Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 10, 1904, Zweiter Theil, Image 14

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Goldene Blumen.
Eriminalroman von Champoi.
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(10. Jortsezu )
se länger sie spra , agifti- heiterer
ihre Stimme, nndw ührend Ger
In allerlei Entschuldigungen stam
Ieltgtzpchien Te nicht übel Lust zu ha
ben. gr«ndlirh auszulachen. Er
Idee beinertte nicht mehr davon, denn
er K P Germaine gegenüber.
reudi en Schreck über fein un
berniutheles richeinen hatte sie sich
unwillkürlich an einen der alten, von
einem Rosenstrauch umranlien Pseiler
Ielepih während im gleichen Augen
blick die in den alten Sanlengang her
einsluthende Sonne ihr blondes Kopf
ehen umstrahlte und eine zweite ihrem
nern entströmende Sonne aus ihren
lauen Augen, ans ihrem Lächeln und
von ihrer Stirne herab zu leuchten
chien. Vincent stand angesichts all
ieses Glanzes wie geblendet. War es
denn der Frühling, der ihm Gerinaine
fest erst in ihrer ganzen Anmuth zeig
te, oder war es Germaine, die ihm
den Frühling offenbarte? Wie hatte
er sich nur so lange dieses doppelten
wohlthuenden Anblicks berauben tön
nenli
Wenige Augenblicke nur dauerte der
Zauber. Schon war die gewohnte
uhe auf Germaine’s Züge zurückge
lehrtx Vincent aber ließ sich nun nicht
mehr täuschen. Tief in seinem Herzen
bewahrte er das strah ende Lächeln,
das ihn nach der langen Abwesenheit
be küßt hatte. Es war» das heiß er
se te Pfand, die Bestätigung seiners
lühendsten Hoffnungen, und glückse-;
i folgte er lachend, Plaudernd unds
s zend den beiden jungen Mädchens
durch den Kreuzgang
«Seben Sie nur, wie schön es jetzt
tft!« wiederholte Eftelle. »Und Tante
Lamelot, die sich da oben einschließt
und schläft . . . es ist eine Sünde! Wie
froh bin ich. endlich wieder meiner
Kranienstube entflohen zu sein!«
Diese Worte erinnerten Vincent an
den Grund oder vielmehr Vorwand
eines Vefuches, und voll Gewissens
·ffe betrachtete er prüfend feine tleine
reundin. Wiek onnte man behaup
, sie sei kranker-? Niemals hatte er
kee frischer, rostger und heiterer gese
t n, als an diefem schönen Frühlings
age.
»Sie se n aber durchaus nicht wie
eine Kr ke aus«, sagte Vincent be
Sie hatte ihn .h«im1ich beobachtet
nnd antwortete nun, vons einer Auf
richtigkeit überzeugt, in glücklichen-c
Tone: »Sie finden mich wirklich nicht
verändert seit der langen Zeit, die Sie
mich nicht gesehen haben? Und doch
spat ich trank, eigentlich zum erstenmal
recht krant... und besonders wurde
tch von allerlei dummen Einbildungen
derfolgt.«
Ueber ihr reizendes Gesicht buschte
ein Schatten, der sich sofort auch auf
Oerniaine's Züge übertrug.
»Ich kann es nun einmal nicht laf
fen.« fuhr Estelle fort, »stets muß ich
Herrn Hauptmann meine lleinens
Erlebnisse erzählen, gerade wie Tantej
Lancelpt Eine Folge unserer Miti
tcitderwandtschaft wahrscheinlich. denn
Sie miifsen wissen, daß ich einen
studer hatte, der jetzt auch Lffizier
säu. Währer ek sich auf die Intui
nng fiir die Kriegsfchule in Samt-Cur
vorbereitete, starb er . . an einem Lun
leiden. Sie erinnern mich an ihn.
denke übrigens auch ohnedies häu
sig an ihn, ganz besonders seit einiger i
Zeit» . und an noch viele andere!
Dingef ;
Eine lange Pause folgte, dann sagte!
trotz Getmaimss Bemühung, sie!
on abzuhalten: »Nein, nein, laß!
mich. Vielleicht werde ich diese ver-;
wünschten Gedanken, die mir keinen
Augenblick Ruhe lassen und mich bei
Tag und Nacht quälen, durch Aus
prechen los. Dieses fortgesetzte Ver
lgtwerden von all-einen Einhildun- ·
sen und Traumgesichtern ist doch ganz
unnatürliche das kommt sicherlich»
»Von einer überreiztenEinbildnngs
It ,debeeilte sich Vincent den Satz zu
pp
»O nein, durchaus nicht. Ob Sie
nun auslachen oder nicht, sagen
mich ei: es tommt daher, weil mich
junand dehext hat «
C lle wurde dunkelroth, als schäme
nun doch ihres Geständnisse5,
aber gewann ihre Entschlossen
tvieder die Oberhand:
»Ich behext hat man mich! Und ich
auch genau, wann und wo: aus
sea- Rollint Ball!«
- In leichtes Unbehagen erfaßte Vin
- riet, dein- däesåIltprte ri en ihm sein
J W« m h vie im intergarten
kks sedächtni zurück.
-, thatEtsusetu tesich der Ohnmacht,
Mlich besieli« suhr Estekle
war die erste Wirtun des
- users, nnd seither sind schon
ffstss schlimme Fotgen zu Tatze
ZU Ietßand et sie. Gieichwohl
Weit er anscheinend Meinst ha:tt
- bitte Sie, Sie werden doch
Ast-, sOITM. III-Unmitt
dass«
sovqswvtmss
Sie sollten der leite sein. der dariiber
fpottet... denn auch auf Sie ift ein
böser auber ausgeübt worden.«
»An michi"
«Jawohl, ich habe Sie beobachtet.
Ganz verändert waren Sie die beiden
le ten Monate. Sie waren verstimmt,
be angen, unruhig. Jhr Lachen klang
gezwungen; wie geistejabwefend gin
Sie umher, und etwai, das Sie
igigl nicht zu erklären und das Sie nicht
u überwinden vermochten, lähmte
hre Willenstrafi. Irgend ein frem
der Einflusz, dein Sie sich fügen muß
ten, der Sie widerstandklos einmal
» hierhin, dann wieder dorthin zog. hatte
Isich Jhrer bemächtigt und Jhre Ge
i fühle umgewandelt, sogar Jhre
u Freundschaft für uns beeinträchtigt.
! Nun denn. dies alles sind die deutlichen
Anzeichen eines bösen Zaubers, wenn
» auch nicht im abergläudischen Sinne.«
. Sprachlos hatte Vincent diese ziem
« lich zutrejfende Beschreibung feines
türzlichen Seelenzustaan mit ange
hört, und da er auch jetzt noch schwieg·
fuhr Eftelle triumphirend fort:
»Ha, nicht wahr, Sie wagen mir
nicht zu widersprechen! Die Besserung
in meinem Befinden aber, Jhre Rück
kehr zu uns, das Gefühl der Erleich
terung und Befreiung, das Sie fest
empfinden, das alles kommt daher,
daß der böse Zauber seit heute endlich
seine Macht iiber uns verloren hat.
Jch fühle es deutlich; Sie nicht auch?«
Doch, auch er fühlte et. Seit we
nigen Minuten, seitdem er hier neben
Germaine stand, waren die heim
nißdollen Fesseln gefallen, die ieier
IskaFOn QWZIII nnd EDITIOHIHUIIOH
verschwunden. Glühende Sehnfucht
ergriff ihn, den im Salon der Frau
Rollin begonnenen und nun mit neuer
Lebhastigteit aufgenommenen Traum
zur Wirtlichteit zu machen. Ob Ger
maine wohl etwas von dem ahnte, was
in seinem Innern vor sich ging?
»Nun hast Du aber lange genu die
feuchte Lust eingeathmet, E telle;
TanteLancelot wartet gewiß aus uns,«
sagte Germaine, einen Borwand zum
Rückzug anbahnen-, Allein die ge
wohnte Sicherheit sehtle ihr, auch sie
sühlte sich durchschaut.
»Nun denn, so will ich htniengehen
und Dir Taste Lancelot schicken,« ries
Cstelle mit verstellter Unterwürfigkeit
»Warte nur hier aus sie.'
Jede Entg nung abschneidend,eilte
sie davon, nr t ohne dem hauptmann
rasch einen ermuthigenden Blick zuge
worfen zu haben.
So wenigstens deutete er ihn. Und
warum auch sollte sie, die den Fremden
vor sechs Monaten an dieser selben
Stelle als giitige Fee des Hauses will
kommen geheißen hatte, ihm nicht heute
als Beschützerin seiner Liebe dienen?
Unwillliirlich sprach er von ihr, als
er sich in dieser entscheidnngsvollen
Stunde Germaine allein gegenübersah.
»Ich tann es Jhnen nur wieder
holen, Fräulein Germaine,« begann er,
eifrig bemüht, den auf den geliebten
Zügen zurückgebliebenen Schatten zu
verscheuchen, »daß ich Jhre Patientin
bedeutend besser sinde.«
»Wirilich?«
»Ja, ganz ausrichtig.«
Germaine’s Traurigkeit aber wollte
nicht weichen. »Gott gebe est« sagte
sie mit einem Seus er. »Wenn Sie
wüßten, was siir orgen und Vor
würfe ich1 mir seit jenem oerwiinschten
uuusii
«Verwünfchter Ball? Dieser Aus
druck ift doch wohl zu hart. Jch fand
ihn fo hübsch und Sie«, —- fast hatte
er gesagt: Und Sie waren fo reizend,
aber er unterdrückte es noch bei Zeiten
—- »Sie hatten so hübsche Anziige«,
vollendete er.
Ob Germaine feinen ersten Gedan
ken wohl errathen hattet Ob sie irn
Geiste den hübschen Herold wieder vor
sich fah und sich jener Quadrille erin
nerte?«
»Jch werde meinen Anzug nie mehr
tragen.« erklärte fre hastig, «und wahr
scheinlich auch nie mehr auf einen Ball
gehen.«
»Und weshalb diefer ernste Ent
fchlußi«
»Weil die große Welt nicht fiir mich
; taugt und ich nicht fiir fie.'
i »Dürfte ich fragen, warum Sie
Lnicht ehenfogut wie andere junge
Mädchen für die Welt geschaffen fein
follen?«
»Weil ich mich nicht in den gleichen
Verhältnissen befinde und mich nie
mals darin befunden hahe.«
Klar und deutlich fielen die Worte
von Germaine’l Lippen. Es war, als
wolle ste möglichst rafch zu Ende lern
men init dein, was fie ihm zu fagen
ite. (
»Ich habe eine fehr ernste Kindheit
gehabt, here Hauptmann, fuhr ,
aus der bisher til-er ihre eigene Per on
be teten Zurückhaltung heraustre
tend, et. «Jnfslge einer Krankheit
blieb meine arme Mania Plähmt
Niemals habe ich fie andert, als auf
ihrem Kuhesofa gesehen. Natürlich
war ich Es in ihrer Nähe, uin zu
nie-hol und später, uin zn
Wiss seist-toter einein
Als IW sie-im mus
to lich nicht schnell reich wird, de
okivrh wenn man ein echter Kiin ler
si und künstlerische Wha is
teit si u den anderen Schwierigl i
ten e e t. Und Talent hatte mein
gelie Vater, dazu das beste z
und einen klugen. hochfliegenden si.
Meine Mutter war gut und sanft und
sogar heiter troi all ihrer Leiden. Sie
können sich seine Vorstellung von dem
glücklichen Leben machen, das wir drei
zusammen siihrten, und es war durch
aus kein Verdienst meinerseits, wenn
ich nach nichts anderem Verlangen
wes-»F
it wehmüthigem Blick s ute
Germaine um sich, als haste ein
Wiederschein von diesem Glück auf
dem see umgebenden elterlichen Besitz
m.
»Aber auch Jhre Eltern waren im
Besih einer solchen Tochter glücklich zu
preisen,« murmelte er.
Sie schien seine Worte zu überhö
ren. hingenommen von ihren Erin
nerungen sprach sie in leisem Tone
weiter:
«Da plötzlich brach das Unglück
über uns herein. Schlag auf Schlag.
Auf einem Bauplay bei der Ueberwa
chung von Canalarbeiten hat sich mein
Vater ein böses Fieber geholt, dem er
innerhalb weniger Tage erlag, und
meine arme Mama, deren Leben nur
an einem Faden hing, nahm er mit
sich. So stand ich mit achtzehn Jah
ren allein und verlassen da. ätte
nicht mein Schmerz mich von der elt
setngehalten, wäre so schon meine ver
einsamte Lage Grund genug zu einem
zurückgezogenen Leben gewesen«
«Die Lage lann sich ja aber än
dern.«
.Nein, here auptmann.«
»Wie wollen Sie das wissen?« xuhr
er mit einem Versuch zu scherzen ort.
»Der ausschlaggebende Trumps im
Leben eines jungen Mädchens isi be
kanntlich ein Mann, und ehe diese
Karte nicht ausgespielt ist...«
»Sie wird niemals ausgespielt
werden«
Jliissen Sie das so aani aemiii?«L
ZJaFdeim ich habe dei- fxfiia Eist
Ichluß gefaßt, mich nicht zuverheira
n «
Dieses rasche Eingehen auf feine
Anspielung sah der wohlerzogenen,
uriickhaltenden Germaine so gar nicht
ahnlich. Vincent war aber nicht im
Stande, ftch Rechen chaft darüber zu
geben; denn ihre orte hatten ihrs
to tief getroffen. daß er nur mit Mühe
seine Ruhe zu bewahren vermochte.
»So unbedingt tann man einen sol
chen Entschluß doch wohl nicht fassen.
Jst man erst einmal »dem Rechten«
oder »der Rechten« auf seinem Le
benswege begegnet . . .«
»Steine Begegnung vermag meinen
Entschluß zu ändern.«
«So berwerfen Sie also die Ehe an
und fiir sichs«
»Nein, durchaus nicht, aber beson
dere Verhältnisse verhindern mich per
sönlich und werden mich auch in "u
tunft verhindern, an eine heirath ür
mich in denken«
Jhr Ton klang fest und bestimmt.
So wohlthuend Vincent aber sonst
von ihrer klaren, offenen Ausdrucks
weise, die keinen Zweifel über ihre Ab
sichten bestehen ließ, berührt wurde. so
entsetzlich litt er jetzt darunter; mehr
cls er es je fiir möglich gehalten hatte.
Nun erst, nachdem er seine Hoffnun
gen unbarmher ig zerstört sah, fühlte
er, wie tief sie schon in seinem Herzen
Wurzel geschlagen, sein ganzes Den
len und Sein ausgefüllt hatten.
Zufällig war Germaine an dem
gleichen Pfeiler stehen geblieben, wo
ran sie sich bei seinem Kommen gelehnt
hatte. Ueber ihrem Kopfe ragten die
das Cabitiil bildenden steinernen
Franen hervor, welche Vnicent höh-»
nisch anzusehen schienen, so baß er’
keinen Blick mehr sür die grünen
Ranken und Blüthenknospen hatte,
die ihr Bild so lieblich umrahmien
Auch der Himmel hatte sich umwöllt;
er war erblaßt wie Germaine’s vorhin
noch so strahlendes Gesicht. Auch sie
schien zu leiden, Vincent fühlte es,
und neuer Muth erfüllte ihn.
«Fräulein Germaine, ist es nicht
unbescheiden, wenn ich Sie frage, wel
ches die Ihrer Ansicht nach unüber
windlichen indernisse sinbi«
» ben ie ei denn nicht erra
then «
Als er schwieg, suhr sie lebhaft fort:
»Ja, es ist wahr, noch können Sie lei
nen nii enden Einblick in unsere
Verhaltni e haben. hören Sie mich
also weiter an, und Sie werden be
greifen. Der Tod meiner Eltern hat
mir nicht nur mein Glück genommen;
an die Arbeit meines Vaters allein
hatte sich auch unser Wohlstand ge
nüpst, sein sriiher Tod liess mich sast
mittelloö zurück. Nur dieses hans
und ein jährliches Einkommen von
zwölshundert Franken verblieb mir.
Meine Verwandten, wohlhabende
Leute, betlagten mein Schicksal und
sagten mir wiederholtsagten mir wie
derholt, was ich ihnen auch glaubte,
baß sich wohl nie ein selbstloser Mann
stnben wiirde, der mich heirathen
lönnte, und baß et am besten sei, ich
ziehe mich gänzlich von der Welt zu
rück. Zu allem Möglichen wollten sie
mich ben: zur Klostersrau, zu einer
Er ie rin in Brasilien oder u einer
Gesellschafterin in Rußlanin wei
mich aber. Mir schien es, als
nne man au ohne verheirathet zu
säh« selbststån ein niislichet Leben
' , o es n mag.
hing an meinem GM Yes-:
ik,amith-,uen -
was sie noch vor der setaanseuheit
U
ner Unabhängigkeit scheute ich vor tei
ner Irbeit und Cntbehruna zuritch
»Die Verwandten aber. empört, daß
ich ihre Rathschliise nicht befolgte
wandten sich von mir ab und über
lie mich meinem Schicksal. Da
na rn ich meine Zu sucht zu Frau
Laneelot, einer alten reundin meiner
Mutter und tinder en Wittwe, die
ebenso verlassen und taum vermögli
cher war alt ich. Sie zog in mein
us, und die Vereinigung unserer
iderseitigen Existenzen fchuf uns
nicht nur ein amilienleben, sondern
auch einen gewissen Wohlstand. Au
herdem · habe ich von meinem
Vater ein wenig Talent zum Malen
geerbt, und ei glückte mir. es zu ver
werthen. Aber wie der Mensch nun
einmal ist, bald genügte es mir nicht
mehr, im Frieden in sicherer Obhut
zu leben. Jch sehnte mich danach,
auch Jemand anders meine Sorgen
angedeihen zu lassen, und da gerade
führte der liebe Gott unsere kleine
Eftelle auf meinen Weg. Ohne Zwei
fel wird sie Ihnen ihre Lebensge
schichte schon erzählt haben, aber was
sie uns — zum Dank fiir das Wenige,
was wir für sie thun konnten —- ge
worden ist, das hat sie Jhnen nicht ge
sagt. Sie ist die Freude, die Sonne
unseres tleinen Haushattes, ihr ver
dante ich es, wieder Interesse am Le
ben gewonnen zu haben. hre zarte
Gesundheit, ihre Hülfsbe ürftigteit
machen Sie rnir erst recht lieb, und fo
ist sie mir Tochter und Schwester zu
lfqltejich geworden, und ich liebe sie so
e r...«
»Daß Sie sonst keine Liebe mehr zu
verschenken haben," vollendete Vincent
bitter.
«Germaine machte unwilltiirlich eine
adwehrende Bewegung, die sie zwar?
sofort unterdrückte, die aber Vincent
nicht entging und ihn mit neuer
Hoffnung erfüllte. i
«Fräulein Germaine«, sagte er,
»Jhre Hindernisse sind leicht zu befie
nktlhs Mit-erstr- Dnä Inst-« tin os-l
biirmlicher Mann, der Sie an der Cr- »
fullung Jbrer Lebensaufgabe hinderte,
Sie nicht vielmehr darin unterstügte,
und Jhre gute Tante sowie Jhre süße J
lleine Schwester nicht von herzen lied- ;
gewönne mit dem besten Willen, auch
ihr Leben glücklich zu gestalten. Wa
rum sollen Sie nicht auch fiir diese
beiden ebenso wie fiir sich selbst einen;
Befchiiger und Berather annehmenZI
Fragen Sie sie doch wenigstens...«’
»Da wert-e ich mich wohl hüten-i
rief Germaine, nun ebenfalls erregt.
.Jhre Liebe und Selbstlosigleit würde
ihr Urtheil beeinflussen. Nein, ich
haeb mein Leben nun einmal so ge
staltet, daß eine heirath nicht hinein
paßt, und lann es nicht mehr ändern.
Auch vom practischen Gesichtspunkte
aus«-. Ach, muß ich denn mit dem
Finger darausstoszenL Esielle ist ganz
auf mich angewiesen. Wir beide allein
haben zwar genug zu leben, hätte ich
aber einen Gatten, dessen Vermögen
rielleicht seinem Edelmuih nicht leich
liime, so tönnte sie ihm ine Las und
Sorge mehr, vielleicht s r ein Tit -
dernisz in seiner Laufbahn wer n.
Nein, ich möchte weder mein geliebtes
Schwesterchen, noch Gefahr laufen,
demjenigen zu schaden, dessen Glück
zu begründen ich übernommen hätte.
Aber auch damit sind meine Gründe
noch nicht erschöpft. Esielle bedarf
meiner ganzen Fürsorge. Wie wäre
dies in vollem Maße möglich, ohne
andere Verpflichtungen zu oerleheni
Meine Pflichten gen Estelle gehen
aber allen vor. reitoillig habe ich
fie bei mir aufgenommen. ihr meine
Liebe geschenkt und die ibrige ange
nommen zu einer Zeit, da die Zukunft
mir nichts anderes zu bieten schien.
Mich von ibr loszuoeiszenk wäre er
k-«-«---IL-I-- If-"--—Ik--—t-14 « - —
Ductusle usIUUIIIUIIIIIli II III( VII
Sachen stehen, ist es übrigens ja auch
ganz gut; worum also etwas daran
änderni«
»Ist das alles, was Sie einzuter
den hoben?«
Vincent war jehi der ruhigere von
den beiden. da ihm die hast« womit
Germaine die hindernisse zwischen ih
nen aushiiuste, als ein gutes Zeichen
erschien.
»Nein, es iit nicht alles.«
Mit gesenktem Kopfe begann sie
fieebrhast die Blättchen des Rosen
iioets abzureißen und fortzuschleus
der-n- Eine Pause trat ein« endlich
murmelte sie in größter Verwirrung:
»Ich glaube, ich habe Jhnen nun ge
nug gesagt.«
»Und doch giebt es einen Fall, den
Sie nicht vorausgesehen haben.«
»Was denn für einen?«
Sie hatte eine Bewegung gemacht,
als wollte sie sich entfernen, Vincent
aber vertrat ihr den Weg.
«Der ll, daß sie einen Mann
durch J re Zurückweisung tief un
liietlich machten, einen Mann, der zu
Shnen tiime und sagte: Jch liebe Sie,
folglich haben Sie auch gegen mich
eine Verpflichtung!«
»Ich würde ihn anslehen, mich nicht
zu lieben.«
Germaine war so blaß, dasz Vin
cent oui Furcht, sie vollends zu ver
scheuchen, den fcheezenden Ton von
torIZn wieder anschlag.
»O un, räulein Germaine, da wir
ja doch s on bei diesem Gegenstande
angelangt sind, fo wollen wie jehii
auch noch die unwahrscheinlichsten
Borsussegungen annehmen. Wenn ei
nun eines Tages ereignete, daß
S , geriihtt von der Ihnen en en
gebrachien Liebe, schlie lich selb da
von erg en wiirden «
M hu sein M daraus. Und
Ve
Mnheit wuchs; denn sie schien ihm
Wieder hielt sie inne. Jhre
Griinde nicht sagen u wollen,
nicht sagen zu tbnnem ie machte
einen Schritt, um sich zu entfernen,
kenn indes dadurch dem noch immer
vor ihr stehenden Vincent nur noch
na .
endlich faßte sie, ihre ganze
Willensirast zusammennehmend, den
Entschluß zu einer endgültigen Er
llärung:
»Wer mir auch immer aus meinem
Lebenswege bege nen würde, ich hätte
immer nur bie e ne Antwort stir ihn:
»Sie kommen zu spät, ich habe bereits
iiber mein Leben versitgt.« Sie selbst
sagten es vorhin, here hauptmanm
und Sie hatten recht: alles, was ich
an Liebe zu verschenken habe, ist be
reits vergeben«
Voll Besungenheit und mit einer
Anstrengung, als spreche sie eine Lüge
aus, stieß sie diese Worte hervor, und
ohne Vincent Zeit zu einer Antwort
zu lassen, eilte sie —- bie sonst so Mu
thige —- in hastiger Flucht an ihm
vorüber.
An Vincent wäre es jeßt gewesen·
ihr zu folgen, die heißen Worte der
Liebe auszusprechen, bie er bis dahin
mit so vieler Mühe aus seine Lippen
gebannt hatte. Der Grund, den sie
ihm verschwieg, den einzig stichhalti
gen wahrscheinlich, hätte er ihr ent
reißen miissen, um ihn mit der Macht
seiner Liebe zu besiegen.
Und dennoch that er es nicht. Ein
kalter Schauder dur bebte ihn. Die
sich her-niedersenken Abendtiihle hat
te sich aus seine Schultern gelegt, die
Worte erstorben ans seinen Lippen,
die Willenslrast erlahmte. Und ein
Augenblick des Zögerns — und schon
war Germaine verschwunden.
I I I
Einen trüben Blick wars Vincent
über den Hof, aus bem sich die Däm
rnerung niedergesenrr harte. Grau uno
dåister lag auch die Zulunft wieder vor
r m.
»Sie hat die Wahrheit gesagt,·'
murmelte er, .sie liebt mich nicht« sie
wird mich niemals lieben. Jch war
ein Narr, mich in falsche Hoffnungen
gewiegt zu haben-«
Langsam lehrte er in seine Woh
nung zurück, wo er, entgegen seiner
Gewohnheit, die Thüre hinter sich ab
schloß
Dur Bursche war noch nicht von
Dulaurier zurück elehrt; ungestört
lonnte Vincent al o über seine Ent
töuschung nachgritbeln.
Wie kam es nur, daß das Feuer
im Kamin des Wohnzimmers noch
brannte, und daß der große Lehnstuhl
davor stands
Gortsegung solgt.)
Die preusstsrhe canulvorlugr.
Gebaut wird er doch! Das geflü
gelte Wort, das zuerst der von der
preußischen Regierung planten Ka
nalanlage galt, die die ö lieben-Strom
Iebtete mit denen des Westens verbin
den soll, hat auch hier Geltung gesun
den, als das Unternehmen des Jsth
mustanals in Frage stand. Troß Co
lombier und Süd-Parificbahn-Jnter
essen galt die Losung. Nun ist es er
reicht und nun gilt das Wort wieder
für die deutschliindische Canalproiette.
die neuerdin s dem preußischen Abge
ordnetenhau e zugegangen sind »Was
serwirthfchaftliche Gesetzentwilrfe«
nennt man es brausen und aus poli
tischen Rücksichten at die Regierung
sie in zwei Gruppen getheilt, deren eine
die «herstellung aud den Ausbau von
Wasserstraßen« im Allgemeinen be
zeichnet der zweite zur Abwehr der
eberschwemmungsgesahren an der
s - Oh- ---h Eh--- c-.
------ - III-h-!
uns-sit- Ivs , Hub-so stut- VFZSL Us
ftinrrnt ist. Die eine Vorlage hat ei
nen mebr industriellen, die weite mehr
agrarischen Charakter. it beiden
wird die Regierung ermächtigt, insge
fammt 280 Millionen Mart zu ver
wenden, nämlich: 1. fiir die Herstel
lung eines Schiffahrtslanals vom
Rhein nach Hannoverx 2. für einen
Grofzschifffabrtsweg Berlin - Stettin;
s. firr Verbesserung der Wafserstrasze
zwifche Oder und Weigsel und 4. fiir
die Kanalisirung der der von der
Mündung der Glatzer Reiffe bis Bres
lau, sowie zu Versuchsbauten fiir die
Strecke von Breslau bis Fürstenberg
an der Oder. Diese Aufzählung zeigt
fofort den Unterschied der alten und
der neuen Vorlage: nur die westliche
Hälfte des Mittllandtanals soll gebaut
werden, auf die Verbindung des
Rheins rnit der Elbe wird durch den
Wegfall der Kanalstrecke bannt-ver
M deburg einftweilen verzichtet. Das
Projekt ist der Ausdruck des augen
blicklich politisch Erreichbaren; werden
einmal die ute geplanten Linien fer
tig geftellt ein« dann wird auch der
Zwang der wirtdfchaftlichen Ereignisse
den Wider and der-heute tanalfeindli
chen politi chen Parteien brechen.
Bon dern Rkinshannovwskanal
erwartet man, daß die dadurch dem
Rhein auf deutfchem Gebiete gegebene
Mündung die neu erbtübende Stadt
Emden zu einem Handelshafen erften
Rangei machen wird. Durch die Er
bauung einer Schiffahrtsftrafze von
Berlin nach hobenfaatben an derOder
foll die bedrobte Coneurrenzsöbigteit
Stettins gegenüber hamburg und Lit
beet gestärkt werden. hanibur ist
durch die Erbauung des Nordost eeta
nati, die Berbe erung der Elbe und
der märtischen afserstrafzen zu im
mer größerer Bedeutung auch in jenen
Landeit ilen langt, die nach ihrer
Lage au Stett n alt Seebafen ange
wiesen erscheinen, und Litbeck ist nach
W
der critsfnu des Elbe - Free-e · so
nals in der age, fast unter Mich
giinstigen Bedi ungen wie Rom rz
out den von die ern und Stet n inn
ttenen Märtten auszutreten. Um
ch von dern drohenden Niedergan
fu bewahren· t die r preußifche OF
rede-sen rnit nein uftoande von
Millionen seine Dasenanlagen der
dolltonnnt, und seine Kau mannfchaft
bat ein Viertel der zur erbesserung
der Fahrrinne des soffs derwendeten
Bau ummen übernommen. der
desserung der Wasserftrasße Iwis n
Oder und Weiclzxel handelt es ch
nicht um einen eudau, sondern unt
einen Umbau.
Die durch die Marthe, die Rese, den
Bromberger Kanal und die Brahe ge
bildete Verbindung zwischen Oder und
Weichsel soll umgebout werden. Durch
die Erbauung dieses Wassermeges
hofft nicht allein die Industrie, son
dern auch die LandwirtbschaftNutzem s
durch die Besserung des jetzt erschwer- «
ten Absaties landwirdschaftlicher Er
zeugnisse nach dem Westen, sondern
auch durch den verbilligten Bezug von
Chilisalpetek, Kunstdünger und fo wei
ter. Die Kanalisirung der Oder von
der Mündung der Glatzer Neisfe bis
Breslau soll größere Wassertiefe ge
schaffen werden, so daß der jeht durch
niedrigen Wasseritand öfters unter
brochene Vertehk ungestört vor sich ge
hen kann.
Die Verbesserungen in der unteren
Oder, der Hovel undSpree sind haupt
fiichlich zum Schutze gegen Hochroassev
fchiiden bestimmt. Hiermit ist nament
lich auf die Landwirthschaft Rücksicht
genommen. Um ganze Landstriche vor
der Gefahr der Versump ung und des
dauernden tvirthschaftli n Rückgan
ges zu sichern, betrachtet es der Staat
als ffeine Aufgabe, dort helfend einri
grei en, wo die großen Kosten über te
Kräfte der Anwohner und der betheis
ligten Gemeinde gehen. Einen Gedan
len weitblickenden · staatsmännische-I
OTTO-A U-k·-l.--- kä- (n--.l---- ä-h
Vssssss Ussfsvsss Its UUOIUHIIIU IUIUIII
sie aus die Vertheilung industrieller
Anlagen iiber ein möglichst großes Ge
biet abzielen. Die Ydustr e hat sich
vorzüglich an ·enen rten angesiedelt,
wo die Rohstoslfe sunden oder wohin
sie mit gerin en Kosten gebracht wer
den können; te hat sich in den Berg
wertsbezirlen zusammengedriingt und
dort eine besonders dichte Siedelung
von Menschen bewirkt. Die Erfah
rung der le ten zwanzig Jahre hat ge
zeigt, daß ich gewerbliche Betriebe mit
Vorliebe an Wasserstraszen anzusiedeln
beginnen. Grund hiezu ist nicht allein
die Frachtersparniß, sondern auch an
dere mit den Wasserstraszen verbundene
sBortbeilez es sind dies insbesondere
billiger Grundeerb und die Mög
i lichteit späterer Erweiterung ohne
übermäßige Kapitalssestlegung, billi
Arbeitskräfte aus der Umgebung. s· r
deren Unterbringung nicht gesorgt zu
» werden braucht oder fiir die billige und
gesunde Wohnungen mit etwas Gar
tenland leicht her stellt werden tön
nen, seßhafte Ar iter, die während
» Betriebspausen aus dem ihnen gehöri
gen Lande rder in benachbarten agra
tischen Betrieben Beschäftigung finden
und deshalb nicht zur Auswanderung
neigen, Ausnutzunåeron Wasserkäf
ten, ausreichendes triebäwasser und
leichte Entfernung der Abs-passen bal
Plige Eisbefchaisung Da aber die
; Erbauung von Wasserstra en zur De
« zentralistrung der Industrie beitra en
» kann, ergibt sich daraus, daß Wa er
»wege fast an jeder Stelle Gelegenheit
zur Anlage von Lösch- und Ladestellen
bieten, während der Anschlu an die
Eisenbahn in der Regel nur i einem
Bahnbofe möglich ist. Die Berufs
und Gewerbeftatistit für das Deutsche
Reich stellt fest, das; die Zahl der im
Bergbau, der Industrie. dem dandel
und dem Bett-ehre auf einen Quadrat
ritomeler tm sagte usw armer-nnqu
tigen in den an den Wasserstraßen ge
legenen Kreisen doppelt so groß war
als in den übrigen, und daß die Zu
nahme der.Erwerbztliötig-,n von 1882
bis 1895 in den an Wasserweaen ge
legenen Kreisen dreimal lo groß war
als in allen anderen. Die Wasser
straßen sind daher besonders geeignet,
die Industrie zu dezentralistren und
die in den Kohlenrevieren zusammen
gedriingte Industrie zu entlasten.
Ueberblielt man den ganzen Plan,
o wird man anerkennen müssen, da
ie preußische Regierung mit einem
Aufwande von 840 Millionen Mark
der Industrie, der Landwirtbichaft u.
dem Handel eine mächtige Förderung
Izu theil werden lassen will.
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» « Die bittersten Enttöulchungen erlebt
der vertrauensoolle und edle Menlch
darum, weil er das für ihn Selbstver
ständliche auch bei anderen voraus
i est.
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Seitdem der Krieg im Osten im
Gange, hat Rudyard Kipling feine
iMeinung darüber noch nicht von Fig
gegeben. Wahrscheinlich ist er i
noch nicht llar darüber, ob die Nu en
oder die Japaner die «Gothen und
Hunnen« ind. «
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Wenn man Glück haben tolle, findet
man es auf dem Holzxoegr.
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Die »Mir-argen Schate' sollen aus
der New Yorker Altienbörle ausgesta
ßen werden. Die «Liinnner« tin na
tiirlich nach toie vor willkommen.
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Wenn Ckina die Neutralität nicht
behaupten ann, wird das lolali«irte
Lriegstdeater wohl bald einen l nen
Indem im chinesischen Stil erhalten«