Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 24, 1904, Zweiter Theil, Image 12

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II- s dem b ki
-«:«-1 MUÆslrhannPaketeskn
E C- itenkeäi im Mittelpunkte des
erhebt sich der große
, der dritte Vergriese des wild
- Baldgebirges, wohin sich in
Wlkerwanderung die deutschen
v man-neu uriickzo . als die
F m von O n der röknten und
F — Innern des Böhmerlandes Besitz
, I.
Es , untukchdsiugtichen ukwäidek
M Gebiete-, die sich wie ein Panzer
II die granitenen Berge schmiegen, ge
» n kein weiteres Vordringen der
chwärrnr. hier an den harten
J senitirnen der Berge zerschellte ihre
a t, und die Marlomannen fanden
Its es eini, dem sie sein deutsches
« III-Eise ga bis auf den heutigen
· Der schöne Grenzivald aber
M die treuen Wächter wohl brau
- denn jenseits des Waldes seiner
Friesen, breiteten sich die sonnigen
lnren eines Landes aus, das noch
te zu den gesegnetstien deutschen
uen gehdrt und einen der tüchtigsten
Stämme unseres deutschen Volkes be
herbergt· i
Es war ein milder, sonniger Juni- !
tag, und die dichten Nadelmälder desj
großen Lusen raulchten schwertnutbss i
voll. n weiter, wüster Waldesödel
kein Le wesen, leine Siedelei. tein’
Bo elrus, kein Thierlaut! Nur die
reisenden Fluthen des Reich- und
Sausnsalskrs eilten mi: lautem Tosen
iiber mächtige Gneis und Granitblöcke
. durch die Wäldersalten dahin. den stil
len Utwaldfrieden mit ihrer tvilden
Musik unterbrechend.
Auf einem laum kenntlichen Wald
psade, einem Ueberreste des einftmali
gen »Goldenen Steigs«, schritt ein zer
lutnptes Weib mit eincm Knoten da
hin. Die Alte mochte nichts Gutes
sinnen; denn ihre grauen. stechenden
Hagen Flickten finster und bämisch, und
II vumelh Icymcuen Lippen ycmen na)
zu einem boshaften Lächeln zusam
mengetnifsen. Jeht gelangten sie an
einen regellosen Steinhaufen und lie
sich aus ihm nieder, um von der
chwerlichen Bergwanderung auszu
ruhen.
»Das ift der rechte Ort«, murmelte
die Alte leise mit einem bösen Blick aus
den Knaben; hier mag er umtommen
Wir sitzen jetzt unter dem Hochge
richt«, sa te sie nach einer Weile lauter,
»aus verfcharrten Menschen, die einst
Leben hatten und hier schmachvollen
Tod littc.t.«
Die dunklen Augen des Knaben. der
etwa zehn Jahre zählen mochte blick
ten furchtsam zu der Alten auf. »Was
ist das Hochgericht, Marter ?"
»Statut mich nicht Mutter« treifchte
das Weib wild auf. »Ich bir deine
Untier nicht, daß ich dir’s nur sage!
Du ghörst einer ander-n zu, einer vor
nehmen. reichen Frau, der ich dich ge
E ab en, als du als dreijähriges Kind
chönen Kleidern aus der Wiese vor
) ern-ern Landbause herumliesest Mehr
steckt-inw- nichts«
Ihre Stimme klang so drohend, daß
der Knabe erschrocken zusammenzackte
k-: nnd sich furchtersüllt auf die Erde
I l
Dis-solltest wissen, was das hoch
».-- W ist?« begann das Weib nach
.. Mile ruhiger. »Nun, hier, knapp
II der Landesgrenze, stand einst eine
-"; fskotladh gefüllt mit töstlichem Brot-e
Mr die bungrigen Säumer, die das
Wsche Salz aus diesem Steige ins
Land brachten. Wenn ihnen im ein
s« fernen Walde die Lebensmittel aus
sitgansgen waren, durften sie daraus
T seien Vorrath von Brod entnehmen,
’,--Isofär sie einen bestimmten Betrag
- hinter-legen mußten. Zum Zeichen,
daß ein Betrug streng bestraft wurde,
Fand ein Galgen daneben; im Hinter
Iclt aber lauerten bestellte Wächter,
die»·jeden, der sich Brodspnahrm 'obne
parur oas gnrgeir zu teuren, unverm
herzig ausiniipsten und dann ver
scharrten. So hat mancher hier sein
Leben gelassen, und manches Knochen
irng riisi ist im Laufe der Zeiten aus dem
ieingrunde hier gegraben worden.
Jest weißt Du, was das Hochgericht
VAL«
Sie sank wieder in ihr unheimliches
sriiien zurück; plötzlich stand sie aus
nnd sagte: »Nun mußt Du ein wenig
eliein bleiben, bis ich zurückiornme.
xwill eine Quelle und Erdbeeren
sicher-, denn ich bin hungrig und dur
Sobald ich einen Platz gefun
- , komme ich zurück und hole dich,
spie-it wir uns laben, ehe wir die
AMrung sortsehm Also rühre
sich suche vom Fleck, bis ich dich hole,
M unterstehe dich auch nicht, nach
M zu rufen, wenn ich vielleicht et
III länger ausbleiben sollte. Du
IN ei schwer büßen du kennst
. - Scheu duckie sich der Knabe zusam
set nnd gelobte, gehorsarn und still
— F werten Die Alte wars ihm noch
, M Blick voll Daß und Hohn zu und
ETÄtschwnnd dann im Gen-irr der
Z , Musendjiihrigen Stämme. Der
,, blickte ihr nach solange ihre
It wch zu unterscheiden war; ein
Gefühl der Beriassenheii
Midn, alt sie seinen Augen
- und das Geräusch ihrer
i ,berhallte. Plöslich war es
sit oh aus der Tiefe bei Wal
"FeK-ski bode- « Las-Zeugin
J nFez nn kaut a s
III-einsei- nru ihn; nur iiber
T in des Nebeln-wer san der
d den Winkeln und
Its-. m m vergesse-; s
- Rauschen Vers-i er
Der Knabe wollte um diilfe rufen,
aber die Alte hatte es ja verboten, und
wie oft f n hatte er ihren grimmigen
Zorn gef hlt! So streckte er fich unter
einer riesi Schirmtanne auf dem
weichen ooi grunde hin und ver
glgte mit seinen dunklen Augen den
an der vom Winde geschaukelten
Wip el durch die hin und wieder der
blaue Sonnenhimmel lachte
Und wie er fo da lag, da na te sich
ihm auf weichen Sohlen der chlaf.
.Jmmer schwerer wurden ihm die Au
«genlider, immer schwächer und matter
wurde sein Bewußtsein, bis er endlich
einschlummertr. Jm Schlafe aber
fentte si ein holder Traum herab«
cuf die eele des kleinen Schläfers,
der sein braunes, abgemagertes Ge
sicht seltsam verklärte und auf seine
Wangen die Rosen des Glückes malte. H
Vor seinen Augen stand ein herr-;
liches Landbaus an dem Ufer einess
mächtigen Stromes. u beiden Seiteni
des Flusses erhoben ich bewaldete, ins
allen Farben schimmernde Berge, von
denen einer auf feinem Gipfel eine
alte Feste trug. Rings um das Land
haus zog sich ein großer Garten mit
duftenden Blumen und Bäumen, die!
voll töstlicher Früchte hingen. Mitten
im Garten, umgeben von einer Fülle
von Rosenstöcken, erhob sich ein zier
liches Gartenhaus, und vor diefem,
auf dem tiesbestreuten Grunde, spielte
er selbst als kleiner Knabe, bewacht
von den treuen Augen einer schönen
Frau, die er »Mutter« und die ihn
»Hugo" nannte. Neben der schönen
Frau sah er einen ftattlichen Herrn
in goldstroyender Uniform, vor dem
sich die Diener ehrfurchtsvoll verneig
ten und der ihn. wenn er Abends im
Rosenhäuschen saß, auf den Knieen
fchaukelte und liebtoste. Er fah sich
mit dem Herrn und der schönen Frau
im glänzenden Wagen fahren oder mit
ihnen auf einem Schiffe den mächtigen
Strom hinuntergleiten bis zu eineri
stoben Stadt mit hob-n Fbiiemsns
und langen Straßenreiben... Jeßt
verschwanden die freundlichen Bilder.
Er spielte aus einer Wiese am Stro
mesrande, und plötzlich stürzte ein zer
iumptes Weib wie eine Wildtaße aus
ihn zu, hol-ihn auf und eilte mit ihm
davon, die harte Hand aus seinen
Mund gedrückt, um sein Geschrei zu
erdrücken . . . .
Erschrocken fuhr der Schläfer aus»
seinem Traume auf. Da schlug dag«
Sausen des Sturmes an sein Obr, der
die mächtigen Baumriesen schüttelte
und würgte, daß sie ächzten. Grelle
Bliße durchzuckten den in dichte Fin
sterniß gebüllten Wald, und schwere
Donnerschläge hallten und riefen in
den Felsschliinden ein schauriges Echo
wach. Es war eines jener furchtbaren
Juni-Gewitter, die in dieser Wildniß
ebenso schnell kommen, wie sie ver
ehen, und die an Großartigteit und
ajeftiit kaum ihresgleichen baden.
Der Knabe verkroch sich in eine Fel
senspalte und lauschte voll Todesangst
dem Dröhnen und Krachen des Wal
des, durch dessen bochgewölbtes Laub
dach jeßt ganze Regenströme nieder
rauschten, die nach und nach in starken
hagel übergingen, so daß die Schlos
sen schwer aus dem Gesteine aufs-roll
ten und manche zarte Bitte zerschmet
terten.
Hugo, wie wir den Knaben fortan
nennen wollen, vergaß jetzt alle Furcht
vor dem alten Weibe und sing an, aus
Leibesträften um hülfe zu rufen; doch
seine schwache Stimme verstummte der
wilde Aufruhr in der Natur, das
Rauschen und Brausen wurde schwä
cher; auch die Dunkelheit nahm ab,
bis endlich wieder der blaue himmel
durch die Wipsel lachte, goldenes
Sonnenlicht über die triefendenBiiume
flutbete und nur noch das Brausen
der mächtig angeschwollenen Bäche
durch die Waldesstille tönte.
LI-A.a t—-«-: t-..A— L- - D---s
ocol IIUW »Ist-, UUV sc!ll(l chlIHI
spalte hervor und sog in vollen Zügen Z
vie wükzi e Luft des ekfkischtm War-I
des ein. gabei fühlte er starlen Hun- l
ger. »Mutter! Mutter!« ries er wieder;
doch nur das Echo antwortete ihm aus
den Felsen, und ein Specht beganns
sein weithin schallendes Hämrnern an
einein Tannenstamme.
Laut weinend und rasend lies der
Knabe durch den Wald. Je weiter erj
karn, desto wilder wurde der Wald,z
und immer höhere Felsdlöcke stiegen !
aus seinem Grunde aus. Steil gings
es den Berg hinan. Allmählich hörte ;
das Laubholz aus, nnd an die Stellek
der Eichen und Buchen traten Fichten :
und Tannen. Dann machten sie kurz- s
stämmigen Kiefern Platz, und endlichg
Verloren sich auch diese, bis Hagel
plötzlich ini Freien stand und sich ver
wundert umblickte.
Was er sah, war über alle Beschrei- I
bang schön und großartig! Vor ihm ;
erhob sich ein steiler, nackter Kegel, der ;
durch die Hand des Allmächtigen aus;
lauter riesigen Granii: und Gneis-s
blöclen ausgethiirmt war. Nie hattej
der Knabe einen so wildschönen Bergs i
gipsel erblickt, und über dem Anstau- !
nen desselben vergaß er all seine Vers .
lassenheii nnd seinen hunger. Dies
FelsblZcke waren mit dichtem Moose«
und seltsam gestaltete Flechten über-T
gegen und riethen in schaukelnde;
wegung obald man sie betrat.;
Seine festen Kräfte zusammenneh-2
irrend, sprang Vugo von Block n
Block, und je höher er kam, desdto
großartiser wurde der Untblia in dies
ties unten tiegenden Gefilde, und als
l
«
est-away den Eintritt-der dsäolåesn Fel
zjnse , n er
vor srendiknr wie verstehe-et
u. Ei so dem
MXMK »M:
Ver riesen des Vilhmerwaldes, von wo
die rnficht am grosarttgsien ifl in
der gansn s ·nen deutschen See-if
mart. er en waren da wie mt
einem Zaube chlage seine ganze Noth.
die Furcht vor dem alten bosen Weibe.
»das ihn so heimtiiaisch in der Wald
leldniß verlassen, und zum ersten
Male in seinem Leben fühlte der ver
wahrloste Knabe, wie die weihevolle
Schauer des hohen und Göttlichen
sein herz durchzitterten.
um llaren Bewußtsein lam ihm
d’ ei Gefühl freilich nicht. denn das
Weib, das ihn geraubt und durch volle
sieben Jahre als Betteltind durch die
Länder geschleppt, hatte ihm nie etwas
von Gott und seinen wundervollen
Werten und Einrichtungen erzählt,
sondern ihn ohne Unterricht und Un
terweisung aufwachsen lassen, wie ein
Thier des Feldes. «Bojersepp« hatte
seine vermeintliche Mutter ihn ge
nannt, weil sie zuerst in Bayern mit
ihm herumgezogen war, und so war er
auch von den Kindern in den Dörfetn
gerufen worden, in denen sie zuwei
len län eren Aufenthalt genommen.
Er sele hatte leinen anderen Namen
gekannt. Erst durch den seltsamen
Traum, den er heute gehabt hatte,
war seine Erinnerung geweckt worden.
Wie ein fernes Nebelland war die Zeit
seiner ersten Kindheit vor ihm auf
getaucht, und jeder Ivehende halrn,
jedes schmeichelnde Lüftchen schienen
ihm jeyt Hugo! Hugo! zuzurufen, wie
es im Traume die schöne Frau gethan.
Lange noch wäre der Knabe, in Be
trachtung versunken, auf dem Berg
aipfel gestanden, hätte ihn nicht das
Gefühl des nagenden Hungers aus
seiner Selbstvergessenheit herausgeris
sen. Er spähte nach allen Seiten, ob
er nicht irgendwo eine menschliche An
ssedeluna entdecken könne —- und er
hätte laut aufiauchzen mögen vor
Freude, als er tief unten am Nord
uße des Berges, ganz abgeschlossen
von aller Welt. mitten in dem endlosen
Hochwalde, eine wiesenumsiiumte Ein
schicht erblickte. Dort wintte ihm
Rettung aus seiner Noth, dorthin zog
es ihn mit aller Kraft seines Herzens.
Mit zitternden Beinen stieg er über
Steine und oerworrenes Gestrüpp
hinunter der Richtung zu, wo er das
Haus mitten im Walde erblickt hatte.
Bald nahm ihn wieder der Hochwald
auf. Nur ungern betrat er ihn, denn
er fürchtete, in dem dichten Gewirre
der Stämme die Richtung zu verlieren;
aber Gott hatte Erbarmen mit dem
verlassenen Kinde: durch die Wildniß
führte ein deutlich erlennbarer Steig
auf dem der Knabe voll froher Zuver
sicht, daß derselbe ihn in die Nähe von
Menschen führen werde, dahinschritt.
Allmählich legten sich die Schatten
des Abends auf die Winsel, und es
wurde so still im Walde, daß der rast
los dahinwandernde Knabe den
Schlag seines eigenen Herzens verneh
men wollte. Schon wollten ihn seine
Kräfte verlassen, da lichtete sich der
Wald. Die Stämme traten weiter
auseinander, bunter Blumenschmuct
zeigte stch an den Rändern der Bäche,
die hier in reicher Zahl ihren Ur
sprung haben und theils der Moldau,
theils der Wotan-a zufließen, und end
lich schimmerte das liebliche Grün von
Wiesen durch die dunkeln Stämme.
hugo schöpfte neuen Muth. Er schritt
wacker vorwärts, in wenigen Minuten
stand et auf einer lachenden case der
Lusenwildniß, vor der weltabgeschiede
nen« von den gewaltigen Armen des
Hochwaldes umschlungenen Försterei
Piirstling.
Willst du dir« lieber Leser, eine rich
tige Vorstellung von einer Einiide ma
chen, so wandere einmal in schöner
« rienzeit nach Pürftling inmitten der
Eisen-, Rachel- und Schwarzberg
Wildnisse. Deine Seele wird in glei
Asm meet-II do- Jnsssssd mss n-- ins
---- - » kl---,. ·--- ----
wunderung erfüllt werden Weit um
her im ganzen wilden Walde tein
Dörflein, tein Kirchenglöckleim leine
Siedelei, kein menschliches Wesen!
Wie ein in der Wüste verirrtej Kind
liegt das Piirstlinget Forsthaus in
diesem schier « grenzenlosen Wälder
meer, über das der iirst Schwarzen
berg gebietet· Iur tsam scheint es
zum Felsenhaupte der Lusen hinaus
zublickem vor dem es erzittert, wenn
die wilde Windsbraut von ihm herab
braust und die grauen Wolken sich wie
Riesenschlangen Iiber die Wälder
wälzen.
Wochenlang müssen zuweilen die
einsamen Bewohner hier im Zimmer
bleiben, wenn der Himmel unaufhör
lich seine Regenströme niederraufchen
läßt, daß sich der Waldgrund wie ein
Schwamm ansaugt und hunderte von
Gießbiichen durch se Wildniß brau
sen. m Winter aber wirbeln die
Schne locken ost Tag und Nacht,
Woche um Woche, Monat um Monat,
so daß sich der Schnee an manchen
Stellen haushoch aufthiirmt und die
dunkelgrünen Wipsel der Nadelbiiume
gar nicht mehr aus den tief herab
hängenden grauen Nebeln hervorsehen.
Jm Forsthause herrscht dann nicht sel
ten eine solche Dämmerung, daß selbst
bei Tage das Licht brennen muß. Zu
solcher Zeit da alles im Schnee ver
raben ist und nicht einmal die hunde
geraujzubringen si,nd kann ej vor
kommen, daß ein eben veestorbener
Hansgenolse im Schnee verscharret li
gen bleiben mirs, bis der warmehauch
d ei m
Witz-at- inu WILÆRUT
graben wert-zuui kann.
hat freilich auch
--i. WWWO sie
l
schön en und selten en Mldbkumen
und n das ernste an chen der Witt
der mischi ch hundert immiger hel
ler Vogel e an Mttunter leiht Cl
auch ein ouri sehen, der von Lu en
kommt, um nach dem Rachelhause und
von da ans den Rachel zu wandern;
da kommt der Förstet von dem ebenso
einsam gelegenen Rachelhause herüber,
oder der Gutsherr erscheint mit zahl
reichen Ja dgasten, um einisaseit
durch die gerrlichem Lgroßen "lder
zu virschen und dem nethahne nach
zustellen. Dann ist auch diese Wild
niß schön, und so entbehrungsreich
das Leben in ihr und so hart und
beschwerlich auch der Dienst des För
siers sein ma , so lieben die Bewoh
ner des Forst uses ihre Wildniß doch
und betrachten sie als ihre heimath.
Mit milden Schritten näherte sich
der Knabe fett dem hause, wo er um
Speise und Unteriunst bitten wollte.
Das herz schlug ihm bang bei seinem
Vorhaben. Ans Betteln war er srei
lich gewöhnt, aber das mächtige
Hirschgeweih über der Eingangsthiire
sagte- ihm, daß er vor einer Försterei
stehe, und davor hatte er gewaltigen
Respekt; war er doch schon manchmal
von den Försiern, zu denen ihn die
Alte wohlweislich immer allein schickte,
mit den Worten an esahren worden:
»Was, schämst du dich nicht, zu bet
teln, Junge? Du sollst in die Schule
gehen und etwas lernen, damit du dir
selbst einmal dein Brod verdienen
tannst!«
Doch ute mußte er an diesem
Forsthau e antiovsen, wenn er nicht
hlesloö zu Grunde gehen wollte. Vor
dem Hause dehnte sich ein großer
Garten mit einem Zaune aus jungen
Fichtenstiimmchen aus« in dem Rin
gelblumen, gefüllte Mohnrosen, Rese
oen uno purpurrothe Maßliedchen
blühten nnd sich weite Gemüsebeete
hinzogen. —- Ein großer zottigerhund
lag an der Kette und sprang wild
auf, als er den kleinen Fremden er
blickte, und zerrte mit so wüthendem
Gebell an seiner eisernen Kette, als
wollte er sie zerreißen.
Erschrocken blieb der Knabe stehen;
da knarrte die Hausthüre, und ein
achtjähriges, slachshaariges Mädchen
mit freundlichen Blauaugen wurde
auf der Schwelle sichtbar.
»Leg dich, Warda!" gebot die Kleine
dem Hunde, der sofort sein Gebell ein
stellte und leise knurrend sich nieder
duckte·
»Wer bist du und was willst du
hier?« fragte das Kind dann, zutrau
lich zu dem zaghaften Knaben tretend.
»Ich bin ein armer, verlassener
Knabe,« ftotterte Hugo. »Die Mutter
ist mir droben im Walde davongelau
sen. Schon seit zwei Tagen habe ich
nichts gegessen, mich hungert so seht,
und da möcht ich halt recht herzlich
bitten um ein Stücklein Brod und um
ein Plätzchen im Stalle, daß ich über
Nacht nicht im Walde schlafen muß.«
Des Mädchens Augen umslorten
sich. »Vat» und Mutter sind noch
nicht zurück von Außergefild, wohin sie
heute srüh mein kleines Brüderchen
aus den Gottesacker geführt haben.
Aber das macht nichts. Komm nur
herein, die alte Sabine ist auch gut.
Sie wird dir etwas Warmes sit-essen
geben, und im Stalle sollst du auch
nicht schlafen. Komm nur« tomm nur«
du armer Knabe!«
Damit ersaßte die Kleine seinehand
und sührte ihn hinein. Die alte Sa
bine, die treue Haueverwalterim die
mitihrer Herrin, der Frau Försterin,
deren Kindsfrau sie einst gewesen, aus
der Stadt in diese Wildniß gezogen
war, empfing den Knaben vollerTheil
nahme.
»O du armes Kind!« rief sie, die
Hände über dem Kopfe zusammen
schlagend, als sie sein Elend vernom
men; »du hättest müssen tu Grunde
gehen, wenn dich dein Schutzengel
nicht hierher geführt hätte! Setz’ dich
nur gleich auf die Bank und ruhe aus!
-ch will dir schnell etwas zu essen
sringen... Aber wie schmutzi du
aussiehstt Du hast dich wohl ieit e nein
Jahre nicht gewaschen? So dars dich
die Frau örsterin nicht erblicken! Da
iß schnell ies Stück Brod, ich will
unterdessen Wasser zurecht machen!«
»Wer ist denn der SchukePeL der
mich zu euch geführt haben so « trag
te der Knabe schüchtern, ais die alte
Sabine das Zimmer verlassen.
Das Mädchen schaute ihn verwun
dert an. »Was, du weißt nicht, dap
jedes gute Kind einen Schuhengel ha ,
der es bewacht und leitet, damit ihm
nichts Böses geschebe?«
Der Knabe schüttelte traurig den
Kopf.
« a, bat dir denn deine Mutter das
nicht erzählt Z«
»Mut« . «
»Auch nichts vom lieben herrgott?«
»Niemate!«
»Und basi du nie gebetet?«
»Was ist dass«
»Auch das weiht du nicht«-«
Wieder ichiittelie der Knabe den
Kopf.
»Und bist du auch in keine Schule
staunt-Mi«
»Nein!«
»Dann bist du ja ausgewachsen wie
ein Thieri«
»Wie ein Thieri« wiederholte der
Knabe ins bebender Stimme, und zwei
arohe Thriinen zitterten in seinen
Innern « s·
oinzwischen kam die alte Stil-me init
Seife, Las-ten und Linnen zuriich
»san«-« rief m Mädchen mit ge
kseheteu Mu, .et wett- uichts von
Gott, nicht« den Engeln nnd vom
NR M II is M Mk
Die Ilte arrte den Buben entl i
an. »Alle gu n Geisterl« rief fie, hiet
aber, fich definnend, rafch an und fa te,
»Das wird er nun alles lernen; friizer
wird er den Plirftling nicht verla en
dürfen, bis er beden, lefen und schrei
ben kann. Doch jeht lomm’ und laß
Dich wafchen!" ·
Bald fuhlte der arg vernachlässigie
Knabe die Wohlthat des frischen Waf
fers an feinem Körper; je mehr die alte
Sabine an thrn herumfeifte. defio wos
ler wurde ihm, und als sie zumSchlu e
fein berfilztes Aar mi: eine-n Kamme
forglilk in Or un brachte, da ver
klärte ich fein Gefi t zu einem won
nigen ächeln. Sabme hielt nun dem
Knaben einen Spie l vor die Augen;
der Meine konnte ich kaum erkennen,
fo nett fa er aus —- dii auf feine zer
luinpten leider
»Und wie hei t Du denn?« fragte
jeit Jlfe, des ·rfters Töchterlein.
»Boferfepp ieß rnan mich immer-«
«Und wie denn nochi Jeder hat doch
zwei Namen!«
»Ich heiße nur Bojerfeppl .. Jm
Wal da droben,« feste er leite hinzu,
»du hat mir freilich geträumt, daß ich
Hugo heiße.«
»Ach, erzähle doch Deinen Traum!«
batslfc
» ichtö dal« unterbrach sie Sahn-.
»Sepp ift hungrig und mufk zuerft
«essen; später, wenn die Eltern urüct
find, tann er erzählen Da hast Du
einen Teller Milchfuppe und ein Stück
Brot. Einen guten Eierfderz follfi Du
dann auch noch bekommen. Gott fegne
es Dir!«
Gierig machte sich der bungrige
Knabe über die auf eftellten Gerichte
und aß die Teller fo Zauber ab, daß sie
wie gewaschen ausfahm Als er fertig
Mflk fnb st- Inkius m« tin-m aus«-L
,», -- ---...- -..».»,
lich dankbaren Blick an, doch ohne zu
prechem
« ht sollst Du ein kurzei Dankge
bet agen,« meinte Sabine: aber der
Knabe hörte sie nicht mehr, die Augen
fielen ihm vor Müdigkeit zu. Sabine
machte ihrn eine Lagerstätte auf einer
Bank zurecht.
Während er schlummerte, wurde es
vor dein Farsthause lebendig. Ein Wa
en fuhr an und hielt. Salnne und ein
gerbeigekomrnener Forstgehilfe halfen
dem Försterpaare aus dein Wagen
Beide trugen Trauerkleider, kehrten sie
doch von dem Begräbnisse ihres einzi
Tn Knäbleins zurück. das ibnen der
s od enommen, nachdem sie sich seiner
sechs sahre hindurch gefreut hatten.
Schmerzgeheugt und vermeint ver
ließ die junge Frau den Wagens als sie
auf die Schwelle des hauses trat,
mußte sie sich auf den Arm des Gatten
stützen, um nicht umzusinkem denn seht
beim Eintritte in ihr heim, ans dem
ihr nie wieder das liebe Gesicht ihres
Knaben entgegenlachen, nie mehr seine
fröhliche Stimme entgegentönen sollte,
erwachte der Schmerz mit erneuter Ge
walt in ihrem treuen Mutterherzem
Da schlugen sich zwei weiche Verm
chen um ihren Hals. «Griiß Gott, mein
liebes Miitterchen!« klang es von den
Lippen ihres Töchterchens entge en.
.Gott grüße Dich, Jlfe,« s luchzte
die Mutter. Da fing auch das Töch
terchen zu weinen an, so daß selbst der
weiterharte Ihrster und der lebens
srohe Gehiilfe ihre Thränen kaum zu
rückhalten konnten. Endlich begab man
sich in die Wohnstube.
»Wer ist dass-« fragte der Förster
verwundert. als er den fremden Kna
ben auf der Bank schlafen sah.
Sabine berichtete das Erlebnis;.
«Seltsam,« fuhr der Förster fort,
»den eigenen Sohn habe ich heute zu
Grabe geführt und wie ich zurückkam
me, finde ich an dem verwaisten Blase
einen anderen Knaben! Soll das eine
Fügung des himmelo fein?'·
Auch die Frau Föriterin war zu dem
Knaben getreten und hatte mitleidig in
sein abgemagerteg Getichtchen gesehen.
Je länger sie aber den Knaben betrach
tete, desto farschender wurde ihr Blick.
«Fällt Dir nicht eine Aehnlichkeit auf?«
wandte sie sich plötzlich hastig an ihren
Mann
Dieser prüfte aufmerksam die Fuge
des Knaben, dann sagte er überra ch :
»Du meinst, daß er Deiner Schwefter
ähnlich sehe?«
»Tai« rief die Frau aufgeregt, .es
ist i r Gesicht, Zug für Zug, wie sie
noch jung war!... O Gott welche
Ahnung steigt in mir aqu Wenn’s
möglich wäre, ihr himmlischen Nächte,
wenn's möglich wäret«
n diesem Au endlict öffnete der
sch afende Knabe n Mund und flü
fterte träumend: «hugo!«
« ugoi Sein Name ift HusoF rief
die rau und riß den schlaftrunlenen
Knaben in ihre Arme. »Es larn nicht
anders iein, ei ist der verlorengegans
gene Sohn meiner Schwesterl«
Verwundert blickte der Knabe, der
allmählich den Schlaf überwand, von
einem zum andern.
»Erziihle uns, wer Du hiii nnd wie
Fu hierher lommst?« sagte der För
er.
»Und erinnerft Du Dich denn an gar
nichts me r aus Deiner ersten Kind
heit2« drängte die Förfterim als der
Knabe seinen Bericht beendet heite.
»Ja, sagte dieser nachdentend, »ich
sehe immer eine schön-e rau var mir,
die solche Augen hatte tote Sie, und ei
nen lieben herrn, der mich aus den
Knieen schautelte; ich sehe ein schönes
kaut mit einem großen Garten, ein
reitet Wasser und eine große, große
Stadi. Dann kann ich mich nur noch
auf den Namen Dugo besinnen, .der
mir seit meinem Traume immer in den
Ohren Man
Vor Freude weinend, toarf sich die
Zörfbrin ihrem Gatten an die Vru
c- isi Lein Zweifel mehr, er ist e !
Heu-, da sie unseren armen Knaben
I
raben mußten. hat uns Iott indes
ldnih den einzi Sohn meiner
Schwester sinden laMi O, wie wun
derbar nd seine Wege!«
Ver bester suchte die Ausgciegte zi
beruhi en. . glaube, daß Du re
hegt, a r ein rri um ist noch immer
m’ lich, nur die utter elbst iunn
entfcheidem sie wird si ni täuschen.
Benachrichtige Deine chtoester, da
mit sie mit ihrem Gatten sobald als
mo· lich hierher tomme.«
chon am nächsten To e ing ein
Bote von Piirstling nach u rgesild,
um dem hosrathe beim obersten Ge
richtshof in Wien, Art ur von Schnacl,
zu telegraphirem do er mit seiner
Gemahlin eilig nach Piirstling kom
men solle, weil man hoffe, ihm Nach
richt von seinem verschwundenen
Sohnchen geben zu können. -
i o i -
- Es war nur wenige Tage später.
hugo spielte, hübsch und sauber klei
det, mit Jlse in dem großen ohn
zimmO teg Forsthaicses, als pliidlich
M ist-sendet Eile ein Wagen vor dem
gerstbause ansuhr. dem ein vornehmer
rr und eine bleiche, zitternde Frau
entstiegen. Es war der hosrath mit
seiner Frau.
»Ihr habt Nachricht iiber mein
Kindi« ries diese dem sie begrüßenden
F··rsterxaar in siebethaster Ungeduld
u. «Ls lebt also? Es ist hier? O
sagt mir, wo ich meinen hugo finde!'·
Statt der Antwort öffnete die För
iersfrau die Thüre des Wohnzimt
mers und deutete stumm aus tie spie
lenden Kinder. Wie anaewurzcslt blieb
die hosräthin aus der Schwelle stehen
und starrte aus den Knaben, als wolle
sie ihn mit den Blicken verschlingen.
Dann stiirzte sie aus ihn zu und riß
rrgrvfo heftig in ihre Arme, das er auf
rie.
»Es ifr mein Kind!« rief fr-, »meirr
süßes Kind!«
S leich ließ fie ihn wieder aus ih
ren rmen und fuchte mit zitternderr
banden die Kleider von feiner Schul
ter zu ziehen. »Da feht herl« rief sie,
als es ihr gelungen war, und wies auf
drei kleine, rothe Male. »Wenn mein
Auge mir nicht faate, daß dieser Knabe
mein Sohn ift, so sagten es mir die
drei Male hier, die mein Knabe von
Geburt an auf der Schulter hatte. Er
ist mein Hugo, mein wiedergefundener
Sohn!«
Dann hob sie den Knaben empor
und legte ihn ihrem Gatten in die
Arme. »Gott hat uns unser Kind
wieder geschenkt, das wir sieben volle
Jahre als todt beweinteni an wollen
wir loben und preisen. solange wir
leben!«
Unbesrhreiblich war die Freude Aller
über das so wunderbar wiedergefun
dene Kind. Noch einmal mai-t- Hugo
alles erzählen. was er an der Seite des
bösen Weibes. von dem er geraubt
worden war, durchgemacht hatte. Bis
her hatten die Eltern angenom-nen, ihr
Kind sei in die Donau gefallen und er
trunten: nun aber hörte sie, daß es
entführt worden war, und sofort
lenkte sich ihr Verdacht auf eine einst
malige Köchin, eine bösarti Person,
die wegen eines Juwelendie ftahls auf
drei ahre eingesperrt worden war
nnd ich vermuthlich durch die Entfüh
rung des Kindes hatte rächen wollent
Einen vollen Monat blieb das altja
liche Elternpaar mit seinem wiedire
gefundenen Sohne in Prüftling. Am
ersten Sonntage aber fuhren alle nach
Museum-»He um Tini-»Ist in dsm Uf
alten Holzlirchlein Gott für die große
Gnade, die er ihnen erwiesen, zu dan
ten. Als dann die Zeit urn war, da
lehrte Hugo mit seinen Eltern nach
Wien zuriiel und wurde ein fleißiger
Schüler, bis er nach Jahren die ehren
volle Unisorrn eines Ossiziers trug.
Auch der Förster verließ bald den
Piirstling, da er aus« iirsprache seines
Schwagers vom Für ten zum Ober
sörster ernannt und aus die Herrschaft
Frauenburg bei But-weis verseht
wurde. «
Nur die Wildniß arn Piirstling ist
sich gleich geblieben; und wenn man
dem Rauschen und Sausen der uralten
Tannen und Fichten ausrnertsarn
laus t, dann hört man heraustlingem
Uner orschlich sind die Wege des herrn
und groß ist seine Macht und Gitte!
W
catWMt
Professor: »Meine Herren! Der Be
ruf eines Nordpolreisenden ist äußerst
gesahrvall. Während er aus der einen
Seite dem Erfrieren ausgesetzt ist. ist
er aus der anderen dem hungern-de
nahel«
Stils-mich
WMWIT -NM. Herr Echnaufei. mein
Zimmer gefällt Ihnen wohl Aufsicht«
kr: »Wieso?«
irrt-im Musik« weil Zä- noch seinen
Pfennig dafür ist«-zahlt haben-" ·
Verk: »Ihr Im Gegenst-nd Ich finde
das Zimmer einfach —- unbepahllmk