Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 19, 1904, Zweiter Theil, Image 10

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    « Hets Ges« der Die-D
Mk RW
Its-Inn un
Anton Freiherrn von Pest-full
-: . , I
. IMXMZXIIIK
s
(3. FortsehungJ
»Ich wollte ja gleich zu Ihnen. nicht
aus den hohen Berg — der nderl ist
schuld. -Aeh, war das schrecklr ! Nie
mehr! Nie mehr!«
Ulban trat zur Thiit herein.
»Gott sei Dank! Der Franz!« rief :
das Mädchen; dann, ihren Jrrthnm
merkend, brach sie in neue Wehklagen
aus um den oermiszten Bruder. ;
Alban beruhigte sie. »Er kommt
schon, schön langsam, der junge hern«
»Ja, züm Teufel, kommt denn nie
mand Macht aus! Macht aus!" ries es
draußen. »Ich tann nimmer — aus!«
Asra öffnete. Ein Bild des Jam
mers wantte herein, nur mehr nasse
Lumpen am Leib, die Zeichen völliger
Erschöpfung im blutig zerrissenen
Antliß, ohne Hut, ohne Stock —Franz
Lüdemannl
«Bessy!" Er umarmte in einem
nervösen Gefühtsaushruch die Schwe
ster und weinte helle Thriinen.
Für Asra war das ein unerquickli
ches Schauspiel. Und das schwächliche
Bolt will sich in die Berge drängen!
Wenn der Anderl d’ran Gefallen sin
det, dann war wahrlich nix an ihm
verloren.
Franz tam rasch wieder zur Besin
nung. Als er Asra näher betrachtete,
schämte er sich wohl selbst der trauri
gn Rolle, die er eben gespielt. »Don
nertoetterl Jst das eine Brunhild—
deine Asra, Anderl!·'
Bessh sah ihn sonderbar an.
»Die Tochter vom Nachbar —- die
Usra —« erklärte Anderl ausweichend
Franz rüttelte sich gewaltsam aus.
Er war groß und breit wie der An
derl, ein Reiter und Jäger, und jetzt
packten ihn die Nerven und machten
einen Schwächling aus ihm —- das
verdroß ihn. »Das kommt davon.
wenn man so ein Mädldnitnimmh ich
—neein Gott, ich — das wäre noch
schöner —- ich nehm’ö mit jedem aus
--aber die An st um dich, Bessh, die
isi mir in die ine gefahren. Was ·
haft du in den Bergen zu suchen?
Glaubst du, die lassen sich von jedem
mit nichts, dir nichts zwin en?«
«Ganz richtig," bemer te Ali-am
der ruhig beobachtend imWinkel stand.
.Das lassen sie sich auch net —«
»Ah, der Alban! Gar noch nicht ge
sehen,« wandte sich Franz gegen Al
ban. »Nichts?« Er machte eine Be
wegung, als oh er nach etwas zielen
wollte.
.J wüßt net —und noch weniger,
wie Sie dazu kommen —-« erwiderte
Uldan abweisend.
«Mach doch keine Geschichten — ge
stillt mir ja gerade —- nur zu —- bis
ich wieder komme, dann wirft du mein
Leihjiiger —- und das arme Resl
braucht keine Angst mehr um dich zu
halten«
Ulhan war sichtlich unangenehm be
tiihrt, sein Gesicht verfinsterte sich noch
mehr. »Von der also? Dann muß
es wohl wahr sein —'«
»Ist es auch, mein Junge, und ich
habe gar nichts dagegen. das gibt die
seiten ·-— und ich will die Besten!
Das kümmern mich die Kohlen —
nicht fo viel — aber die Jagd kümmert
mich, die will »ich haben weit und breit,
Hirsch und Gerns. —- Ja, das hätte ich
bald vergessen, warum ich eigentlich zu
dir gekommen hin, Pira. Du sollst
nämlich ein gutes Wort für mich oder
vielmehr für meinen Vater einlegen
detesss der Jagd — der Wachter kann
Mk machen in der Gemeinde.«
vIII-er hat Ihnen denn das weis
g"nracht, der Anderl vielleicht?« erwi
derte Isra. »Warum redt er denn net
seit seinem Vater?« wandte sie sich an
Unverl. »Der macht es schon, der
macht ja alles! Der gibt alles herHauS
und Boden, Wald und Feld, Menschen
und Vieher, ’nauf bis zu die Wollen
und ’nunter bis in die Höll, fein eig
nes Kind gibt er her —- wenn — no
—Ivenn der Rechte kommt— und Sie
d schon der Rechte —- verlassen Sie
" dran —Sie kriegen die Jagd."
Afru führte Bessy in die kleine
Stube nebenan, die nassen Kleider zu
wechseln. Ja dem heimlichen Raum
rnit den bunten heiligenbildern an der
sand, den gemalten Tassen und Be
sten auf dem Gestell in der Herr
Homer-in detn tadellofen, sauber auf
getljiirmten Bett, der nassen Kleider
ledig. die ihren Körper frösteln mach
tes, thaute Bessy rasch auf. Afra
hatte etwas Mütterlichei dagegen in
ihrer bät-etlichen Schwere· Sie räumte
die anquchublade aus, um die
feil-ge "fche zu finden, und als zu
lth Qessy in iarem ganzen Sonntags
Issst vor ihr and, irn blaularirten
eer und rothen Flamllrock, da
Its-« ihr sele das Lachen« wie das so
Mig saß auf dem zierlichen Kör
per-; und Be b hatte alles Leid der
-M, e n lösten vor Ver
BICQ fee kennte si; nicht satt leben
Iei- ba - n S l an der
ufte s re mit der
eit einer Schwe
ÆWIIRMSM
dies-Ils- dahervben
Irgend-instru
dasdrsächts Miit
davon. aunnr rfchade ist es fur euer
schönesof orf,i habe es drin Papa
chon ofstge agt; wenn es mir nach
gin tein Loch ließ ich in eine Wiese
gra n. O, eine ganze Woche komme
ich herauf zu dir —- du sollft mich
chon lieb ewinnen. Bin ich nicht
ark und ge urid’?" Dabei reckte sie
die Arme von jugendlich herber Form.
Afra war schon halb gewonnen, ge
rade der Widerspruchs-der Wirklichkeit
mit ihrer Erwartung wirkte günstig
auf fie.
»Was thät denn da der Anderl da
zu sagen —eine ganze WocheX
»Der AnderL — Warum?« »
Es la eine solche Unbefangenheitf
in dem on, daß Afra in Verlegen-»
beit kam. »Na, i mein halt —- i!
könnt es ihm auch gar net verdentenj
——« Afra fchlug die Augen nieder,1
ihr Mund zitterte. ;
»Afra! Närrchen!« Bessh lachte
herzlich. »Allerdings, ich bin ja in
feinen Armen gelegen! hat das recht
komisch ausgefehens — Und du hast
geglaubt ——du warft eifersijchtig! O,
ich weiß alles —er hat kein Geheim
niß vor mir — brauchst dich gar nicht
zu schämen, Afra, mich freut das ja
fo, ich möcht gerne eure gute Fee spie
len, alle Hindernisse aus dem Weg
räumen. Wart es nur ab. bis ich
wieder komme -—setzt tennen wir uns
ja. Was fchauft du denn fo ernst?«
Afra fah sie regungslos an, ihre
Augen waren feucht —- plötzlich er
ariff sie beide hände Bessys und küßte
e.
»Aber Afra!«
»Das war ich Ihnen schuldig, Fräu
lein —i bin ein recht garstiges, g’häf
figes Ding«
»Ist ja nicht wahr, bift du ja
nicht —ein bißchen mißtrauiich eid
ihr wohl da herinnen —- das ift alles.
Aber jetzt nicht mehr —- gegen mich
nicht —- nicht wahr, Afra?«
Afra drückte ihr die Hand. - l
Draußen am herdfeuer erzählte ,
ranz Lübernann wahre Räuberge
chichten. Er war jeit wieder völlig
munter und glaubte sich in den Augen
Anderls und Albans gewissermaßen
rechtfertigen zu müssen.
Als Bessy eintrat, sprang Anderl
auf und sah sie mit unverhohlener Be
wunderung an, auf ihn wirtte die
Masteradef doppelt verführerisch.
»So wenn Jhnen der Herr Papa
schen thüt. —Die Alrn müßt her,"
sagte er, den Blick nicht von dem
Mädchen wendend.
Die paar Worte verdarben Afra
wieder alles. »Da thät er sich hübsch
hart mit der Alrn —«
«Laß dir nichts weismachen, Bessy,«
bemerkte Franz, »Du paßt nicht herein
in das 3eug."
»Ich werde mich schon noch hinein
wachsen in das Zeug, warte es nur
ch. Nicht wahr, Afra? O, wir ver
stehen uns trefflich! Arn liebsten blieb
ich gleich heroben und ließ euch allein
nach Rohrbach hinunter-karean
»Wird unj auch nichts anderes
übrig bieiben bei dem Wetter -——als
hier bteiben,« meinte Franz. «hast
ou Plas für uns, Asra "
Beisy war außer Rand und Band
über den Vorschlag. »Mir müssen wir
Botschaft an die Eltern schicken, die
sich sonst zu Tode ängstigen. — Der
Anderl hat vielleicht die Güte ——«
,Der Anderl bleibt —- Sie besorgen
bas, Ali-aus« erklärte in besehlendenr
Ton Franz.
»Sie hab’n mir nix z«schasfen —
wenn Sie mich bitten —bielleicht —«
«J bitt dich drum, All-auf sagte
Afrm
»Das —Ja, dann —« Er riff so
fort nach dem Qergftoch wa seinen
Wettermantel uver. »Ohne
miteinander.'·
»Griiß mir das Resl — Trotziops!«
ries Franz ihm zu. »Sie soll uns
morgen entgegenlomrnen — ich er
warte sie —«
Alban erwiderte nichts, aber einen
Blick warf er aus Asra, den diese wohl
verstand.
»Ein unheimlicher Mensch!« begann
tanz, wie er draußen war. »Wie
Faßt ihr euch den aushalsen können,
Anderli Und wie er sich so gewisser
maßen als der Beschiiher deiner
Schwester ausspielii eh glaube wirk
lich, er macht sieh Do snungen daraus.
Dieses reizende Geschöpf —- und der
Kerl!«
.Gern haks ihn doch —das weiß
i« erklärte Asra ohne Rückhalt »Und
am End, so weit —-«
»Aber hören Sie, Asta,« erwiderte
Franz jeht ganz erregt, »ej gihi doch
Veränderungen im menschlichen Le
ben, die man herück rchiigen muß. Vor
einem Jahr mögen ie jo recht gehabt
haben —- ader jest —- Rohrbach isi
doch nicht mehr das alle Rohrhach nnd
amilie sit-Elsas seine Bauern
samt ie mehr Zinnen ei nicht
mehr sein, wollen es nicht mehr feins
In Asai Gesicht inckie ei hedeniliIx
« doi wahr, Andern« wandte
sich zu diesem. ·Jhe seid keine Bauern
mehr, wollt keine mehr seini«
Inderl sich ihrem sites Mk ,Bol
leni Wen Dis Ist viel, M m
q ,
nimmer kann —- aber desweg —das !
ändert doch n z chenM uni.«
JMein ? r meint scheinl
wie ich ihn verstanden ha.b’ «
»Aber Asra,« mischte sich fest Desshl
drein, die sich über ihren Bruder är- s
gerie. »Der here meint heute viel
was er morgen nicht mehr meint —
ich kenne den Anderl besser. der bieibt
ein echter Rohrbacher sein Leben lang
So, und jeit bt euch die hande·
Habt euch ja boge lieb-—weisi schon
" —- wiire noch schöner, wenn die Kohlen
daran was ändern tönnten.'« bessy
ergriff die Hand Astas und drückte sie
Pan die des Anderl ,,,Na wird es!
fWollt ihr euch nicht versöhnenk Jch
schaue weg, du auch, Franz« Sie
; lehrte dem Paar lachend den Rücken
« Asra sah mit einer innigen Frage
aus Anderl, ein weher Zug um den
Mund gab dem Antlitz etwas unend
lich Rührendes —- auch schön war sie
wie damals in der Sturmnacht auf
dein Steg, und doch war ej. eher
Mitleid als Liebe, was Anderl in
diesem Augenblick so bewegte. Er
drückte innig ihre Hand, sie erwiderte
den Druck, und die Gluth eines neuen
Glückes särbte ihre Wangen roth.
»Aber ihr seid langweilig-, Kinder,«
sagte Bessy und wandte sich um. Da
sah sie die hellen Thränen in den
Augen Asras und verstand alles.
»Komm, Afra, ich bin müde —- die
zwei sollen auch schlafen gehen —
und versähre mir ihn nicht ganz,
Franz, hörst du! Sonst triegst du es
mit mir zu thun.« Bessv zog Asra
mit sich in das Stäbchen nebenan und
sperrte die Thür zu.
»Gott sei Dant, daß wir nun end
lich llein sind! Ach, ist es da ge
müt lich." Bessn sah die bunten Bil
der an der Wand an, schmucke Jäger,
rothbackige Dirnen, dazwischen die
Mutter Gottes, die Schwerter im
Herzen.
Asra saß schweigend aus der Banl
und verlor keinen Blick von Bessd. Sie
hätte dem Mädchen um den Hals
len können, soviel Dant und Neigung
fühlte sie wie noch nie zu einem weib
lichen Wesen, und zugleich regte sich in
ihr etwas wie Neid; sie lain sich so
armselig vor, so finster so alt, so häsz
lich geradezu.
»Warum bist du denn so trauri1,
Afra? Noch nicht zufrieden? War er
nicht lieb init dir, der Anderl?«
»Jhnen zulieb war er es ja.« erwi
derte sie niederaeschlaaen. »Sie ma:.
wen aus einem ja, was Sie wollen!
Und eh Sie tommen sind, hab ich
Jhnen alles Böse g’wünscht, und jetzt
möcht ich Ihnen das Handerl tiissen.«
Bessy sah Asra groß an. »Ja, ja,
warum denn das alles ?«'
»Das weisz i selber net. nur eins
weiß i. daß Sie ganz recht haben
wir g’h·oren nimmer leer aus die Welt,
wir Bauernleut, trin« Licht, tein Luft
in die Häuser nichts als Haß und
Neid und , indschait.«
»Asra! as sagst du — du? Ja,
aber eben hast du dich ganz anders-"
Afra barp ihr Antlitz in die blaue
Schürze und weinte bitterlich in der
Angst ihrer Seele. und Bessv Liide-«
mann kniete vor ihr und pries das
stille Glück des Dorfes, nachdem sie
sich hinausgesehnt aus allem Glanz
ihres Lebens.
4
Die Ausschließung der Kohle int
Rohrbacherthal bedeutete jetzt schon,
ehe noch der erste ,,Hunt« befördert
war, einen entschiedenen Sieg Liide
cnanns über seine Feinde. Man pries
ihn als den Helden des Tages, den
Erzeu er neuer, ungeahnter Werthe,
und se ne früheren Gegner versäumten
ei nicht, das dem großen Mann er
wiesene Unrecht wieder gut zu machen.
Die Gemeinde Rohrbach war der
Gegenstand allgemeinen Neides. Wide
rnann baute ein neues Schulhauö,
stellte die Wasserleitung des Wertes
unentgeltlich zur Verfügung· sorgte
für Berdänimung der Wildbäche, und
wenn einer außerdem einen Schmerz
hatte, war seine hand auch immer
o en.
Lüdemann selbst war durchdrungen
von dem Glauben an sein Unterrich
men, das ifn zum end ülti Sieg
seiner wtzth chgstlichen — us « ugngen
suykcll scllkc. Mut km Paul m Acht
bach stand ihm ls uneinnehmbares
Bollwerl gegenü r: der Wachierhos.
Von ihm prallien alle Anstürme wir
kungslos ah. Der lepie Rest zähen
Bauernihums hatte ich darin ver
schanzt gegen ihn.
Am liebsten hätte er den Wachier
um irgend einen Preis ausgeiaust.
Df kam er aber gut an. Der Mann
lachie ihm ins Gesicht —ob er denn
laube, einen Rohrbachet vor sich u
ben, ob er sich nicht erkundigt hage,
woher der Name «Wachter« lämei
»Sei-ruf da oben den zerfall'nen
Thurm?« Dabei zeigte er auf ein
Siücl Mauerwerl, das einen Büchsen
schuß über dem hos zwischen Ida ehrst
ien- und Schlehdornsträuchern ich er
hob. »Daher tomm’n wir, da Find
wir als »Wachter« vom Thal g'se ’n,
vor Krieg und Feuersg’lahr — und
wenn a der Thurm schon lang ein
a’sall'n is, bleib i do der Wachter, so
lan ileb.«
Fnlesi gab sich Lüdemann zufrie
den, hier war wenigstens ’ein ossener
Feind, der viel schlimmere saß im eige
nen Lager, im Rohrbacherhos —- der
Eggvamx äu de
s war - gera zu gesä klicher
Mensch. im Innersten des årzeni
sein erbitteetsier Feind, mit m er
um jeden Schriit vorwärts ringen und
dabei M M«Bphlwpllenden spielw
sur-sie um Inchi alles zn verderben
i
Der schein. den er so fo sitltt auf
der Brief trug, machte this- um Zwit
besijer der Grube, der« ni u um
MTU W sc Es M « m i«
dor·ret,e n-gu gew
serma fi ablaufen in lassenJi t
egen baclr ld oder irgend einen per
ssnl n Bortheil — damit war er
bei nen geringen Bedürfnissen nicht
zu den —- der Kauspreis war im
mer irgend ein Bortheil flir den hof,
einmal eine tleine Grunderwerbunz
zu der man sich bequemen mußte, oder
eine Verbesserung.
Das Bedenllichfte aber war: Van
lra blieb nicht unbeeinflußt; der Alte
de and es trefflich, zur rechten Zeit
den Bauern in i m wachzurufem Da
gab es nur ein tttel, die Rohrbacher
mußten an der Wurzel gefaßt und aus
ihrem Erdreikgehoben werden —
dann waren sie in feiner-Fand
Und das gelang ihm. nderl sollte
doch einmal in die Geschäfte eingreifen
tönnen und etwas Tüchtiges lernen.
anstatt auf dem hof zu verkümmern. ;
Der Hinweis aus die Vergangenheitx
feiner eigenen Familie, auf ihr gewal
tiges Wachsthum und die Parallele,
die er mit andern zog, machten Pan
tratz rasch gefügig.
Anderl kam in die Stadt, um auf
einer Bergmannsfchule seine Studien
zu beginnen; in vier Jahren lönnte
er so weit fein, in das Wert einzutre
ten ——das Weitere versprach Litde
mann selbst zu iibernehmen. Nachdem
einmal der Anderl fort war, war es
ein leichtes, Pankratz zu bestimmen,
die Schwester ihm folgen zu lassen
Was sollte sie in Zutunft noch als
Bauerndirn, man müsse doch wissen,
was man wolle, ja, es sei eine schrei
ende Ungerechtigkeit gegen das Mäd
chen. ihr nicht eine den neuen Verhält
nissen angemessene Stellung zu ver
schaffen
Zum erstenmal empfand der Pan
lratz etwas wie Vaterliebe. Es wurde
ihm angst im verlassenen Haus allein
mit dem Alten und dem Alban. Er
erbat sich wenigstens den Sommer als
Frist« dann sollte sie in Gottes Namen
dem Anderl folgen. —
Es war Herbst. Und Rohrbach
wetteiferte heute mit der phantastl
schen Buntheit der Natur ringsum,
mit den brennrotlten Brfchenhaldem den
arellgelben Ahornen s— alles war
Farbe, Leben. Fahnen wehten in ban
rischen und deutschen Farben, jedes
Sen-Z ma- kvsrsntt nnd tin-mitfess- «
driingten sich die farbensreudigenP
Trachten des banrischen Oberlandes.
Alles deutete aus einen ganz außer
ordentlichen Tag, aus ein EreigniF
von großer Bedeutung für das eint
weltvergeisene Nobrbach Und das
war er auch: der Eröffnungstag der
Grube Rohrbach.
Der ganze Kreis betdeiligte sich da
ran, die höchsten Behörden. Das war
eine Sache des Vaterlandes, von un
adiehdarer Tragweite siir Rohrbach
und das ganze Thal Und Liide
manrr— war der Mann dazu. diese
Thatsache in ein glorreiches Licht zu
rücken. Er kannte die zündende Kraft
tolcher Feste, die länger nachwirtt, als
man gewshnlich glaubt.
Eben war das Hochamt zu Ende.
Die Schaar der Andachtigen und Bei
vorzugten. die in der Kirche Plah ge
sunden, strömte in die dicht davor -
drängten Massen. Man stieß ä,
drängte vor und zurück. die Stauung
war geradezu geiahrdrolzend Plöslich
trat eine seierliche Stille ein -- die
wogende Menschenmasse erstarrte
förmlich.
Zum Kirchenporial heraus zog in
Neid und Glied eine Schaar junger,
schmucker Männer in noch nie gesehe
ner Tracht. Sie trugen schwarze
Mühen mit blauweißem Federbusch,
schwarze Blasen mit blauen Aufschlä
gen; das Leder um die Hüften, die
getreuzten Dämmer auf der Mühe
ließen leinen weisel: die Bergmanni
schast, die L·dernann in nagelneuer
Tracht ausgeboten Nichte Schmiede
res und Lustigeres konnte man sehen
—und doch siirchtete man sich davor,
als ob der Feind irn Anzug wäre.
Die Mannschaft theilt sich, bildete
auf Kommandp eines M nnes mit sil
berner Auszeichnung aus dein-tragen
streng militiirisch valier, die Musik
seste ein, die f hnen der Vereine
Echten, der Zitarrerl trat l)erai«t»s»ir»nL
—- --.——— s ass
ums-»san« tun »Ur Mist-schell, UllllF T
siranten und Meßnern, und dicht hin
ter dem Psarrer schritt er, aus dem
ietzt alle Augen ruhten, der Wohlthäter
des Thau, inmitten zweier hoher Be
amten in voller Unisorm, gesolgt von
einem ganzen Stab von herren —
Herr Ludemann, im schwarzen Rock
und ylinder, und neben ihm. das war
das eberraschrndste, der RohrbacherL
Der Rohrbacher in seiner vollen
Tracht, dem schwarzen Rock rnit den
Silberlnöpsen, dem . breitrandigen
dunklen Filzhut, wie dran ihn immer
des Sonntags in der Kirche gesehen.
Das war ja deutlich genug, ein Sym
bol, das jeder verstand, der Bund zwi
schen herren und Bauern: da oben
soll er feierlich geschlossen werden mit
priesterlicher Weihr.
Und noch einmal blieb einem der
laute Zurus im Mund stecken, so über
stiirzten sich die Ueberraschungen.
hinter dem angestaunten Paar solgten
zwei weitere: zuerst das Rohrbachers
reserl, ganz in weiß wie eine Braut
jungser, geführt von einem noblen
jungen herrn im Frac, dem jungen
Lüdemann selbst! Und dahinter noch
was Seltsameres: der Ilnderl mit
der Llldemanntochtert .
Dieses Bild brachte die Idee des
Ganzen erst so recht zum Ausdruck —
irst war lein Halt mehr, lauter Fabel
erhob sich, mneende Mk ans Litdes
mann, dem sich derseme »Die-drin r«
beimiscbtr. Und der Litdeniann n e
Persiich nach allen Seiten. und das
its ne Fräulein wintte mit dem sin
menstranß.
Der Zug bewegte sich den Berg
hinaus, esolgt von der siiirmischen
Bienge. Hm Wachter vorbei. Das
Unwesen allein lag völlig schmnckloö,
verddet in der bunten Umgebung.
Man riß schlechte Mine. ries nach dem
Wachter.
Nichts riihrte sich. Nur Anderl
entging ni i das Gesicht Asras am
bekannten tallsenster; es war wachs
tleich, der Blick starr ans ihn gerichtet.
Er fühlte, daß er es nie wird verges
;sen tönnnen in der Welt draußen
» daß es ihn verfolgen wird sein ganzes
Leben lang. —
Jn der festlich geschmückten Halle
empfingen die Arbeiter mit brennen
den Grubenlampen den Zug. Die.
Festtbeilnebmer sammelten sich vor;
dem Fördergeriist, dessen düsteres We- s
sen Guirlanden und Emblerne verdeck
ten. Nachdem die Weihe mit einem
allgemeinen Gebet eingeleitet war,
eng ein Männerchor das Lied » rr
der Höhen und Tiefen«. Die- ohe
Halle nahm den-Gesang aus« und es
war, als ob aus der göhnenden Tiese
die Antwort berausschallte. Darauf
svendete der Priester den« Segen und
besprengte das Gerüst mit dem ge
weihten Wasser. «
Als er geendet, trat Lüdemann vor
Er war bleich, seine Züge batten sich
noch geschärft, sein Blick überslog die
Versammlung Und bannte sie.
Lautlose Stille. Er begann mit
unsicherer Stimme: von dem mühseli
gen Weg, den er ausgestiegen, von den
Hindernissen. die er überwunden, von
dem selsenresten Glauben an den Sieg
der Arbeit, des Lebens einzigen « weck
und Sinn. »Es liegt aber im esen
alles Lebendigen ein ewiges Kämpfen
und Ringen, ein ewiges Sich-Bewegen,
Wechseln, Absterben und Erneuern —
Nuhe ist Tod. Arbeit! Alles in Ar
beit umzusetzen, ist das große Gesetz.
Unermeszlich ibr Wachsthum, uner
schöpflich ihre Quellen —- nnd immer
neue drängen zum Licht. Wir sieben
heute vor so einer Quelle, deren
Strahl besruchtend beraussteigen soll
— und ein Mann der Arbeit war es,
der sie gesunden, Vanirair Robrbacher
war es, den ich mit Freuden meinen
Genossen nenne —- mit hundertsacher
Freude, weil es ein Bauer ist, ein
Mann d e S Standes, der im alternd
ten Festhalten an seinem Boden miß
trautsch aus eine Macht blickt, die im
jähen Sturmschritt die Welt zu er
obern und sein heimliches Glück zu
zerrnalmen droht —die Industrie! ———
Man hat den Glauben verbreitet, es
handle sich um den Machtwilten einer
gewissen Menschheitsgrupppe und da
raufhin einen erhitterten Kampf eröff
net, der schon viel Unheil angerichtet.
Eil ist aber eine Lüge, sage ich Ihnen.
es handelt sich um etwas ganz ande
res, um das eherne Geseh der Erde,
das sich immer wieder sein Recht ver
schasst —- ein Gesen, das einer aus
eurer Mitte in klaren Worten ausge
drückt, das ihr alle kennt und auch he
tiinipst: »Was du der Erde aus der
einen Seite nimmst, mußt du ihr aus
der anderen Seite wieder geben, sonst
holt sie es sich selbst, nachher sputt’«s,
nachher tracht’s!« Jst das nicht das
Gesch, das du seit einem Menschen
alter hier oertiindigst. Jatoh Rohr
lsacher?« wandte sich Liidemann an den
Greis, der, aus seinen Stock gestiiht,
weit vorgeheugt, starren Blickes und
ossenen Mundes seinen Worten
lauschte, der alte Rohrhacher, der sich
rniihsam her-geschleppt
Der Alte trat schwankend gegen den
Redner vor. »Ja, ja, so heißt das
Gesetz. Hüi dich davor, so mächtig du
bist. ich warn dich, Liidemann!«
Allgemeine Mißbilligung wurde
laut. «Ruhig! Maus mit dem alten
Narren!« ließen sich Stimmen hören.
Da kehrte er sich mit einer verächt
lichen Bewegung um. »Ihr seid die
Narren, aber ihr verdient nit mehr,
ais das ei iiher euch kommt und euch
zerbricht wie einen diirren Ast, ihr
haht sie ja alleweil verrathen und ver
taust —aber u dem red i —« er
wandte sich wie r an Llideenann, .der
mich versieht, der das Geses kennt und L
LJ J-. -ÄZ- «
III-, sitt u
»Da irrst du dich. Alten« begann
jetzt Lildernann rnit lauter Stimme,
»irn Gegentdeih ich sage, nicht einmal
sollst du der Erde geben, was du ihr
genommen, hundertsach tausendfach
verlangt sie es zurück, urn hundert
saches« tausendfaches Leben daraus zu
schaffen. Dieses Verlangen zu ersiil
len, ist die neue Tit herausgezogen,
eine seit der Ar it, wie sie die
Menschheit noch nie erlebt, und dieser
Zeit müssen wir dienen, ob wir wol
len oder nicht —-aber nicht getrennt,
sondern vereint in dem einen Geist.
der uns Sklaven der Erde zu ihrern
herrn macht. Reichen wir uns die
Hände, Bauer und Arbeiter, betrachten
wir die Erde als ein gemeinsames
Arbeitsseld, aus dem es gilt, das
Kleinste zu nutzen! Schärsen wir die
Waffen nicht gegeneinander, sondern
zur gemeinsamen West gegen die
rauhe Wirklichkeit! Zu animenhalten,
arbeiten. das Gese ersiillent Und nun
mit Gott, Giiickau zur ersten Fabrik
Du ichen ertönte, die Mann
schast be ieg den Korb und versanl in
die Tiefe. ieraus lud Liidenrann
sämmtliche "ste zur Einsalsrt ein
Man begab sich in einen breiten Raum.
unt den nöthigen Meiderwechsel vor
aus-M Ali die Gesellschaft wie
r erschien wurde see mit lautern
Jubei bestiist Der mächtige Zith
arnniuour verschwunden. eine derbe.
e Irdettergestelat war daraus
gewor , die niemand aufge alles
mitte, Vesi? und Referl glichen ehtnr
Letnenlitte, die chwarze Mitte auf
dem Kons, zum erwe sein, undi re
He leitet wurden sichtlch daoon -
I tu et. Anderl wurde muthigern Franz
Ruder-rann war begeistert von dem
lieblichen Kind an feiner Seite, doi
mit dem zarten Gesicht einer vertietdet
ten Prinzefsinsglich -
Ein sinnoerwirrendei Gleiten und
Sausen —- man war auf der Seele
des Schachtes angelangt. Ein wo l
gefügteö Gewölbe bildete die Decie,tn
einer Nische hing ein Christus, ztt fet
nen Füßen eine brennende Anwei, die
einen zarten, rothen Schein zu dem
Getreuzigten emporiandte. Nebenau
toar der Maschinenraum, der große
Ventilator war hier im Gang, der
Stolz Liidemanns, iiber dessen Er
lliirung er lein Ende sand.
Jmmerfort brachte der Fördertorb
neue Besuchen man nahm es damit
richt so genau. Am Ende hatte jeder
Rohrbacheri sein gutes Recht darauf.
Betst-. glüher vpk Eifer drängt-.
Linderl weiter. Der Vortrag des Va
ters drohte lein Ende zu nehmen.
Anderl war ganz in ihrem Bann
Sie gab sich wie ein Junge volerbers
muth und Laune.
»Herrlich! Herrlich!« begann sie,
»mit dir da unter der Erde zu dum
melnl Jcb Ioeiß selbst nicht, wie mir
das vortmnmt s-— ganz anders -- nicht
einmal oben auf der Alm fühlte ich
mich so frei. Andetl, ich wollte, ich
wäre ein Junge und tvirchcide einfache
Arbeiter, ich glaube, wir würden die
besten Freunde — weißt du« so alles
zusammen theilen. da herunterl
Freude, Arbeit und Noth s-— wenn du
einmal vesrchiittet bist, dich heraus
graben oder du mich. Jch habe
einmal so eine Geschichte gelesen —«
»Bei-essen Sie sie nicht, Fräulein
Bessh -—« «
»Ich bitte dich, nicht Fräulein zu
sagen,«das ruinirt alles —Bessn sage
Anderl stieg es ganz heiß in den
Kopf, und doch wagte er es lange
nicht« von der Einladung Gebrauch zu
machen. Gar zu kühne Gedanten stie
nsn in ihm mif hnn sie-»- Imiiniirfsk
leit, die ihn so schwindeln machte —
Sie hatten sieh, einem mit Holz
sorgfältig ausgezirnrnertem eiettrisch
beleuchteten Gang folgend, völlig von
den übrigen entfernt. Bessn trieb
immer vorwärts. Die Grube war
schon im Betieb und die Arbeiter vor
Ort bereits thiitig: so wollte es Liides
mann, um den Befuchern ein fertiges
Bild zu bieten —
(Fortsehung folgt.)
——-·-.--—
satte-innen tin fernen Osten-.
Das Zweirad hat manche Umwäl
ungen verursacht, am überraschend
ten aber wirtt die Revolution, die es
in der traditionellen Ab eichtoffenheit
der Frauen im fernen sten verur
facht hat. Die Königin von Siam ist
eine eifrige Radlerin und hat ein Ge
folge von radelnden siamesischen Da
men, wenn sie eine Nadtour unter
nimmt. Dadurch hat sie auf ganz na
türliche Art die neue Mode auch bei
ihren Unterthanen eingeführt. Das
Nadeln hat sich auch nun in dem be
nachbarten Birma eingebürgert. Jn
Atyab tann man eine ganze Schaar
junger Birmaninnen zu Rade spazie
ren fahren sehen. Die Birmaninnen
sind die intelligentesten und fortschritt
.lichsten Frauen im Osten. Jn man
cher hinsicht haben sie sogar mehr
Freiheit als ihre euroväifchen Schwe
rern, so daß es auch nicht weiter auf
fallend ift, wenn sie im Radfahren an
der Spitze marfchiren. Die Frauen
im Osten tragen bekanntlich weiße
Veintleider. Das Radeln brauchte
also nicht, wie bei uns, erft auf die
Mode einzuwirken. der getheilte Rock
war vielmehr friiher da, als das
Radeln.
W
see if set Dichters
Diese Frage beschäftigte seit einiger
Zeit die gesammte italienische Presse.
Wer ist der Dichter der tiirzliH erschie
---- M-h:LAk-—-s ------ --.s-..
OIIIIU vkqsqlsussllslsusssku sssysstus
und « ra terra ed astri«, deren poeti
fcher halt und Schwung allgemeine
Aufmerksamkeit erregten? Giulio Or
sini nannte er sich, aber bald war fest
gestellt, daß dieser Name nur ein Pseu
donym ist. Die feuri en Liebesgedichte
Orsiniö hatten alle weichear auj
dem häujchen gebracht. Und nun ent
hiillt sich das Geheimnis. Der Dichter
rnit sein glühenden setzen ist . . . ver
etwa siebzigiiihrige Leiter der Vittor
Emanuel-Bibliothet, Graf Dornenicu
Gnolii «Einen Ult wollt’ er sich ma
chen,« der lustige Graf, und wie man
sieht, ift man darauf hineingesoffen
Jn einein offenen Vriefe an die Zeitun
gen tiiftet Gnsli jesi die Muste, und
ein rauher Luftzug aer Enttiiuichung
geht durch Italien . . .
Epian humoristische Anzeige er
tch n n einein Landbliittchen in Jn
diana: »Form«-weiter vertan t.Lodn
86 pro Tag. Breatfasr im tt fer
virt. Arbeitistunden von 10 Uhr
Morgens bis 2Uhr Namittags. Alle
schweren Arbeiten verrichtet der Ar
deitgeber. Cigarren ioftenfrei gelie
hen Wer die ganze Saiten arbeitet.
kann die Farm haben. Sofort nach
zufragen.«
I i i
Crit wenn sie vorüber, dann wird
nat star,
Wie abgesM nasche Rade spar.