------------------------- COWM . »..« IIWWVW »W- HA- -WMWWMM -N- M W W -»WW , goldene Blumen. crimtnalroxjtan von CIIZMWOL (17. FortsejungJ »Nein, allerdings nicht«, gab Bin ·«eent zu, dein noch die Namen der ver schiedenen Vettern und Basen aus der heimath, um die sich die Sonntags gespriiche im hause Dulaurier ge wdhnlich drehten, in den Ohren summ ten. »Jenaer ist Fräulein Chaperon jetzt gestorben, ohne daß ihr Tod auch nur den geringsten Einfluß auf Frau Du laurier’s Schicksal gehabt hätte. Sie hat ihr nichts hinterlassen, ich bürge dafür. denn ich kenne die Erben per sönlich.'· »Wer sind sie?'« »Nun, erstens einmal die schon er wähnte hundert Kilogramm miegende Nichte mit ihrem Gatten und einem häßlichen kleinen Bengel, und dann der Nesse von Hinterindien, den ich zwar niemafs sah, von dem die alte Dame aber häufig sprach.« »Wie heißen sie?" «Chaperon wie sie, es sind die Kin der ihres Bruderö.« Wieder mußte sich Vincent sagen, daß zwischen Shlvie und Fräulein Chaperon jeglicher Zusammenhang le »Warum also so bestimmt anneh men«. fuhr der Doctor gelassen fort, daß Frau Dulaurier diejenige sei, die Du hinter ihr vermuthestT Die Mög lichkeit bestreite ich allerdings nicht« denn was ist schließlich nicht alles möglich in der Welt! Jm Grunde aber kann es uns doch vollkommen gleich iiltig sein, ob sie es ist oder nicht. So ange uns solche Geschichten nicht per sönlich berühren, ist es am gescheitesten, man schenkt ihnen keine Beachtung, und da sich das Räthsel nun doch ein mal nicht· lösen läßt, wollen wir die Sache einfach ruhen lassen, und uns dafür um so eingehender mit der Kranken beschäftigen, damit ich meine «t hier doch nicht ganz unniitz ver ringe.« 12 Zu früherer Stunde als am Tage vorher begaben sich die Freunde in’s Krankenzimmer, wo der Doctor schon fast wie ein alter Bekannter aufgenom tnen wurde, und wo er eine Nach iebig keit und Liebenswürdigteit entfalten, tiber die sich Vincent nicht genug wun dern konnte. So wenig Interesse er litt Shlvie Dulaurier an den Tag ge egt hatte, so viel zeigte er fiir seine kleine »Ferienpatientinn«, wie er sie nannte, und bald wurden fast die gan zen Nachmittage in jener hellen Stube verbracht, wo Lepage das große Wort führte und Estelle lächelnd zuhörte, während Germaine anscheinend ruhig und Vincent in sich versunken dabei saßen. Diese Stunden oertraulichen und doch so wehmüthigen Beisammenseins brachten fiir Vincent nach dein, was sich zwischen ihm und Germaine zuge tragen hatte. eine neue, hartePriifung mit sich, und doch war selbst die trau rige Stimmung von einem gewissen auber umwoben. Jn der friedlich chönen Umgebung der Kranken, unt die sich die Gedanken nnd Sorgen aller drehten, konnten andere, selbstsüchtige Ge ühle, Wünsche und Leidenschaften ni t aufkommen. Hier, wo sich Vin cent im Geiste kaum mit Germaine zu beschäftigen wagte, wäre es ihm auch adezu als ein Unrecht erschienen, an hlvie Dulaurier zu denken. Lepage erst erinnerte ihn an sie. «Denke Dir,« sagte der Doctor zu Vincent. der au) dienstlichen Gründen -- LLJ— E--- Ost-. las-ess- fis-Ost Ins Ist Ists-is- « sue za- ------- Estelle verwe: sen können, iie hat mich nach der Geschichte von den »Goldenen Blumen« gefragt Wie kamst Du eigentlich dazu, sie ihr zu erzählen?« Vincent wunderte sich selbst darüber und wich dem Vorwurf mit einerFrage aus. »Was hast Du ihr gcaicttvortet?« »Was man Kranken antworten sollt einige schlechte Wide. Schließlich selan es mir auch, die arme Kleine sum acben zu bringen, was-, nebenbei sgt. ihr alle anstreben solltet, an tt sie zu betrüben oder aufzuregen.« Will sie Dich denn noch immer nicht als Arzt empfangen?« »Nein; nächstens bin ich sog-r so weit, dasi sie den Arzt in mir vergißtf »Wie willst Du dann aber...?« »Nun, ich muß ihren Zustand eben aus andere Art zu ergründen suchen, eine Ari, die vielleicht nicht einmal schlechter ist als die sonst übliche. Un tvilliiirlich zeigt sich nämlich ein Kran hr während des iirztlichen Besuches anders als sonst. Jrh habe zum Bei W Patienten gelannt bieallein schon Anblick des Doktors in Fieber iethen, andere, die sein Besuch be e. und so Weinen wir Aerzte aus und o können wir Aerzte uns Mund her wenigen Minuten unserer Insesenheit häufi- nur zusleicht über stand unserer Patienten tän Ei tlich sollte man einen nienEsErli It studiren, unb da Maikäeit t nnd Gelegenheit zu udium bietet will ich sie JIicht unbenust vorbeigehen lassen." diesem Ausspruch ertanntLe Bin envtrch siebet den alten Lepage, Use-Leben seit mir um Studi II M se be- gebrehi hatte. s- «’.--7---—--s-v-s-----s-----s- - »Nun er Esielle unter die Rubrii seinerl Patienten reihte, brauchte man sich auch nicht mehr iiber seine eifrige Be mühung um das junge Mädchen auf zuhalten. f s i e ; Das Ende von Lepage’s Aufenthalt I nahte indeß heran, und noch hatte er keinerlei Heilverfahren versucht. ) »Es ist zu arg,'« sagte er eines Vor mittags zu dem aus der Kaserne korn menden Vincent. »Sie sang vorhin wieder, nachdem sie die ganze Nacht hindurch gehustet hatte. Sprich doch Du einmal mit Fräulein Ramel da riiber.« »Willst Du das nicht lieber selbst thun?« »Es ist besser, Du über-nimmst es, da Du Fräulein Ramel doch schon län ger kennst und gut mit ihr ftehst.« Vincent war es, als ruhe der Blick seines Freundes scharf heobachtend auf ihm. Ein gewisses Zartgesiihl tvegen des jungen Mädchens aber auch das We sen seines Freundes, das durchaus nicht zu vertraulichen Mittheilungen ermuthigte. hatten Vincent abgehal ten, mit ihm über seine Beziehungen zu Germaine zu sprechen. Ueberdies war die anfängliche heitere Laune des Doktors längst wie ein Strohfeuer verflackert. und der kleine Rest, der vielleicht noch davon übrig war, wurde in Estelle’s Zimmer verbraucht. Be fand sich Lepage mit seinem Freunde jallein so tauchte er eine Pfeife um die Iandere, schien sich ohne feinen Beruf l Lfiirchterlich zu langweilen und dem-· ljenigen fast ein wenig zu grollen, der ihm diese Verbannung auferlegt hatte. » So lam es sogar daß dem Haupt mann der Gedanke an seine Abreise1 nicht unangenehm war. »Ich werde bei der nächsten Gelegen heit mit Fräulein Ramel sprechen,« sagte er, um eine Erörterung abzu schneiden. Diese Gelegenheit bot sich ihm bei dem Abschiedsbesuche, den sie zusam men machten, da beide am darauffol genden Morgen bei Tages-grauen Tou- ; louse zu verlassen gedachten: der Doc tor, um nach Paris zurückzukehren, der Hauptmann, um sich in’s Lager von Lannernezan zu begeben. wohin seine Abtheilung aus drei Wochen komman Dirt mar. Schwer lag diese bedarstehendeTren nung aus Vincent. Als er dann aus tdem Wege zu Estelle in dem langen Gange neben Germaine herging und sie einen Augenblick zurückhielt, während Frau Lancelot mit dem Doctor im Zimmer verschwand, fiel ihm sein leh tes Alleinsein mit ihr im Kreuzgange wieder ein. Auch Germaine schien da ran zu denken, denn wie damals wollte sie ihm eilig entfliehen. Seine ersten Worte bannten sie jedoch fest, und nun hörte sie ihm mit wachsender Auste gung zu. »Mein Gott« mein Gott!« rief sie, nachdem er geendet. »Und ich hatte ieine Ahnung davon. Sie bat mich so dringend, auszugehen, daß ich fürchte te, es würde sie ausregen, wenn ich mich ihren Bitten widerletzte . . . .« »Sie blieben ja stets nur ganz kurze Zeit aus.« »Im-mahnt zu lange,« suhr sie ver zweifelt fortx «jeder Augenblick war zu viel. Bedenken Sie doch, jedesmal nach dem Singen speit sie Blut. Nichts ist gefährlicher als das Singen, und sie weiß das sehr gut denn unser alter Doktor bat ganz underbliimt zu ihr —k--A- E-- I- L-- --- h-« II- -s-- tx HIIUHdo Vu- USE-bit II rsuqsksl ZIUIILOPU der Musti und dem Tod« »Auch Lepage sagt . . · »Daß sie sich umbringt,« vollendete Germainr. Und von Schmerz über wältigt, brach das sonsk se starke, so vernünftige Mädchen plöhlich in herz zerreißendes Schluchzen auc. Das war aber mehr, als Vincent ertragen konnte, und von seiner Bewe gung übermannt, begann et, ihre Wünsche vergessend: »O Fräulein Germaine . . . . Noch immer weinte sie, als seien die allzu lange schon zurückgehaltenen Thränen nicht mehr zu hemmen Wie sollte er diesen Schmerzensausbruch Denken? Würde sie wohl so trostbos uno verzweifelt weinen, wenn sie sich nicht neben ihrem Kummer um Estelle auch noch recht einsarn und verlassen gefühlt Mtei Floß nicht eine Dieser Tbriinen wenigstens um ihn und um ihre Liebei Vergessen, versunken war all’ das, was ihn von Germaine hätte trennen können, all’ das. was nicht zu dieser reine-. wahren Liebe gehörte. die im mer in seinem setzen geschlummert und sich seht unter einem leisen hoff nimgsschimmer neu belebt hatte »Wir-« begann er von Neuen-, »ich weiß wohl, es ist jest nicht der Zeitpunkt, mit Ihnen von etwas ande rem, als oon Ihre-r Kummer zu re den. Jeb werde warten. Und doch, setrnainu ich liebe Sie so innig!« Auch feine Stimme brach und in abgerissenrn Sähen subr er spri .MMig aber iß fest der Zeit punkt su einer Lüge, und auch das engelha te Geschiin dort drinnen ift sicherli die leste, die Lüge und Ver stellung von uns verlangen würde. Jch verstehe Ihren Schmerz ja vollkommen und will nicht einmal verfu Sie zu trösten, aber das Recht - be ich doch, Ihren Kummer wenigstens mit ishnen zu theilen. Nicht wahr, biefes Viecht lassen Sie mirs« »Nein.« Er wollte ihre Hand ergreifen, iber heftig, ja ganz außer sich wich sie vor ihm zurück. »Nein lassen Sie mich, Sie versie hen mich ja doch nicht. Es ift zu fchrecklicht Sprechen Sie kein Wort weiter, und vor allem sagen Sie nicht daß Sie warten wollen. Warten woraqu Auf ihren Tot-W Noch ein leidenschaftliches Auf schluchzem das Vincent bis in’s Jn nerfte traf, ertönte in dem dunklen Gange, dann öffnete und schloß sich eine Thüre. Verlassen, und im Unna ren über das, was sie hatte fagen wol len. blieb Vincent zurück, aber doch mit dem klaren Bewußtsein, daß er nicht gegenGermaine’s Gleichgültigkeit, fon vern gegen einen unbekannten und deshalb um fo stärkeren, unerbittlichen Gegner anzutämpfen habe . . . . »Vi,ncent Deine Gegenwart wird gewünschtl« Es war die Stimme Lepages, die ihn feinem Grübeln entriß Angesichts des Todes, der finster und drohend das Haus umfchwebte, mußten alle irdi schen Sorgen und Kümmernisse schwei gen und fo gelang es auch Vincent Gerbault, die Schwelle des Kranken zimmers mit feiner gewohnten Miene und haliung zu überschreiten. Mit ihrem halb fchelmifchen, halb kindlichen Lächeln, das sie sich noch immer zu bewahren wußte, begrüßte ihn Eftelle von ihrem Rubefopha aus« das sie jent kaum mehr verließ. Sie hatte sich zu diesem Abschiedsempfang befvnders hübsch machen wollen. Das wundervolle haar hoch aufgesteckt, :rug sie heute an Stelle ihres Haus ileides eine weiße Mullblufe zu einem most-n bit-»von Wes-s tw- Ninkene m kennen glaubte. »Mein Kleid vorn Mastendall.« sagte sie. seinem Gedächtnifz nachha fend. »Ich wollte es so gern noch ein mal anziehen.« Sie schien lehtere Worte ohne die xBedeutung zu meinen, die man ihnen hätte geben können; denn heiter fuhr sie fort: »Gleiche ich noch immer Ihrem Miniaturbilo von der Prinzef sin Lamhalle herr hauptmann?« »Mehr denn je,« antwortete er, von Neuem von der großen Aehnlichkeit he iroffern .So besihen Sie also mein Bild, ohne dasz ich es Ihnen geschenkt habe? Sie sollten es fiir Germaine copiren lassen.« Diese war soeben eingetreten und hatte sich auf den Rand des Sophas gesetzt. Auch ihr Aussehen verrieth nichts mehr von dem stattgehabten IAnftriti. Wie jetzt so häufig, ergriff Estelle die Hände Germaine’s, sei es, um sich zu wärmen, sei es, um dieses Freundschastsband, das so halo zer rissen werden sollte, noch enger zu knüpfen. »Und finden Sie, daß auch Ger maine noch immer der kleinen Schä ferin ähnlich sieht?« »O ja, gewiß!« Zärtlich ruhte Esiellcks Blick au ihr, dann sagte sie träumerisch: »So! eine kleine Schäferin war doch besser dran; denn sie hätte man während der Revolution sicherlich nicht« getöpr wie die arme Prinzessink Ein leichter Schauder schüttelte sie, und leiser fügte sie hinzu: «Ob man wohl mehr leidet, wenn einem rasch in wenigen Augenblicken der hals abge schnitten wird, atoer wenn man lang s-— -. I- ---- I---I-— -- ----- IUOII, III-, JI Busls IIlIvfIIII Its klslsks ( Krankheit stirbt?« ; Vincent und Germaine schwiegen; unter demselben qualvollen Eindruck, abers on hatte Lepage in heiterem Tone as Wort ergriffen: »Wenn von Scheioen gesprochen wird, dann will ich auch dabei sein, das schlägt in mein Fach. Noch kurz ebe ich Paris verließ, habe ich einem alten Geizhals, der ein Sousftiick ver schluckt hatte, den Leib aufgeschnitten, und ich glaube wahrhaftig, er hat es nur ungern wieder hergegeben.« »Ach pfui! Schweigen l-.-ie, Sie sind ein entsetzlicher Menschl« rief Estelle, aufs Neue durch Lepage’3 Späsze be luftigt. Er hatte die Gelegenheit beniiht, näher zu ihr hinzutreten, und sagte nun, ihr gegenüberstehend: »Doch nein, allen Ernstes, gnädiges Fräulein, Sie haben eben die Frage ausgeworfen: »Was ist besser, sich den hals abschneiden zu lassen oder an ei ner Krankheit zu sterben?« Laffen Sie mich also auch darauf antworten. We der das eine noch das andere. Das Beste ift, weiterzuleben, und warum sollte man das nicht, wenn man sung ist, non den Seinigen geliebt wird uno wenn man die Kräfte dazu hat's« Diezmal sprach er nun wirklich im Ernst, und diese unvermittelte Rede überraschte alle ebenso sehr wie Estelle. »Wenn man die Kräfte edazu hat,« wiederholte sie in zweifele Tone. »Jaioohl, in Ihrem Alter und in Ihrem Zustande hat man sie; voraus esest freilich, das man das thut, was giefe Kräfte hebt·« Wie Trompete-Höhe klang diese tiihne. entschiedene Behauptung dur die dumpfe Stille des großen Zins mer-, und ohne eine Antwort abzu warten, fuhr Lepage mit jene-n Ge misch von Ernst uno Ironie, das seinen Worten den Stempel der Wahrheit verlieh, fort: »Ich bin zwar ein Arzt und ein schrecklicher Mensch- der die Leute um’s Geld in Stücke schneidet, das gebe ich zu; aber trotzdem lann ich doch zu etwas nüse sein. Wenn wir Aerzte auch nicht sür alles ein Mittel haben, mie man es ungerechterweise von uns verlangt und wie wir es unrichtiger weise ost selbst behaupten, so gibt es doch Fälle, wo wir unseres Erfolgs ziemlich sicher sind. Ein solcher Fall aber ist der Jhrige.« Alle, außer Estelle, hörten Lepage’s Worten roie einem Oraiel zu und wag te: nicht, ihn auch nur durch eine Silbe in seinem Gedankengange zu stü ren. »Schon tenne ich lSie genug, um mir, in großen Zügen wenigstens, eine Ansicht über Ihren Zustand zu bilden. Dennoch wären aber einige Einzelhei ten noch unumgänglich nothwendig, und so müssen Sie mir eben oor mei ner Abreise durchaus noch eine Unter suchung gestatten.« »Ha, ich wußte es ja, daß es daraus hinaus sollte!« ries Estelle verächtlich. »Mein Gott, warum mir auch noch diesen letzten Besuch verbittern?« »Von Berbiitern lann keine Rede sein,« entgegnete Lepage mit unge wöhnlicher Wärme. »Im Gegeniheil, ein schöner, freudiger Tag wird es sür Sie, wie sür uns alle sein« denn ich wiederhole es Ihnen, ich habe die feste Ueberzeugung, Jhre Genesung durch ein Heilversahren zu beschleunigen, das ich brieslich mit Jhnen fortsetzen wer de und das vollständig von dem bis herigen, meiner Ansicht nach gänzlich versehltem abweicht.« »Ja, ja, ich weiß es wohl, wenn man einen Kranken nicht mehr über seine Leiden hinwegtäuschen kann, be schuldigt man das Mittel und schlägt ein neues, unseblbares nor. O, ich Cis-m des-T- Hvssfssksn Ins-Its« Bom Zorn hingerissen, verrieth Eis-eile jeht endlich unfreiwillig, swie tlat sie selbst ihren Zustand kannte. Anstatt sich von den anderen anführen zu lassen, war sie es, die ihre Umge bung getäuscht hatte, indem sie that, als glaube sie ihren Worten. ·Nun denn,« —- Lepage hatte sofort einen anderen Ton angeschlagen — ,,von mir dürfen Sie überzeugt sein« daß ich Sie nicht anliigr. Wollen Sie die Wahrheit wissen, spie unverhüllte Wahrheit, die Jhnen bis jetzt noch Niemand gesagt hat?« Zum erstenmal sah sie ihn, eine leichte Erregung verrathend, voll Spannung an. .Die Wahrheit ist, dasz Sie trank recht lrant sind. Sie sehen, ich um gehe das Wort nicht, und dasz sich Jhr Zustand unter den obwalteriden Ver hältnissen nur verschlimmern kann. Aber Gottlob ist es noch nicht zu spät, dem Uebel zu steuern, um es schließ lich ganz zu heben. Jch bitte Sie, mir zu erlauben, dasz ich Sie untersuche, dann mache ich Ihnen eine Einst-ric ung; in fünf Minuten ist alles gesche hen.« Auch er lannte die Kniffe der Kran ken. Wahrscheinlich hatte ste, in der Hoffnung, auf einen Widerspruch zu stoßen- splch schwskziehetische Ansichten ausgesprochen. und nun verursachte ihr diese sderbe Bestätigung einen augen blicklichen Schrecken, den man benühen mußte. ) Schon machte er einen Schritt auf Estelle zu, ohne daß diese mit einer Wimper gezuelt hätte. Da sagte sie entschlossen: »Nein, ich werde mich nicht unter suchen und mir auch reine Ausnutzung machen lassen.« Es war ihm also nicht gelungen, sie« einzuschiichtern. »Ehe Sie eine solch bestimmte Wei gerung aussprechen, sollten Sie aber doch wenigstens wissen, was ich mit Jlfnen varhabe,« suhr Lepage mit un er chiitterlicher Geduld satt. Sein ; vorhin noch so strenger Ausdruck hatte sich gemildert, und aus seinem häß Jlichen Gesicht strahlten Klugheit und Ueberzeugungslrast. Vincent Ger hault, der seinen Freund noch niemals in der Ausübung seines Beruses beoh achtet hatte, stand diesem neuen Men schen, der sich da Vor ihm enthüllte, voll Bewunderung gegenüber. Mit glühender Beredsamteit und ei ner Sanstmuth, die man bei seinem scharfen, eckigen, zur Spottsucht ge neigten Charakter niemals vermuthet hätte, äußerte er seine Ansichten und versucht sie mit einer Klarheit und Ue berzeugung, daß Vincent ein Mißer tala bei der Kranken unmöglich er schien. War es nicht natürlich, daß dieser leise hoffnungsstrahL der sich all-mäh lich in sein herz einschlich, längst auch das der drei armen Frauen ersiikltet Estelle lächelte, Germaine stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus« während Frau Lancelat, unfähig, ihre Freude zu bemeistern, aus Lepage las stürzte. »Aber sa versuchen Sie doch Ihre Mittel, aus was warten Sie denn nach-P »Aus Fräulein Ost-IN Sinn-illi guna.« »Ich gehe Ihnen aber diese Ein-IM assa nicht-' sagte SM- wlsiis Obs W daß das Lächeln von ihrenltippen wich. »Vol! W, Lepage’s Vorgehen zu stören, hatten die anderen sich dts fett 1eglicher Einmischung enthalten; nach diesem unerwarteten Schlage aher wandten sie nun alle thre Ueber redungskunst an, ihm zu Hiilfe zu lomrnen. In allen Tonarten flehte und befahl die arme Frau Lanrelot, den Rath des Jllrztes zu befolgen, während Germaine ihren silrm um Estelle’s widerspensti «ges Hopfchen geschlungen hielt und sie mit ihren Küssen zu erweichen ver suchte. »Nein, nein,« wiederholte indeß We hartnäckig. Und als Lepage ron Neuem den Mund öffnete, spra sie von ihrem Nuhesopha auf, stellte si zitternd, die hände an die Ohren IM tend, vor ihn hin und rief außer sich: (Fortseßung folgt·) W schwirrt s Lasset-IV Die hundertste Wiederkehr des Ge burtöjahres Morris von Schwind’s bot in Berlin erst jeßt den Anlaß zu einer Aussiellung von Werten des« Wiener Meisters-, die noch kurz vor Schluß der Saison dort ihre Pforten in der National-Gallerie öffnete und nach dem Urtheile des Referenten ter Neuen Freien Presse alles über trisft, was an Malerei während dieser Saifon in Berlin zu sehen war, denn weder die offizielle Kunstausstellung noch die oppositionelle Sezessionsaus stellung lonnen sich mit diesen vier Sälen der NationalGallerie messen, in denen die Werke eines großen Ma lers zur Schau stehen, der zugleich ein großer Dichter war. Durch ihre Bir anstaltung hat sich der ausgezeichnete Direktor der deutschen Nationalgalle rie, Hu o v. Tschudi, ein neues großes Verdienst erworben. Bescheiden sagt das Vorwort zum Katalog, daß die Berliner SchwindiAusstellung über das Maß der anderen ähnlichen Ver anstaltungen hinausgewachsen sei.Jn Wirklichkeit ist wohl seit Jahrzehnten keine Augstellung dagewesen, die einen so umfassenden Ueberblick über das Schaffeanoritz v. Schwind’s ge lvllylh Stils suupc Uslpuqs Furc berrlichsten Bilder sind im Original vorhanden. Vor allem hat das groß herzogliche Museum in Weimar seine berühmteste Schöpfung hergeliehen: »Das Märchen von den sieben Naben«, das aus drei großen Aquarellbildern dar estellt ist, die selbst wieder in zah reiche einzelne Felder zerfallen Das Entzücken an diesem Meister werte deutscher Märchenmalerei wird no gesteigert, wenn man es in der heu igen Zeit wieder-sieht« wo die Ma lerei sickk nur mehr mit den Problemen der äu eren Erscheinung der Dinge beschäftigt und es ganz verlernt Tat, um Herzen zu sprechen. Jm er ten lde des ersten Gemäldes sieht man die Familie versammelt, der das Märchen erzählt wird, und die die Gesichter der nächsten Angehörigen des Malers erhalten hat. Von den übri An Feldern ist es schwer, eines zu seichnem das schöner wäre als die anderen. Köstlich ist dasjenige, aus dem der junge Königssohn das Mäd chen, dessen Nacktheit von der Fülle des Blondhaares teusch bedeckt wird. aus dem Baume hebt, in dessen höh lung die Schwester sür die in Raben verwandelten sieben Brüder sieben hemden gesponrren hat. und nicht min der töstlich ist das Schlußseld, aus dem die entzauberten sieben Brüder aus weißen Rossen einherstürmen, um die Schwester vom Scheiterhausen zu retten. Ein anderes MeisterwertSchwind’s, das Oel mälde »Die Symphonia«, hat die eue Pinatothek in München esandt. Es ist ein Zytlus von Dar stellungem die den Liebesroman der Sängerin Fräulein hegenecter erzäh len. Unten ist ein Concert vornehmer Dilettanten abgemalt, bei dem ein junger Mann aus ein junges Mädchen aufmerksam wird. ads ein Lied sinat. Der Diri ent des Orchesters hat die Züge Laegner’s erhalten. Schubert und sein Freund, der Sän er Vogel, ehen im Männerchor. us einein asienball lernen sich die jungen Leute näher kennen. Man sieht sie in einer von Rosen umwundenenNische ein ernstes Gespräch führen, während um sie herum das Mastentreiben wogt. Jrn oberen Theile des Bildes hiiit die Lostchaish welche die hoch ei tsreisen n heimsiihrt, vor einer ldlichtiing, und der junge Ehe niann umschlingt seine Frau und zeigt ihr unten in einem sonnigen Thale M Schloß, in deni sie wohnen wer Aus der Bildergallerie in Karls ruhe stanimt «Ritter Links Braut sahrt«, aus welchem Bilde nach der Schilderung der Goethe’schen Balle-de die Bedriingnisse vorgesiihrt werden, die der Ritter zu erdulden hat« ehe es ihm Felingt die Braut heimzuhrins gen. us dein Maritplahe des rnit telalterlichen Städtchens, hinter dem sichaus grünem Berge die Burg er Tht spielt sich der uptheil des anias nd. Die G ubiger bestür men den Ritter unter großem Zulaus von Voll. Die Braut, welche heimi sche Redenhuhler herbeigeführt haben, siillt vor Schrecken in O ninacht. Vor einer Büchertiste sth nau, hinter ihm steht inan die Kopfe von Bauern seld Grillparzer und Anastasius Griiin Ganz im Dintergrunde zeigt Schwind selbst dem rothgetleideten Eorneiius einesei seichnunsK Ein großes Bild des eisters äat die National-Galerie elbsi herge M; es heißt «Die ose« und zeigt W ) vier Musitanten. die einen Berg n aufstei n. Oben aus dern S«ller harrt te Prinzessim von ihren Da nien umgeben, des Bräutigams, und einein der Schloßfräulein ist eine Rose entglitten, welche gerade vor den Füssen des mageren Flötisten nie derge allen ist, der sie mit nachdentli chem Ge chte betrachtet. Zwei r xchönsten von den kleine iren Bildern at die Moderne Galerie Iin Wien der Ausgellung überlassen. s Das eine ist »Der esu . DteBraut, s zu Besuch bei der Schwe ter des Bräu stigarnL sucht auf der Landkarte den » augenblicklichen Aufenthaltsort des ;Geliebten. Das andere Bild beißt HGHellschaftsspielc Vor einem Land ’ hau e pielen junge Damen und Der sten. en Mittelpunkt der anmuthig »benJegten Gruppe bildet ein junges T Mädchen, dern mit einem Taschentuche sdie Hände auf den Rücken gebunden sind. Dem Settionschef Wrba in Wien gehört ein wundervolles kleines Gemälde, das den Titel führt »Die Geister beten den Mond an«. Ueber einer im nächtlichen Dämmerlicht lie sgenden Gegend schweben drei weiß umschleierte Nebelgestalten. Eine Tungfrau und zwei Greise, die mit rehrung zum Monde aufblicken. Professor Dr. E.Freiherr vonSchwind in Wien und Statthaltereirat Dr. W. Freiherr v. Schwind in nas bruck, die Beide zur Familie des"Mei· sters gehören, haben Porträts von Schtvind und seinen Angehörigen ge sendet. Aus der Privatbibliothetdes Königs von Bayern ist der Opern Riklus entnommen, das heißt, eine eibe von Aquarellen, welche die Hauptscenen aus betannten Dpern wiedergeben. Von den berühmten Wandgernälden der Wartburg sind die farbigen Ent wiirfe zu sehen. Auch Entwurfe zu den Malereien fiir das Wiener Opern haus sind vorhanden. Es ist nicht möglich, auch nur das künstlerisch Werthvollste im Einzelnen au zuzähs len. Die Aussiellung ist, wie gesagt, von seltener Vollständigkeit Sie füllt vier Säle irn obersten Stockwerl der »National-Galerie, umfaßt 488 Num mern und enthält Oelgemälde, Aqua Frelle, Zeichnungen und sogar einige ’ Oriainalbrief des Meisters. Unter den TZeichnungen fehlt auch nicht eine vor I ziigliche Reproduktion der vielgenanm kteii und vielbelachten Lachner- Rolle, Ideren Original sich im Besihe IFrau Dr. R. Riemerschmid in Mün chen befindet und aus der das Leben ides Tondichters Lachner, des intimen Freundes von Schwind von der Ge urt an bis zum 25jährigen Kapell meisterjiibiläum in Mannheim, mit vielen Federzeichnungen von ausge lassenem Humor vereinigt ist. ; Das Deutschland, in dein die Kunst HM v. Schwind’s heimisch ist, kennt teine sinsterenWälder mehr, sagtWillh yiiiostor in der Täglichen Rundschau. Freundlicheö Sonnenlicht dringt über all hin. Die schicksalsschweren Bal J laden sind verstummt, und helleVoltss i lieder erklingen. Es ist das Deutsch land der Romantiker, jenes wunder same Land, das eine so tlare, thaus frische Morgenlust ausathinet. Die Geschichte der Romantik ist noch nicht geschrieben. Gelehrte ha ksen sich wohl drangetva t und auch Artisten, doch noch tein ensch. Diese geistige Bewegung, rein als elemen tare Erscheinung auf esaßt, ist eines der stärksten Ereigni e unserer Kul turgeschichte. Jst es nicht ruhte-»so mit welchem Eifer man damals Deutschland, noch ehe das Neh der Eisenbahnen uns hineinvetivebte (oder einschmiedete) in die »sich bildende gei stige Republik aller Bewohner unserer Crdrinde«, mit welchem Eifer man das atse Land absuchte, ablauschte nach seinen versteckten Schönheiteni Eine mächtigere Schönheit als je vor her strahlten die Nuinen der Vergan genheit aus, tiese Weisheiten sand man in den Liedern und Märchen, die bis dahin die Bettelliridet durch das Land gezogen waren. Von allen Künstlern, Dichter und Musiker miteingerechnet, isi leiner ge eigneter, um romantilche Kunst ge fund, so recht-verbauertyselund em pfinden zu lassen, als oriy von Schwind. anuar wurde Schwind’i undertter Geburtstag mit viel schönen Reden gepriesen. Nun hat der Leier mindestens in Berlin eine prächtige Gelegenheit, sich ein eigenes Urtheil zu bilden. Was Schwind alles nicht kann, haben die Atelier - Adoolaten ja häufig genug auseinandergeseht Es Wäre unehri lich, Schwind ein feines Farbenems pfinden nachzuiagen Wenn er die Farbe als das Beberrichende in den Vordergrund stellt. verunglückt er fast immer. Seine schweren Oelfarben legen sich wie ein lähmender Albtraum iiber feine Erzählungen Am besten ist er, wenn er die Far benmelodie nur gerade eben vor sich hinsumnit. Seine leichten, andeuten den Aquaeelltöne passen herrlich zu feiner Frühmorgenstimmung« su den Lerchenliedern seines Linienspeils. Wie kläglich haben wir doch heute die ses leichte, lachende Tempo. das Schwind fasi immer angiebt, die s Tempo sa dn verlernt! Wagner at doch nich echt, wenn er nur as An dante das deutsche Tempo nennt. Jn der Literatur seufzen sie heute nach neuen Lustspieldichtern Ach, die Theater sind an Luftipielen nicht iirq mer alt die Kunstaussiellungen Und wie ein Bad erfrilcht es einen. wenn man nach all der pai illchen Wi tigs thuerei in Oel und mpera sen anspruchslofen Romantiler siebt.