Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 12, 1904, Zweiter Theil, Image 13

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Die Viebsttthle bei Foulten se
H GloberJ
Erzählung bonI-rieb r. T h i e m e.
10
Mr. Feathcottg der Kassirer der
großen antfirnia Foulton es- Glober,
trat rnit for enooller Miene und finster
unintöltter tirn in das Privatcornp
toir seines Chefs. Es war kurz vor
Bureauschluß und der piinttliche und
Xwifsenhafte Beamte hatte eben feinen
affenahschlusz gemacht.
Mit lan samern Schritt näherte er
sich den Rucken an Rücken stehenden
Pulten der Compagnons — Foulton
blickte zuerst auf und sah den bewähr
ten Diener überrascht an.
»So ernst, Mr. heathcotte? Brin
gen Sie uns eine unangenehme Nach
richt?« fragte er.
»Leider, Mr. Foulton,« seufzte der
alte Herr, sich verlegen den spitzen
schwarzen Schnurrbart ftrcichend.
»Und worin besteht fre?« forschte
Glober, neugierig und in unruhiger
Erwartung seine Feder ihrem Ruhe
posten hinter dem Ohre übergebend.
»Ohne lange Vorbereitungen, Mr.
Heathcotte, worin besteht sie?«
»Ja denselben Worten, die ich schon
lehten Sonnabend zu Jhnen gespro
chen,« versetzte der Kassirer aufgeregt.
»Was-wieder ein Defizit?« rief
Mr. Foulton aufgebracht, wie elektri
sirt in die höhe schießend.
»Wieder ein Kassendiebftahl?« ftieß
Mr. Glober, auf seinem Drehfessel
herum fahrend, bestürzt hervor.
»Ich lann darauf nur mit Ja ant
worten," erwiderte heatheotte gepreßt.
»Also wirklich? Und wie viels«
fragten beide Ehe s zugleich.
»Wieder 1000 ollars.«
»Und das zum dritten Mal in drei
Wochen,« stöhnte Foultom indem er
nliofirt nnf irr-d ab nirm Fmr
Heathrottej tin-hin joti fdaärfiiijkenii
Der Kalsirer erhob wie beschtvörend
die Bande
» r. Ioulton, mich trifft keine
Schuld,« rief er betheuernd.
«Davon sind wir überzeugt,« ents
gnete Glober, dem alten Mann
Ieundlich die hand reichend. »Für
Sie biir e ich, lieber Heathcotte———Sie
sind ein Hhrenmanm das wissen wir.«
»Das wissen wir," bestätigte Faul
ton, dem Kassirer ebenfalls- die Hand
drückend.
»Ich dante Ihnen, meine Herren,
fiir fhre gute Meinung — ich tann
nur agen, daß ich in der That die
Augen offen gehalten habe, wie noch
nie in meinem Leben. Jch habe jeden
Betrag, den ich auszahlte oder ein
nahm, doppelt gezählt, ein Verfehen
meinerseits kann nicht vorliegen-es
würde ja auch abjurd fein, anzuneh
men, daß mir, der ich in meiner fünf
undzwanzigjiihrigen Praxis mich nur
einmal verzahlt habe, dieser alt jetzt
in drei Wochen dreimal pasrrt wäre
und jedesmal mit tausend Dollars!«
»Das würde allerdings sonderbar
sein,« ertlärte nachdentlich Foulton
ilnd der Kassirer setzte hinzu: .,Alfo
lann ej sich nur um Diebstahl handeln
-und ich bitte Sie, meine Herren,
in meinem Interesse, fich endlich an die
Polizei zu wenden, damit dieser un
heimliche, nervös machende Zustand
fein Ende erreicht und der geheimniß
volle Dieb endlich gefaßt tvird.«
Die beiden Chess befragten einander
mit einem Blicke. Keiner schien Nei
gung zu empfinden, den Vorschlag des
treuen Kassirerö zu befolgen.
»So lange keine höheren Beträge in
Frage lommen.« meinte Foulton be
dächtig, »erscheint es mir am gerathen
ften, von der Sache möglichst wenig
Aufhebens zu machen. Das Publikum
übertreibt so gern, und dann ist der
Kredit leicht gefährdet. Ein Banthaus
muß vorsichtig sein.«
»Darin bin ich ganz Jhrer Mei
nung, Mr. Formen-die Polizei ist
aber doch verpflichtet, Verschwiegenheit
Ett-.. ht. It
uux ur( Iqt utiukutuuscll Dunst-Illi
nisse zu beobachten.«
»Eigentlich — aber sie beobachtet sie
eben nicht,'· erwiderte Glober verächt
lich. »Die Herren Zeitungdreporter
haben unter den Beamten doch irgend
einen guten Freund, der ihnen die
Tagesneuigleiten zutriigt——ich wette,
daß schon am ersten Abend alles haar
«tlein in den Zeitungen stände. War
ten wir ab, ob sich die Vorsälle wie
derholen —- was meinen Sie, Mr.
Foulton?«
»Dalselbe.«
»Ich sijr meine Person muß dann
jede Verantwortung ablehnen,« sagte
Heathcotte sast heftig. »Doch Sie sind
die herren — handeln Sie nach Ihrem
Belieben!« Damit verließ er hastig
das Privatcomptoir.
2.
Drei Wochen später-.
Der Direktor des renommirtesten
Privatdetettivbureaus von New ort
befindet sich mit Mr. Foulton und r.
Moder in eisri em Gespräch. Natür
iich handelt es ich um die geheimnis
dollen Viel-stöle und die Herren sind
stummen, die Dienste des Bureaus
husi Entdeckung des Urhebers des
selben in Anspruch u nehmen.
Direktor Innres otton, ein noch
junger Mann mit scharfi aus prägte-i
Zügen. Hart hervortretend-er use, in
telligenten energischen Augen, einer
hohen Stirn und abstehende-i Ohren,
hörte der Zuscinasderse ung der bei
den Knusleute mit Krisen m nteresse
su, während et nachdenklich d e Arme
aus der Brust verschränkt, in seinem
Arena aus und ad tngEr
«Ulleedinas ein on barer, be
Ifwremdlicher Vor r«ang, nahm er kopf
chiitteknd das ort, nachdem soulton
und Giover geendet. WGeheimnißvoll
äutsserst geheimnisvoll! Eine Aus
a , me ner selbst wllrdig, und ich
selbst werde die Lösung des Mithsels
in die and nehmen«
»Um o eher dürfen wir hoffen, end
lich von unserer Aufregun und Un
ruhe befreit zu werden,« ver icherte Mr.
oulton erfreut. »Unsere Angefiellten
ind außer sich. Keiner traut mehr
den anderen. Wir hätten auch längst
zegge emacht, wenn nicht geschäft
liche65 iick i«chten—
» Ich versteht «
»Bei der gegenwärtigen Baniirifis
eniigt es, dem Publikum einen Finger
gin zu reichen, um es den ganzen Leib
nehmen u lassen,« entgegnete Glober
philoivp iich
»Sie meinen, daß eine eventuelle
Veröffentlichung Jhren Kredit gefähr
den könne?«
»So ist es, und wir rechnen auf
Jhre unverbriichliche Diskretion.«
»Selbftverxändli. «
»Sollten ie den gehofften Erfolg
haben, so erhalten Sie außer Jhrem
Honorar noch die von uns fiir die Er
greifung des Diebes ausgesetzie Extra
belohnung von 81500 Dollars «
Direktor Cotton nahm die Zusage
mit einem leichten Nickem als verstehe
sich derartiges von selbst, entgegen.
Dann sagte er:
»Sie werden die Güte haben, mir
einige Fragnn zu beantworten. Jch
fthre ntworten darauf im vor
aus, aber ich mufz sie stellen, theils zu
meiner völligen Information theils
der Ordnung wegen. «
»Bitte, fragen Sie« entgegnete Mr.
Foulton
»Ein Verschen des Kassirers kann
nicht vorliegen ?«
,,Unmöglich —— das könnte wohl ein
oder zweimal der Fall sein —-- aber
fünfmal-:
Many Yieosrante im ganzen sind
bisher vorgekommen?«
,,Iiinf —- die ersten dreimal wur
den 1e 1000 Dollaris, die beiden letzten
male je 2000 Dollars gestohlen.«
»Der Dieb macht also Fortschritte
hm — und Jhres Kassirers sind Sie
wirklich vollständiq sicher?«
»Seiner sind Ivir sicher, Herr Di
rektor.«
»So brauche ich mit dem Umstand,
daß er der Dieb sein könne, gar nicht
zu rechnen?«
»Es ist ganz ausgeschlossen«
»Und Jhre Angestellten? Hat einer
von ihnen Zugang zu dem Tresor?«
»Absolut nicht. Der Geldschrank
befindet sich in einem besonder Zim
mer, in welchem Mr. heathco e, der
Kassirer. ganz allein thätig ist. Wenn
er das Gemach verläßt, schließt er den
Schrank sowohl als das Zimmer ab.
Jn seiner Abwesenheit könnte niemand
hineingehen, ohne daß es dem übrigen
Personal auffiele.«
»Wer hat außer Mr. anthcotte noch
Zugang zu dem Tresor?«
»Mir ich und Mr. Glober.«
HSie alle drei besitzen Schlüssel da
öU «
»Jawohl s— das heißt, die Schlüs
sel sind nur zweifach vorhanden, eine
Kollektion ist während des Tages in
des Kassirers Besit:. die andere in mei
nem. Abends nach Kassenschluß lie
fert Heatcotte seine Kollektion an Mr.
Glober ab.«
»Und können nicbt diese Schlüssel
in andere Hände gelangen ?«
»Das ist ausgeschlossen«
»Wo bewahren Sie und Mr. Glo
ber die Schlüssel Nachts auf?«
»Ich schließe die meinen in eine
feuerfeste Kassette unter meinem Bett,
die sich nur durch den Druck auf eine
Inißr sallein bekannte Stelle öffnen
ä t.«
»Und ich in die Schublade meines
Nachttisckse6, deren lSchlüssel ich bei
mir im Bett bewahre,« gab Glober
zum Bescheid.
»Und niemand außer Ihnen sind
diese Gepflogenheiten bekannt?«
«Niemand.«
«Keinem Ihrer Angestellten?«
»Ye»in.«
,,Sie woonen oeioe mir im we
schiistshaus?«
»Ja. Jch erste, Mr. Glober zweite
lEtaae.«
Ft »Es-oben Sie Familie, Mr. Faul
on '
i » ch hin Wittwe-J
f » oben Sie aiuvek bei sichs-i
) »Nein —- mein einziges Kind, eine
Tochter, wird in einem Pensionat in
f Washington erzogen!«
»Und Sie, Herr Glober2«
»Ich bin noch Junageselle,« ant
f wartete dieser leicht errothend
s »Aber Sie haben doch beide Haus
» bedienstete —- oielleicht hat einer von
fihnen Ihre Gepflonenheiten beraus
’belomnien und das Geheiinniß der
Kassette ertauscht?'«
Mr. Foulton schüttelte geioichtig
I den Kopf
« »Selbst wenn es jemand gelänge,
sich in Besitz der Schlüssel zu setzen,
würde er immer noch nichts mit ihnen
anzufangen vermögen, denn die Me
chanik unseres Tresors ist eine äußerst
komplizirte und niemand ist mit ihr
vertraut als Mr. haethcotte und wir.«
»So ist die Möglichkeit, daß der
Schrank mit Nachschliisseln geöffnet
worden sein könnte —«
.Gar nicht in Betracht zu ieben.«
»Und ntrZends sinden si Spuren
gewaltsamer Eröffnung ?«
«Niraends. An dein Schrank selbst
ist nicht das geringste St bemerken·«
»Wenn ha n die iebstiilsle statt
gefundeni An besonderen Ingeni«
»O nein. Da der Kassirer täglich
seinen Abschluß macht, so wissen wir
genau den Tag, an welchem ein Ber
—
lust eingetreten ist —- einmal war es
Montags, zweimal Mittwoche, einmal
Donnerstags und zweimal Sonn
abends der all —«
»Aber Sie wissen, ob die betreffen
den Summen während des Tages
oder der Nacht verschwunden sind?«
ltctzLiiiihrend des Tages ist es unmög
l —«
»O, das weiß ich nicht. Wenn nicht
hr Kassirer doch der Spitzbube ist, so
egt hier ein Fall vor, in welchem
sich der Dieb ganz eigenthiimlicher
Mittel bedient. Bxelleicht hat er sich
einen Zugang zu Ihrem Tresor ge
schaffen, den Sie gar nicht ahnen. Jch
werde sowohl tags als nachts die
Ueberwachung des Geldschrants vor
nehmen, und mich zu diesem Behuse
im Bueeau Mr. Heathcottes einquar
tieren. Ein improvisirtes Bett in der
Nacht genügt mir. Sind Sie einver
standent«
Die herren waren es. »Wir geben
Jhnen Vollmacht zu unternehmen,
was Sie wollen,« erklärte Foulton
emphatisch, »wenn Sie nur diesem
unnatürlichen unijeimlichen Zustand
ein Ende bereiten!«
Z.
Direktor Cotton bielt noch am sel
ben Ta e in Mr. Heathcotts Zimmer
seinen inzug. Zunächst durchschritt
er die Bureaus, um das ganze Perso
nal mit Kennerblicken zu mustern,
dann nahm er die örtlichen Verhält
nisse inAugenschein prüfte die Lage
des Geldschrants, besah sich die Räu
me über und unter demselben betlovs
te die Dielen, die Wände und die
Decke, endlich ließ er den Geldschrant
von seinem bisheris»enStandort weg in
eine ganz entgegengesetzte Ecke des Bu
reaus translociren. Nnchdem er sich
die Schlüssel und die Methode der Er
öffnung hatte demonstriren lassen, um
schritt er den Tresot von allen Seiten
und nahmmeinte rwahrhaft medizinisch
c--»-k--.
IesV-guts Mtsunlslc UTV clfclncll Ko
losseö vor.
Alles umsonst —- der Direktor schüt
telte bedenklich denltopf Viermal vier
undzwanzig Stunden hielt er Tag und
Nacht mit Argusaugen Wache —- er
entdeckte nichts, aber die Diebstahle
wiederholten sich auch nicht. Die fünfte
Nacht setzte er aus —- am anderen
Morgen tonstatirte Mr. Heathcotte
wiederum den Verlust einer runden
Summe von 2000 Dollars.
Allgemeine Erregung Direktor
Cotton begann immer bedenklicher den
Kopf zu schütteln. ,,Soviel wissen wir
nun.« bemerkte er zu den These-, »daß
der Dieb sich die Nacht zu nutze macht,
und weiter, daß er ein ganz gewöhn
licher Spitzbube ist, denn er hütet sich
wohl, uns seine Besuche abzustattem
wenn ich auf dem Posten bin.«
»Sonderbar,« meinte Mr. Foulton
»Ich schließe aber noch mehr da
raug,'« fügte der Direttor weise und
wichtig thuend hinzu. »Der Spitzbube
muß entschieden mit den Verhältnissen
Jbres Geschäfts vertraut sein — woher
hätte er sonst gewukt daß ich die Nacht
zum Dienstag nicht anwesend sein
winter
«Das ist richtig,« bemerkte erstaunt
Mr. Glober. »Was ist aber da zu
thun?««
»Ich muß noch eine andere Probe
vornehmen. Niemand darf wissen, ob
ich nachts da bin oder nicht —- nicht
einmal Mr· Heathcotte.«
»Ganz recht, Herr Direttor.«
Der Direttor verfuhr nach seinem
neuen Plane, doch mertwiirdig s— die
Nächte, in denen er sich im Bureau be
fand, blieb alles ruhig, sobald er jedoch
eine Nacht infolge dringender ander
weitiger Berufsgeschäste fern blieb,
entnahm der geheimniszvolle Dieb dem
Tresor der Bank wiederum 2000 Dol
lars.
»Das ist rein zum Rasendwerden,«
alterirte sich der Rassirer am nächsten
Morgen. »Jetzt spiele Kassirer, wer da
will -— ich lege mein Amt auf der
Stelle nieder.«
Sofort begab er sich zu den Chefs,
ihnen seinen Entschluß anzntiindigen
Beide baten ih dringend, ihnen seine
schädenswert Dienste nicht ztu ent- l
«ä-l---- k--.-.- -- -.. t-.
III-Pu- IUIIIII II Du Iktltct Uctuqtgullst
diene, so möge er die Schlüssel so lange
m ihre Hände zurückgeben, bis der At
tentiitenr entdeckt sei, was mit Hilfe deg
Detektivö nicht lange mehr anltehen
könne, Mr. Foulton und Glober woll
ten inzwischen abwechselnd die Kassas
geschiifte übernehmen.
Damit erklärte sich der alte Diener
denn auch einverstanden.
Weitere drei Wochen Ver-gingen, Di
rettor Cotton feste feine Beobachtun
gen Tag fiir Tag, Nacht iiir Nacht
fort, die Diebftäble wiederholten sich
nicht mehr. aber auch kein Dieb lief
ihm ins Garn
Ctnttiiulcht und mißmnthig theilte er
endlich den beiden Compagnong seinen
Beschluß mit, von weiteren Nachfor;
schungen abzustehen
»Der effall ist hoffnungslos,« äußer
te er resignirt. »Er gehört zu den mns
steriösesten. die mir je in Austrag gege
ben wurden, und iit der erste in meiner
Praxis, der ohne günstiges Resultat
verläuft. Jch lege mein Mandat in
Jhee hönde zurück, meine Herren,
glaube jedoch, tonstatiren zu sonnen,
daß ich wenigstens dieGeduld des ras
sinirten Schurken erschöpft habe und
daß sich die Dies-stähle, wenn ich auch
den Urheber nicht zu entdecken ver
mochte, doch wenigstens nicht wieder
holen werden.«
Die Bankindaber zeigten sich eben
so tleinlaut als der Detettive, sie starr
ten rathlos einander an —- da sie je
doch mit dem Direktor der Meinung
waren, daß es ihm nicht möglich sein
werde, dem Rätbsel aus die Spur zu
tout-nen. zogen sie vor, seine Demission
anzunehmen, denn seine Thätigleit
mußte tbeuer bezahlt werden«
4
»Ich glaube nicht,« gab am Abend
desselben Tages M. Foulton seinem
Compagnon gegenüber seiner Ansicht
Ausdruck, »daß wir «emals die Lö
sun dieses Gebeimndsses finden.«
» ch habe die Hoffnung gleichfalls
ausgegeben,« erwiderte Glober. ,,Las
sen Sie uns trogdem nachdenken, was
zu thun ist, und uns morgen früh die
Ergebnisse unserer Ueberlegung mit
theilen.«
Mit diesen Worten schieden beide
voneinander-.
Die Nacht brach herein, eine Win
ternacht, finster und stürmisch. Die
Riesenstadt schien zu schlafen wie ihre
Millionen Einwohner, tiefe Stille in
den Straßen, nur selten ein erhelltes
Fenster in den thurmhohen giganti
schen Häusern. «
Das Gebäude, worin sich das Bank
haus von Foulton öl- Globek befand,
machte keine Ausnahme. Nichts regte
sich in den hohen Etagen, alles Leben
schien aus seinen Räumen entwichen.
Die alte Comptoiruhr verkündete
die zweite Nachtstunde . .
Da — ein leises, fast unbörbares
Geräusch an der Thür. Ein Schlüssel
drehte sich im Schloß, die Thür ging
leise aus« um ebenso rasch von einer
schwarzen Hand wieder geschlossen zu
werden.
Eine unsichtbar-e Gestalt huschte ber
ein. Mit leisem latzenartigen Schrit
ten bewegte sie sich durch das allge
meine Bureau hindurch, nach der
Tbür des Kassezimtners·
Sie war verschlossen, aber den nächt
licken Besucher setzte dieser Umstand
nicht in Verlegenheit. Aug seiner Ta
sche zog et einen Schlüssel, mit dem er
die eiserne Pforte ohne Mühe erschloß.
Nun trat er ein, indem er die Thür
ebenfalls wieder hinter sich sorgsam
abschloß. Die Vorhänge des Gewächs
waren herabgelassen, die Läden fest ge
schlossen — nachdem er sich davon
überzeugt, zog der ungeladene Gast
aus seiner Tasche eine kleine Blendla
terne hervor, deren Klappe er zurück
zog, worauf ein schwacher Lichtstrahl
den Raum vor ihm erhellte. Die Ge
stalt konnte man dabei nicht erkennen,
um so weniger als sie vom Kon bis
zu denFiißen in einen schwarzen Man
tel gehüllt war und sogar die Hände in
schwarzen Handschuhen verborgen
trug. Mit sicheren wenn auch kaum
vernehmbaren Schritten qina der Dieb
nunmehr aus den großen Geldschrank
log, entnahm seiner Tasche ein starkes
Schlüsselbund und schloß, offenbar mit
der komplizirten Mechanik des Geld
bewahrers vollkommen vertraut, ge
wandt ein Schloß nach dem andern
auf. Nachdem er sich so zu den-. Jn
nern des Tresors Zugang verschafft,
entnahm er hastig einem der zahlrei
chen Behälter ein Packet und setzte
ebenso schnell, wie er sie eröffnet, die
Schlösser wieder in ihren alten Stand
zurück.
Eben drehte er den letzten Schlüssel
im Schloß herum, als ein plötzliches
Geräusch ihn zusammensuhren ließ. Es
kam von der äußeren Thiir des Comp
toirs her und zeigte seinem mißiraui
schen Ohr deutlich das leise Erschließen
derselben an.
Sofort klappte der Spitzbube seine
Laterne zu, worauf er sich ohne zu zö
gern und dadurch seine genaue Be
kanntschaft mit dem Lokal verrattiend,
in dem hohlen Raum unter dem Pult
des Kassirers verbarg, indem er noch
die Vorsicht gebrauchte, dessen qepols
sterten Drehstuhl vor die viereckige
Oeffnung zu rücken.
Gespannt lauschte er, wag nun wei
ter geschehen würde —- fiir alle Fälle
zog er aus seiner Weste einen kleinen
Revolver hervor, den er in Bereits-haft
seyte und in der Hand vor sich hin
re .
Die Ursache der Störung ließ in der
That nicht lange aus sich warten. Wie
der nahten leise Schritte der Thür, sie
wurde ausgeschlossen, ebenso rasch und
sicher, wie von dem ersten Eint-ring
ling. Wieder huschte eine dunkle Ge
stalt ins Zimmer-, der Schein einer
Blendlaterne erleuchtete den Raum vor
dern Ankömmling. Auch dieser nahte
sich eilsertig dem Tresor der Vani,
auch er zog ein uinsanareicheg Schlüs
selbund heraus, auch er erschloß schnell
und mühelos ein Schloß nach den-. an
dern, auch er griss dann, nach einem
sorschenden Blicke nin sich her, hastig
in einen der Behälter, nalnn ein tleines
Packet heraus und ließ eg gewandt in
seiner Tasche verschwinden.
Eben wollte er die Manivnlation
des Verschlusses beginnen, da fühlte er
plötzlich eine Hand aus seiner Schulter
und eine wohlbekannte sonore Stimme
sagte laut:
»Guten Abend, Mr. Glober.«
Der so Ueberrumpelte wandte sich
erschrocken um —- in diesem Augen
blicke setzte ein Druck des unverm« the
ten Sprechers die elektrische Bele -
tung des Gemachs in Betrieb und Ta
geshelligteit verbreitete sich im Zim
mer.
»Ah, Sie sind es, Mr. Foulton,«
ries der Ueberraschte erleichtert.
»Ja. ich, Mr. Gloher, und ich frage
Sie, was Sie hier machen?«
»Dieselhe Frage gestatten Sie mir
ask Sie zu richten, Mr. Foulton,·' ver
seßte trotzig der Compagnon.
»Ich bin hier, urn selber einmal den
Deteitioe zu spielen, mein .·Verr,«
—
sveeizte sich Foulton stolz. »Nicht mit
Unrecht vermuthete ich, daß der Dieb,
der sich so famos über alle unsere Ma
chtnationen unterrichtet zeigt, nach der
Entlassung des Direktors Cotton nicht
verfehlen würde, uns wiederum seine
Aufwarung zu machen. Jch habe mich
nicht getäuscht —- höchstens in Bezug
auf die Person des Diebes, denn offen
gestanden, auf diesen Anblick war ich
nicht vorbereitet!« "
»Was wollen Sie damit sagen?«
brauste Glober auf. »Ist bin ebenfalls
nur gekommen, um zu wachen und zu
versuchen, ob ich nicht den Spitzbuben
zu erwischen vermag.«
»Ohv — weshalb schließen Sie denn
da den Tresor auf?«
»Weil ich nachsehen wollte, ob er
etwa bereits geöffnet war -—«
»Reden Sie nicht so thörichtes Zeug
—- was haben Sie denn hier in der
Tasche, mein lieber Mr. Glober?« Und
Mr. Foulton zog triumphirend aus
der Rocktasche seines Compagnons das
Päclchen mit Papierdollars hervor, das
dieser turz vokher zu sich gesteckt. ·
Mr. leber ertlärte zornig, das
habe er schon vorher bei sich gehabt.
,,Wirtlich, Mr. Glober? Jch habe
aber gesehen, wie Sie es an sich nah
men und einsteckten-—Sie also sind der
geheimnißvolle Dieb. Daher erklärt es
sich auch, warum der Attentäter abso
lut ungreifbar, warum er über alle
unsere Vorkehrungen unterrichtet, mit
der Mechanik des Geldschrants und
allen lot-den Details vertraut war,
warum er niemals-»dem Direktor in die
Hände lief -— auf diese Weise hätten
wir freilich suchen können bis zum
jiingsten Tage. Sie werden alles, was
Sie bisher gestohlen haben, Mr. Glo
lnsf wieder in hie neineinsnmp Kasse
liefern —« «
»Das werde ich nicht, Mr. Foul
ton,« rief Glober heftig. ,,Oder viel
mehr erst dann, wenn auch Sie die von
Jhnen gestohlenen Summen wieder
hergeben. Denn Sie haben zuerst den
Einfall gehabt, unsere gemeinsame
Kasse zu Gunsten Jhres besonderen
Vortheils zu plündern, erst dadurch
bin ich aus den Gedanken gekommen,
dasselbe zu thun, da ich wohl wußte,
daß ein solcher Dieb nicht zu entdecken
sei und ich auf keine andere Weise zum
Ersatz des mir verursachten Schadens
gelangen ivürde.«
»Sie sind verrückt, Mr. Glober!«
»Vielleicht doch nicht, Mr. Fculton
—- als ich die Umstände des ersten
Diebstahls vernahm, lenkte sich gleich
mein Verdacht aus Sie. Zauberei
kunnte bei den Diebstählen doch nicht
im Spiele sein, und das hätte der Fall
scin müssen, wenn nicht einer von uns
selber die Ursache der nächtlichen Ver
lustt war. Und gestehen Sie nur —
heute sind Sie in der gleichen Absicht
wie ich gekommen —- Sie haben vor
mir Ihre Beute in Sicherheit gebracht
und spielen sich nun als Retter der
Firma aus. Lassen Sie mich einmal
Ehre Taschen durchsuchen —«
»Niemals — dazu haben Sie tein
Recht ——«
»So gut wie Sie —- toarum hätten
Sie sich denn so vermummt? Ich will
Jhnen beweisen ——«
Die beiden Männer rangen einen
Augenblick mit einander, im nächsten
-«Lt- cui-L-- L-- III-l-- x.--- W.-»ls-.
VUCAL UlUUDLs »Es lsusclsls LU«UI, U"UUIDUUI
umfaßt, und indem er ihn mit einem
Arme umschlungen hielt, verfenttc er
die freie Hand in die Manteltasckre des
Kaufmanns-.
»Ach, da ift es —« Seinen Corn
pagnon fahren lassend, brachte er froh
lockend das ominöfe Packet zum Vor
schein.
Die beiden Gegner traten einander
gegenüber und maßen sich drohend mit
den Augen.
Plötzlich ftieß Mr. Foulton ein lau
tes, fchallendes Gelächter aus«
Mr. Glober blickte ihn verdntzt an,
dann lachte er ebenfalls.
,,Mr. Gtober, das haben wir ausge
zeichnet gemacht,« platzte Foulton her
aus. ,,Schade nur, daß wir für ein
ander zu schlau waren ——«
»Vielleicht war es auch — ein
szstssxu ird« Bksulmds WHAT-IT sm Inm- : ««-’!·"x:kkss!i s« .’.’«« u um«
unr«. Wurm oder »ln cumc«, Z.·111m«-l·.-«
Orts-: .Gclsm cu- thx ,,lc Umsd v:«:::;' km JOHN -
Gltlct,« brummte Globen »Aber die
Jdee war smart!«
»Was fangen wir nun Un, Mr.
Glober?«
»Hm — was meinen Stei«
»Da wir selbstverständlich nach ei
nein Renrontre wie dem gegenwärtigen
einander —« huh Foulton nachdenklich
an.
»Nicht mehr das nöthige Vertrauen
entgegen zu bringen dermögen,« et
gönzte Mr. Glober.
»So ist es am besten —«
»Wir separiren uns —«
»Und zwar unverzüglich —«
»Jeder giebt die von ihm der ge
meinsamen Kasse —«
» »Entzogenen Summen wieder her
OUZ —-«
l »Motan wir solche brüderlicli thei
- en —«
l »Außerdem ist es selbstverständ
;1ich —«
» »Daß wir über das zwischen uns
Vorgefallcne -—«
,,Ewiges Stillschweigen bewahren!«
. Und die beiden Biedermanner schüt
telten sich herzlich die Hände .
l -
s o.
Foulion Fc Glober separirten sich.
Es geschah unerwariet und plötzlich,
aber die Eingeweihten fanden es ganz
m Ordnung. Wer sollte den durch die
nächtlichen Kassenräubereien entstehen
den Verlust auf dic Dauer aushalten?
Zur Feier der Auflösung ihres
sCompagniegeschäftes veranstalteten die
Chefs für ihre Angestellten, von denen
jeder einen Theil für seine neue Firma
übernahm, ein solennes Feftniahl, bei
welchem Mr Foulton eine fulininante
Rede hielt. Da es wahrscheinlich nie
nals gelingen wird, das Räthsel der
geheimnifzvollen Kassendiebstähle zu
!lösen,« führte er aus, »so ist es nsn be
iften. dem Dieb die Gelegenheit zu fer
Inerer Thätigteit zu entziehen. Deshalb
Hist es das Gescheiteste, wir separiren
Tuns und verlegen unsere besonderen
sGeschäfte in neue Räume, zu denen der
insarne Spitzbube hoffentlich nicht wie
der Zutritt erlangt.« .
s Er blinzelte Mr. Glober, dieser
sblinzelte ihn nn. Dann brachte Mr.
sFoulton einen Toast aus Mr. Moder
Haus, worin er ihn als ein Muster von
iStiechtschasfenheit und Treue und das
sPrototyp eines guten Compagnons
spries, und Mr. Glober brachte einen
ebensolchen Tonst auf Mr. Foulton
aus — daraus erhoben die Anwesenden
ein lautes Beifaltggeschrei, stießen mit
den Gläsern an und brachten ihren
bisherigen Chefs ein dreifach donnern
deg Hoch . . .
«-s———s
Nicht glaublirlh
1. Tromp: »Ich erzählte der Dame
dort in dem Haus« daß ich früher
Straßenbahn - Condutteur gewesen
sei, aber sie wollte es mir nicht glau
ben.« —- . Tromp: »Weshalb nicht?«
—1. Trarnp: »Sie meinte, ich wäre
zu höflich««
Verfehlte Durham-.
Mutter (zum neuen Kindermäd
chen): »Wenn Sie die Kinder nicht in
Ruhe· halten können, schicken Sie sie
zu Hul, lu) luclUc lljllcll THqu »sc
singen.« — Kindermädchem »O, das
hilft nichts-, Madame. Jch habe ihnen
schon zwei Mal damit gedroht, und
sie lachen blos drüber.«
Neidiin
. »Warum grad’ der Strohlopfbauer
die arößten Erdäpfel hat! So dumm
Is«
wie der —- bin i aa .
i Kniff.
: »Wie können Sie den Kadetten von
dein Lehrbuben rasiken lassen?« —
j «Pst! Das Rasirmesser ist ja aus Ala
minium!«
i Anders gemeint.
A.: »Hätte ich doch nur so viel
Geld um meine Schulden bezahlen zu
können!«—— B.: »Mehr wünschest Du
FDir nicht?« —— A.: »Nein; das sind
zehntausend Mart, damit könnte man
doch wieder einiae Jahre flojt leben!«