Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 03, 1904, Zweiter Theil, Image 11

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Ofme somit-met m ·
M sum-set «
I No. 105.
· Well, ich hen
jeyt endlich
« von den Phi
lipp was mein
« Hosband is,
; Nachricht ge
- kriegt. Denke
L Se nur emak
» an, der Feger
' ’ « is in Roschjiek
M wunner nur was er dort zu suche
t un ennihau hot er gar kein Biß
neß gehabt von hier fort zu gehn Jch
Fäi immer gedenkt, er wiir mit die
pps, awtoer mehbie er is jetzt en
rissener. bitahs Truhel hot er jal
doch immer. O mei, o mei, am End;
g er mehbie gar doht geichosse worde! l
tvtver no, dann hätt er mich doch nit
ut en Schreitvebrief mehr schreiwe
önnr. Die Wedesweilern, wo ich en
Tahk an das Subscheckt gehabt hen,
die is auch von meine Qppinjienx se
dot gesagt, ie hätt noch nie gehört,
daß en dohter Mann noch Briefe
fchreitve könnt. Es könnt mehbie so
en neue anentschen sein, atower enni
weh hätt sie noch nicks von gehbrt.
Well, ich hen ebenkt, wann die We
destveiiern no ) nicks von gehört hoi,
dann kanns nit zu arig viel emnunte,
ika s die duht doch einiqu ausfinnez
ie rau is zu inkioissitief, un dicht i
ifke Not in alles stecke Werk, sen ig!
f Kohrs nit von mei Vißnes un ichi
tvill ja auch nicks driioioer sage, aiower »
es is nit recht. Der Wedcgweiter is’
auch herbei komme un hot sich gefreut
ioise er gehört bot, daß ich Nuhs von
den Philipp .hen kriegt. Er hot ge
t: «Lizzie, jetzt nimmst du emol
cht e Kiinmelche, das ig gut for
b ne Nöhrfs un dann liifzt du mich
entol den Brief lese-, ich wunner doch.
was er zu sage hot. Jch den dann e
Kimmelche gehabt un dann den ich
ihn den Brief new-tot Er hot sei
Specks weipt un hot dann gelese:
Meine lewe Lizzie, mei alies Schnucks
elchr —- well. hoi der Wedesweiler ge- »
agi, ich solli denke, er hätt annere(
nie, als wie so en Dräsch zu
chreiwez mer sollt denke, er wär erscht
Woche zurück geheirath wordeJ
meint-, den ich gesagt. ich heni
dich nit sor deine Oppinjien gefragt;
un ich denke, der P il kann mich rufe!
tote er will. Nach ie Jntrrrupschen
t er weiter gelese. »Der Wedeswei
er is e großes Kommst —- well, dasi
dicht awwer doch einiges biete! — »Er’
denkt, er wiir s mart un dabei weißi
er gar nickt der ntt, wann er hinnig
seine Bade ehn duht un duht Drints
Cusdische, dann wiir er den ganze
nan Der Kanne soll nur emol hier
ornme, dann kann er e Din od
iwei aussinnr. Jch hen hier iichon
gskgh was in mich is un ich duhn
a nit wunnerr, wann ich als en
schennerell widder heim komme. Jn
gzi Je t schon snowe Orden, das meini
d s, wo ich all don den Kaiser
lri t ben. Das erschie is der Rat-s
tut eli-Orden, den hen ich iriegi, weil
ich siwwe Dausend Jäpps in lesz denn
e haltve Stund geiillt heu; der zweite
is der Wuttiie-Orden, for warum
ch den kriegt den« das weiß ich nii
mehr, dann hen ich noch die ledderne
Verdienstmedalch un das eiserneHaus
Ireuz un dann noch so e paar kleine
Dinger, wo ich nii so viel drum gew
we. Awwer ich hen auch sor schaffe
müsse —- juhbeit2 Mir hen auch en
Barber in unsere Kompenie, aiower
der hot mit sein Nehser Drommsiicts
Kahrpene müsse un kann es sor den
iesen nit mehr sor den ihm von der
giaduhr dorgezeichnete Porpes juhse;
as is auch der Riesen, daß ich jetzi(
chon sor Woche sein Schehf mehr ge
bt den un mei ganzes Fehs is voli
n Wißtersch Ich fm ichuhr, du
stehst mich gar nit mehr tielanneisr.
Du wets st jetzt wille wolle, wann ich
widdet he m tokmne; das lann ich dich
genau sage, das weiß ich mei
Lalest noch nii. Wann ich noch enwl e
schehnl ltiege, dann könnt ich vss
Aphis die ganze jäppenies Ahrmie
susweipe, awwet unsere Afsisetsch sin
ja so verdollt ischelluö, daßje mich
se teine Tschehns gewwe, wann se ’s
Leise lönne. Awwee ich gewwe nictg
drum. duhn wiiche, ich hätt e
wenig von en Wedessyeilet sein stehle
sie-e, das is ennihai noch besser, wie
We kein-. Wie duhst du's gleiche,
tssus Schennetel zu seini Tend da
cht-aß e Piitkegtäs in das Pehpet
me duht. bilahs ich will, daß sich
die Schlthpsdls in unser Nest grien
un blau ärgere duhn un in die erschte
Lein der Wedeiweilet.« Dann is der
Schlu komme, wo ee noch mit e ganze
Latt chwietnesz gesinniicht hot un
das bot der Wedesweiiee nit eieie,
biiahö et hot gesagt, das deht i n sick
mache. Nach e kleine Weil hat der
Wedestveilet esagt: »Seh, Lizzie,
host du eine Hidi wie die Turm-et
chuhe in den Pakt von die Welt is?
ch den at nit gen-ißt, was et do mit
age wollt; nwwet ich hen so en Eidie
gehabt, als ob er mehbie intende dehi,
selbst empi hinzugehn »Wedesweilet,«
hn ich gesagt, ich weiß nit, warum
duhst du tagei O, mil, wenns
schrecklich iß dort wär, dann wär die
Such ieiig zu ecksplehne, answer das
kann mich in meine Oppinjien nit
tschehnsche: der Philipp is verrückt, so
was met uss gui deutsch trehsig tuse
ruhi. Wie tann en Fellet mit so
krumme Bein iwwethaupi nur an die
Iassibilithoe dense, daI erW
wern könnt; uss-e hohes deht er X
Msbbiea gut ftiie, awwer zu gl
generrd Csrd nOdu guckt er doch zu sonnie.
ieseids das hot er fa one gar keine
Korretsch, un so e Rindoie will dich?
kahle un will llehme, daß er siwwes
ausend Jiippt geiillt hotl Nosser, das
muß et eim verzöle wo sei ne hose
mii die Montieren ch an ziehe duht. «
Zwische hne un mich, hot die Storie
von den hil Ha auch zu mich e wenig
fischie geguck Awwer dieselbe it
hen ich doch nii gegliche, dasz der
dedweiler so miehn getahlt hoi un wie
er mich widder gefragt hoi, noch e
Mmmelche u nemme, do hen ich situ
pliell reffjuth ich hen ihn doch zeige
woll e, daß ich nii alles stende. Die
Wedesweilern hot genohiiszt, daß er
mei Fiehling gehört hot un se hoi ge
sagt: »Lizzie, du mußt nit so diinns
häutig sein, der Wedesweiler meint
das nii eso, nemm enniweh e Lim
melche. Well, do hen ich gesagt, wenn
du I denn gar nii annerschi duhn
willst dann geb mich noch ein Jch
hen dann noch eins gepackt, awwer den
Wedesweiler hen ich en Blick hin e
schmisse, der war fier5. Jch denle all
is e gute Lessen sor ihn gewese un das i
nächste mol duht er mich nii so in- :
solte.
Mit beste Riegards
Yourö
Lizzie hanfsiengeb
s—--·----———
Oemiisebaueude Ameisen.
Jm Riesenreich der Insekten bilden
die Ameisen wohl einen Brennpunlt
siir das menschliche Interesse, denn so
viele seltsame Erscheinungen, deren
Entstehung zuweilen ivirtlich zur An
nahme einer fast menschlichen Intelli
genz führen könnte, finden sich wohl
bei ieiner anderen Gruppe der Reif
tlpiere. Dem, der noch zu Füßen Du
bois NeumonW sitzen durfte, llingi da
bei wohl daI gekvichtige Wort des be- J
rühmien Gelehrten nach: »Mit welcher
Ehrfurcht sieht der Naturforscher vor
dem winzigen Eizveißlliimpchen eines
Ameisengehirns!« Die Ameksen halten
Zelgvkp,«ngszihiere, sie treiben «a.u·ch ;
uanowircoscyarr unv, wag oieuenyi
weniger bekannt sein dürfte, auch Ge
miisebau. Das Ameisengemiise hat al
lerdings wenig Aehnlichkeit mit den
Pslanzen, die wir zu dieser Art von
Genußmitteln rechnen, sondern besteht
aus Pilzen von der Gruppe der Cham
pignons.
Gewisse Ameisenarten in Texas von
der Gattung Atta legen sich ganze
Gärten an, die aus Anhäufungen von
weißen Pilzsäden bestehen. Diese bil
den an ren Enden eigenihiimliche
Körper, de man mit Bkumenkohls
töpfen verglichen hat« Die Ameisen
müssen den Anbau dieser Pilze beson
ders gut verstehen, denn unter ihrer
jFiirsorge gedeiht das tleine Blumen- »
Itohlbeet vortrefflich, während die Pil
ize,, wenn der Mensch sie filchten will,
nur sehr langsam wach en. Es ist
wohl anzunehmen, daß die Bildung
der blumenlohlartigen Ansehwellungen
der Pilzsäden an gewisse örtliche Be
dingungen gelniipst ist« aus die seitens
der Ameisen bewußt oder unbewußt
Einfluß geübt wird. Es ist gar nicht -
so einfach, hinter das Räthsel dieses «
Gemiisebaus zu kommen. Wenn nxan
nämlich die Pilze aus einem Nährboden
von grünen Bohnen ausziehen will, so
gedeihen sie an manchen Stellen aus
gezeichnet und entwickeln jene Blumen
töpse in großer Zahl, während sie an
anderen Stellen verkümmern, woran
das liegt, weiß man bisher nicht, aber
die Ameisen müssen es wohl wissen»
denn sie haben solche Fehlschläge in
sihren Gemiisebeeten nie zu verzeichnen
Noch ein recht merlwiirdiger Um
stand verdient mit Bezug aus diese
Isonderbaren Erscheinungen hervorge
hoben zu werden. Die Ameisen einer
bestimmten Art — es giebt nämlich
»denn mehrere· unter diesen LGenijisei
’·qattttektt —- Itessen nur von oen apu
zen, die sie selbst gebaut haben. Legt
man ihnen künstlich gezogene und an
scheinend tadellos gerathene Pilze vorl !
so werden diese verschmäht, und eben- -
sowenig bequemen sich die Ameisen ei
Hnes Restes dazu, von dem Pilzblumeni
:lobl zu essen, der in anderen Nestern
,
gewachsen ist« selbst wenn dessen Be
wohner von derselbenArt sind. Daraus
wäre zu schließen, das; die Jnstinlie
i
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der Ameisen, wie sreilich auch aus un- :
zähligen anderen Gründen angenom- -
men werden muß, von außerordentlich
seiner nnd empsindlicher Art sind, in
mancher hinsicht sicher noch viel schär
ser ali die Sinneswahrnehmungen der ,
Menschen.
Gelehrten · serfeeeeethett.
Pettentoser, der Begründer deri
wissenschastlichen hygiene, war, wie
viele Gelehrte,«mit der Schwäche der «
I
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«
Zerstreutheit behastet. Es war derz
ständige Spott seiner Familie, dass
Vettenloser stets ohne Regenschirm ;
heimkehrte. Darum war er besonders ;
stolz, als er einmal von einer Reise
nach England seinen Regenschirm
glücklich wieder aus den Coniinent zu
rückgebracht hatte. Triumphirend te
legraphirte er von Au sburg nach
hause: »Ich und mein egenschirm
kommen tun die und die Stunde heim«.
Als ee aber seine Wohnung betrat nnd
das glücklich gereiiete Geräth den Sei
nigen voll Genugthuung vorwetsen
wollte, bemerkte er mit Schrecken, daß
seine band leer war. Er hatte den
Regenschirm 1m —- Telearaphenamt zu
Aug-barg stehen lauert.
lFriedas Franz.««
bumorisiischeäthiow von Philipp
Die junge Frau Assessor ärgerte sich
beständig darüber, daß ihre Zofe, die
Ehwarziiugige rieda, sie in einem
untte tminer log. Sie hatte dein
Mädchen die Erlaubnist gegeben, daß
ihr Franz sie des Sonntags regl
inäßig zum Spazierengehen abholen
durfte, jeder weitere und längere
Bräutigamsbesuch sollte aber —- so
lautete die Bestimmung der jungen
Frau —- ausgeschlossen sein.
Sie selber und ihr junges Ehegliick
hatten Frieda bewogen, endlich zwi
schen den beiden um sie werdenden Ka
valleristen Franz und Friß sich für den
ersteren zu entscheiden, nachdem Franz
ihr bei einem Spaziergange den väter
lichen Hof mit seinem Wohlstand ge
schildert und sie gefragt hatte, ob sie
seine Frau werden wolle. Frieda hatte
also »ja« gesagt. Sie wollte auch je
manden haben, der sie hätschelte und
verwöhnte, der sie aus änden trug
und ihr alle Wünsche erfüllte —- wie
es bei ihrer jungen gnädigen Frau der
Fall war.
Die erste, die von der Entscheidung
hören mußte, war natürlich ihre junge
Herrin. Und infolgedessen hatte diese
grieda die Erlaubniß gegeben, sich
«onntags von ihrem Franz abholen
zu lassen.
Der Herr Assessor hatte bedenllich
das Haupt geschiittelt und gesagt:
»Ich fürchte, Hansi, es wird bei die
sem einen Besuch nicht bleiben und
dann ist der Aerger da.«
Doch sie widersprach: ,,·’fkieda ist
wirklich bescheiden und sie weiß auch
ivaö sich schickt. Und dann —- man
muß doch Mitleid mit einem Liebes
paar haben! Sieh mal, Schatz, wenn
Franz sie nicht abholen darf und sie
den ganzen Nachmittag im Freien
sind, dann könnte er ihr doch nicht
einen einzigen Kuß geben!«
VIII-e- IZD Eies-fu«- Asnsbsns sey-Anb
wo- s esss -v--v--s -----
. .«. » - -
niß brachte wirklich keinen Segen.
Wenn Frau hansi von einem Aus
gange nach Haufe tam, glaubte sie oft
im Korridor einen an Stallduft erin
nernden Hauch zu verspüren; und
wenn sie des Abends einmal unerwar
tet die Küche betrat, so tlappte jedes
mal die Treppenthür, wie wenn sich
gerade jemand entfernte.
»Ist jemand hier gewesen?« fragte
sie dann. Und Frieda antwortete mit
Mit unfchuldigften Gesicht von der
l .
»Nein, lein Menfch.«
Die Frau Assessor fah aber doch zu
weilen vom Fenster aus einen tommen
und gehen, der verleugnet wurde, und
sie begann sich zu ärgern.
»Es ift furchtbar niederdrückend,«
fagte sie zu ihrem Gatten, »daß das
Mädchen fo wenig Respekt vor mir
hat, um mich fortwährend belügen zu
können. Jch habe zwar keine Beweise,
aber wenn ich sie der Lüge überführen
tönnte, dann wäre mir die Ehrerbie
tung, die mir als Frau zukommt,
sicher.«
An einem Sonnabend kam das
junge Paar erft gegen Mitternacht
nach Haufe. Dicht neben der Ein:
gangsthiir zu ihrer Wohnung erblickte
Frau Hansi einen Gegenstand, der
ihrer Sorge neue Nahrung verlieh.
»Männe, sieh malt Das nehme ich
mit!« rief sie und faßte mit spitzen
Fingern — sie weit von sich haltend,
als berühre sie etwasllnreines — einen
in einer Papierfpihe fteckenden Cigar
renftumcnel, der auf dem Fetifterbrett
lag.
»Um Gottes willen! Wozu denn Z«
fragte ihr Gatte, deralg Nichtraucher
teine Sympathie für fremde Cigarrcni
ftummel empfand.
»Damit werde ich Frieda fangen!
Jetzt habe ich ein Mittel, sie ihrer Lüge
zu überführent«
» »Ich-lasse das doch lieber,« meinte
U» Uuucp
Aber die junge Frau hörte nicht anf
ihn, sondern legte den Cigarrenftum
mel auf den Herd in der Küche und
stellte den Ton davor, damit er nicht
glei zusehen set.
« as willst du Frieda denn sagen?"
fragte der Affeffor. »Hüte dich nur,
daß deine Strafpredigt sich nicht gegen
dich felbft lehrt.«
«Pedanti« fchmollte rau Hanti
»Die kleine Nothliige, d e ich sagen
werde, hat doch den Zweck. einen Men
schen zu bessern.«
Am andern Morgen stand die junge
Frau friiher als fonst auf und flü
terte ihrem Gatten zu:
»Ich freue mich schrecklich aus die
Enthüllungen nachher.«
Jn der Kiiche nahm sie Frieda’5
Morgengruß sehr freundlich entgegen
und fragte dann:
»Sind gestern Abend noch Bestellun
gen oder Besuche gekommen?«
Keins von beiden, gnädige Frau-«
»War- auch bei Ihnen niemand,
Friedai«
,,Niemand," versicherte diese. »Wer
sollte wohl auch kommen?«
»So? Es ist also niemand hier ae
wesen?« wiederholte die junge Frau
mit besonderer Betonung, fchob den
Ton beiseite und zeigte auf die Ci«
gatre. »Und was ist denn das hierf«
Frieda wurde purpurroth, fentte
das aupi und erklärte sich- während
ihre ugen sich mit Thriinen füllten,
siir schuldig. Franz sei dagewesen,
geastnd sie. Es sei aber auch anz ge
wiß das einzige Mal, daß te ihrer
Pniidigen Frau nicht die Wahrheit ge
agt. Er hätte ihr etwas wichtiges
—
Witwen-sinnen was nichts-it ist-i
ihaht bis mor n. Und weilsie wüßte«
dass die gniid ge Frau Besuche in deri
f che nicht gern sahe, habe sie ge-(
»Schiimen Sie sich, Frieda, daß Sies
so tilgeni« sagte mit gut gespieltem’
Ernst Frau haust, ging in das Zim
mer zurück und wollte sich halb todtl
lachen über diesen wohlgelungenen Ult. s
Obgleich ihr »Männe ' auch jetzt nokk
keinen rechten Antheil an dem Spa E
nahm, hielt sich Frau Hansi in ders
Nachmittagöstunde, in der Franz sich.
einzustellen pflegte, in einem neben der!
Küche liegenden Zimmer aus unds
horchte ein wenig, nachdem sie Franzl
; tommen gehört. ;
. Bald nach dessen Ankunft hörte sie
Frieda mit heftiger Stimme sagen:
»Und das thust du mir an! Jn eine
solche Patsche bringst du mich! Meine
anze Stellung hier ist untergraben!
ie gnädige Frau sagt jetzt, ich liige
—und sie kann mir nicht mehr ver
trauen —-— und das alles um deinetwil
len! Solche Undankbarteit von einem
Menschenl«
Bebend vor Zorn stieß sie das her
aus.
»Mein Gott, was habe ich denn nur
gethan?« stagteFranz ganz erschrocken.
,,Thu doch nicht so unschuldig!" fuhr
Frieda von neuem log. »Du wirst
schon wissen, was ich meine! Wo hast
Fu Idenn gestern deine Cigarre gelas
clie«
»Meine Cigarre?« fragte er betrof
fen. »Die ließ ich, wo ich sie immer
lasse — in meinem Logig!«
»So? Jn deinem Logik-Z Hier war
sie! Auf dem Herd hier hinter dem
Rochtopsi Und die gnädigeFrau sah
sie gleich, als sie heute Morgen in die
Küche lam! Vom Herkommen ist nun
teine Rede mehr —«
»Nein!« donnerte er plötzlich los-,
»von Herkommen ist keine Rede mehr!
Du salsche Schlange du! So also be
triig t du mich? Daß ich keine Eigarte
mit hierher bringe, weiß ich ganz ge
ntaui Und wenn doch eine hier lag, so
lII Tut IUIWLTL »Mi- gclllcscll UIIU qui slk
liegen gelassen! Und ich weiß auch, wer
dieser andere war! Fritz heißt der
Kerl! Also darum wolltest du mich ge
stern so schnell los sein? Darum hieß
es immer: die gnädige Frau tommtl
Du belügst und betrügst mich! Aber
mich hast du heute zum letzten Mal
gesehen!«
»Franz, lieber Franz, es ist ja nicht
wahrt So höre doch Frau-W schluchzte
Frieda und wars sich, als er trotzdem
mit polternden Schritten davonlief,
bitterlich weinend auf einen Stuhl.
»Männe, Männe,« jammerte Frau
Hansi drinnen im Zimmer, »die lustige
Geschichte hat ein seh-redliches Ende ge
nommen. Hör doch nur, wie Frieda
schluchztt Jch werde mir mein Lebtag
den Vorwurf machen müssen, das
Glück der beiden zerstört zu haben!«
»Na, nimm’·s nur nicht so tragisch,
PansiC tröstete er. »Die Frieda anrü
irt sich morgen mit einem andern —
vielleicht schon heute!«
»Oh, Männe, wie kannst du so re
den! Sie liebt ihren Franz wirklich,
was thue ich nur?«
»Die Wahrheit sagst du, kleines
Närrchent«
»Die Wahrheit —— daß ich—nein,
das ist unmöglich! Der Respekt —«
»Ja, der wird wohl sutsch feint«
Sie stand noch unschliissig, als sie
von neuem Friedas Schluchzen ver
nahm. Plötzlich flog ein schalthaster
Ausdruck iiber ihr Gesicht und sie eilte
schnell hinaus.
»Frieda,« sagte sie, ohne sich aus
Ertlärungen einzulassen, wie ihr
eigentlich derKenntniß der letzten Vor
gänge gekommen, »tönnte es nicht
meines Mannes cigarre gewesen
sein?««
»Aber, der Herr Assessor raucht doch
nicht,« staininelte die Weinenden
»Bistoeilen doch —«
Friedas Augen lenchteten auf. »Ob
der gnädige Herr wohl so gütig ist, es
Usullz du IUIJcIIZ sLUHIT II( JWULVITLlL
»Ich selbst werde es thun,« erwiderte
Frau Hansi heldenmiithig. »Schreiben
Sie ihm nur gleich.«
kriedas Gesicht strahlte vor eitel
Gl’ck.
»Gnädige Frau,« rief sie begeistert,
»ich schwöre es, der arme Fritz, der
sich so sehr um mich grämt, ist gestern
xvirftlich zum ersten Mal hier gewe
en·« —————
Drinnen im Zimmer lag FrauHansi
lachend am Halse ihres Gatten.
»Oh Manne, Männe, welche Ent
hitllungent Meine Menschentenntniß
hat sich als aus schtvachem Fundament
ruhend erwiesen, aber die Ehre der
Hausfrau ist gerettet!«
NO
Nun, da der kranke Mann wirklich
trank geworden ist, sällt’5 Einem erst
aus, welch« guter Gesundheit sich der
chronisch Kranke sonst immer erfreute.
·- « ·
Hütet such vor Leuten, die euch von
dem Bestreben, Gutes zu thun, mit der
Begründung abrathen, daß Vollkom
menheit eine Utopie sei.
·- - o
Neuerdings ist es Aerzten gelungen,
in verwundetes Herz blos zu legen, zu
nähen und zu heilen. Wenn das so
weiter geht, werden bald die Vlntvalte,
welche siir ihre Klienten Herzen-Zusta
ster wegen Bruchs des Heirathgver
sprechens eintlagem btodlog sein.
If f O
Die Damen der Chicagoer Gesell
schast haben dem Euchre - Spiel den
Krieg erklärt. Wohl in der letzten
Zeit start mit Pech gespielt?
Iatsesh T
Des Lebens Mai,szwei, beei, l
Jst rasch missi, zwei, drei. — (
Unter den zwölf Monaten des Aahi -
res ist wohl teiner, dessen heran oms
men mit oviel Unrast und Treude
erwartet, dessen Scheiden so tie und
allgemein als zu früh bedauert wird.l
Und immer ist er zu schnell, fo gar
zu schnell vorbeigegangen und das
Voll hat ihm undert und tausend
Lieder von der lüthen Pracht und der
Sehnsucht des herzens gesungen, dem»
Mai, dem Wonnemond. »
Einfach und leicht sind jene Ge-.
bräuche zusertliiren, die reine und ur
sprüngliche Freude an der erwachten
Natur bedeuten. Jn der chönsten
Form brachte sie wohl das Betlchenfest;
in Oefterreich etwa um 1300 zum
Ausdruck. Ein Bote brachte eilig dem
Herzog nach Wien die Nachricht, daß
auf dem Anger das er te Veilchen ent
deckt sei. Der ganze of zog mit der
Bevölkerung aus den düsteren Mauern
und Thoren ins Freie, die schönste
und minniglichste Maid pflückte die
Blüthe, die so recht eigentlich das
Wahrzeichen des Maimonats ist, und
mit Gesang und Tanz feierte man den
Einzug des Maien, dessen ersten Boten
man feierlich in die Stadt führte-.
Und ebenso bedürfen Maibäume
und Büsche kaum einer Erklärung.
Was früher allgemeines Fest war,
wird heute mehr und mehr Privat
sache. Der Städter, der heute an die
Mailuft geht und einen blühenden
Zweig aus- der hellen Natur in die
dumpfe Stube mitbringt, hat sich eben
so den Mat eingeholt, wie es früher
ganze Dorfschaften und Städte unter
ernsten Zeremonien, fröhlicher Lust
und allerlei Ull und Humbug thaten.
Eine Variation des Themas ist es,
wenn die Burschen das für ihre Mäd
chen besorgen und ihnen, wie das na
mentlich noch an vielen Orten Süd
deutfchlands geschieht, in der Nacht
einen Burschen vor dem Kammersen
ster- einbringen. Die Lust an Schaber
uuu Nun-U Ulc sllfllllc Olllc ch so
oft in das Gegentheil, ein trockener
Strauch oder ein Petersilienstrauß
Fechten amg leichen Ort für schimpf
t .
s Dem Einholen des Laubinännchens
oder des wilden Mannes-, wobei ir
gend einer aus der Jugend ganz in
grüne Zweige verniuinmt wird, liegt
wohl das gleiche Motiv zu Grunde
und wenn in kleineren Universitäts
städten die Burschen durch die stillen
Straßen ziehen und plötzlich anstim
men: «
»Der Mai ist gekommen, die Bäume
schlagen aus —-«« so lommt hier nach
das besondere Moment vom allgemei
nen akademischen Unfug und der Zorn
iiber den viel verlästerten Philister zum
Duerruch der in solcher Nacht, wo
die atur gleich einem Rausch in
Kopf und Herz steigt, sich die Zipfel
miitze überd ie Ohren ziehen und schla
fen kann.
Die zweite große Gruppe alter und
neuer Gebrauche findet ihre Unterlage
in der vermehrten und verjüngten
geistigen und namentlich der körperli-;
schen Beweglichteit und Regsamkeit.
; Das Blut fängt an schneller und unge- »
i stümer durch die Adern zu kreisen und
isucht Ablenlung Jni Mai bricht der»
»Ritter Jvon in Gustav Freytagsi
i Die Brüder vom deutschen Hause zum
« Turnier auf, um die Unruhe des Blu
ites durch handfesten Stoß und aug
giebigsten Schlag zu dänipsen. Und
hier treffen wir vielleicht auf die Ue
. terreste altgernianischer Feste und
’ Kämpfe, die man zu Ehren des Wotan
und der Frigga, die in den ersten 12
Tagen und Nächten des Mai ihre Ver
einigung und Verniählung feierten,
abhielt.
. Wenn in Schweden Händel, bei des
Inen man sich nothgedrungen zu Leibe
gehen wollte, bis zum ersten Maitag
iaufgeschoben und dann ausgetragen
wurden oder wenn man zwei Parteien
» sich gegenüberstellte, von denen die eine
i in Sommeraelvändern unter Fiibnmn
Tdes Blumengrafen iiber die andere,
die in dicke Pelze eingehiillt war und
mit dem letzten Schnee und den letzten
Eisstiicken um sich warf, hersiel und
trotz wackerer Gegenwehr mit grünen
Birken und Lindenzweigen abthat,
so ist das wohl mit den germanischen
Kampsspielen bei dem Maifest in Zu
sammenhang zu bringen.
Das Ringelreiten oder Ringstechen,
ehemals das Vergnügen der Nichtm
terbilrtigen, hat sich bis auf den heuti
gen Tag in einigen Gegenden Nord
deutschlands, in Schleswig - Holstein
und Dänemarl erhalten, wurde aber,
wie viele und mehr und mehr alle grö
ßeren Veranstaltungen und Feste des
Mai, auf Pfingsten verlegt. Königs
und Molitzlaufen in der Altmart und
Wettkennen mancherlei Art entsprin
gen wohl den gleichen Ursachen.
Der Mai ist der Monat der Liebe
und der Liebenden, der Brautfahrt
Wotans und Friggas. Naturgemiisz
tniipfen viele Gebrauche daran an.
zum Maiherrn gehört die Maifrau, in
England der Lord of the May zur Las
dy of the Man. Sogar der harte Vol:
ker im Nibelungenlied wird nach Gei
liel vor dem Haus der Hunnen in der
Erinnerung weich, wenn er daran
denkt:
»So säuseltg in der Rebenslur,
So braust der Rhein, daraus ich fuhr
Mit meinem Lieb zu zweien,
Jm Maien.«
Daher meint mancher, sich im Mai
nach einer Liebsten umsehen zu müs
sen, deren er sonst entrathen zu können
glaubt. Am natiirlichsten- wäre wohl
der Brauch der Lohns und Ahegegend
zu inden, wo ehedem, vielleicht isi II
no heute so, das Lehnen-rufen its
lieh war. Bei einem großen
wird jedem der Bur ehen von der Ber
samlungaein Miid n bestimmt, mit
dem er nn aber auch das anze Jahr
hindurch zu tanzen und ist reu z
bleiben hat. Er legt ihr einen Strau
aus ihren Platz in der Kirche und n
det sie ihn genehm, so heftet sie hns
einen Buschen an den Hut, als Einwikt
ligung, daß sie seine Maifrau oder
sein Mailehen werden will.
So übel ist das nicht, jeder aus der
heirathssähigen Jugend erhält auf
diese Weise ein Mädchen, der Ueber
schuß an diesen wird im Nam ch an
einen Burschen abgegeben. Da die
betreffenden Paare sich wohl schon U
meist vorher zufammengesunden
ben und das Einanderzuneigen offen
tundig ist, dürfte sicher anzunehmen
sein, sonst würde die moderne Ar der
Verlobung-X und Ehelotterie doch noch
vorzuziehen sein.
Die weitaus größte ahl der Ge
brauche beschäftigt sich mit den grund
legenden Elementen der Magenfrafep
in naturalibus und Geld. T iwe se
hat sich der Zweck, die von aus zu
Haus unten Absingung oder ersagen
von mehr Oder minder schönen Sprü
chen erbetencn Gaben, in der aupts
sache Eier, Speck, Schinlen un Kn
chen im Krug zusammen zu einem
Mahl zu verwenden, noch erhalten,
theilweise ist er aber wie das Som
mersingen am ersten Frühlingssonm
tag und dem ersten Maitag in vielen
Gegend-n zur einfachen Bettelei ewori
den, der aber der Humor un die
Frechheit der fahrenden Schüler und
des fahrenden Volkes fehlen, di-: frü
her diese brave Gelegenheit, etwas i
den Schnarpsack zu bekommen, sis
nicht entgelten ließen. Auf die Gauk
lcsr ist wohl die Einrichtung des Spaßk
macher5, der tollen Moll und des
Bruders Tuct in England bei dem
Maieinholen oder den Mairiiten zu
Iiictzufiihren.
Namentlich im Bdhmerwald erfreut
sich ,,da Gschooasmacha«, der bei den
»Es-U I
sllclulku IclUc lUUYLYUIl ILUULIIIUUZIO
toiirdige Rosinante vermittelst einer
Leiter besteigt, auf einem weichen
Kopskissen als Sattel sitzt und der in
der Regel ein Rennen für sich allein
macht, in Schwaben der Froschschim
der im zerrissenen Frack einer großen
Beliebtheit im Volk.
,·Und hätten wir uns noch eher bedacht
So hätten wir es noch besser gemacht.
Sechs Eier, sechs Dreier, und ein
Stück Speck.
So gehen wir gleich wieder weg«
Wieder eine Reihe von Bräuchen
hängt mit dem ersten Austreiben des
Viehes zusammen, das durchaus nicht
überall und immer zu Pfingsten er
folgte, wie man von dem allgemein ge
tannten Pfingstochsen her vermuthen
tönnte, sondern häufig von dem ersten
Mai. Jn den vorhergehenden Tagen
hat der Dorfhirt mit einer Feile die
Hörner des Rindviehs abgestumpft
und den Gesundheitszustand geprüft.
Jn der Frühe des ersten Mai treibt er
dann aus, wobei ihm die Mägde Scha
se, HannneL Kühe und Ochsen mit ge
weihten Ruthen zujagen Jst er aus
dem Dorf, so ließ man früher hier und
da die beiden Gemeindebullen, die ab
wechselnd von den Vesitzern gestellt
murdea, gegen einander los. « Einfache
Natnrbetrachtung, Glaube und Aber
glaube haben sich wie überall und zu
allen Zeiten seltsam verquickt und ge
ben ein buntes Bild von ursprün li
eber Schönheit und allerhand Unmög
liclitciten Aber wenn in Dänemark
nnd Holstein der Maigras und die
Maigriifin bekränzt nnd geschmückt in
das Dorf ritten nnd den Sommer ein
traclitem so stand das an Einfachheit
nnd Sinnsiilligteii dem österreichischen
Veilchenfest nicht nach. Denn der Mai —
war mit aller Pracht nnd seiner Won
ne in das Land gezogen und man ging
ihn zu feiern. Der Mai mit seinem
»Nun muß sich alles, alles wenden«,
hat in der Volksseele tiefe Wurzeln ap
schlagen, es möchte an den Tagen sei
nes Einzuges keiner mit Sorgen zu
Haus bleiben
Max Thielert.
Zevpeltus Luttschtssham
Bei Manzell, dreiviertel Stunden
unterhalb Friedrichshafen, herrscht
wieder eine sehr rege Thätigleit. Gras
Zeppelin hat die Halle, die seinen neuen
Lustballon oder besser sein Lustschiss
ausnehmen soll, beinahe vollendet.
;Während die gewaltige Halle beim er
jsten Versuch aus dem See schwamm,
stuht sie jetzt aus festem Boden. Die
sAusdauer und der Muth des alten
s Soldaten und Lustschissers sind wahr
slich zu bewundern. Weder das Aus
sbleiben des bei der ersten Aussahrt
ssicher erwarteten durchschlagenden Er
sfolgez noch die ungünstigen Geldbet
hältnisse schreckten den thatträstigen
General Von einem nochmaligen Ver
such ab, Herr der Lüfte zu werden.
Wenn sich nicht zu große Schwierigkei
ten in den Weg stellen, wird der zweite
Versuch schon sinr kommenden herbst
vor sich gehen. Im Großen und Gan
zen bleibt das System dasselbe, nur
wiro Gras Zeppelin Uebelstände, die
sich damals bei der ersten Aussahrt
herausstelltem als zu schxriere Be
lastung, nicht genügend starke Bewe
gungstrast u. s. w. ausschalten und
Verbesserungen einführen. Zweisellss
wird auch dieser neue Versuch großes
Interesse erregen.