Weißes Haar. Erzählung aus dem e«I:heaterleben von . U. v. Ziegler-Schwarz. s —·— s JDat «·Votel zum schwarien Bären« in D—berg hatte ein sogenanntes demnzimmey in dem ein großer runder Tisch tand, auf dem Fritz, der Obertellner, ormittags um zehn und Nachmittags um sechs Uhr eine kleine Tafel aufpslanzte, auf der zu lesen stand: »Stamtntisch.« An diesem Tisch saßen drei Herren, die sich in etwas erre ter Weise über Theaterdinge unter ie ten. Als das Gesprii gerade eine ziem lich ernste Wendung zu nehmen schien, trat Theaterdireitor stiedhold ein und wurde auf der herz ichste von den drei« »ftreitbaren « Geistern« bewill lommnet. Der Theater-direkter war soeben mit seiner Gesellschaft in H-—berg an tommen, und da er in den Mauern ieser Stadt ein gern gesehener Gast war —- er besuchte H—berg bereits das siebente Mal —- so hielt er es na türlich für seine Pflicht, dem »Ob« åaupst sosort seine.Reverenz zu ma en. »Ich werde in diesem Jahre«, sprach Friedhold, »Jhre lühnften Er wartungen übertreffen — denn mein neuer Liebhaber —- Snburg heißt er übrigens —- stellt alles bisher Ge sehene in den Schatten, und ich tann getrost und ohne anmaßend zu sein, behaupten: Kein Hoftheater hat auch nur annähernd eine solche Kraft zur Versagung Selbstverständlich ist Syburg noch Anfänger —- drnn wäre das nicht, tönnte er nicht bei mir rn gagirt sein —- aber sein »Stönnen« ist anz eininent — phänomenal — und individuell in jeder Rolle; dabei wird er durch eine ungemein sympathische Persönlichkeit unterstützt —-- spricht mehrere Svrachen — und wag ich durch Zusall erfahren —- er soll einer altarrstotratischen ruslischen Familie entstammen — entweder ein Gras oder vielleicht auch ein Fürst sein, den widrig Berhältni e oder die öchste geiterung siir de Kanstzum hea ter gEletriebeu haben.« den Wundermann lin ich wirklich neugieri ,« sagte etwas zwei selnd Bürgermeiftet Waner »wenn nur nicht etwa ein Nihilit dahinter steck »Noch nicht alles, meine Herren — der Mann wird noch interessanter,« suhr Friedhold sort, .,wissen Sie, er hat trotz seiner 25 Jahre, die er zählt. volles dicktgelocktes —- schneeweißes haar.« »Und trch nicht etwa rotlie ArtaenZ« siel der Aintsrichter em. »Na-schwar zen Schnurrbart und dunkle Augen,« erwiderte irr T aterdirettor. Am anderen « age, an welchem die erste Vorstellung »Der Köntggleut nant« mgeßeesben wurde, erzählte man seh r ganzen Stadt von dem ehönen Liebhaber mit dem schneewei ßen Haar —— der sogar ein österreichi scher Crzvrxszog sein und einer Schau spielean wegen aus Rang, Namen und Vermogen der ichtet haben sollte. Bürgermeister « anger, nebst Frau und Tochter. satz in der ersten Reihe des Sperrsihes, und leytere, ein rei zendes Vlondtöpschen von 18 Jahren, rückte in der Minute zehnmal unruhig aus dem Stuhle hin und her, so dasz die gute Frau Bürgermester ansing, nervös zu werden, und ,,(Flschen« « so hieß das-! Töchterchcn —-—- Vorwürfe weaen ihre-i unruhigen Temperament zu machen begann. Als um 2 Uhr Nachts der Nacht mächter an dem Hause des Bürger meisters vorüber ging und noch immer Licht in Elschens Zimmer sah, sagte er besorgt «S tin Eis-then wird doch nicht« trant sein Das wäre ja trau rtgrs Und »Schön Elschen« war lranl — !iebestrant sp- Der Pfeil des lleinen Liebesgottes faß fo feft in ihrem Her zen das-, fi- lein Auge zutbun konnte während der langen Nacht. Die braven H--berger waren wie aus dem hättst-den« Vergnügt fchmttn zelnd lief Friedhold umher, unt wo er fich blicken ließ, machte man ihm Complimenie wegen- feines rottreff iichen Enfembles und feines aenialen iden. Seit drei Wochen war er im rte, und das Theater machte die glänzendftm Geschäfte — mer be danerteman den Liebhaber ni- in der Itneipe iu sehen. Verschiedene Einladnnaen anaefes heiter Bürger hatte Stil-arti höflich abgelehnt uii der Be,rilnktkna, daß er eine neue Rolle ftudirte. Da, eines Tages erhielt er einen Brief des Bitt rmeifierg Wanger, in welchem zu efen stand, daß das Oberhaupt der Stadi, herrn Syburg, zu einem chfel Subpe einlade —- und —- der Einge ladene erschien. Seiten nsar es fo luftig bei »Mir germeiftet5« zugegangen wie heute. Der »Echciufpieler« war, wie man allgemein sagte, von einer entiiitietsden Laune· Nur einer schien ihm nicht Kiderl hold zu fein. Das svar der feren :.r und St-.nt«gan«vatt«chaft Subftitut Dr. Murnerx der wollte nicht mit einftimrnen in den allgemei: nen Jubel. »Ja kleineren Staaten treibt man qemiihnlich nicht Komadiantswcultns rsa ifl man fonft mißtrauifeh und, wie die Erfahrung lehrt —- in den meisten Fällen nicht mit Unrecht,« sagte er zu dem Amtsriehter See mann. »Not, biet in dein Falle be ht ficher eine Ausnahme, denn iG be auch Menfrlskenienntnifz und int- Wehen, der Mann ift mir auch an sym s i pathigch — keiner Bes idenbeit — eine eltcne u end bei chauspielern -— und seines ifsens wegen. — Jch glaube sogar ehört zu haben, daß er auch Philosop ie studirt hat.« »Wir werden ehen, wer Recht be hält," gab ereizt der Referendar zu rück, dann fchlängelte er sich langsam an Syburg und Fräulein Elschen heran. Als Elschen den Referendar kom men sah, erhob sie sich und bat Sy khurg mit ihr einen Rundgang zu ma en. Der Referendar Dr. Murner merkte die Absicht, lnirschte vor Wuth mit den Zähnen und sagte fiir sich: »Warte, Komödiant — ich tränke dir es.ein—— mich kränkt man nicht ungestraft!« » »Ich fand es von unserem Apothe ler abscheulich, Sie danach zu fra gxem wie es kommt, daß Sie bei Jhrer ugend weißes Haar haben,« sagte Elschen zu ihrem Begleiter, ,,es war »recht, daß Sie ihm keine Antwort ga ! ben, Herr Shburg. Was kümmert es »diesen neugierigen Menschen —- was TSie schon im Leben erlitten haben. sJch sah es wohl; daß Jhnen seine JFrage peinlich war.'« ; ».-as war es nicht allein mein gnä: Fdiges Fräulein,« erwiderte Syburg, »denn es steht ja in meinem Belieben, die Antwort zu verweigern. Jch bin seit über zwei Jahren daran gewöhnt, nach der Ursache gefragt zu werden — also ziemlich abgsekühlt dagegen.« »Und wenn ich Sie gefragt hatte,«. kam es zögernd von Elschens Munde, ; ,.wiirden Sie es mir gesagt haben?«! LJr sahksie lange und schweigend an: —«« uuun sprach er; »Junen, mein gnu-« - diges Fräulein —- ja — aber nur Ih nen.« Pankbar blickte Elschen zu ihm au . »Natürlich nicht hieri« fiel sie schnell ein, »aber vielleicht treffen wir uns einmal zufällig aus dem Eise-— oder im Schüsenthak Sie kennen doch unseren Stadtpark?« »Gewiß, gnädiges Fräulein! Meine eit erlaubte mir bisher leider wenig, paziergänge zu machen —- von mor gen ab gehe ich stets Nachmittags in den Part. Vielleicht sehen wir uns dort einmal —- zufällig« i e- i Am anderen Tage trafen sie sich dann auch zufällig. Und sie gingen in dem einsamen Park lange neben einander, ohne ein Wort zu sprechen —- sie brauchten teine Worte, denn in ihren Herzen sprach es mit lauter Stimme « daß sie sich gesunden, daß sie sich liebten von dem ersien Augen blict an, da sie sich in die Augen ge blickt. " Endlich erinnerte sie ihn mit zagen den Worten an sein Versprechen. Und er begann zu erzählen. Von ieiner Heimath in Russland, von seiner Mutter, die ihn so zärtlich liebte, und dem Vater, der, obgleich Aristokrat und einer der reichsten Grundbesitzer, ihn mit äußerster Strenge erzog und ihm nur geringfügige Summen fiir das Studium aus-setzte, während er den älteren Bruder, der das wilde Naturell des Vaters geerbt hatte, mit dem Gelde herumlverfen ließ. Wie dann eine arme Verwandte, die He lvise hieß, zu feinen Eltern ins Haus lam, als er das LU. Jahr erreicht hatte, und wie er während der Ferien so glücklich war in ihrer Nähe bis der Bruder zurück kam aus Paris, tvo dieser zwei Jahre in dulci jubilo ge lebt hatte. Und mit einem Schlage war sie dann anders.geioorden - - feit der Rückkehr des Erstgeborenen, des Erben, des späteren Besitzers aller Gitter und des großen Verrnöens Aber er hatte es erst fiir eine au schung gehalten, bis er es einmal mit -;----n Ulus-n gis-schon tnss Co III Itzt-»st- ssssHku :zs1sqk--, sssk so- aq blondes Köpfchen an die breite Brus des Bruders legte und seinen Rusz duldete. Wie er verzweifelt in den Wald gegangen, Tag für Tag, und sich vorgenommen, weit fort zu reisen —- aber wie mit magischen Banden gefesselt zurückblieb, weil er eg nicht zu ertragen geglaubt, daß er sie nicht mehr sehen sollte — nicht mehr ihre Stimme hören, die einst ihm Liebe geschworen und ihn dann verrathen les reichen Erden wegen. Dann, als er eines Tages ausdieJagd gegangen« habe er seinen Bruder im Walde im Kampf mit einem Wilddiebe getroffen und gesehen, wie der Wilderer dem Bruder das tödtliche Blei in die Brust sandte und davonlief. Wie er den Verbrecher verfolgt hatte, aber des großen Vorsprungs wegen ihn nicht erreichen tonnte. Dann, als er zu rückging und sich um den verwun: deien Bruder bemühen wollte und sah —- daß dieser todt war. Wie er nach Haufe lam und dem Vater die Nach richt brachte « und dieser ihn erwiirs gen wollte—ihm zurief: »Du hast ihn getödtet, Bube —- du —- des Erdes wegenl« Das alles erzählte Shburg so schlicht und einfach. Und das blonde Mädchen an seiner Seite lauschte aus jedes seiner Worte. «Aher,« fuhr er fort, »als der eigene Vater mich in Ketten legen ließ und mich des Mordes antlagte, da em örte sich mein Innerstes, da vergaß ch die Bande des Blutes und schwor in jener Nacht, mich zu rächen flir die mir angethane Schmach —- siir den sluchroiirdigen Verdacht —- den der ei gene Vater gegen seinen Sohn aus gerufent Was ich in jener Nacht ge litten, mein Fräulein —- tann kein Mensch schildern!« Und mit thränen ersttater Stimme sprach er weiter: »Meine Mutter kam in das Verließ und brachte mir Geld und die Noch richt, daß ein Pferd gesattelt meiner in der Nähe harre. Jch mußte ihr schwören, mich zu retten und zu flie hen vor des Vaters Zorn — fliehen —- ich, der ich unschuldig war. So irre ich unter fremdem Namen in der Welt umher —- vertannt von dem eigenen Vater, nur mit dem Bewußt sein der Unschuld in der Brust. Es elang mir an dem Tage meiner zlucht, die Grenze zu erreichen. Jn einem elenden Gasthof übernachtete ich, und als ich am anderen Morgen mein Gesicht im Spiegel erblickte, fah ich, daß mein Haar schneeweiß gewor den war. —- Das, mein gnädiges Fräulein, ist die Geschichte meines weißen Haares.« Elschen war von der Erzählung Syburgs tief erschüttert, und tröstend sprach sie: »Ihr Vater wird sein Un recht einsehen.« »Ich glaube an keine Gerechtigkeit mehr,« erwiderte er bit ter, »wenn einmal für Augenblicke ein Lichtstrahl in mein dunkles Dasein fällt, so geschieht es doch nur, um mir hinterher die grauenvolle Zulunft in desto trübseligeren Farben zu zeigen. Zum Beispiel: Jhre Theilnahme für mich. Glauben Sie mir, mein gnä digeg Fräulein, ich weiß bestimmt-, daß sie verschwindet, wenn Sie mich nicht mehr auf der Bühne sehen — wenn der »Schauspieler« die Szene Verlassen hat.« Mit einein vorwurfsvollen Blick sah Elschen ihren Begleiter an. Jn Ih rem Jnneren, da stürmte cg gewaltig, daß sie hätte laut ausschreien mögen —- und danns sagte sie: »Sie sind un »..--e.e c.».. eke«..«. »I. s-..... JJ ».....,., .»... ».,.,...g, ..., ....... ..., werde Sie nie vergessen! Niet« Da zog er das behende Kind an seine Brust und drückte heiße Küsse auf ihre rosigen Lippen Einige Tage später ging Syburg von seiner Wohnung nach dem Thea ter-Gebäude, um zu probiren. Aus dem Wege dahin tras er einen Post boten, der ihm ein Telegramm über reichte, das er hastig össnete. Nachdem er es gelesen, lentte er seine Schritte nach dem Haus des Bürgermeisters « Wanger, mit dem er eine lange Unter redung hatte. Elschen hatte Syburg kommen sehen, war in das Parterre geschlichen und machte vergebliche Horchversuche an dem Arbeitszimmer ihres Vaters. Und als sie dann die Mutter — die ter Vater wohl jedenfalls telephonisch heruntergerusen hatte —- auch eintre ten sah —- da lies es heiß und talt iiber ihren Rücken· Gewiß hatte man »sie« gesehen — der Vater hatte Sh burg kommen lassen, nnd alles war terrathen. Sie fühlte, wie ihr das Herz bis an den Hals schlug. Die Thür, hinter der die drei con-— serirten, össnete sich, und der Bürger meister trat der Lauscherin entgegen. »Gut, daß Du zur Stelle bist — lomm einmal herein zu 1nir.« Wie eine arme Sünderin —- den Blick zu Boden gesenkt, trat Elschen näher. »Du lennst Herrn S1)hurg?« »Jo, Papa-« »Weißt du, daß er ein Gras Wor nar ists« »Nein, Papa.« »Der Herr Graf theilt mir soelen mit daß er durch den Tod feine-: Va ters Erbe großer tltitteraiiter gen-or den ist -— dem Theater Valet sagt und dich zur Frau hegehrt.« « a, Papa« »Was erwiderst du daman »Ja, Papa!« jubelte es laut von; Elschens Lippen. i »Dann miissen wir also »ja« sa i gen?« I »Ach ja, Papa!« Und weil er dacht schon weißes Haar hat, sorae nur da- , fur, daß er schneu yetratnet - und daß morgen die Verlobungganzeige in der Zeitung steht.« Alle Freunde des Bürgermeisters waren zur Hochzeit erschienen, nur der Neserendar Murner hatte sich ent schuldigen lassen ——- einer dringenden Reise wegen. Der ging nicht zur Hoch zeit des »Komiidianten« mit Etsch-en —s weil er die Braut zu gern für sich genommen hätte »W——— Useewiänfchte Zutun Als in Mecklenburg noch von Rechts wegen Prügel verabsolgt wurden, hatte der Geprägelte fiir jeden Hieb, den er erhielt, einen Schilling list-H Pfennig) zu entrichten. Nun geschah es in der tleinen Stadt F» daß einem Uebelthä ter fünfzehn Diebe zudittirt waren. Als es aber nach vollzogener Exem tion ans Bezahlen ging, vrefiigte der Delinquent nur iiber ein Achtgroschen stiick tgleich 16 Schillinge). Endlich sprach der Richter: »Na, Sliiter (Schließer), denn geben S’ em noch en’n, denn stimmt de ReinungZ So geschah es und jedem wurde sein Recht. --- , Ein nrattiichee Arzt. Miß Ella lzur Freundin): ,,Tenk’ Dir nur« der Doktor, der mich in inei ner Krankheit behandelte, kam noch ein paar Monate, als ich längst gesund war, um mir die Cour zu schneiden, und als ich seinen Heirathsantrag ab lehnte, rechnete er mir jeden Besuch zu zwei Dollars.« Abgebliyt. Hunger Herr: Cim Parl, zu einer au einer Bank sitzenden jungen Dame gegesbewufth ,,Gestatten. anädiges z raulein, daß ich hier ein wenig Platz nehmet« Junge Dame: »O, setzen Sie sich nur Sie wollen wahrscheinlich auf Ihre Mama warteni« Die erste Klientin. Huncoreöke aus dem Magnarifchen von Dr. Adolph Kohnn Dr. Karl v. Patwary, ein junger Rechtsanwalt in der Hauptstadt, weilte in feinem Bnreau, und zwar in einer nicht weniger als rosigen Stim mung. Er hatte teine Clienten. Dafu ein nebliger, ungemüthlicher Getöt tag! Obschon Pawary bereits mehrere Stunden über seine Akten gebeugt faß, störte ihn Niemand in dieser be schaulichen Beschäftigung Es wurde allmählich Abend. Der junge Rechtsanwalt iebnte sich schließ iich erniiiöet und geärgert in seinen Lehnfessel zurück und überließ sich sei nen Träumereien. In feiner lebhaft-I Phantasie zo gen Bilder aus alten schönen Zeiten vorüber-, ais es noch nicht so viele Ad volaten gab und der Client fiir ge wisse fette Prozesse feinem Vertreter nicht die üblichen geringfügigen Ge bühreu bezahlte, sondern mit den Hundert Gulden - Banknoten Hono raren nur so um sich warf. Er träumte von einer diisteren, hoffnungslosen Zukunft und wurde gepeinigt von dem Gedanken daß infolge der Bestrebun en des Haager Fsriedenscongresses Fchließtich in der That der ewige Friede geschlossen werden könnte und alle itiisrzesse aufhören und die Advo taten Hungers sterben würden. Sctiai.derirll! Hbchft schanden-sollt Im Geiste hielt er ein flammendes Plaidoyer gegen das Schicksal, wel ches ibm gegenüber so bartheriin und irauiam verfahre Und ihm keine Ges egenheit bieten wolle, seine Redner iabe und seinen Scharffsnn als Ver sheidiaer zur Geltung zu bringen. plnmiithiq sprang er von feinem Sei "el auf und war eben im Begriffe, das Bureau zu verlassen, als an seine Tbiir getlopft wurde. »Herein: Hereint« rief er aufge regt. Eine eleaant gekleidete iunae Frau rat ein, an der Hand cin kleine-I blon Ies Mädchen. Vaioarn setzte sich schnell und nahm eine gar ernste Amtsmiene an. Er ichien ganz in das Studium der vor hm liegenden Akten vertieft zu sein. «Habe ich die Ehre mit dem Herrn Doktor zu sprechen?« Der Anaeredete erhob sich nnd Ver beuate sicks tief. »Im-Tonl; womit iann ich Ihnen dienen?« »O bitte, die Sache ist etwas um stiindlich.« (»Bravo, das fängt gut an!«) .,Bit«e, nehmen Sie Pl(·tz.« »Ich danie, Herr Doktor. Mich sen det die Frau des Kanzleirathg Erinnin zu Ihnen; sie meint, daß ich i rnii meinem Kinde-J T Der Ativoiat verkeiiate iich wieder. »Es scheint eine Vosiisiindjcbaftgsache zu sein«, lachte er bei sich. »Vor zwei Jahren, als mein feliaer Mann start s—« (,,Olha· es ist eine Nachlafxsachei Prachtvol T«) ,,Damal«: zeigte sich zum ersten Male das Uebel —-—«' »Das Uebel?-« (szlya. gewiß ist der Nachlaß aerinafiiaiat »So iit’s, ich toniine bald dara-.if.« «Aisc bitte.« »Es ist etwa ein halbes Jahr her, seitdem rnbetannte Jliiiter da« länd liche Besinthum meines Onkels, desJ litutszbesitzcrv Loreiti Kleinert ange zündet haben.« »Unbelannte Thiiter?« lMie sollte : ein Cri.siinalfall icm7l »Wie gesagt, unbekannte Thäterx Damals war auch mein Mädchen da bei —-- « »Bei den Thäterr «’« »Nicht dach, bei meinem Onkel; Sie müssen nämlich wissen, daf-, Herr Äs-;. --Ä ------ kv IsiO weis fu«-I Famil-Ists «.. ,..... «,... ..- -... W verwickelte Prozess hatte-: nnd die Bauern Sie wissen ja, wie biete Leute sind waresi sehr erbittert nnd meinem Onkel aufiäfsia, und deshalb alaubte vie umviiche Polizei, daß die Todter unter ihnen zu finden seien. Damals hatte mein Onkel vielen Schaden, auch besaß er einige Schulden, todaß er bald daraus gezwungen loar - « »Den tionkurzs zu erklären» iJch sehe schon, es- ist eine Gonkurstncheth »So ists, Herr Doktor, jetzt tonnte Aas Kind nicht —« »Sie als der natürliche und gesetz liche Womitan der Ftleinen.« ,,chot)l, ich brachte dac- ziind nom Onkel zurück und gab es in eine Pen sion. Schon vorher war Die Kleine sehr nerviix-, aber dort in den- Jnsti tut brach das Nervenleidm besonders heftig aus; fortwährend zanktr sie sich lnit den Pensionörinnein nnd kürzlich. denken Sie sich nur —- aber verzeihen Sie, Herr Doktor, ich sehe, baß ich viel zu viel erzähle; muß ich Jhnen Denn alles sagen?« »Alle3. meine Gnadine« ich ums-, die qlnchelegcnlnit griinblksti kennen ler nen, wenn ich für Sie thätig sein soll.« »Eine Pensionsaenofiin wurde tiirzlich rrn meiner kleinen Jlona lsier türchtcrlich zerlrztztf »Aber, ich bitte, zur LEache.« »Par"k-on, wir sind aleich dabei. Damals lam die Pensions-Vorstehe rin zu mir nnd sagte mir —« »Aber ich muß bitten.« -,,Nur noch ein Wort Herr Doktor. ich bin gleich fertig. Also die Direk torin sagte mir: Hören Sie nal, Ihr Tö terchen ist krank, sehr krank; denn Fe i t außerordentlich neroiiss auch bat ie augenscheinlich ein veraltet-s Gehi kopfiibel. was mein Jnstitutsarzt da ran zurückführt daß sie unbändig schreit, ferner hat sie ein ganz ab scheuliches Leiden. Um des Himmels Willen, fragte ich erschrocken, es wirt-I doch tein ernstliches Leiden sein? O, es ift sehr ernst, erwiderte die Dame, das Kind ist entsenlich, ich möchte bei nahe sagen, trankhaft und unnatür lich nafchhaft, was, wie mein Arzt be hauptet, sehr schlimme Folgen für den Ma en der Kleinen haben kann. Sie müssen das Mädchen unbedingt aus meinem Jnstitut nehmen und es von cfinexn geschickten Arzt behandeln las en.' »Schön! Aber wie fteht’s mit der betreffenden Sache?« »Wie, ist das noch nicht genug?« »Ich meine, wie verhält es sich mit dem Prozeß, meine Gnädige?« (Die Frau spricht wohl in geistiger Ver virrung?) »Welcher Prozeß? Ich habe Jhnen doch alles gesagt.« ,,Alles? Aber was kann ich in dieser Affaire thun?« »Was sie thun können? Nun, ich dächte, Herr Doktor, daß Sie als Arzt am besten wissen müssen, wie man Magenlrante kurirt.« »Was? Als Arzt? Wie kommen Sie dazu? Jch bin ja gar kein Arzt.« »Nicht möglich! Sind Sie nicht der Doktor Fernau?« «,Allerdings bin ich ein Doktor, aber tein Doktor Fernau und auch kein Arzt; ich heiße Doktor Karl v. Pat vary und bin Advotat. Doktor Fernau wohnt eine Treppe höher.« »Warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt?« Der Advotat und die Klientin sahen fest-i wiss-Und »n » omiii, liebes Lenchen,« schrie die Dame, sich rasch vom Stuhl erhebend und zur Thtir stürzend. Dann wandte sie sich um und rief dem Manne des Gesetzes empört die Worte zu: ,,Meinen Sie wobL ich hätte meine Zeit gestohlen? Sprach-Z und verschwand aus Nim merwiedersehen. Vernichtet siel Patvary in seinen Lehnsessel zurück und begann auf’s Neue zu träumen. . . Die Abwesenheit sind da! Jn seinem Heimgarten tVerlag von Leylam in Gras) schreibt Peter Ro segger: Vom Dichter Viktor Hugo wird rrzahlt, daß an seiner Tafel, zu der er stets Freunde und gute Be kannte einzuladen pflegte, ein eichener Lehnsessel gestanden sei, aus den sich nie Jemand se en durfte. Leer und still stand der " ssel da zwischen den iibriczen besetzten Stühlen und an der Lehne leuchtete die Inschrift: »Die Abwesenden sind dii!« Ueber die »Marotts.« des Dichteri- ist viel gespöt: telt worden man bat sie dem »Aber glauben« ziigeschrieben Liegt nicht aber die tralire, die tiefe Bedeutung viel näher??? Wäre es nicht bei jedem Tische, in jeder Versammlung zweck mäßig dasi solch’ ein Sessel da stünde mit der Mahnung: »Die Abwesenden sind da!« — Vielleicht wiitde manches Wort der Bosheit, der Verleumdung der Lieblosigleit gegen Abwesende uns-« gesprochen bleiben. Denn die Abwe senden sind wirklich da, sosern sie überhaupt noch leben, sie empfinden jedes böse Wort, jede gegen sie ausge streute Lieblosigleit, sie bekommen es zu siihlen, wenn nicht beute ,so mor-: gen. Denn so wie jedes Wort der Güte, der Liebe iiber Abweseiide ir: gendwie, wenn auch nach vielen Wand langen, segenereiche Früchte trägt, so Mnn auch das böse Wort, sobald es" einmal ausgesprochen ist, nicht ster ben. Wird es schon nicht immer gleich weiter gesagt, so ist es doch vorbrin iden. Es bleibt gleichsam in der Luft Heringen oder schwebt dahin wie eine tGistielle, bis sie der istieiitige einath: met, in dein oder durch den sie tin-: beilstistei. Alter-, wag wir Schlechtes ulrer unsere abwesend-en Mitmenschen I--«.-- k--s.:«x.t-4 CL. -lI.-.«-«l-fL-I. «.. !.. sagt-u »Ein-thesi seu, uullluqstus du II aend einer Form oder That und bringt Leid. Sie, die es anaeht, sind gegenwärtig d. h. dem Leide nicht entrückt, das böse Reden bringen kann. Wer sichs schon so merken kann, das-, über Leute, die abwesend sind so we nig Böses gesagt werden soll, als ob sie anwesend wären, oie mögen sich ac trost aus einen ihrer Sreisetisrhft oder Prantsessel schreiben lassen: »Die Ab wesenden sind da! «— Auch ein qunzipationessreund. »Daß Sie Jhre Frau tauchen lassen, wundert mich sehr; finden Sie das an muthig?« »Nein — aber sie muß doch dabei zuweilen den Mund halten!« Niederträchtig. Neffe: »Warum ist denn Tante Sa bine an ihrem Gehnrtgtage so wü thend?« Onkel: , Es hat ihr Jemand anonym eine Schnurrbartbinde zugesandt!« Uns-erfroren Herr: »Gestern lalnnten Sie ans dem linken und heute mit einem Mal auf dem rechten Bein?« Bettler:» Ja, Herr. wer kann das den ganzen Tag aus einem Bein aus halten!« Gänseikatem Vater (die Küche betretiend, sieht seine Tochter mit verbundenem Arm und weinenden Augen am Herde han tiren): »Nami? Was hast denn Du ge macht?« Tochter: »Ich habe mir den Arm am Herde verbrannt, Papa!« Vater: .,Darum riecht’s auch so nach Gänsebraten.« H Der- Tiumnlee von sit-schil Der Berliner Lokal - Anzeiger Treibt sein Kriegsberichterstatter aus öul: Von den japanischen Trupven läg sich vorläufig wenig erzählen. Benehmen ist gut. Der Gesundheits zustand läßt zu wünschen übrig. Be sonders zahlreich sind Ertältungen, namentlich Halstrantheiten. Auch sol len die nach dem Norden marschtrten Truppen viele Fußiranle gehabt ha ben. Beim Ausschisfen zeigten sich die Leute flink und sindiq, jedem Winke gehorchend, in den Quartieren beschei den und sittsam. Mit Vorbehalt sei die Erzählung von Koreanern wieder gegeben, dak sie sich in Pyön jaxg u Ausschreitungen hinreißen liegßen, sap bald die Curoväer den Ort verlassen hatten. Auf dem Marsch-e sieht man ihre Bataällone sich schweigsam und in guter Haltung und Ordnun bewegen. Jni Quartier singen sie alte Siedet-, die uns selbst in der Uebersetzung unver ständlich sind. Nur ein nach dem chi nesischen Kriege entstandenes Lied er innert an Soldatenliseder. Jch ver suchte ec- ins Deutsche zu übertragen, so gut eEI jemand lann, der aus Mit gefiiltl mit den Herren Poeten ihnen nie ins Handwerk gepfuscht hat. Es heißt : DerTrommlervomAndschu Den Andschu zu durchwaten war Sonst sröt lich Kinderspiel. Doch heut schwillt Blut die Wellen klar. Ein Eiscnhagel fiel. « - , - ,) Die Lrommei orohnt. Durch Flut-) und Blut Geht’s vorwärts Mann für Mann. Es singt die Trommel frohgemuthz Japaner drauf und dran. Doch warum schweigt die Trommel 1e t Und stöhnt dann leis und schwach? Sie klagt, weil todtlvnnd, blutbenth Der Tronimler sterbend lag. Die bleichen Hände rühren nock Erlaltend auch das Spiel. Den Sturmmarsch schlägt die Trom mel doch, Ob auch der Trommler fiel. Der Heimath sern die Trommel sang Und doch oon ihr gehöri. hr Filano ins Herz von Japan drang as seine Helden ehrt. Dein Tronmelrus Kam’rad erschan Auch heut aus Land nnd Meer. Vieriig Millionen rust er bald Juni diampf für Japans Ehr’l ————--—-—-—— Unverdaulich. Nach Beendigung eines Gasimahls beim Minister des Auslvärtigen in Rom, zu dem auch ein vornehmer Vlbessinier geladen worden war, nah-In ein Diplomat, der neben demselben seinen Platz hatte, aus einer Schale einen der gewöhnlichen hölzernen Zahnstochen und reichte dann die Schale höflichst seinem exotischen Nachbarn hin Aber dieser wies sit lebhaft zur-ich indem er sagte: »Nein, nein, mein Herr, ich danke sehr, ich habe slion zwei der sonderbaren Din per aegessen und sie sitzen mir noch in der sieh le. Für mehr muß ich wir ilich danken!« Aus Plattdenischlaiid. »Je, Badder dct ig nu min Btui!« ,,Jc also det ig fes-« »Die dei ig sel« ,,« a das bin ich, Herr Huberl« »Hinner5, die lat man loopen, die is Di ni treu: rie Gan-S snatt ja —- hoch dijtfch!« « Erbultveiebeit Lehrer: »Wer von Euch kann mir . crlI-—A --- k.c- kx Ilull til-U, Llll UUSL llLllllkll, »lile Ilq steigern läßt? Niemand mehr?« eDt kleine Haber: »Forfch, Herr Lel)rer!« Lehrer: «Forsch? Wir steigert sich Denn dag?« Der kleine Hubm »Forsch, Herr ter, Oberförschter.« RicfcnqlükL W j W ,,«:!1cnndiu Mensch but doch 'n doich stide »zum Busvirl meine Braul; ek muss umlui Adel zwmcnsz der Vater n Lscillionäxz und drittens kriegt sie mich zum »Nun-«