Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 19, 1904, Zweiter Theil, Image 11

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    . No. 11«.. Jch
J hen zu die We
« desweilern ge
s sagt, se sollt
; den Palmen
· der doch feiern,
J alower se hot
J geggh mitaus
'· ahrtender
L lönnt se doch
. . . . . nit sertigbe
wer’n, un e dei denke, daß r
Mann ieht besser duhn deht, bilahs
er wüßt, daß sie an zu seine Tricks
wör. Ich weiß gut genug, daß sie den
Feller noch leine Minnit mehr behalte
hätt, wann sie sor bezahle müßt.
Wiss war, hen ich awwer sor die
Eckspenzes usftomme müsse un do hot
se sich nit weiter drum gebatiert.
O, ei iell juh, die Wedesiveiler«sch
wisse wie’g gemacht werd. So wie der
Wedesiveiler den Philipp, wag mein
Dogband is, duht, so duht sie mich.
Jch hen mich schon hunnerd mol ge
argert, daß ich ganz blaubliimerant
in mei Fehs geworde sin, wann der
Philipp immer so viel Geld bei den
Weder-weiter gespend hol un ich hen
immer gedenlt, er wär zu dumm;
aivwer geht michs denn besser-? Wei,
schon for den Riesen dnhn ich mische,
der Philipp wär midder da, dann
lönni ich mich doch als emol bei ihn
ausspreche, das meint ihn en Rohst
gemive; ich tann mich doch nit gut
selbst rohste. Dabei hen se immer so
en plrsienle Weg un sin so freundlich,
laß mer gar nids geqe se sage un
dubn tann un mer mertt erschi, das;
das all nur Bißneg Trensectschens
fin, wann mer sei lsleld los qeivorde
is. For so Freunde den ich kein Judex
noch nit en Pennieioerth Well, ich
jeyt grad den Philipp aemenschend
be do fällt mich ein, das; ich ane
ia ch cmr nicks von aeschriwwe ben.
daß ich von den Wedeiweiler gehört
hen. Ich hen en Brief von ihn aus
Senkt Luis kriegt; wisse Se, roo se
feht grad die Weltsfehr abhalte duhn.
Er schreibt, daß er sich arig viel Tru
hel gemacht hätt, bis er schließlich den
Philipp gefunne hätt. Er wollt mich
nur sage-, daß der Philipp ahlreit
wiir un daß die Pickichers, roo ich ge
kriegt hält, gar nit von ihn gemehlt
worde wäre. Das müßt Jemand an
nerfchter gedahn hen, wo mehhie denle
deht, er könnt mich tfchelluz mache,
awtver da wär leine Dehnfcher, bi
lahs ich wär e fchmarte vernünftige
Frau. .Wenn du den Brief triege
duhft,« hot er gefchriroioe, »dann sin
mer mehbie schon wivder an unfern
Weg heim; das meint, wann der Phi
lipp mit fein Bißnefz fertig is. Er
ot arig tmpohrtente Geschäfte for den
mverer von Jäpehn un ich muß ihn
off Hohes ho e wenig bei efsiste.
Wann ich »heimgehn« menschene, dann
werd er immer arig ectfeitet. Wer-eg
toeiler, fögt er dann, heimgehn is
Plelcher un was ich hier duhn, das is
Bißnefi, bei mich eht awtoer Bißneß
tefor Plefcher un or den Riesen stehn
ich hier, bitt ich mit alles fertig fin.
Den Weg spricht der Philipp un do
tonnft du fehn, daß er en ganz dif:
ferenter Mensch geworde ie. Jch hen
ihn fchon mitnemme wolle, mag hier
arig luftig io un wo e ganze Latt
autguctiger Meedercher fin. awioer
dentft du er deht mitgehni Wann ich
gntguclige Meedercher fehn will, fagl
r. dann wart ich bis ich heim zu
meine Alte tomme, die is doch die
gutaucigfte von fe all.« -—- Welt
Miitrjlxdithoy wie ich das geleie hen,
do n ich greine müsse, wie e Behbie.
wo von Jemand e Sticlelche Kendie
abgenomme hot lrie t. Do tann mer
doch fehn. was er For guter Kerl
is. Well, es soll awrxor auch noch
emvz einer e Wort gege i n sage. Wie
ich den Brief nachher noch emol iwroer
gelefe hen-»«do th ich»nit mehr fo
Hspplg qcfllyth Jll) wem gut sum-zu
wag ee for en alter Esel is un weiß
auch, daß der Wedesweilet alles mit
ihn mache tann, was et will. Das
duht et, traun ich altes watfche tann
un tote viel mehr werd ex ekicht duhn,
wann et autieit von meine Konttoht
is! Wann ich not seine Edteß gen-ißt
hätt, wei ich wär teitetveg nach Sentt
Laie-, bitahs die Mennfohts is nit zu
traue. Ich möcht wisse. was et ennis
hau for impottenteszißneß hat! Ich
ben mich auch noch emot die Pastet
tards herbei gehatt un hen ganz genau
peguat un ich muß ihne sage, daß in
mein Meind hein Daut drin-wer fein
kann, daß ej der Philipp is. wo an
die Kaheds a eniott is. Wie da
oeemand en Tti hot spiele kenne, das
kann ich nit sehn. Wie ich so die
Lehdie, wo auch an den Pickscher mat,
enge t den, do hen ich gedenkt, wo
sen ch denn nur das Fehs schon
Mit gesehn? Es is fammilliiet zu
mich gewese« atowet ich hen’s nit plehfe
III-Me- Ei tell fuh, das Ding hat
mich atig geteubett. Jch wär gern
eknol Zu die Wedesweiknn gange un
hatt »die die Fohtagcäfs gezeigt, aw
wek ich weis ja sut genug, was die
dann e West un e Usshebens draus
gemacht hätt. Es is fonaie, wann
wer e Frei-M- hiot, dann denn mer
auch, daß met se alles zeige muß un
schließlich III ich N mein Meind
Wemachh alles mit He ttptvee Zu
taste. Schuhe genug fis ich auch Ist-;
oft-Mit- beu ich e Wo ev te act-tat
W das hat ja nit so viel W
W
macht. Jch hen gesagt: Denk emol an
Wedestoeilern, was tch do heut mit
die Mehl kriegt hen un do hen ich sie
die Pohsteltahrds gezeigt. Wartemol,
ot e gesagt, ich tvill ericht emol mei »
peit- uffte e. Wie se dann soweits
war. do hot e geguctt un hot esa t:
»No. no, lv · Schebmt Jch sin christ
do is auch der Wedestveiler dabei ge
wese; dein Mann bringt mein Alte in
alle Keind Trubelx wann ich awwer
ebbei ausfittne, dann braucht mich
keins von Euch mehr in mei Daus zu
lomme, dann stn mir geschiedene Leut.
So jetzt weißt du, wie ich in die Sach
denke." Mister Edithor, wie ich do
gefühlt hen, das könne Se sich gar nit
denke. Jch hiitt se ja,nur den Brief
von den Wedestveiler u lese zu
aetvwe brauche, awwer do in ich doch »
zu praut gewese· Jch hen gesagt: ?
»Wedesweilern, das settels sor mich.
Wann du so Gedanke hast« dann
kannst du sehn wie du mitaus mich
fertig weist, awwer du werscht noch
ausfinne, wie großes Unrecht du mich
un mein Alte gedahn host.«« Dann
stn ich heim und hen e Kimtnelche ge
drunte, for mei Nöhrss daun zu lwei
teue. Mit allerhand Achtung
Yuhrs
Lizzie Hanfstengei.
Wh
satteriensuntnth
Erst vor wenigen Monaten erregte
die Entdeckung, Daß ein gewisser Ba
cilluo Zucker in einen gummiartigen
Stoss zu verwandeln vermag, einiges
Aussehen. Man maß dieser Thatiache
eine prattische Bedeutung insofern bei,
al) der Thätigteit des fraglichenitleim
wesens die Verderbnisz des Zuckeks bei
unvo:sichtiger Fabrikation odtr bei ei
nem Transport in nicht genügend tro
arnem Zustand zugeschueben wurde.
Daß diese merltviiroigeisigenschaft des
Bacillus auch einmal auggenutzt .ver
den könnte, daran wurde noch nicht ge
dacht. Jent lommt die noch mehr über
rafchende Eintheilung daß auch das
natürliche Guinnii, also namentlich das
Das-wohn Ists-inves- tU.-"»v; ---kå«--«iu
--p-»-o-» v ssssssss von-tun IOIUIIIUH
durch Mitwirtuj von Balterien gebil
det wird. Die wichtigsten Lieferanten
des Gummi sind mehrere Arten der ech
ten Alazie Von den zwei für s erste
untersuchten Vertretern dieser Bäume
schwiht der eine ein bellgelbes, nur
theilweise löslichez der andere ein
farblofeo bis duntelbraunes und sehr
vollständig lösliches Gummi aus. Aue
der Rinde derBiiunae wurden nun zwei
Balterienarten ausgeschieden, deren
Züchtung den Beweis lieferte, daß sie
Gummi zu bilden vermögen. Außer
halb ihres natürlichen Wohnortes in
der Baumrinde liefern fie freilich nur
eine geringe Menge des Stoffes, jedoch
immerhin fo viel und von solcher Be
schaffenheit, daß der Zusammenhang
zwischen der Tshätigteit dieserBalterien
und dem Ausfluß desGummi aus dem
Baume unzweifelhaft wird.
hat man doch auch schon früher die
Entstehung desjbturnmi als eine da
mals noch unausgelliirte Pflanzen
lrantheit aufgefaßt deren Erreger seht
eben gefunden sind. Cis liegt daher
auch die Vermuthung nahe, daß ohne
Mitwirkung von Batterien überhaupt
leine Entwickelung von Guinmi in ir-.
gend einer Pflanze zustande tcmmt.
Der arabifche Gummi ist sicher aus;
schließlich Balteriengummi, indem die
fraglichen Balterien den Baum gen-if
sermaßen als ihr Laboratorium benu
yet-» wo sie bestimmte Beftandtikeile des
Safteg in Arabin und verwandte Ver
bindungen umwandeln Der Gnmmi
fließt dann ent.ve:er aus Sprüngen
oder Wunden in der Rinde aus oder
wird mit dem Saft den Früchten zuge
führt· Die Verschiedenheit der Grim
miarten beruht darauf, daß iedeBaum
arl ihren besonderen Gurnmibarillus
besiht Außerdem sind sicher noch die
Einflüsse des Klima s und wohl auch
:«er Jahreszeiten von Bedeutung.
Eine erhebliche Tragweite werden l
diese Forschungen vielleicht dadurch ge- ;
tvinnen, daß es möglich sein wird, auf
liinitlichern Wege einen Baum zurAus:
scheidunq von Ginan zu veranlassen,
indem man ihm die betreffenJen Bat
terien einimpit. Dadurch würde deri
Gunnniertrag erheblich gesteigert wer- l
den können, da ohne eine solche Nach-s
hiiie nicht jeder dazu geeignete Baum i
Gmnrni erzeugt. Auch an :en Bäumen,
die Gummi ausfchwitzen nehmen oit
nickt alle Zweige an dieser Arbeit
Meil. Es würde die Iraqe fein, ob
die Eingeborenen in An Theilen Afri
ta’s, aus denen der Gunimi hauptsäch
lich kommt, mit dem sinnig-erfahren
genügend vertraut gemacht werden
tönnten, damit sie die Balterien selbst
aussäen und dann das Erzeugniß
auch gründlicher ernten könnten. Unter
diesen Umständen würde vie Grimmi
industrie einen erheblichen Aufschwung
aus Grund der neuen Entdeckungen zu
erwarten haben.
Ein Professor aus Kalamazoo hat
in eineni Vortrag, den er an der Chi
mgoer Universität hielt. seiner Ueber
zeugung Ausdruck ge ben, daß es
deute noch hexereiun Zauberkräfte
pede. Das wäre sehr zu wünschen,
denn ohne hexerei kann man’ö kaum
fertig bringen mit dem Gehalt, den
der kleine Mann gewiihniich kriegt,
bei den jetzigen Preisen der Lebens
mittel eine Familie zu ernähren.
i es i
Die Löhne aller Angestellten der Welt
nussteliun werden hera seht. Wer
aber den ite besuchen tot « muß das
ietie beia len, wie früher.
s Die zweite Mama.
l
Stizze von Jean Valjean.
Schon acht Uhr! Alle Wetter, da
muß er sich beeilen. Heute Abend will
et nicht zu spät aus den Ball kommen,
unter keinen Umständen. Jn nerviiser
Hast zieht er das Oberhemd an und
legt die Kravatte um. Nein, so geht
es nicht . . . . O, die elenden Dinger
streiten immer, wenn man die größte
Eile hat.
»Bitte sie nur da, um zu helfen!«
denkt er mit einem leisen Lächeln.
Gott sei Dant, das wäre jetzt in Ord
nung! Nun Weste und Rock, ein Bür
stenstrich —- dann die Handschuhe an
gezogen, den Klapphut genommen, den
Schnutrbart noch etwas in die hohe
gestrichen, und der Spiegel sagt Herrn
Louis Delmar, dem angesehenen
Rechtsanwalt, daß er sich, also ge
schmückt, ruhigen Gewissens aus dem
« Balle zeigen dars, dasz manche Dame
s ihm einen wohlgesälligen Blick gönnen
wird, daß sie . . . .
»Nun, wir wollen sehen. Ja, so ist
Alles in Ordnung,« murmelte er, und,
eine muntere Weise vor sich hinsuin
mend, verläßt er das Zimmer, nach
dem er das Gaslicht herabgeschraubt.
i
Jetzt dem kleinen Fritz noch einen
Gutnachttuszi Nein, der Junge schläft
noch nicht. Mit großen, träumerischen
Augen liegt er in seinem Bettchen, eine
Fülle von blonden Locken umwallt das
hübsche Köpfchen.
, »O, Papa, wie bist Du so schön!
Wo gehst Du denn hin?«
»Aus einen Ball, Frische-L Warum
schlasst Du noch nicht?«
»Ich bin gar nicht milde, Papa. Es -
T ist noch so früh.«
? ,,Zu sriih süt solchen Bengel wie
i Dus Halt, nicht an meinem Rock
s zupsen, sonst muß ich wieder admir
Y sten.«
s ,,Pnpa, ist es- schön aus einein
s Ball?«
,(Fsetvifi sehr sphäri- tneim Du ein
F mal groß bist, darfst Du auch hinge
1 hen. Gute Nacht Fritz, gieb mir ei
3 nen Kuß,L dann uszt Du schlafen.«'
«Gute Nacht, Papa. Noch einen
Kuß! O, ich habe Dich so liebl«
»Leb wohl, mein Junge, fo, so .. .
: Auf Wieder-sehen big morgen! Guten
Abend, Fräulein!«
» »Guten Abend, gnädiger Herrl«
entgegnete die Bonne.
» Und wiederum ein Liedchen vor sich
, hinsummend, verläßt er das Zimmer,
geht die Treppe hinab und steigt unten
in den Wagen, der sich alsbald in Be
wegung setzt.
Er ist jetzt seit zwei Jahren Witt
wer; mit seiner ersten Frau lebte er
überaus glücklich, und mit tiefer Weh
muth blickt er noch oft zurück auf jene
schönen, sonnigen Jahre. Ein Jahr
nach seiner Verheirnthung war er Va
ter geworden. Jetzt zählte der kleine
Fritz fiinf Lenze. Er ist ein hübsches-,
frisches Kerlchen, etwas zu klug fiir
seine Jahre. Louis ist rasend verliebt
in sein Kind, und stundenlang ta n
er sich mit ihm beschäftigen, alg wotte
er ihm die zu friih vahingegangene
Mutter ersetzen. Nur manchmal er
schreckt ihn der starre Blick des Kin
des; die großen blauen Augen können
einen so träumerischen Ausdruck nn
nehmen, und dann stellt Fritz Fragen,
deren Beantwortung deinVater schwer
lelt und ganze Geschichten erfordern
würde. die sich fiir Kinder nicht recht
eignen.
Große Pläne gehen Louis durch
den Kopf; er dentt daran, sich wieder
zu verheirathen. Es wird ihm zu ein
J sam in diesem großen Hause, aus dein
seit dem Tode seiner Suse alle Gesel
ligteit entwichen zu sein scheint. Des
balb ist er nach Ablan der Trauerzeit
viel in Gesellschaft geganqem schon
k--’. k-- —-.. -.. -:.- --- -...-h k-—
istsqu IUUI II Illl HIUDIL IJICUIIU UUII
Diners, Bällen und anderen Fesilich
teiien, nnd unwillkürlich gab er sich
dieser alien Neigung wieder hin. Eine
kleine Zersireuung muß doch schließ
lich jeder Mensch haben!
Vor einigen Wochen hat er Beish
Verdoon tennen gelerni, die bei einer
Tante wohnt; und immer mehr fühlte
er sich zu diesem schönen, etwas stolzen
Mädchen hingezogen Ganz still fing
er an, ihr den Hof zu machen, und als
er merkte, daß er nicht vergebens an
tlopfen würde, sich Rechenschaft über
die Lage zu geben.
Warum sollte er nicht um Beish an
halten? Die übliche Trauerzeit ist ver
strichen, und das Mädchen hat das
Zeug. ihn glücklich zu machen. Und
Fritz? . . . Lange hai er an fein Söhn
chen hedacht, als er diese Lustschlösser
aufbaute, und er tam zu dernSchlusse,
dasz es für den Kleinen das Beste
wäre, wenn er eine zweite Mama be
käme.
hindernisse sind also nicht vorhan
den«
Munier und aufgeriiumi isi denn
auch Louis aus dem Balle erschienen
mit dern sesien Vorsayr. die Belage
rung bon Beisvs Herzen so energisch
fort-zusehen. daß sie bald zur Ueber
gabe gezwungen würde. Denn nach
dem er mii sich einmal im Reinen ist,
will er auch die Sache nicht mehr zu
, lange hinauszögern
Betsh iommi ihm aus halbem Wege
entgegen. Wie es scheint, hat sie durch
s aus leine Bedenken dagegen, Madame
; Delniar zu werden, und schon vor dein
»Souper)isi Louis in ber stohesten
ISiimmung, verliebter denn ie. Der
s Malzer aiebi ihm Gelegenheit zu einer
,
W
intimen Unterhaltung, beim Abschied
nehmen bekommt er einen kräftigen,
vielsagenden Händedruck. und, seines
Siege-s sicher, lehrt er froher Laune
nach Hause zurück.
Jn ein paar Tagen wird er um
Betsh anhalten.
Erst will er sein Söhnchen, so gut
es geht, auf die Sache vorbereiten.
Aber mit einer gewissen Beklemmung,
die er thöricht findet sieht er diesem
Auaenblicle entgegen. Wie soll er es
anfassen, damit der kleine Kerl die
Sache auch richtig begreift.
Du Thor, Du wirst Dich doch nicht
vor Deinem eigenen Kinde fürchten?
Nein, wahrhaftig nicht.
Er wird bei Tische einmal davon
anfangen, ganz gelegentlich. Ja, das
wird das Beste fein. Und mit diesem
Vorsatze betritt er am anderen Tage
das Speifezimmer.
An der Wand hängt ein großes
Bild Suses. Früher saß er diesem im
mer gegeniiber, aber seit ein paar Wo
chen hat er mit Fritzchen den Platz ge
wechselt. Warum, das kann er selber
nicht sagen. Nur einmal ift der Ge
dante in ihm aufgestiegen, ob das
Bildniß wohl an seinem Platze bleiben
könne, wenn Betsh die Nachfolgerin
Suseg würde? Doch das wird
sich später schon finden!
Fritz springt dem Vater entgegen,
und bald sitzen sie, vergnügt plan
dernd, beim Essen. Zuviel plappert
der Junge eigen:.ich nichix aber er
lann mitunter recht lange bei einem
Gegenstande verweilen, der ihn ge
radezu interessiri.
Während der Mahlzeit sagte der
Vater so leichthin wie möglich:
»Zag mal Fritzchen, wie würde es
Dir gefallen, wenn Du eine zweite
Martia bekanner
Fritzchen begreift nur halb und sieht
ihn fragend an.
»Ich meine, wenn wieder eine
Mama in’s Haus käme, dik Papa und
Fritzchen lehr lieb baden würde. Wäre
Dir das nicht anaenehm?« .
Noch schweigt der Kleine und sieht
mit seinen großen, träumerischen Au
gen nach dem Vildniß, das ihm gegen
über an der Wand hängt. Dann sagt
er langsam:
»Möchtest Du es denn gern,Papa?«
»Du doch auch?«
Das daraussolgende »L) ja« ver
dantt Louis mehr seiner väterlichen
Autorität als der Uebereinstimmung
mit seinen Wünschen. Er fühlt das
und schtveig deshalb.
Sie essen weiter. Fritzchen scheint
nicht so viel Hunger zu haben ioie ge
wöhnlich. Oder hat er wieder einen
seiner merkwürdigen Anfiilles
,,«’fehlt Dir wag-, Fritz-»
,,ktiein, Papa, gar nichts.«
, »Du ißt ja so wenig« Nimm doch
noch.«
»NeinK ich mag nichts mehr.«
»Nun, xich schon. Komin’, mein
Junge, mache tein so sinsteres Gesicht.
Sag’, fühlst Du Dich nicht wohl?«
»Ich bin ganz wohl, Papa.«
Unabgeivendet haften seine träume
rischen Blicke auf dem Portrait der
Mutter. Dem Vater ist das unange
nehm, Und vergebens macht er Ver
suche, die Gedanken des Kleinen in
eine andere Bahn zu lenken
Das Dessert ist ausgetragen. Als
ob er lange nachgedacht hätte, fragt
Fritz plötzlich, ein bischen zögernd:
»Aber Papa, tann denn das . . .«
»Was denn?«
»Eine zweite Mamn ebenso lieb sein
nxsie die erste ...« nnd die Kindesblicle
hängen wiederum an dem Bilde der
Mutter.
Nervijs folgt Louis diesem ergrei
senden Blicke, und das »Gewiß« will
nicht recht von seinen Lippen. Es tritt
eine kurze Pause ein.
Dann steht er aus, und mit einem
leidenschaftlichen: »Nein, das tann sie
nicht, das tann sie nicht!« umfaßt er
das blonde Lockentöpschen. Er bedeckt
ers nur Kutten und benetzt es mit hei
ßen Thränen, als wollte er um Verqei
dung bitten, daß er einen Augenblick
hatteirren können.
MO-—
Ein modernei Patent.
Eine Vorrichtung zur Vertleine
rung von Theaterriiumen zwecks Er
zielung intimer Wirkungen haben sich
zwei Berliner Techniker patentircn
lassen. Durch Heravlassen einer bei
toeglichen Decke wird der Zuschauer
kaum verkleinert, ein Theil der Rän
ne vollständig veroeat und gleichzeitig
auch die Bühne durch vorgeschoböne
oder herabgelassene Blenden dem ver
lleinerten Zuschauerramn angepaßt.
Mit dieser Vorrichtung soll man un-:
schwer einen großen Schauspielsaal
in einen kleinen getniitljichen Thea
terraum verwandeln können, wie er
bei aewiss n Vorsührungen, die einen
innigeren Contatt zwischen Biihne
und Publikum erheischen, unerläßlich
it.
s W-—o-——
st- aunst-iste- Aussen-.
Der thiitigste Vulkan in der Welt
ist der Sangay in Eeuador. Er ist
5823 Meter hoch und seit 1728 un
unterbrochen thätig Die Geräusche
von seinen Eruptionen hört man bis
weilen in dem etwa 225 Kilometer
entsernten Quito einmal zählte man
in einer Stunde 267 Ausbritchr.
Die Existen der Seeschlange ist
ietzt wissen chastlich sestgestellt Sind·
doch Spaßverderber, diese Männer der
Wissenschast.
—
Hist-treu in time-.
Eines haben die heirathsfiihigen
Mädchen Chinas in ihrer Gesammt
heit vor denen europäischer Länder
voraus: sie bekommen alle einen
Mann. Denn einerseits ist die Töd
tung kleiner Mädchen in frühester
Kindheit seitens ganz unvermiigender
Eltern, wenn auch tein alltägliches
Ereigniß so doch in manchen Gegen
ken wenigstens so üblich, um immer
hin eine Ueberfülle des Heirathsmart
tes nach dieser Richtung hin etwas
einzuschränken; und anderseits stehtes
ja denjenigen Mädchen, die nicht
Hauptgemahlin werden, immer noch
offen, als —- Nebengeinahlin einen
Gatten zu finden oder wenigstens sich
finden zu lassen Denn in solchen
Dingen haben weder sie noch ihr
Künstiger viel drein zu reden. Das
ist Sache der Eltern und der Freunde
des Hauses. Sind diese sich über die
beiden Personen einig, aus denen sie
ein Paar machen wollen, so werden
nun die umständlichen Schritte einge
ileitet, welche die gute Sitte erheischt
J und welche so recht die chinesische Liebe
»für langwierige Cereinonien darthun.
Ja, die Bewohner des Reiches der
IMitte wissen, was sich schickt Die
folgenden sechs Präliuiinar Ecken-to
nien sind für alle Vermählungen in
China unbedingt unerläßlich:
i. Ein Freund des augertorenen
Bräutigams begiebt sich zu den Eltern
der Braut, ihnen Tag und Stunde der
Geburt desselben mitzutheilen und
von ihnen genaue Angabe derselben
s Einzelheiten in Bezug auf deren Toch
» ter zu empfangen. Diese werden
t dann in beiden Häuser-i in der Ahnen
thalle —--— das heißt dem allgemeinen
IWDhUHiInmer —— vor dem Familien
altar auf dem die Gedächtnißtafeln
rer Vorfahren aufgestellt sind, ausge
ireitet und der Segen der Vorfahren
wird siir das künftige Paar erfleht.
! L. Nun werden die Astrotogen be
i fragt und sind die Horostope der bei
iden jungen Leute günstig. so ist die
Verlobung nun schon bindend. Ost
mats findet diese bereits zwischen
Kindern statt und nichts tann sie rück
gängig machen als etwa eine schlimme
sKranlheit, wie der Aussatz oder —
lia, das gilt für ein noch wichtigeres
Löfemittel — ein Unglück verheißen
des Ereigniß in Verbindung oder auch
nur zur Zeit einer der erforderlichen
Ceremoniem wie das Zerbrechen einer
kostbaren Vase in einem der beiden
betheitigten Häuser. Und so soll es
denn auch wohl vorkommen, daß,
wenn man nachträglich aus dem einen
soder anderen Grunde, in dem einen
Joder anderen Hause das Verlöbnifsz
Idoch noch lösen möchte —— eine Va e
ganz von selbst zerbricht. Dann ift
altes vorbei. Man bedauert gegen
Tseitig, man llagt es den Ahnen; aber
seg, giebt doch keinen Standat. Bleiben
die Vafen und alles andere aber heil,
so wird dann der Freund des Bräu
tigams mit einem Schreibenseines
Vaters an den Vater der Braut ent
sandt, das einen formellen Heirath-Z
antrag enthält. Wie in allen höflichen
Redewendungen, wird der Verfasser
des Briefes auch darin von allem,
was ihn und die Seinigen btrifft,
nicht nur mit größter Bescheidenheit
sprechen, sondern auch mit größter
Demuth sich und seinen Sohn als
,,erbärmlich« und ,,verachtungswiir
dig« bezeichnen, während alles, was
sich auf den Angeredeten bezieht,
,,ehrentverth« und ,,erhaben« ist. Sein
eigenes Haus ist ein »diirftiger talter
Schlupfwintel«, während das des an
deren, wenn es in Wirklichkeit auch
viel bescheidener ift als das seine, als
ein »achtunggebietender Palast« hin
gestellt wird. So heißt es in einem
mir vorliegenden Schreiben der Art:
,,Fuf;fiillig flehe ich Sie an, meinen,
wenn auch Ihrer ganz und gar un
würdigen Antrag nicht zu ver
schmähen, sondern auf die Worte des
lieberbringers zu hören und Jhre
ebrenwerthe Töchter meinem erbärm
»lieben Sohn anzuvertrauen, daß das
Paar mit seidenen Fäden miteinander
verbunden und in unerschöpflicher
Freude miteinander vereinigt werde ..
Auf meinen Knieen bitte ich Sie, mei- «
nen Vorschlag mit Gunst aufzunehmen
und den spiegelgleichen Glanz Jhres
Blickes auf diese Zeilen fallen zu las
sen.« Ein derartiger Brief wird dem
Ztoischentriiger vor dem Familien
altar mit großem Ceremoniell und
endlosen Verbeugungen zu Ehren der
Vorfahren behändigt und dann mit
ähnlichen Ceremonien in der »Ahnen
Halle« des Vaters der Braut entgegen
benommen Mit dem Brief iiberbringt
,der beste Mann« auch einige Schach:
teln mit Leckerbissen und ein lebendi
»aeS Schweinchen oder in manchen Ge
genden Chinas auch wohl eiu paar
wilder Gänse-.
Z. Mit nimmer endendeni Germa
niell wird dein Vermittler daraus vor
dem Hausaltar die Antwort über
geben, die natürlich alle Beschaffen
. beitswörter und andere qualifizirenden
» Ausdrücke in Bezug auf Braut und
Bräutigam und die beiderseitigen
tHäuser in umgekehrter Weise zur An
swendung bringt, wie das- chinesische
Höflichkeit nun einmal erheischt.
»Dann wird »der beste Mann« zu
einem Mahle geladen »Ztveirnal lebnt
jer die Einladung bescheiden ab So
sverlangt es die Etitette Zum dritten
mal aufgefordert, sträubt er sich aber
nicht länger und kehrt dann in das
Haus seines Auftraggebers zurück,
reichbeladen mit süßem Kuchen.
4. Jetzt werden erst die eigentlichen
Hochzeitsgeschenke von dem Bräuti
am der Braut übersandt, Seiden
ftpffe Ohrringe und andere Ge
schmeide, je nach seinen Vermögens
verhältnissen, während auch die Eltern
der Braut ihrerseits, aber im allgemei
nen weniger kostbare Geschenke senden.
Nach Ueberlieserung seiner Gaben
lädt der Bräutigam seine Freunde
zum Mahle ein, das den besonderen
Namen Napi führt, das heißt »Uebet- .
reichung der Seide«.
5 Nun wird mit vielen Umständ
lichleiten der Hochzeitstag festgeseht
Thatsiichlich bestimmen diesen die
Astrologem die sich gewöhnlich siir die
Zeit des Vollmondes entscheiden. Die
Etitette verlangt aber, daß »der bexte
Mann« den Vater der Braut um Fe t
setzung des Tages ersucht, der seiner
seits ihren künftigen Schwiegervater
bittet, den Punkt zu entscheiden.
dieser Boraussicht hat sich »der bete
Mann« auch längst mit einem Schrei
ben seines Auftraggebers versehen,
das er nun hervorzieht und in dem
der Tag angegeben, derselbe nämlich,
den die Sterndeuter bestimmt hatten
und der allen Betheiligten längst be
kannt war. .
6. Je näher nun der Tag selbst
beranriickt, desto lauter klagt und jam
mert die glückliche Braut, das Eltern
haug verlassen zu müssen. Am Hoch
zeitstage selbst zieht dann der Bräu
tigam, begleitet von seinen Freunden,
mit Musik und Jubel und Bannern,
nach dem Hause der Braut, sie heim
zuholen. Oftmalg wird aber auch
dieses noch dem ,,besten Manne« über
lassen. Dieser oder der Bräutigam
selbst wird dann wieder in die »Ah
nenhalle« geführt. Abermals endloses
CeremonielL Dann wird die vom
Scheitel bis zur Sohle dicht ver
mummte Braut mit großem Ceremo
niell in die Sänfte e,hoben nach dem
Hause des tiinftigenåeemahls gebracht,
mit noch größerem Ceremoniell aus
der Sänfte herausgenommen und zur
sinnbildlichen Reinigung über ein mit
feurigen Kohlen gefüllte-s Becken in
die Wohnung getragen, wo sie sich vor
dem Bräutigam auf die Kniee nieder
läizt Dieser sollte bis dahin nie zu
Vnr ihr Gesicht net-isten hab-n Nicht
Hbebt er den Schleier zum erstenmal
auf und die Etitefte erheischt, daß er
keinerlei Laut von sich gibt Das
mag unter Umständen sehr angebracht
sein« zumal, wenn die professionellen
Vermittler ihre Reize über Gebühr
herausgestrichen, wie das sehr häufig
der Fall ist.
Nun führt der Bräutigam die
Braut in die ,,Ahnenhalle«, wo er
unter abermaligen vielen Verbeugun
aen und Knieesällen den Vorfahren
formell die Mittheilung macht, daßer
aus Geheiß seiner Eltern die ihnen
Zuaefiihrte zur Gattin genommen und
iiir sich und seine Lebensgefährtin den
Segen der Ahnen erfleht. Danach
leeren die beiden Brautleute einen
s Becher Hirse - Branntwein zusammen
und sind —- Mann und Frau.
Nun setzen sich alle zum Hochzeits
mahl nieder. Die junge Frau sitzt
neben ihrem Gatten, aber es schickt
sich siir sie nicht, Speise oder Trank
anzuriihren. Nach dem Mahle nimmt
sie einen erhöhten Sitz ein, stellt ihre
tiinstlich zusammengeschrumpselten
Füßlein auf eine Fußbank und dieses
ganz besondere Anzeichen chiucsifchet
Fraueuschönheit wird dann allgemein
in Augenschein genommen. Selbst ir
aend ein Vorübergehender darf herein
tommen und sie bewundern. DieBraut
t dann auch manche Neckereieu und
ds.rbe Scherzeszu ertragen. Aber das
achiirt einmal zur Hochzeitscerernonie·
lisz maq ihr unleidlich erscheinen. Doch
sie wiirde sich und die Ihrigen entehrt
miilmen, wenn es weniger »lustig« zu
aiuae. W. F· Brand.
Intelliqu und Hain-faer
. Was die Geistegthätigteit mit der
Farbe unseres Haares zu thun hat, ist
nicht ohne Weiteres ersichtlich. Einem
französischen Forscher blieb es vorbe
halten, auch hier einen Zusammen
baua zu finden. Jn den Schulen zu
Lille wurden nämlich vor einiger Zeit
- Untersuchungen angestellt, um etwaige
Dass-Les -------- K-- G««-c«-k- »·-- Qu.
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»telligenz tlarzulegen. Das Resultat
stoar ein eigenartiges. Von den Kna
sben waren die mit nußbraunen Haa
i ren die besten Zöglinge, während von
Iden Mädchen die blondhaarigen am
l leichtesten lernten. Im Rechnen stan
i den die nußbrauni nnd blondhaarigen
)M«adchen an erster Stelle; dagegen
schrieben sie einen unbedeutenden Stil.
Die schwarzhaarigen Schüler beider
Geschlechter versügten iibek eine leb:
hafte Vorstellungstrast und zeigten
eine sesselnde Schreibweise; sie besa
sien Beweglichkeit und 11rsprii:iglich
leit. Am schlechtesten schneiden die
rothhaarigen Knaben und Mädchen
ab, auch in geiundheitlicher Hinsicht
lTie schtvarihaarigen Knaben sind
iiibrigeng auch gesiinder als die miß
ibraunen und blonden und inelse siir
Lob oder Tadel empfänglich als die
anderen. Höchst wahrscheinlich ertliii
"ren sich alle diese Verschiedenheiten
aus der Bluimischung oder Abstam
mung. Die blonden Zöglinge und
ldie mit braunem Haar haben bläuli
sches Blut in ihren Adern, die dun
telhaarigen stammen von den Ketten,
d. h. Galliern, ab.
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An der Front wör’s doch am Ende
sicherer für den Zaum als in St. Pe
tergburg.
I It II
) Jn mancher Liebe ist man nicht mit
seinem Herzen treu, sondern mit sei
ner Eitelkeit.
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Dad Datum der Entscheidqu
schlacht ist immer noch unentschieden.
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