’ GUme Æ Ute, Sternentchetty » » ndu t und Flieden t ihr n der Seele mein Alte, traute Lieder? Acht die alten Weisen hold Sind ja längst verklungen, Und der Laute Saitengold Jst im Frost zersprangen! Rausche, lieber, kleiner Bach, Mir nicht so zu Herzen! ; Rufst mit deinem Murmeln wach I Nur vergess'ne Schmerzen! l Wieder heimgefunden. Novellette von Jda Oppenheim. »Vergieb mir, Hans, ich kann nicht anders,« sagte sie, indem sie von ihrem schlanlen Finger einen glatten Gold reif zog, der leis tlirrend aus die weiße Platte des Martnortifches fiel. »Ich bitte nnd befchwöre Dich, Liset, es kann doch wirllich nicht Dein Ernst sein, Tu willst mir doch nicht noch kurz vor der Hochzeit alle Jllusionen rauben, mir zeigen, daß Du auch Lau nen hast«?« Er war aus sie zuaeeilt und hatte ihre Hände ergriffen Aus seinem os senen Gesicht lag ein Zug tiefster Trauer, und in seinen treuen. blauen Augen lag ein feuchter Schimmer. »Mach’s mir nicht schwer, Hans, ich kann nicht anders-. Lange hab’ ich mit mir gesampr ehe ich mich endlich zu diesem Entschluß durchaerungenl Langsam troch es wie ein Gespenst zu mir heran und nagte an meinem Her zeu und gönnte mir weder Ruhe noch Rast. Ich fühle, das: ich Dir das nicht sein kann. wag Du von mir verlangst; meine Seele sehnt sich nach einer Thä tigleit, rie alle Kräfte anreat, die alle Sinne antpannt. Dieses öde, klein liche, häusliche Einerlei —— es würde mich stumpf machen und unglücklich Wen will arbeiten ich will etwas leisten. der Menschheit nützen, kämpfen für die Verwirklichung idealer Bestrebungen, fiir meine Mitschwestetn einstehen! Jch brauche Arbeit, Arbeit für Hände und i Hekz und Geiste Sieh, ais ich so stun- l denlang dasaß und in Dufzende von; Leinen ewig und immer mit den klei- ; nen Stichen meinen Namen stickte, da ; überlam es mich wie Empiirung, wie » Haß gegen diese mechanische Arbeit, die meinen Gedanken freien Lauf ließ « und mir Bilder vor die Seele führte, die fo ernft waren und von so nackter Wahrheit, daß ich schaudernd vor ih nen zurückbebtr. Jch will, ich lann nicht so leben! — Frei will ich meinen Neigungen folgen! Jn schwerer Ar beit mir die Unabhängigkeit erringen, nach der ich vergebens mein Leben lang gefchrnachtet!« Er hatte ihr still zugehört und sie tieftrautig angesehen. Sein Liebsteg, fein Bestes ging auf irren Pfaden. Er mußte sie aufgeben, denn er wollte nicht um das betteln, was sie ihm einst freiwillig gegeben. Vielleicht führte sie doch noch ein Weg zu ihm ,zurück, ehe es zu spät war! Vielleicht —- viel leicht — »Las3 uns in Frieden scheiden, Hans-X brach Lisa nach kurzer Zeit da Schweigen, »und werde glücklich, so wie ich ei von ganzem Herzen für Dich wünsche.'« Sie wollte ihm die Hand reichen, aber er schien es nicht zu beachten. Langsam nahm er den kleinen Reif und ging mit festen Schritten aus dem Zimmer· Lifa athmete auf. Nun war das Letzte. das Schwerste vorüber. Wahr lich, es war heute kein leichter Kampf gewesen. Zuerst mit dem Vater, den sie zum erstenmale recht- bösemund schrott gesehen, dann rnu Umi- »mi chen, die bei ihrer Ertliirung, die Ver lobung auflösen zu wollen, in lautes Wehklaaen ausbrach. Abwechselnd jammerte sie iiber die schöne Aussteuer, die nun Zu nichts nutze war, abwech selnd über das allheliebte Thema, »was werden Meiers, Müllers und Schuldes dazu sag-rni« Während sie in ihr Stiihchen ging, um ihren Koffer zu packen, saß Hang im Studirzimmer des Prosessors. Der alte Herr hatte beruhigend seine Hand aus die Schulter des gebeugt Dasitzens « den gelegt und sagte tröstend: Meine Thriine weinen, mein Junge, das wäre . zu viel; spare die kostbaren Tropfen.4 Sie ist trank, unser Kind, von dieser ! modernen zirantheit ergrissen, die man F Frauenenranzipation nennt oders Selbsthethiitigung. Sie hat ein paar » ongenießbare Romane gelesen, ein paar l Versammlungen besucht, in denen man unaesnnde Lebensphilosophie gepre digt; sie hat all dieses Gift in sich ausgesogen. Das Leben muß sie klä ren, du«- ist der beste Arzt. Jst sie Deiner werth, und hat das Schicksal ihr ein sriedliches Loos bestimmt, um geben von der sorgenden und nimmer Miiden Liebe eines Gatten, eines rechts lich denkenden Menschen, dann kehrt ste zu Dir gesiinder zurück, srei von allen diesen Berirrungen ihres Den tens und Empsindens. Geht sie unter in dem Strom, so roar sie Deiner nicht werth, und i betlage ein Kind, das ein Opfer die er modernen Krankheit geworden. Aber ich habe die feste ZU veesicht, daß alles t wird. Sie will auslebenx ichgatase sie voll nd ganz sich aus-leben. Sie verlässt och nie unser haus und he inne ihre Test- ernd Wundertat-re In an dte Yeöraska tagt-si- Zaneiger Und THEer J P. Windolph, Herausgehen Grund Island, Nebe» ... Zuli 1904 ( Zweiter Theil) Jahrgang 24. No. 48. Arbeit, Duns, an die echte, ernste Ge «dantenarl)eit. Sie ist die Tröstetin in allem Ungemach!« Damit reichte der Professor dem jungen Manne die Hand und geleitete ihn zur Thür. ——-——— Wochen waren seit jenem Abend vergangen. Wir finden Lisa in einem lleinen Miethzimmer im Zentrum Berlins, eifrig schreibend, wieder. Der kleine Raum, der nun das Heim des jungen Mädchens bildete« entbehrte jedes Behagen, nnd sie sel-j ker in ihrer einfach schwarzen Klei-; dung sah miide Und blaß riss. Jhret sAugen waren geröthet, ihre heißen; Hände aber flogen rastlos iiber Ldag! ·Papier, noch dag letzte Tab-Stirbt er haschend, das die scheidende Sonne in ihr schmates Fenster gleiten ließ. Draußen schellte es. Sie schrat aus. Sie nur in der letzten Zeit nervös geworden: die an strengende Arbeit mochte schuld daran sein. Ein lautes Klopfen· an der Thiir ließ sie aufstehen. Sie öffnete. ein kleiner Junge reichte ihr ein paar dictleibiae Briefe. Jhre Hände zitter ten, als sie sie in Empfang nahm« und um ihren fest zusammenaepreszten Mund schlich müdeg lächeln. Alles-, alles wieder zuriiett Alles dankend abgelehnt! Mein Gott, wie war es möglich?! War denn mit dem Schei- ! den vom Hause alles Glüct von ihr aewichen2 Sie hatte doch sonst Er sola gehabt in ihren literarischen Ar-? tust-» Inst Hur-u Il-cn-n twksssusni ------ hatte sie oft in Gesellschaft ventziickt Einzelne waren sogar von einem jun gen aufstrebenden Musiker in Musik aesetzt worden. Jhre S·izzen und Plaudereien nahm man gern weil sich in allen ein guter Humor, ein schar fer Verstand mit einem gesunden Ur theil paarten Freilich, Hans fehlte ihr jetzt —- der Vater; selbsk Tante Minrhen entbehrte sie. Mit ihnen allen hatte sie reden tön nen. Die innige Theilnahme ihrer Um gebung beglückte sie und spornte sie zu immer neuer Arbeit an. iInd dann war es iiber sie gekommen, das heiße Sehnen, etwas Großes zu schaffen, miteinzugreifen in das nimmer ra stende Getriebe der Welt, mit ihrer Feder zu kämpfen fiir das, wag ihr ideal und erstrebensiverth sei-ten. Doch glaubte sie sich losloien zu müssen von all dem, was ihr theuer war. Das Leben selber so leben, wie jene anderen es lebten, fiir deren Rechte sie streiten und rinnen wollte! Und nun thürin: ten. sich bergeshohe Hemmnisse vor th auf. Jede Enttiiuschuna traf sie jetzt zehnfach hart. Allein und saiutzlois war sie altem preisgegeben Wieviel bittere, trüb-e Erfahrungen machte sies Und dennoch wollte sie ihrs Selbst-l standiateit nicht aufgeben. Zie wollte. tiimpfen bis zum Aeufzersten -- sie gen oder unterliegen Nur kein Mit leid sollten diejenigen mit hr haben » die sie so fioli und selbstbewußt ver lassen. Der Vater hatte ihr beim: Abschied gesagt: »tiehre heim, wenn Du etwas geworden, wenn Tseinj Streben sieh erfüllt. Nur nicht rnits gebrochenen Flügeln!« Sie dachte an( sein Mahnroort, und wieder raffte siej sich auf zu neuem Kampfe, zu neuer Arbeibi i Langsam begrub sie eine Illusion! nach der anderen. Sie tsiiipfte mit Noth, Krankheit, mit all den tausend» Widerwärtigkeiten »die jeden-Tag«an s un aueinueoenoes wiaoaien wurmte-; ten. Sie mußte sich mit aller Macht; feftllamrnern, um nicht zu finten und« unterzuaebem und langsam, langsamJ nachdem der Jugend fchwellender Reiz E oerireht brachte mit einem Malef eine Arbeit ihr Erfolg und machte; sie bekannt und berübcxzt Maul nannte ehrenvoll ihren Nimm Die Kritit beschäftigte sich in ernster Weise mit ibren Leistungen. Sie war eine We nve aeirorden Man versprach sich v· l von ihr. Man . bulbigte ihr, unv sie wäre wohl jetzti am Ziel ihrer Wünsche gewesen! ; Aber mit einem Male iikerlain fie« die lang zurückgehaltene Sehnsuchti nach ihrem stillen Heim da draußen Unter den wogende-i Winseln des Waldes, nach der treuen, leitenden Hand des Vaters. Was er wohl jetzt zu ihren Werten faaen würde? Wie hätte ein einzig tlieilnebmendes Wort von ihm, ein freundlicher Blick sie be glückt und befriedigt Nun war-US zu spät, es noch einmal vom Schicksal zu fordern. Es hatte ihr soviel gegeben, und fee hatte eg tändelnd bei Seite geworfen. Nun es unwiderbri .lick: verloren, vers larårt verzehrte re vie Sehnsucht va: na .-·» Draußen war es Winter aewordem Eilig wehte der Norvoit in den Straßen. Jeder suchte, fo eilig er konnte, fein Heim auf, nur Lifa trieb’s hinaus. Sie achtete nicht der Kälte. Ein innerer unbestimmter Drang trieb sie in’·s Freie. Zu haufe, in ihrer Einsamkeit quälten sie vie Gedanken bis Je Unertriiglichleit Sie hoffte, daß vie körperliche Verse-i gung ihr Ruhe und Frieden bringens würde und endlich —- Schlaf, den sie wochenlang entbehrte. Fliicktigen Flut ßes eilte sie" durch die Straßen. Sies merkte kaum, dnfz sie schon im Freiens war, daß sie mechanisch jenen Wng einschlag, der sie nach Hans-e sührte." Und plötzlich blieb sie stehen vor dem alten Gitterthore und lehnte ihre hei ßen Wangen an die eisigen Stangen und ihre fieberhaft weit geöffneten, brennenden Augen sucht-en einen Licht schein zu erhaschen, der aus den ver gangenen Fenstern auf die Straße ie . Und während sie so dastand, sah sie icn Geiste jenes traute Freun, sah sich wieder darin lustig und fröhlich, liebend und geliebt, vom Sonnen schein des Glücls aetraaen, in voller jugendlicher Daseinsfreude, erfüllt von tausend Hoffnunqen und Wün schen, nud ein unedlich süßes Gefühl des Friedens überlam sie, der Ruhe. Ein Lächeln irrte um ihre bläulich blassen Lippen » Langsam löste sich die erstarrte Hand von dem Gitter, und sie glitt nieder.— Einige Stunden später schritt Hans hastig dem Hause zu. Er pfleate em mal wöchentlich bei dem Profesfor vor zusprechen Diese Abende, die zu erst fo unendlich viel Peintiches und Schmerzliches für ihn hatten, waren ihm zuletzt liebgeworden, denn nur mit seinem Onkel sprach er von dem, was seinem Herzen roeuer war. zin rner wieder wußte der Professor ihn mit neuer Hoffnung zu beleben, denn der Vater hatte sein Kind nicht aus den Augen verloren; er hatte sie auch aus der Ferne behütet und bewacht, um sie gesorgt und für sie gezittert. » Hans sah von weitern schon die kduntle regungslose Gestalt. Er be schleunigte feinen Schritt und hob die Liegende vom Boden auf. Jm Mond licht sah er ein blasses, schmales, ihm, » ach. so vertrautes, liebes Antlitz. Die ; Augen waren geschlossen, und die her llden Falten um Mund und Stirn zeigten, dafz der sorgenlose Frühling dahin to«ar. Und trotz alledem jauchzte er auf tm Herzen und umfaßte mit ! seinen starken Armen fester die zier-« liche, leblose Gestalt und trug sie ing Haus. s »Wieder heimgefunden!« jubelte er, » und in seinen Augen glänzte eine Tbriine. --—-s-·-.--—— s Die Uhr. s s l Jtovellette von lstustave Guivillier. Autorisirte Uebersetzung aus dem Franzosischem Jn lspial aab es um das Jahr ITW « vielleicht war es auch noch früher, denn es ist schon so lange her, daf; idi mich nicht mehr genau des Datums er innere eine Uhr, die mit einem kunstvollen Mechanigmus versehen war, der ein Glockensviel und allerlei Figuren in Bewegung setzt-. s Von Nord und Süd, von Ost tin-II West tanien die Neugierig-In lieiderleii Geschlechts um die Mittagsstunde unsii drängten sich in den kleinen Laden dei- s alten Meisters Tivhaine, ieg talent s dotiert Erbauer-« dieser loxnplizirteus Uhr. Meister Tiphaine hatte nie ein » gewilligt, sich von seinen. Meister- ’ wert zu tretten: alle noch so aiinsii » aen Anerbietungem die in Menge tssp rnen, lehnte er stets-. mit den Wort-Ins ab: ; »Noch meinem Tode gehört die Uhr I meiner Vaterstadt... mich jetzt von ihr trennen, wäre siir mich gleichbe s deutend mit Sterben, denn sie ist eins Theil meines Lebens . . .« s Und Meister Tiphaine übertricv nicht« wenn er das sagte. Ueber l5 Jahre hatte er sich in die Berechnungen Conrad Dasypodiiii—. des tsrsinders der Straßburaer Miin steruhr, vertiest und viele Nächte über dein Heron mathematicug und andern gelehrten Büchern zugebracht und iitser den Mechanismus seines Wertes nam gedacht; lu Jahre brauchte er, unt ihn praktisch auszuführen Jedes Stück fertigte er selbst — und Gott weiß wie viele Theile dazu gehörten! —ae duldig fügte er sie zusammen nnd nach tausend und abertausend vergeb lichen Versuchen und heimlich durchs tämpsten Enttäuschungen war er end lich seiner Sache sicher. Nein. Meister Tiphaine übertrieb nicht, wenn er sagte, daß die Uhr einen Theil seiner selbst ausmache! Eines Tages hatten die Bewohner von Epinal erfahren, daß der alte Uhrmacher sein Wert vollendet, und sie waren ausgesordert worden« »de visu et de auditu« sich von der Volltom menheit der Uhr zu überzeugen. Keiner fehlte, und alle bewunderten die äußere Form der Uhr, die eine Art Burg, wie man sie in jener Zeit liebte, darstellte; Thürnie und Zinnen, Erler und Mauerzacken waren vorhanden und verbargen dem Auge das geheim niszvolle Räderwerl; als aber Punkt 12 Uhr Mittags der Mechanismugge harnischte Glöckner, Herolde und Apo stel in Bewegung setzte, als die Glocken läuteten, als ein lustiges Lied ertönte, der Hahn sein Kileriti. der Ochse sein Brummen, der Esel J—a, J-—a ver nehmen ließ und die fette Gans ihren heiseren Schrei —der, wie man weiß, von der Ertältung einer Vorsahrin in der heiligen Nacht herrührt -— ertönen ließ, da kannte dir Verminderung aller keine Grenzen; der Enthusias mus ivar ungetheilt. »Noch einmal! Noch einmali« so riefen alle. »Das kann ich jetzt nicht,« antwor tete Meister Tiphaine, »der Mechani5-s mus spielt nur alle 24 Stunden; wenn ich das Geringste ändern wollte, tviirde ich das ganze Wert zerstören, und ich bin zu alt, um eine solche Arbeit noch einmal zu unternehmen. Kommt mor aen um dieselbe Zeit wieder-« Und von da an fehlte es täglich um die Mittagsstunde nicht an Neugierig-en im kleinen Laden des alten Meisters-. Doch nach einiger Zeit wurden Mei ster Tiphaine die Lobeserhebungen gleichgültig, in allen bewundernden Ausrufen horchte er nur aus ein Kin derlachen, ein klares-, fröhlichesLachen, hell wie Kristall und viel melodischer alg das geheimnißvolle Läutewerl der Uhr. Von allen neugierigen Gesichtern, die sich ihm zuwandten, sah Tiphaine nur eins, das rostge Gesichtchen der llemett sllnsjcihrjgen Wilhelmtnc, set nes Enteltöchterchens. Wilhelmine versäumte keine einzige Mittagsvorstellung. Meister Tiphaine setzte die Kleine in der ersten Reihe auf einen Schemel nnd dann zog er das Tuch von der Uhr fort. Von dem Moment an war er nur noch Auge und Ohr fiir sein Enleltind; ebenso unge duldig wie das Kind zählte er das ,.Tick«, »Tacl«, wartete auf das Ras seln des Räder-merks. Regungslos, entzückt richtete Wilhelmine die großen, blauen Augen auf die Burg. »Kla« tlat! frrru!« Ketten, Feder, Zahnräder setzten sich mit eigen ithiimlieh schnurrendem Geräusch in» Bewegung. Von Wilhelmines Gesichtchen las Meister Tiphaine alle Erregung des Kindes ab und war entzückt. »Kitiriti!« und der Hahn erschien oben auf dem Dach. Wilhelmine faltete die Hände. Auf den Thürmen tauchten die He rolde auf; die Glöckner läuteten und Wilheltninesz Augen wurden immer größer. Nun erscheint das Jesulindlein in der sirippe da ist der Esel, der Ochse und die fette Gans-. Hoch oben schwe ben Engel und eine Taube mit dein Lelzioeig Die Weisen aug dem Mor genlande und Hirten mit ihren Heer den tiehen vorüber. Wilhelmine fängt an, auf ihren Scheinel hin und her zu springen, dass Mündchen ist halb geöffnet und ver langend streckt sie die Handchen vor; auch der Großvater wird ungeduldig: wie dass stmd wartet er auf die Ueber raschung. Und da tonnnt sie! Die Versuchung des heiligen Antonius! Die Teufel then tanzen und ,,er«, der »Freund«, springt hin und her, und das war die Ueberraschung. auf die Withelmine wartete. Sie tlatscht in die Händchen nnd hinkt nnd lockst-V VII-III hist-o- On t cheni Daran wartet Meister Tiphaine und dann lacht er anat, der alte Mann, bis ihm die Thränen iiber die Wangen laufen, nnd wenn der Hahn wieder zum Schluß fein ,,Kitiriti« ertönen läßt, dann nimmt er das kleine la cksende Mädchen in die Arme, drückt es an sich, so daß sich die weißen und blonden Haare vermischen und tiifzt sie wieder und immer wieder. Und eines Tages-, als-«- die Neugieri gen pünktlich wie immer kurz vor 12 tlhr in den tleinen Laden tominen, da tagt Meister Tiphaine mit arpreßter Stimme: »Heute nicht.« —-- ,,Waruin«, heißt es, »ist die Uhr zerbrochen?« »Die Uhr ist in guter Ordnung,« antwortete der alte Mann traurig, »aber Wilhelmine ist trank . . . das arme kleine Dingelchen ist trank, nnd wir warten auf den Arzt, der wohl gleich kommen wird· Ich bitt’ Euch, geht leise heim.« Als das geschehen, geht Meister Ti phaine in ein Zimmer, dessen Fenster dicht verhängt sind. Jn einem Alloven steht ein weißes Bett und in demsel ben liegt etwa-s ganz Weißes-, Bartes-, das war Wilhelmine5 am Fußende des Lagers steht ein junger Mann und eine junge Frau, die das Kind ans sehen. Meister Tiphaine schleicht auf den Fußipitzen hinein, und als er ganz nahe dem Bett steht, fragt er: »Nun, mein Sohn, hat sie euch ge antwortet?« »Ach nein! Sie versteht nicht, was wir zu ihr sagen... und doch hat sie d: großen blauen Augen weit geöff n- .« ,,Vater,« sagte die junge Frau, »wir ist so angst, Wilhelmine liegt nun schon stundenlang unbeweglich wie eine Todte.« Meister Tiphaine beugte sich über das Bett, und während er zu lächeln versuchte, sagte er zärtlich: »Wilhelmine! Wilhelmine!« Das tranke Kind hat die Augen weit geöffnet und scheint doch nicht zu sehen; die Kleine rührt sich nicht.« »Gott steh’ uns bei,« stöhnte Meister Tiphaine. Am Tage zuvor hatte die Kleine kurz nach der Vorstellung angefangen zu fiebern; während der Nacht hatte sie phantasirt und nun lag sie schon stundenlang regungslos. Meister Ti phaine sieht das blasse, kleine Münd chen und dentt an dag fröhliche La chen, das er gestern noch gehört hat. Es klopfte und ein alter Mann tritzt herein. »Wilhelniine,« sagt Meister Ti phaine, »der liebe Doltor kommt und will dich gesund machen.« Der Arzt sieht das Kind lange an. ,,Nun·?« fragte der alte Meister-. Der Arzt macht ein bedenkliches Ge sucht und sagt: »Ein schwerer Fall.« Als der junge Mann das hört, führt er die junge weinende Mutter hinaus. »Was müssen wir thun,« fragt Meister Tiphaine angstvoll. »Vor allen Dingen muß das Kind csug dieser schädlichen Apathie aufge riittelt werden. Versuchen Sie. die Kleine zu zerstreuen, ihre Theilnahme zu erwecken.« Dann geht der Arzt. Die junge Mutter setzt sich ganz dicht an das Bettchen des Kindes und fängt an, der Kleinen all die Liedchen vorzusingen, die sie so gern hörte, aber an Wilhelmine war zu sehen, daß sie dem Gesange der Mutter gar nicht zuhörte. Unter Thtänen schluchzt die Frau da aus. Und der Vater beginnt der Kleinen Geschichtchen zu erzählen und Scherz zu treiben, aber alles ist ver geblich, und als ihm die Kraft ver sagt, da versucht eg die Mutter von neuem mit den Liedern. Die Stunden verrinnen und immer farbloser wird Wilhelmineng Gesicht chen. Berzweiselt schweigen die Eltern, und in dem stillen Raum war mit einemmal nur noch das regelmäßige Ticktact der Uhr im Laden nebenan zu vernehmen. Meister Tiphaine zieht die Augen brauen zusammen; plötzlich geht er auf seinen Sohn zu: ,,Hilf mir Wilhelmines Bett bisJ vor die Uhr schieben. ,,War:un?« fragte der junge Mann. »Das sollst Du gleich ersahren.« Die beiden Männer schieben das tiinderbettchen big dicht vor die Uhr, und Meister Tiphaiue nimmt das Tuch von seinem YJteisterwert; die Burg toird sichtbar. Wilhelinineg Augen scheinen sich zu beleben. »Sieh mal, Wilhelminel schau doch, mein Liebling! jetzt sollst Du gleich die heiligen drei Könige und den hei ligen Antonius sehen.·. o, tnie Wird mein Oersblatt lachen!« · .. Aber der junge Mann sagt: ,.Vater, es ist jetzt 11 Uhr Nachts und morgen Mittag um 12Ubr kom men die Figuren erst zum Vorschein Ob Wilhetmine bis dahin warten wird?« »Sie soll aarnicht warten.« »Aber Vater,« entgegnete der junge Mann, und ein Zittern überfällt ihn, »der Mechanik-muss wird zerstört, wenn die Figuren jetzt hervortreten sollen.« »Ja, gewile« »Aber-, Vater... die Uhr ist dein Etlieistertvert.« Mit einer Handbewegung wehrte der Alte dcm Sohne das Weiterspre: chen und sagte: »Bei-eine mir!" Er zog Nägel, Schrauben und Plättchen heraus und bald liegt das Radwert vor· ihm; langfam nur ari beitet er, denn die Hände zittern ihm. »Gieb mir den Hammer,« befiehlt er plötzlich. Schon hat er denselben in der Hand erhoben, da zögert er... wurde es ihm leid? Er sieht auf Wilhelmine, Pie die Augen auf die Uhr gerichtet )at. »Daß auf, Wilhelmine, mein Herz blatt... nun gnbe gleich was zu lachen! .. .. nicht wahr, Du lachst mit dem Großvater!« Und der Hammer trifft das Räder wert. Es geht wie ein Stöhnen durch dass ganze Wert. Die Federn geben nach, cin Schnnrten wird vernehmbar... Meister Tiphaine wirft den Hammer fort und lehnt kraftlos gegen die Wand. .,Beleuchte die Uhr mit der Lampe," ruft er dem Sohn zu, »und nun... Wilhelmine, mein Liebling, paßt auft« Wie rasend taufen die Zeiger-— »Klas, klat!... frrn! Kitiriti!« — Da ist der Hahn! Da sind sie alle, die W ; Köni e und diehirten und die herr- " den, mmer wieder iehen sie vorbei. Wilhelmine hat ich in ihrem Bett chen auf riätetz urnfi die Lippen liegt es wie e n s waches Lächeln. »Ah! da kommt auch der heilige An tonius gesprungen, schneller denn je, und alle Figuren führen zur-gleicher Zeit einen rasenden Tanz aus, und das Glockenwert läutet, als könnte es gar nicht genug bekommen. Und das schwache Lächeln wandelt sich bei Wilhelmine zu einem Lachen, und immer kräftiger und lauter wird es und schließlich klingt es so wie in gesunden Tagen. Aber während das kleine Mädchen dein Leben zurückgewonnen wird, geht die Uhr ihrem Ende entgegen. Es ra - selt und klappert in dein Werk und die Töne thun Meister Tiphaine weh. Urn sie nicht zu hören, lauscht er dein La chen des Kindes-. Und wieder ein Ras seln und Klapperm länger und lauter, dann wird es stili: die Uhr steht . .. ssber Wilhelinine lacht noch heiter und glücklich »--—-.--—-—— Der Zitckergerrrrß. Wenn ein Arzt ein Mittel erproben will, so nimmt er irgend ein geeignetes Versuiisszthier, sucht diesem dasselbe beizubringen, beobachtet die Wirkung und schließt auf den Menschen. Wenn wir diese Prozedur mit dein Zucker versuchten, würden wir finden, daß fast alleThiere begierig nach einem Stint Zucker sind. Das Pferd, der Hund, der Affe, der Papagei, der Ka narienvogel und viele andere Thiere verzehren den Zucker mit großem Be hagen. Wenn er schädlich wäre, würde die Natur den Thieren einen Wider willen oder einen Abscheu dagegen ein geflijfzt baden. Es ist doch wunderbar, tan im Gegentheil das Thier den Nährwerth des Zuckerg erkennt, ob gleich dieser ein chemisches Kunstpro dult ist. Wo die Natur so deutlich für den Werth deg Zuckers als Nah rungsmittel spricht, da brauchte ei gentlich der Arzt nur zuzustimmen. Nun haben aber auch außerdem viele ist«-k- . in k, » « quuuyh Näh Ucl Ucll Voll-usw« ch Bergsteigern, Bergleuten, Schiffern, und anderen angestrengt Arbeitenden die kraftsparende und trafterhaltende Eigenschaft des Zuckers auf's klarste dargethan, ja der Arzt verordnet so gar Kranken Zuckerwasser und läßt tie Arzneien fast sämmtlich durch Zucker verreiben. Der Zucker ist also dem menschlichen Organismus durch aus nicht schädlich, sondern sehr nütz lich Daß häufiger Zuckergenusz bei Kin dern die Caries der Zähne fördert, lann nur dann der Fall sein« wenn die Kinder nicht gewöhnt werden, die Zähne gehörig zu reinigen und den Mund nach dem Essen auszuspülen. Sonst würde auch der Genuß des Obstes, des Honigs, des Kuchens eine schädliche Wirkung aus die Zähne haben. ————-.-. Zwei Muthigr. Frau Un einem zndringlichen Hau sirerk »Jetzt machen Sie aber, daß kZie fortkommen, sonst rufe ich meinen Mann!« — Hausirer (ge1nüihlich): »Bei dem war ich schon ..... Der hat mir mit Ihrer werthen Person gedroht!« münstige Gelegenheit Er lsehr verlier-tu »annni, ich kann mich nicht satt sehen an Dir!« Sie:. »Dann laß doch mal etwas zu essen kommen, ich habe auch Hun geri« Besotatcr Gatte. »Ist der Sitz bequem, Liebste? stag te der Mann, als das Ehepaar im Parkett deg- Theaters Platz genommen hatte. »O ja, ein sehr schöner Sitz,« erwiderte die Gattin vergnügt lä chelnd« —— »Fi.ihlst du auch keinen Zugs« —— »Nicht im Geringsten.« — Oänk k:.. -...t. t.:.-. »Vin» »so uuw unn- chhcu dgl-UT litt Wege?« —— »Nicht einer.« — »Ver sperren dir auch keine Pfeiler die Aus sicht?« —- ,,Nein wirklich, der Sitz ist auggezeichnet.« — »Na, Liebste, dann hast du wohl nichts dagegen, wenn wir mit unseren Sitzen tauschen.« Vater-fiele »Mein Sohn auf der Universität macht mir wirklich viel Freude! Drei prachtiae titenommirichmisse hat er schon und einen Liter Bier trinkt er ans einen Zagt« Die Hauptsache Feuerveriicherungsaaent tzum jun gen Ehemath » ..... nnd Sie be kommen nicht nur Sachen ersetzt, die vollständig verbrannt find, sondern auch fiir izlngebranntes giebt es Ent icttädianna.« —— Junger Ehemanm »Auch fiir angebranntes Essen?« Schlechte Landschaft. Photograph: »Ich habe Sie so lange in meinem Atelier vermißt; Sie waren doch früher immer ganz zufrie den mit meinen Leistungen.« -—— Sinn de: ,,Eben deswegen; ich sagte mir: Bist wo gut »aufaenommen«, darfst Du nicht gleich tviederkommen!« Ver-kannt. Dichter: »Mein Stück scheint Jhnen nicht gefallen zu haben; Sie machten so ein recht verdrießliches Gesicht, als - Sie aus dem Theater kamen?" — Fräuleim »O nein, das Stück war ut . . » ade- ich hatte einen haßnchm ; kaum gehabt!«