Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 19, 1904, Zweiter Theil, Image 13

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    cumoeesle von Kiste Lubowsli.
Jn Tumdlolen waren sie seit ein
paar Tagen gänzlich aus dem Gleich
xetoi gerathen. Das machte die
un nisz von der großen Neuigkeit,
die aus dein herrschaftlichen Einmi
mer in die Kiiche —— aus der Küche in
die Gesindestuden und von hier aus in
die Reihe der Katen geflogen war.
Was half es aber,daß die alte ,,Gönse
eile« den berechti ten Einwand aus
i rem ahnlosen unde steigen ließ:
» t liwt de Diiwel ne do, wo des
anwussen isi« —- Er lam doch
denn der Besiter des Ritterguies
Tarni-losem Herr anshariwig Mr.
William Stew un die weise Vor
se ung wollten es so. Er hieß Fred
Sew, war der einzige Sohn des
garmers Williarn Stew und sollte in
umblolen bei feines Vaters altem
Jugendfreund die Finefsen der Land
wirthschaft erlernen. Herr Hartwig
war nämlich immer »ein feiner Kopf«
gewesen« dessen Pläne den Vorng
hatten, ebenso praktisch wie genial zu
sein. Daß ihm das Geld zur Aus
siihrung fehlte, ändert in Millian
Stew's Augen an seiner Tüchtigleit
nicht das geringste.
Alle vier Jahre, wenn er von seinen
blühenden Besihungen in Jofosaltes
aus Calisornien in die heimath und
zu seinem alten Freunde schwamm,
war er von neuem voll ehrlicher Be
wunderung fiir den Mann, der seine
deutsche Scholle zu lieb hatte, als daß
er sie gegen eine eintriiglichere in der
Fremde eintauschen wollte.
Sie gingen dann gemeinsam iiber
die grünen Saatenfelder und das
sorglich vorbereitete Land, das zur
Ausnahme von Sanienlorn und
Kartoffeln bestimmt war. William
Stew in dem mit Schnüren und
buntfarbigen Aufschlägen verziert-n
«Smoling", und Hang Hartwia in
dein ausgeblichenen Leinwandlittel,
der durch die zahlreichen Wäschen all
mählich seinen Sitz eingebüßt hatte.
Bei den ersten Besuchen wanderten
sie zu zweien .... denn Frau Hartwig
war Viel zu zart, um das limherstol
pern in dein losen Sande Vertrauen
zu können.
Später gesellte sich ein Mondes
Dingelchen iu ihnen, das seine
Patlchband voller Vertrauen in die
des- Onlel Stein schob und nur« wenn
ver spaz iergung gar rein Unoe neu
men wollte, schiichtern llaatr:
»Tudi is so miid «
Der alte Misier Stew war dem
lieblichen Kinde von Versen aut. aber
er bethätigtt das weder durch Zucker
diiten. noch sonstige Härtlichieiten
Er nahm sie bei solchen Schwäche
anwandlungen ein wenia drummig
au den Arm und sagte iur«;: «Well.
Du bist im Grunde aenornmen wei:
ter zu nichts Fu gebrauchen, als zum
Troudlem air .Da ist mein Frev.
doch ein anderer Kerl « Aber sein
dartloses Gesicht und seine hellen.
scharfen Augen waren dabei voller
Zärtlichkeit . · .
»Fred soll tomrnen," halte Trudel
damals gebettelt. »Abwarten, airl.
Geduld haben,« beschwichtiate Ontel
Stew die iindliche Ungeduld. »Weil
er wird kommen, wenn er so weit isi.«
Darüber waren zwölf Jahre in's
Land gegangen. Sie hatten in Tum:
dlolen kaum eine andre Spur bin«
terlassen, als in Herrn Hartwias lite
sirht eine Anzahl Falten nnd aus sei
nem Haupte eine Handvoll Schnee. .
Das »Girl« war ein schlanles,
schönes Mädchen geworden, und Fred
Stew war ein llu er. warmderziger
Mensch, der nur äu erlich den Wahr
spruch seiner amerikanischen Mutter
»Am-ans rool and always silent« be
«solgte. Man war sehr neugierig im
Gutshause Tumbloien aus ihn, der
in diesen Tagen mit dem Schnell
dampser ,,«Deutschlond in hamburg
ankommen sollte Trude war sogar
ein ganz tlein wenig ausgeregi, als er
h-- Qu- t ----- neun »Ja a- I--.«.
meldete Der Staatswagen mit den
beiden Goldiiichien, der ihn von der
Bahnitation abholen sollte, war be
reits untern-e s, und sie schlug die
lehten Nägel iir den haftenden Will
toinniengruß in den Ballen über der
Eingangöthilr ein
Dabei lauschte sie ununterbrocheH
auf das Nahen des Wagens trotzdem
sie ihre Geduld noch reichlich zwei;
Stunden zu zügeln nöthig haben
würde. Aber die littduldsprobe
wurde erheblich abg iirzt. Fred
Siew hatte einen früheren Zug als
den ursprünglich beabsichtigten ge
wählt und die zwanzig Kilometer vorn -
Bahnhof zu Fuß zurückgelegt l
Trade ichwantte auf der warm-H
stichigen Leiter, als feine breitichul
trige Gestalt sich plötzlich unter die
ieuerrothen Pionen schob.
Weder eine Verneigung noch ein
verbindliches Wort gönnie er ihr zur
Begrüizung Er itrertte ihr einfach die
hand entgegen und sagte lurz: »Weil
.ich bin hier «Nun war er be
reits zwei Wochen auf Tarni-toten
is en Op« sagten die Leute.
seggt jedem ,.«Du un dröggt
ostnsp up fin Vorhemd. «
Lin Ssig «-herz und geiiihlloies
Getväehi isi er.« urtheilt Tende.
»Ein due us zuverlässiger, befä
hinter Anch« behauptete herr
Fartwig U das Alter hat zumeiit
edit weil ei tnit dern Verstande ur
theilt.
Die« u end lästsiC lluiehr oon
dein Ge ii l leiten, und Oe rud hart
gmochte von dieser Kegel keine
Ausnahme lFreilich inilcte sich ih- !
rein harten rtheil ein ganz eigenar
tlaes Zum M
Der Madchenstolg und die Sprö
digteit rangen zwar dage en, aber
was ein gues ersttlassigell urro at
ist das durchgieht nnd durchsetzt
Hauptmasse trog aller Ge Wnbestrebuns
gen und bringt seine irtun zur
Geltung. Und gut und ersttlas g
echt deutsch und treu-—toar Trudes
Neigung siir diesen gräßlichen und
doch so geliebten red Stett-.
Er aber blieb cheinbar ruhigeund
liihl tvie ani Tage ihrer ersten geg
nung und Trude harttotg verschanzte
ihr heißes pochendes herzchen hinter
eitlalter Zurückhaltung So gestal
tete sich das Beisammensein der jun
gen Menschen zu einem immer uner
auicllicheren und steiseren.
I s s
Ein Somtnertag voller Duft und
Sonne lag iiber dem Tumblotener
Gutshosr. Trade hartroig tvar in
ihrem Element. Sie siitterte die llei
nen piependen Küchleim die mit den
zierlichen Fäßchen geradewegs in die
Milchnöpschen hineintappten.
Fred Stetti, der gerade vom Felde
heimlam, sah erstaunt zu ihr hinüber
Mit lachenden Augen und wehendern
Blondhaar stand sie in der Sonne
und that, als könnte sie gar nicht ge
nug von der Fülle goldenen Lichtes
lelotnmen. Er hatte plödlich ein Ge
siihL als seien ihm die Linien und
Kragen seiner Belleidungsstiicke viel
zu eng.
Die blitzenden Strahlen spielten
mit ihre Locken und setzten sich keck
und vertraulich in die rosige Ohrmu
schel. Fred Stetv konnte das nicht
langer mit ansehen. Die Sonne Ioar
znm Lichtspenden und Wachsenlassen
ccmacht. Well, alles Andere ging sie
gar nichts an.
Aber Sonne und Liebe haben den
nämlichen Charakter. Sie strahlen
und leuchten, wie es ihnen beliebt.
Fred Sten- interessirte sich jetzt also
siir den Hühnerhos. Er stattete den
verschiedenen Kaminern lange Besuche
ab und weilte besonders gern in dem
Briitraum, in dem zurzeit noch eine
stattliche Reihe von Putenmiittern ih
ten Pflichten nachkomm
Eitie5. Morgens war er viel sriiher
als gewöhnlich aus den Beinen. Herr
Hartinig hatte gestern Abend eine
kurze Reise antreten iniissen und Fred
fühlte sich als sein Stellvertreter.
Der weiße Sand des Hühnerhofes
leuchtete in den stillen Morgen hinaus
und Gräser und Blumen hielten große
Wäsche. « ,
Fred Steto ichritt langsam und
feierlich um das Viereck, das ein
Drahtzaun von den Wirthschastshos
trennte, herum.
Plötzlich iissneten sich seine Augen
in starrem Entsetzen
Die sonst sorgsam verschlossene
Thür des Putraumes stand weit osfen
und dort in der erne« in dem matten
Gold des Weizen eldes stolzirte, mar
schirte und dreisentirte es in regsatner
Geschäftsthätigleit
»Donnettvetter,« murmelte er, ganz
dliasz werdend, stürzte wie ein vom
Bösen Besessener zu Gute-hause hin
und schlug mit der Faust an die Fen
sterscheiben von denen er mußte, daß
tie den Schlasräumen der Dienstmäd
chen das Licht spendeten . Dabei gellte
seine Stimme wie ein Schlachtsignal:
»Die Turteys, die Turteys sind los.
quirl, auicl!« Guste Nedders fuhr mit
einem Say aus dem hohen Federbett
und bewa snete sich mit der Forte, die
zufällig in der Ecke stand.
Ltsche Baddero reckte den grauen
Kops aus dem buntgetviirielten Kis
senzeug hoch und sagte voller Grimm:
»Wi- tiimmt dat Diiioeltiig von
Türkens blot no Tumblolen?« l
Die Kleinmagd aber sing jämmer- ;
lich zu schluchzen an.
»Un if lot mi nich von deheidens ;
ltrls upsrete . « it sett rni in den Tiiss »
tenteller und grüßt ot minen Willem »
velmoltk « Und raus war fie. :
Der Schreckensrus »De Türlens j
sind do« pslanzte sich gleich einer
Sturm-Huld sortz die alles mit in
IlJcIU SIEBEL litllclllzjssh !
Schließlich erwachte von dem Lärm
und Getohe auch Trudel Hartwigw
Jus Nu hatte sie sich den tosen Mor- »
arnroct übel-geworfen und lvar nach
unten gestürzt. »Um Gotte-willen, ;
Leute« was habt Ihri« s
,.De Türtens sin da, Fräuleinchen,
ach Du leiwe Gott, wachten Sie sich
bloß, weil Sie man unseren Herrn(
seine isinziasle sind. Hier · .. nee...
das is nich sicher genug Lieder das »
rin... Da suchen die Schlvernötherg »
nich drin. Es stinkt ihr zu strena.«
Und ehe sich Trude recht wehren
oder besinnen tannte, saß sie in der
leeren Theertonne und Klaus Piweni
del legte den Deckel aus ihren Raps
Sie versuchte ihre Gedanten zu sam
meln. Das ging nicht eben schnell,
weil ihr der durchdringende Geruch
den Athem nahm.
Mit den Türten .. das war natür
lich heller Wahnsinn. Aber »die Mo
inarchienf das waren die tosen Arbei
ter, die seit dem Leuternangel aus
aller herren Länder zusammenliesem
z, die tonnten sich empört haben.
ar im vorigen Jahr aus dem Nach
bar ut nicht ähnliches passirt2
Gott« und der Vater nun nicht
zu Hause und sie ganz allein. Re
gungslps verharrte sie in der unbe
auemen Stellung, die ihr »das Blut in
die Stirn tried... während sich die
telvassnete Macht aus dem Hase nach
derti Feind um ah. Steis und starr
standen iie in eih und Glied aufge
pslanzt... »Ur-is nu dloi de Water
redder ut Amerika dieiden2'
»Man .. pscht . . er ward ehr de
inern.«
Da erschien Fred Stem, mit eineri
langen Rufzgerte bewaffnet, hochroth
im Gesicht und außer Luft und
Athem.
»Warum fteht Ihr lite Stones?«
fragte er hastig. »Komm und helft,
dort sind fiel«
Ired Stew’s hand weift in die gol
kene Fülle des Aehrenfeldes. Ein paar
Duiend Augen folgen der angegebe
nen Richtung.
Die Senfen klirren auf da Pflafter
und die Kratzhaten und Harten sin
ten fchlaff aus ihrer fteifen Haltung
zur Erde.
»Dat de Muß en Rott ward .. .
Gutsdunner!«
»De Kirl is ganz und got iiverge
fchoten.'«
»Dat sin Din Tiirlens » .. ameri
lanifch Cfel Puten fün’ to
ganz dömlich oll Bröjputen No
tdto over.
»Türtehs oder Breedingputens.
well is all the fame, « fagt Fred Stew
ruhig. Ein paar lachen aus vollem
lfe. Nur Klaus Riwendel be
ommt es mit der Angst.
»Uns Fräulein Trude hab’ ich vor
ihre eigene Sicherheit in die There
tonn gllefpunntF
ich will sie rausfetfchenf
Wie dellr Wind lauft der Ameritaner(
davon Als er den Deckel der bezeich (
neten Tonne abnimmt, sieht ihm ein
blasses, verängftigtes Mädchengesicht
entgegen.
»Nicht wahr, Sie verlassen mich
nicht«-« bittet sie leife und sucht feine
Augen. Da geht ein tiefes Aufath
men durch die hohe Männergeitalt. In «
fein energifches Gesicht tommt ein
weicher, zärtlicher Aussdrucl I
Er hebt die leichte Geftalt aus dem
übelriechenden Gefängniß zu sich em
por und legt ihr matteg Köpfchen an ’
feine Bruft.
»Ich verlasse Dich never,« verspricht
er ihr »Ich hin Dir lonatime aut,
butxich found teine paßliche Gelegen
heit, es Dir zu teilen. Now hab' ich
ihr Wenn der Feind auch nur out
Sliuten besteht." Und er tiifit sie auf
Mund und Augen und fliiftert ihr
heimlich in das Ohr:
,Oben auf our Haufe lommt aus
Marmor ein Tiirti. negk« oder better
.. ich fag’ »Pute«. llillft Du dass
fo, Darlina?«
Trudel Hartmia faat still und feliq
»ja« und liisit den unans: ftehli chen
Oklsslslklllks Uns VIII »Fall«-·
Die allgemeine Empiirung hat sich
bald gelegt. Die Kleinmagd kriegte
eine Pferdedecke um und wurde aus
dem Keller in das Tageslicht geschafft
und die Ausreißer von Puten. denen
eine muthwillige Hand das lichtlose
Gefängniß geöffnet hatte, sämmtlich
eingesangen. So kam alles ganz leid:
lich wieder ins Loth Nur Fred Steine
Smoiing und Trudeks dressing:gown
nicht. Die Theerflecken erwiesen sich
als waschecht. Von den verdorbenen
Puteneiern hat Niemand etwas er
wähnt, wurde doch durch das Miß
geschick, welches doch durch das Miß
so grausam zerstörte, Trudel Hart
tvig’s Glück geboren.
-.---—
Ue Füsse der modernen Dritten
Es mag manchem iiberraschend
klingen, wenn ein englisches Blatt
behauptet, daß der »iierliche Fuß der
englischen Ladh in Gesang und Dicht
lunst viel gefeiert worden ist«; jeden
sallg gehört er jetzt der Vergangenheit
an. Leibesiidungen haben den Fuß
der Englanderin zweifellos vergrößert.
Die Jagd-, Golf- und Hodehspiele
haben eine weibliche Generation her
vorgebrach, deren Ausdauer und
Kräfte frühere Generationen über
raschen würden, und natürlich haben
diese athletischen Damen auch größere
Füße. Ein Schuhmacher, der siir die
elegante Welt arbeitet, erklärte: »Ja
England wie auch in Frankreich und
Amerika kann man in den letzten siins
Jahren deutlich eine Zunahme der
Länge und der ganzen Größe bei den
; üfzen sestftellen.« Der Schuhmacher
prach von diesem Wechsel fast melan
cholifch: der Arzt dürfte ihn aber mit
- renden begrüßen. Ein englischer
vezialist aus dein Gebiet der Körper
pslege gab seiner Freude über die
Mädchen, die Leibesiibungen und
Spielen obliegen und bequeme Stiefel
tragen müssen, lrüstig Ausdruck. »Die
Frauen", sagte er, «denten seht mehr
an dwchönkit ihrer Füße als an
hie Größe, wie in vergangenen Zeiten.
Es gibt nichts schöneres als einen voll
tonimen gesormten Fuß. dessen Um
risse nicht beeinträchtigt sind. Der zier
liche Fuß ist dahin, ab er es liegt tein
Grund vor, das zu bebauern·"
H-b—«
Schsn aussedkiicktn
»Es ist merttvürdig, wie sich das
Niechorgan des alten Rentier Ouber
aus seine Rachlominen vererbt hat·«
s »Ja, dem seine Säufernase ist ge
3 wissermaßen die Achillesferse der gan
zen Familie geworden.«'
» -—.
Ein guter Arzt.
Dame: »Ihr Reise muß ein sehr
guter Arzt sein, Herr Sanitätsrath
r hat mir erzählt, daß ihm noch nie
mals ein Patient gestorben ist.«
Nath: »Na ja, gnädige Frau, un
ter uns gesagt-: Er hat nämlich noch
keinen gehabt.«
f
Durchs-baut
’ Freundin: »Das Tischtuch ist A.
B. gezeichnet!«
Hausfrau (verlegen): »Ja, so hieß
Imeine leste derrscbastz die hat rnir
i manches Stück geschenkt!«
i Freundin: »Du, wenn die Dich
labex mal besuchen liimeisp
Va- Wirthshaug im Mittelalter
Von Dr. H. Mauersberg
lTrvtz der stetig fortschreitenden Ent
wickelung des Vertelfröwesens und un
geachtet der guten, o t geradezu fürstli
chen Einrichtung, die manches moderne
Hotel aufweist, giebt es immer noch
viel-e Reisende, die stets unzufrieden
sind. Dein einen sind die Sophas zu
hart, dem anderen die Betten zu weich.
Diesem bietet die Zubereitung der
Speisen, und jenem das Verhalten der
Bedienung ergiebt en Stoff zu bitte
ren Klagen. Sol n Nörglern möchte
man wünschen, dafz sie einmal in das
Mittelalter zurückversth würden, da
mit sie lernten, die mannigfachen Er
rungenschaften im Verkehrswesen, über
die« wir heute verfügen, dantbar zu
wurdigen. Wir wollen im folgenden
ein Kulturbild entrollen, das uns das
Gasthausleben früherer Zeiten vor
Augen stellt.
Die älteste Form der Beherbergung
und Verpflegung von Fremden war die
der Gastfreundfchaft. Wer ȟber
Land« mußte, hatte wohl in dieser
oder jener Stadt einen sogenannten
,,Hogpeg«, der ihm, so oft er kam,
willig ein Absteigequartier bot. Selbst
Kaiser verschmähten es nicht, bei sol
chen Gastfreunden einzutehren.
Gastsreundfchast war eine Ehren:
fache, die selbst vor dein Feinde ihre
Geltung behauptete. Als bei der
Heinisiihrung der Prinzessin Dorothea
von Brandenburg nach Staffel imJahre
1700 die fürstlichen Personen eine han
noversche Stadt passirten, lud man sie
zwar aufs Schloß selbst nicht ein, son
dern ivufzte ,,selbiges mit einer erdich
teten »ercuse·« zu decliniren.« Dafür
wurden die Herrschaften aber in der
Stadt in »eineni feinen großen Haufe
logieret«, ivo sie »nach allen ,,7fatigen«
mit der nöthigen ,,(soiiimodität der
Ruhe pflegen tonnten.«
Daß die Klöster, die frühesten Stät
ten christlicher Lielsesthätigtein auch
die Pflege der Gastsreuiidsctiast nicht
ausser Acht ließen, liegt wohl auf der
Hand. Es gab im Lilittelalter taum
ein Kloster, wo nicht ein mit Zimmern
und verschiedenen zur anständigen
Ausnahme von Gästen bestimmten
Räumen verseheiiesö Gebäude vorhan
den iuar, das init dein alten Namen
der tsluse benannt wurde.
Alls »geheiligten Beweis-» ihrsr Gast
lichtgit« empfing die stlosterveriral
tuua dafür manche Schentuna in lite
r«-« ..·... eu-I:....:». m«ik.i--o-J-'.»» iiqh
Ist-III »Ist »W- ksy Jst »W
anderen Aufmerksamkeiten So scheut
te z. B. ein Gras Egilmar von Ol
denhurg im Jahre 1108 dem Kloster
zu Jburg, das trotz seiner Bedürstig
teit ihm freundlich Obdach gewährt
hatte, 90 Bund Anle, die jährlich in
Olderihurg von einem Klosterhruder
in Empfang genommen werden soll
ten Selbst weniger begüterte Sterb
liche als Handwerker und Tagelöhner
ließen sichs nicht nehmen, genossene
Gastfreundschaft durch irgend eine
Ertenntlichteit zu quittiren, ivie
Schenlungen von solchen Leuten in
der Geschichte der großen Char
treuse in bunter Reihe verzeichnet
sind. Fiirslliche Personen. unter de
nen auch Kaiser nicht fehlten, ga
ben ihrem Dante wohl durch Stiftung
einer dauernden Rente Ausdruck.
Dir tlöfterlictie Gasrsreundschaft
wurde allerdings oft auch arg mifrv
braucht. Edelleute. namentlich Vögte,
nahmen keinen Anstand, niit ihren
Freunden, Dienern, Jägern, Pferden,
stunden, Falten u. s. w. häufig tage
lang dem Kloster zur Last zu liegen.
Wir lesen de: halb mehr als einmal,
daß die, welche ein Hoheitgrecht über
ein Kloster besaszem es im Interesse
feiner »wirthschastlichen Etluffrischung«
ieittreise von aller »Gastung nnd
tsjtachtherberg« befreiten.
Abgesehen von den Klöstern nahmen
in den Stadien auch die meisten Kran
tenhäuser gesunde Pilger und Reisende
sur einige Tage als Gaste auf. Jn den
Ztiftungsurlunden mancher Spitiiler
ist diese Bestimmung ausdrücklich ver
leichtrer Sviiter tvurden besondere
k .. kn: t--..t.·.·.. k-- -h-.. kcI--h--I.--.
»Hu-IN spuktquuusxt »Ur-r kriekssvspu,s.·
bergen, theils in Anlehnung an Spi
tijler, theils als setbststöndige Anstal
ten gegriindet.
Als diese Art der Beherbergung aber
nicht mehr genügte, weil die Städt-e
wichtige Stützpuntte des Handels ge
worden waren und dadurch einen oft
nicht unbedeutenden Fremdenzuflnfk
innerhalb ihrer Mauern erfuhren,
legte man zur Erleichterung des Ver
lehrs ftädtische Wein- und Bierleller
Jn, die nicht blos zuin geselligen Ver
lehr, sondern auch als Waarennieder
lagen dienten. Das älteste derartige
Haus ist wohl das große »Laaer- und
Kanfhaus der Deutschen« in Venedig,
das sogenannte ,,·’fontiruni Tentonis
cuni«, vom Jahre 1242--1J:UJ. Es
stellte ein gewaltiges Viereck von drei
Ztockwerten dar, die einen Hof uni
ichlosfen· mit inneren Gallerien in je
dem Stocke.
Der Wirth eines solchen »Kaufhau
fes-« (»Tabernariug") fungirte zu
aleich als Mailer und hatte ten Kauf
leuten kraft staatlicher Verpflichtung
gegen feste Gebühren die Garantie fiir
die Bezahlung ihrer vertausten Waa
ren zu leisten.
Seit dein 14. Jahrhundert giebt es
in fast allen Städten eigentliche Gast
htiuserf »der offenen Wirthe Häuser«.
hatten seither die geistlichen und welt
lichen Grundherren das Recht zum
Wirthshausbetrisebe übertragen, so
gingen mit Abschasfung der alten
Hörigkeit die Wirthshausönrter die
» freie Zünfte über und wurden wie je
’des andere Gewerbe betrieben. Jn
Frankfurt a. M. hat bereits 1346 das
Gasthaus zur goldenen Wage und im
..... — . -..-...-.---.-.-«.—-—-. —. —......
Jahre 1429 die herberge zum Lind
wurm bestanden. Die Juden hatten
ihr eigenes Wirthshaus, in Frank
furt das ogenannte Heckhaus der Ju
den, in amz die Judenherberge zum
kalten Bad.
Thun wir nun einen Blick in das
Jnnere einer damaligen Wirthschafi
und Herberge, so muthet uns manches
unglaublich fremd und sonderbar fern
liegendan. Zwischen der Höhe mo
derner Kuitur und der Niederung da
maliger Zustände und Lebensbedin,
gungen will sich ein Gegensatz uns
aufthun, tlaffend wie die natürlichen
Grenzscheiden zwischen Berg undThaL
Für den, der heute in fremdem
Lande ein ihm in feinen Sicherheits
verhältnissen unbetanntes Gasthaus
bezieht, pflegt die einzige Borsichtss
maßregel darin zu bestehen, daß er
Abends in die Ecken Und unter die
Betten leuchtet. Eine etwas größere
Behutsamteit und umfassende Vorkeh
rungen siir den Selbstschuh waren
früher wohl am Platze·
Welcher Art die Zugeständnisie wa
ren, zeigt ein aus dem 14. Jahrhun
dert starnmendeg Statutenbuch »der
Stadt Speher, das die Leute, die
Abends mit ,,swerten, langen Messern,
bautzieren (Panzern), iesselhülen
(P1ckelhauben« und anderen waffen«
ausgingen, und ihr Abendvergniigen
darin erblickten, ruheliebendenBiirgern
ihre Bekanntschaft aufzunöthigem
ernstlich verwarnie zur ,,winglocken«
id. i. ein Zeichen mit der Polizei
glocte) die Wirthghiiuscr zu Verlassen.
Wenn wir weiter einen Ziiricher Rath
beschluß vom Jahre 1314 hören, der
die Wirthe verpflichtete, jeden Gast
beim Betreten des Hauses zur Abgabe
seines Messerg aufzufordern, oder im
Weigerungsfalle ihm Essen und Trin
ken Vorzuenthaltem wenn wir in ei:
net anderen Urkunde-lesen, daß man
in Weißenburg den Gefangenen zur
Milderung ihrer Lage erlaubte, eine
Herberge in der Stadt zu beziehen, so
hat die Phantasie Stoff genug, sich
die Romantit im Wirthshaugleben
früherer Zeiten augzumalen
Daf; ,,Landstreict)er, Spitzduben nnd
allerhand Diebes - Gesindel« auch in
späteren Jahrhunderter Wirthshäufer
und Herkeraen in Stadt nnd Land
alis willtonnnene ilntcrschlupie benutz
ten, ersehen wir aus den immer wie:
dertebrenden Verordnungen die den
ill:;-««- ....t-.. us..s»».t«..... -...« U-;
..-»..,... .«... ....».».,....,, .».» »»..
hesstrasfe« einschärsten, den Paß eines
jeden Reisenden aufs sorgfältigste zu
prüfen und, falls ihnen ein Fremder
verdächtig erschien, solchen sofort dem
Ortsvogte anzuzeiaen, »der dann nach
Eraminirung der Umhstände davon
ungesäumt an das Amhtibauß zu
weiterer Verordnung, persönlich zu re
serieren hatte«.
Daß im Mittelalter die Reisenden
sich auch in sonstigen Stücken den An
ordnungen des Wirthes unbedingt zu»
fügen hatten, erscheint uns heute als
eine ungewöhnliche, übertriebeneForm
gewerbspolizeilicher Beschränkung, war
ader thitsächlich durch die Umstände
gerechtfertigt Schon das vorher er
wähnte alte »Aaufhaug in Venedia«
hatte eine solche, streng zu hefolgende
Hausordnu1m, nach welcher der Wirth
nur deutschen Kaufleuten sammt ihrem
Troß sowie dem Koch und seinen Ge
hilsen Wein verabreicisen durfte. Ge
triinte nach draußen hin zu vertausen,
war kei verhältnißinäßia hoher Geld
strafe verboten. Wenn die »Tertia
Conipona« ertönte, wurde die Herberge
geschlossen, und ec- durfte keiner mehr
eingelassen werden mit Ausnahme der
von augiviirts zureisenden Gäste.
Hattenbrueh
Daß csomsort im Wirthshause des
Mittelalterg ein unbekannter Beariss
war, bedarf eigentlich wohl taum der
Erwähnung Jn vielen Herbergen
mußten sich die Reisenden ihre Spei
ser. selbst zubereiten ,,Gesürze (Feue
rung) faltze und gerede« wurde ihnen
zu diesem Zwecke vom Wirth geliefert,
wie eg in einer Herderggordnuna von
cis ji«-n -,«s so e
LUUUULU llll « Ist-IT IsftrJO IIIIFL ITIIU
will man wi en, wie es ini Punkte
der Reinlichteit bestellt war, so bran
che ich nur einen Brief anzuführen,
den Gras Hans Ludwia von Gleiclrcn
am Beginn des 17. Jahrhunderts an
seinen Sohn schrieb, und in dem es
unter anderem heißt: »So Du Dich
an einem fremden Orte zu Bette least,
so sollst Du an den leinenen Tüchern
zu Häuptern und zu den Füßen ein
Eselsohr machen. Wenn es steif steht
und nicht nmfiillt, ist es ein Zeichen,
daß die Tücher neu und rein sind:
sind sie nicht nen gewaschen, so sollst
Du die Hosen anbehalten. denn in
solchen Betten kann man die Pestilenz
bekommen«
Den wohl zulässigen Ehrgeiz, sei
nem Gaste den Jndeariff leibliche-n
nnd seelischen Wohlbesindene nahe in
bringen« tannte der Wirth des Mit
telalterg also noch nicht. Eins aber
halte das Haue-, in dem er Patriarch
seiner Schiitibefohlenen war, vor nn
serer Zeit voraus, wo der Kultnrsort
schritt in den Stiefeln der Gleichwo
cherei geht, nnd die Welt sich mit je
dem Taae uniforniirter und schablo
nenhafter ausnimmt: das Lanaweis
lige, Eintönige und Geschäftsinäßiae
hatte in ihm noch nicht den breiten
Platz wie «etzt; es gab noch Sonder
t um; es sanden sich noch Originale
» o ist ain Wirtzhaues«, heißt es in
einer Cannstatter Chronik vom Jahre
1499, »das hat ain grün in der stu
ben hinderrn ofen, do hat er albeg
limmer), wann man tiirnbt, allerlah
fiscb in. Do ist alle iar ain tag, haist
der angeschaffen lag lTag der Hahn
ehen) von mannen, jungen, aesellen,
weiber nnd jungsrawz und welcher der
vnaestältest ist lwer der häßlichste ist),
der gewinnt ein eoglh und ander ding
. . . --»-W—-. - —
dar Zu. und welche die ungefchaffnek
ist, deswinnt ein giirtl, w'ttel un
ander ing.« Wie urwii si , reichge
staltig. voll derber Unges minltbeit
muß sich das Leben dort abgespielt
habenl
Welch ganz anderen, aber auch cha
rakteristischen Typus trägt das Leben
und Treiben in der Pilgerherberge von «
Bruchsal, aus deren Wirthshausotds
nung einiges zum Schlusse mitgetheilt
fei: die Pilger-, die in Gottes Namen
um Einlaß zu bitten haben, sollen im
Winter eine Stunde, im Sommer zwei
Stunden vor Nacht eingelassen wer
den. Denk Wirth liegt es ob, die Ein
gelafsenen zu ermahn-en, nicht zu
schwören, fluchen, schelten, zanken,
unnütie Reden zu führen oder sonst
ungefitgig zu sein, im Uebertretungs
falle sie aus-zuweilen Spiel um Geld
oder ohne Einsatz ist nicht gestattet·
Ehe man die Suppe giebt, soll der
Wirth einen jeden mahnen, fünf Pa
ternoster und fünf Ave Maria zu be
Ul.
—. —---. - —.—..
Verlauf-ne Fee-guten
Bei Vaggerarbeiten im Hafen von
Havre lFranlreich) brachte die Ma
schine zwei menschliche Gerippe und
einen altmodischen Seemannsstiefel
herauf. Darauf wurde ein Taucher
hinunter geschickt, der die Ueberreste
einer Fregatte fand. Sie war wohl
während eines Seegefecht-J untergegan-s
gen; denn mehrere alte Kanonen wa
ren geladen. Auch zahlreiche Feuer
steingeirehre fanden sich vor und Fia
nonenlugeln, die mit Ketten paariveis
zufammengetuppelt waren. Einige
Tauiverelgrollen waren noch an ihrer
Stelle-, bei der Berührung zerfielen sie
jedoch. Auf dem unteren Decl fand
der Taucher dann meherere menschliche
Gerippe von der Mannfchaft, die mit
dem Schiff unter-gegangen war. Man
hat auch 60 gußeiserne Kanonen von
10 Fuß Länge auf die Oberfläche ge-:
bracht, und man erwartet, daf; noch
weitere merkwürdig-: Gegenstande an«S
Tageslicht gefördert irerden, ehe das
alte Schiff mit Dimamit gefprengt
wird, da eg einen neu-en Kanal sperrt.
Man ninsuit an, daß die Inmitt- ein
englifcheg oder holländischeg Schiff der
englisch-holländischen Flotte war, die
Havre im Anfang des its. Jahrhun
dertg beschon Bis- jetzt hat man keine
Zeichen oder Jnschriften gefunden,
woraus sich ein Aufschluß iiter die
Flagge des Schiffe-s ergäbe
-- «-.-—--—ss
Stiel-innen im Ethik
An Bord des mit einer Ladung
Farbholz im Hamburger Hasen einge
troffenen Dampfers »Hedwig« wur
den von den mit der Entlöschuna ke
austragten Schauerleuten wiederholt
Schlangen im Schifssraurn bemerkt.
Nach der Entlöschung wurde der
Schitssraum ausgeräuchert, um die
Thiere zu tödten. Als danach die
Schiffsluten wieder geöffnet waren,
fand man aus dem Boden des Schif
ses zwei todte Schlanan von etwa l
Meter Länge. Die Thiere sind in
Eosario in der Holzladung mit an
Bord gekommen.
Diese Art der Verschlemma von
Schlangen Von einem Welttheil zum
andern ist schon öfter voraktommem
Die Thiere sind im Walde in Utstliitiser
der Stämme qetroehen und trerden
mit den Stiimmen dann iilser di: hell-e
Erde verschleppt Sie kommen auf
diese Weise auch tief ins Land hinein.
To wurden vor Jahren auf einem
rhoizvlatz in Maadeburg mehrere
fremde Schlanan erschlaaen, die nur
mit ausländischen Höherm die zu
Schiff von Hamburg aelonnuen nm
ren, dorthin verschleppt work-m sein
konnten Eines der unersreulichsten
Beitr-ihr der Verschlevpuna von Thie
ren aus einem Welttheil in den an
dern iit das Vorkommen kei» Colo
radotäsers auch in Deutschland
W
tsrttärt
m:.r-- hier«-. .....:. k-;-.«-. »Ah-«
'«-(flkskl Unions neun syst-Du wiss-.
quittiren.«
»We5halb denn?«
»Wegen seiner nicht qutttnten Rech
nungen.«
Fücttiterlichc Trotinnn
Fritzchen szur tlovicrsviclenocn
Tanie): »Tante, wenn Du nicht botd
anshörst, werde ich Dich wegen stin
dermifzhanblung anzeigen!«
Unbewnfitv Zutritt-eint
Ginädiqe tzur neuen siöchinst »Was
Sie da qetocht haben, isi in kaum zu
essen! . . . . Du kann ich qlicisti selbst
kochen!« "
lssin Beamten
»Sie, Herr Wirth. Jlire sont-nannte
»Handbntter« scheint mutt- nichtg an
dereg als-« Tllkargarinc zu s-«i!i.«
,,Maranitie! . . . . Was- iit denn
dag?«
Im Heirathstnirran
»Für Sie was zu finden, hält
scbiver.«
»Nu, wenn se aach eniol hat nehm
chen ä Arm oder ä Fuß «- iach nenim
aach Ums Beschädigtes!«
Hätt-sie sinnt-.
»Der Sänger Notetl singt bei sei
nen Liedern so hoch, das-, seine sahs
ret Angst haben, er fällt von der Ton
leiter heruntek.«
Ohne Miit-.
»WO, Du willst um die Tochter
Deines Chefs anhalten-K
»Warum nicht . . . . eine neue
Stelle habe ich schont«