur Hülfe herbeigeeilten, an den steilen Ufern hin und her laufenden Menschen ver nahm. Mit Aufbietung feiner ganzen Körper- und Willenstraft tämpfte er um das Leben eines anderen. Gewandt i llen körperlichen Uebungen galt rbault als der beste Schwimmer nes Regiments, hier aber konnten ! m weder seine Geschicklichkeit nochj sein Muth etwas helfen. l Schon beim ersten Sprung hatte er den Boden verloren. Obwohl er aber wie ein Strohbündel von der fürchter lichen Strömung hin und her gewor ! feu, noch der Tiefe gerissen und gegen die Felsblöcle getrieben wurde soi naherte er sich doch allmählich feinem Ziele —- als ihn Plötzlich ein neuer, » noch heftigem Strudel zurückfchleu derje. Sein Kon stieß gegen einen Stein« und einen Au nblikl drohte ihm die Besinnung zu chwinden. Allein auch jeht siegte fein eiserner Bille. Erschöpft, zerschlagen, blutend machte er einen erneuten Versuch. Vohl zehnmal schon hatte er geglaubt, nun sei es such mit ihm zu Ende, nun werde auch er als willenlofer Gegen send rnit fortgerissen und doch hielt er zu seinem eigenen Erstaunen noch immer stand. Da plötzlich bemerkte er. daß er nicht mehr allein war. Seltsame Ge fialien tauchten über der Wasserfläche anf, die, ohne sich von der Strömung ergreifen zu lassen, mit affenartiger Geschwindigkeit von einem Felsblock zum andern sprangen. Vincent er kannte in ihnen die trilppelhaften Be wohner des nahegelegenen Weilers, die nt hülfe herbeigeeilt waren. Das schauerliche Bild nahm einen immer bedrohlicheren Charakter an. Jn das llifche Brausen und Toben des ssers mischte sich wildes Geschrei z nnd endlich begriff Vincent, daß dieses ihm galt. Man schleuderte ihm ein Strick Einen Strick —- endlichl und do zerspätt Schon war Vincent an der MMStelle angekommen, nun tauch 4- — -—L-- --- — Ä L! ·II- L II II Ulsskc III-, ZUH sllll IJUIII VII KutscherT der ihrn in·s Wasser gefolgt war, nach langer und unerhörterMiihe eine leblose Masse heraus: den entstell ten Leichnam eines Ertrunienn, dein Augen und Mund weit offen standen nnd dessen Züge den Ausdruck der Be stärzung trugen. Ein Gehirnschlag mußte den sofor tigen Tod herbeigeführt haben. Dank seiner langsamen Fassungsirast war dem armen Edrnund allem Anschein nach, trotz des ausgestoszenen Schreckeniruses, das bevorstehende , Ende nicht zum Bewußtsein gekom sen. Jn derselben glücklichen Un sissenheih in der er sein Leben ver kracht hatte, war er auch des Todes Heute geworden. « · . is Ja eine elende Hütte neben der « Linse hatte man Edmuiid’5 sterbli se Ueberreste gebracht Hier neben diesem Leichnam machte Vincent Ger sculi eine der trübsten, schmerzlichsten sitt-den seines Lebens durch. Der arme Kerl, der da vor ihm lag, M isn eben doch geliebt, trotz der Mem engherzigen Art, womit diese zum Ausdruck gebracht stets-. nnd so stark ist die versöhnende M bei Todes, daß Vincent sich » sur M dieser Liebe erinnerte» Espgstliewbrädernlåethe Zum-Zungde u setz-sei e ten et « " f tät angespornt hatte, er 33 SICH-» Dwar, ja, daß er nicht einmal wußte, wie dieses Unglück sich ereignei hatte — und ob es sich überhaupt nur um ein Ungliick handelte. So lange noch ein funten von Hossnung vorhanden gewe en war, hatte er nur an die Ge genwart gedacht. Jetzt erst, nachdem sich alle Wiederbelebungöversuche als vergeblich erwiesen hatten, stiirrnten die Gedanken wieder aus ihn ein, und ein Bild versol te ihn unablässig: der iiber das Waser gebeugte Edmund an der gefährlichen Stelle. wo er durch den geringsten Stoß das Gleich gewicht verlieren mußte, und hinter Ihm die anscheinend schlaftrunlene Snlvie mit dern lauernden Blick aus den halbgeschlossenen Lidern. Und dann, warum dieser Ringlamps mit ihm selbst? War es nur sinnlose Nerveniiberreigung, die Sylvie so handeln ließ, oder wollte sie denjeni gen, den sie einst zu lieben behauptet hatte, vor Gefahr bewahren — oder aber ihn davon abhalten, den Unge liebten zu retten? Er vermochte es nicht zu entscheiden. Sylvie aber zeigte sich nicht. Seit dem Augenblicke, da sie sich fchluchzend über den Leichnam Edmund'z gewor fen hatte, war sie verschwunden. Und nun erst erinnerte er sich, daß sie ja selbst wie aus dern Wasser gezogen nusgesehen hatte, mit ihren wirren haaren und triefenden Kleidern. Wie lam das nur? Verschiedene Weiber hatten sie mit sortgesiihrt. Oder wag te sie am Ende nicht, mit ihm zusam menzutrefsenT Jn Ermangelung eines andern Or tes hatte man den Leichnam in das Wirthshaus des benachbarten tleinen »Wenn-L getragen und auf den mit ei ner Pferdedecke bedeckten Tisch gelegt. Dorthin tarn nun einer um den an dern von den neugierigen, schmugigen Blödsinnigen. um sich den Todten an zusehen. it und breit aber war lein Prie r, der ein Gebet hätte ver tiebtsn Hinten-I in nieset einmal tin Bürgermeister oder Amtsgehiilfe siir die gerichtlichen Ausnahmen. Ein län geres Verweilen an diesem trübseligen Orte hatte somit teiiien Werth; bald würde auch die Dunkelheit hereinbre chen. Das einzig Richtige war, sobald ciihls möglich nach Bagneres aufzubre en. Vincent sorgte fiir einen mit Ochsen bespannten und einem Plantuch be deckteii Wagen, wie sie in der Gegend üblich waren, und liefi den Leichnam aus einer Matrahe hineinbringen. Die vordere Oeffnung wurde mit einem Tuche verschlossen. der Besiser des-Wa gens stieg auf, und im Schritt sollten nun die fünfzehn Kilometer bis Bag neres zurückgelegt werden Shlvie hatte an all diesen iraurigen Vorbereitungen nicht theilgenommen. Kaum daß sie einen Augenblick tauf der Schwelle der Wirthsstube erschie nen war. Als Vincent sie wohl oder iibel fragen mußte, wie sie nach Bog neres zurückzukehren beabsichtige, hat te sie nur mit einem Achselzucken ge antwortet. Ohne ein Wort an ihn »Hu richten, war sie dann, als sie fah, zdaß er siir sich ein lleines Eselsfuhr T wert nahm« in feinen am Morgens mietheten Wagen gestiegen. - ie sbeiden Pferde sehten sich sofort in Trab, während Vincent mit seinen Eseln dem Leichenwagen folgte. Schon hatte sich der Tag geneigt, große weiße Wollen zogen über dent himmel hin und blieben an den Spixen der Berge hängen. Dort färb- 4 ten e sich allmählig purpurroth, darin H violett und insiiier breiter la rteri sich » die Abendschatten über das hal. Die i Berge erschienen höher und unheimlich « Fähn- mkiielts die eine Man-m so hei tere Stimme des luftig plötfchernden silberglänzenden Adour klang unter der Einwirkung der Dunkelheit wie dumpfe Todtenklage. Schaudernd wandte Vincent den Blick ab. Die Nacht war jeßt ganz hereingebrochen; nichts konnte er mehr unterscheiden, als die Umrisse des vor ihm herfchwankenden Ochsenwagens und die Lichter, die aus den kleinen dunklen an der Straße gelegenenHiiu fern aufblisten Endlich kam Bag neres zum Vorschein. Die Glocken läuteten zum Abendgebet —- abet wie anders klang ihr Ton als am Mor gen, da sie bei Vincent’s Ankunft zur - Kirche eingeladen hatten! Wie zuver sichtlich war er diesem Sonntag ent gegengegangen, und wie endigte er! Es war halb acht Uhr, als man die Stadt erreichte, wo Sylvie die erfor derlichen Schritte bei den Behörden bereits gethan und alle Vorbereitun gen getroffen hatte. Vincent fand nichts dagegen einzuwenden, denn für das, was er unter Umständen vor Ge richt vorzubringen hatte, war der rech te Zeitpunkt noch nicht gekommen So beantworteie er nur einige, von dem Polizeirommissär an ihn gerichtete Fragen, waran ihm endlich einfiel, daß fein Urlaub an diesem Abende zu Ende ging. -. Die sandige-us des armen Ed giund sonnt- nicht vor zwei Tagen Kattfinded M ließ deshalb ei nige anders durch den Draht , atte- M seit-c er ih- dte verschied-seit W tierorte seines Regiments angab und ihn bat, ihm am nächsten Tage eine Drahtnachrtcht zu schicken. sollt er einer Anwesenheit bedürfe. Dann ieg er, ohne Still-te noch einmal ge sehen zu haben, n den leiten nach Zarbes und Lannemezan gehenden uug. · Am nächsten Morgen zur festgeses ten Stunde befand sich Dauptmann Gerbault als echter Soldat, der die persönlichen Gefühle stets der Pflicht unterzuordnen weiß, an der Spise seiner nach Toulouse zurückkehrenden «-ompagnie. 14. · Ein Mensch« der seine Kräfte bis zum äußersten angespannt hat. bricht nicht unmittelbar nach der Anstren gung zusammen; der Rückschlag er folt gewöhnlich erst später und um so tiger, je länger sich der Ausbruch hingezogen hat. Der erste Marschtag war glücklich überstanden; am Dienstag-Morgen aber fiel dern Major Gerbault’s schlechtes Aussehen aus. »Sie sind wohl trank, Gerbault?«· rief er ihm vor dem Abmarsch zu. »Nicht eigentlich, Herr Major; viel leicht habe ichxmich aber neulich doch ertältet.« » , »Ja, natürlich bei Ihrem Sturz in’s eisialte Wasser.« Jedermann war von dem Vorfall unterrichtet« obwohl der Hauptmann selbst rnit seiner Erzählung getargt hatte. .Es war ein rechtes Pech, daß Ih nen. einem so guten Schtvimrner, die Rettung nicht gelungen ist«, fuhr der Vorgesente fort; Jedenfalls sehen Sie aber erbärmlich schlecht aus« Sie scheinen mir eine Lungenentziindung auszubriiten. Rasch setzen Sie sich in den nächsten Zug und fahren Sei nach hause, zumal Sie doch jedenfalls auch dein Begräbniß Jhres Vetters werden anwohnen wollen« »Die Beerdigung wird nicht vor Donnerstag ftattsinden.« Vincent hatte noch teine Mittheilung vonherrn Mougin erhalten« durste sich aber bei der Pünltlichteit dieses Mannes da raus verlassen, rechtzeitig benachrichi tigt zu werden. »Einerlei, sahren Sie nur nach Hause«, beharrte der Major. »Ich werde den Urlaub dem Herrn Oberst gegenüber schon vertreten." Die entsehliche Müdigkeit welche auf ihn innere, bestimmte Gerbault, das freundliche Anerbieten anzuneh men, und noch am Dienstag-Abend langte er in seiner kleinen Wohnung in der Taubenstrasze an. Es war zu spät, um noch irgend et was aii diesem Tage zu unternehmen. Das Dienstmädchen sagte ihm, dasz Estrlle’ö Zustand, mit Ausnahme ih rer wachsenden Nerveniiberreizung. ziemlich gleich geblieben sei. Ueber die Zeit der Beerdigung ist keine Nach richt eingelaufen, und der zu Mau gins geschickte Bursche kam mit der Antwort zurück, der herr hauptmann brauche sich am nächsten Tage nicht zu bemühen. So war das Begräbnis also wirk lich auf Donnerstag verschoben. Sich um weiteres zu betümiiiern. fehlte es Vincent am Willen zu einem that träftigen Entschluß. Mit einem Ge sühl der Erleichterung wars er sich auf sein Bett, wo er, zum ersten Male seit achtundvierzig Stunden, in einen tie sen« wohlthuendeii Schlaf verfiel. Als der Offizier am andern Mor gen spät erwachte. fühlte er sich wie neugeboren. Die gefürchtete Lungen entzündung war nicht zum Ausbruch gekommen und mit dem sieberfreien Zustand schwand auch die Reizbarteit, die ihn seit zwei Tagen befallen hatte. Zugleich war ihm seine tlare Urtheils-« krast zurückgekehrt Er wunderte sich feht. daß er nicht längst schon einen bestimmten Entschluß gefaßt hatte, und mit dieser Erkenntnis erwachte ein neues bangei Gefühl in ihm. Die anfängliche Bermuthung einer Schuld Shlvics war ihm fest zur Apistik-it give-den« die sich desto mehr befestigte, je mehr er sich den Verlauf des Unglücks und die Rolle, welche die junge Frau dabei gespielt hatte vorstellte. Der damals am Abend nach dem Pilzesuchen in ihm aufgestiegenc Verdacht war ein Iin get-zeig der Vorsehung gewesen« den er leider außer Acht gelassen hatte. Nun wußte er es bestimmt: Sylvie Dulaui rier war kein bloßes überspanntes lei denschaftliches Geschöpf —- sie war ei ne Verbrecherin. Sie hatte Ed mund’s Rettung verhindert, ja, ihn ohne Zweifel in den Abgrund hinun tergestoszen. Derrfte man annehmen, daß sie in einem Anfall von Geistesstörung so gehandelt hatte? Nein. Auch teiner dlödlichen Versuchung war sie erlegen; dazu hatte sie ihre Maßnahmen zu gut mit fast unnatürlicher Klugheit aewahlt. Was erhoffte sie denn aber von diesem Todten? Nur die Frei heit? Oder nahrte sie noch immer je ne wahnsinnige Oeffnung bei deren .Borftellung den jungen Mann ein ; Schauder überlief? » Und doch, trotz dem Widerwillen T den Shlvie I eent Gerbault noch im reinen Reft . ritterlichen Bedenkeni Fee sich aufsieiij « n. hatte er, gerade er das Recht,·z ch zu ihieen Untiager zu ethebeniw EITfeits Schmiebey machte er sich durch? f i i M te I E Izu f Dukåteech egufiehkseeifgesircjft s Mag-Mii lw Oeirathisertesszs erkannte ?- sie III Wff , Cdmund'i Crbin boraulgeseit. das ihr Watte nigethxäter nach eine andere leitwillige gung treffen hat tet Wie dem sein ins-sich jedenfalls war Vincent · it in diesen abf ulis chen Plan verflochten, und zu f t er innerte er sich der klugen Mahnung Lepage’t, ich verdächtige Menschen vom Leibe zu halten. Bangigkeit. mit Ekel und Beschämung vermischte Sorge erfiillten ihn. Jhm war, als sei von dem Verlehr mit Shlvie ein Gefühl in ihm zurückgeblieben wie man es bei der Beengung eines Reptils empfindet: der indrurl von etwas Eifi m, Klebeigem Abscheuli chem, bat eh einem anhängt und von dem man ich nicht befreien tann. Langsam zog er sich an. Was sollte er beginnen? Auegehem Anzeige auf dem Gericht machent Es war ein trit ber, nebliger Tag; wahrscheinlich reg nete es morgen bei der Beerdigung des armen Edmund. Ein Wetter also wie an feinem hachzeitstage ....... Noch war Vincent nicht ganz zum Auf-gehen bereit, als fein Bursche her eintam mit der Meldung, daß Frau Lancelot sich schon zweimal nach fei nem Befinden habe erlunbigen lassen. Mit Freuden begrüßte der Haupt mann diese Ablenlung »Ich werde gleich hinuntergehen«, sagte er zu sich selbst. Eine wahre Sehnsucht erfafzte ihn plöylich nach feinen Hausgenvfsinnem als tönne er bei ihnen Zuflucht und Rettung finden. Vielleicht, da er in dieser reinen Umgebung den i m an haftenden Malel endlich abzuftreifen termochtr. Selbst die dort herrschende traurige Stimmung mußte wohl thuend und beredelnb auf ihn wirien. Frau Lancelat empfing ihn allein im tleinen Solon. »Mein armer Junge!« rief fie lla gend mit erhabenen Händen. Schon ihr Anblick, ihre aufrichtige Herzlichteit thaten ihm wohl, und tief lewegt eilte er auf sie zu. Ohne wei teres schloß sie ihn in ihre Arme. f »Sie haben immer fa warmen An theil an unserem Kummer genommen, da ist es nicht mehr als recht, daß auch wir den Jhrigen theilen. Der arme Herr DulaurietI Welch ein llngliirll Sie lönnen sich unsere Aufregung vor itellen«, fuhr sie fort, ihn aus dem Zimmer führend, »als wir die Nach richt in der Zeitung vernahnien.Eitelle las sie uns am MontagAbend vor dem Zubettgehen vor. Eine schreckliche Nacht solgte: nie zuvor hat sie solches Fieber gehabt. Und denlen Sie sich, während die arme Germaine und auch ich, die ich ansihrer Stelle wachen soll te, eingeschlummert waren, denten Sie sich, da ist sie ausgestanden und ganz allein durch’s Zimmer gegangen. Als Germaine die Augen bssnete, war sie verschwunden, und wo meinen Sie, daß wir sie sandeni An Ihrer Trep pe, wo sie ganz unzusammenhängende Din e sprach. Mein Gott, was siir Ang wir ausgestanden haben! Trotz dem geht es ihr seither nicht schlechter; manchmal scheint sie sogar wohler zu sein als vorher, und nur Unübertre hend liegt sie noch aus ihrem Ruhest fa. Man lönnte glauben, sie gehe der Genesung entgegen, der Arzt aber» sagt, es sei nur ein neues Stadium ihrer Krantheit.« Vor dem Krankenzimmer unterbrach Frau Lancelot ihren Redesluß. Drin nen sand Vincent alles unverändert, sogar Feuer brannte an diesem kühlen. trüben Tage im Kamim nur das Sosa war leer, dean Estelle stand in der Fensternische neben ihrer Freundin Ach!« wie ein Seuszer tam es bei seinem Eintritt über ihre Lippen ale sie sich umwandte. Zum ersten Male, seit Lepage ihn iiber Estelle s Gefühle aus elliirt hatte sah er sie wieder und ngdder Schleier der Selbstsucht und Gleich: kültigleit gesallen war, bestätigte sich hm dieser Sachverhalt aus den ersten Blick. Jhr Ausrus, ihr hasiiger, ihm entgegeneilenderSchritt, ihr plöhliches Erröthen...., ach ja, das alles verrieth nur zu sehr jene schmerzlich- hass nungslose Liebe, die Estelte ·- schwache -I--—DtI-—-.-- -------4- -h-- t-·- 'AA OIWIIIIIUIIIIIII Uslskqssso III-III qullk er sich iiber die kleine zarte Hand, die sich ihm entgegenstreckte, beugen, sie tütsen und so seiner tiesen Verehrung, Dankbarkeit und Reue Ausdruck geben mögen. Aber er durste es ja nicht« konnte nicht einmal nur an sie denken, denn schon wandten sich seine Augen, fein Herz Germaine zu. Wurde auch sie, von liebevollerEo regung und Sorge getrieben, ihm ent gegenkommen? Sie hatte, ihn ängst lich ansehend, einige Schritte aus ihn zu gemacht und wieder olte unwill tiirlich die Worte ihrer chwester: SaWir waren in großer Sorge um re.· »Und mit Recht«, siigte Frau Lan celot hinzu. »Noch dreien Morgen sagte ich zu den Mädchen: glaubt mir, ich verstehe mich aus die Soldaten, der herr Hauptmann muß halb todt ge wesen sein.« Diese Annahme erschien Vincent nun doch übertrieben. »Es-draus schlossen Sie diej?« « »Nun, weil Sie doch nicht zum Be griibniß Jhres armen Vetters gegan gen sind-« »Zum Begräbnis-P «Ja, heute Morgen um neun Uhr saus dem Kirchhof von Saint-Aubin. Zch komme eben davon her. Wußten ie denn nichts dar-sank « «Retn.« Vincent war aufs höchste sbeßiirst ; Frau Laneelot stand einen Augen fttck los. ba ' , us et lnein Meinen aussi- rseiqtußengeg einen J W «Umfchlag mit breitem schwarzen Rand lbervarzlehend: « »Na, das ist starlt hier ist die älnzeigq bie wir gestern erhalten aben.« Vincent las sie, oder that wenifs ens, als ob er lese, um seine Ia - surzpe zu gewinnen. » ougin's Schweigen auf feinen Brief, die zweideutige Antwort auf seine Ansrage am Abend vorher, alles erklärte ich seht. Man —- oder bes ser gesagt: Shlbie hatte also nicht ge wollt, daß er bem Begräbniß anwoh ne. Dumpfer rn erfaßte ihn gegen i.ber einer olch’ unerhörten Unver schämtheit, während die ahnungslose Frau Laneelot aufgeregt fortfuhr: »Mein Gott, wie ich mich ärgere, daß ich nicht in aller riihe zu Jhnen hinaufgefchickt habe! ber wer konnte auch vermuthen. daß manden nächsten Verwandten keine Mittheilung machen würdet Daß die arme Wittwe nicht daran dachte, das lann man ihr nicht so sehr iibel nehmen; ich weiß aus Er fahrung, wie einem in olchen Augen blicken zu Muthe ist. Für die anderen aber giebt es teine Entschuldigung. SehenSie, so sind sie, diese Civilisten: von Ordnung und Anstand teine Spur! Und was noch das Schlimmste ist —- erst heute bemerke ich es —- Jhr iName steht nicht einmal auf dem . Trauerbriefe.« Sie nahm Vincent das große, .schwarzger«a·nderte Schreiben ab und Ezeigte aus die lange Verwandtenliste, sin der sein Name nicht zu finden war. Nun erblaßte er, und der Zorn drohte ihn zu übermannen. »Sie sollen mir Rede stehen, was dies zu bedeuten hat!« murmelte er wüthend.... Plötzlich hielt er erbebend inne. »Herr Hauptman, waren Sie denn nicht auf etwas derartiges gefaßt?« I Jn ihrem weißeaneide stand Estel He vor ihm, und langsam, jede Silbe Jl·etont, waren die Worte von ihren i Lippen gekommen. ! »Waren Sia bei Frau Dulaurier micht auf alles gefaßt?« « iFortsetzung solgt.) Irre danke Urlaub i i . ! Jn der ersten Morgensrisdxe fahren swir die Straße hinunter zwischen kikortirm im Nnmermtimle nnd Nied- « di Cadore. Der Bergstrom, die wilde Boita, sauscht unter uns, und die Tannen und Lärchen längs der Reichsstrasze, die sich in Krümmungen abwärts senlt. tragen noch den Thau des Morgens und Spinnweben zwischen dem dunkelgrünen Gezweig. Gleich hinter dem großen Lärchem walde, wissen wir« tornmt die Grenze, da beginnt Italien. Und jene traum hafte Stimmung kommt über unt-« seger Mignonssauber, den nur ein Deutscher emsinden tann. Kennst du das Land, wo die Zitronen bltiheni Ernsthast ragen die großen Dolorni ten-Häupter urn unfempoh die Fa loria, die Antelao, der Pelmo. Um ihre graurothe Felgpracht schlingen sich wie Silberstreisen die Maigennes bel, tlettern in Schluchten und Ab ariinden empor, wo noch überall der Schnee hängt. Nun haben wir die Grenze hinter uns, und mehrereStun den lang fährt unser Wagen durch ärmliche Dörser, in deren Hansern wir duntle Steinhöhlen sehen, die Zimmer heißen; der Wald verlässt uni- und wird lichter. Die Kolosie der Iris-u ler Alpen, die vor uns aussteigen, wer den immer deutticher im Morgenlicht sichtbar Da ist Pieve di Cadore. Ein rich tiges Felsnest, umgeben von Abgriiv den, wilden Schluchten, zackigen Gi Pseln, die überall ausragen. Dahin ter wie ein Felstheater die gewaltige Masse der Marmarola, die 3000 Me ter hoch ist. Mitten aus dem Marltplah steht Tizians Standbild. Geht man über die Straße, die den stolzen Namen Borgata Arsenale führt, an einer klei nen Kapelle vorbei, die San Vito ge weiht ist, so stoßen wir aus sein an gebliches »Geburtihau«i. Azgeblich Icllll Ul( CIUUIIIUIH Ul( VII Ulclslllu daran lnüpit, ist sehr unsi r· Ein rinitöckigeb haus, mir ziemlich ilachem Dach, weiß verpußt, mit grünen Fen sterliiden und Bußenscheibem wie man sie so im Gebirge findet. Ein kleine rer Vorbau daneben trägt die Jn schrist Stallo. Tizian, der 1477 in diesem Berg nest geboren wurde, war nicht nur ei ner der größten Maler, die die Welt s- gesehen hat« sondern auch ein ganz hervorragender Lebenstiinftler. Und das will auch etwas sagen. Der zehn jährige Knabe, der, von einem Ver wandten geleitet, die Straße nach Belluno einschlag, um in Venedig sein Glück zu machen, mochte wohl schon geträumt haben in seiner Alpen-Ein .amteit hier oben, von der großen Si rene in den Lagunen, von ihrem Gold, ihrem Purpur, ihren dunleliiugigen Frauen, die liber Königreiche im Osten herrschten. Und sein Blut halte sich dabei erhißt, ein Iarbenrausch hatte sich seiner-Sinne bemächtigt Sein Leben brauchte die Farben noch mehr als seine Paiette. Mit Häher Bau ernenersie ertanlg er sich alles, wos nach es ihn gel«stete, das Gold und den Purpur derLagunenstadt und ihre dunkeliiugigen Frauen. m Rausch des Ueberscusses, im Verse r mit Kö nigen nnd Kaisern neigte sich sein Le ben u Ende. Die Unhiin lichtett an die tmath aber hat er n verloren. Noth in seinen spätesten Jahren he sehä tigte er sieh mit Cadotei kleinsten W i. Kommunalan el enheiten; jeden Yrbst oder «tsonuner, wenn die ie briltend tiber den Lagunen la , suchte er das heimatliche Alpenne — wieder. Wir tsnnen uns den ehnjiihrigieen Bauernjunter Tiziano di ecellio, r 1487 nach Venedig kommt, nicht naio germg vorstellen. Jm gewissen Sinne llieb er auch naiv sein ganzes Leben. Er behielt vor allem — vielleicht in bewußter Selbstsucht —- die heimat liche Frische und Empfänglichkeit s r alles Neue und Kraftoollr. Von den alten Familien Venedigs, mit ihrer halb orientalischen Räntesucht und sämtlich ihrem maßlofen, grausa men Kastenhochmuth trennte ihn eine uniiberbriickbare Kluft. Er blieb im mer Tiziano, Jl Pittore. Er lernte von ihnen, ja. Er lernte in Venedig nicht nur sehen, auch lieben, schwel en, vor allem feilschen und handeln. Hsarbe im Leben kostet etwas. Und nedig war die erste Großstadt ihrer Reit, ja, der modernen Welt über haupt, mit seinen meeriiugigen Luni sanen, seinen Mifchlingen aus Often und Westen, seinem Völkeroerleht, seinen Millionenschösen und seinen Millionentniffen, mit denen es die Diplomaten ganz Europas umgarnte. Es war eine Stadt, in der man mehr von der Welt wußte als an allen Für stenhösen und allen gelehrten Schulen Europas. Jn Venedig war man gewohnt, al les mit eigenen Augen zu iebenz im Rufe des Realismus hat die venezia nische Schule stets gestanden. Tizian bat die Menschen in Schulen und in Museen laum gesehen, jedenfalls nie ftudirt. Dafür studirte er an den Kais von Venedig Typen aus aller Herren Länder. Der melancholifche Karl V. erquickte sich an Tizians Bildern in der Einsamkeit von San Yufte, der menfchenfcheue Philipp Il. verlangte leidenschaftlich immer wieder nach Werten diefes Malers, aus denen ihm das Leben, das er sonst verachtete, so leidenschaftlich entgegengliihte. Dieses großartige Leben ging lang sam verdämmernd zu Ende. Der ickuvarze Tod mußte kommen, um dein Essijährigen den Piniel aus den Hän den zu nehmen. Die Pest wüthete in Venedig, die Jnfeln der Lagunen wa ren mit Lazaretten bedeckt. in der AuguftschwiileSdes Sommers von ( Ins-» JUCU llulocll Lullfcllsk III Ucl III-III Schrecken erfüllten Stadt. Auch in las pruntvolle Haus der Malersiirsten zu Biri Grunde im Nordoiten der Stadt trat die Pest. Sie ergriff Ti zian, der fast allein war, da alle seine Hausgenossen gestehen waren, inmit ten seiner mit Kostbarkeiten und Kunstwerten gefiillten Gemächer. Am L7. August starb er. Kurz darauf, einige Tage später, starb iein Sohn Orazio ebenfalls an der Pest. Jn der Nacht brachen Diebe in das leerehaus ein, aus dem man den Todten heraus petragen hatte, plünderten, zerstreuten die Kostbarkeiten in alle Welt. Der große Mlaer, der wie ein Fürst gelebt hatte. osz auch den fürstlichen Vor zug, na feinem Tode geplündert zu werden Nachdentlich gehen wir durch die engen Gassen von Pieve di Cadorr. Es ist Nacht geworden, während wti dies gewaltige Leben im Geiste haben on uns vorbeiziehrn lassen. Um uns tönt Gefang. Gelächter, Klimpern auf Saiteninstrunienten. Vor dem Hotel Progresso bewegen sich Windlichter hin und her; bunte Laternen werden in den abschiissigen Gassen sichtbar. Vor den häusern zwischen den Fremden in ihren Loden-Havelocts, ihren Reise Anzügen sihen die einheitnischen Spießbiirger beim Wein, erfreuen steh der Kühle nach der Hitze des Tages. Wie wundervoll ist solch eine Tale-rni ten-Nacht! Eine blaue, leichte Luft, wie man sie niemals im Norden spürt, derseßt die Seele in ein unnennbarei Wohlbehagen Alles ist deutlich sicht bar auf weite Entfernungen —- die riesigen Felsgipfel mit ihren grau riithlichev Sbihen lassen ·ede Rinne, jede Schrofse voll Schnee eben. Es ist, als stießen sie mit ihren Häuptern an eine seine Glocke von blaue-n Glut den Nachthirninei. Eine solche Nacht toll Tiese und Licht nnd Dust wäre wie eine Offenbarung sür den großen Maler gewesen« den diese Stätte ge bar. Denn unter allen Wundern sind die Wunder der Farbe die größten, uäd Tizian war ihr gewaltigster Pro p i. 1300 Japaner aus einer Zucker vlantage in hawaii legten die Arbeit nieder, urn die Entlassung eines ihnen unangenehmen Vormanneg durchzu sehen. Als sie ihren Zweck erreicht hatten, streiiten sie nochmals, weil ihnen die Sache Spaß machte. Japa ner lernen sicherlich ungeheuer schnell. I d I Mancher verdankt seine Abnahtne seiner Moral der Zunahme seiner wandern W if Die Streiter in Chieago selzen sieh ror die schwierige Ausgabe gestellt, Frieden irn Kriege zu halten. O « I Schwer belastet: « «’o«r’ ’mal, Ede, rnan sieht Dich nur noch in Varstiids ten. hast- schon wieder Angst vor der Schenken aller hasensuf3!«—-«Angstf Ra bitt' Irr . iibersahr’ mal Du in ter Nacht a ne Laterne uss verbote nenr Weg in strasdarern Tempo mit eenegr se plisenen Motprrad . unpar srcht se eenen Gännadaernp III Die i · ne MMN Fåmuspk N M