Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 01, 1904, Zweiter Theil, Image 11

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Meint schreitet-tief us
Linie Innfiienget «
--------------------
No. 1()9. Es
hot mich drei
Däg genomme,
besohr ich iro
ioer den Schock
enaug komme
sin, wo mich
Die seid-J rei
die letzte Par
; iie gewwe hen.
s .......... Ich sin ja ofs
du«-ev Hoy Hin-»O uug Es den Weg
ausgeiörnt hol, aivrver for drei Däq
hen ich ein Schill nach den annere
kriegt un ich hen kein Mensche sehn
wolke. Die Wedegweilern is oss Kohrs
jeden Tag so elaui zehnmal, awioer
immer nur sor e Minnit bei mich ge
wese un se hot recht viel Simpetkie
gezeigt. Well, so bei un bei sin ich
ja widder riekowivert un ich den den
ganze Tag nicks nnnersihter gedahn
wie die siids geir-atschi. So oft wie
eins ans den Hang sort is, do hen
ich schon foscht die Giikncr kriegt nn
se hen mich immer erscht prammisse
miisie, daß se nit nier zu den Wasser
gehn wollte, daß se von die Stritks
knhrkredg un die Rehkrohd Treäg
soridkein«e, das-, se keine Feii starke-,
dask se immer keine Fenzeg kleime, das-,
se Don die Hunde einen stehn idolLe
un noch hunnert nnnere Bache mehr.
ikrscht Wann se dnsz alle-z qeprmnmisu
hatte, hen ich se fortgehn lossc. Den
Weg hen ich doch ideninskencs newissk
das-, ihne niikiz iiiippene konnt. Tie
Lisedecsmeiletn hok immer gesnnlx
«).«izzie, du machst mich iia un teiert,
denkst du denn mehbie die Buwe dehte
dich besser meinde, wann se dich alles
pramisse duhn? Se sin nit schneller
on die Stritt odder auch nur autfeit
das Haus un dann tin-' alle Pramip
fes vergesse." Jch hen’s aivtver besser
wißt; ich kenne mei Binne, das fin
o keine Tasse wie annere Feger, die
meinde ihre Ma —- befahr daß ich die
Sentens fertig gedenkt gehabt hen, da
hörm ich mit einem mai e Gehaller
an die Stritt, daß ich puttinier die
itz krieg hen. Oss tohrs is es der
ennie gewese wo ins Haus gerannt
komme is un gehallert hat, als wann
ihn einer den Neck erum gedreht hätt.
Wie er mit Greine e wenig gestappt
hat, da hen ich ericht aus ihn eraus
gebracht was gehäppend war. Er
un noch e anneres Kid henn e Miit
getetscht un hen sie e Tamehtatänn an
den Tehl geteit; dann hen se die Kätt
in en Butscherschapp lauft lasse· Da
is se mit die Winnie’g un die Be
lohnies umgange, als wann se den
anze Butfcherichapp austiiene wollt.
r Butscher hat en Hähmbahn ge
täeteit un is for die Kätt gange. Die
is answer suspifches gewarde un hat
en geordnete Rückzug darch die Dicht
angetrete. Grad wie te autieit war,
hat der Butfcher den Hehmbahn nach
«e gefchlentert un hat schuhr genug
ie Kätt gestradr. Die hat en tchrecb
liche H ul von sich gewwe un is nächst
Dohr in den Kracterieitahr geiauir.
Da hat aivwer der Faun gestatt. Die
Kätt hat in die erichte Lein en Törn
nach die rechte Hand Seit gemacht,
wo en große Beil Glässes uffgepeiit
war. To hat«-z annaer gernppelt, der
Stohrtieper is herbeigelanfe tamme
Un hat in seine Wirth en Stuhl uffs
grpictt roo et mit nach die Ratt ge
worse hat. Er is answer en pnhre
Schott geivese un hat dent ich genah
tißt, daß sie heiser den Schaut-las
Von ihre Thätigteit verlege deht un
is auf den Kaunter getichumpt wo
die Brickebrärtg ariianne hen. Mit
die Lametotann hat se altes was an
den Kaunter war, ernnner geschweipt
un in die ganze Zeit hen dte zwei
Aidss an die Stahrdihr gestanne un
hen den Faun aeioatscht. Du liewe
Zeit, mag tann mer dann von Kids
annerschter edgipedtes Jn ihrem
jugendliche Unverstand hen se sich so
recht von Herze gesrent un da is der
Iais von Statrtieper erbei gelanie
komme un hat nach die Bunde ge
aräbbL Wie das ja immer den
Weg geht« is der annere sattgeschniett
un er hat den Bennie getäetelt un da
bei stn ich schuhr, daß der arme Bub
ganz innesent dabei war. Ennihau
hat et schuhr genug die Kött nit ge
sagt, daß se in den Krackeriestahr
lause sollt. Well, enniweg hat er den
Bennie gehabt un ich sage Ihne, er
hat tein Ding zu ihn gedahn. Er
hat den arme Bub sa verschmisse, daß
er hardlie hat wahke könne. Jch stn
Wahn wann der Bennie nit von sein
Pa so e tasse Kanstituschen inhenitet
hätt, dann hätt er das gar nit stende
tönnr. Awwer tnähd hat mich's ge
macht wie alles. Zuerscht hen ich zu
den Krackeriemann lause un ihn e
Pies von mein Mean gewtve walle.
awtoer die Wedesweilern hat gesagt,
ich sollt nit suhlisch sein« un soll sat
tisseit sein, wann der Startieper
mich nit sar den ganze Denrmetsch
case deht. Bei Galle hen ich gesagt,
o bist du gar nit so viel aus den
Weg. da dran hen ich ja nach gar nit
gedenkt un je mehr ich da dritvtver
nachgedentt den, deita mehr Schill
hen ich kriegt. Denke se doch nur
emal an, was mich der Kanne da e
Bitt hat schicke könne! ch icn -
sithtt, als wann t den nn ton
nelweich schmeiße pat, answer dazu
bat ja schon der Krageriemann ge
tsnd gehabt un ich den also mein
Muth tn nreilde Watte Last gemacht.
dikahi der arme Bubfiö schon genan
nischt enug gewese. »Du verdollter,
misera licher Lausbub, hen ich ge
sa t, do siehst du widder, was du an
gestellt host. Jn die erschte Lein host
du die schreckliche Licken kriegt un
dann dent emol, was die arme Mo
sor en Peil Geld bezahle muß, for
den Demmetsch, wo du angestellt host.
Hast du mich nit versproche, daß du
en guter Vub sein wollstZ« Do hot
er gesagt: »Ich hen dich nit versproche,
daß ich kein Konn mit die Katze hen
wollt un do n ich gedenkt, daß ich
das duhn derst.« Ei du misserabli
cher Kerl, hen ich gesagt; duht mer
denn e Katz e Tomehtolänn an den
Tehl teie? Lernst du das mehbie in
die Schul?« »Ja« Ma, wo soll ich
denn die Känn dran teie? An die
Ohre geht’s doch nit.«.-s Wige Se,
was ich da gedahu heit? E hkfei
hen ich den sässige Kid gewtve, da
er sich siwwe mol um sich selbst erum
gedreht hot, ecksäcktlie wie en Topp.
Dann hen ich ihn mit sein Gehaller
alleni gelosse un sin in die Kitschen
Zunge, wo ich e Kimmelche genomme
en for mei Nörss zu beruhige. Mit
beste Riegards,
Yuhrö,
Lizzie Hansstengei.
s-———-·-..-—-——
Wann heirathen die Japaner-?
Das Volk von 42 Millionen kleiner
Leute, das das Jnfelreich von Dai
Nippon bewohnt, lebt nach dem
Sprichwort: »Jung gefreit hat noch
Niemand gereut!« Die Bevbltetun s
tafel für 1900, die letzte, die im i
nifterium des Innern fertiggestellt
wurde, weist für das Jahr 1900 846,
590 Ekyeschließungen aus. Recht junge
Estkemänner sind in dieser Zahl re
giftrirt, nämlich je einer von 18 Und
von 14 Jahren und 42 von 15 Jah
ren. Mit 16 Jahren verheiratheten
sich 759, aber mit 17 Jahren traten
bereits 5484 Japaner in den Ehe
stand. Die Heirathsziffer steigt dann
schnell aus 12,491 Heirathen, die mit
19 Jahren geschlossen wurden, 17,406
mit 20, 26,149 mit 21 Jahren u. er
reicht mit 30,831 den Höhepunkt stir
die Ghen, die mit 22 Jahren einge
gangen wurden. Man kann daher an
nehmen, dasz die meisten Japaner im
Alter von 22 Jahren verheirathet sind.
Die Mädchen der unteren Klassen, der
armen Bevölkerung werden in großer
Zahl schon in sehr frühem Alter, als
Kinder, »aus Zeit« vermiethet. Aber
die Japanerin geht auf die gesetzmä
ßige heirath sehr friih ein. Es verhei
ratheten sich im Jahre 1900 1 Mäd
chen von 12 Jahren, 22 von 13 Jah
ren, 852 von 14, 9245 von 15 Jah
ren. Die Ziffer erhebt sich dann plötz
lich: mit 16 Jahren heiratheten
15,388, mit 18 Jahren 30,623 Japa
nerinnen und mit 20 Jahren 35,899.
Das ist der höhepunkt für das Hei
rathsalter der Japanerin. Jan Alter
von 24 Jahren schlossen nur noch
20,189, mit 30 Jahren nur noch 7514
Japanerinnen die Ghe. Mit 35 Jah
ren heitatheien nur noch 2430, mit 40
Jahren 1004, mit 50 aber doch noch
ZW, mit 60 Jahren noch 76 Damen.
Aber 13 rüstige alte Mädchen schlossen
noch mit 70 Jahren den Bund fiir’5
Leben, nnd Die Tafel oerzeichnet sogar
sieben ehrwürdige Japanerinnen, Die
ihre Lebensjahre aus ,,iiber su« an
gaben, idie höheren Ziffern oerschijmt
oerschioeigeno. Nach dieser Aufstel
lung sind also die meisten Japaner im
22., die Japanerinnen im 20. Jahre
verheirathet. Mit dem 30. Jahre hei
ratheten i. J. 1900 nur noch 12,756
Männer — etwa ebensoviel wie mit
19 Jahren, mit 40 Jahren nur 2888,
mit 50 nur noch 1().'tl, mit 60 nur
2t58, doch findet sich noch die Zahl von
69 alten Herren, die mit 70 und 10,
die mit 80 Jahren heiratheten. Am
frühesten finden ie Heirathen in
NOWTJCPM WH- sp z. B. in den
Provinzen Niigata und Aomori; so
waren in Niigata mit 16 Jahren 46,
mit 17 schon 401 junge Leute verhei-»
rathet, mit 21 Jahren 1239, während
im gleichen Alter in der Hauptstadt
Totio selbst nur 649 heiratheten, bei
einer fehr viel dichteren und größeren
Verfeinerung Jm Allgemeinen das
zeigt die Tafel deutlich, baut sich der.
Japaner in früher Jugendfrische feini
eigenes Nest. L
Wie man aus dem Donauufrigeni
Wien berichtet, hat die dorten arm-s
liche k. k. Post- und Telegraphendirets
tion beliebt, das fchöne Wort, ,,hier
bezirtig" einzuführen. Damit ist der
driibengrenzliche Sprachfchatz wieder
um eine hierortöneue Perle bereichert.
Nebenerwähnlich sei bemerkt, daß das
unterundobderennsübliche, oder besser
cisleithagangundgäbe Amtsdeutfch
euch anderweitbezüglich einigermaßen
wunschiiberläfsig genannt zu werden
verdient. Möchten doch die jenerseitss
ymaßgeblichen Persönlichkeiten durch
amtsvertautgebende Verordnungen
diesem allerweltlächerbaren Unfug
ein Ende bereiten!
. . .
»Schlachtschiffe« find gut, aber
«Schifffchlöchter«, die Torpedoobote,
iichkinen besser zu sein.
f I I U
! Keine Tugend kommt einem im Le
iben so zu ftatten, wie die Bescheiden
iheit —- der andern.
f o i i
Wenn man jung ist, erhofft man
sich ein Leben. das den Neid der Göt
ter herausfordere, und im Alter muß
man afts chon xlzufrieden fein, wenn
Fast nur das ttleid der Menfchen
n e«
Verunglückte Feier-.
Leute, sprach zu seinem Sohne
—rnst der Vater; heut’, mein Sohn,
Denk ist National-Geburtstag —
Hole gleich ’mal die Kanon’.
Dunste Republit besteht noch (
Kräftig, mächtig, hoch und hehr.
Lange soll sie noch bestehen —
Lang« mir ’mal das Pulver her.
Und die Männer-, die der Freiheit
Tempel damals ausgebaut,
Sollen ewig weiter leben —
Nur den Psxopfen brav gelaut.
Ja, die edlen Männer hielten
Unverbriichlich ihren Schwur,
Jagten aus dem Land die Briten —
Wo ist denn der Ladstocl nur?
Ohne diese Männer wäre
Unser Land noch heut’ nicht frei,
Darum Heil und Segen ihnen —
Hol’ jetzt rasch ein Mätsch herbei
Nimm ein Beispiel dir an ihnen,
Werde einst wie sie so brav,
Trag ihr Beispiel stets im Herzen-— s
Ssgss — prrr! hass! 4
Junge! Himmel Elemente!
Siehst du was-? Ich bin ganz blind,
Zweie meiner schönsten Finger
Ganz und gar heim Henker sind
Papa, heult der Junge, Papa,
Das verwünschte Ding zersprang!
Einen Riß hal)’ ich im Kopfe,
Ungefähr zwei Spannen lang.
»Hu dem Sohne sprach der Vater,
Als der Doltor sie geslickt:
Tit mir-sc Irnbmonnmmon hab-n
Daß dies Feier« iiichftffgesgiiiaissp"
Lieber Sohn, ich war ein Esel,
Fährt er fort dann voller Reu,
Und du auch, du guter Junge;
Esel war n wir alle zwei.
Und am nächsten vierten Juli
Sind sie wieder heil und froh,
Wenn sie Geld für Pulver haben,
Machen sie es wieder so
——-—--.--.-———
Die Rivalen.
Eine lustige Geschichte zum »Glorrei
chen Vierten«.
Frei nachPeTerMcArthur.
Die Ereignisse stürmten mit folcherj
Heftigteit aus May Welltvrod ein, daß ·
es tein Wunder war, wenn das seeli
sche Gleichgewicht der jungen Damei
dabei insWanlen kam. Es war aber
auch zu drollig! Tom Murran und
Harry Smythe, die beiden Rivalen um
ihre Gunst, von denen der eine immer ?
den andern in’5 Psesferland wünschte,
waren fast gleichzeitig in dem stillenl
»Strandorte» dem Sommerquartier«
’ Maus und ihrer Mutter, eingetroffen,
» um dort ihre Ferien zu verbringen, "
nnd der schönen May nach allen Re
geln der Kunst den Hof zu machen Jn.
Stillen hatte natürlich Jeder gehoift
allein siir sich das Schlachtfel d beherr
schen und die Abwesenheit des andern -
zu seinem Vortheil ausniitzen zutön
nen. Und nun hatte ihnen der tückische
Zufall einen dicken s-trich durch ihre
Pläne gemacht! May war sogtausani
sich darüber herzlich zu freuen. Jhr
machte es Spaßs zu beobachten, wie
die Beiden in edlem Wettstreite sich
gegenseitig den Rang . abzulaufen
suchten. Dabei schienen sowohl Tome
wie Harry ernste Absichten zu hegen
und sich siifzen Hoffnungen hinzugeben
Sicher wollten sie ihre Ferienzeit dazu
benutzen, die gewisse ernste Fraae an
las Schicksal zu stellen, das in diesem »
» ts-- , .
JJUUT JJLUIJ qcksjo
Der gewissenhafte Erzähler dieser
höchst wahrhaftigen Geschichte mus;
leider lonftatiren, daf; sich die junge
Dame der Verantwortung, zwei Men
schenleben in unbeiannte Bahnen zu
weisen, nicht irn Geringsten bewußt
war. Sie lachte sorglos vor fich hin,
wenn sie an ihre beiden Verehrer dachte z
nnd im Grunde genommen hätte si.
felber nicht zu sagen gewußt, welchem
ihr herz den Vorzug gab. Sie ent- ,
fchlofz sich, die folgenschwere Entschei- ,
dung dieser Frage ebenfalls dem Zufall «
anheimzuftellen. Die Sache eilte ja
nicht. Vorläufig hatte sie auch Noth z
wendigeres zu thun: H es galt, die
morgige Feier des Unabhängigkeitg:
tageg würdig vorzubereiten. T
Plötzlich durchzuckte ihr reizendesz
Köpfchen eine Jdee, die Fräulein May
in gewissenhafter Selbstbeurtheilung
und rührender Vefcheidenheit »einfachi
großartig« fand. »Gewiß so wird es
gehen und es wird prächtig werden!«i
sagte sie zu sich selbst »Ich werde niei i
nen Kourmachern sagen daß ich deni
4. Juli morgen damit feiern will, daß «
ich so »unal)ha«ngig«, als irgend mög: .
lich bin Dann werde ich ja sehen j
welcher oon Beiden mir den Tag am
schönsten zu gestalten weiß «
Als die jungen Leute des Abends
;auf der Veranda des kleinen Strand Z
hotels in eifrigem Gespräche saßen«
irerliindete Man ihr Programm fiir
Eden Festtag. Die Details desselben.
f überließ sie gönnerhaft den zwei Skla
tzen ihrer Schönheit zur weiteren Aus
Earbeitung, und in ernstem Sinnen
empfohlen sich bald darauf Tom und
Harm. Sie zweifelten keinen Augen
iblick daran, daß der morgige Tag die
Iersehnte Entscheidung bringen würde
Iund wie zwei feindliche Generäle vor
der Schlacht erwogen sie die gegen
feitigen Chancen des Erfolges.
—
Jn Tom Murrahs Jnnern hatte
fich, soweit Harrh Smythe in Frage
kam, die Milch der frommen Den
tungsart längst in gährend’ Drachen
eist verwandelt. Von den gleichen
zärtlichen Gefühlen war Harry für
Tom durchdrungen und die Strategie
Beider ging dahin, womöglich ein Al
seinsein mit der Geliebten herbeizufüh
ren, um jeden Preis aber ein solches
der Angebeteten mit dem Nebenbuhler
zu verhindern. Die Lage war also bei
Weitem schwieriger, als auf dem
Kriegsschauplatze in Ostafien und so
ist es denn nicht weiter nunderbar, daß
sich sowohl Tom wie Harry, vonSehn
sucht und Mißtrauen getrieben, am
nächsten Morgen noch vor Sonnen
aufgang an der Pforte des Strand
hotelg einfanden. Jeder trug eine
schöne seidene Fahne und Beide gaben
nach einer ziemlich lühlen Bgrüszung
mit uberraschender Uebereinstimmung
dem Gedanteni Ausdruck, daß man am
,,Glorreis:hen Vierten« derlei Geschenke
gar nicht zeitig genug überbringen
konnte. Immerhin war die Begegnung
etwas peinlich, und wie einc Friedens
fchalmei aus Himmelshöhn tlang
ihnen daher der Gruß der schönen May
in s Ohr, die eben in Begleitung eines
Dienstmädchen-Z erschienen war, um bei
ten ersten Strahlen der Sonne das-v
Sternenbanner am Flaggenmaste dei
Hotelg emporzuziehen
,,(stuten Morgen, Fräulein May!«
rief Tom mit lustiger Stimme. »Ich
wollte Ihnen mit einer amerikanischen
Flagge eine lleine Ueberraschung bes
reiten.«
Dem armen Ham) hatte der Zorn
Tiber den Nebenbuhler, der ihm so iect
zuvorgekommen war, fast die Stimme
verfchtagen Muhsam stammelte er
einige Worte, die etwa denselben Sinn
halten mochten, wie die des Vorred
nirg.
»Wie schön von Jhncn Beiden!«
lachte May. »Zwei Seelen und ein
Gedanke, zwei Herzen und ein Schlag!
Aber Sie miissen sich beeilen, wenn die
Fahnen bei Sonnenaufgang im Winde
wehen sollen! Schnell, JhrHandtverls
zeug und nageln Sie die Flaggen an
Das Geländer der Veranda!«
Halb willenlos langten die Beiden
wie auf Kommando in die Taschen,
brachten je einen Hammer zum Vor
schein und schnell war das « rl vol
lendet, leider nicht, ohne daf; ich Harry
einmal kräftig auf den Finger geschla
gen hätte. Der Kanonendonner von
einem nahen Fort, der den Anbruch
deg- jungen Tages lündete, und May-Z
fröhliches Gelächter übertönten feinen
Schmerzensfchrei. Aber Tom und
Harry fühlten sich etwaswiquirt von
Maus spöttischem Wesen· Sie lehnten
Beide die Einladung zum Frühstück
dankend ab und entfernten sich in
nichts weniger als gehobener Stint
mung.
Den ganzen Tag über wagten sie
sich nicht wieder in die Nähe der aus
gelassenen May. Erst als der Abend
hereinbrach, trafen sie, jeder mit einem
Packet voll Feuerwertgtörpern im
Arme, neuerdings am Vorplatze des
Hotelg zusammen. May hatte sich ei
gentlich vorgenommen, ihren ,,nnal)
hängigen« Sinn zu bethiitigen, indem ;
sie ihre Anbeter recht kühl dehandelte, s
weil diese sie so lange allein gelassen. E
Als die Rivalen nun aber wieder ge
meinsam und in scheinbarer Eintracht
erschienen, während sie sich heimlich
wiithende Blicke zuwarsen, tonnte sie
ihre Lachlust nicht bezähmen und
mußte wohl oder übel ihren Vorsätzen
untreu werden.
»Ich hoffe, Sie werden mir gestat
ten, etwas Feuerwert hier abzubreni
nen,« beeilte sich diesmal Harry zu
lagen, und nun war es an Tom, voll
timpörung iiber diese Kühnheit sprach
los dazustehen.
»und Die hatten ocefeloe »Im-, ne
der Tom?« tam ihm die schöne May
in einer Anwandlung von Mitleid zu
Hilfe. »Nun ja, aber es geht doch
wohl nicht an, daß Sie Beide in der
gleichen Zeit darauf lostnallen Das
würde unsere Feier abzn bald been
den.«
Tom und Harrn fühlten, das-, die
Stunde der Entscheidung über ihr
Schicksal nahe war. Und diesmal
glaubte Harm, einen kühnen Hand
steeich gegen den Nebenbuhler führen
zu dürfen. Rasch erbot er sich, die
erste Abtheilung des pnroteehnisehen
Schaustücks durchzuführen »Denn,«
so tallulirte er, »wenn Tom alsZwei »
ier an die Reihe iommt, bleibt mit ,
Gelegenheit, seinen Platz an der Seite ;
der schönen Man für den Rest des l
Abends einzunehmen und Tom mag
dann seine llnterhaltungggabe an der ;
Mutter Mays erproben!« Er lächelte :
schadenfroh vor sich hin und der etwas !
überschwängliche Dank Toms machte i
ihn nicht im Geringsten iiiißtraiiisch.!
Die Nacht war langsam hereinge s
I
brochen und als iihre Schatten immer
tiefer wurden, begann Harry niit«sei
nen Produktionen als Feuerwerlen
Von der Veranda, wo Tom neben
May Platz genommen hatte, grüßte
ein »Ah!« der Bewunderung die erste
Ratetr. Und während sich der arme
Harry an einem zweiten dieser hölli
schen Dinger die Finger verbrannte,
entwickelte sich dort die folgende Kon
tersatiom «
»Fräulein Wellwood,« stammelte
Tom mit zitternder Stimme, »Man
— nicht wahr, ich darf May zu Ihnen
sagen? —- liebste May, ich dachte eben
daran, wie ich den heutigen Unabhän
gigteitstag besonders bedeutungoooll
für Sie gestalten tönnte.«
»Ah!« rief May, denn eben expla
dirte mit lautem Knall eine Bombe.
—
»Und —?« wandte sie sich dann fra
gend an ihren Nachbar.
»Ich-ich wollte Sie fragen, ob
Sie sich entschließen könnten, meine
Frau zu werden. Sie wären dann
unabhängig für’s ganze Leben, ich
würde alles thun —«
»Ich glaube taum, daß ich meine
Unabhängigkeit beweisen würde, wenn
ichh sie am Unabhängigkeitstage auf
ae e.«
»Das sollen Sie nicht!« protestirte
Tom. »Unsere Ehe wäre von moder
ner Art, das Wort ,,gehorchen« elimi
niren wir aus dem HeirathskontrakL
Darf ich hoffen, süße May?«
Tom war im besten Zuge, da kehrte
Harry zurück und störte das dell mit
der tategorischen Aufforderung:
»Nun ist die Reihe an Ihnen, lie
ber Freund!« Dabei rieb er sich mit
dem Taschentuche die fchinerzenden
Finger und nahm dann strahlenden
Untlitzes Toms Sessel ein.
Tom hatte in der Erregung, die
schließlich jede Liebesertlärung zur
Folge haben soll, Mays Hand erhascht,
und er glaubte, einen leisen Gegen
druck zu fühlen. Glücks-trunken eilte
er nach dem Rasenplat3, um nunmehr
sein Theil des phrotechnischen Pro
gramms zu absolviren·
Und wieder erleuchtete die erste
tstatete in oielfältiger Farbenpracht die
Nacht, alg die schöne May mit wickeln
dem Wohlgefühl abermals süße Lie
Lesworte vernehmen mußte.
»Liebste May nicht wahr, ich
darf Sie so nennen?« flüsterte Harsh,
»Sie wollten heute einen besonders
dentwiirdigen Unabhängigkeitcstag
feiern?«
Sie nieste und » fuhr lebhaft fort
»Nun, ich habe einen reisenden Plan
hierfür entworfen.«
»Da bin ich aber wirklich neugie
rig!« entgegnete mit leichter Koketterie
die schöne Man.
»Ich dachte mir nämlich,« fuhr
Harrh mit heroischem Entschlusse fort,
»wenn Sie mir heute gestatten wür
den, Jhnen meine Unabhängigkeit zu
opfern, würde Jhr ferneres Leben ein
einziger-, langer Unabhängigkeitgtag
werden. May, süße May, wollen Sie
die Meine werden?«
Leider unterbrach diesmal Tom, der
offenbar nicht darauf aus war, Pahne
nnd Llohd um ihre Lorbeeren als
Feuerwerter zu berauben, das inter
essante Zwiegespräch Er nahm an
der anderen Seite der schönen May
Platz und die Konversation bewegte
sich wieder in alltäglichen Bahnen.
Als sie jedoch Abschied nahmen, ver-:
nahm der eine der Rivalen von den
Lippen der schönen May ein leise ge
flüsterteö «Ja!« Man sah ihnen eine
Weile nach, dann eilte sie auf das
Zimmer ihrer Mutter und warf sich
der alten Dame stürmisch in die Arme.
»Mama, denke Dir, ich habe mich
berlobt,« rief sie zwischen Lachen und
Weinen.
»Verlobt? Und mit wein?« fragte
erregt die präsumptive Schwieger
mutter.
»Ach, Mama, das war alles so
drollig,« lachte Man. »Du weißt, heute
Morgen präsentirten mir Tom und
Harrn zwei gleiche Flaggen, Abends
erschienen sie wieder gemeinsam und
brachten Feuer-wert von ganz gleicher
Urb«
»Nun ja, eg ist eben nur ein Laden
im Städtchen Doch weiter —«
»Na, und Abends machten mir
Beide die gleiche Liebegerllärung! Sie
.neinten, das wäre die beste Art, den
Unabhiingigleitgiag zu seiern.«
»Und Du? Wem opferst Du nun
Deine Unabhängigkeit?«
»Ich? steinern von Beiden! Im
Gegentheii. sie legen ihre Unabhängig
leit mir zu Fiifzen.«
»Ja, aber, wer ist der Gliietliches«
»Wer?« Der schönen May blieb das
Wort in der Kehle stecken. »Wer?«
fragt-e sie nochmals-» dann wandte sie
sich mit einer unsagbar tragischen Ge
berde an die voll Spannung aufhor:
chende alte Dame. ,,Mama, das weiß
ich nicht!«
»Das « weißt Dir-s--nicht?«
»Ach, Monta, die Beiden haben mich
so lonsus gemacht, daß ich mich nun
wirklich nicht erinnere, welchem ich das
Jawort gegeben habe,« stöhnte Mah,
indem ihr Thränen der Verzweiflung
iiber die frischen Wangen rollten.
di- sk di·
Wie die Sache schließlich endete?
Nun, die schöne May heirathete »s
Beide. Zuerst beglüdte sie Tom mit
ihrer Hand, doch schon nach einem
Jahre ließ sie sich von ihm scheiden.
Bald darus folgte sie Harrh zum Al
tare. Doch auch diese Ehe war nicht
von Bestand und wurde wieder gei
irennt. Aber Tom und Harm, die
einstigen Rioalen, sind heute weit bes
sere Freunde, als ehemale Es ist eine
alte Geschichte: im gemeinsamen
Schmerz finden sich die Herzen und
getheiltes Leid ist eben halbes Leid!
——--·-O.--———
Einst und ietzt.
»Old Glorh«, das Banner der
Sterne und Streifen, flattert lustig
im Winde, Freudenschiisse und Böller
schallen, und mit Trommelwirbel und
Hörnerllang mischt sich heller Kinder- :
jubel. Ein Rarneval der Geräuschet
Das ist heute die Signatur der Feier
des Unabhängigkeitstageg und nicht
viel anders-war es vor 100 Jahren,
als Alt und Jung noch unter dem
frischen Eindruck der Losreiszung der
liolonien von England lebte. Viel
leicht war sogar die Feier damals noch
tiirmender, als heute, wenn es uns
auch schwer fallen mag« uns von einer
H Ä
möglichen Steigerung des Spott-usw«
wie er in unseren Tagen die Nerven
attactirt, die richtigen Begriffe zu ma
chen. Jn manchen Dingen war eben
die sogenannte »gute alte Zeit« den
noch minder gut, als die Gegenwart
Zweifellos war das patriotische Ge
fühl, das ungeftüm in irgend einer
l Form zum Ausdruck kam, bei den Zeit
Haenossen des Revolutionsirieges und
ihren Kindern höher entwickelt. Be- —
lustigungen sportlicher Natur, die in
unseren Tagen auch am 4. Juli einen
großen Theil des allgemeinen Inter
esses absorbiren, waren beinahe un
oekannt und die stundenlange Fahrt,
die man oft zurücklegen mußte« um
Festgenossen zu treffen, die Freude des
Wiederseheiis, all’ das trug auch nicht
gerade dazu bei, den Enthusiasmus
abzuschwächen Tage und Wochen
lang iibte allaibendlich das Trommet
und Pfeifertorpg in der Taverne an
der Landstraße und tündete als eine
Art musikalisches Präludium von al
lerdings- recht zweifelhafteiu künstleri
schen Werth das Nah-en des ,,glorrei
chen Vierten«. Mit jedem Trommel
wirbel, der den stillen Abend durch
tlang, stieg die Erwartung in allen
Herzen und oft machte sich der Fest
jubel Luft, noch ehe die Sonne am
Unabhängigkeitgtage die ersten Strah
len warf.
Die alten Flinten und Mit-Hirten
die einst Tod und Verderben in die
Reihen der Briten sandten, wurden
hervor-geholt, bald füllte dichter Pul
» Verrauih die Luft und die einaerosteten
’Nohre wurden schwarz und drohten,
! unter den Freudenscbiissen zu zersprin
i am. Gron war die Lust an Maskera
!s«" Hist- iiøccosinctsspfy fu«-· Hafer-einl
. ------ · was-I- sa-· qsssss »
Armee waren äußerst begehrt, die Kna
ben und jungen Leute überboten sich
geqenseitig in dem Bestreben, sich mit
Ioldatenröelen, mit bunten Mützen zu
schmücken und blitzende Schwerter um
den Leib zu schnallen. Vielsach wur
den wichtige Kriegsereigntsse in heite
rem Spiele wiederholt. Man kämpfte
die Schlachten von Lexington und
Bunker Hill ausk- Neue durch und er
rang herrliche, oft sogar durchaus nicht
unblutige Siege über die verhaßten
Bitten. Die einzige Schroicrigteitbei
Tdiesen Krieggspielen bestand gewöhn
lich darin, opferwillige Freiwillige zu
finden, die sich als ,,Briten« ungestraft
verhauen ließen.
—--—-.-.--———·
Kein Nationntfeiertag.
Weitberbreitet ist der Glaube, der
4. Juli sei auch dem Gesetze nach ein
nationaler Feiertag der Ver. Staaten·
Dem ist jedoch nicht so. Einen natio
nalen Feiertag im Sinne des Gesetzes
gibt esI in den Ver.Staaten überhaupt
nicht, und auch der Unabhängigkeit-Z
tag ist, wie der Gräberschniiickungstag,
der Danksagunggtag der Geburstog
Washington-» wie Weihnachten und
Neujahr u. s. w., nur ein durch die
Gesetzgebung der meisten Einzelstaaten
sestgesetzter legaler Feiertag. Vielsach
ist sogar der Gräberschiniidungstag in
lestimnirerer Form als gesetzlicher
Feiertag vorgeschrieben, als der 4.
Juli, und wenn auch dekUnabhängixk
teitstag tut ganzenLande festlich be
gangen wird, so ist er doch nicht in
alten Staaten legaler Feiertag Auch
Washiisatong Geburtstag t:-32. FiebU
ist beispielsweise im Staate Virginia
kein gesetzlicher Feiertag
—----«——O—-s——
Wie man aus dem Donanusrsgen
Wien berichten hat die dorten ärm
lichet. t Post und Telegrapheudiret
tion beliet—,t das schone Wort, Jster
rezi-. rig« einzuführen Damit ist der
dirit «kengre liche Sprachschatz wieder
inn eine lxierortgneue Perle bereichert.
Etkebenernäbnlich sei beniertt, daß das
untern-wol dereunsiibliche, oder besser
cisleithaaanaundgiibe Muts-deutsch
euch anderweitbeziiglich einigermaßen
wunschiiberlässig genannt zu werden
Verdient. Möchten doch die jenerseitö
maßgeblichen Persönlichkeiten durch
cmtgxnerlautgebende Verordnungen
diesem allerweltlächerbaren Unfug
ein Ende bereiten!
ils O
,,Schlachtschiffe« sind gut, aber
«S-chifsschlächter", die Torpedoobote,
scheinen besser Zu sein.
di- III
Keine Tugend kommt einem im Le
ben so zu statten, wie die Bescheid-«
heit —-— der andern.
·- « -
65 dauert ziemlich lange, bis Du
Deinen Garten in Ordnung gebracht
hast; aber für ein altes Huhn ist es
eine Kleinigkeit, ihn wieder in Unord
nung zu bringen.
«- -i· si
Echte Gedanken strömen hervor mir
Lava aus dem Berg. Sie bringen
die Wärme einer unbekannten Tiefe,
mit sich.
slt It- It
Wenn eine Frau Blumen ,,obne
Draht« liebt, glaube nur ja nicht,
daß sie überhaupt den ,.Dttaht« ber
schmäht. » «
sk
Merkwürdig, daß die schmutzigsten
Geschäfte meist den größten Reinge
winn abwersen.
I h Ul
Wenn die »Fulton«, nachdem sie
auf und unter Wasser gefahren, auch
nur noch das Kunststück über’m Was
ser fertig brächte.
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i Der Weg zur Wissenschaft geht
nicht durch harte Köpfe hindurch, son
dern an ihnen vorbei.
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Nielitcs läßt so in Hitze gerathen«
als Kälte des Gegners.