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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (July 22, 1904)
M Urnerteantsche Ertminal - Erzählung von F. E. Wie ein weite-, wogendee Meer dehnt sich unabsehbar ringsum die endlose Prairie. Kein Baum unter brach die ebene Fläche, nur fern am horizont schwang sie sich in den sanf ten Wellenlinien flacher Hügeltetten Dort wurde auch mit einem tieferen Einschnitte zuerst die Furche sichtbar, die-sich schnurgerade durch den Ozean manneshohen Grases zog und an dem kleinen höuschen vorbeilief, das wie aus einer Spielzeugschachtel verloren dalag, umgeben von vier niedrigen, halbverdorrten Obstbiiumen und einem stleinen Gärtchen. Die Furche aber bildete den Weg der Pacificbahn mit ihren silberglänzenden Siahlschienen, und darüber hingen schimmernd die Drähte der Telegraphenleitung wie die Fäden des in der Luft schwebenden von der Sonne beschienenen Altweibersom mers. Das kleine Häuschen inmitten des Grasmeereg führte den stolzen Namen »Potter-Station«; zwar war es eigentlich nur eine Bahnwörterwoh nung, da aber die Züge im Bedarfs: falle auch hier an-bielten, um Reisende abzusehen, die nach einer der in mei lenkveiten Zwischenraumen verstreut liegenden Viehzüchteteien oder kleine rn Ortschaften strebten oder auch kom mende Passagiere aufzunehmen, hatte man die Bahnwärterbude zur Station erhoben. Der Dienst aus Potienstation war nicht übermäßig anstrengend, aber er füllte den Tag aus für die beiden Männer, die sich darin theilten. Der ältere der beiden war Franz Kalbe, cin Deutscher im Anfange der sünfzi ger Jahre, Der, sein ganzes Leben vom Schicksal herumgestofzen, hier einen Posten gesunden hatte, der ihn. nach dem er alles Hoffen und Wünschen abaegeben hatte, befriedigte und aug süllte. Es war eine große, breit ichultrige Gestalt mit braunem, bereits leicht ergrautem Kopf- und Barthgar und offenen, ehrlichen, aber etwas mü den Zügen. Zein Camerade war ein unterieszi ter, gedrungener Bursche, dem das 4!-t.-.I.-.,—.. P. «,., IIGHWIUUIOI Qual ILIIIL III Ulc Cllkll hing; unter bufchigen Brauen blitz ten schwarze Augen mit stechendem, lauerndem Blick, und das aanze Ge sicht zeigte, daß alle Leidenschaften da rin gewählt hatten. Wie es ihm ge lungen war, aus diesen Posten zu lam men, der immerhin ein qewisses Ver trauen verlangte, begriff Kolbe nicht, und er sagte sich, Tom Bulllen wird wohl den Leuten bei der Direction ebenso wunderbare Märchen über sei ne Vergangenheit erzähät haben, wie er sie mir aufgetischt hat. Das ruhige, gleichmäßige Haben auf der Station behagte Tom Bultley herzlich wenig, und wenn er es auch nie aussprach, so svermochte er es doch nur schlecht zu verhehlen. Vergeblich fragte sich Franz Kalbe, was den unz heimlichen Cameraden denn hier hielte, I welche Absicht ihn denn überhaupt hier- . her gefiihrt hätte, und als einzige Antwort fiel ihm stets nur die Sta« tionscasse ein. Freilich, Reichthümer enthielt sie nicht, aber lurz vor der nur einmal monatlich erfolaenden Abno lung sammelte sich ein Stimmchen an, das einen vertammenen Menschen rei zen kannte; jetzt z· B» da der Ver kehr auf PotteriStaticn in letzter Zeit so rege gewesen war, svie nie zuvor, waren es sogar ziemlich dreitausend Tollars geworden, und Franz Kolbe war es gar nicht angenehm, einen sol- « chen Betrag hier mitten in der Wild-! niß bewachen zu müssen. — — Bullley war nach einer einige Mei- » len entfernten Ansiedlung gegangen» um einige Lebensmittel einzulausen.; Kolbe war damit allerdings nicht ein- i verstanden gewesen, da er die Castel nicht allein lassen wollte, wenn er diei Strecke revidirte, aber sein Gehilfe hatte so sviele Gründe und Ausfliichte in’S Treffen geführt, daß er seinenj Widerstand aufgab. nachdem er dies Strecke noch vor Tranks Fortgang aes ! driift hatte. Im Allgemeinen war ihm » ia io am Wut-isten wenn er ohne den - unsympathischen·Gesöhrten ganz allein in dein hätt-schen war, nur heute ern pfand er eine Unruhe, die er sich selbst » nicht zu erklären vermochte. i Der Bahnwiirter that einen tüchtigen . Zug aus der Whisthilasche, um die » ihn bedrückende unbehagliche Stim- ( mung abzuichiittelm dann setzte er sichs neben dem Häuschen auf ein leeres Fäßchen und blickte in die Prairie hin aus. Er dachte an den ZtviiehenialL1 der ihm vorhin bei der Streckenreoision passirte und eine ganz unvorberae iehene Abwechselung in das eintönige Babntviirterieben brachte. Als er näm lich auf den Schienen dahinschritt, sah er in einiaer Entfernung vor lich einen dunklen Gegenstand sich auf den Gelei fen beiman Er eiite hinzu und- fand —- ein Kind. ein kleines, etwa zweijäh riaes Mädchen. das bei seinem Anblick mit ansaebreiteten Armen weinend auf ihn zulies. Franz Milde bemühte sich ohne Erfolg, aus der Kleinen heraus zubrinaen, wer sie sei und wie sie allein in diese Wildniß käme, das ein- ’ eine, was er erfuhr, war. daß das Kind Alice M. eine andere Aus- ( kunii konnte das Kind nicht geden. Der Bahntviirter trug das Kind. deiien Fuße wund gelaufen und dessen Mel der zerrissen waren, auf feinen seinen roch der Statt-In Sein Same-ad ens i dsing ihn nett hohngelltchten als er mit seiner Bürde anlangte und gab den gemiithvollen Rath, den Wechsel bald san die Wand zu werfen. Die Kleine schrie geltend auL und klam merte sich an i ren Besch·tzer, alg bea rohe Patron Fle ansaßte und derb schüttelte. Kolbe stieß ihn zurück und beruhigte das Mädchen, während Tom ihm einen bösen Blick zuwars und höh nis lachend sagte: » a, meinetwegen kannst Du ja Am me spielen, aber den Kinderbrei mußt Du schon allein lachen; ich habe nur Verpflichtung siir uns beide übernom men. Und wenn die Kindersratze da Nachts quält, daß man nicht schlafen kann, dann schmeiße ich sie doch an die Wand.——Ja, wenn sie so tausend Wo chen älter wäre, dann ließe man sichs schon gesallen«, setzte er mit cynischem Grinsen hinzu, dann schritt er in die Prairie hinaus. An alles dies dachte Franz Kalbe, während sich langsam die Dämmerung herniederzusenlen begann. Er ging in’S Haus, theils, um nach dem Kinde zu sehen, das, nachdem es gegessen hatte. aus Adlbe’s Bett in tiefen Schlaf ge sunlen war, theils um die «Signalla lerne in Ordnung zu bringen, denn bald nach Eintritt der Dunkelheit mußte nioch ein Zug, der letzte für heute, Potier-Station passiren. Das Kind erwachte beim Eintritt des Bahnwärters und begann, die unge wohnte Umgebung erbliclend, zu mei nen. Wie der zärtlichste Vater bemühte Kolbe sich um die Kleine, und endlich gelang es ihm. sie zu beruhigen. Er setzte das Mädchen wieder aus das La ger zuriick und machte sich an der Las terne zu schaffen. Passagiere, die den letzten Zug benutzen .vollten, hatten sich nicht eingefunden, und wenn der Zug i leine Reisenden abzusetzen hatte, brauchte er nicht zu halten. Das rathe Glas, das ein energisches »Halt« gebot, » wurde also entfernt, und auch die grüne Scheibe, die langsames, vorsich . tiges Jahren anempsahl, zur Seite ge legt. Die Strecke war ja in Ordnung, - folglich tam nur das weiße, ungesärb s te Signallicht in Betracht fl-Ii.- ..':..h.«- k:. n-r--..- -.- ....k kUIUL obs-III- S Ulc Oulklllc III UllU blickte durch das Fenster die Strecke nach Westen entlang Noch zeigten sich die grellen Lichter res Zuges in der schnell zunehmenden Finsterniß nicht« iaber es war schwiil in dem kleinen ;Raum; so nohrn der Bahnwärter denn ;Laterne und Sinnalslagge und begab Isich zu dem vorhin verlassenen Sitze neben dem Häuschen Plötzlich schreckte er aus seinem Sin nen aus. Wurden da nicht leise schleichende Schritte im hohn Prairie greife hörbar? Der Bahn.värter lauschte angestrengt. —- Da —- da war das Geräusch wieder. —- Eben wollte er aufspringen und nach seinem Re volver greifen, da flog es sausend durch die Lust und legte sich schnürend uni seine Arme — im selben Augen blick rollte der Bahnwärter wie ein unigeworfener Sack am BoIen. »So, da hätten wir Euch«, llang es ihm mit teuflischem Lachen in’.- Ohr, und zwei Burschen, die Gesichter mit schwarzen Mag-ten bedeckt, beugten sich über ihn. —- ,,Aaltulire, werdet ver nünftig genug sein, das Maul zu hal ten; jvöre sonst genöthigt, meinZchieß: eisen reden tu lassen, und das tlziite mir in der Seele leid — um Lie Ru gel!« Und während einer der Kerle dem Gesesselten den Re«:)olver aus die Stirne setzte, riß der andere die rothe Signalslagge vorn Stock und stopfte sie dem Unglücklichen als Knebel in den Mund, mit dem Flaggenstocl nachsto szend, so daß der Mißhandelte zu er sticken drohte. »Wünsche wohl zu ruhen, Mr. Kol be, wollen nun mal sehen, was in Eu rer Sparbiichse steckt!" Damit oerse - ten die Strauchdiebe dem Wehrlsosen ei nen Fußtritt und schritten dem Hause «zu. Gleich daraus tönten zu dem un glücklichen Bahnxviirter die Geräusche der Bohrer und Meißel, die an dem eisernen Geldsebranke von Mutter-Sta tion arbeiteten. — Mit dter Firast der Verzweiflung wehrte der Gesesselte sich gegen seine Bande —-- vergeblich. Der Lasse, der seine Arme umschnürte und auch seine Beine zusammenbielt, war aus dem besten Biisselleder unb spottete jeder Anstrengung. Dazu gesellte sich noch die schier unerträgliche Atbemnotb, die durch den-Knebel verursacht wurde, und dabei nicht die geringste Aussicht aus Rettung! —- Tom Bultley7 Ab, Franz Kalbe war zu sest überzeugt, daß der zweite der masiirten Räuber-, jener, der so streng vermieden hatte, zu spre: chen, kein anderer war, als Tom Vulk len selbst, der seinen Gang nach der Ansiedelung sicher nur iingirt ·batte, unr sich mit seinem helfershelfer zu dem Uebersall zu derbindew — Und was würde aus dem armen Kinde im Hause drinnen werdens — Franz Kolbe dachte schaudernd an die Dro hungen, die der schurtische Tom be ziiglich der kleinen Alice ausgestoßen. Da schlug ein fernes, dumpsrollen des Geräusch an Kaki-US Obr, rnit dem er aus dem Erdboden lag —- der Zug! —- Tausend Gedanken treuzten das Gehirn des Babnwiirters. Wenn der Zug jetzt hielt, dann war Aussicht aus Rettung, denn man würde ihn vermis sen und suchen. Aber die Hoffnung war gering, den-n nur selten, sehr selten hatte dieser letzte Abendzug au der ; einsamen Station in der Wildni Iei W w sende abzusehen, und Vetter-Statistik selbst gab sreie Durchsahrt, das« be orgte etner der Räuber, der aus dem hause herausgetreten war und die La terne mit dem weißen Signallijht aus genomm n hatte. Die ieberhaste Spannung, wie das Schicksal entscheiden würde, hatte Franz Kolbe befähigt, trotz seiner hilf losen Lage, den Obertörper auszurich ten, und stier bohrten sich seine Augen in die näher und näher kommendenLo komotivlichter. Jetzt tönte ein langge zogener Pfiff, der leiser und leiser werdend in der Abendlust zerflatterte, und der Bahnwärter sank ächzend zu rück —- der Zug wird nicht halten — er sährt an der Station vorbei. — — Franz Kolbe lag in dumpfer Ver zweiflung da. Es waren nur noch ei nige Sekunden, bis der Zug an ihm voriiberbrausen mußte, aber es schienen ihm Ewigkeiten zu sein. —"— Da — was war das?! — Vier-, fünf-, sechsmal schrie die Lsocomotibpseise kurz und schrill aus, der Dampf fuhr zischend aus den Ventikem ein ohrenzerreißen des Kreischen zerriß die Lust und Von den Bremsklötzen, die sich gegen die Rä der preßten, stsoben die Funken aleich einem Feuerregen aus. —— Der Zug hielt. Jm gleichen Moment hatte aber auch der Räuber die Signallaterne mit einein gräßlichen Fluche gegen dass Ge bäude geschmettert und mit lanaen Sätzen eilte er in das Gragmeer hin aus Vor dem Stationsgebäude wimmelte uaa pquuabnjz uqujtuaa ui rqu Ha Menschen. —- ,,Halloh!. mag gi·bt’s?!« —- »Ist denn hier der Teufel los?! Erst weißes Licht und dann plötzlich rothes-IF — »Sollen wir den Zug zu schanden fahren mit dem scharsen Bremsen?!« — »Hier liegt die zer schlagene Laterne! Wo ist der Bahn wärter.?! —- ,,Ein Mann gebunden und die Signalslagae als Knebel ini Munde!«-—»Jungens, hier ist etwas undicht! Aus in’:« Hau5!« « Alle diese Rufe schwirrten ausaereat Durch-— einander, und svährend zwei Mann mit schnellen Schritten die Banne deg« Bahnwärterg zertrennten nnd ihr: auf richteten, stürmte ein Trupp dem lHause du« Als sie die Thüre ausrissen, tönte ein scharfer Knall und einer der Stürmen den taumelte zurück. Sosort aber rich teten sich eine Anzahl Revolver respek tablen Kalibers aus die Thürössnung und »Hände hochl« scholl es drohend aus einem halben Dutzend Kehlen. — Eine halbe Minute später lag der überraschte Räuber sicher gebunden in einer Ecke, und nun bestürmte man cen herbeigelommenen Babnwärter mit Fragen, wie er in seine verzweifelte Lage gekommen und wie es ihm den noch möglich war, das roibe Signal zu geben, das den Zug im letzten Au genblick zum Halten veranlaßt hatte. Die erste Frage kannte Kolbe wohl beantworten, von dem rathen Lichte aber wußte er selbst nichts. -— Da durchzuckte ihn eine Idee. Rasch öff nete er die Thür zum Echlaszimmet, und dort lnite auf dem Stuhl am Tische die kleine Llliee und hielt mit aliicllichem Lächeln die farbigen Sig nalgläser aeaen die Lampe, so Daß der blutrothe Schein durch Das Seitenfen ster aus die Strecke hinaussieL Kolbe stürzte aus das Kind zu nnd riß es in seine Arme, dann sanl er mit "ihm, sassungslos aufschluchzend, aus die Kniee nieder. Tie rauhen Zeugen dieser Szene aber schnitten aanz der zlveiselte Gesichter, nnd alle hatten plötzlich das Bedürfniß, sich eifrig zu schneuzen. Zkrei Tage später hatte man auch Tsom Bultleh dingsest aemacht, und als er erfuhr, wer das Haliesianal gegeben hatte, bekam er einen Tobsuchteanfall und schrie wieder und wieder: ,,Hätte ich die Kröte doch an die Wand ge schmissen!« Die kleine Alice war aber sicher vor ihrem Feinde, sie befand-sich bereits wieder bei ihren Eltern, einer armen Ansiedlersamilie. die durch die Vrairie nach Westen zog, wo sie von der Re gierung ein Stück Land ermorden hatte. Die Bahngeiellschaft schentte dem Kinde fünfzehnhnndert Dollars, die Hälfte der geretteten Stationscasse, ein Betrag, der in den fleißigen Hän den des Vaters bald zu einer staiili chen Mitgift werden wird. .—-—---.-s—— Der Agitator. Temperenzier tin Deutschland): « . .Wenn Jhr also unserem Tempe tenzler-Verein beitreten wollt, liebe Fieunde«gebe ich ein Achtel Bier zum Besten!« c net-i Wegelagerer: »Ihr Geld oder Jhr Leben!'« Aeltiiche Jungfer sihm um den Hals fallend): »So nehmen Sie mich hin, Sie böser Mann.« Das abschteckende Beispiel. «Papa, ich fürchte, Manier wird mir noch jede Pariie verderben!« , «Wieso denn?« »Sie sagt huJedermann, in meinem Alter habe genau wie ich ausge sehen!« Maimittei. A» hWoeßte Welle-n ick habe seit etni get Zeit immer taite Füße, nnd Du bi doch sonst so tlug, weefzt ten jutet tttel dajejen?« B.: «Nischt einfacher —- drag Müh firiimpsek W Auf Urlaub. E Novellette von Kaethe helmaLi D 1. Dr. Reimann ging, mit der Uhr in der Hand, netvös im· Zimmer aus und ab. Jetzt war es schon eine Viertelstunde nach 10 und noch im mer kam sie nicht, das neue Klapper sräulein. « Jn seinem Junggesellendasein hatte jede Stunde ihr wohlabgemessene Bestimmung, und jede Unregelmäßig keit war ihm verhaßt Nun konnte er sitzen und warten. Es war aber auch sehr unüberlegt ron ihm gewesen, seiner alten Schreibmaschinendame gerade jetzt den Urlaub zu bewilligen, wo ihm daran lag, sein Buch über die Psy chologie der modernen Lyril, eine Ar beit, die seinen literarischen Ruf be gründen sollte, möglichst rassch zu vollenden. Die Stellvertreterin, die ihm Fräulein Mehlharn zu schicken Versprechen hatte, zoar natürlich un pünltlich oder sie ließ ihn überhaupt sitzen. — Und wenn sie schließlich doch lam — wer mochte wissen, mag fiir ein« llngeihüm die Mehlhorn auf ihn los-: gelassen hatte . .. An den wenig reizoollen Anblick seiner alten Secretiirin hatte er sich allmählig gewöhnt Fräulein Meblhorn war die Ge wissenhaftigkeit selbst und lam un fehlbar stuntt l) Uhr. Und jetzt hatte er schon eine Viertelstunde mit War-: ten VeraendeL Er setzte sich an den Zehreibtisclt," legte sechs weisse Bogen abwechselnd» mit fünf Boaen Kohlenpapier Zusam men und schob die Fraan Echicbt in die Maschine.... da —- endlich tlini gelte es draußen! Gleich Daraus zvnrde leise an die Thür aellapft, nnd auf fein brnmini ges «.s)erein!« trat rasch ein junges Mädtlien in die Stube; dass frische Gesisii vom eiliqen Geben aeröthet. ,,(,fntfchuldi«aen Eie, Herr Doctor«, sinn die Kleine an, »das-, ich mich so versisiitet habe, meine iscuiine hatte mir eine falsche Hangnunnner anaesp geben, Und ich mutzte erst lange su-! eben; schließlich sah ich im Adreszbuch nach »e ,,Natiirlich«, brummte Dr. Rei-s mann und freute sich eigentlich, daß’ die Andere schuld war. Clara Siebert aber dachte, wäh rend sie mit schnellen, gewandten Grifien den Hut abnahm und sieh die srollen blonden Zöpfe, die ihr hübsches IGesichtchen umgaben, glatt strich, an idas Bild, das ihre Cousine ihr Don them Gelehrten entworfen hatte. Nach »der Beschreibung von Martha Mehl »horn war er ein alter versauerter iTunggesellr. brummig und ledern. eso schlimm, Zvie sie sichs vorgestelli, sand sie ihn gar nicht. Nahe an die Vierzig mochte er wohl schon sein. Aber die braunen llugcn Augen wa: ren doch sehr sympathisch. »Sie sind Anfängerin?« fragte Dr. Naimann vorsichtig ,,Nein«, sagte sie, »ich ilappere seit drei Jahren. Man hält mich ge wishnlich für sünaer als ich bin.« Dann begann das Diltat Neimann ging im Zimmer aus nnd ab. Clara Siebert machte das Schrei-: ben Vergnüan. Die Maschine klap perte und ilingelte. Als die Uhr zwölf schlua, laa ein stattlicher Hausen beschriebener Bogen aus dem Tisch, und Tr. Neimann sagte zufrieden: »Sie schreiben ja in ixvei Stunden mehr as Ihre Eousinc in drei!« »Hossentlich sind nicht zu viel Felix ler drin. Morgen iommte ich pünkt: licher.« Elara verabschiedete sich, und Dr. Neimann setzte sich an ihren Platz, um das Geschriebene durchzusehen Er fand kaum etwas zu verbessern. 2. Ciorn Siebett kam nun sehr-in seit vierzehn Tagen zu ihm. Seine Ar beit schritt rasch vorwärts, nnd das i Dittiren, das er früher so oft als stö "rend und nnannenehm empfunden hatte, machte ihm jetzt geradezu Freude. Das junge Märchen fand ihn reizend und Weimar-n mußte sieh oft über sich selbst wuiirern.s Auch äußertich hatte er sich nuffallend in« seinem Vortheil verändert. Tie alte häßliche Haueioppe hatte einem ele ganten Jacket weichen müssen-, de: braune Schnurrbatt war egepflcat Ter ganze Mensch schien um Jahre JetjiingL In ihren Verkehr ·var nach nnd nich ein herzliclser und vertraulicher Ton, wie unter guten Cnmerarein die sich respectiren und gern haben. ne kommen. Einmal erzählte sie ihm «ganz naiv, wie sie sich ihn zuerst noch der Schilderung ihrer Soufine in nani and-ers hergestellt hätte, als er wirt lich wäre. »Vielleicht hatte Martha das bloß Jso gesagt, damit Tante mir auch er. ’laubt, herzutoinmen Ich bin näm ;lich Waise«, fügte sie hinzu. ! »Wie wär’s denn", schlug Reimann ;vor, »wenn Jhte Cousine Jshnen die HStellung bei mir überließe?« t Einen Moment teuchteten ihre hüb schen Augen auf, aber dann schüttelte ’ sie den KÅ Ach n das geht nicht « i JSoii Warum denn nicht?« — — i »Sie braucht ihren Verdienst aus-", sagte Clara in bestimmtem Ton. Dr. Reimann war heute entschie den zerstreut beim Ditttren. Er stockte und pausirte häufig, und als es 12 Uhr war, hatte seine Secretärin erst ein paar Bogen geschrieben. , Eins aber stand bei ihm fest: die ztleine Stellvertreterin durfte er nicht i sreigeben . « ! ; Dieser Gedanke ließ ihn nicht wie » der los und gewann in den folgenden Tagen nur noch stärkere Herrschaft über ihn. Je mehr die Arbeit fortschritt, desto mehr interessirte Clara ihre Beschäfti aung: desto mehr nahm sie innerlich AnttJeil an ihr. Mit Schaut-ern dachte er an die frühere Zeit zurück, in der er das Dittieren stets als satales Henixnniß in seinem Gedantengange empfand, das ihm ost die ganze Arbeit Verlei dete. Dieser öde Zustand sollte nun bald wieder lommen, denn in ein paar Tagen war Fräulein Mehl horn’5 Urlaub Vorüber, und seine Ar beit konnte noch einige Wochen bean spruchen. Es durste nicht sein, er mußte Clara uni jeden Preis zu hals ten suchet-» Z. An dem Tage, an dein Fräulein4 Männerng Urlaub zu Ende ging, entfilsloß sich Reimann zu dem ent: scheidenden Vorstoß. Mitten im Tittieren sich unter breclkend, richtete er an das junge Mädchen in fast barichem Ton diel Frazret » »Also Sie hätten List, wieder her-. zukommen und mir beim Arbeiten zu! helfen?« H Clara wurde roth. »Ich Ihnen; beim Arbeiten helfen?« miederholtei sie iiiialäiibia. ,,Ja:rsl;l, Eie haben mir nämlich sehr viel geholfen, viel mehr als Sie glaubet-» Wenn ich blos-, daran denke, Das-; nun Jhre Zonsine wiederkommen wird ——- —-—« er l)1rstete, um nicht unböilich zu werden. »Zelien Zie, ich brauche einen intelligenten Men schen; jetzt habe ich erst aesehen, wag das siir ein himmelweiier Unterschied ist. Als-o ich .verde Fräulein Mehl-: horn schreiben — verstehen Sie, aus jeden Fall —- und zwar sofort, daß ich sie Von heut ab nicht mehr beschäf tigen kann. Ich bin doch am Ende nicht mit ihr verheirathet!« Clara mußte bei dieser Vorstellung lächeln, im nächsten Augenblick flog ihr eine sähe Röthe iiber Gesicht und Ziacken Reimann aber fuhr eifrig ort: »Nun und gut, ich ländige ihr mit iechsiröchentlicher Frist und entschä dige sie pränumerando. Damit ist reiner Tisch gemacht, und Sie tön nen meinen Vorschlag unbedenklich annehmen. Nicht wahr, Sie sagen ja?« Clara schüttelte traurig den Kopf: »Es gebt ioirllich nicht, Herr Doc ier. Meine Cousine und ich selbst zviirde mir nie verzeihen, sie aus ihrer Stellung verdrängt zu haben.« Die Thränen traten ihr in die Au gen und verfehleierten ihr den Blick. Sie fühlte nur, wie Dr. Neimann ihre beiden Hände ergriff, und alr— er sie gar nicht wieder loslassen wollte, fah sie ibm in’;3 Gesicht· Da begeg neten sich ihre Augen und Beide mußten, dasz sie mehr verband, als das Interesse an den lsssahs. Aber lklara blieb fest, und Rei niann mußte sie aelsen lassen, ohne :-o-r ihr eine Zusage erhalten zu haben. Arn nächsten Tage wartete er ver geblich big l« Uhr auf sei.n e Eecre iäri n; alsJ oeder Fräulein Mehlhorn noch ihre isousine erschien, machte er sich aus den Weg und ging »in Cla ra’;« Tante, «:ie in einem Gartenhaiiie sookinir. Er siica die drei Treppen iffnet Noch nnichl iissig, ob er war tcll ULLL clelltclcu IUULI» HULIL II« cilic leisende, spitze Stimme: ,,«Jiatiirlicl). Du wirst schon lelettirt haben. Daß Du mich um die Stellung krinast, dac ist Tir ja gleich. Aber eins saae ich Tir: wenn Tu daraus ein-gehst unt kneine Stellung l«ei ihm annimmst, dann wende ich mich an die Tante.«« »Das hast Du nicht nöthia«, hörte er lslara ruhia antworten, »ich werde nicht mehr zu Dr. Reimann ael,cn.« ,,"Z-:?« sagte er jetzt laut und trat ein, da auf sein Klopfen vorher keine Antwort erfolgt war· Er hätte am liebsten Fräulein Mehlborn am Kragen genommen un: vor die Thiir gesetzt; aber als er Flara’—:« flelnnben Blick sah, konnte er nicht anders er schritt aus sie zu und fasite ihre Hand. ,,Eeien Sie mir nicht biise! Ich almte schon, daß ich Uniteil aestistet hatte, Deshalb ta:n ich her. Tieine Kündigung, Fräulein Melilhom nehme ich euriieL Ich, behalte Sie alg meine Zerretärin nnd bitte Sie, sich urserzijalich naeb meiner Woh nung zu begeben, um das Versäumn nachzuhclen Jch solae Ihnen aus dem Fuß.« Er sagte dag- so ruhig und be stimmt, daß die alte Person« erfreut nnd verdutzt, zur Thiir hinausschob. Die Beiden waren allein geblieben. Ein Engel flog Ulrich's Zimmer »Ftäulein Clara«, begann Rei mann wieder, aber mit leiser-, von Er tegung durchbebter Stimme, »Siå wollen also meine Sectetärin nicht Miben Aber ich kann so nicht von Ihnen gehen. Etat-er. haben Ili ..... . hätten Sie Lust, bei mir alm Kerl eine andere Stellung anzuneh men —- unliindbar, aus Lebenszeit? Das Mädchen stand vor ihm, wie im Traum. Ein glückliches Lächeln überstrahlte ihr liebes, tief erröthetec Gesicht. Sie wehrte sich nicht, als Reimann die zarte Gestalt in seine Arme zog und einen Kuß aus die zit , ternden Lippen drückte. I· »Clärchen.... Liebling.... flü Hterte er ihr in’s Ohr. ,,Siehst Du Hohl, jetzt halte ich Dicht Na, und s warte nur, die neue Stellung soll Dir Esel-on gefallen. , Aber das muß ich Dir gleich im Voraus sagen: Dich laß ich nicht aus Urlaub gehen!« Schürtctreima Viel Glück hat bei der Fleischnoth meine Schwester-, Seit Kurzem frcit um sie einSchweine mästen O Er lielst die reichen Maleriöcher, Denn gerne ihre Thaler möcht’ er. Its st- st Wem nicht seine Lumpen passen, Kann auch nicht das Pumpen lassen. di- sk st- ’ O Man sah ihn schier in der Krise liegen, Ob er wohl würde die Liese kriegen. «·««-·’-—---—— Das Menschenliebe-u Es ist das Menschenleben Ein unentwegteg Mühn Ein Kämpfen, Stürmen, Streben. Ein Knospen, Grünen, Blüh’n. Ein Weiten ist’5 und Wagen, Ein Flieh’n und Stillesteh’n, Ein Klagen und Entsagen, Ein Werden und Vergehn — » . ».-..·..—-... Begründere Anhänglichkeit. »Sie glauben gar nicht, meine Her ren,« sagte der Oberförster Schiebel dein zu der feuchtsröhlicheu Stamm tischrunde, »wie schwer eS oft ist, sich izber gewisse Dinge Klarheit zu ver schaffen. Als junger Forstpraltitant besuchte ich einmal meinen Onkel, den damaligen Oberförster Heitermeier in libergwalde Schon am ersten Tage meines Dortseing fiel mir und auch ihm aus, das-, sein Waldl eine große «.’-liihiinnliehleit an mir-b apinte nnd mir bereits auf Schritt und Tritt folgte, obwohl ich ihn bis dahin noch nie ge sehen, da mein Onkel erst seitKurzem in den Besitz des prächtigen, klugen Thieres gekommen war. Es setzte ihn umsomehr in Staunen, da der Waldl bis dahin niemals Neigung gezeigt hatte, einen anderen, als feinenHerrm zu begleiten. Lange grübelten mir über dieses Vorkommniß nach und konnten uns den Grund nicht erklären. Da fügte es sich einmal, daß mir Onkel Karl ein wichtiges Schriftstiicl zeigen wollte. Er suchte in feinen Papieren darnach, wobei zufällig mein Blick auf eine Rechnung ffiel, die eine mir be lannte Firma ausgestellt hatte. Wir kamen darauf zu sprechen, und wir wurden auf einmal, freudig erfiaunt, über die Ursache der Anhänglichkeit des Waldl an meine Wenigkeit aufge klärt. Der Hund hatte nämlich her ausgeschniiffeli, daß mein Anzugftoff tson derselben Firma in Feottbuks gelie fert war, wie der feines Herrn« «-.-—— Der Natur nachgelsolsein Fremder (im Alpenhotel zum Ober leltner): »Jean, wo fteekten Sie denn heute den ganzen Tagi« »Um Vertrauen gesagt es waren tssn aliindez und Franzosen da und da hab ich. n Echo aus helfen müssenl« Wut gelungen. Dichter: »Fiuden Sie nicht auch, Herr Redakteur, daß mir die große Jiaclnszcne in meinem Drama sehr gut gelungen ist?« Redakteur: »Ja! Großartig! Schlief oereith nach fünf Minuten beim Lesen fersellim,« Theilnahme. Dienstmädchen (zur Dame, die der trauten Hausfrau einen Besuch machen Ioill): »Sie kommen zu spät, die gnä riae Frau ist eben acstorben!« Dame: »Ach, wie schade gerade wollte ich ihr meinen neuenHut zeigen.« Beruf-irrend Fremder (an dem Wege zur Kunst auesstelluna): »Aber, Kutscher, fahren Sie ein wenig schneller! So kommen wir nicht lzur Ansstellung.« Kutscher: »Da brauchen Sie keine Angst Fu haben, die Kunstausstellung wird ja erst Ende September ge schlossen!« Brot«-en - Stil. Seit der (Fonnrierzienrath Lehmann ein früheres Palais getauft und be ,;oaen, schließt er seine Privatbriefe an frühere arme Freunde mit der Va riante: »Freundtichen Gruß vom Pa last zqu Haus.« Arbeit. Sommer-Bomben »Ihr Mann scheint die Arbeit nicht zu lieben.« Frau: »O ja, er liebt die Arbeit schon, d.h. wenn ich oder eins der Mädchen sie verrichtet.« Kaietnenhosblüthr. Unterosfizier: ,,Dösicke, ich will nicht an die Thier-weit erinnern, aber bei Dir ist der aufrechte Gang wa - haftt nur eine Vorspiegelung falsxr Thatsacherw