Yebtkaska Staats-Zuzriger nnd WANT J. P. Niemals-M Herausgehen Grund Island, Nebr» ZE. Juli 1904. Miueiter Tlieil.) Jahrgang 24. No. 47. . ff- , Vageisang und Blumendutt. Träumend saß ich arn Waldessaum Ein Vöglein sang im Tannenbamn Sein Liedchen srisch und froh; Das drang so schmeichelnd mir ins Herz Ließ mich vergessen meinen Schmerz, Und alles Leid entfloh! — Und weiter dann am Bachesrand Gar manches Blümchen dustend stand, Das pflückt’ ich mir zum Strauß, Und dessen Duft so wundersüß Mich wieder freier athmen ließ, Jch wandert’ froh nach Hasel Dir, Vögelein im Tannenbaum, Euch, Blümelein am Waldessaum Laßt heißen Dank mich weih’n! — Und drückt mich wieder"Gram nnd Leid, Sollt ihr mich trösten allezeit, — Will nimmer traurig sein! — —-—-—-·--.-———— , Das Gewitter. Stizze Von Herrn. Ritter. Wo die letzten Baumreihen zwischen den Viehtriften des Dorfes in’g Oel-: ( land auglnufem liegt eine vereinzeltel Hütte, versteclt zwischen den Büschen wie ein Bettler, der sich seines dürfti gen Gewande-H schämt. Ein braunes Strohdach sitzt als breitlrämvigertdut über der niedrigen, geweißten Haus wand, in die drei kleine Fenster, elien » weit genug, um den Kopf durchzustei ’ den, nnd eine schmale Thüröffnung» eingeschnitten sind. Kleine Garten sleetchen mit einigen Stangen teuer ltliitiger Bohnen, Kraut- und Salnt: » beeten bilden den Rahmen des beschei- ! denen Anwesean ! Es war ein schmülcr Julitag. Eine T bleierne Luft stand zwischen den I Baumhecten mit ihren regungslos her-· i abhängenden, staubigen Blättern. ( Vom Dorfe her zitterte hin und wie- « der das schläfrige Läuten der Kuh-i gloclen durch die Schwüle; aus dean versengten Kraut der Heide scholl das j unaufhörliche, ansaeregte Zimzimzith der Grillen. Auch eine menschliche Stimme hmnn ttliittliitt durch die til ternde, slimmernde Lust, ein häß: i licher, teifender Ton, der aus demi offenstehenden Fensterchen der Hütte! hervorbrach. Du willst schon wieder in’s Thal gehen, zeterte eine Weiberitimme. Hast du keine Ruhe, bis du die paar Gro- j schen Verdienst in der Hand hast? j Eine Männerstimme antwortete in brummigen, unverständlichen Lauten. Nein, es ist eine Schande, zeterte es wieder, taum hast du ein paar Stühle H geflochten, so müssen die Groschen ein genommen und durchgebracht werden, nichts hat die Haushaltung an dir als i Unglück und Last! Jch toeis3, was du unten willst, brach es nach einer Pause mit erneuter Heftigteit hervor, vertrinten willst du das bißchen Geld! O, ich arm, ge schlagen Weibermensch, solch unnöthi gen Kerl hab ich zum Mann, einen ; Trinker, einen Lump! Das Geteise « erreichte mit diesen Worten die höch- ; san-Töne und schlug dann um in ruckweises Heulen. Aus der Thür schritt nach einer Weile ein hochgetoachsener, kräftiger. Mann in blauem Kittel und schwar zer Schirmmiitzr. An einer Schnur hingen auf seinem Rücken einige ge irochtene Stuhlsitzr. Vor ihm her ging « ein etwa zehnjährigen blondtöpsiger Bursche, der einen Stock hinter sich hielt. Das andere Ende des Stockes lag in der rechten Hand des Mannes, während dessen Linie mit gespreizten Fingern tastend und abwehrend durch die Lust fuhr. Der Mann war blind; mit verliebten Lidern lagen eingesun len die Augen in seinem hochgereckten Kopfe. Mit langsamen, vorsichtigen Schritten leitete der Knabe den Mann zwischen den Hecken hindurch. Schlür send, stolpernd, tastend, die Linie zum Sehnt- bmäaeboben das-staunt weich i geworfen. als fürchte er, von Laub zweigen getroffen zu werden, wander te unsicher der Blinde unter den Bäu men daher. Mit vorsichtig fühlenden Füßen und kleinen Schritten stieg er, sorgsam geführt von dem zurückbli ckenden Knaben, in den Hohlweg hinab, überschritt dessen Radspuren und in der Sonne erstarrten Schmutz irusten und erstieg Schrittchen für Schrittchen die ienseitige Böschung. Dann waren sie auf gutem, glattem Wege. Jn gleichiniifzigen Schritten zogen sie dahin, der Kleine eilig trippelnd, der Mann breitbeinig mit schweren Tritten. Hier konnte der Blinde seine Beine mechanisch arbeiten lassen, und so quollen in seinem Hirne die wilden Gedanlen. die er soeben verabschieden mußte, plötzlich wieder auf. Ermitt gen würde er dosÆid. das ihn soeben in Gegenwart des Jungen beschimpfte, wäre er nicht ein Blinder, ein hilfloses Geschöpf, das froh sein muß, einen Fühfer und Sorger zu haben. Er haßte die Frau, die fett immer jam merte, ieifte und brummte, er haszte jedes Geschöpf, das mit hellen Augen um sich sah, die ganze Welt haßte er. Zuwider war ihm das fröhliche Zir pen ringsum, der heiße Sonnenschein, der Duft der wilden Blumen. Und doch sog er, wie ein hungrigen der weiß, daß sein Begehren nie ge stillt wird, diesen Duft ein. Er konnte sich manche Dinge aus der Zeit, da die Welt für ihn noch Farben und For men hatte, nicht mehr so recht vorstel len. Vieles hätte man sich beiier ein prägen, einsaugen müssen zum Nim mervergessen. Aber von dieser blumi aen Heide tonnte cr sich noch ein Bild machen. Jn breiten Büscheln gleich kräftigen rothen und weißen Farben lleren standen die Blumen ,hier im Sommer zwischen metallisch glänzen den Halmem Eine brennende, trank hafte Sucht zu sehen, in der fühlbaren Helle des Tages gesteigert bis zum törperlichen Schmerz, lief durch sein Hirn und die zuckenden Nerven. Sieben nicht viele Blumen hier? frug er plötzlich rauh den Knaben. Gewiß, Vater, rothe und weiße, eine große große Menge. Bringe mir einige! Eilig raufte der Knabe einen Strauß Wucherblumen nndPechnelten aus und reichte sie dem Blinden. Der Mann hielt die Blumen an’"g Gesicht und betastete Stengel und Blüthen. Diese sind weiß und diese roth, nicht wahr? Der Junge bestätigte es und es lief wie der Schimmer einer Genugthuung ijber die harten Züge des Blinden. Blumen waren dag Letzte gewesen, das von den sichtbaren Dingen sich noch seinem tätedächtniß eingeprägt hatte, ehe Plöslich alles um ihn her finster wurde, Blumen, mit denen die Straßen bestreut waren am Frohns leichnanisfeste, an dem Tage, wo er durch llnvorsichtigteit beim Bedienen der Voller das Augenlicht verlor. Kranipfhaft hielt er den Strauß in der Hand, er war froh, körperlich nahe sich zu wissen, was um ihn her unsicht bar lebte und blühte. Er drückte alle Augenblicke die Blumen an sein Ge sicht oder wedelte damit die Fliegen und Bremsen ab, welche wie berauscht durch die heiße Luft schwirrten und fein schtoeisziiberströmteg Haupt an fielen. Vater, sagte nach einiger Zeit der kinabr. ich glaube, es gibt ein Gewit er. Jch höre nichts, antwortete mürrisch der Blinde. Jch sehe eg, versicherte der Kleine. Ueber dem Hochwald steigen Wolken auf. Ganz hinten ist eH schwarz am Himmel. Dann geh rascher« damit wir zeitig ins Thal lommen, drängte der Alte. Er mußte heute ins Thal, er mußte noch einmal wegschwemnien, wag ihm in diesen letzten Tagen wieder so sehr den Kopf verwirrte, die dumpfe Ver zweiflung den sinnverioirrenden Ha der über sein Geschick· Trinten wollte er, lachen, froh sein. Einen Lumpen hatte sie ihn genannt, einen nnniithi aen Kerl! Das letztere war er ja mit seinem geringen Verdienst als un beholfener Stuhlslechter, das erstere war er im Begriff zu werden. Ja, er trank immer häufiger und mehr. Aber was that es? War er schuld daran, daß er blind war, daß das Trinten sein einziger- Ver nijgen war? Ein Lump, das Wort Faß ihm noch wie ein Stachel in der Seele. Er ein Lump! Er, der früher so starke, arbeitgfrohe, selbstbewußte Kerl! Er warf die Blumenzu Boden, um die Faust in obnmächtiger Wirth zu tollen. Heftig riß er an dem führen den Stabe. Vorwärts! befahl er barsch dem Knaben. « Ueber die breiten griinen Wellen des fernen Hammerle roure jesr in kurzen Pausen ein dumpfes Grollen, wie Brüllen eines Raubthieres, das, näher tommend, seine Beute beschleicht. Bot den ängstlichen Augen des Bürschleinö wuchs der dunkle Streifen am Hori zont rasch an zu einer höher und höher werdenden schieserblauen Wandj von deren Grund weisse Wollenstreifen, wie Schlänglein, jich aufwärts rin gelten. Jn weiß-rothen Zickzackstrei sen ielen einzelne Blitze an der Wand abwärts. Stärker und stärker werden des Grollen und Brüllen lief hinter jedem Strahle her. Die Wand schob sich über die Sonnenscheibe; sahles Licht lag mit einemmal über derHeidr. Die Grillen schwiegen, jede Kreatur erzitterte in ängstlichem Schweigen. Ein einzelner Windstoß jagte als Borreiter des Unwetters über die Fläche, beugte Gras und Blumen und huschte über das Gesicht des Blinden. Eile dich! drängte dieser den Knaben, wir kommen doch noch sriih genug un T ten an. Das Bürschchen glaubte es nicht. Es sah, wie die schwarze Decke über ihren Häuptern wuchs, wie alles sahl und trunkel wurde und nur noch drüben i zur Linken ein Rest Sonnenschein über L den Bergen lag. s Die Blitze rückten schon näher; der Donner rollte knatternd über das Ge birge, als sei die schwarze Wolken deeke ein gewaltiges Blech, das die Keule eines Riesen in Schwingungen versetzte Eine kurze Wegstrecke legten sie noch zurück,dasKind ängstlich, mit hastigen Schritten, der Mann breit beinig hin- und herschwantend, voll drängender Ungeduld, sein Ziel noch zu erreichen. Dann brach mit einem mal das Unwetter los. Eine sahle Lohe quoll auf zwischen den Bäumen, und unter Brausen, Heulen, grellen f Blitzen und tnatterndem Donner schoß ieine Regensluth herab. ! Vater, Vater! rief angstersüllt der istleine und griff nach der Hand des IManneeL Komm, wir müssen uns hier fiknterstellent Hastig risz er mit seinen Isritiderhändchen den Blinden in das ! Gebüsch. Dort drückten sie sich nieder, der Knabe schutzsuchend an den hülf ; losen Mann getlammert. : Ein wahnsinnig-er Aufruhr tobte in l dem Walde. Mit Getrach brachen Aeste szusammetn unter der Gewalt eines or f tanartigen Sturmes-. Jn großen, tblanken Tropfen, vom Westen her ge -peitscht, durchstach millionensach der; Ittiegen die blaugritne , insternisz. Ers » prallte auf die brausenden Blätter, er J "»-iersplitterte zu Wasserdampf auf ihnen » und den gebogenen Stämmen Drau szen auf dem Waldweg sah der Kleine ihn im Nu den gelben Staub durch lochern, ihn ausweichen zu dunklem Schlamm, Bäche bilden, die den Schlamm durchbrachen nnd ihn mit Holz und Kiefern-tadeln abwärts scho ben. Von allen Seiten schossen Bäch lein hervor; sie vereiniaien sich am Rande des Weges zu einem Fluß, der eine tiefe Furche ins Erdreich riß und in brauner Springsluth weiterrauschte. Eingehiillt inDonnern,Krachen,Vrau: sen, in Wassersturz, der sie in einigen Augenblicken big auf die Haut durch-: näßte, hackten die beiden armen Men schen unter den Büschen. Mit zusammengebissenen Zähnen saß der Blinde in dem Aufruhr, den er nur fühlen und hören konnte, in ohnmächtigem Zorn, hülfloser als je, unfähig, siir das Kind einen besseren Schutzplatz zu suchen, irgend etwas zu thun gegen den Ansturm des Wet ters. Ein Blitzstrahl fuhr in den Wald nieder, grelle Lohe füllte die Büsche, nnd ein Krachen folgte, als seien Himmel und Erde geborsten Vater! jammerte das Kind in jähem Schreck und klammerte sich an den Blinden. Ein zweiter Strahl folgte nnd fiel als Feuergarhe in eine benachbarte Eiche. Wie von elementarer Macht in die Höhe gerissen, sprang plötzlich der Blinde auf. Verzweiflung lag in sei nen Mienen. Mit vorgestreckten Armen brach er aus den Biischen durch zum Weg e. Herrgott! schrie er und warf die Arme in die Höhe, da bin ich! Schlag mich todti Schlag den Lumpentodt, Herrgott, den unnöthiaen Kerl! Umflossen von abermaliaer Lohe, das verzerrte, reaeniibersluthete Gesicht hochgereckt wankte er in der Lich tung. Das Kind haftete ihm wehkla gend nach. Nein, Bater, jammerte eiZ und klammerte sich an ihn, nein, tomm, der Blitz erschlägt dich! Komm zurück lieber Vater, du sollst nicht sterben, ich toill’s nicht! Es risz den zitternden Mann mit aller Gewalt zurück in die Busche-. Dort brach der Blinde keuchend zu sammen, seine Brust wogte unter dein triefenden Kittel. Der Knabe schmiegte sich zärtlich an ihn und streifte mit fcheuem Blick sein erregtes Gesicht. steiner von beiden sprach einen Laut. ask ublgksussllccssll sujlslkv FIUDLIUF der Regen. Nur das Tropfen der Bäume, das Gurgeln und Poltern des über den Weg alsstürzenden Wassers vernahm man. Ein rascher Sonnen schein huschte durch den Wald Hast du denn den Vater so gern-f unterbrach plötzlich in weichem Tone der Blinde die Stille und taftete til-er den lvassertriefenden Kon des Knaben. Der Kleine schluchzte laut ans. Was sollen wir machen ohne den Vater, stieß er hervor. Du bist mein guter Kerl, sagte der Blinde gerührt. Aber deine Mutter braucht mich nicht« Johann. Du hast es gehört, ich bin ein Unnothiger, ein Lump. Die Mutter meint es nicht so schlimm, sicher nicht, Vater, bettelte der Kleine. Sie hat so viel Arbeit, sieist oft so miide und dann schimpft sie, wenn du ausgehsL —- Er schwieg ver legen. Ein neuer Anfturm der Regenmass fen folgte· Fu wachsendem Falle, start und immer tärler schossen gleich Bün: deln blanler Pfeile die Tropfen sent recht durch die Bäume. Himmel und Erde verwandelten sich wieder in stie bende Fluth, während der Donner fern und ferner grollte. Dem Blinden war es, als würden von den löstlichen Fluthen ihm Bitterkeit und Verzweif lung langsam aus dem Herzen ge schwemmt, als lebe seine arme, ver gweifelteSeele,in die derLichtschein der Kindesliebe gefallen, aus smit der ver sihmachtenden Natur, als ziehe mit der lostlcchen Frische, die er jetzt tiefath niend einsog, Friede und Ergebung in kein verwirrtes, vergiftetes Denken. ·Der Regeuguß brach ab, plötzlich, irre er gekommen. Die Sonne strahlte in die seuchten··«Blätter. Ein hundert stimmiger Jubelchor scholl aus den Büschen. « Komm, Vater, sagte das Kind, wir lonnen gehen, eg ist vorbei. Ja, XI ist vorbei, mein lieber Junge, sagte der Blinde mit stillem Lächeln. dionini, wir gehen nach Hause zur «Jiiitter! -—-—-.—.-.—-——— Das Mädchen aus Sachsen. Humoreste von M a x W u n d t t e. Frau Adelheid Schreckhuhn war zu ter Ueberzeugung geloumien, daß es so niilxt Weiter gehen könne. Aus keinen Fall! Jhxelirast und ihr Muth zer set-euren an —- der QienstmiidchenfrageL Sieine hiåtteckö erweichen lönnen, wem sie ihr Jainnierlied von den Dienst lso en sang. Während die Jette mit störrischer; Beharrlichlcit das Essen verdarb, kroch « die Guste permanent trotz allen Wedean eine Stunde später aus den Federn, als es ihre Pfth erfordert hätte. Die Fiaroline wiederhesasz eine derartige Schwärmerei fiir’g LIJiilitiir, daß die Kiiche wie unter militärischein Schutze stand, und vielleicht war es reine Humanitiit ihrerseits, dafz sie daraus hielt, teinen Margjiinger län: per als nöthig zu stra·peziren. Die Man hatte. Gott sei Dant. diese Ei: nenthümlichteit nicht; aber sie hegte dafür eine ausgesprochene Abneigung gegen Staubtuch und Teppichbesen, wogegen es zu ihren unumgänglichen Bedürfnissen zu gehören schien, wö » cbentlicli ein halbes Dutzend Teller, ein Viertel Dutzend Tassen und ein drittes «Duyend Gläser zu zerbrechen. Eine Paula hielt es für absolut nothwen dig, täglich um die Zeit, da Haus frauen gewshnlich das Mittagsgeschirr cxbwaschen zu lassen pflegen, eine zweistündige Tour aus dem Stahlrofz zu unternehmen, und zweifellos war Paula im Recht, wenn sie behauptete, taß diese Tage-stunden fiir Spazier fahrten am allerbesten geeignet seien. Anna dagegen hatte solche noble Pas sionen nicht, aber sie schrieb in ihren Mußesiunden —- und sie zählte dazu sämmtliche Stunden," die sie nicht schlief —- fleiszia »Weder eines Mäd chens aus dem Volle«, und das vor nehme Publiluin, das sich an Goethe, Schiller, Byron und Heine längst übersättiat hat, las sie mit einem wahren Rapsus des Entziictens Es war doch einmal etwas anderes! Man wird begreifen, daß Frau Schrecthuhn, wie sie oft gestand, eine der unglücklichsten Frauen war, zumal jetzt, in ihrer Wittwensct)ast, da sie tei nen Mann mehr zu Verfügung hatte, der den Prellblock fiir all die kleinen nnd ans-un internen Widerwärtigkei ten abthx Die wohlionseruirie Wittwe — sie selbst pfleate sich stets als unglückliche ,,junge« Wittwe zu bezeichnen ---- war Von Natur aus schon nerväs und reiz bar, wovon ja die laleidoslopartlae Dienstbotenverwandlung der bered- - ieste Zeuge war. Sie hingean war wieder anderer Meinung; sie sah inf fes-i ksfwstlisfwn Wienstmshtkpnklsf: ! Hin-, s-· .--,--. sahrungen nicht eine Folge, sondern i eine Ursache ihrer Reizbarleii. Gle ch i viel man wird nicht behaupten wol-—- 1 len, dasi das Faltnm geeignet gewesen i wäre, ihren nervösen Zustand zu des-» i sern. Die Schutzlosigleii, in die sie insolae ihrer Wittwenschast gerathen war —- der »SelZ ge« hatte bei Lebzei ten allerdings nur sehr bescheidene Ansprüche an eine Schutzherrschaft machen dürfen —- erhöhte das Bestim mernsiverthe irrer Lage, ganz besonil derg, da sie eine nahezu lächerliche Furcht vor Rauh, Diebstahl, Ueber sall, Mord und dergleichen romantiii schen Dingen besaß. Mußte sie da nicht doppelt hohe Ansprüche an ihr Dienstpersonal stellen? Und gerade sie mußte die schlimmsten Erfahrungen machen! »Aber, Gott sei Dank, sie hatte- jetzt i ein Dienstmädchen, das sie siir ein wahres Juwel erklärte. Sie log nicht, i betrog nicht, poussirte nicht, war san ! ber, fleißig, freundlich —- turz, das Jdeal eines Dienstmädchens Aus dein schönen Sachsenland stammte die Perle, die aber trotzdem, wie alle ir dischen Dinge, n: cht ganz ohne Makel war Paulinens Fehler brachte ihrH Herrin geradezu zur Verzweiflung,: Und wenig fehlte, so wäre Fraui Schreckhubn einmal das beklagen-Z werthe Opfer dieses kleinen Fehlersi geworden. Wie das möglich ist? Las sen wir Frau Schreckhuhn ihre tragi- i . komische Episode mit dek Pautine i selbst erzählen: « »Ich war,« berichtete sie mir ihr unendlich lächerliches Abenteuer, ,,mit meiner Pauline soweit ganz zufrieden, aber ich konnte ihr das ,,melodische« Sächseln nicht abgewöhnen. Sie ken nen ja die Peinlichteit, mit der ich auf reine Aussprache halte. Stamme ich doch aus einer Gegend, in-der man schon über das übliche ,,schprechen, schpielen, schtehen« und so weiter die Nase rümpft; sie können sich also den len, dasz ntich diese wunderliche Aus sprache der Konsonanten und Vokale, die mir just so verworren und räth- i seltsast vorkommt, wie die Form der s Buchstaben aus den modernen sezes sionistischen Plataten, fast zur Ver-; zweiflung brachte. Es war mir 2 einfach nicht möglich, ihr den Unter- « schied zwischen dem harten P und dem weichen B beizubringen. Na, dent’ ich, es muß ertragen werden, wenn das Mädel nur sonst gut ist. Und doch hätte mir die Aussprache meiner »Bauline aus Bärne« bald das Leben gekostet. Jawobl das Le ben! Sie lachen? Ach Gott, jetzt lach’ ich auch, damals glaubt’ ich, mein letztes Stiindlein hätte geschla gen! Also, lassen Sie sich erzählen: Jch war nämlich uinae«2,ogen, und so weit aesiel’g mir in der neuen Wohi nuua auch ganz gut; aber mich ärgerte ein Hang-, dessen Garten dicht an die Hinterseite des Grundstücts stieß, auf dem ich wohnte. Dieses Haus sal) so eigentbiimlich aus-, wie ein Gefängniß, und hatte auch eiserne Gitter vor den Fenstern. Ich frage am nächsten Tage meine Hauswirthim kik,,L-z »Oungl wir titul, quv ist ucnii »u hinter ung siir eiu Gebäude?« »Das ist eine Prioatanstalt für Geistegkrante.« Jch denke, ich soll aus den Rücken fallen! Also Verdrehte wohnen da! Mein Gott,sdenk’ ich, wenn nun ’mal so einer ausbricht es kann ja das : größte Unheil daraus entstehen! Und mir geht die Geschichte nicht mehr aus dem stopf. Ich bin von Natur schon sehr nervös und schreckhast, und da können Sie sicI ) denken, mit welchen Gefühlen ich den Tag über das Haus anguckte. Nein, sag’ ich mir, hier in dem Hause bleibst du keine Stunde länger, als der Kontrakt lautet. Das .ist ja eine ewige Angst. Wie leicht - konnte ein Verriickter mal über die Gartenmauer steigen und in unser bang dringen! Bei jedem Lärm, der sich im Hause erhob, zitterte ich wie Espenlauh Jch war mehr todt als lebendig. So vergingen ein paar Tage, und ich sing schon an, mich ein wenig zu beruhigen. Aber da lam’s! Jch sitze da, ruhig und nichts Böses ahnend in meinem Zimmer und ar bei te an einer .Häkelei, als plötzlich bes tiss an der Klingel gerissen wird. Jch saae Ihnen, mir fuhr gleich einSchreck durch sämmtliche Glieder-. Jch sprang auf und stand zitternd am Nähtisch dien, denn ich hatte dag unertlärliche Gefühl, daß nun etwas Schreckliches kommen mußte. Und richtig! Ich höre meine gute Panline denVorsacil entlang schlürfen und die Thiir öffnen. Dann hörte ich einen gedämpsten Schrei - aus ihrem Munde, einen dumpfen Stoß gegen hpn Fbiivnssnøs »« irh Ihr-Inn- csft ko finnnngglos vor Aufregung hin, öffne ein ganz tlein tvenia, lehne mich aber trotzdem mit aller Wucht daaeaen, als wollte ich einen Eindringling zurück halten und frage angstvoll hinaus: »Wer ift da, Pauline?« Da steckt meine Pauline den Kopf vor den Thürfpalt, und wie ich den rothen, aufaeregten Kopf mit der ver fchobenen Frifur sehe, fangen mir ori dentlich die Beine an zu zittern. »Gnädige Frau . . . ein Verdreh ter . . Um Gotteslvillen! Mehr brauche ich nicht zu hören. Ein Verdrehterl Von meinem Schrecken kann sich ja nie-— mand eine Vorstellung machen! Jch schlage die Thiir zu, fchieb den Riegel vor und renne dann fassunoslos durch das Zimmer. Jch glaube, ich war damals thatfächlich wahnsinnig Da klopfte es ziemlich heftig an meine Stubenthiir. »Was wollen Sie? Bleiben Sie mir vom Halfel Jch rufe um fsilfe!·« fchrie ich sin meiner Verzweiflung Der unheimliche Mensch aber klopft weiter und sagt: ,,Oeffnen Sie doch Sie haben mich ja herbeftellt! Jch bin ein Verdrehter . . .« Ja, ja, das weiß ich, daß ich mit einem Verrilckten zu thun habe. Aber jetzt bildet sich dieser Mensch noch ein, ich hätte ihn herbeftelltt Aber wenn der Unhold nun die Thür einbricht?! - »Machen Sie, daß Sie fortkom men! Soforti Jch rufe die « Hilfe! Hilfe! Hilfe! Man toll " « » ermorden! Ein Wahnsinniger!« f ».» Von meinem angstvoll-en M rennen fällt die Wasserkaraffe s fürchterlichem Gekrach zur Erde. k« stoße einen Schrei aus, als säße Mir das Messer schon an der Kehle, bemes ich glaubte nichts anderes, als der Mensch habe die Glasschesibe einge- J schlagen und dränge nun mit Gewalt in das Zimmer. Da das Pochen ge- ; gen die Thüre immer heftiger wird, " stütze ich an das Fenster, reiße die Flügel auf und schreie um Hilfe auf die Straße hinaus, sodaß sich bald ein dichter Menschenhause ansammeli. »Gott sei Dank, seufze ich erleichtert auf, sie dringen ins Haus-, man wird mich von dein unheimlichei Menschen erretten. Jetzt werden im Vorsaal Stimmen laut. Jch höre, wie meine Pauline mit weinerlicher Stimme sagt: »ich Gott, meine iude, lnädisge Frau! Nun is se gar noch verrückt geworden!« »Was, jetzt bin ich verrückt gewor den! Das wird ja immer schöner! Aber ich habe nicht Zeit, was zu sa gen; eine tiefe Männerstimme spricht gegen die Thür: »Machen Sie getrost auf, Frau Schreckhuhn! Ich bin ein Schutz mann . . « . Gott sei Dank! Jch kann wieder aufathmen! D :e bewaffnete Macht ist zu meinem Schutze herbeigeeilt. Jch öffne die Thür. - Aug der Menschenmenge, die sich aus dem Vorsaal angesammelt hat, lös« sich ein junger, elegant geileideter, fssmpaihisrber Mann. Eben läßt er iliaulincnsz Hand los-, verbeugt sich artig gegen mich und sagt: »Verzeihen Sie, knätche Frau-ein Miskverstiindnißi Sie hätten an die Rütieviitteler Lebensversicherungsge sellschaft geschrieben, daß Sie die Ab sicht haben sich einzukaufen! Jch bin Se nn her-geschickt worden als einer ihrer Vertreter —« »Als Vertreter . . .?!« Jch weiß nicht,wc15 ich da für ein Gesicht gemacht haben mag; schlau hat es aewiß nicht ausgesehem Vllso Ver treter und nicht Verdrehter! O Bau ljne aus Biirne, warum hast du mir dass aethan? O dieses »weeche T!« »Aber, Pauline,« fuhr ich in mei ner Verlegenheit das Mädchen an, »was schriest du denn vorhin so auf, alg der Herr kam? Und dann das Gebummse an derThiir und die schief gedriickte Frisur?« » »Wer-eitlen Sie mir, knätche Frau,« stotterte der Herr Vertreter, ,,dieBau line und ich, mir ham uns schon in Bärne geaannt und gern gehabt. Jch dachte, sie wäre immer noch in Bärne, und da finde ich bletzlich meine Bau line hier die Freude-, tnätche Frau und da ham mer...eicha ...nu eben Seine Rede ging unter in einem verlegenen Lächeln. Jch war einfach bafsl O, Bauline, Bauline! So, da haben Sie meine Geschichte Und nun lachen Sie mich weidlich ans. Schaden tann’s mir ja nicht.« ! Ein (8temütli-Jmensch. s Gläubiger tzum"Gericht-3vollzieher): ;,,Meinen Schuldner Meier wollen Sie s womöglich übermorgen auspsändem san dem Tage hat der Mann Geburts s tag-« Eine unsichere Diagnosr. « »Ihr Nervenzustand ist ein eigen tl)iimlicher, Herr Baron. Soll dies nicht vielleicht l)ereditär, ein Lrbiibel Ihrer Familie sein?« »Pardon, Herr Professor, in unserer Familie wurde schon seit drei Jahr hunderten nichts mehr geerbt.« Beim ists-over. ,,0)«n·ci’ Frau, taufen Sie mir schöne Spargel ab.« »Ich möchte sie schon tausen, habe Ober just lein Geld bei mir.« »Nun, Sie können ja morgen be zacnernjf »Das geht nicht, denken Sie nur, wenn ich big morgen sterbe.« »Na, da liegt auch nichts dran.« Gehilfen. Herr Tratter: »Ist England nennt man die Dienstboten Gehilfen.« Frau Trotter: »Das mag in Eng land angebracht sein, nicht aber hier. Bei uns »l)elfen« sie sehr wenig.« Schwer zu ingen. Vijram »Was denken Sie von einem Mann, welcher Tausende über Tausende in der politischen Bewegung verausgath« Senator Sorgum: »Das läßt sich schwer sagen, bevor ich weiß, ob er das Amt betonunt oder nicht.« Schwäche-thust Fräulein: »Haben Sie dem armen, gelähmten Bettler etwas gegeben, Llnna?« Dienstmädchen: »Ach, Fräulein, das war ja die reine Verstellung von dem »Kerl; als er draußen war, fin en Sie san zu singen... da hätten spie ihn l ’mal laufen sehen sollen!« Samariter. »Papa, was ist ein guter »Sama riter?« »Ein guter Samariter, mein Sohn, ist ein Mann, welcher Dir genübek handelt, wie Du ihm ge eniiäer wahr scheinlich handeln würdest«