Die Erzählung oc- Kutscher-. Novellette von A. Ischechom Dort in jenem Wäldchen, hinter den sollen, ist etwas Schreckliches-z passirt, werther Herr. Mein verstorbener Va ter, Gott habe ihn selig, brachte dem Gutsherrn 500 Rubei. Unsere Bauern hatten damals von ihm Land gepachtet, es war also der Betrag siir ein halbes Jahr. Der Alte war ein gottesfürchti g: Mann, lonnte Geoructteö und Ge chriebened lesen und oat nie im Leben mand beleidigt, oder gar betrogen. ie Bauern achteten ihn sehr. und wenn es nötztg war, Jemand in die Stadt zur O rigleit oder mit Geld zu schicken, so wurde er stets dazu gewählt. Er that sich unter den anderen Bauern hervor, aber ohne ihn schlecht zu ma-: eben, muß doch gesagt werden, daß er eine unitherwindbare Vorliebe siir Branntwein hatte. Es war ihm rein unmöglich, an einem Wirthe-hause vor bei zu sahren, ohne hineinzugehen und ein Gläschen hinter die Binde zu gie ßen! Er kannte seine Schwäche und wenn er fremdes Geld bei sich hatte, nahm er stets mich oder meine Schwe ster Anjutta mit, damit er nicht ein chliege oder gar bestohlen werde. O sen gesagt, neigt unsere ganze Familie sehr zum Schnapstrintem Jch tann lesen und schreiben bin sechs Fahre in der Stadt in einer Tabaks handiunq angestellt gewesen, tann mich mit jeden-. gebildeten Menschen unter- ( halten und mich ganz gut ausdrücken, i aber es ist ganz richt1a, was ich int einem Buche las; da hieß es, der Hchnars triire Satansblni. Seitdem ich Schnaps trinke, bin ich ganz schwarz im Gesicht und dumm im Kopfe. und wie Sie sehen, bin Ich jetzt Kutscher, wie ein bloder Bauer, der» nicht lese-n nnd nicht schreiben tann. j Nun, ich sagte also, mein Vater I brachte dem Gutsherrn Geld; Anintta fuhr mit ihm, sie war damals sieben Jahre alt.«ein-dnmmes, nnlseholsenes gerade-. Ists searanrianr ging altes Felde schan, der Alte war nüchtern; als aber in Kalantschil ankamen und im Mirtbshauö bei Moseih einkehr ten, belebte sich seine Phantasie Er hatte drei Gläschen getrunken und fing nun an. rot den Leuten zu prahlen: »Ich bin ein kleiner, einfacher » Mensch, bade aber fünfhundert Nubel s in der Tasche! Wenn ich will, kann ich : die ganze Schenle mit. der aanzen ! Wirtbschast, und Meieika selber miti Frau und Kind laufen. All-s kann ich ’ kaufen und mir anschaffen.« Nachdem er so gescherzt hatte, be sann er zu klagen: · « »Es ist schlimm, Jhr Leute, ein rei ber Mann, Haufmann oder deraleichen u sein. Kein Geld —- leine Sorgen, at man aber Geld. so muß man die Taschen festhalten, damit man von schlechten Leuten nicht besinnt-n werde. Wer viel Geld hat, mus; viel ausste n « Die Betrnnkenen rinasnm hörten su, rochen den Braten und merkten sich genau feine Worte. Damals wurde in Katantsazil die Eisenbahn qebaut, und allerlei zerlumptes Volk und Gesindel trieb ssch in Massen umher. Der Alte mettte, wie leichtsinnig er gewesen, aber da tvar’s bereits zu spät. Ein Wort ist nicht wie ein Spatz, man fängt es nicht, wenn es einmal entfloaen ist. Wie sie so durch den Wald fahren, be merten fis-, daß ihnen Jemand nachtei: tet. Der Vater war lrin Hasensitß, das kann nxan nicht saaen. aber er war recht erstaunt: Der Waldwea wurde fast nie benutzt« höchstens zum Heu-: und Halziahrem ein Reiter hatte hier nichts zu suchen, besonders nictrt mäh rend der Arbeitszeit »Es scheint, als ob sie uns nachseh ten«, sagte der Vater zu Anintta, »fre Mit-II fu«-bißer feine-ff Dieb hätt- in der Schente schweigen, meins Zunge im Zaum-: halten sollen. O, Jächterchem mein Her-« chnt nichts Gute-W Er sann eine Weile iiber seine aei söhtlictke Lage nach und sagte zu meiner Saitriestez Anjutta: »Sie scheinen uns wirklich zu verfolgen, man tann nicht wissen, wie es kommt, in jedem Falle nimm das Geld zu Dir, lieb-e Ani nuschta, verwahre es unter Deinem Rock und verstecle Dich im Gebüsch Man sie uns überfallen, die Verfluch ten, dann renst Du zur Mutter und giebst ihr das Geld ab, damit sie es der Obriqteit bringe. Nur gieb acht, daß Du von Niemand gesehen wirst, wenn Du durch den Wald oder iiber Feld tveae tausst, damit Dich Niemand aus hält. Laus, so schnell Du kannst und titte Gott um Erbarmen, Christus sei mit Dire« Der Vater schol- Aniutta ein Säck chen niit Geld in die Hand, sie suchte ich das dichteste Gebüsch aus und ver eckte stel» Kurz daraus näherten sich drei Reiter dem Vater; ein »listigen großer Mars-n in einem aroben Lein-en hemd und großen Stiefeln, die beiden anderen waren zerlumpt und abgeris sen. offenbar Arbeiter von der Eisen-: bahn. Was der Vater geahnt hatte, traf wirklich ein. Jener im groben Leinenhecnd, unter den Bauern ein uns besonders starter Karl, hielt das Feind an und alle drei gingen aus den ter los. «calt, Du Alter! Wo hast Tu das Geld? f silcsl siir Geld? Geh« zum Teu e « «Nun, das Geld, das Du dem Gutsherrn r die Pacht bringst! GieW htt. let Teufel, sonst muri W wir D d, Du stirbst mit alt' nen Stier l« Und sie begannen, am Vater ihre Oeuieinheit aussulassenz anstatt sie durch Weinen zu Jourde der Vater wuthend nnd hr streng an: M reinpelt J in as, wie Begeflenei Ihr seid ein Lumpen art, t keinen Gott im Her en, eine trafe ist schwer genug iir Euch! Nicht Geld müßtet oihr bekommen, son dern eine Tracht sDritqu mit der Ru the, daß Euch drei Jahre lang der Rücken just. Scheeret Euch fort, Jhr Ochsen, fonst werde ich mich wehren! Jch habe einen fechsmal geladenen Re volver bei mir!« Nach diesen Worten wurden die Raumörder noch wüthender und schlu gen den Vater mit Allem, wag ihnen gerade in die Hand fiel. Sie durchsuchten den ganzen Wagen, durchstöberten alle Taschen und Falten an Vaters Kleidern, zogen ihm sogar die Stiefel aus, und als sie sahen, daß er infolge der Schläge nur noch wü thendei wurde, fingen sie an. ihn auf verschiedene Weise zu quälen. Anjutta saß unterdessen im Gebüsch und sah Alles mit an. Als die Aermste nun erblickte, daß der Vater auf der Erde lag und leuchte, sprang sie auf und lief fo schnell wie sie tonnte durch Wald und Hain nach Hause zu. Sie war noch ein Kind, ohne Verstand. kannte den Weg nicht und rannte blindlingg vor sich hin. Bis zum Hause waren neun Wersi. Ein Erwachsener würde sie in einer Stunde zurücklegen, aber ein Kind läuft einen Schritt vorwärts und zwei zur Seite und lann oft mit den bloßen Füßen nicht über die Na deln und Stacheln- Man muß auch im Gehen geübt sein« bei uns aber treiben sich die Mädchen gewöhnlich auf dem Ofen pder auf dem IHofe herum und fürchten fich in den Wald zu gehen Gegen Abend lam Anjutia endlich abgehetzt an ein bewohntcs Haus. Es war eine fremde Hütte, die Hütte des Försters im taiserlichen Wald. Sie klopfte an. Die Frau des Förfters, ein altes Weib, kam heraus. Anjutia erzählte ihr sogleich unter Thränen Alles-, was vorgefallen war, mit allen Ifintvnsssfsn nnd nanvIZJq kutse hie-sen dem Gelde» . Die Försterssrau war ganz gerührt. »Du. mein Herzblättchent Mein armes Kindchent Dich, kleines Wurm, bat Gott geschützt! Komm' mit mir in die Stube, ich gebe Dir wenigstens was zu essen!« Sie nahm Anjutta also vor, gab ihr zu essen und zu trinken, weinte sogar mit ihr und lenkte sie so ab, daß das Mädchen ihr sogar das Säckchen mit, dem Gelde gab. »Ich bewahre es Dir gut und mor gen stüh,« sagte sie, »gebe ich es Dir wieder und begleite Dich nach Hause, Liebchen.·« Die Alte nahm das Geld und legte Anjutta aus den Ofen, auf dem Reisig trocknete. Aus demselben Ofen schlief auch das Töchterchen des Försterg, das ebenso alt war, wie unsere Anjutta. Sie legte sich hin, doch tonnte sie nicht schlafen, toeinte ganz leise um den Großvater und angstigte sich. Eine Stunde oerge t nach der anderen, plötzlich sieht te, wie jene drei Räuber, die den Großvater gemartert haben, in die Stube treten. Der allergrößte in dem Leinenhemd, ihr Räuberhaupt: Franm tornmt zu der Alten heran und agt: ! »Nun, Frau, wir haben umsonst» einen Menschen umgebracht. Jetzt," zur Mittaggzeit, ist es geschehen. Eris mordet haben wir ihn zwar, aber dont Geld sanden wir keine Spur, nicht einen Groschen.« Der Bauer im Leinenhemd war also der Mann der Förstergsrain lsäps sm--k-x.».t.r-- zn a---.c.I;-c.. ,,-..s-» -- Hk Dissens-»He s » Use-krku sech, drausaeqangenA sagten seine zeriunip ten Kameraden, ,.urnsonst haben wir eine Sünde auf uniere Seele geladen. « Die Förstercssrau blickte alle drei an und lächelte l i »Warum laihst du, dummes Wein «i fragte ihr Mann ; »Ich lache, weil ich ieinen Menschen ! umgebracht teine Citnde auf meinet Seele geladen habe und dennoch Geld sand," entgegnete sie »Was fiir Gele Was redest Du siir Unsinn?« »Sieh her, was siir Unsinn ich rede.« Die Förfterfrau band das Siickchen auf und zeigte ihnen das Geld, dann erzählte sie, wie Anjutta zu ihr gekom mne war und was sie ihr berichtet hat. Die Räuber freuten sieh, theilten die Beute, wobei es fast zu einer Keilerei kam, dann setzten sie sich an den Tisch und sraßen. Ansutta lag da, die Aertnste, und hörte alles, wag sie spra chen; sie zitterte wie tispknlauh Was war u thun? Aus ihren Worten er fuhr sie auch, daß der Vater gestorben war und auf dem Wege lag; nun sah sie in ihren erregten Gedanken wie den armen Vater die Wolfe undhunde sraßen — toie unser Pferd in den Wald ging und ebenfalls von den Wölfen aufgefressen wurde und wie man sie selbst schließlich ins Gefäng nszi einschloß, weil sie das Geld nicht gut gehütet hat, undfurchtbar schlug. Die Räuber hatten sich inzwischen voll gegessen und die Frau nach Schnaps geschickt Sie gaben the fünf Rai-eh damit sie Branntwein und süßes Schimpf taufe. Sie trauten und betustigten sieh fiir fremdes Geld. Ohne Maß tranken sie, die hunde, und schienen die Frau, einen neuen Vorrath zu holen, um immer weiter, ohne Ende zu trinken. Wir wollen bis zum Morgen inei pen!« schrien sie. »Geis- haben wir seht aug, brauchen nicht zu sparent Trin '. nur verliere den Verstand nicht dabei!« Gegen Mitternacht ais alle bereits tüchtig betrauten waren, lief die Frau zum tittetr Mal nach Schnapsz der s ,Förster ging taumelnd durch die Stube ; undssgagtc » » un, Bruder, wir müssen doch das» Mädel aus dein Wege räumen! Wennl wir sie laufen lassen, zeigt sie uns doch zu allererst an.« Sie beriethen hin und her und be schlossen, daß Anjutta nicht am Leben» bleiben dürfe; der hals sollte ihrl durchschnitten werden. Ein unschuldi ges Kind zu tödten ist etwas Furchtba res. Das kann nur ein Betrunkener oder ein Wahnsinniger thun. Eine·. Stunde etwa stritten sie sich, wer dies That vollbringen sollte; wieder kam ess beinahe zur Keilerei. sie konnten nicht! einig werden. Da iourde ausaeloost, und das Loos fiel aus» den Fürsten Er trank noch ein Glas-, spie aus und ging ! hinaus, eine Axt zu holen. ! Aber Anjutla war diesmal schlau» Was das dumme Ding ersann, würde ; selbst nicht jedem, der lesen und schrei- ? ben kann, einsallen. Vielleicht hatte? der liebe Gott mit ihr Erbarmen und» sandte ihr den Verstand, oder vielleicht I ist sie vor Angst tlug geworden, jeden- ? falls zeigte es sich, daß sie schlauer war, als alle anderen. Sie stand leise aus, sagte ein Gebet und nahm den Pelz» um, mit dem die Alte sie zugedeckt hat- j te. Nelser ihr lag das Föriterlind, das J in demselben Alter war, wie sie; — nun bedeilte sie dieses Mädelchen mit dein Pelz und nahm selber von ihr die Jacke der Mutter und leate sie an. Sie vertauschte also die Sachen. wars sich» oie Jacke ubei den Kopf und ging durch « die Stube mitten unter den Betrunie- ? nen hindurch, die nicht einmal aussa hen, weil sie in ihr das Töchterchen des Försters vermutheten. Zu ihrem Glück ; war-die Frau nicht in der Stube, siei holte Branntwein, sonst würde Ansat- l ka sicher dein Beil nicht entgangen sein, ; —— denn ein Weiberauge ist wie einj Faltenaugr. Ein Weib sieht alles. ! Anjutta ging aus der Stube heraus - und rannte davon, wohin die Füße sie s trugen, die ganze Nacht irrte sie ims Walde umher ,des Morgens gelangtei fik Illk Tit-hinan nnd Hof hon Nil-» Hin-, « unter. Gott der Herr hat es gefügt, daß sie tem Schreiber Jeaor Dani witsch begegnete. Er ging mit der An gel zum Fischfang. Anjutta erzählte ihm alles. Er eilte sofort lzurück — zum Angeln hatte er wohl die Lust ver loren-F rief die Bauern ins. Torfe zu sammen und —- dann gin’s zum Förster. Als sie in die Stube kamen, lagen die Mörder alle betrunken auf der Er de ausgestreckt, —— wo gerade einer hin gefallen war. Unter ihnen war auch die betrunte ne Frau. Vor allem durch suchten sie die Taschen, nahmen ihnen das Geld ab, und als sie auf den Ofen blickten, da wichen sie Vor Entsetzen zu rück! Des Förfteridchterchen lag auf dem Reisig unter dem Pelz, der Kon war los-getrennt und ganz in Blut. Sie toeckten die Bauern und die Frau, ban den ihnen die Hände und führten sie zum Amtsbczirt die Frau heu!te, der Förster schüttelte nur mit dem Kopfe und bat »Wenn wir den Rausch nur aus schlafen tönntent Wir haben Kon schmerzen!" Dann kamen sie vor Gericht unsd wurden streng bestraft, wie die Gesetze es verlangen. Die Geschichte ist dort hinter jenem Wald passirt, mein Herr. Man sieht ihn taum mehr, die rathe Sonne ist hinter ihm verschwunden Ich rede tu Jqllkll UIIU Ulc stckuc IPIYTII Ulk Ohren, alr- ob auch sie zuhören wiir den. Hü, ihr lieben Pferdchen! Laufi nur lustig zu, der Herr ist ein guter Mensch und wird lein Trinkgeld spa ren. RsInt zu, ihr lieben Pferdchenk ———-—-.-.-——-s— Auch ein Trost. Alte Jungfer tzu einem Arity »Ach, Herr Doktor, läßt sich nichts dagegen thun. ich belomme eine große Falte auf der Stirn und die fällt doch auf!« Arzt: »Ach trösten Sie sich. tleinere kommen bald nach, dann fällt sie nicht mehr auf!« Ann- 2000. »Na Lude, wie bist Du denn bei der letzten Geschichte freigelommen?« Lade: »Aus einem besonderen Mil derungsgrundx da ich nämlich das Fräulein Amtsrichter in ihrer Kind heit auf meinen Händen getragen hab’!« Watte nur, balde. Gunnerc ,,Sitze an der Börse sind mit jedem Jahre schwerer zu bekom men.« Gnyer: «Jawohl. bald wird an der Börse ebenso schwierig ein Sitz zu er langen sein. wie im Straßenbahn wage-II.« Rahel-sehn Bat-ans ,,Womit beschäftigen Sie sich jetzt, here Oberthiemrzt?« Herr: ,,Seitdem ich in Pension bin, Pirattizire ich ausschließlich in meiner s aniilie.« Aus der Schule. Lehrer: Die Kaifern und Negesr find gewöhnlich von schwarzer Hautfarbr. und den Erdtheil, den sie bewohnen, hei t man daher auch den schwarzen Er theil. Run, Lehmann, was ist tvoht der schwarze Erdtheil sitt ein Lands Lehmann: Die Hölle. Schrei-lich Also der Maler Neiner ist auf ein mal Miikiateitö - Apostel geworden?« «Aller ins-, der malt sogar nur noch mit Wassekfarben.« Die Wunder des Zufall-. Eine unglaubliche Geschichte von Ferd. Griknen Bei Direktor Eugen Webrlein hat ten sie eine neue Köchin ausgenommen. Ein junges Ding mit rosigen Wangen und einem schämigen Lächeln um die vollen Lippen. Blaue Augen hatte das Mädchen, seine Blicke standen nie still. Sie wanderten immer umher. Die Frau Direktor wußte sich dies, da sie Erfahrung hatte, zu deuten: entweder war Franziska neugierig, oder verliebt. Zu Mittag war sich Frau Wehrlein im klaren: Die Köchin war verliebt. Das bewies die Sappe, die zwar klar wie ein Bergsee und lieblich gelb wie das Gefieder junger Entlein, aber heringgniäßig versalzen war. Direktor Wehrlein, der ein entschie dener Anhänger der Suppen-Theorie war, aß zehn Löffel, dann mußte er nothgedrungen aufhören. Seine Gat tin kostete die Suppe zwar nicht, är gerte sich jedoch bis auf den Grund der Seele und ging, um sich von diesem Kummer zu befreien, zu ihrer Freun din, der vensionirten -Oberstleutenants wittwe. Franziska weinte ihren Gram in einer fremden Küche aus-, wobei ihr das Wehrleinsche Stubenmädchen au genscheinlich Gesellschaft leistete. Denn als der Direktor die elektrische Glocke in Bewegung setzte, meldete sich Nie mand. Er beschloß daher, da sein Durst unerträglich geworden war, selbst in den Keller hinunterzusteigen, um eine Flasche leichten Weines zu holen. Wehrlein fand jedoch in dem Keller, der sehr niedrig war, nur eine in Spinnennester eingesponnene Bon teille alten Traubenblutesta er sich bereits dreimal empfindlich den Kopf an der Decke angestoßen, beschloß er, das Suchen aufzugeben und den schwe ren Wein zur Stillung des Durstes zu verwenden. Da ihm die Kehle tro cken war, währte es nicht allzu lange, bisA der Direktor auf den Grund der grunen Flasche gekommen war. Or gerieth dadurch in eine angenehm er regte Stimmung und wollte flinker und weniger vorsichtig als sonst die Treppe, welche vorn ersten Halbstoct pur Hausthiir führte, passiren. Auf der ·noeitletzten Stufe glitt er aus« er wollte sich am Geländer festhalten; nachdem ein solches jedoch nicht vor handen, konnte er seine Absicht natür lich nicht ausführen und glitt jäh über oie zwei Stufen, wobei er an dieHaus thiir anprallte und auf der Stirn eine kleine Beule davontrag. Sie war nicht größer als ein Zweihellerstiict, aber sie erzürnte Direktor Wehrlein sehr. Sofort nach Beendigung der Bu rcanstunden begab er sich zum Besitzer Des Hauses, der in einem anderen Ztadttheile wohnte. Da die Beule im Laufe dessliachmittagg eine leicht bläu liche Färbung angenommen hatte, war Wehrleins Stimmung recht unwirsch geworden. Er erhob infolgedessen ziemlich heftige Rekriminaiionen, wes halb noch immer tein Geländer fiir die ittorhaustreppe angebracht worden sei. Zu Tode tonne man sich stürzen, bei lsen hohen Miethlyreisen ein entschieden theueres Vergnügen. Der Hausherr, welcher den bequemen Beruf eines Rentners erwählt hatte, haßte solche Szenen, welche ihm die Ruhe störten, auf das bitterste. Doppelt verdroß es ihn, daß diese Klage vom Direktor Wehrlein vorgebracht wurde. Denn Wehrlein zahlte pünktlich, ini vorhin-« ein und sah nicht auf die Krone. Er suchte den Aufgeregten zu besänftigen und versprach die Anbringung des Gelanderg fiir die allernächste Zeit. Damit gab sich der Direktor endlich zufrieden, nicht ohne einen Termin anzusetzen, dessen Einhaltung er als Ultimatum bezeichnete. Der Rentner Seichter war am näch sten Tage noch so aufgeregt, daß er im Cafehause beim alltäglichen Preferance zwei Kronen verlor. Ein unerhörter Fall, der den Leibtiebitz des Verlie rers beinahe zur Verzweiflung brachte und äußerst erregte Digpute zu Tage förderte. Als unglückseliger Weise sel bigen Tages Baumeifter Königshorn bei Seichter vorsprach, um die letzte Rate im Betrage von 1.0,000 Kronen fiir den Umbau des Hauses, in wel chem Direktor Wehrlein wohnte, in Empfang zu nehmen, lam es zu einem sehr heftigen Zusammenstoße. Der R tner nannte den Baumeifter einen fufcher, der ihn hintergangen habe. Die Treppen seien dem Einstiir zen nahe. Die Leute kündigten ihm auf, denn sie wollten in einem Haufe, von dem man nie wisse, ob man noch lebend hinaugtommen werde, nicht wohnen. Er, Seichter, sei ein ruinir ter Mann, und werde die Rate nicht bezahlen, überhaupt nichts mehr be zahlen. Der Baumeister Königshorm der viel auf Reputation hielt und den die Beschuldigunaen des Rentners auf das tiefste verletzten, brauste, trebsroth im Gesicht, auf. Er kenne diese Aus fliikhte schon. Alles sei erlogen. Man wolle ihn um sein sauer erworbene-Z Geld bringen. Aber das lasse er sich nie und nimmer gefallen. Wer der Schwindter sei, werde inan ja sehen. Er sei eg gewiß nicht. So gingen der erbaulichen Reden noch manche und das Ende war, daß Seichter und Kö nigshorn als Todfeinde schieden und jeder feierlich beschwor, die Gerichte zur Sühne der tiefgekräntten Ehre anzurufen. Der Rentner legte srch au ßerdem zu Bette, so sehr war seine Gesundheit angegriffen Baumeister Königshorn ging wü thend zu einem anderen Kunden, mit dem er es gleichfalls gründlich verdarb. Denn als dieser einige kleine Ansstel lungen an dem Baue machen wollte, glaubte Königshorn in seiner Nervo tität, er ziele auf dasselbe wie Seichter hinauf-, wurde unhdflich, dann grob; der Kunde, der nichts Böses im Sinne gehabt hatte, darob verstimmt und er klärte, unter solchen Umständen von nner weiteren Geschäftsverbindung abzusehen. —- Als nun am nächsten Morgen Robert Heinrichsen, ein hüb scher, junger Mann mit voraussichtlich günstiger Zukunft, bei dem Baurneister erschien, um die Hand seiner Tochter Julie zu erbitten, machte Königshorn ein sehr abweisendes Gesicht. Wie die Aussichten standen, hatte er einen gro ßen Prozeß zu erwarten, bei dem viel auf dem Spiele stand und der vor aus-sichtlich auch viel Geld kostete. Da tonnte er einen Schwi«egersohn, der vordserhand noch nicht-H war, nicht brauchen. Königshorn erklärte daher Heinrichsem der wie aus den Wolken gefallen war, daß aus der Heirath nichts werden könne. Bleich und be troffen mußte der Weber abziehen. Julie, eine zierliche Blzndinh welche im Vorzimmer gehorcht hatte, weinte sich die Augen roth, als Robert Hem richsen ihr das Resultat seiner Wer bunsg mittheilte. »Und den alten Haferbaron heirathe ich nicht«, rief sie schluchzend aus. lieber Heinrichsens Antlitz breitete sich eine diistere Entschlossenhcitz er war bereit, dem fürstlichen Oberstallmeister, der unter dein Haserbaron zu verstehen war, ein blutigeg Duell zu liefern. Mit einem Ruck riß er die weiße Tuberose aus dem Knopfloch des Frackes, den er bei Wertheimer schuldig geblieben war, und stürnite die Treppen hinunter. Den Kopf gesenkt, schritt Robert Heinrichsen eilig auf dein Trottoir da hin. Er sah weder nach rechts oder links-. An einer Straßenecte stürmte ein breitschultriger Mann aus ihn, so dafz er einen Puss in die rechte Seite erhielt. Der Fremde, der einen grauen Bart hatte, roch nach »Jockei Club«: kaum battp beim-schien hie-fes Parfum ermittelt und den Stoß in die Seite erhalten, als er wie ein Löwe auffuhr und den Mann, der eilig wei ter wollte, mit eisernem Griffe am Arme erfaßte »Mein Herr! Sie haben mich be leidigt«, rief er. »Gar keine Ahnung. Lassen Sie mich los-", entgegnete der Fremde un freundlich. ,,Lafseii Sie mich los-, sage ich Ihnen, denn ich habe keine Zeit.« —Und er suchte sich mit einem heftigen Ruck aus der Umklaminerung Hein richfens zu befreien. Doch dieser hielt nur um so fester. »Sie müssen Zeit haben und sich ent schuldigenL Sie haben mich absichtlich angestofzen und darum beleidigt. Jch fordere Sühne,« schrie Robert Hein richsen, dem es willkommen war, je manden gefunden zu haben, an dein er seinen Unmuth auglassen konnte. Leute begannen sich um die beiden zu sammeln. Der Graubart zog den Arm rasch, an sich und stieß ihn ebenso zurück, so daß Heinrichfen, der darauf nicht ge faßt war, einen Schritt zurücktaumel te und dabei den Cylinder verlor. »Zum Teufel, ich muß fort. Jch habe keine Zeit«, brüllte der Fremde. »Hierbleiben. Das ist eine Gemein-. IMJA « -»-«c«-5- NO S-:..-;.I.k-.. M OW , ssklsk sk- Ins-, LIUSIUHDUU »Opt Cylinder ist ruinirt. Sie müssen ihn bezahlen « s »Es must ihn bezahlen«, riesen diel Leute, welche für Heinrichsen Parteij zu nehmen begannen. Der Graue warf einen verzweifelten Blick um sich. »Ihr Zylinder geht mich nichts an. Warum halten Sie mich. Jch protestire Jch muß fort « Die Leute lachten. Jn diesem Au genblicke theilte sieh der Kreis. Ein junger Polizist trat an die Gruppe heran: »Was giebt es hier?« fragte er rasch. »Der Herr hat mir meinen Zylinder ruinirt, will ihn nicht bezahlen und hat mich angerempelt,« erklärte Hein richten. »Nicht wahr ist es,« rief der Grau bart dazwischen »Ich bin angestoszen worden, und jetzt hätt innn mich fest,f trotzdem ile dringend weiter ums-»L Wachnmnn. befreien Sie mächt« I , Ter Polizist hörte beide an, dann — entschied er: »Die Herren müssen aus das nächste Kummissariat mitkommen dort werden wir über den Vorfall Protokoll aufnehmen« »Aber um Gotteswillen,« jammerte der fremde, alte Herr und warf einen Blick auf seinen goldenen Chronomes ter. »Ich sage Jhnen doch, ich kann nicht, ich habe keine Zeitl« »Sie müssen Zeit haben, mein Herr,« sagte der Polizist kalt. Da ließ der Alte einen forschenden Blick um sich schweifen und machte plötzlich zwei Sprünge nach jenerSeite, wo am wenigsten Leute standen. So fort verdichtete sich aber an der betref fenden Stelle die Menschenmauey gleichzeitig faßte ihn der Polizist an den Schultern, und verhaftete den Herrn, der fast in Thränen ausbrach. «Lassen Sie mich frei,« jammerte er, »nur eine halbe Stunde, dann tellc ich mich selbst. Jch gebe tausend ro nen zum Pfande.« Der Wachmann, der seine Pflicht kannte, schwieg auf diese Aufforderung hin jedoch wie das Grab. heinrichsen und der Fremde begaben sich auf das nächste Kommissariat, das übrigens ziemlich entfernt lag. Je länger die Aufnahme des Pro tokolls währte, desto verzweifelter ge bärdete sich der Fremde, der keinen Blick von der Uhr ließ, welche oberhall des Tisches hing, an dem der Kom missar schrieb. Schon nach einer halben Stunde-— es war mittlerweile ein Viertel nach 12 Uhr· geworden —— konnten die Bei« den das Polizei-Bureau verlassen. Der Fremde in dem grauen Bart ftürmts im Wagen zum nächsten Telephonami. Trotz seiner Korpulenz nahm er immer zwei Treppenstufen. Sein Antliy war angstberzerrt. Er rief eine Nummer in einer fremden Stadt auf. Das Fräulein that pflichtgemäß Alles, um die Verbindung mit der Nummer herzustellen, mußte aber nach Verlauf hnn 10 Minuten dem alten Herrn mittheilen, daß sich die Num-« mer nicht melde, also augenscheinlich Niemand am Telephon fei. Der Graubart gab keine Antwort; man fand ihn später in der Telephonzelle bewußtlos auf. Am nächsten Tage brachten die fMorgenblätter eine senfationelle Mel Jdung: Das hauptftädtische Bankhaus J. Reinerrnann habe die Zahlungen eingestellt. Die Folgen einer verfehl ten Spekulation waren esiDas Haus hatte für eine Million Papiere einer Unternehmung gekauft, die ruinirt war. Erst in den letzten 24 Stunden war es an den Tag gekommen. J. Rei nermann war in ein-e andere Stadt gereist, um sich an einer Stelle, die nur ihm zugänglich war, sich über den Stand der betreffenden Unternehmung zu informiren. Mit seinem ersten Prokuristen hatte er vereinbart: es sollten um eine Million Aktien des Hauses gekauft werden, wennernicht bis Schlag zwölf Uhr Mittag (mittel europäische Zeit) telephonifch den Pro kuristen anrufe. Wie wir gesehen ha ken, war aber der fremde Herr mik dem grauen Barte, also Herr J.Rei nerniann, verhindert, vor zwölf Uhr mit seinem Prokuristen telephonifch tzu sprechen. Erst in letzter Stunde ha te er erfahren, daß die Gesellschaft, der feine Recherchen galten, sehr schlecht stehe. Als er um ein Viertel nach 12 Uhr ans Telephon kam, war sein Pro kurift aber bereits zur Börse gefahren und hatte um ein-e Million schlechte Aktien gekauft. — So kam das Bankhaus J. Reiner mann zu Falle. Am nächsten Morgen wiederum stellten zehn Fabriken, die J. Reinermann bisher mit Geld ver forgt hatte, ihren Betrieb ein« denn es war ihnen der Athem ausgegangen Unter diesen Etablissementg befand sich auch die Firma ,,Friedrich Krag towski«, deren Direktor Herr Wehrlein War-. Natürlich verlor infolgedessen Herr Wehrlein sein Amt. Er hatte sich felbft um dasselbe gebracht, denn das alles kam doch nur von der verfalzenen Suppe der stöiiiin Franziska her, die, titsie es- fikli oft lirivfikziqwkelli »die in Ism- Etkisxkfxsn ;-.«·«t1rs:s;-:1· ’«».k«:s!ir«r-J Lei-:l-1«lr«:n tscrkielt ist-: Pssk nun auxh Tun fein Brod grioikitnsci Isar. —-— Ans- der mich alten Zeit. H » Its-IF must sank dsr Tun-Meist- in einem Städtchan » »Und habt Ihr auch gute-I TIiutwqperW lausilxrgermei ter (vertraulich) . -O ja; cbet s Mr ist mä viel Weh M