Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 29, 1904, Zweiter Theil, Image 12
n e G t Wenig-ask Fing-; i e iischsch » Ir. Ullen wer ein kuriosee Mensch s Ins-lich knrios und äuserlich ku i Von hmten betrachtet, machte z-»-- eckig nnd dürr, wie er war --; Eindruck eines wandernden4 k’s, von vorn den einer wandern Antiqnitötensammlung. Seine he hatten Gummisohlen, seins hatte auf beiden Seiten ileinel runde Luftlöcher-, seine Kleideri « ten, ihrem Schnitt nach, ausi Nchtedenen Jahrzehnten tuezum, i UAllen war ein Kuriosum Seine Bekanntschaft machte ich im sjsindell Hotel in Lincoln, Nebraska. Stuhl neben mir saß ein kleines ei Männchen mit glückstrahlen dem Gesicht. ( »Da! Lesen Sie das ’mal!" sagtei ler, indem er mir ein Briefeoitvert un .- ter die Nase schob. »No, no! schrie er. »Auf der Rückseite!« Was ich las, lautete: ·Allens all-poroses Pslaster Wunder wirkt alHSchmerz-Entlaster.« »Fa1nos! Was?« fragte er, ehe ich selbst irgend etwas sagen konnte »Die erste Zeile: »Allens all-pord«seö Pfla stet« ist geradezu genial! Wie? Und die zweite: Die ist gar nicht zu über bieten! Eh? Wagner hätt’s nicht besser machen können! — «W«.mder wirkt als Schmerz-Entlaster«. Groß qrtiges Wort! Nicht? Schmerz-entla stet! Entlastet von Schmerz! Nimmt die Last des Schmerzess Von wehen süßen bis Rückenschmerzeni Von Po dcgra bis Append:citi5! Die ganze Geschichte in vier Worten: Wunder wirkt als Schmerz-Entlaster! Jn haltsschwer wie die Hosentasche ’nes Jungen um Weihnachten! Wunder wirkt! Wunder wirkt sie. Seb’n Sie? k Ullens allporöses Pflaiter —- Wunder wirkt als Schmerz-Entlastu! Was Tagen Sie ’zu? Grandios —- was? Könnten das nicht vergessen und W Sie alt würden wie Meist-sa leml ’tvett Ihnen, Sie sagen noch auf Ihrem Sterbebett: »Zllens all-porlifes Pflaster Wunder roirlt als Schmerz-Entlaster.« Ich hielt ihm das Couvert bin, aber er tippte nur mit den Fingerspitzen darauf. »’s steckt ’n Vermögen in den » zwei Zeilen!« sagt er. »Ich weiß es; ; G bin Allen, von Maine bis Catifor- i nien bekannt als Allen von Allen toton, Allen, der Mann der Ideen.i Jch bab’ mehr Jdeen zu Anzeigen ver- s arbeitet als irgend ’n Mann der Welt. Seh’n Sie die Schuh’? Das is; der Eäuft - sich - leicht - Schub«! Jdee stammt von mir! Seb’n Sie den Hut? se ist Muth-s! Muth-s Hut — nährt das Blatt« Idee ist von mir! Meine Unzeigel Resultat: sechs Millionen Paar »Läufi-sich-leicht-Schub’« ver kauft im ersten Jahr. Acht Millio nen »Küblt - das - Blut - Hüte« ver kauft nur durch »Muth’s hat — Fühlt das Blut«. Seh’n Sie diesen - Anzug? Der Ausdruck sit-Geschmi deri« stammt von mir: Resultat: Rie » starr Abgang! Jedermann verrückt auf JIix-Gefchneiderte Anzügr. ’s liegt alles in der Anzeige der Annonce. Die Unmre macht alles-! ’rnacht über ’ne halbe Million für die Schneiderfirmal Heisa Sie die Franfen an diesen Ha fen biet-? Und nun denlen ’sich: der Mann. der so’ne Hosen trägt, hat Millionen gemacht, Millionen für an . dere! Aber —- er ist fertig damit! - Ganz und gar ist Willie fertig damit! sillie wird ietzt für sich selbst Geld machen. Mr. Allen von Allentown wird ein reicher Mann werden! Schwerreich! —- Wollen Sie sich d’ran hetheiligen?« »Wie ist das Pflafter?« fragte ich, denn Mr. Allen interessirte mich. »Ist es wirklich gut für ’wag?« »Pslafter —- Unsinn!« sagte er, «vas scheert uns das Pflaster! Ob « des Pslaster zieht, ist Nebensache! Die Inzeige — die Anzeige zieht! Das ist die Hauptsache! Geben Sie mir ’ne gute Annonce, und ich vertauf Bleitugeln als Leber-bitten » Sie »Allens Kugeln beseitigen - cse Leiden« in allen Zeitschriften ein, gd in ’nein Jahr steckt jedermann voll M wie’n Sehertasiem Jch hab' « Eier ’rie Inn-nich die ’n Königreich Mk ist. Geben Sie mir fünfzigtau seisd Doktors, und ich wett’ Jhnery in krseehcib sechs Monaten träumt jeder Mty spricht jedermann, trägt jeder W in Amerika llens all-poröses sitt. Geben re mir fünfzigtau Dollarz, und wir heil-MS in je Zeitsng, in jeder Zeitschrift, aus Stall, aus jedem Zaun, aus je , Fels, in jedem Stroßenbsahnww : », in jedem Damit-IT in jedem re, in jedem Drugstore aus weiß und griin auf roth sib evs bist-, bis siebenziq srei seich geMne Millionen Ameri etkätt weiter mehr sehn, hörüi " späten alt gllsporöses Pstaster is wirkt als SchnierziEntlaster.« Oh bester Herr, sagte ich, »ist III Pslgßer guts-? Taugt das . Ast-s FNstvwn beugt sich th «’hab gar tein Pfla steti« »Na-a-—i?« rief ich. »Noch nicht!« sagte er. .Das tonirnt später! Das kriegen wir schon rniti der it. Gesei von Angebot und» Ra rage, wissen Sie. Wenn ’rnal erft ( Nachfrage vorhanden äst, —- Angebot( wird schon kommen! Kapiren Sich 'sind doch »heil« genug! Hören Sie zu: Wir annonciren, stiegen. woan ’tnal sagen —- siinfzigiausend Bestellungen zu je zehn Dollaröz Summa: küns malhunderttausend Dpllarsi Was dann-iW —- ’verkausen den Krempel aus. ’gehn zu irgend ’ner bekannten fchwerreichen Firma· »Hier,« sagen wir, »hier ifi ’n Artikel, annoncirt bis über die Puppen! Hier sind Bestellun gen, werth fünfmalhunderttauiend Dollars! Nachfrage pyramidal, phänomenal! Gebt« uns zweihunderttausend Dollars bear, macht Euer dummmes Pflaster selbst und effeetuirt die Bestellungen. Abgernacth Nicht wahr? Dank schön! Adieu!« Sehn Sie? —- Die kriegen ’n wohl etahliries Geschäft, wir ’n Netto-Profit von Hundertund fünfzigtausend! Was dann? Wir er sinnen ’ne andere Anzeigr. Stecken unser ganzes Kapital ’rein. Vertau fen für 'ne Million. Legen die an, verkaufen wieder! Jn zehn Jahren können wir Milwauiee als Unsere Sommer- und San Diego oder ’n ähnliches Nest als unsere Wintetresi denz kaufen. Die reichste Firma der Welt: »Allen und ——« »Brotan« sagte ich ergänzend. »Ju dessen —- ich hab’ keine fünfzigtausend Dollars, nicht ’nial zehntausend.« »Wieviel haben Sie?« fragte er eifrig. ,,«Grad’ Fünftausend!« »Abgemachi!" schrie Allen. «Se lam!« — — Ain nächsten Tag hatten wir unsere Handelsmarke eingetragen und Kon tmtte mit allen Leitunan in Lincoln abgeschlossen »Seb’n Sie, « sagte Allen »’s Geld ist uns ’n bischen tnappt Das Uni oersum läßt sich mit lumpigen Fünf tausend nicht tausen! Wir müssen ttein anfangen. Unser Territorium ist vorläufig Nebraska. Allens allons ses Pfiaster muß jedermann in Ne brcislsa — egal, ob er auf Roosevelt oder ob er auf Cleveland schwört — betanntwerden, dann verkaufen wir für Zwanzigtausend!« »Wir gingen d’ran, und bald prangte «Allens all-poröses Pflaster Wunder wirkt als Schmerz-Entlastu.« an allen Zöunrn. Mauern und Wän den irn Staat Nebraska. Jn Jeder Zeitung fand sich derselbe hübsche Reim. Ein oder zwei Zeitschriften posaunten ihn in die Welt hinaus. Sämmtliche Anschlagetaseln wiesen ihn auf. Jn jedem Laden, auf dem Land wie in der Stadt, hing er, auf fällig gedruckt, irgendwo. Allenö all- » poröses Pslaster war in jedermanns Mund, alle Anzeichen deuteten daraus « hin, daß es aus jedermanns Rücken sein würde, so ld —- Allens all-vorö fes Pslaster uberhaupt erst ’mal txt-I stirte. Allen behielt entschieden Recht Je Eder Rücken schien förmlich nach un l Jserm Pslafter zu jucken. Apotbeter aus allen Ecken und Enden des Staa tes überschwemniten uns mit Ansta gen, und bald waren wir gezwungen, zwei Schreibmaschinen in Thätigteit zu halten, einzig, um den Herren Pharmazeuten auseinanderzuiehem daß »infolge nie dagewesener Nach frage unser Laboratorium mit dem Muskscssm hy- stspssnnssn III-Z Mo «--p--7- » s-- w- » nate binienan«, daß wir Idem geschätz ten Auftrag unsere vollste Aufmerk samkeit zuwenden und sämmtliche Be stellungen, der Reihe nach« so wie sie eingelaufen, so schnell als irgend thun lich", füllen würden. Jeder Tag brachte uns, wie gesagt, eine Sini fluth von Briefen, ja, bereits unauf geforderte Anerlennungsschreiben über die Vorzüge von »Allens all-poröfei Pflaster«. Allen schwamm in Wonne. Mit einemmal ließ er den Kon hängen. Er war gegangen, um unsere Han delsmarke zu verkaufen, und hatte Fiasko gemacht. Kein Mensch wollte sie. Geld war knapp, und Patentme dizinen waren Fablreich wie Sandtiirs ner am Meer. Allenö Stirn legte sich in Falten. Ein Tag nach dem andern verging, die Zahl einlaufender Vettel lnngen verminderte sich. Wir hatten grad’ noch zweihundert Dollarz übrig; dabei lagen uns Annoneenrechnangen im Betrage von viertausend Dallars vor. Schließlich verzweifelte Allen· Er kam auf die Bude, die wir »Bu reau" titelien, und ließ sich gefnickt auf einen Stuhl fallen. Die Sorge stand ibm auf der Stirn geschrieben. »’s niitzt nichtsP jagte er im Lei chenbittertone. »Sie wollen nicht an beiszen. Es bleibt uns nichts übrig. .Was?'« fragte ich. »Ban1erott an kündigen?« »Unsinn!« schrie er. »Sele die Bestellungen fiillent« d« «Wo aber in aller Welt wollen wir re ——« »Pflaster betriebme Allen fyahte sich den Kons. »Warst-er wirkt als Schwere · Ent!aster,« citirte er, ein Bein Eber dein andern schaukelnd. Ithstttihts vor ßch his- V- ltsst III Mk tm Psefserl Scherf« Die Situation war in der That kritisch. Pslaster mußten wir haben oder Pleite gehen. Plö lich spra Allen mtt entschlossener iene a und verschwand durch die Thitr. Zwei Ssitnden darauf lakn er wid der — mit einer Zange, wie sie die Sattler gebrauchen, unt Löcher in Rie men zu tneifen, mit einer Scheere nnd mit einem Grinsen aus dem Gesicht, das so breit wie die Scheere lang war· .Jn zehn Minuten sind fte hier!« schrie er. Setzen Sie sich gleich hin und schreiben Sie unsern Annonreni vermittlern, daß wir ’ne Abänderung etnfchicken werden! Jn ’nem Jahre laufen wir das Kapitol als Briesbes schwerer und die Hauptstraße hi:r in dem Nest, als Kegelbahn! Zieh’n’ sich den Rock aus! Jch hab vierzigtausend Papierschachteln bestellt, einhunderti tausend Etitetten und zweihunderttaw send Pslaster. Die erste Partie Schachteln wird morgen hier sein, die ersten Bündel Etiletten kommen heut’ Abend. Die Pslaster werden gleich da sein. 's wundert mich, daß ich nicht gleich d’ran gedacht! Die Annonce müssen wir allerdings umändern, und die Allitetation der ersten Zeile geht kutsch, aber—’s schad’t nix!——Die——« »Aber, wo in aller Welt,« -—— wars ich ein, da ich doch enth auch einmal zu Worte kommen wollte. »Beim Grocer, natürlich!« schrie er, als ob der Materialwaarenladen der felbstderftändlichste Platz, poröses Pflaster zu finden. »Ich hab sämmt liche EngroS:GrocerS der Stadt aus gelaust Rahelahl ausgelaufU ’hab genug, um alle Bestellungen und noch einige drüber zu füllen. Die besten, die je gemacht wurden! Halten fester als der Teufel an ’ner armen Seele! Zu ertragen sind sie, aber nicht abzu tragen!« Er behielt Recht. Nicht lange dau erte es. und die Waaen brachten name Kistenladungen. Sie standen aus dem Fußsteig ausgethiirmt —- zwanzig Fuß hoch, sie standen aus der Treppe ausge thiirrnt —- wir thürmten sie in unse rem Lotale aus; wir thürmten, was wir nicht da unterhringen konnten, in einein unbenußten Raume, unserem Bureau aus der andern Seite des Flures gegenüber, aus —- iiber zehn tausend Schachteln sähes, tlediges Fliegenpapier! Als alles beieinander war, nsertte Allen, daß er eine der Huuptscchen vergessen. Er stiirrnte sort und lehrte bald mit zwei Ballen Masseline, einen unter je einem Arm, zurück. Ein paar Minuten später gingen wir ans Werk. Wir zerschnitten jeden Bogen in drei Theile, sprentelten aus einer Pfeffer biichsse CayennegPsefser aus die kleb rige Seite, drückten diese aus ein gleich groß geschnittenes Stück Muiseline und tnissen mit der Sange Löcher in das so geschaffene Pslaster. Spater hin schafften wir uns eisssn Gunnnis stempel an und stempelten Gebrauchs anweisungen auf die Rückseite· Vor läufig aber hatten wir teine Zeit dazu. Als die Pslasterschachteln einzutressen begannen, stiittnte Allen auf die Straße hinunter und preßte drei Zei tungsjungen als Packer in unseren Dienst. Schmunzelnd unterzog er die ersten »Probepf!ast.er« einer Prüfung. »Weich wie Butter!« flüsterte er, aus die Musselinseite tippend. »Weich wie Butter! Die werden halten!« Und sie hielten! Niemals hielt ir gend etwas besser! Sie hielten ewig! Ahwaschen konnte man sie nicht. Ab reiben konnte man sie auch nicht« ab traßen erst recht nicht! Wenn das Papier der Rückseite abgetragen war, mußte sich das Opfern-ein neues Pslai st- k.sl« Ilcl auf UchklUc Otcuc l(H(ll, (I,E( IV ein Hemd anziehen konnte, denn der Leim, der wich nicht! Es war eisi to lossaler Erfolg! Wir änderten unsere Annonce um, »sodaß sie lautete: ..,Allens weich-poröses Pflaster Wunder wirtt als Schmerz-Entlafter.« iund rückten sie in die illuftrZrten Zeit Hchriften ein. Wir fchickten einen Ver streter nach Europa und gegenwärtig tragen manche der getrönten häupter unser Pftafter. Jedermann ——-natür lich —- hat wohl die Beschreibung Stanleys über sein Zusammentreffen mit einem Stamme Wilder Afritas, der nichts als Allens weich-poröfes Pflafter trug, gelesen, und jedermann — unzweifelhaft entsinnt sich des be rühmten Bonmots des ersten Selte tärs des spanischen Preniierminiiterö: «Amerita ift wie Allens weickkporöses Pflafter —- nicht wieder wegzutriegen, wo es ’mial gepackt hast« Vor fünf Monaten stellten wir un ser zehnftMiges Fabritgebäude fertig und vermeinten unser Grundtapitol auf zwei Millionen Dollarö, und Leute. denen wir zu Beginn unserer Laufbahn unfere handetimarte anbo ten, tönnen vor Neid berstet-. Mr. Allen treuzt gegenwärtig auf feiner Prioatyacht irn Mittelländifchen Meer. Kurios ist er immer noch, denn er de stth darauf, die «Läuft-sich-teicht Schuh« und den .,Mthlt-das-slut Hut« zu tragen, festeren sogar unge achtet der kratsuchy ß er selbst nn ten im Sii n fort " end friert und sieh am liebsten, nur, um fich warm zu mache-, vom Kopf bis zu den Sehen ipijm in Alle-is weichporöfel Pfla ßM einpacken möchte. , ai- sk seis- pkt M ves- see-as antrat, fragte J ihn, ob IlleutatpnI in Pennsylvanien wirklich sein Ge-! burttort sei. ; Er lachte. »Mein lieber Mr. ; Broron,« sagte er, «!i ist allet nur we- j gen der Alliteraiian und der Annonrei ! »Arie« von Art-known- höki sich gin( an. Jn Allentvwn bin ich nie gen-es » sen. Jch bin mit Sprertvasser »se toost«, und ich heiße eigentlich »Alle«.; Jrn übrigen ftamme ich aus Chicago!« Das ist alles. Zum Schluß aber möcht’ ich Sie daraus aufmerksam machen, daß. falls Sie an kalten Fü- ’ ßen, dumpfem Druck auf dern Hinter kopf, Verdauungsbeschwerden, turzum irgend einem Uebel leiden, f L «Allens weicheporöies Pflaster Wunder wirkt als Schmerz-Entlaster.« —-—— Der Familientag. Der Qbersiörster Grünrock bekam eines Morgens einen eingeschriebenen-; Brief. Er wunderte sich. »Meriwiir dig! Wer hat denn so was Wichtiges zu schreiben i« »Der Brief ist von un serem Franz,« sagte die Frau Ober förfterin, als sie einen Blick auf dies Adresse geworfen hatte. »llnsinn!«. lnurrte Griinrock, der zu den Männern lgehörte, die stets alles besser wissen, Hals andere Leute. zssrariz hat zwar seine miserable Handschrift, aber siH zichlecht schreibt er doch nicht« »Dafiir ’ ist er ein Tottor,« entgegnete die Mut » ter mit stolzem Lächeln. »Wenn es nur ; der Adotbeter lesen kann. Das ge-- i niigt!« ,,Quats ! Seinen eigenen Na- s men muß doch jeder deutlich schreiben. I ilnd nun steif Dir mal das Wort Grijnrock an. Es tann Grünipan, es tann auch Grünlodl heißen!« Jetzt wurde auch Frau Grünrock hitzia. Meinetwegen kannst Du ,,Sauerlraut« lesen, aber der Brief ist von unserem Sohn. Taran will ich Gift nehmen ——Griinspan oder Arse nil.« Sie behielt Recht-—Jrauen ha ben ja schließlich allemal zum Schlusse Recht —. Denn als der Obersiirster nach mannigfaltigen Umstandlichteiten den Brief ausgemacht hatte, erst die Brille gesucht und mit Wildleder ge putzt, dann das Papiermesser gesucht »und einen Rostfleck mit Sandpapier Jabgeriebem da stand als Ueberschriftt »Lieber Vater!« und zum Schluß: :Dein treuer Sohn Franz.« »Also doch! Der Jun musz entschieden noch « einmal Schreib tunde nehmen!« - Bedächti las der Vater Wort für Wort fiir ich und begleitete die Lei tiire nur mit leisem Murmeln und Brummenx aus einmal schlug er aber mit der geballten Faust aus den Tisch, daß die Kasfeeta en durcheinander fielen und schrie zornig: »Als-) das ist die wichtige Nachricht! gehlgeschossem mein Sohn! Zu dieser ummbeit be tornmst Du meinen Segen nichts« Seine Gattin war erschrocken ausge sabren. »Herr Gott« was gieb« denn? Will Franz mit in den Krieg nach Afrita gehen?« »Nein! Heirathen will er!« Diese Antwort beruhigte die Mutter augenblicklich. Sie setzte sich wieder aufs Sopha und lächelte. »Warum soll er denn nicht heirathen? Er ist alt genug, hat fein gutes Austommen und ich habe mir schon lange ein Schwie gertöchterchen gewünscht.« »Aber er soll die Cousine Lisbetb nehmen! Schon als Kinder haben sie s . miteinander Mann und Frau gespielt. ? Der Alte hat viel Geld und das Mädel i wartet aus unseren Franz, schlägt alle Heiratbsantriige deshalb aus.« Die Gattin lchiittelte ungläubig den « Kopf. »Wer weiß. wie das zusammen-« bangt! Aber jeyt möchte ich als Mutter ! doch wissen, wer die Braut meines ein zigen Sohnes ist?'« »Sie beißt Alwine Müller,« antwortet der Obersörster grinst-nig, Jst gepritfte Lehrerin, tragt sikklllcllc BUUMPIØ UND kann lclllc Suppe lochenl Das tönnte mir passen! Jn mein Haus darf sie nicht lommen!' »Hat Franz das selbst geschrieben? Jchsmeine von den Strümpfen und der Sappe?« fragte die gute Mutter ängstlich. Der Oberförster lachte gering schätzig. »Achwa5! Natürlich macht et, wie alle Verliebtem schöne Redens arten: feine Alwine ift ein Engel in Menschengestalt und aller Tugenden voll. Aber ich weiß das aus Erfahrung besser. Jch bin doch lein heutiger Hasel So ’ne Schulmamsell ioll in der Klasse bei den Kindern bleiben, aber ur hausfrau paßt sie nicht« Zum damilientag will er sie mitbringen, leich Verlobung feiern. Na wart’! It werde ich ihm aber einen Brief chreiben, den er nicht hinter den Spiegel stellt!« Und der Oberförster Iß Wasser ins Tintensaß, rithrte den odensah mit einem hölzchen um; stampste die Stahlfeder ein paarmal kräftig auf den Tisch und dann ing’g Schreiben los. Mit zollgroßen ach stabenl Die lonnte man ohne Brille beaneni lesen! Die Mitglieder der angesehenen gamilie Grünroel tamen alljährlich im pätherbst zusammen. Diesmal war der Oberförsier an der Reihe, die Griinröcke weiblichen und männlichen Geschlechts zu bewiethen, und seine Frau sah mit sehr gemischten Gefühlen dem amilientag entgegen. Theils freute ,ie sich auf die lieben Verwand ten. theils fürchtete sie sich vor dem großen «Trasch«! Sie hatte ja ieine Tochter, die ihr hilfreich zur Seite stand.— Wahn-en sollten die Gäste im wei n Lamm, aber die Betöstigung rnu iesie selbfl herstellen und das war in dem kleinen Denstödtel nichi -leicht. M M W set-e Frau mit brachte, die eine gebotene von Lamms seli war, dann hieß es, steh zusammen ne Hien. iewar verwöhnt und kriti MO Mist seht ichsti langem Ueberlegen war Frau Grünrock zu dein Entschlusse ge orni men, aus Dresden eine Kochsrau zu tierschreidem die ihr ihr Sohn empfoh· len hatte. Der Franz tani in viele Gesellschaften und aß selbst gern etwas Gutes. Wenn sie an die Kochtiinstles rni, Frau Breithuhn, dachte, erheiters ten sich ihre Mienen. aber wenn sie an den Sohn dachte, wurden sie sorgen voll: Der arme Junge! Er liebte nun einmal seine Alwine, und nur weil der Vater eine Abneigung gegen studirte Frauen hatte, war er so widerhaarig und wollte von der Braut nichts wis sen. Drei Tage vor dein Familiensefte traf der junge Doktor ein. Er schien durchaus nicht trübselig gestimmt zu sein, die blauen Augen waren heiter, der Schnurrbart sorgfältig sin aus gedreht und etwas gelockt, und der Ap petit ausgezeichnet Mit dein Vater ging er aus die Jagd und zuckte lä chelnd die Achseln, wenn dieser von »Blaustriiinpfen« redete iind auf ge tehrte Damen stichelte, die nicht wüß ten, wenn’s Wasser tocht. Mit Worten war der Vater nicht zu belehren. sondern niir durch That sachen. Das wußte er aus Erfahrung. ,«Fehlt Dir etwas?« fragte er am nachsten Morgen seine Mutter. »Du list recht blaß.« »Nein, ich habe nur schlecht geschlafen.« Damit ließ sich aber der junge Aestulap nicht abfers tigen. Er holte Fieberthermonieter und Hörrohr und zählte gewissenhaft die Pulsschliigr. »Es ist nicht-Z Be lentiiches, aber Du mußt Dich nieder ! legen und schlafen. « ,,Unsinn!' wider sprach der Vater. »Der Mutter fehlt i gar nichts! Außerdem haben wir doch« unseren Familientag ——« »Da-« weiß ich wohl, und deshalb soll sie jetzt ruhen, damit sie morgen frisch ist.« Auch Frau Grünroet erhob Einwen dungen. »Ich muß in derKijche nach sehen, Bertha ist leider ganz un l--»I«cxc»-- « ims- äs- «-l-.·-L-O I»JI IOIUHUIO »Es-II II-, vkssssss O,IIUI trifft Frau Breithuhn bereits heute ein; wenn die Kochfrau das Kom mando führt, hat die haussrau nichts ; mehr zu sagen, gerade wie der Kapi tön, wenn der Lotse an Bord des Schiffes kommt. Du bist vollständigs überflüssig gute Mutter.« Mit ärztlicher Energie feste derj Sohn seinen Willen durch. Bald lag ’ die Mutter ini dunklen Schlafzimmer, alles Geräusch war in ihrer Umgebung untersagt und es dauerte gar nicht lange, so schlief sie hart und fest Unterdesfen war der Sohn des, ausee un einein thätig Er ging zum ahn hofg und empfing Frau Breithuhn, er brachte sie mit ihren Reiseeffetten, zu denen auch Tortenschachteln, Gemüse und Obst gehörten, in sein Eltern haus; er zeigte ihr das kleine trau liche Giebeksttibelchen, wo sie wohnen ollte, er stellte ihr das Küchenmädchen rtha vor und meldete seinem Vater die Ankunft der Kochfrau. »Gut. Werde mir mal die Person besehen und ihr wegen ihrer Kochkenntnisse auf den Zahn führe-r Jch möchte mich nicht am Jamilieniage vor unseren Gästen blamiren!« « Wie er nach geraumer Zeit wieder zuxn Sohn zurückkehrte, war er offen bar sehr befriedigt. »Scheint gar nicht dumm zu sein! Uebrigens noch recht jung und gar nicht kugelrund, wie die Köchinnen eigentlich fein müssen. Schlant gewachsen wie eine Tanne und bat hübsche braune Augen. Aber reso lut ist sie trotzdem und kommandirt unsere faule Bertha wie ein —« «Schulnieister!« fiel Franz seinem Vater in die Rede und lachte herzlich über seinen ei nen Witz. Unter-dessen hatte die Kochsau siir die beiden Her ten das Abendbrod hergerichtet. »Ich habe sieåebetem mit uns zu speisen, um die utter zu vertreten. Du bist doch einverstanden?« fragte Iman und der Vater antwortete eifrig: ; .Selbstverstiindlich! Jst ja eine ganz l reputirliche Frau, die Breithubn.«l Dann nahm er am Eßtisch Platz und! wartete mit Ungeduld aus das Mahl. Beriba trug die Sappe aus; dann tani ograu Breithuhn. Sie hatte die große ahichiirze abgelegt und sah sehr nett und zierlich aug. Dabei benahm fie sich bescheiden und sprach nicht viel, aber was sie sagte, klang verständig. Der Obersiirster achtete nicht besonders aus ihre Unterhaltung mit seinem Sohn —- er aß! Und mit welchem Wohlbeha n! Die Suppe war vor züglich un die Rehleber ganz deliziiis ge raten, nicht mehr blutig und doch zart. Kein Zweifel, die Frau verstand ihr Geschäft. Wie er satt war, sprach er ihr seine Anerkennung aus. Frau Breithuhn erröthete vor Freude. »Ich bin glück lich, da Sie zufrieden sind, hert Obeerr er! Wenn man mit Liebe lacht, muß es ja gelingen!« Dann wünschte sie gute Nacht, lnixte hösiich und zog sich in ihr Stiibchen uriict· — Am nächsten Morgen befand ich die Frau Obersiirster bedeutend besser und wollte durchaus nicht mehr als Kranle behandelt sein· Thatendurftig lündigte sie ieren Entschluß an, sich nach deni rii stiiit ins Küchendepartement zu geben, uiii die Bekanntschaft der Frau Breithuhn zu machen. Bis ietzt war aber noch lein Frühstück aufgetra gen. und als Bertha endlich nach mehr maligeni Klingeln erschien, tani sie mit leeren hönden und sah bald den Ober siirster, bald eine Frau mit berstiirten Blicken an. »Warum bringst Du den Kaiser nichts« »Weil ich mich nicht in die stche traue. Frau Bretthuhn sitt aus des nbant und neben ihr sitzt-— tne Maus und vor der fürchtest Du Dicht· Vertha Seh chtittelte den Kons. NNein der Oerr oltor sit t neben der Ko; trau, er hat sie gektist und will nächstens heirathen!«' Die Kochsrau heirathen! Das Wort schlug wie eine Bombe ein die Eltern waren eine Weile sprachlos. Dann sing die Mutter vortvurssvoll an: »Das ist Deine Schuld, Wilhelml Durch Deine Abneigung gegen die Lehrerin, die Du noch gar nicht kennst, hast Du den armen Jungen aus dern Geleise gebracht. Jetzt will ek, Dir zu Gefallen, die Kochsrau heirathen — eine Wittwe mit sieben Kindern! Schrecklich!'· Der Obersörfter staunte. »Unsinnl Sieben Kinder! Das ist ja ganz un möglich! Die Frau ist noch ziemlich Ums-— »Sie hat mir selbst geschrieben, daß sie sieben Kinder zu ernähren hätte.« »Ich glaube es trosdem nichtl« widersptach der Obersörster. »Ich will’s von Franz selbst hören.« Da that sich die Thitr auf und Franz führte Frau Breithuhn ins Zimmer. »Liebe Mutter, hier stelle ich Dir meine Braut Alwine Müller vor. Jch weis-, Du wirst sie nicht nur meinethalben lieb haben —- sie verdient ts! Du tennst sie bereits, lieber Vater, freilich unter einem anderen Namen, aber der Name thut nichts zur Sache. Auf meinen Wunsch hat sie bei Frau Breithuhn das Rachen erlernt, und daß sie ihrer Meisterin keine Schande macht, hast Du gestern Abend selbst erkannt. Sie kann also eine Suppe kochen und trägt niemals zerrissene Strümpsr. Damit sind Deine Ein wendungen erledigt« Der Doktor hätte noch mancherlei zi- saaen gehabt, aber es hörte Nie mand auf ihn. Frau Grünroek lachte und weinte abwechselnd und küßte und list-» Vllmino nnd der- Klspkfiifsskes wollte auch einen Kuß von dem neuen Töchterchen haben. »Und deshalb mußte ich gestern den ganzen Tag im Bett liegen?'· sragte die Mutter, und'drohie ihrem Sohn schalthaft mit dem Finger-. Er nickte lächelnd. »Ach hätte man wahrscheinlich nicht getäuscht, aber mit dem Vater tonnte man’s schon wagen. Jm Krieg und in der Liebe isj jede List erlaubt! Uebrigens war Dir die Ruhe sehr dienlich, denn nun kommt der« Familientag mit seinen Anstren gungen!« Der FamilientazU Der war augen blicklich ganz in den Hintergrund ge treten, und wenn nicht die wirkliche Frau Breithuhn mittlerweile einge troffen wäre und das Negiment in der Küche übernommen hätte, würde es mit dem Festmsahl bedenklich ausgese hen haben. Was sich außerdem noch am Fami lientag der Grünrocks alles zugetras gen, das soll ein andermal erzählt werden. --.--— Zeitbtlth »Ihr habt ja da ein mächtiges, ech tes Gewand an, Huberlzäuerint Wo her habt Jhr denn das?« —- »Jn der Stadt —- in der Mastengarderob’ hab’ ich’s ’taust!« Ein haust-stund »Meine Wohnung gelf ieh aus. er stens ist sie mir zu klein, zweitens zu hoch und drittens drängt derHauss wirth von wegen der Miethe.« Ein »praktischen-« Arzt. Patientin: »Sie sagten mir doch. ich solle die Zunge herausstretten« Herr Dottor7 das thue ich nun schon 10 Minuten. Sie haben sie aber noch nicht einmal angesehen.« — Ar t: »Das ist auch nicht nöthig, ich wo te nur in Ruhe das Rezept schreiben.« —-::--————-I. - HMIth. .-""«M I Getichtzchemikekt »Du glaubst also. Geliebte·. daß znik Dein Vater Deine Hand mchi txan ern wide Tochter eines einhöudlets: »Ist-Mk Einem Gerichts-hemmt W dtk seinen Korb zu geben-«