Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 29, 1904, Zweiter Theil, Image 13
Ver Page. Aus den crinnerungen eines Diplos maten von Max Treu. i »Ich heiße Anton Gottfried von Al tenau und bin Zögling des König li Pageninftitutsl« och immer klingen mir diefe Worte in den Ohren, noch immer fehe ich ein Paar fonnige Knabenaugen freundlich auf mich gerichtet und die fchlanke Knabengeftalt mit den feinen faft mäd chenhaften Zügen von mir Bei irgend einer Hoffeftlichteit war mir der tleine Page mit dem klugen, von einer Fülle goldblonder Locken ein geoahmten Gesicht aufgefallen, und ich hatte ihn nach feinem Namen gefragt. Und in dem kurzen, militärifchen Ton. der allen Zögltngen des Instituts eigen war, hatte er mir die Antwort gegeben. Seit jenem Tage vergaß ich ihn nicht wieder, weder den Namen, noch feinen jugendlichen Träger. War der Knabe doch eine jener sieghaften Kin dererfcheinungen, die es jedem entbun, mit dem sie zufammentommen, und die eigene nur dazu geschaffen zu fein scheinen, überall Liebe und Zuneigung zu finden. Häufig freilich thut io et was den Kindern nicht gut; sie werden verzogen und verhötfchelt, lernen bei jeder Gelegenheit ihren Willen durch zutrotzen und entwickeln sich im Laufe der Jahre zu jenen unleidlichen Men fchenwefen, die mit einer ins unge messene gehenden Anmafzung mit ei ner fchrantenlofen Scibftvergötterung, die nichts neben sich duldet, der Schre cken aller werden, die irgendwie mit ihnen zu thun bekommen. Bei meinet- jugendlichen Freunde Anton Gottfried aber war von alledem nichts zu merken. Obgleich er mit dem fcharf beobachteudeu Verstand wie er intelligenten Knaben in fo lders vorragendem Maße zu eigen sein pflegt, deutlich erkannte, welchen Stein er allerorten im Brett hatte, und wie leicht es ihm gemacht wurde, gelegent lich feinen Willen durchzusehen, blieb der damals elfjährige Knabe doch ftets gleich freundlich, gleich befcheiden, gleich anspruchslos, gleich höflich und zuvorlommend gegen alle, die ihn ten nen lernten. Schon die ftraffe, mili tiüifche Zucht des Pageninstituts be wahrte ihn vor den llnarten und häß lichen Charaktereigenschaften verzoge ner Kinder, und irgendwelche Gegen einfliisse, die etwa die Wirtungen die fer Zucht aufzuheben imftande gewesen wären, waren nicht vorhanden. An ton Gottfried war eine vater- und mutterlose Waise, und er verbrachte daher selbst feine Ferien im Institut, fo daß filr die Bethätigung fremder Einflüsse nur wenig Raum und Ge legenheit vorhanden war. liebe-dies aber lag auch offenbar in dem ganzen Wesen des Knaben etwas Festes und Ruhiges, das er wohl von seinem Va ter, einem hervorragend tüchtigen Cha rakter, geerbt haben mochte, was- ihn davor schätzte, sich die Zerfahreixheih Launenhaftigleit und Unliebengwür digleit zu erwerben, wie sie den meisten »enfants cheris« anhaften. So war es denn lein W-.:nder, wenn Anton Gottfried mit Recht der erllärte Liebling aller wurde. Wer in das prächtige, fonnige Blauauge des Knaben «sah, wer fein freundliches, ftets dienftfertiges Weer kennen lernte, mußte ihm gut fein. Und man war ihm gut, ohne Ausnahme, und das Herz des Knaben, dem forgende und fchiitzende Elternliebe nicht be schieden war, fand ringsum fo viel Diebe und Zuneigung, daß er sich lei nen Augenblick leer, verarmt und ver waift fithlen konnte. Er felbft war danlbar fiir diese Liebe; er wußte und fiihlte offenbar, was er daran hatte. Er bemühte sich nach Kräften, diefe Liebe auch zu ver dienen und ihrer werth zu fein. Der aufmerlsame Beobachter jedoch kannte bald bemerken, daß der Page. so sksesnhlisfr nnd Ifobnämiikdin or- Fell-n entgegenkam, doch ein bestimmtes Jdeal im Herzen trug, das er nach Anabenweise oergötterte und dem jeder Schlag des jungen herzens geweiht war. Und dieses Jdeal war die Prinzesi sin Anna. Schon oft war Anton Gottfried zum persönlichen Dienst bei ihr befoh len worden, wenn bei großen heimt lichteiten die Pagen verwendet wurden, nnd so war es geschehen, daß er dem aussallend schönen, geistig reichbeaabs ten Mädchen von etwa zweiundzwan zig Jahren näher getreten war ale ir gend ein anderer. Von ihren Lippen hatte er freundliche Worte gehört, aus ihren Händen manche süße Näicherei erhalten. Der bezaubernde Wohllaut ihrer Stimme niar seinen Ohren Mu sit gewesen, und so hatte sich in seinem Versen für die schöne, tönigliche Mäd chenerscheinung jene unschuldige, aber tiese Schwärmerei entwickelt« wie man sie bei ausgeweetten, gemiithvnllen Knaben öfter beobachtet, und wie sie ihnen eine sonniae Erinnerung bleibt ihr Leben lang. Was die Prinzessin gbat, das war fiir Anton Gottfried das allein Richtiaez was sie cagte, daran tonnte kein Zweifel bestehen; was sie duldete, das mußte gut, das mußte edel sein; was sie unterließ, das war gewiß evrabscheuenswerth, war häßlich, schlecht und niedrig; ihre Rathichtiige, die sie ihm etwa gab, standen den Geboten Gottes gleich und wurden ungesiiuint und widerspruchssi los befolgt; ihre Iiinsche waren ihmj Befehle dei Dimmels, denen sich zu? entziehen Siinde sein mußte —- mit einem Worte, die Prinzessin war siir ihn das dertörperte Bild der Gottheit auf Erden und jedesmal, wenn Anton Gottfried das wundersame Madons nenbild Guido Reniö in der Schloß tirche sah, meinte er, dafz der Maler ganz unmöglich schon so lange todt sein könne, wie man ihm gesagt hatte, denn diese Madonna sei doch niemand anders als die Prinzessin Anna, die der Maler auf jenem Bilde gemalt habe. Man wolle ihm nur die Wahr heit nicht sagen. . eDie Madonna und die Prinzessin waren ihm eins, und wie jene das Sinnbild alles Guten, Schönen, Rei nen und Edeln war, so war Es ihm auch die Prinzessin. Tiefe Trauer aber zog in sein jun ges Herz ein, als der Tag herannahte, an dem die Prinzessm sich mit einem fremden Prinzen vermählen und dann ihre Heimath verlassen sollte, um dem Gatten in die Ferne zu folgen. Denn nun, so sagte er sich, würde er sie über haupt nicht mehr oder doch nur außer ordentlich selten zu sehen bekommen und ihr seine Dienste nicht mehr wid men könne. Wer aber von allen Sterblichen wäre fähig und wiirdig, ihre, der Vergöttcrten Stelle in seinem Herzen einzunehmen? Wenige Tage vor der Hochzeit traf ich ihn einmal. »Nun Gottfried,« isagte ich, ,·jei3t werden wir beide unsere beste Freun din verlieren« — auch ich hatte, gleich einem jeden, die ebenso schöne wie mit Gab-en des Geistes nnd Gemiithg reich ausgestattete Prinzessin überaus hoch geschiin nnd verehrt. — »Was werden wir nun thun-« Jch sah deutlich, wie eine Wolke der Trauer das blaue Knabenauge um slfortr. Aber eine Antwort gab er nicht. »Tröste Dich mit uns allen, mein Junge,« fuhr ich fort, »wir alle sehen sir voll Schmerz scheiden« Er neigte bejahend das Haupt. »Du hast doch Dienst an ihremHoche zeitstage?« fragte ich weiter. Da erhob er den blonden Kopf, und ein sonniges Lächeln huschte über das feine Antliy. .,Ja,« entgegnete er stolz. »Auf der Prinzessin besonderen Wunsch habe ich auch den Ehrendienlt in der Kirche — ich stehe bei der Trauung an ihrer Seite neben dem Vlltar!« Und so geschah’s. Es war ein bitterkalter Januartag, als die Hochzeit stattfand, was fiir uns alle um so empfindlicher war, als die Schloßkirche damals noch leine Hei zunsgsanlage hatte und wir in einer Temperatur ausharren mußten, die trotz der aufgestellten Kohlenbecken nicht höher als bis zu »sechs Grad hin ausging. Namentlich die Pagen muß ten das bitter empfinden; in der leich ten und dünnen Renaissancelleidung, die sie bei Lolchen Gelegenheiten tru gen« mufzte i nen die Kälte durch Mart und Bein gehen. Jch sah denn auch die armen Jungen zittern und mit den Zähnen tlappern« das; sie mir biss- ins Herz leid thaten. Nur einer fror offen bar nicht« Das war Anton Gottfried von Altenau, der leuchtenden Auge-H während der Trauungscerenionie zur Seite der schönen Braut neben dem Altar stand. Noch heute sehe ich ihn deutlich vor ·mir in der überaus lleid somen Tracht. Nichts von Kälte mertte nian ihm an, hochgeriithet wa ren seine Wangen; war es ja doch der höchste Ehrentag seiner Gebieterin der lehte Tag, an dem er bei ihr Dienst that, und der sollte ihn gewiß nicht schwach und frostig finden. Während der Trauung ereignete sich plößlich ein kleines Mißgeschick Beim Ringewechseln geschah es, daß derRing der Prinzessin - Braut dieser aus der Hand glitt und davonrollte. Und merkwürdig, alles Suchen war ver geblich; der Ring war und blieb ver schwunden; er war offenbar in irgend eine Spalte hineingerathen und blieb so den lecken aller Suchenden ver borgen. Man mußte sich schließlich, ohne das Kleinod wiedergefunden zu haben, aus der Kirche entfernen, und auch die Diener und Hosbearnten, die noch weiter nachsuchten, mußten am Ende unverrichteier Dinge in das Schloß zurückkehren, mit der Meldung, daß von dem Ringe leine Spur zu entdecken sei. Der König selbst gab dem immerhin unangenehmen Vorfall schließlich eine heitere Deutung und Wendung, indem er sagte, daß man eben einen zweiten Ring machen lassen müsse, und daß doppelte Fesseln desto unlösbarer sein würden. So begab man sich denn ohne Ring zum großen FestmahL Es war Sitte, daß bei derartigen Festlichteiten siir die Pagen in einem Nebenzimmer eine eigene Tafel aedeckt wurde. Als sich einen Augenblick Ge legenheit sand, ging ich dort hinüber. »Nun, Gottfried,« sagte ich scher zend, »Du bist aber ein unaufmerlsas mer Ritter; läßt den Ring Deiner Dame davonrollen und vermagst ihn nicht zu finden. Ei, ei«. Eine glühende Röthe überzog sein Antlitz, und mit einem seltsamen Blick. den ich nie vergessen werde, sah er mich an. »Der Ring wird sich sinden,« stam melte er, »gemäß, Herr Gras — mor gen — er muß ja da sein« — »Der-n ge Dich nue,« tröstete ich ihn. » in kleines Malbeurt So schlimm ist es nicht. Laß Dir es gut schmecken, lieber Junge.« reiche ihm die Hand und ging.— s folgende habe ich von dritter Seite erzählen hören. Jch erzähle es nach, wie es mir zu Ohren lam. Als die Pagen Abends gegen zehn Uhr vom Dienste entlassen wurden und zum Institut heim wollten, stellte sich heraus, daß Anton Gottfried fehlte. Jn den Festtrubel hatte man auf den einzelnen nicht Obacht gegeben, wohl auch geglaubt, daß er irgendwie dienst lich in Anspruch genommen sei, und erst jeßt bemerkte man, daß er nisht da war. Sofort wurde nach ihm gesucht. Aber wie msan auch nachforschte nnd lfragte, man konnte keinerlei Auskunft erhalten; Niemand vermochte anzuge ben, wo der Page geblieben war. Das .einzige, was sich feststellen ließ, war, i daß Anton Gottfried etwa gegen sieben iuhk in der wenns-wachsende die im Parterre des Schlosses lag, erschienen war und sich dort eine tleine Hat-dia terne entliehen hatte. Wohin er aber damit gegangen war, wußte man-auch hier nicht anzugeben. Die Polizei wurde benachrichtiqt, die halbe Nacht hindurch wurde gesucht, von dem Pagen aber leine Spur ge sunden. Die Sache schien völlig röth selhaft. Es blieb nur die einzige An nahme übrig, daß Anton Gottfried bei Tafel etwa zu viel Wein getrunken und, von dem ungewohnten Getränl übermannt, irgendwelche Thorheit be gangen habe, bei der ilnn ein Ungliicl zugestoßen sein müsse. Erst in den Morgenstunden kegab man sich ii.: Pa- : geninstitnt zur Ruhe, ohne dag Räths ’ sel gelöst zu haben. Kurz nach acht Uhr in der Frühe. des anderen Tages wurde dem Gou verneur des Institutes der Fiiister der Schloßkirche gemeldet, der mit schre ckensbseichen Mienen draußen stehe und gewiß eine schlimme Botschaft. bringe. Ungesäumt ließ der Gauner-J neur den Mann vor sich, der ihn bat, sich sofort in die Schloßkirche zu beJ geben; es sei etwas Entsetzlicheg ge tchehen. Voll trüber Ahnungen folgte derl Gouverneur nebst einigen Pagen dem; erregten Manne, der fortwährendl klagte und jammerte, er könne für das ( Unglück nicht; er habe die Kirchei Abends um acht Uhr, wie es seinei Pflicht sei, verschließen müssen, und da I habe er Niemand wahrgenommen Dies Kirche selbst lag abseits vom SchlofH mitten in einem Part, der natürlich in l dieser Jahreszeit und dazu Nacht-.- faft ( menschenleer war. Etwas entfernt» davon befand sich die Wohnung des Küsters, der die Kirche jeden tslbend abzuschließen und jeden Morgen wie-( der zu öffnen hatte; es war Sitte, das : Gotteshaus den ganzen Tag über os-’ sen zu lassen. Endlich war die ileine Schaar an Ort und Stelle angelangt. Der Kü ster, der gegen die Regel die Kirche wieder abgeschlossen hatte, öffnete und siihrte seine Begleiter zum Altar. Und da bot sich den Erstaunten ein seltsa mer Anblick. Auf den Stufen des Al tar5, mit dem Kopfe rückwärts-« ge: lehnt, ruhte, fast in liegender Stel lung, der Page Anton Gottfried von Altenau. Er war todt. Es war tein Zweifel: er war hier aus Verfehen eingeschlossen worden. Niemand hatte dann fein Rufen gehört, die Müdigkeit i hatte ihn überwältiat, und in den Ar- j men des Schlafes hatte ihn die eisigej Kälte getödtet. Neben ihm stand, er- ! loschen und bis auf den letzten Tropfen ( Oel herabgebrannt, die tleine Hausw terne, die er entliehen hatte. . Ein seliges Lächeln aber lag ausi dem Antlitz des Todten. Und als; man ihn näher betrachtete, da entit deckte man aufgesteckt auf den Gold-" fing-er der linten Hand, den verloren! gewesenen Trauring der Prinzessin; Anna. t Aufs tiefste erschiittert, wortlos und mit Thränen tm Auge drückte derx Gouverneur die Hand des treuenl Knaben zum letzten Lebewohl. Den Ring aber hat man dem Tod- I ten aus Befehl der Prinzessin belassen. j An seinem Finger hat er ihn mit in das Grab genommen. --— sent-ach need see Kaiser-. Jn dem LenbaelyArtileL den Franz Wolter in der »Kanst siir Alle« dem verstorbenen Meister widmet, weiß er manche Einzelheit mitzutheilen, die bisher weiteren Kreisen nicht belannt geworden ist. So zitikt er folgende Aeuszerungen Lersbachs: »Denten Sie sich, ich sollte den Fürsten X malen; der tommt in’6 Atelier in einem preisz grauen Reiselostiim, einsach scheußlich Nein, das tonnte ich nicht.« . . . »Auch den Kaiser hätte ich malen sollen, mit der Krone aus dem Haupte und im Hermelim dreimal habe ich die An srage deswegen belommen, ich habe aber abgelehnt —- ich weiß, das war grob.« — Velohnuna. s Schmierendireltor: »Wer heute ams bravsten spielt, trieat morgen viel lRolle, in welcher er auf der Bühnel leine Leberwurst zu verzehren hatt« Feudal. « »Mein Adel ist so alt, daß sogar meine Ahnen bei der Erschasfung der Welt aus dem Valton ihres Schlosses standen M zuschauten.« Zahnschmerzem Vumoristische Slizze von F r a n z Kurz-Elsheim. Millionen Bomben und Granaten, da soll ich doch gleich ss Wüthend springe ich von meinem Streibtische auf, an dem ich mich kaum niedergelassen, um eine schon längst bestellte Arbeit zu beginnen. Aber hol’s der Kuckuck, ich tomm’ nicht dazu-Glauben Sie, daß ich nur die Feder halten könnte? Und wüthend werfe ich Alles zur Seite, was mir auf meinem raend genommenen Wege durchs Zimmer als ein Hindernifjew scheint. »An — au — der verfluchte Zahn!« Heimlich öffnete sich die Thüre. Der Kopf meiner Frau lugt durch die Spalte. Kommt mir gerade recht! »Zum Donnerlvetter, entweder her ein, oder heraus! Du weißt doch, daß Zugluft meine Zahnschmerzen wahr haftig nicht besser macht.« Sie schlüpft wirklich in’s Zimmer und setzt eine bedauernde Miene aus. Das tann sie nämlich großartig. »Ach, Zahnschmerzen haft Du? Deshalb stellst Du Dich so an und bist so aufgebracht? Jch dachte schon, hier stürzte etwas ein. Ihr Männer könnt euch aber auch über die geringste Klei nigteit aufregen und stöhnen und äch zeu, als ob — —« »Frau, mach’ mich nicht noch wü thender. Es ist einfach, einfach ich finde gar nicht den entsprechendenVluo druck s— einfach abscheulich nieder trächtia, unter solchen Umständen auch noch Spott mit mir zu treiben.« «Zpott’t« fragte sie aanz nnschul dia. »Ich gebrauche doch im Vlllaemei nen nur Deine eigenen Worte, die Du mir zuriefft, als ich vor acht Tagen vor lauter aZhnschmerzen weder aus noch ein wußte.« ,,aWS’.? das soll ich kiesaat habenk Na, Du tannft doch nicht bestreiten, dan meine Schiner-ten »nur anderer Natur als die Deinen sind.« Aufs Neue lause ich wüthend um her, daß meine Rockflügel Polta tan zen. Da steht schon wieder ein Stuhl tm Wege — »Aber Männchen. . . .« »Was-, Du bist noch immer da? iHnaus,sag’ ich. Du nur allein trägst die Schuld, daß ich solche Schmerzen habe; nur Du!« «Jch?« ,,Jawohl, nur Du. Natürlich, Du wäscht Deine Hände in Unschuld, das weiin ich von vornherein. Aber hättest Du mich heute Mittag nicht ülierredet, von dem süßen Pudding zu essen, dann —« »Ich habe doch lein Wort dieserhalb gesagt. Jm Gegentheil, Du selbst hattest Verlangen nach einer süßen Speise.« »Na, ich werd’ mich herumzanlen mit Dir. Recht betäin’ ich ja doch nicht« « Jetzt kommt sie aus mich zu und faßt mich um den Hals. Doch ich bin heute zu Liebtosungen gar nicht aus gelegt. »Weg — hörst Du denn nicht? Jn Ruhe sollst Du mich lassen. Du trägst Schuld an meiner Pein. Hin aus — slott —— au — der verteufelte ashn —« Jch glaube, sie weint. So sind nun die Weiber! Sie können auch gar tein Wort vertragen. Gut, mag sie weinen. Was belästigt sie mich, wenn ich Zahn schmerzen habe. Jetzt stehe ich vor dem Spiegel, den Mund weit ausgerissen, um den hohlen Zahn zu untersuchen. Da hinten der letzte Bactzahn ist’s. Jch drücke einmal fest mit dem Finger daraus. Der Schmerz wird noch peinigt-used lind Dennoch: mir egfällt’5 aus einmal, mich so selbst zu quälen. Wie sagt der iDchter? ,,Geheime Wollust liegt im Zchmerz.'« Recht hat er. Jch erkenne die Berechtigung seines Satzes voll und ganz an. Nur roitd mir dadurch nicht besser. « . . m- zu k--.- -..-; ....... the-) Us- ese ein-us- ulksls IUU todt-Use til Selbstredend wie die Straßenbahn und ein Hundertmartchein Wenn man sie braucht, sind sie nicht da. Trine! Trinet Athemlog stürzt das Dienstmädchen herbei. »Aber wo brennth denn, gnä’ Herrs« Doch als sie meine Grimasse sieht, fängt die dumme Gans laut an zu lachen. Mädchen, wenn ich jetzt einen Stiefel ausziehen lönnte, er flöge an Deinen Kopf. »Schnell zur Apotheke —ein Mittel gegen Zahnschmerzenf b Als ich mich umwende, steht sie noch a. »Was willst Du denn noch und gaffst mich an? Auf der Stelle hin aus! Zum Letzten kannst Du gehen! Blos faules Volt hat man im Hause, weiter nichts. Jhr Alle wollt tsinem die Schmerzen nur noch verlängcrn.« Deixel, wie das sticht, wie das brennt! Bis in die Schläfe zieht die Pein. Bergsteiger möchte man werden. Aber die Trine geht nicht, sie steht noch immer da. »Menschenstind, ich erwiirge Dich, wenn Du nicht hörst. Du sollst mir ein« Mittel gegen Zahnschmerzen ho ten.« »Ja, ich weiß schon«, giebt sie mit alter Gemüthsruhe zu. »Jn der Apo thete jedoch wird nicht gepumpt.« »Ach, ja —- aber nun schleunigst —«-« Richtig, das Rauchen soll auch den Zahntchmerz lindern Jch passe, daß das ganze nimmer in eine blaue Rauchwolte gehüllt ist Ganz davon abgesehen, daß ich es nicht gewohnt bin, daß mir beinahe tlbel wird: es niin auch nicht-. Alles ver gehenö. ·- - · Das war eine verwünschte Nacht, die ich durchgemacht habe. Die Tropfen halfen nur siir einige Minuten. Dann brachen die Schmerzen wied» mit sti scher Gewalt aug. Jm Bett wälzte ich mich von einer Seite auf die andere, mit den Kissen spielte ich Fangball. Tausend Gedanken durchschwirrten mein Hirn, ohne daß ich einen einzigen festhalten konnte. Das ist zum rasend werden. ——— Dann heiße ich ’mal wieder die Zähne fest aufeinander. Jetzt schlage ich gegen die Wange, drücke das Kissen trampfhaft gegen meinen Kopf, werfe. die Decke von mir, ziehe sie wieder über mich, richte mich auf, lege mich mit dem Kopf nach unten. Meine Frau ruft: »Schlafe doch endlich ein. Das ist ja nicht zum aughalten!« »Ich halte es selbst nicht aug!« »Ja, Du, Du hast doch wenigstens noch Zahnschmerzen. Da ist das er ilärlich.« Jetzt bin ich zur Abwechselung aus dem Bett herausgesprungen Und lause in der Schlafstube herum. Da abermals die Stimme meines Weibes. »Mann, geh doch ins Bett! So wirft Du Dich doch nur noch erkalten. Jch ginge morgen srh einfach zum Zahnarzt.« »Ach, wag verstehst Du davon?« Alxerdingg Recht hat sie. Aber das »zum Zahnarztlaufen ist so ’ne Sache. Da tann man sieh ebenfalls foltern lassen. Nek, machen wir nicht. Die Schinereen miissen doch ’mal aufhören. Es fragt sich halt, wer länger aushalt, fie oder ichs Aber esJ Hing nicht. Ich sehe cg ein. Morgen mache ich kurzen Prozeß, mor gen lasse ich mir den Zahn aug sieben. uno ais oo oer yeronche Entschluß mir Linderung schaffen könnte, schließe ich die Augen und schlase wirklich ein. Indessen, der Tag graut noch nicht, da bin ich schon wieder auf den Beinen. Die Schmerzen haben doch nicht nachgelassen. Na, da hilft’"5 also nicht. Nachher wird der Zahn an die Lust befördert. Du hast mich lange genug gequält. Zwar erstens — zweitens — ach was, nur keine Bange mehr. Abge machti Jch gehe zum Zahnarzt. III Jch werde in’s Wartezimmer ge führt, nachdem ich vor der Thüre noch einmal an meinen Knopfen abgezählt habe, ob ich nun wirklich soll oder nicht, und letztere zu meinen Ungunsten entschieden haben. Nächstens lasse ich tnich nur noch aus gerade Knopfzahlen ein. Da sietzt noch eine Dame. Ein Trost ist es, Leidenggenossen zu haben. Und hiibsch ist sie, ei der Tau send! Mich beachtet sie gar nicht. ’ne Ge meinheit, so was. Geschieht ganz recht, das-, sie Zahnschinerzen hat. Sie geht hinein zum Dentisten. Ich vernehnie ihr Schreien, ihr Gejainnien Sonderbar, meine Schmerzen sind gar nicht ntehr so arg wie vorhin. Ich glaube, sie lassen allinxihiich nach. Eine Minute vergeht ..... Wahrhaftig, der Schmerz ist vorbei. Lb das die Angst vor dem Aug ziehen macht?« »Ja, aber dann brauche ich meinen Zahn ja auch gar nicht erst ziehen »du lassen. Wozu mir noch unnöthine Schmerzen bereiten? Jeh habe lange genug gelitten. Doch da toinint schon der Zal)narzt. Jetzt, Frechheit, steh’ mir bei! »Ach, Du hier?« tWir sind nämlich gute Freunde-) »Du willst Dir auch einen aZhn ziehen lassen? Und Du, Nrnhsås« . »Unfinn! der ich so gesunde Zahne habe. Nein, ich kam gerade hier -nor kei und wollte einmal sehen weshalb hier — hier --- hier -« Juni Kuckuck was sag« ich nur aleickiZ Mein Freund lächelt boghaftg Na warte, mein Lieber. Und ich ergänze: »Und wollte mal hören, ob Du mir nicht zehn Mart bis morgen öder übers morgen leihen innnft.« « Das Gesicht von ihm hättet Jhr da sehen sollen sa heißt, wenn ich nächstens- noch rnnls solche Schmerzen habe, lasse ich mir den Zahn ganz bestimmt heraus ziehen isanz bestimnit! Abqef h W « v . —-J«. M« « «.«:U-å--«l·WUMULFIIUUm« «ka « i »L-( .-.. Nichts Url m.: Lamm Je nnln lusmmn Bruan »Nun-nur Etx TUUU HÄ-; 1.! .u; ZU: k · WH« sp— Ida-. «- -..-.-. ---..«—M Itee tose- sie-its. Man schreibt aus Paris: Ein jun ger Mann hat hier vorige Woche eine Possenscene ausgeführt, deren re heit an die köstlichsten Gauner ret e von Robert und Bertram erinnert. Vor der Madeleinetirche, am Eingang der Rue Royale, steht ein Polizeiw aeant, um mit seinem Kommandostock das Auf und Nieder des Magenha tehrs zu regeln. Plötzlich bemerkt der, daß eine der zahlreichen Medaillen, die seine Brust zieren, fehlt. Er blickt um sich; fein Auge sucht auf dem As phalt der Straße. Vergebens, sie ist und bleibt verschwunden. Aber er darf die Zeit nicht mit dieser Privat angelegenheit verlieren; sein Dienst s heischt die volle Aufmerksamkeit auf l das Wagengelvirr, damit tein Unheil ! entstehe. Beim Vorbeigehen stößt Je mand an ihn an: das kommt oft vor, so daß er nicht darauf achtet. Jm nächsten Moment jedoch fühlt er, daß leine zweizc Medaille von seiner Oel .denbrust verschwunden ist. Jetzt hat er die feste Ueberzeugung, daß es sich nicht um einen Zufall handelt, son dern um Diebstahl. Er beobachtet schärfer die Leute um sich her. Vor einem Cafe sieht er ein paar junge Herren, die öfter nach ihm hinzu blicten scheinen, einander zublinzeln und lachen. »Die sind gewiß im Com plott,« denkt er sich. Aber die Bewei se? Er behält die beiden unauffällig im Auge. Der eine steht auf, der an dere bleibt sitzen. Der erste mischt sich unter die Menae, und gleich darauf fiihlt der Polizist wieder, daß ihn Jkslltmd Allslößt Er hat aber aufge pafzt und hält den jungen Mann, der non) eben vor dem Cafe saß, fest am Arm. Ter hatte gerade mit einer Scheere die dritte Medaille von dem liniiormroel des Beamten losgefchnit ten. Auf dein Polizeibureau folgte die ’«-liifilärlink1. Der seltsame Dieb war ein Herr der guten (5)·esellsct)aft, der nach einein solennen Eisen, bei dem man hon- tckmnsh«-..-- n... --... -—.,-.«,»«J«H. kaute UUJIHJUJ7 rhen,mit zweiFreunden gewettet hatte, er werde dein diensihabenden Polizi sten dor der Madeleine nacheinander jedes einzelne seiner acht Ehrenzeichen von dr Brust abschneiden, ohne er wischt zu werden. Er·hat die Wette verloren und wird außerdem, voraus sschtlich unter Anwendung der lex Bei-innen eine Sühne an die Justiz zu leiestn haben. Aber erstaunlich bleibt es doch, daß ihm zweimal der lecke Streich gelingen konnte. sWir rechnen das der Wachsamleit des Polizisten nicht als Tadel an, sondern als Lob. Denn der brave Mann achtete so sorg sam auf das Mag-angetriebe, daß er um seine eigene Person zunächst sich nicht liimmerte. Man muß nämlich anerkennen, daß die FuhrwertsPolizei an den Straßenübergänaen weitaus den besten Theil des hiesigen öffentli chen Dienstes darstellt. »Die Wette der jungen Leute ist darum ein indi rekteg Compliment für die Beamten der hiesigen Verkehrspolizei.« So müßte wenigstens der Vertheidiger vliidirm ——-.·-,..-— klicflcximL Onkel: «Mertwiirdia, immer, trenn mir mein lieber Reff-e sein schweres Herz augschiittel, bin ich nachher leich ter actrord-eu.« Aus dcni Tancbunpcinca Studenten. THE Marm, der dassv dumme Bezahlen erdacht, Ton l)iiti’ ich uns einen Kopf kürzer act-meist Ja dann! »Wei.sh-:s"s hast Du denn noch nicht tun (F-lfr«s.e"5 Hand angehalten — ihr Teine Orte erklärt-« »Sie hat mich ja noch nie zu Worte iuuimcu iuIIrux Alm. Kommis: »Wir suchen seit einem halben Jahr einen Zinsstrer!« — eFreund: »Ich dächte, Leute sind genug zu l)aben!« —-- Kommis: »Gewiß, aber wir suchen den Fiassiret, der uns-mit der Kasse dummes-sangen istl« Der Schiedokichter. («F"al«el). Eine Biene und eine Amei- · se stritten sich darüber, ok- dag Bienen voll oder dng Ameisenvoll fleißiger sei. Da sie sich nicht einigen konnten, wählten sie den Bären zum Schieds rieliter. Der zerstörte erst das- Bienen und dann das Ameisennest nnd gab nach Vertilguna der ausgefunden-en Vortiitle sein Urtheil dahin Ab, daß beide Völker gleich fleißiq seien ühtt. W