Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 03, 1904, Zweiter Theil, Image 13

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    i
zus- m·«8use-l«" M »ich-ask
,condons.
Nach den Mernotrien des englischen
Detettives Sherloa spinnt
Von M. E. Schade.
Das linke Themse - Ufer entlang,
stromabwärti von der großen Briirte
London, zieht sich eine Straße, die
eine der iibelberiichtigsten der Haupt
siadt ist« Man nennt sie Swandam
Lam. Die Ufer gehen auf den Fluß
hinaus· und unter den zahlreich ver
tretenenKneipen trifft man einige aus
schließlich für Opiumraucher refer
birte Stuben oder vielmehr höhlem zu
denen man auf einer schmalen, unter
das haus sithrenden Treppe herab
steigt.
Der Arzt Waisen hatte sich eines
Abends in einen dieser Schlupstvinlel
begeben, um den Versuch zu machen,
einen seiner Klienten der verhängniß
vollen Leidenschaft zu entreifzn Jn
der Dunkelheit des Saales unterschied
man nur undeutlich die Umrisse der
Raucher, die in allen möglichen Stel
lungen längs der Mauer saßen oder
lagen, schlafend, laut träumend, total
betrunken dort liegend oder noch den
Rauch ihrer Pfeife einziehend. Ganz
in der Nähe des Feuers saß ein alter,
magerer, hochgewachsener Mann mit
durchfurchtem Gesicht auf einem Sche
mel, den Kon in die Hand gestützt,
und den Blick auf den Herd richtend.
Es war der berühmte Detettiv Cher
loet holmes. Aber Niemand ahnte seine
Anwesenheit Als Watson nahe an
ihm vorbei ging, gab sich der Tetettiv
seinem Freunde zu erkennen und bat
hn mit leiser Stimme, ihn draußen zu
«ettvarten. Als er ihn eingeholt hatte,
hatte er seine Furchen verloren und
sein jugendlsiches Aussehen wieder an
genommen.
»Sie glauben vielleicht,« sagte er zu
Waisen, »daß in der Sammlung mei
ner Fehler sich auch der des -Opium
rauchenj findet! Sie täuschen sichs Jch
bin mit einer sehr interessanten Unter
suchung beschäftigt und hoffte eine Lä
sung zu finden in der Schaar jener
hohmrprnärnortbkn Ontto Hätte mir-b
der Bursche, der jenes Lokal hält, er
kannt, so würde ich meine Haut theuer
haben oertaufen müssen; ich habe schon
mit ihm zu thun gehabt, und er hat.
mir Rache geschworen. Jn diesem
Hause befindet sich eine Fallgrube, die
eigenthiimliche Geschichten erzählen
könnte. DieKmipe ist eine der schlimm
sten am Ufer der Themse, und ich be
fiirchte, daß mein Klient, Neville
Saint Clair, sie nur betreten hat, um
sie nicht mehr zu oerlassen.«
Ein eieganter Dogcart wartete an
der Ecke der Straße. Watson liesz sich
leicht überreden, ihn mit Sherlock hol
mes, der Frau SaintiClair Bericht er
statten wollte. zu besteigen. Diese be
wohnte außerhalb der Stadt eine rei
zende Ban »Die Erdern'«, und der
Deteltiv hatte auf einige Tage bei ihr
seine Wohnung aufgeschlagen. Auf
Um Wege dorthin unterrichtete er den
Dotter iiber den Stand der Angele
genheit.
Jrn Mai 1884 hatte sich ein Gentu
man, Namens Neville SaintsClair,
derkkehr reich zu sein schien, in dem
Do e Lee, drei Meilen von der haupt
fiadt, niedergelassen. Er hatte die Van
»Die Cederna erbaut und sich Bezieh
ungen in der Nachbarschaft geschaffen.
Jm Jahre 1887 heirathete er die Toch
ter eines Brauere, die ihm zwei rei
nde Kinder bescheerte. Er hatte tein
ftimmteoGeschäst, ioar aber bei meh
reren industriellen Unternehmungen
bethetligt, ging jeden Morgen in die
Stadt und tehrte mit dem 5 Uhr-Zug
nach hause zurück. LLJ bis 40 Jahre
att, ein ausgezeichneter Gatte, eni lie
bender Vater, war er in dem Bezirk
sehr beliebt. »Ich muß hinzufügen«,
sagte der Detettid, »daß, soviel ich
have fetiiieuen ionnen. er reine r»Es-anti
den tte und der Kredit bei feinen
Bankiers ziemlich hoch war. Am letzten
Montag ging er nach der City ein
wenig später als gewöhnlich, da er,
wie er sagte, zwei wichtige Geschäfte
odzuwtcleln habe; feinem tleinen Sohn
versprach er, einen Bautasten mitzu
bringen. Zufällig mußte Frau
SaintsClair sich am Nachmittag in die
Stadt begeben, um ein Gepäckstiick bei
der ollbehörde zu retlaniiken. Als sie
aiif m Rückwege durch Sivandam
Lone lam, hörte sie plötzlich einen
Schrei, der sie zittern machte; sie ertiob
den Kopf und bemerkte ihren Gatten
an einem k nster in der zweiten Etage
desselben anset, wo ich Sie heute
Abend etrossen habe. Das Fenster
stand of en, und sie fah deutlich fein
Gesicht, das ihr sehr verängstlicht
erschien; er agitirte mit den Händen
und verschwand plöhlich als ob er von
einer unwiderstehlichen Gewalt zurück
gerifsen würde. Sie hatte auch be
merkt, dasz er ohne Kravatte und Kra
en war. Ueberzeugt, daß ihm ein
nglitet zugestoßen sei, stürzte sie in
das haus und begegnete deni Kneipi
wirth der Opiuinhöhle, der sie heftig
zuriickstie ; in ihrer Angst lief sie zum
nächsten often und tani init einein
Rispettoe und zwei Agenten zurück.
an drang in das - immer ein« wo
wo Saint-Clatr gefe n worden war.
Er desnnd ch dort nicht; Niemand
war in d er Etage zu sehen, mit
Ausnahme eines schwöchlichen Bett
lert, von häßlichein Aussehen, der
Miit-at dort wohnte. Er versicherte,
ani ganzen Tag Niemand gewin
set stir« und der Knetpwirth beftas
tistr viele Aus age. Der Polt et- n
Lpettor glaub-e da Frau ka nts
istr sich getäuscht be, als diese
pib lich mit einem chret auf ein
Mi chen auf dem Tische wies, es öff
nete und mtt den Baustetnen angefüllt
fand, deren sich Kinder zum Spielen
bedienen. Es war das Spielzeug, das
von Satnt Clair seinem Söhnchen ver
sprochen war. Diese Entdeckung und
die Verwirrung des Bettlers bewogen
den Jnspektor zu einer Untersuchung
des Zimmers. Allem Anschein nach
war ein Verbrechen begangen worden.
An dem Fenster einer Stube, die auf
den Fluß hinaus ging, bemerkte man
Blutspuren, hinter einem Vorhang
fand man die Kleidungsstücke Saint
Clairs. Aber wo befand dieser sich?
Wer war der Mörder? Der Wirth kam
nicht in Betracht, höchstens als Kom
plizex er versicherte übrigens, nichts
von dem Thun und Treiben seines
Miethers, Hugh Boone, zu wissen.
Dieser war ein gewerbsmäßiger, in
derCity genau bekannter Bettler. Man
traf ihn jeden Tag, an der Ecke einer
Straße, auf dem Trottoir sißend, ein
Kästchen mit Streichhiilzern an der
Brust, erkenntlich an seinem gelben,
zerzausten Haar und einer tiefenNarbe,
die über das ganze Gesicht ging und in
der Oberlippe endigtr. Er war übri
acns ziemlich populär, da er stets hei
ter war, und mußte ein schönes Stück
Geld verdienen. Obwohl er hinkte
und mit Gebrechen behaftet erschien,
mußte er doch bedeutende Kräfte haben,
so daß es wohl der Urheber des Ver
brechens sein konnte. Man nahm ihn
fest und durch uchte ihn, ohne etwas
Kompromittire des zu finden. Blut
spuren an seinen Hemdgärmeln ver
srärlten aber den Verdacht. Er zeigte
zwar noch eine frische Wunde am Fin
ger, von der auch die Blutspuren am
Fenster herrühren sollten. Energisch
leugnete er, jemals Saint Clair ge
sehen zu haben, und behauptete, daß
Frau Saint Clair wohl geträumt
habe. Dennoch setzte man ihn hinter
Schloß und Riegel.«
Während dieser Auseinanderseßuw
gen hatte der Wagen die Van in Lee
erreicht, bald hielt e vor dem eleganten
Hause, wo Frau Saint Clair ih« mit
Ungeduld erwartete. Nachdem der De
teltiv der Frau die Wahrscheinlichkeit
eines Mai-des nochmals nakegelegt
hatte, zog sie ein kleines Billet hervor.
Auf einem Blatt aus einem Notizbuch
waren einige Zeilen mit Bleistift ge
lriyelh die Adresse war mit Tinte und
von einer anderen Hand geschrieben·
aber Frau Saint Clair versicherte, daß
das Billet von ihrem Manne herrühre.
Es enthielt folgende Zeilen: »Liebe
Trau, erschrecke nicht, es ist ein großer
. rrthum vorgekommen und ich brauche
Zeit, diesen zu berichtigen. Watte ge
duldig! Dein Neville!«
Das Geheimniß schien undurch
dringlich; aber diese Zeilen gaben
Sherlock Holtnes einen Fingerzeig. Er
ging in das fiir ihn sertiggestellte
Zimmer, veranlaßte den Doktor, ins
Bett zu gehen und feste sich selbst aus
einen Sessel; wie er in solchen Fällen
zu thun pflegte, wollte er den Rest der
Nacht hindurch tauchen und die Frage
nach allen Gesichtspunlten studiren.
Als Watson gegen 4 Uhr Morgens
erwachte, drang die Sonne bereits in
das Zimmer. Holmes saß noch auf
demselben Fleck, die Pfeife im Munde
und taum wegen des dichten Rauches
sichtbar. Strahlenden Blickes erhob er
sich und sagte zu dem Doktor: ,,Wollen
Sie mich zu einem Morgensvaziergang
begleiten? Jch glaube, daß ich den
Schlüssel zur Lösung dieser Geschichte
in der band habe."
«Wo ist eri« fragteWatfon lächelnd.
»Ja dern Badezimmer . .. »Ich
scherze nicht, wir werden bald sehen,
ob er paßt.«
Eine Stunde später lamen die bei
den Freunde an dem Gefängniß Bolv
Street an. Holmes verlangte nach dem
Direktor.
«Bradstreet,« sagte er zu ihm, »Sie
haben doch noch den Bettler Boone, der
-.- L-— (n--k-l-I—Z-h-- h-- f44--- III-«
- use »Ist- Ukeshqsg « »se- » s »s-- Jst
rille betheiligt sein soll in Hast?'«
»Gewiß, er ist da, dort in einer der
Zellen.«
,, st er ruhig?«
» . er macht gar leine Mühe, aber
er ist ein schmutziger Keri.«
Schmuhig2«
»Ja, alles, was ich bei ihm erreichen
konnte, ist, dasz er seine Hände nfascht
er hat ein so schmußiges Gesicht, wie
ein Kohlenträger, aber ich werde ihm
nächstens ein ordentliches Bad geben
lasse-M
«Kann ich ihn sehen?«
JAber gen-ißt Kommen Sie.«
Vor der Zeilenthiir angekommen.
öffnete der Direktor das Guciloch und
iah hinein: »Er schläft, Sie können
ihn sehen.«
Jn der e-1hat schlief der Gesangene
sehr friedlich
»Schön ift er nicht,'« bemerkte der
Direktor.
»Allerdings, er hat den Schwamm
sehr nöthig, und ich habe daran ge
dacht, daß dies der Fall sei, und des
halb habe ich alles Niithige mitgebracht.
Mit diesen Worten össnete er eine Ta
s und nahm einen großen Bade
s wainm heraus.
»Wenn Sie jetzt leise dieThiir öff
nen wollen, so ist die Geschichte in einer
Minute zu Ende. «
Der Direktor iisfnete die Thür der
Schläfer drehte sich aus die andere
Seite und schlief wieder ein.
holnees tauchte seinen Schwamm in
das Was-bliesen und strich mit ihm
zweimal energisch iiher das Gesicht des
Gesange-ren
Ed— —« » .- M
Gestatten Sie mir,« rtes er dann,
»F nen deren Mlle Sattel-Tinte
aus Lee in der Orasichast Mai vor
zustellen!«
, Welcher Theatereoup!«. Das Ge
sicht jenes Mannes bot einen sonder
baren Anblick dar. Auf der einen
Seite die schwarze Farbe der haut,
aus der anderm die furchtbare Narbe;
die rothe Perücke war herabgesallen
und auf dem Bette saß ein Gentleman
von gehildetem Aussehen, rnit schwat
zen Haaren, der sich die Augen rieb
und, noch halb im Schlafe, verwundert
umherhliclte. Dann wand er sich mit
der Miene eines verzweifelten Man
nes, der sich in sein Loos ergibt, an
den Direktor und sagte: »Nun, wenn
ich Herr Neville Saint-Clair bin, dann
ist auch lein Verbrechen begangen
worden!«
»Ein Verbrechen nicht, aber eine
sehr große Täuschung; Sie hätten bes
ser daran gethan, sich Jhrer Frau zu
entdecken!«
»Nicht wegen meiner Frau habe ich
mich geschämt,« seufzte der Gefangene,
»sondern wegen meiner Kinder. Gott
stehe mir bei! Jch wollte nicht, daß sie
sich ihres Vaters wegen schämen müß
ten. Was soll ich thun«i«
Sherlocl Holines setzte sich zu ihm
aus das Bett und machte ihm begreif
lich, daß man ihn freilassen würde,
wenn er den ganzen Hergang ohne jede
Verheimlichung erzählen würde; Nie
mand sollte etwas erfahren. Samt
Clair erzählte nun folgendes:
»Als Sohn eines Lehrers hatte er
eine gute Erziehung genossen· Nach Be
endigung seiner Studien war er gereist
und dann in eine Schauspielertruppe
gerathen, um hieraus Reporter zu wer
den. Eines Tages bat ihn der Direk
tor seiner Zeitung, eine Serie von Ar
tikeln über die Bettelei in London zu
schreiben. Er habe sich als Bettler ver
lleidet in einer der srequentirtesten
Straßen Londons postirt. Am ersten
Tage nahm er 26 Shilling, 4 Pence
ein. Jn zehn Tagen belies sich seine
Einnahme aus 2.) Psnnd Sterling.
Da ihm sein Metier als Reporter nur
2 in der Woche brachte, so trat die
Versiihrung an ihn heran und er erlag
ihr. Nachdem er seinen Artikel iiher
die Bettelei geschrieben hatte, nahm er
feine Nerlieidimn mit-her nn nnd nirm
«
auf seinen Posten an der Ecke einer
Straße. Da sein jährlicher Verdienst
7—800 Pfund betrug und seine per
sönlichen Ausgaben unbedeutend wa
ren, so hatte er in wenigen Jahren
soviel erspart, daß er sich eine Villa
bauen konnte. Er verheirathete sich
und beging den Fehler-, seinen trauri
gen Beruf fortzusetzen Seine Frau,
die ihn jeden Tag zur City gehen sah,
hatte teine Ahnung von seinem Trei
ben, und er hatte es niemals gewagt,
ihr davon zu erzählen. An dein Tag,
an dem sie ihn an dem Fenster in
Swandam Lane bemerlte. war er fo
eben in das Zimmer zurückgekehrt, das
ihm als Absteigequartier zum Wech
seln der Kleider diente. Als er sie den
Kon erheben sah, war er in der höch
sten Bestiirzung zurückgesprungen und
hatte schleunigst seine Verkleidung wie
der angelegt. Er war gerade im Be
griffe, seine nobeln Kleidungsstiicke
verschwinden zu lassen, als der Just-et
tor und seine Frau in das Zimmer
traten . . .
Der Rest ist betanntz der Gefäng
nifzdirettor versprach, über dieses
Abenteuer zu schweigen, unter der Be
dingung, dafz SaintClair nicht fort
fahren wiirde, sich Einnahmen auf
Kosten der öffentlichen Wohlthätigteit
Zu verschaffen. Neville Saint Clair
hat Wort gehalten.
—-—-.-.s—--—
Aue Oloesem
Vielsach herrscht die Meinung, daß
der herrliche Klang mancher alten
Glocken durch eine starke Beifügung
von Silber zu dem Glockenmetall er
zielt worden sei, und vielfach berichten
in der That alte Urtunden von Stif
tungen an Silber, das um Guß bei
der Herstellung der Glo en verwendet
trerden sollte. Bis jetzt hat sich jedoch
.nur in sebr seltenen Fällen in den
"Glocten Silber nachweisen lassen, und
jedenfalls steht so viel sest, dasi solches,
wenn es vorhanden ist, aus den Klana
selbst leinen nachweisbar-en Einfluß
ausübt. Um zu erforschen, welche Me
tallmischung besonders wohltlinaenden
Glocken zugrunde lieat, haben Pros. E.
Nivlting und Dr. Battegah, beide in
Bsphlhausen im Eliasz, zwei wegen
ihres schönen Klanges berühmte Kir
chengloclen aus dem Elsaß, die zu Zei
ten, als diese Gebietstheile noch deutsch
waren, von deutschen Glockengießern
gegossen worden waren, aus ihre che
mische Zusammensetzung untersucht.
lss waren dies die Glocken des Kirch-en
von Sulhmait und Zellenberq im El:
saß. Die erstere stammt aus dem Jahre
lsi7«, die letztere aus dem Jahre 1410.
Es zeigte sich. daß die Bronze, aus der
sie hergestellt sind, ziemlich zusammen
gesetzt ist. Sie besteht bei der Glocke von
Zellenberg aus 18,7 Theilen Zinn und
81 ,:2. Theilen Kupsm bei der von
Sultzmati aus 21,1 Theilen Kinn und
78«9 Theilen Kupfer. Das Vorhan:
densein irgend welcher anderer Me
talle, besonders Silber, konnte nicht
nachgewiesen werden.
---s—--. -.-—-s
Berleumdung ist ein Gift, das in
kleiner Dosis am stärksten wirlt.
s- ie «
Wehe einer Jugend, die keine Jdeale
. hat und laubt, die nicht das Bedürf
niß hat, sich zu ihnen zu erheben!
O II O
Wer den Muth hat, mit dem Schick
sal zu ringen« der ist ein aeborener
Kiinig unter den Menschen. -.»
Mr. Jonei’ Uhr.
Humoreske von F. Delrnh.
Vor Kurzem besuchte det alte Jo
sua Jonei aus Oklohama Chicago,
und da es sehr heiß war, wurde er
natürlich sehr durstig. Er liesz sich
bald hier, bald da ein Getränk geben.
»und so kam er denn zuletzt in eine
Schänke, wo eine Menge Menschen
; um eine Uhr versammelt war, die auf
Heinem viereckigen Tisch stand. Als
sJones seinen Schnaps getrunken hat
s te, erkundigte er sich nach dem Grunde
sihrer eifrigen Unterhaltung und er
sfuhn daß die Uhr verloost werden
. sollte.
» »Wollen Sie ein Loos haben?« frag
ste der Kellner. »Neun sind schon ver
kauft und jetzt fehlt noch eins. Es
kostet nur einen halben Dollar.«
) Der alte Jones kaufte sieh das Loos
und die Ziehung wurde sofort vorge
!nommen. Das Glück war ihm gün
sstig Er gewann die Uhr und reiste
züberglüctlich damit nach Hause.
l Er erzählte seiner Frau Jenny, wie
er zu der Uhr gekommen sei.
Es wurde spät, aber Mrs. Jones
- bestand darauf, daß die Uhr gleich in
ihrer guten Stube aufgehangt werden
; sollte. Es geschah auch und das Uhr
wert wurde ausgezogen.
Daraus gingen die beiden Alten
zur Ruhe
, Wie es dort gebräuchlich war, ver
»schlossen sie nur die Hausthür, wäh
jrend alle übrigen Thüren offen blie
sben Joneg und seine Frau konnten
salso fortwährend das Tittak der Uhr
) hören.
»Es ist so gemiithlich«, meinteJones
E entzückt.
I » a,« antwortete seine Frau, ,,es
klingt beinahe wie eine Spieldose.«
Das Ehepaar hatte noch keine fünf
Minuten im Bett gelegen, als es Je
mand im Hause ,,Kuckuck« rufen
hörte.
»Was zum Teufel ist daSZF fragte
der alte Jones.
»Ja, was in aller Welt kann das
seink« fragte seine Frau.
»Ich hörte ganz deutlich Jemand
»Auctuck« rufen.«
« »Ich hörte es auch!« sagte seine bes
Iere Dame.
Jones meinte, die Sache müsse un
tersucht werden. Er stand also auf
und durchsuchte das ganze Haus« aber
vergeblich.
»Man hört ja Nachts so manche
sonderbaren Töne,« schloß Jones, in
dem er den Kopf auf das Kissen legte,
um zu schlafen.
Bevor aber der Schlaf Macht über
seine erregten Sinne erlangt hatte,
hörte er wieder deutlchi ,,Kuckuck« ru
xen und zwar einmal über das an
ere. Es war Mitternacht.
,,Hiirst Du es, Jenny? Bist Du
banae?« fragte Jones, der selbst vor
A-a-ft zitterte
»Nein, ich bin gar nicht bange,'«
antwortete die alte Frau, aber ich
habe gehört, daß in der Zeit zwischrn
zwolf und ein Uhr Nachts Zauberer,
Hexen und Gespenster ihr Wesen trei
ben, und ich meine, es musz jetzt so gex
gen zwölf sein.« .
Das schlug dem Faß den Boden
aus. Jones steckte den Kopf unter das
Oberbett und kroch so weit unter, daß
seine Beine iiber die Bettlante hingen.
Jn diesem Augenblick kam die Katze
die Treppe herauf. Wie immer auf
der Suche nach einem Spielzeug, sah
sie Jenes Beine und fuhr darauf los.
» örder!" xchrie Jones, verzweifelt
dag Oberbett esthaltend.
Während der nächsten zehn Minuten
ivagten sie laum zu athrnen.
Zuletzt rief die Frau: »Jones!
Jones!«
» alt’s Maul!« brummte er.
» laubst Du, das Gespenster im
Hause umgehen?«
»Natürlich glaube ich es,« antwor
tete Jones. »Mich hat ja eins an die
Beine gefaßt.«
»Ist es wirklich tvahr?» fraate
Mes. Jones entsetzt.
»Ja, so wahr ich hier liege!«
Die alte Frau zoa das Oberbett
über den Kon und Jones that das
selbe.
Es war eine Zeit lang still. Mrs.
Jones wagte endlich den Kopf wieder
herauszustecken ,
»Jones, ich wollte, es wäre erst
Tag,« sagte sie.
»Das möchte ich auch.« antwortete
Jones, den Kon ebenfalls etwas her
aussteckend. »Ich freue mich aber
doch, daß Du alles ebenso gut gehört
hast wie ich, sonst hättest Du vielleicht
geglaubt, ich hätte geträumt.«
»Es war lein Traum, Joneez wir
haben ja beide nicht geschlafen.«
Sie lagen nun beide und lauschten
lind es war so still, daß sie das Ticten
der Uhr deutlicher denn zuvor hören
konnten.
,,.5tuckucl!« ertönte es wieder.
.,Hörft DU, da ist es wiedert« rief
die alte Frau. »Es ist ganz sicher,
daß da unten Jemand ist. Geh doch
einmal hinab und sieh »Hu-"
Jones stieg wieder aus dein Bette
und kroch auf allen Vieren auf dem
Fußboden herum, um das Licht zu
suchen, welches ihm vorher vom
Leuchter aefallen war.
Nun hatte die alte Frau ihr Zeug
iiber einen Stuhl in der Nähe der
Treppenthiir gehängt und als Jones,
nach dem Lichte suchend, an der Erde
herumtroch, berührte er zufällig ihre
Röcke, so daß ihm die ganze Geschichte
auf den Kopf fiel. Jetzt sprang er
rntt einer solchen Kraft und Geschwin
dtheit tn’s. Vett, daß er seine rau
auf der anderen Seite heraus .
»Mit-wert Diebe!« schrie Ue ent
ghte Mu. Jene-. Dann lief sie an’s
enster und rief aus vollem halfe:
»hilfe! Hilfe!«
« Zufälligertveise befand si der ein
sztge olizist des Ortes in er Nähe.
Er st rzte sofort in’s Haus.
»Was ist los?« fragte er.
»Sehen Sie nichts?« flüsterte die
Frau.
»Meine Nasenspitze!« antwortete der
Polizist, indem er seine Blendlaterne
öffnete.
»Entweder sind hier Diebe oder
Gespenster im Hause,« sagte Jones.
Sie nahmen nun gemeinschaftlich
eine gründliche Untersuchung des gan
zen Hauses vor und leuchteteji auch
unter das Bett.
»Sie müssen sich geirrt haben,«
sagte der Polizist. »Hier ist nichts und
ich tann meine Zeit nicht länger ver
trödeln.
Jn diesem Augenblick ertönte wie
der ein »Kucluck«. Der Polizist flog
in zwei Sprüngen die Treppe hinab
und Jones und seine Frau schlichen
ihm nach. Jetztw urde jeder Winkel
t:ntersucht, aber wieder ohne Resultat.
Jones und seine Frau gingen still
und sorgenvoll in ihre Schlaftammer
zurilcl und schliefen bald ein. l
Ein paar Minuten vor drei schlug
Jones die Augen auf und · als er
merkte, daß er geschlafen hatte, sprang
an der Uhr eine tleine Thür auf, ein
Vogel hüpfte heraus, sang dreimal
,,.Kuctuck« und spazirte dann wieder
in die Uhr zurück.
Jn grenzenlosem Erstaunen starrte
Jones die Uhr an, als er dag- erste
,,Kucluck« hörte. Bei dem zweiten
Rufe trat er mit angehaltenem Atheni
näher und bei dem dritten »Kucluck«
betrachtete er mit der größten Ver
wunderung die Uhr.
«Jenny! Jennyi Jch habe das
Gespenst gefunden.«
»Was ist es?« rief sie.
»Es ist ein Vogel, der in die Uhr
gerathen ist.«
Jones versuchte die kleine Thiir zu
öffnen, die den Vogel verbarg, aber es
gelang ihm nicht.
ssk i- ,
Ou- ucsuuqecu stu, legt Unsc, ori
Vogel herauszubetommem Während
ihrer sruchtlosen Bemühungen war die
Uhr aber halb vier geworden und nun
sprang der kleine morgensrische Sän
ger von selbst mit ausgebreiteten Flü
geln heraus-, um die halbe Stunde zu
verkünden Jones versuchte ihn zu
sangen, aber der Kuckuck war ihm zu
schnell.
»Das ist ein alter Schelcn,« meinte
Jones, »aber seine Scheulæit verliert
sich am Ende wenn er erst ein paar
Tage hier ist. «
»Schlage ihn todt, damit wir ihn
los sind,« sagte Mrs. Jones.
Herr Jones aber hatte ein mitlei
diges Herz. Später am Tage war er
eifrig damit beschäftigt, tleineNäpse
anzufertigen, aus denen der Kuckuck
fressen und trinken sollte.
--——-——
cchtvarse Schritt-.
Seit mehreren Jahren sind in der
Umgebung von Wolgast sechs Horste
von schwarzen Störchen bekannt. Vor
Kurzem sind die schwarzen Störche
CCiconia nigra) zurückgekehrt und ha
ben sich in ihrer alten Behausung wie
der eingerichtet. Beide Arten, der weiße
und der schwarze Storch, kommen im
Frühling stets zu gleicher Zeit dort an:
aber während der weiße Storch i ej
Gegend schon im August verläßt,bsei18t
der schwarze bis zum Oktober da.
—
i
Scherzsragr. E
Wo giebt es das meiste und billigste
Radium?
Antwort: In den Münchener Brau
häusern, da ruft alle Augenblicke je
wand: ,,Radi um a Fäusteer
l
In der Jnstrnttionsstundr. I
I
l
Leutnant: »Was thun Sie-, wenn
eine feindliche Bombe oor Ihnen nie T
derfällt und trepirt?« I
Rekrut: »Ich falle auch nieder und
trepire!« i
Ins-»H-« m ·
Von all’ den Modethorheiten, die U «
Londoner Schönen von ihren
nischen Basen übernommen baden, is ;
die le te wohl die lächerlichfte Sie Ie
steht rin, daß man Phstoätv
phien aus die Fingerniiael oniren
Vor einiger Zeit brachte die Scheins
lcrin Mabelle Gilman die Idee aus«
Dianianten in den Fingernägeln zu
tragen. Die Sache war jedoch ins
Grunde erfolglos; denn die Juwelen
fielen wenige Tag-e nach dern Einsehen
ans-, nnd die närrische Jdee starb eines
natürlichen Todes. Daran erregte eine
andere junge Schauspielerim Mis
Stella Beardsley, in New York ein
lsetriichtlirhes Aufsehen dadurch, da
sie Photographien ihrer Liebhaber au
ihren Fingernägeln trug. Die Idee
soll sogar nicht ganz neu, sondern schon
einmal in Paris ausgetaucht sein; ie
densalls hat Misz Beardsleh den
Ruhm, sie in Amerika eingeführt zu
haben. llelier das Verfahren berichtet
die junge Dame selbst: »Es geht anz
so zu wie bei anderen Photograp « .
Der Photograph verkleinerte die Bilds
der, die ich ihm gab, zur Größe eines
Nagel-s und machte danach Filnisx als
sie fertig waren, ließ er mich die Fin
ger in eine Silberlösnng tauchen, bis
sie empfindlich wurden, wie qewöhnli
ehst- siopirnapierz dann legte er die
Fiixng auf meine Nägel, nnd ließ mich
li-: siir einige Augenblicke in die Sonne
halten« und in kurzer Zeit wurden die
Bilder wie gewöhnlich entwidelL Lei
der verschwinden die Bilder nothge
drunkien niit dein Wachsen die-Z Nagelöz
in drei oder vier Monaten ist alles ver
fshnmnten Man kann aker auch schon
früher ein Bild niit einer Liisung ab
waschen, wenn man dessen überdrüssig
ist.« Jn London ist diese Schrnlte, wie
ein dortiger- Blatt berichtet, durch die
Tochter eines reichen Eisenl-ahnmag
naten eingeführt worden. Im vergan
aenen Sommer machte sie die
Bekanntschaft eines bekannten
englischen Sportsinannes, der
New York weg-en des Rennens um den
,,American Cup« besuchte. Nach eini
gen Wochen war die Bekanntschaft so
weit gediehen, daß die junge Dame aus
dem Nagel des dritten oder Ver
loisiunggfingers eine zierliche kleine
Photographie von ihm trug. Die Hoch
Icil fand zu Neujahr statt, inzwischen
lziatte aber ein Vorfall sich- neigend-der
Alb solch DUIIITU Uclcllchlcl lUUcch III
junge Dame sah sich gezwungen, ihren
Verlobten zu «entbaupten« So lange
wie möglich verschont-e sie den einen
Nagel mit der Scheere-; als er aber
bald die anmuthige Kurve annahm,
krelckke die Damen des chinesischen Ho
fes als ein Zeichen sorgfältiger Pflege
betrachten, entschloß sie sich. ihn ver
kürzen zu lassen. Bei dieser Operation
verlor der Bräutigam seinen Kopf.
Nach 14 Tagen lehrte das junge Paar
nali London zurück, und sofort eilte
die junge eFrau zu eine meotogtas X
oben, der ihr das Bild erne:1erte. Dai«
schöne Beispiel fand aber natürlich bele
Nachahmer.
----—
In der Frendr.
,,Vcrlanaen- Sie das Eintrittsaeld.
fiir dass aufgehobene Wohlthätigkeits
Concert zurück, Herr Müllers-«
»Gott bewahre —- zuzahlen inöcht’
ich noch ’was!«
-ms—e
Schrecklich.
Tante tMiirchen erzählend): »Die
ge c:iönic-;Stochter hatte im Keller
n Schatz re rat-alt n— —
Ella (erschreckt): »LeLen«c"-ia?« .
Baucfnlogib
Amth:.1: »Warum thun Sie den
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