Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 29, 1904, Zweiter Theil, Image 12

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    n e G t
Wenig-ask Fing-; i e iischsch »
Ir. Ullen wer ein kuriosee Mensch s
Ins-lich knrios und äuserlich ku
i Von hmten betrachtet, machte
z-»-- eckig nnd dürr, wie er war --;
Eindruck eines wandernden4
k’s, von vorn den einer wandern
Antiqnitötensammlung. Seine
he hatten Gummisohlen, seins
hatte auf beiden Seiten ileinel
runde Luftlöcher-, seine Kleideri
« ten, ihrem Schnitt nach, ausi
Nchtedenen Jahrzehnten tuezum, i
UAllen war ein Kuriosum
Seine Bekanntschaft machte ich im
sjsindell Hotel in Lincoln, Nebraska.
Stuhl neben mir saß ein kleines
ei Männchen mit glückstrahlen
dem Gesicht. (
»Da! Lesen Sie das ’mal!" sagtei
ler, indem er mir ein Briefeoitvert un
.- ter die Nase schob. »No, no! schrie er.
»Auf der Rückseite!«
Was ich las, lautete:
·Allens all-poroses Pslaster
Wunder wirkt alHSchmerz-Entlaster.«
»Fa1nos! Was?« fragte er, ehe ich
selbst irgend etwas sagen konnte »Die
erste Zeile: »Allens all-pord«seö Pfla
stet« ist geradezu genial! Wie? Und
die zweite: Die ist gar nicht zu über
bieten! Eh? Wagner hätt’s nicht
besser machen können! — «W«.mder
wirkt als Schmerz-Entlaster«. Groß
qrtiges Wort! Nicht? Schmerz-entla
stet! Entlastet von Schmerz! Nimmt
die Last des Schmerzess Von wehen
süßen bis Rückenschmerzeni Von Po
dcgra bis Append:citi5! Die ganze
Geschichte in vier Worten: Wunder
wirkt als Schmerz-Entlaster! Jn
haltsschwer wie die Hosentasche ’nes
Jungen um Weihnachten! Wunder
wirkt! Wunder wirkt sie. Seb’n Sie?
k
Ullens allporöses Pflaiter —- Wunder
wirkt als Schmerz-Entlastu! Was
Tagen Sie ’zu? Grandios —- was?
Könnten das nicht vergessen und
W Sie alt würden wie Meist-sa
leml ’tvett Ihnen, Sie sagen noch
auf Ihrem Sterbebett:
»Zllens all-porlifes Pflaster
Wunder roirlt als Schmerz-Entlaster.«
Ich hielt ihm das Couvert bin, aber
er tippte nur mit den Fingerspitzen
darauf. »’s steckt ’n Vermögen in den »
zwei Zeilen!« sagt er. »Ich weiß es; ;
G bin Allen, von Maine bis Catifor- i
nien bekannt als Allen von Allen
toton, Allen, der Mann der Ideen.i
Jch bab’ mehr Jdeen zu Anzeigen ver- s
arbeitet als irgend ’n Mann der Welt.
Seh’n Sie die Schuh’? Das is; der
Eäuft - sich - leicht - Schub«! Jdee
stammt von mir! Seb’n Sie den Hut?
se ist Muth-s! Muth-s Hut — nährt
das Blatt« Idee ist von mir! Meine
Unzeigel Resultat: sechs Millionen
Paar »Läufi-sich-leicht-Schub’« ver
kauft im ersten Jahr. Acht Millio
nen »Küblt - das - Blut - Hüte« ver
kauft nur durch »Muth’s hat —
Fühlt das Blut«. Seh’n Sie diesen
- Anzug? Der Ausdruck sit-Geschmi
deri« stammt von mir: Resultat: Rie
» starr Abgang! Jedermann verrückt auf
JIix-Gefchneiderte Anzügr. ’s liegt
alles in der Anzeige der Annonce. Die
Unmre macht alles-! ’rnacht über ’ne
halbe Million für die Schneiderfirmal
Heisa Sie die Franfen an diesen Ha
fen biet-? Und nun denlen ’sich: der
Mann. der so’ne Hosen trägt, hat
Millionen gemacht, Millionen für an
. dere! Aber —- er ist fertig damit!
- Ganz und gar ist Willie fertig damit!
sillie wird ietzt für sich selbst Geld
machen. Mr. Allen von Allentown
wird ein reicher Mann werden!
Schwerreich! —- Wollen Sie sich d’ran
hetheiligen?«
»Wie ist das Pflafter?« fragte ich,
denn Mr. Allen interessirte mich. »Ist
es wirklich gut für ’wag?«
»Pslafter —- Unsinn!« sagte er,
«vas scheert uns das Pflaster! Ob
« des Pslaster zieht, ist Nebensache! Die
Inzeige — die Anzeige zieht!
Das ist die Hauptsache! Geben Sie
mir ’ne gute Annonce, und ich vertauf
Bleitugeln als Leber-bitten
» Sie »Allens Kugeln beseitigen
- cse Leiden« in allen Zeitschriften ein,
gd in ’nein Jahr steckt jedermann voll
M wie’n Sehertasiem Jch hab'
« Eier ’rie Inn-nich die ’n Königreich
Mk ist. Geben Sie mir fünfzigtau
seisd Doktors, und ich wett’ Jhnery in
krseehcib sechs Monaten träumt jeder
Mty spricht jedermann, trägt jeder
W in Amerika llens all-poröses
sitt. Geben re mir fünfzigtau
Dollarz, und wir heil-MS in je
Zeitsng, in jeder Zeitschrift, aus
Stall, aus jedem Zaun, aus je
, Fels, in jedem Stroßenbsahnww
: », in jedem Damit-IT in jedem
re, in jedem Drugstore
aus weiß und griin auf roth
sib evs bist-, bis siebenziq srei
seich geMne Millionen Ameri
etkätt weiter mehr sehn, hörüi
" späten alt
gllsporöses Pstaster
is wirkt als SchnierziEntlaster.«
Oh bester Herr, sagte ich, »ist
III Pslgßer guts-? Taugt das
. Ast-s FNstvwn beugt sich
th «’hab gar tein Pfla
steti«
»Na-a-—i?« rief ich.
»Noch nicht!« sagte er. .Das tonirnt
später! Das kriegen wir schon rniti
der it. Gesei von Angebot und»
Ra rage, wissen Sie. Wenn ’rnal erft (
Nachfrage vorhanden äst, —- Angebot(
wird schon kommen! Kapiren Sich
'sind doch »heil« genug! Hören Sie zu:
Wir annonciren, stiegen. woan ’tnal
sagen —- siinfzigiausend Bestellungen
zu je zehn Dollaröz Summa: küns
malhunderttausend Dpllarsi Was
dann-iW —- ’verkausen den Krempel
aus. ’gehn zu irgend ’ner bekannten
fchwerreichen Firma· »Hier,« sagen
wir, »hier ifi ’n Artikel, annoncirt bis
über die Puppen! Hier sind Bestellun
gen, werth fünfmalhunderttauiend
Dollars!
Nachfrage pyramidal, phänomenal!
Gebt« uns zweihunderttausend Dollars
bear, macht Euer dummmes Pflaster
selbst und effeetuirt die Bestellungen.
Abgernacth Nicht wahr? Dank
schön! Adieu!« Sehn Sie? —- Die
kriegen ’n wohl etahliries Geschäft,
wir ’n Netto-Profit von Hundertund
fünfzigtausend! Was dann? Wir er
sinnen ’ne andere Anzeigr. Stecken
unser ganzes Kapital ’rein. Vertau
fen für 'ne Million. Legen die an,
verkaufen wieder! Jn zehn Jahren
können wir Milwauiee als Unsere
Sommer- und San Diego oder ’n
ähnliches Nest als unsere Wintetresi
denz kaufen. Die reichste Firma der
Welt: »Allen und ——«
»Brotan« sagte ich ergänzend. »Ju
dessen —- ich hab’ keine fünfzigtausend
Dollars, nicht ’nial zehntausend.«
»Wieviel haben Sie?« fragte er
eifrig.
,,«Grad’ Fünftausend!«
»Abgemachi!" schrie Allen. «Se
lam!« — —
Ain nächsten Tag hatten wir unsere
Handelsmarke eingetragen und Kon
tmtte mit allen Leitunan in Lincoln
abgeschlossen
»Seb’n Sie, « sagte Allen »’s Geld
ist uns ’n bischen tnappt Das Uni
oersum läßt sich mit lumpigen Fünf
tausend nicht tausen! Wir müssen
ttein anfangen. Unser Territorium ist
vorläufig Nebraska. Allens allons
ses Pfiaster muß jedermann in Ne
brcislsa — egal, ob er auf Roosevelt
oder ob er auf Cleveland schwört —
betanntwerden, dann verkaufen wir
für Zwanzigtausend!«
»Wir gingen d’ran, und bald
prangte
«Allens all-poröses Pflaster
Wunder wirkt als Schmerz-Entlastu.«
an allen Zöunrn. Mauern und Wän
den irn Staat Nebraska. Jn Jeder
Zeitung fand sich derselbe hübsche
Reim. Ein oder zwei Zeitschriften
posaunten ihn in die Welt hinaus.
Sämmtliche Anschlagetaseln wiesen
ihn auf. Jn jedem Laden, auf dem
Land wie in der Stadt, hing er, auf
fällig gedruckt, irgendwo. Allenö all- »
poröses Pslaster war in jedermanns
Mund, alle Anzeichen deuteten daraus «
hin, daß es aus jedermanns Rücken
sein würde, so ld —- Allens all-vorö
fes Pslaster uberhaupt erst ’mal txt-I
stirte.
Allen behielt entschieden Recht Je
Eder Rücken schien förmlich nach un
l
Jserm Pslafter zu jucken. Apotbeter
aus allen Ecken und Enden des Staa
tes überschwemniten uns mit Ansta
gen, und bald waren wir gezwungen,
zwei Schreibmaschinen in Thätigteit
zu halten, einzig, um den Herren
Pharmazeuten auseinanderzuiehem
daß »infolge nie dagewesener Nach
frage unser Laboratorium mit dem
Muskscssm hy- stspssnnssn III-Z Mo
«--p--7- » s-- w- »
nate binienan«, daß wir Idem geschätz
ten Auftrag unsere vollste Aufmerk
samkeit zuwenden und sämmtliche Be
stellungen, der Reihe nach« so wie sie
eingelaufen, so schnell als irgend thun
lich", füllen würden. Jeder Tag
brachte uns, wie gesagt, eine Sini
fluth von Briefen, ja, bereits unauf
geforderte Anerlennungsschreiben über
die Vorzüge von »Allens all-poröfei
Pflaster«.
Allen schwamm in Wonne.
Mit einemmal ließ er den Kon
hängen.
Er war gegangen, um unsere Han
delsmarke zu verkaufen, und hatte
Fiasko gemacht. Kein Mensch wollte
sie. Geld war knapp, und Patentme
dizinen waren Fablreich wie Sandtiirs
ner am Meer. Allenö Stirn legte sich
in Falten. Ein Tag nach dem andern
verging, die Zahl einlaufender Vettel
lnngen verminderte sich. Wir hatten
grad’ noch zweihundert Dollarz übrig;
dabei lagen uns Annoneenrechnangen
im Betrage von viertausend Dallars
vor. Schließlich verzweifelte Allen·
Er kam auf die Bude, die wir »Bu
reau" titelien, und ließ sich gefnickt
auf einen Stuhl fallen. Die Sorge
stand ibm auf der Stirn geschrieben.
»’s niitzt nichtsP jagte er im Lei
chenbittertone. »Sie wollen nicht an
beiszen. Es bleibt uns nichts übrig.
.Was?'« fragte ich. »Ban1erott an
kündigen?«
»Unsinn!« schrie er. »Sele die
Bestellungen fiillent«
d« «Wo aber in aller Welt wollen wir
re ——«
»Pflaster betriebme Allen fyahte
sich den Kons. »Warst-er wirkt als
Schwere · Ent!aster,« citirte er, ein
Bein Eber dein andern schaukelnd.
Ithstttihts vor ßch his- V- ltsst III
Mk tm Psefserl Scherf«
Die Situation war in der That
kritisch. Pslaster mußten wir haben
oder Pleite gehen. Plö lich spra
Allen mtt entschlossener iene a
und verschwand durch die Thitr.
Zwei Ssitnden darauf lakn er wid
der — mit einer Zange, wie sie die
Sattler gebrauchen, unt Löcher in Rie
men zu tneifen, mit einer Scheere nnd
mit einem Grinsen aus dem Gesicht,
das so breit wie die Scheere lang war·
.Jn zehn Minuten sind fte hier!«
schrie er. Setzen Sie sich gleich hin
und schreiben Sie unsern Annonreni
vermittlern, daß wir ’ne Abänderung
etnfchicken werden! Jn ’nem Jahre
laufen wir das Kapitol als Briesbes
schwerer und die Hauptstraße hi:r in
dem Nest, als Kegelbahn! Zieh’n’ sich
den Rock aus! Jch hab vierzigtausend
Papierschachteln bestellt, einhunderti
tausend Etitetten und zweihunderttaw
send Pslaster. Die erste Partie
Schachteln wird morgen hier sein, die
ersten Bündel Etiletten kommen heut’
Abend. Die Pslaster werden gleich da
sein. 's wundert mich, daß ich nicht
gleich d’ran gedacht! Die Annonce
müssen wir allerdings umändern, und
die Allitetation der ersten Zeile geht
kutsch, aber—’s schad’t nix!——Die——«
»Aber, wo in aller Welt,« -—— wars
ich ein, da ich doch enth auch einmal
zu Worte kommen wollte.
»Beim Grocer, natürlich!« schrie er,
als ob der Materialwaarenladen der
felbstderftändlichste Platz, poröses
Pflaster zu finden. »Ich hab sämmt
liche EngroS:GrocerS der Stadt aus
gelaust Rahelahl ausgelaufU ’hab
genug, um alle Bestellungen und noch
einige drüber zu füllen. Die besten,
die je gemacht wurden! Halten fester
als der Teufel an ’ner armen Seele!
Zu ertragen sind sie, aber nicht abzu
tragen!«
Er behielt Recht. Nicht lange dau
erte es. und die Waaen brachten name
Kistenladungen. Sie standen aus dem
Fußsteig ausgethiirmt —- zwanzig Fuß
hoch, sie standen aus der Treppe ausge
thiirrnt —- wir thürmten sie in unse
rem Lotale aus; wir thürmten, was
wir nicht da unterhringen konnten, in
einein unbenußten Raume, unserem
Bureau aus der andern Seite des
Flures gegenüber, aus —- iiber zehn
tausend Schachteln sähes, tlediges
Fliegenpapier!
Als alles beieinander war, nsertte
Allen, daß er eine der Huuptscchen
vergessen. Er stiirrnte sort und lehrte
bald mit zwei Ballen Masseline, einen
unter je einem Arm, zurück. Ein paar
Minuten später gingen wir ans Werk.
Wir zerschnitten jeden Bogen in drei
Theile, sprentelten aus einer Pfeffer
biichsse CayennegPsefser aus die kleb
rige Seite, drückten diese aus ein gleich
groß geschnittenes Stück Muiseline
und tnissen mit der Sange Löcher in
das so geschaffene Pslaster. Spater
hin schafften wir uns eisssn Gunnnis
stempel an und stempelten Gebrauchs
anweisungen auf die Rückseite· Vor
läufig aber hatten wir teine Zeit dazu.
Als die Pslasterschachteln einzutressen
begannen, stiittnte Allen auf die
Straße hinunter und preßte drei Zei
tungsjungen als Packer in unseren
Dienst. Schmunzelnd unterzog er die
ersten »Probepf!ast.er« einer Prüfung.
»Weich wie Butter!« flüsterte er, aus
die Musselinseite tippend. »Weich wie
Butter! Die werden halten!«
Und sie hielten! Niemals hielt ir
gend etwas besser! Sie hielten ewig!
Ahwaschen konnte man sie nicht. Ab
reiben konnte man sie auch nicht« ab
traßen erst recht nicht! Wenn das
Papier der Rückseite abgetragen war,
mußte sich das Opfern-ein neues Pslai
st- k.sl«
Ilcl auf UchklUc Otcuc l(H(ll, (I,E( IV
ein Hemd anziehen konnte, denn der
Leim, der wich nicht! Es war eisi to
lossaler Erfolg!
Wir änderten unsere Annonce um,
»sodaß sie lautete:
..,Allens weich-poröses Pflaster
Wunder wirtt als Schmerz-Entlafter.«
iund rückten sie in die illuftrZrten Zeit
Hchriften ein. Wir fchickten einen Ver
streter nach Europa und gegenwärtig
tragen manche der getrönten häupter
unser Pftafter. Jedermann ——-natür
lich —- hat wohl die Beschreibung
Stanleys über sein Zusammentreffen
mit einem Stamme Wilder Afritas,
der nichts als Allens weich-poröfes
Pflafter trug, gelesen, und jedermann
— unzweifelhaft entsinnt sich des be
rühmten Bonmots des ersten Selte
tärs des spanischen Preniierminiiterö:
«Amerita ift wie Allens weickkporöses
Pflafter —- nicht wieder wegzutriegen,
wo es ’mial gepackt hast«
Vor fünf Monaten stellten wir un
ser zehnftMiges Fabritgebäude fertig
und vermeinten unser Grundtapitol
auf zwei Millionen Dollarö, und
Leute. denen wir zu Beginn unserer
Laufbahn unfere handetimarte anbo
ten, tönnen vor Neid berstet-. Mr.
Allen treuzt gegenwärtig auf feiner
Prioatyacht irn Mittelländifchen Meer.
Kurios ist er immer noch, denn er de
stth darauf, die «Läuft-sich-teicht
Schuh« und den .,Mthlt-das-slut
Hut« zu tragen, festeren sogar unge
achtet der kratsuchy ß er selbst nn
ten im Sii n fort " end friert und
sieh am liebsten, nur, um fich warm zu
mache-, vom Kopf bis zu den Sehen
ipijm in Alle-is weichporöfel Pfla
ßM einpacken möchte.
,
ai- sk seis- pkt M ves- see-as
antrat, fragte J ihn, ob IlleutatpnI
in Pennsylvanien wirklich sein Ge-!
burttort sei. ;
Er lachte. »Mein lieber Mr. ;
Broron,« sagte er, «!i ist allet nur we- j
gen der Alliteraiian und der Annonrei !
»Arie« von Art-known- höki sich gin(
an. Jn Allentvwn bin ich nie gen-es »
sen. Jch bin mit Sprertvasser »se
toost«, und ich heiße eigentlich »Alle«.;
Jrn übrigen ftamme ich aus Chicago!«
Das ist alles. Zum Schluß aber
möcht’ ich Sie daraus aufmerksam
machen, daß. falls Sie an kalten Fü- ’
ßen, dumpfem Druck auf dern Hinter
kopf, Verdauungsbeschwerden, turzum
irgend einem Uebel leiden, f L
«Allens weicheporöies Pflaster
Wunder wirkt als Schmerz-Entlaster.«
—-——
Der Familientag.
Der Qbersiörster Grünrock bekam
eines Morgens einen eingeschriebenen-;
Brief. Er wunderte sich. »Meriwiir
dig! Wer hat denn so was Wichtiges
zu schreiben i« »Der Brief ist von un
serem Franz,« sagte die Frau Ober
förfterin, als sie einen Blick auf dies
Adresse geworfen hatte. »llnsinn!«.
lnurrte Griinrock, der zu den Männern
lgehörte, die stets alles besser wissen,
Hals andere Leute. zssrariz hat zwar
seine miserable Handschrift, aber siH
zichlecht schreibt er doch nicht« »Dafiir
’ ist er ein Tottor,« entgegnete die Mut
» ter mit stolzem Lächeln. »Wenn es nur ;
der Adotbeter lesen kann. Das ge-- i
niigt!« ,,Quats ! Seinen eigenen Na- s
men muß doch jeder deutlich schreiben. I
ilnd nun steif Dir mal das Wort
Grijnrock an. Es tann Grünipan, es
tann auch Grünlodl heißen!«
Jetzt wurde auch Frau Grünrock
hitzia. Meinetwegen kannst Du
,,Sauerlraut« lesen, aber der Brief ist
von unserem Sohn. Taran will ich
Gift nehmen ——Griinspan oder Arse
nil.« Sie behielt Recht-—Jrauen ha
ben ja schließlich allemal zum Schlusse
Recht —. Denn als der Obersiirster
nach mannigfaltigen Umstandlichteiten
den Brief ausgemacht hatte, erst die
Brille gesucht und mit Wildleder ge
putzt, dann das Papiermesser gesucht
»und einen Rostfleck mit Sandpapier
Jabgeriebem da stand als Ueberschriftt
»Lieber Vater!« und zum Schluß:
:Dein treuer Sohn Franz.« »Also
doch! Der Jun musz entschieden noch «
einmal Schreib tunde nehmen!« -
Bedächti las der Vater Wort für
Wort fiir ich und begleitete die Lei
tiire nur mit leisem Murmeln und
Brummenx aus einmal schlug er aber
mit der geballten Faust aus den Tisch,
daß die Kasfeeta en durcheinander
fielen und schrie zornig: »Als-) das ist
die wichtige Nachricht! gehlgeschossem
mein Sohn! Zu dieser ummbeit be
tornmst Du meinen Segen nichts«
Seine Gattin war erschrocken ausge
sabren. »Herr Gott« was gieb«
denn? Will Franz mit in den Krieg
nach Afrita gehen?«
»Nein! Heirathen will er!«
Diese Antwort beruhigte die Mutter
augenblicklich. Sie setzte sich wieder
aufs Sopha und lächelte. »Warum
soll er denn nicht heirathen? Er ist alt
genug, hat fein gutes Austommen und
ich habe mir schon lange ein Schwie
gertöchterchen gewünscht.«
»Aber er soll die Cousine Lisbetb
nehmen! Schon als Kinder haben sie s
. miteinander Mann und Frau gespielt. ?
Der Alte hat viel Geld und das Mädel i
wartet aus unseren Franz, schlägt alle
Heiratbsantriige deshalb aus.«
Die Gattin lchiittelte ungläubig den «
Kopf. »Wer weiß. wie das zusammen-«
bangt! Aber jeyt möchte ich als Mutter !
doch wissen, wer die Braut meines ein
zigen Sohnes ist?'« »Sie beißt Alwine
Müller,« antwortet der Obersörster
grinst-nig, Jst gepritfte Lehrerin, tragt
sikklllcllc BUUMPIØ UND kann lclllc
Suppe lochenl Das tönnte mir passen!
Jn mein Haus darf sie nicht lommen!'
»Hat Franz das selbst geschrieben?
Jchsmeine von den Strümpfen und
der Sappe?« fragte die gute Mutter
ängstlich.
Der Oberförster lachte gering
schätzig. »Achwa5! Natürlich macht
et, wie alle Verliebtem schöne Redens
arten: feine Alwine ift ein Engel in
Menschengestalt und aller Tugenden
voll. Aber ich weiß das aus Erfahrung
besser. Jch bin doch lein heutiger
Hasel So ’ne Schulmamsell ioll in der
Klasse bei den Kindern bleiben, aber
ur hausfrau paßt sie nicht« Zum
damilientag will er sie mitbringen,
leich Verlobung feiern. Na wart’!
It werde ich ihm aber einen Brief
chreiben, den er nicht hinter den
Spiegel stellt!« Und der Oberförster
Iß Wasser ins Tintensaß, rithrte den
odensah mit einem hölzchen um;
stampste die Stahlfeder ein paarmal
kräftig auf den Tisch und dann ing’g
Schreiben los. Mit zollgroßen ach
stabenl Die lonnte man ohne Brille
beaneni lesen!
Die Mitglieder der angesehenen
gamilie Grünroel tamen alljährlich im
pätherbst zusammen. Diesmal war
der Oberförsier an der Reihe, die
Griinröcke weiblichen und männlichen
Geschlechts zu bewiethen, und seine
Frau sah mit sehr gemischten Gefühlen
dem amilientag entgegen. Theils
freute ,ie sich auf die lieben Verwand
ten. theils fürchtete sie sich vor dem
großen «Trasch«! Sie hatte ja ieine
Tochter, die ihr hilfreich zur Seite
stand.— Wahn-en sollten die Gäste im
wei n Lamm, aber die Betöstigung
rnu iesie selbfl herstellen und das war
in dem kleinen Denstödtel nichi -leicht.
M M W set-e Frau mit
brachte, die eine gebotene von Lamms
seli war, dann hieß es, steh zusammen
ne Hien. iewar verwöhnt und kriti
MO Mist seht ichsti
langem Ueberlegen war Frau
Grünrock zu dein Entschlusse ge orni
men, aus Dresden eine Kochsrau zu
tierschreidem die ihr ihr Sohn empfoh·
len hatte. Der Franz tani in viele
Gesellschaften und aß selbst gern etwas
Gutes. Wenn sie an die Kochtiinstles
rni, Frau Breithuhn, dachte, erheiters
ten sich ihre Mienen. aber wenn sie an
den Sohn dachte, wurden sie sorgen
voll: Der arme Junge! Er liebte nun
einmal seine Alwine, und nur weil der
Vater eine Abneigung gegen studirte
Frauen hatte, war er so widerhaarig
und wollte von der Braut nichts wis
sen. Drei Tage vor dein Familiensefte
traf der junge Doktor ein. Er schien
durchaus nicht trübselig gestimmt zu
sein, die blauen Augen waren heiter,
der Schnurrbart sorgfältig sin aus
gedreht und etwas gelockt, und der Ap
petit ausgezeichnet Mit dein Vater
ging er aus die Jagd und zuckte lä
chelnd die Achseln, wenn dieser von
»Blaustriiinpfen« redete iind auf ge
tehrte Damen stichelte, die nicht wüß
ten, wenn’s Wasser tocht.
Mit Worten war der Vater nicht zu
belehren. sondern niir durch That
sachen. Das wußte er aus Erfahrung.
,«Fehlt Dir etwas?« fragte er am
nachsten Morgen seine Mutter. »Du
list recht blaß.« »Nein, ich habe nur
schlecht geschlafen.« Damit ließ sich
aber der junge Aestulap nicht abfers
tigen. Er holte Fieberthermonieter
und Hörrohr und zählte gewissenhaft
die Pulsschliigr. »Es ist nicht-Z Be
lentiiches, aber Du mußt Dich nieder !
legen und schlafen. « ,,Unsinn!' wider
sprach der Vater. »Der Mutter fehlt i
gar nichts! Außerdem haben wir doch«
unseren Familientag ——« »Da-« weiß
ich wohl, und deshalb soll sie jetzt
ruhen, damit sie morgen frisch ist.«
Auch Frau Grünroet erhob Einwen
dungen. »Ich muß in derKijche nach
sehen, Bertha ist leider ganz un
l--»I«cxc»-- « ims- äs- «-l-.·-L-O I»JI
IOIUHUIO »Es-II II-, vkssssss O,IIUI
trifft Frau Breithuhn bereits heute
ein; wenn die Kochfrau das Kom
mando führt, hat die haussrau nichts ;
mehr zu sagen, gerade wie der Kapi
tön, wenn der Lotse an Bord des
Schiffes kommt. Du bist vollständigs
überflüssig gute Mutter.«
Mit ärztlicher Energie feste derj
Sohn seinen Willen durch. Bald lag ’
die Mutter ini dunklen Schlafzimmer,
alles Geräusch war in ihrer Umgebung
untersagt und es dauerte gar nicht
lange, so schlief sie hart und fest
Unterdesfen war der Sohn des, ausee
un einein thätig Er ging zum ahn
hofg und empfing Frau Breithuhn, er
brachte sie mit ihren Reiseeffetten, zu
denen auch Tortenschachteln, Gemüse
und Obst gehörten, in sein Eltern
haus; er zeigte ihr das kleine trau
liche Giebeksttibelchen, wo sie wohnen
ollte, er stellte ihr das Küchenmädchen
rtha vor und meldete seinem Vater
die Ankunft der Kochfrau. »Gut.
Werde mir mal die Person besehen und
ihr wegen ihrer Kochkenntnisse auf den
Zahn führe-r Jch möchte mich nicht
am Jamilieniage vor unseren Gästen
blamiren!« «
Wie er nach geraumer Zeit wieder
zuxn Sohn zurückkehrte, war er offen
bar sehr befriedigt. »Scheint gar nicht
dumm zu sein! Uebrigens noch recht
jung und gar nicht kugelrund, wie die
Köchinnen eigentlich fein müssen.
Schlant gewachsen wie eine Tanne und
bat hübsche braune Augen. Aber reso
lut ist sie trotzdem und kommandirt
unsere faule Bertha wie ein —«
«Schulnieister!« fiel Franz seinem
Vater in die Rede und lachte herzlich
über seinen ei nen Witz. Unter-dessen
hatte die Kochsau siir die beiden Her
ten das Abendbrod hergerichtet. »Ich
habe sieåebetem mit uns zu speisen,
um die utter zu vertreten. Du bist
doch einverstanden?« fragte Iman
und der Vater antwortete eifrig: ;
.Selbstverstiindlich! Jst ja eine ganz l
reputirliche Frau, die Breithubn.«l
Dann nahm er am Eßtisch Platz und!
wartete mit Ungeduld aus das Mahl.
Beriba trug die Sappe aus; dann tani
ograu Breithuhn. Sie hatte die große
ahichiirze abgelegt und sah sehr nett
und zierlich aug. Dabei benahm fie
sich bescheiden und sprach nicht viel,
aber was sie sagte, klang verständig.
Der Obersiirster achtete nicht besonders
aus ihre Unterhaltung mit seinem
Sohn —- er aß! Und mit welchem
Wohlbeha n! Die Suppe war vor
züglich un die Rehleber ganz deliziiis
ge raten, nicht mehr blutig und doch
zart. Kein Zweifel, die Frau verstand
ihr Geschäft.
Wie er satt war, sprach er ihr seine
Anerkennung aus. Frau Breithuhn
erröthete vor Freude. »Ich bin glück
lich, da Sie zufrieden sind, hert
Obeerr er! Wenn man mit Liebe
lacht, muß es ja gelingen!« Dann
wünschte sie gute Nacht, lnixte hösiich
und zog sich in ihr Stiibchen uriict·
— Am nächsten Morgen befand ich die
Frau Obersiirster bedeutend besser und
wollte durchaus nicht mehr als Kranle
behandelt sein· Thatendurftig lündigte
sie ieren Entschluß an, sich nach deni
rii stiiit ins Küchendepartement zu
geben, uiii die Bekanntschaft der
Frau Breithuhn zu machen. Bis ietzt
war aber noch lein Frühstück aufgetra
gen. und als Bertha endlich nach mehr
maligeni Klingeln erschien, tani sie mit
leeren hönden und sah bald den Ober
siirster, bald eine Frau mit berstiirten
Blicken an.
»Warum bringst Du den Kaiser
nichts«
»Weil ich mich nicht in die stche
traue. Frau Bretthuhn sitt aus des
nbant und neben ihr sitzt-—
tne Maus und vor der fürchtest
Du Dicht·
Vertha Seh chtittelte den Kons. NNein
der Oerr oltor sit t neben der Ko;
trau, er hat sie gektist und will
nächstens heirathen!«'
Die Kochsrau heirathen! Das Wort
schlug wie eine Bombe ein die Eltern
waren eine Weile sprachlos. Dann
sing die Mutter vortvurssvoll an:
»Das ist Deine Schuld, Wilhelml
Durch Deine Abneigung gegen die
Lehrerin, die Du noch gar nicht kennst,
hast Du den armen Jungen aus dern
Geleise gebracht. Jetzt will ek, Dir
zu Gefallen, die Kochsrau heirathen
— eine Wittwe mit sieben Kindern!
Schrecklich!'·
Der Obersörfter staunte. »Unsinnl
Sieben Kinder! Das ist ja ganz un
möglich! Die Frau ist noch ziemlich
Ums-—
»Sie hat mir selbst geschrieben, daß
sie sieben Kinder zu ernähren hätte.«
»Ich glaube es trosdem nichtl«
widersptach der Obersörster. »Ich
will’s von Franz selbst hören.«
Da that sich die Thitr auf und
Franz führte Frau Breithuhn ins
Zimmer. »Liebe Mutter, hier stelle
ich Dir meine Braut Alwine Müller
vor. Jch weis-, Du wirst sie nicht nur
meinethalben lieb haben —- sie verdient
ts! Du tennst sie bereits, lieber Vater,
freilich unter einem anderen Namen,
aber der Name thut nichts zur Sache.
Auf meinen Wunsch hat sie bei Frau
Breithuhn das Rachen erlernt, und
daß sie ihrer Meisterin keine Schande
macht, hast Du gestern Abend selbst
erkannt. Sie kann also eine Suppe
kochen und trägt niemals zerrissene
Strümpsr. Damit sind Deine Ein
wendungen erledigt«
Der Doktor hätte noch mancherlei
zi- saaen gehabt, aber es hörte Nie
mand auf ihn. Frau Grünroek lachte
und weinte abwechselnd und küßte und
list-» Vllmino nnd der- Klspkfiifsskes
wollte auch einen Kuß von dem neuen
Töchterchen haben.
»Und deshalb mußte ich gestern den
ganzen Tag im Bett liegen?'· sragte
die Mutter, und'drohie ihrem Sohn
schalthaft mit dem Finger-.
Er nickte lächelnd. »Ach hätte man
wahrscheinlich nicht getäuscht, aber mit
dem Vater tonnte man’s schon wagen.
Jm Krieg und in der Liebe isj jede
List erlaubt! Uebrigens war Dir die
Ruhe sehr dienlich, denn nun kommt
der« Familientag mit seinen Anstren
gungen!«
Der FamilientazU Der war augen
blicklich ganz in den Hintergrund ge
treten, und wenn nicht die wirkliche
Frau Breithuhn mittlerweile einge
troffen wäre und das Negiment in der
Küche übernommen hätte, würde es
mit dem Festmsahl bedenklich ausgese
hen haben.
Was sich außerdem noch am Fami
lientag der Grünrocks alles zugetras
gen, das soll ein andermal erzählt
werden.
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Zeitbtlth
»Ihr habt ja da ein mächtiges, ech
tes Gewand an, Huberlzäuerint Wo
her habt Jhr denn das?« —- »Jn der
Stadt —- in der Mastengarderob’
hab’ ich’s ’taust!«
Ein haust-stund
»Meine Wohnung gelf ieh aus. er
stens ist sie mir zu klein, zweitens zu
hoch und drittens drängt derHauss
wirth von wegen der Miethe.«
Ein »praktischen-« Arzt.
Patientin: »Sie sagten mir doch. ich
solle die Zunge herausstretten« Herr
Dottor7 das thue ich nun schon 10
Minuten. Sie haben sie aber noch
nicht einmal angesehen.« — Ar t:
»Das ist auch nicht nöthig, ich wo te
nur in Ruhe das Rezept schreiben.«
—-::--————-I.
- HMIth.
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Getichtzchemikekt »Du glaubst also.
Geliebte·. daß znik Dein Vater Deine
Hand mchi txan ern wide
Tochter eines einhöudlets: »Ist-Mk
Einem Gerichts-hemmt W dtk seinen
Korb zu geben-«