Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 24, 1904, Zweiter Theil, Image 13

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    Va- Thermometen
Von Ferd. Gruner.
Die Uraltafaken laaen in einem er- ;
bittenan Rest in Marnison Wenn?
man db Stadt nämlich nach dem Maß
Fbe St. Petersburgs maß, aus dem
berleutnant Alex-ei Zinjor eben ge
kommen Die große aierne, in der
r großte Theil des Regiments unter
ebracht wat,lag to ziemlich am äußer
n Ende der Stadt. In der Nach
rschaft aab ei nur einige Einkehri
böse, in deren Extrazimmern die Un
terossiziere zu zecdenspflegten, wenn p;
gerade Geld hatten, sonst saßen
unter den Fuhrleuten nnd wurden be
wirthet, wenn sie dies und das aus
ihrem wilden Kosatenleben Im Yes-H
Zien gaben. Außer diesen W tkhshsus i
ern und ein paar kleinen hätten, die!
armen Leuten ehörten, gab es noch!
eine Fabrik. i atte und anhliche Ar
. tikel, die ür einen Kosaken keinerlei
Peter-essen Haben, wurden dort erzeugt.
as aber ür die Kaserne von Bedeu
tung war, waren die Arbeiterinnen der
Fabrik Fedor Konicy. Waren darun
ter ein Dutzend oder etwas darüber
Mädel, die wie zum Ankeiijen aus
fahen und manchmal us Vorbeigehen
einen lachelnden Blick nach derliaserne
warfen. — Und Fedor Konicvg Wat
tefabrit war die Ursache, weehalb die
iiraltofaten mit der Laterne zufrieden
waren, trotzdem die Lage sonst, wie ge
sagt. nicht einladend war.
Obetleutnant Alexei Finjor gefiel
es aber in der Stadt durchaus nicht.
Denn das- Aafino beitand nur aus drei ’
Stuben, deren Decken niedrig und ohne z
Ventiiation waren. Außeer lagen»
III-i Wes-A- for-Zeiss- «s-I aufs FZD Inn
..... ..,....,,. » ...... «.., ....· »
k wahl der Speisen war und blieb trotz
feiner Beschwerden eine « ringe. Also
i konnte Finjor nicht heimi ch werden.
Finjors Auftreten nenierte tin we- l
nig seine Kameraden. Man war es
nicht gewohnt, dreimal des Tages sei
ne handfchuhe zu wechseln und zum
Ahendausaang ins Kasino eine aus
rangirte Galamontur anzulegen.
Oberst Gregor Waldic hatte bei der
f Eintheilung der Rettuten Oberleut
nant Finjor besonders bedacht. Er
war ihm Saal Nummer Z zugewiesen
worden. Lauter Kerle, die in Frei
heit aufbewachsen traten. stumeists
groß, einige bärenitart, gutmütbia, !
aber entsetzlich unwissend und ebenso;
verschlagen. Eber tonnte man dies
anze Bande über das KasernendachI
m Laufschritt treiben, als ihnen tlar
machen» was für ein Unterschied zwi
chenx Kehrt Euch! und Halb lintgt
ei.
Der Oberst schmunzelte, als er Fin
jor auf dem Ererzierbtatz briillen hör
te, als ob er einem Jahrgang Tauber
die Tonlriter singen lehren wollte· Der
Oberleutnant war anfangs wiitbend,
dann verzweifelt. Es wurde ihm un
endlich schwer, sich in die Dentweise
der Leute hineinzufinden Denn bis
her hatte er immer Rekruten aus den
roßen Stadien unter den Händen ar
bt, Knie-mis, Frisenre, Handwerker,
kurz Leute« die alles im Nu begriffen,
bei denen man nach techs Wochen auf
der Hut sein mußte, daß man nicht ein
falsches Kommando gab. Sonst lach
ten sieyfrech eine halbe Stunde dar
über. iatiirlich nicht mit den Lippen,
das hätte ihnen ein fester Stoß ver
leidet, wohl aber mit den Augen!
Finjor sah ein, daß man diesen
Uralmenschen gegenüber-, die laum
wußten, wie Väterchen Aar hieß, an
ders begeanen mußte. ifr lernte den
Kameraden manches Mittel ab. So
ging es dann schließlich. Seine Leute
exizirten nicht schlechter als die ande:
ren. Aber sie schlüpften Abends hin
aus, wenn längst Zapfenstreich gebla
sen und geschlagen worden war. Das
machte die Wattefabrit deg Fednr Ko
nich oder vielmehr dessen Arbeiterin
nen. Freilich hatte es gerade Saal It
sehr bequem; am dequernsten in der
Panzen Kasernet Er lag im Hinter
ratt, dessen Fenster auf der einen
Seite direkt ins Freie mündeten. Ueber
dern Saal waren Konzeleiensp also
Nachts unbewohnt, und darunter im
Souterrain der Kartoffelleller, dabei
die Fenster kaum zwei Meter vorn
Boden entfernt. Für Kerle, die wie
Eichhörnchen llettern und laufen konn
ten, wie geschaffen zum Auereiszen
Ei hats ouch nicht-. daß der Ober
teutnont Finsor einen Unterofsizier
zur Aussicht in den Saal tontrnandirte.
Der war dem Wutlu nicht abhold, und
die Retruten wickelten aus dein
Strumpf manchen tiopeterh utn den
· rrn in gnädiger Laune tu erhalten.
n schlief denn Ursul tief und lang
und hörte nichts. Finsor qepeniiber
aber beschwor er am nächsten Tag,
daß, Mesnand hinausgestieaen sei,
trotzdem der Oberteutnant einmal
selbst von weitem wahrgenommen hat«
te, wie ein Mann aus dem Verputz vor
dem Fenster stand. Er war aber zu
weit entfernt gewesen, urn ihn zu er
kennen. Als bei einer Raufszene zwi
schen verliebten Kosaten auch einMann
aus denr Saal Z eingebracht worden
war, denuste Lberst Gregor Waldic
die Gelegenheit Finjor einen Vortrag
zu halten Eber die LIiotlswendSateit ei
ner Unterscheidung des Dienstes in St.
Petereburg und einein Streu-roth wo
der Soldat erst eigentlich Soldat sei.
Der Oberleutnnnt dnntte natürlich
siir die freundlichen Anreguntttn und
drückte seinerseits den Wunsch nach
einer baldigen Versehung in die
Hauptstadt oder»Mostau aus. Be
ejflichiweise äußerte er diesen
Hist-z nicht in Gegenwart det Korn
Wts, der frisch gethrante Stiefel
tru sssdern su hause, ais er ganz
use n tut gd seine Mitte oerdtistert
Aber die Mute schweier ließ. Er
isann nach einem Mittel, den Saal 3
» vor den Lockun n der Wattesabril zu
bewahren und istm die nächtlichen Aus
giinge abzugew« hnen. Um einsachsten
wäre es allerdings gewesen, die Fenster
mit Gittern zu versehen. Doch aus
mancherlei Gründen war dieser einfache
Weg nicht gangbar. Da fiel sein Blick
aus das Thermometer an der Wand.
Und pldhlich leuchtete es in Oberleut
nant Finjors Augen aus. Er seufzte,
doch nicht melancholisch, eher fröhlich
war der Ton.
Am nachsten Morgen trat Finjor zu
so ungewöhnlicher Stunde in Saal Z,
daß selbst Ursul den untersten Knon
seiner Bluse offen hatte nnd Bastl
Turgew liimmelnd aus seiner Pratsche
saß und lachend von der kleinen Mar
anla erzählte, die er vor allen Mäd
chen der Wattesabril stir die schönste
erklärte. Sergei. der Basehkikre, hatte
eben unter den Pritschen nach etwas
Verlorenem gesucht. Er blieb gan
starr im Dunkeln liegen und wcæte si
nicht zu erheben, als er das litten
eines Säbels und dann des Oderleut
nants Stimme hörte.
»he," sagte dies-r und machte ein
drohendes Gesicht, während er aus der
Tas des Mantels ein in Panier ge
wicke tes langes Ding herauszog, in
dem er sich nach allen Seiten umfah,
»hier habe ich etwas mitgebracht, das
im Saale bleiben muß!« Er hob das
Din in die Höhe: aus einem schwar
zen Eäfekchen mit Strichen ein Glas
röhrchen, in dem eine silberne Linie
funkelte. Ursul, der Unterossi·;ier, ers
innette sich, daß im Oisizierstasino ein
ähnliches Ding hin. »le ist gest-ihr
lich, damit umzugehen.« suFr Finjor
fort. »Man kann verunglii en, wenn
man es nicht in Ruhe läßt. Daß es
Mif in mit-erhob »n-;ifn-H« lcsv feste-its
durch den Saal und blieb vor denkt-sen
ftern, die dirett ins Freie führten,
stehen. Just ihnen gegenüber hängte
er es an einer Wand des Kompagnie
tastens mittelst eines Nägelchens auf,
das SeUrliil herbeischaffen mußte
Sergei der Baschtiere, der dicht da
neben stand entsetzliche Pein aus,
denn er iirchtete, daß ihn der Offizier
erblicken und ihm Arrest geben würde.
Doch Finjor entfernte sich, ohne ihn
M bemertm Nun stand die ganze
annschaft mit langen Hallen doch
in gemessener Entfernung um das
Therrnometer und schien zu warten,
dasz etwas geschehen würde. Ursul
war ihm zunächst. »Das sindStrickse.«
sa te er nach einer langen Weile, »und
Zi fern!"
»Eine Null,« bemerkte Sergei, der
sich endlich wieder auf den Beinen be
and lkr hatte eine Zeitlang eines
Händlers P erd gefuhrt und konnte
gut rechnen. »3ehn, iivanzixL dreißig««
las er mit vorgebeugtem Hals.
»Was ioll das?'« fragte Bafil Tur
qew und sah nach Ursiil hin. Dieser
stopfte fiih die Pfeife und en. gegnete
barsch: »Du brauchst es nicht «u wis
sen. Verstehst es doch nicht! Wenn ich
Euch sage, riihrt es nicht an!·«
Ursul wußte selbst nicht, warum
das Ding gerade in seinem Saal hing
und sonst nirgends. Er beschl--f3 ckber,
sich bei Nitolaj, der im Kasino Bier
trua, zu erlundigen.
»Tremo — Zatra « Tr —- emo —
netr heißt das Dina,« ertlörte er ge
ivichtig, als er Abends zurückkam
»Und das Silber ist tein Salt-m Es
ist bald so bald so Wie es ihm ge
fällt!«
Und die iungeii Uri.ltosa!en betrach
teten das »Treinoiietr" mit Scheu und
Neugierde. Und des Nacht-I sah man
cher, wenn er aufwachte, nach dem sta
sten, ob er die glänzende Lini. wahr
nehme. Jn dieser Nacht wagte nie
mand hinauszusteigen.
Arn nachften Morgen trat der Ober
leutiiant in denc -aal und schritt, wäh
rend Ursul rapportirtc, stracks auf das
Therinometer zu. Er betracht.ie es ei
nen Augenblick sehr anaelegentlich.
»Daß die Fenster Moraens nlcht frü
her all gemacht werden, bis ich kom
mer«« sabl er und wars Basil.Tur
geto» der ihm im Wan stand, mit ei
nem Sto auf die Pritsche· .,Ursul,
hörst Du.« »Ja Beseblt« entgegnete
dieser uno subr andrer iahlgeschorenen
Kopf. — Jn ruhiger Haltung ent
sernte sich sodann Finior.
Der Tag war beiß, unerträglich
schwül. Nachts folgte freilich nne jähe
Abliiblung, wie sast immer in diesem
Gebiet.
Am nächsten Morgen betrat des
Oberleutnant den Saal 3 mit einer
gewissen Neugierde Kaum tsatte er
einen Blick aus das Thermometer ge
worsen, so verfinsterte sich sein Gesicht
und er schrie: Verdammte Bande!
Jbr wart doch draußen Nachts bei den
Mädchen!« —- Blitzscbnell wandte er
sich um und liesz das drohende Auge
itber die Soldaten sliegen, die mit er-:
blassenden Gesichtern, in denen doch
ein Zug der Ueberraschung lag, den
Zorneoousbruch Finjors bravo-bieten
Der nahm war» diß Basil Turgetv
seinem Blicke aus-wich nnd die Hände
rückwärts zu beschäftigensuchte.
»Schioeig!« besabl er, alo tlrsul zu
schwören cnbeben wollte. Mit einem
Satz war er bei Bassl und hob dessen
hönde in die hobe. Einige Finger
hatten an den Spitzen die Haut aufge:
ritt, augsnscheinlich Ison dem Festhal
ten an der Mauer.
»Du. Basel; wartt draußen!« trie
deebolte er. »Ich miß es»
Der Rekrut wagte nicht zu leugnen:
»Weil Anitschla deute kortgeht," sagte
er zitternd.
«Iiins Tage in's Loch,« befahl Fin
for. «er werde Euch solgen lehren.«
— Als ee den Saal ver-lassen hatte,
spielte ein zufriedenee Lächeln um die
Mundnnnleb Drinnen aber sahen alle
sit langen hälsen nach dem gebeten
ni vollen Thermometer, va- dem
O erleutnant die nächtlichenEretgnisse
verrieth. Sergei gelobte der Mutter
gottes eine armdicke Kerze, wenn er
ni t verrathen würde.
«ags darauf aber war er es, den
Finjor beim Arme erwisckite. Wieder
war er gekommen und auf das Ther
morneter losgeschritten Sergei suchte
sich durch die anderen still zur Thüre
zu drücken und deckte sich durch den
breiten Rucken eines Kameraden Doch
der Oberteutnant hatte ihn beim
Durchschreiten des Saales bemerkt,
und als er ihn nun nicht sali, rief er
drölinend Sergeis Namen. Dieser
zuckte zusammen und schob seine lange
Gestalt seufzend wieder hoch.
»Du warst draußen,« sagte in be
stimmten Tone der Ossizier, als er in
das verlegene Gesicht des Rettuten
sah. Vierzehn Tage Arrest, irar das
Ergebnifi. Denn einen Augenblick
hatte er zu leugnen versucht.
Serger aber beklagte sich im Stil
len, daß er zuerst eine Kerze von der
Dicke seines eigenen Armes-» sckfieszlich
aber nur eine von dem Umsange eines
Säuglingsarmes gelobt hatte. .
Drei age wagte dann niemand die
nächtliche Fensterpromenade und drei
Tage tonnte daher das verrätberische
Ding an der Wand des Kompagnie
tastens nichts anzeigen.
Dann aber lam der Samstag und
Kariic, der mit einem achtzehniährigen
Ding ein zartes Verhältniik hatte,
wußte, dass an diesem Tage lttoalj von
der Artillcrie kommen werde. Das
aber hatte er nicht überwindet-. lönnen.
Damit duc- Thermometer ihn nun nicht
fah und verrieth, wenn er aus dem
Fenster stieg, nahm er eg mit zittern
den Händen vom Nagel und legte es
nnf feine Nritsrbp ih- ivckte sa dick
mit Polster und Decke zu. Hieran
ging er zur Liebsten und verlebte eine
zärtliche Stunde.
Zurückgekehrt, brachte er da-? Ther
mvmeter wieder an seine Stelle und
freute sich, daß es ihn nicht verrathen
konnte.
Am Morgen aber schrie der Ober
leutnant iuit Stentorstimme und wur
de dabei bluthroth im Gesichte: »Ist
doch wieder einer von Euch, verdammte
Brut draußen gewesen!«
Karlic erstarrte fast zu Stein, denn
er hatte sich in die Nähe des Officiers
geschoben, und dann fing er zu zittern
an, trotzdem er sich dagegen wehrte.
Das geschah aber allemal, wenn er in
Zorn gerieth. Und er hatte eine ganz
entsetzliche Muth über das Ding, das
ihn verrathen, trotzdem es ihn unter
der Decke nicht hatte sehen tönnent Er
knirschte mit den ;?ähnen, als er von
Ursul in den Arret abaefiihrt wurde,
in dem er 21 Tage bleiben sollte, wäh
rend deren der Artillerist frei-J Spiel
bei Maranta hatte!
Seit jener Szene wagte niemand
aus dem Saale 8 durch die Fenster zu
kriechen. Denn das schwarze Ding
verrieth auf wunderbare Weise alles.
Es dauerte eine lange Weile« endlich
fiel es dem Obersten lltreaor Wladic
doch auf, daß sich Finiors Leute nun
so musterhaft benahmen, und er fragte
ihn» wie er dies zustande gebracht.
,,Durck, die Disziplin, wie ich sie in
St. Petersburg gelernt habe,« entgeg
nete dieser. Denn sie konnten einander
nicht ausstehen.
Im stillen aber freute sich der Ober
leutnant der erfreulichen Abwechslung
der heißen Tage und eisigen Nächte,
die ihn in die Lage versetzte, aus dem
Fallen eine- der talteu Naelitluft durch
das Oeffnen der Fenster auggrsetzten
Thermowcters die llevertretuna seines
Befehl-Z zu erkennen und seine Rettu
ten zu baut-Egert
Berume
Herabgekommener Sänger lder ein
Engagement sucht, zum Coucertunteri
nehmer): »Man sagte mir früher, ich
bätte Millionen in meiner Kehle«
»Ja, aber es scheint, die haben Sie
—. heruntergespiilt!«
Sie kennt ihren Mann.
Er: »Was meinst Du, Alte, soll ich
einen Posten als Nachtwächter anneh
men?«
Sie: »Du? Du kannst lein Nacht
wächter sein, dazu bist Du ein viel zu
großer Nachtwächter."
Uns ich-ankern Grunde.
,,,Nun machst Du schon Fortschritte
im Nadfahren?«
»O ja; zuerst bin ich allerdings
ziemlich oft heruntergefallen, aber ge
stern bin ich schon ein paar Mal oben
geblieben.«
Rücksichtslo- nlser galant.
Junge Frau: »Also Du willst wirk
lich allein ausgehen und mich in Rum
mer versetzsrn?«
Gatte: »Du weißt ja, Erna, daß
man immer nur Kostbarkeiten versetzt!«
Kleinee Mißverständniss.
Herr Plane igroßer Hunde-Hedw
ber): »Meinen Sie nicht, Fräulein
Waite, baß Sie ein intelligente-J- Ge
schöpf hier im Hause haben sollten,
weiches Sie bewacht und s—-«
Fri. Wann »O, herr Plane, das
kommt so plötzliche«
Im Jenes-selten
Klölta schwamm, um sich vor ihren
Verfolgern zu retten, über die Tiber
brtickr.
Die Tiroler warfen Steine von dein
Felsen herunter, Weiber und Kinder
such mit. i
WalomeisterLSfpull ) »
Eine Maiengeschichte von Franz
Kurz -Elsheim.
Sie kamen alle, die er geladen.
Denn Onkel Eberhards Waldmeister
bowlen waren weit und breit be
rühmt. Der graue« Förster Haber
mann lam mit seinem ältesten Jun
Rm der, wie er hoffte, einmal sein
achfolger werden sollte, der Kantor
Siebel aus dem nahen Dorfe, der
Pfarrer Haus-mann, der so herzlich
lachen konnte, daß jeder, der ihn hörte,
von seiner Heiterkeit angestecktwurde,
und noch verschiedene andere gute
Ereunde und Bekannte des Herrn
berhard Lauschig, Gutsverwalter auf
Reuschenberg, auf dem er nun schon
fast 20 Jahre wirthschaftete und sich
gebärden konnte, als sei er selbst Herr
dieses stattlichen Gutes. Fuhr doch
die Herrschaft höchstens im Herbst
zierher und dann auch nur auf einige
age zur Jagd.
Man mußte diesen nahezu fünfzig-«
jährigen Mann liebgewinnen, dem deri
graumelirte Bart etwas patriarchali-;
Liches verlieh und dessen stahlblaue
ugen noch so leuchten und blitzens
lonnten wie die eines traftgeschwellten «
Jünglinge-. Und man hatte ihn auch
lieb, den prächtigen Menschen, nnd
nannte ihn einfach Onkel Eberhards
im ganzen Dorf, das im Saum des
Waldes fast versteckt lag nnd dessen
rothe Ziegeldächer in das Grün derJ
Eichen und Buchen eine eizendc Far »
lenunterbrechung hineinzeichneten Am »
liebsten aber hörte er ih von der klei- ;
nen blondbezopsien Rathe, die ibni,!
dem Junggesellen, die Hauswirthschaft I
ciibnp ums-ihm Eli-« ,«»».- in)»«» » »
sterben war. Die hatte nicht viel
Kunde vom Leben gehabt. Jung ber
irathet, mußte sie erleben, wie diet
Liebe ihres etwas heißbliitigen Man-;
nes nach der Geburt ihres Töchter-;
chens immer mehr ertaltete und auf;
Abwege gerieth. Und alser einst in
einem Streite das Messer gar bös ge- T
braucht hatte, verschwand er auf Nim- !
merwiedersehen nnd ließ Frau und
Kind im Elend zurück. Da nahm Lau
schig beide zusich. Und seitdem war»
es ihm, als hätte er so etwas wies
eine Familie.
Man hatte sich übrigens schon so
oft gewundert, daß er nicht auch sich
derehelicht hatte. Und sein Herr fragte
ihn jedesmal, wenn er auf Menschen
berg erschien: »Na, Eberhard, noch
immer ledig? Ja? Taugt nicht. Eine
Frau muß der Mann haben.« Aber
danach richtete sich Onkel Eberhard
nicht. Einmal hatte er geliebt, mit
allen Fasern seines Herzens. Und
die Liebe war ihm mit Untreue ber.
golten worden. Seitdem verzichtete
er . . . ·
Und jetzt beklagte er sich auch nicht
mehr darüber. Käthe hing an ihm
wie ein Kind an seinem Vater und
ihre Lustigkeit, ihr ewiger Frohsinn,
der wie ein Sonnenschein durchs Zim
mer huschte, erheiterte seine Tage, daß
er es nie mehr anders wünschte
Aber einmal merkte er doch, daß
aus dem Kinde eine blühende Jung
frau geworden, der die jungen Män
ner des Dorfes eifrig nachschauten,
wenn sie Sonntags schlicht und stolz
in die Kirche und von dort wieder
nach Hause ging. Und damals hatte
ihn fast eine Art Eifersucht erfiillt auf
die Jugend und hingesetzt hatte er sich
da und, seine lange Pfeife rauchend,
trüben Gedanken nachgehangen unds
sich endlich vor den Kopf geschlagen?
und gesagt: »Dummer Kerl du! Was
lsildest du dir ein. Du könntest ins
Ier Tha ihr Vater fein.'« :
Und dann hatte er sich einen energi- i
schen Ruck gegeben nnd war wiederz
licllcl llllc HUUUO Uclllill lluc IU dtilll)c«
nicht merkte, welchen Traum er ge l
träumt.
Nun war ein wonniaer Maienabend
niedergegangen. Das war ringsum!
ein wundersame-H Dusten und Bliihen
dessen Zauber in die Herzen der Men
schen drang und sie mit neuem Glück
erfüllte. Jm Garten sana die Nach
tigall ihre lockenden Liebesweisen
Aber die Herren, die aus der Veranda
Platz genommen und Eberhards
Waldmeisterbowle alle Ehreanthaten,
lauschten ihr nicht mehr. Jhr fröh
liches Lachen itberti.inte den Gesang,
ljedoch nicht die helle Stimme Rath
chens, die sich ihrem Kreise hatte an
schließen müssen und tapfer mit trank.
War übriaens gar nicht so schwer,
sdenn die Bowle dustete zu verführe
srisch und der goldgelbe Trank rann
» wie priclelnde Perlen die Kehle hinun
»ter. Und die Geister des iviirziaegn
FWaldmeistertrauteg särbten die Wan
ken röther und machten die Pulse
schneller klopfen. Ein Scherz löste den
andern ab.
Am sidelsten war der Försterssohm
der sich neben Räthchen gesth hatte.
Denn Jung Blut gehört züsainmen«,
meinte er und stieß mit seiner hübschen ·
Nachbarin an, die ihm willig Bescheid«
that. Die beiden lannten sich zudem
von der Schulzeit her. War also gar
lein Grund zu irgend welcherZiererei
vorhanden. Wie er ihr ing Nesichts
guckte. daß ihr ganz seltsam zu Muthe .
wurde und eine heiße Blntwelle ihre
seinen Wangen mit aliihendem Pur- s
pur überzog! Oder machte das gar der s
l
l
Maiweini
Und als es endlich an’s Abschied-: .
nehmen ging, als unter dem Hoftborei
der Verwalter seinen Freunden ,.GuleZ
Nacht" sa te, da stand der junge.
Bursche Im bei dem Mädchen aus ver I
Veranda nnd schwähte allerlei tolleö
, —.-....—-...- .-—..-—«--. -.--.-..·.·- «—- M»-·——
Zeug daher, daß sie aus dem Lachen
gar nicht mehr Frau-lam. Und aus«
Ieinmal hatte er te um die Taille ge
»saßt ünd sie, ehe sie sich wehreni
lonnte, aus die schwellenden Lippen;
geküßt. Der Kuß rollte durch ihre!
Adern wie wildes Feuer und machtes
sie am ganzen Leibe erbeben. Aber
nur einen Augenblick. Dann stieß sie
den tecken Menschen zurück und flüch
tete in’s Jnnere des Hauses.
Nur einer hatte die Szene bemerkt,
Onkel Eberhard, dem sie einen Stich
in’s Herz gab. Das war das, was
er immer gefürchtet . . .
Doch er lsagte nichts, wenn er auch
seiner Verstimmung nicht ganz Herr
werden konnte. Allerdings trug das
dazu bei, daß Käthe ihm nichts von
ihrer jungen Liebe sagte. Und das
that ihm weher als manches andere.
Denn nun, da er sie verlieren sollte,
fühlte er erst wieder, wie sehr sie ihm
ans Herz gewachsen.
Und auch Käthe war merkwürdig
still die nächsten Tage und wich seinen
Blicken aus, als habe sie tein gutes
Gewissen.
Und draußen lachte die vlintende
Esjiaiensonne.
Bis der Sonntag tam. Da hielt es
das Mädchen nicht mehr aus. Nach
dem Mittagessen, als sie den Tisch ab-i
geräumt, als Lauschig den alten
Großvaterstuhl, der noch von seinen
Eltern stammte, ans offene, auf den
Garten und den nahen Wald hinaus-s
gehende Fenster gerückt und sich hinein;
gesetzt hatte, stand sie plötzlich hinterk
ihm.
»Oui« Elterhard was ist dirs« .
Er fuhr erschrocken herum, denn er"
hatte ihren leichten Schritt til-erhärt»
Unh snb ihr in hin lmnnpn Nun-In
Und zog sie zu sich, daß sie por ihm
niedertnieete, wie sie als Kind fo gern
gethan. Und segte seine Rechte auf
ihren Scheitel, sagte aber nichts, son
dern blickte träumerifch in die Weite.
Und sie wiederholte die Frage.
Da erst begann er mit einem leichten
Zittern in der Stimme:
»Hast du mir nichts zu deichten,
Kindl-m
Sie aber schaute ihm nun voll und
klar ins Auge.
»Wie meinst du das, Onkel?«
»Nun, solltest du das wirklich nicht
wissen? Rathe, ich habe dich doch so
lieb. Sag doch nur ein Wort und
quäle dich nicht, und ich gehe hin zu
meinem Förster und spreche mit ihm
wegen dir und dem Jungen.«
Ihre Augen füllten sich mit Thra
nen. «
»Du willst mich wohl gerne los
sein?"
,,.Kind, aus dir werde ein anderer
tlug.« fuhr er nun erregt aus. »Hab’
ich diese Heimiichthuerei um dich ver
dient? Jch habe doch selbst gesehen.
wie du ihn küßtest. dort aus der Ve
randa.«
Nun sprang auch sie auf.
»Das ist nicht wahr· Jch ihn nicht.
Er mich. Und dafür konnte ich nicht.
Jch war ja dumm, das; ich es mir ge:
fallen ließ. Aber die Waldmeister
bowle hat mich verwirrt gemacht. Das
war’g. Und sonst nichts.«
Sie stand hoch aufgerichtet da in«
ihrer vollen Jugendschönheit. Und
leuchtenden Blickes sah sie tilderhard
an, während eine innige Freude ans-«
seiner Frage heraustlang: !
»Du liebst ihn also nicht?« .
»Nein,« entgegnete sie. Und woher"
sie auf einmal den Muth betam, wußte
sie selbst nicht. Aber im närtsten
Augenblick hing sie an seinem Halse
und schluchzte: «Onlel, ich möchte ja
immer bei dir bleiben. Du weint ia.
aar nicht, wie gern ich dich habe«
Schicke mich nur nicht fort von bir.«»
Und da unrfaßte er ihre Gestalt und
bog das verschätnte Köpfchen zu sich
herauf. Und er fragte nun nichts mehr. s
Denn in ihren Augen lag er genug, fah
er, daß aus ihnen eine andere Liebe
zu ihm leuchtete als die der Dankbar
keit . . .
Als im Herbst der Herr wieder zur,
Jagd kam, da wußte er schon Be
scheid. llnder klopfte dem Alten ver
aniiat auf die Schulter und lachte der
jungen Frau zu und sagte: ,,Recht so
Beim ersten Junaen steh ich Pathe.«
—--——---.--—s —
Mancher hält sich für einen Märty-i
rer der Wahrheit und ift doch nur ein
Opfer feiner ththijmer.
der vers-Ieise seit-Osts.
Rechtsamvalt Dr. Fri Meyer, seit
kurzer Zeit glücklich verhe rathet, zählt
zu seinen Klientinnen einige hübsche
Schauspielerinnen, was seine Frau et
was, aber die bei ihnen lebende
Schwiegermutter sehr nerviis macht.
Diese hat sich daher einen Trick erson
nen, ·um jederzeit in das Bureau ihres
Schwiegersohnes eintreten und diesen
sonach tontrolliren zu können.
Jn einer Fensternische des Bureaus
lehnt immer hinter den Vorhängen ein
Regenschirm Besindet sich nun ein
weiblicher Klient bei Dr.Meyer, so
klopft es nach einer gewissen Zeit an
die Thüre und mit einem: » ardon,
lieber Schwiegersobn, ich habe meinen
Rxaenschirm vergessen,« erscheint die
Schwiegermutter, um, mit einem ra
schen Blick hierbei die Situation re
lognoezirend, ihren Schirm aus der
Ecke zu langen und mit einem süß ge
slöteten: »Pardon, Fritz, wenn ichs ge
stört hab-IX wieder zu verschwinden.
Dr.Meher nahm die Sache nicht
allzu tragisch: schließlich aber ärgerte
er sich doch ein wenig darüber-, und
alg wieder eine Filientin erschien, de
ren Aeußereg entschieden darauf hin
deutete, daß die Schwiegermutter
ihren Schirm vergessen haben dürste,
beschloß er den Trick der Schwieger
mutter durch einen Gegentrick unmitt
sam zu machen. Er nahm, bevor er
sich mit der Klientin ing Sprechzim
mer zurückzog, den Schirm aus der
wohlbekannten Ecke und übergab den
selben dem Bureaufräulein.
»Meine Schwiegermama hat ihren
Schirm in meinem Sprechzimmer ver
messen, wollen Sie ihr denselben, wenn
sie darum staat, geben,« beauftragte er
Ul? Oalllc ullU lollllcc clll Ulqu UUVI
haftes Lächeln nicht Unterdrücken. als
er die Tbiire feines Bureaus schloß.
Fünf Minuten später klopfte es.
,,.L-.erein!« rief Dr.Meyer, und in der
qeöffneten Thür erschien die Schwie
germutter
,,Pardon, lieber Schwiegersohn, ,,t
habe meinen Regenschirrn vergessen?
»Aber liebste, beste Schwieger
mama,« rief Dr. Meyer, ,,l1at Jhnen
denn nicht das Bureaufräulein drau
sien den vergessenen Schirm gegeben?«
»Einem Schirm gewiß, aber nicht
den Schirm, den ich vergessen habe-«
Und damit aina die Schwiegermama
auf das zweite Fenster zu und brachte
aus der Ecke dessean einen zweiten
Schirm zum Vorschein, den Dr. Meyer
noch nie gesehen hatte.
Dr. Meyer war sprachlos.
»Das ist der Schirm, den ich-ver
aessen habe. —--Pardon, wenn ich ge
stört habe.«
Und mit einem triumphirenden
Blick ihren verbliifften Schwiegersohn
messend, verließ die Schwiegermutter
liocherhobenen Hauptes das Zimmer.
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Erkannt-.
In dem kleinen Städtchen S. in
der Lijneburaer Heide standen zwei
junge Bauernburschen vor dem Schös
fenaerichi, um sich wegen einer Schlä
aerri zu verantworten Der dringen
den Aufforderung des Aintsrichters,
ihr Betrieben einzuaestebem setzten sie
beharrlichen Widerstand entgegen.
Nur mit größter Miihe ließ sich der
eine endlich zu der Bemerkung verlei
ten: ,,«.Itee, nee, Herr Amtsrichter, slan
tielsitset wi eni nich. Wi tiebbetem man
that en bäten mitn Snubbdauk
is ctmupftuctit dorcb dat Gesicht
wischt.« »Ja, teuf, min Jung,« ent
aeanete der Anitsrichter, »dat Snubb
daut, dat Jn brutt, tenn’ ick. Jt
sammot In in danstt tJhr schnaubt
Euch in die Fausts 15 Mark Strafe
oder drei Tage Hast!«
- «.—.--—
Cim- uöntgin mit Admtealöratig.
Die Tocttster des griechischen Groß
siirsten Konstantin ist die einzig le
bend-e Frau, die Admiralsrang in
einer Flotte inne hat; sie wurde von
dem verstorbenen Zaren in Anerken
nung ihrer Hilseteistnng siir die rus
fiichen Zeeleute, ihres Interesses siir
die Marine nnd ihrer umfassenden
Fienntnisse aus diesem Gebiete zuni
Admiral der rtissischen Flotte er
nannt. Jhr Gatte, König Georg. ist
gleichfalls ein Seemann von Profes
sion und diente als Seetadsett in der
engtischen Motive, als er zum König
von Griechenland erwählt wurde.
Jc nachdem
· wind. »Es nun-Hm Dc Lzsuuclyt 1k."l,st Unm- jxlntukcn LH bis LIMJUUU Huuxu
jc Ums numhch for antidj!"