Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 27, 1904, Zweiter Theil, Image 10

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    Von der Erde zumWW
MWWW «
Von Jnlksz Verne.
Z , Erstes Kapitel.
HT DerGunJiluln
« Während des Bundestrieges der
, Vereinigten Staaten entstand zu Bal
« tinwee im Staate Maryland em neuer
. Klub von ziemlicher Bedeutung. Man
s- weiß, mit welcher Energie sich bei die
- fern Volke von Reedern, Kaufleuten
. nnd Jngenieuren militärifcher Sinn
tundgab. Einfache Geschäftsleute ver
ließen den Ladentisch und wurden
Lapitänr. Kolonels und Generäle,
ohne uvor die Militärschulen von
.» Westpotnt besucht zu haben. Jn kurzer
Zeit glichen sie in der ,,Kunst des-l Krie
s« ihren Berufs-genossen in der alten
lt, und wie diese siegten fie, indem
. sie Munition, Geld und Menschen
leben massenweise aufopferten.
Während dieses furchtbaren Kam
pfes zwischen dem Norden und dem.
Süden hatte die Artillerie das Ueber-;
gewichtz die Zeitschriften der Union;
priesen begeistert ihre Erfindungen,
und selbst der unscheinbarste «andels:- :
mann, der harmloseste Pflatertreter
erbrachen sich mit der Berechnung uns
EinigerGeschoßbahnen Tag und Nacht
n Kopf.
Faßt ein Ameriianer eine neue Idee,
so sucht er einen zweiten als Theil
Uehmek. Sind es ihrer drei, so wäh
len sie einen Präsidenten und zwei
Schriftführer, zu viert ernennen sie
einen Archivar und das Buteau tritt
in Kraft. Sind es fünf, so berufen
sie eine Generalversammlung ein, und
der Klub wird gegründet. Also geschah
es in Baiiimote. Der erste, der eine
neue Kanone erfand, verband sich mit
dem ersten, der sie goß, und mit dem
--ct-- h-- c- K-k-ö- KAan inne-ON hi
l
siegt-, »w- su- -»-·»»« I-- ·--».. -.
Anfänge des Gun-Klub5. Einen Mo
nat nach feiner Gründung zählte er
1833 wirkliche und 8(),576 korrespon
dirende Mitglieder.
Als conditio sinv qua non wurde
jedem, der beitreten wollte, die Bedin
gung gestellt, eine Kam-ne erfunden
oder doch wenigstens ausgeführt zuf
haben. oder in Ermangelung derselben s
i nd eine andere Feuerwafo Jud
en genossen, um bei der Wahrheiti
Zu bleiben, die Erfinder von fünfzehn- ;
läufigen Revolvern, von Zapfenbüch-i
sen und Säbelpiftolen keine bedeutende·
Achtung. Artilleriften un eigentlichen;
Sinne wurden in jeder Hinsicht bevor: i
zug .
Man kann sich annähernd vorstellen,
tras nach der Gründung des Gun-»
Klubs der amerikanische Erfindungs
ft in dieser Hinsicht leistete. Die
riegsinaschinen nahmen großartige
Verhältnisse an, und die Geschosse
drohten, indem sie die erlaubten Gren
es weit hinter fich ließen, friedlichen
paziergängern gefährlich zu werden«
Wie weit diese Erfindungen die schüch- »
denken Werkzeuge der europäifchen
Irtillerieüdertrafem ist aus Folgen
deni zu ersehen.
Als diese Kunst noch in ihrer Kind
seit stand, durchbohrte ein Sechsund
dreisigergefchoß auf eine Entfernung
von dreihundert Fuß sechsunddreißig
Pferde und achtundfcchzig Menschen«
Später machten die Projektile bedeu
tende Fortschritte. Ein Geschoß der
Rodman’fchen Kamme würde bei einer
Tragweite von sieben Meilen —- die
Meile zu 1609,31 Meter s— und einem
Essai-set nesm ein« halb-n Inmi- mit
Leichtigkeit bundertundfiinizig Pferde
und dreihundert Menschen niederges
fikecki haben. Der Gans-Klub beab
sichiigte, dies durch einen Beweis zu
erhärten. Obgleich die Pferde hier
.gegen nichts einzuwenden hatten, zeig-«
ten sich die Menschen leider gänzlich
. abgeneigt.
Trotz alledem war die Wirkung die
ser Kanonen mörderisch, und die Kam
psenden fielen nach jeder Salve wie
Iehren unter der Eichel. Was bedeu
tete gegen diese Erfolge jene Kugel,
die im Jahre 1587 bei Contras fünf
wanzig Mann tarnpfunfähig
te, sowie die andere, die bei Zorn
destf 1758 vierzig Jnfanterisien iöd
««M, oder die österreichische Kanone, die
« 1742 bei Kesselsdorf mit jedem Schuß
" Kesziss Feinde zu Boden warf? Was
; Beten jene Feuer die bei Jena und
—Wlis das Schicksal der Schlacht
edeni Während des Bundes
’ Wtonnie man ganz andere Dinge
-- triebe-U cin dein Kampfe bei Gemis
IRS ist-fein konisch-es von einer ge
sanone geschteudertes Geschoß
tienddreiundsiebzig Konfödo
Mund bei dem Uebergang iider den
ne schickte eine Nodman sche
zweihundertuadjiinfzehn Süd
r in ein besseres enleits. Hier
I einfutchibarer von -.T. Mastda,
,« ied nnd lebenslänglichem
er des Gun-K-lubs, erfun
L erwahnh dessen Probe
- Wudeeigsdsiebenunddreißig
tödiete— allerdings beim
M irdnrigern iriibseligen Tages
M m denen die den Krieg
gäb-M der risk- geschienen
Ier te r Wen
die Mer fåwieqern die
gd Sdnnnen adsogen Sii
efenkåem
Irßndle zur Eies
geln wurden in den-Paris aufgeschw
tet, die blutigen Erinnerungen ver
narbten, prächtig gediehen auf den
reichlich gedüngten Feldern die Baum
wollftauden, mit der Trauer ver
s schwanden auch die Trauertleidcr, und
H der Gan-Klub versank in tiefe Unthä
:tigteit.
»Das ist trostlos!« sagte eines
Abends der tapfere Tom bunten wäh
« rend seine Stelzheine an dem Kantin
feuer des Rauchzimmers tohlten.
»Nichts zu thun« nichts zu hoffen!
Welch ein ödes Dasein! Wo sind die
Zeiten, in denen der liebliche Klang
der Kanonen uns jeden Morgen
weckte?« ,
»Diese Zeiten sind vorbei,« antwor
tete der muntere Bilgby, indem« er ver
suchte, die fehlenden Arme auszu
strecken. »Das war doch eine Lust!
Man erfand feine Haubitze, die man
sofort nach dem Guß vor dem Feind
anzuwenden eilte. Aber heute sind die
Generäle hinter den Ladentisch zurück
getehrt, und statt der Projektile schleu
dernsie harmlose Baumwollballent Bei
allen Teufeln! Die Artilletie hat teine
Zukunft mehr in Amerika!«
»Jawohl, Busbe rief der Kolonel
Blomsberry, »das sind grausame
Täuschungent Da entsagt man eines
Tages seinen ruhigen Gewohnheiten
man übt sich begeistert in den Waffen,
man vertauscht Baltimore mit dem
Schlachtfeld, man zeigt sich als Hel
den, um zwei, drei Jahre später die
Frucht so vieler Mühsale einzubüßen,
in tläglichen Müßiggang zu oersinten
und die Hände in die Taschen zu
stecken."
Obgleich er dies sagte, würde es dem
tapferen Kolonel wohl tchwer gewor
den sein.sseine Unthätigleit auf diese
Weise auszudrücken; die Taschen frei
lich fehlten ihm dazu nicht.
»Und kein Krieg in Aussicht!« be
merkte hieraus der vortreffliche J.:T.
Mafton. indem er mit seiner eisernen
Hand seinen Guttaperchaschädel rieb.
»Nicht ein Wölkchen am Horizont, ge
rade jetzt, wo es in der Artilleriewis
senschast so viel zu thun gibt! Ich
selbst allerdings habe heute Morgen
den vollständigen Entwurf eines
Mörsers ausgezeichnet, der berufen ist,
die Kriegstunst von Grund aus zu
verändern«
«Wabrhastig?« entgegnete Tom
Hunter.
«Gewiß,« antwortete dieser. »Aber
wozu dienen alle diese vorzüglich
durchgeführten Studien, alle diese be
wältigten hindernisse? Arbeiter man
nicht ganz umsonst?«
«Unterdessen, Mastan antwortete
der Kolonel Blonigberry, «schlägt man
sich in Europa fortwährend für duc
Nationalitätsprinzip!«
»Und-—- ?«
JSollte es denn nicht möglich sein«
sdriiben einen Versuch zu machen?
Vielleicht werden unsere Dienste -——«
«Was denken Sie!« rief Bilsby aus.
»Unsere Ballistit zu Gunsten des Aug
landes zu verwenden!«
»Das ist immer noch besser, als gar
nichts zu thun,« entgegnete der Ko
lonel.
»Ohne Zweifel,« sagte J.-T. Ma
ston, »ist das besser; aber an diesen
Ausweg ist nicht zu denken!'«
.Und warum das?'« frug der Ko
lonel.
»Weil man in der alten Welt An
sichten über die Beförderung hint, die
unseren ameritanischcn inllig wider
sprechen. Diese Leute meinen, es tönne
einer nicht tommandirenber General
,werden, der nicht als Unterleutnant
eingetreten ist; mit demselben Recht
würde man behaupten, nur der lönne
ein guter Geschützrichter sein, der seine
Kanone selbst gegossen hat. Es ist
, doch ganz einfach —
. .«Lächerlich!« warf Tom Hunter ein
) indem er die Arme des Lehnstuhls mit
feinem Boroiemesser zerschnitzeltr. »Da
lrie Sachen dort so stehen, so bleibt
! uns nur übrig, Tobak zu pflanzen und
Walfischthran zu destilliren.«
»Wie!« rief J.-T. Maston mit ge
hobener Stimme. »Wir sollten die
letzten Jahre unseres Daseins nicht
an die Vervollkommnung der Feuer
wafsen wenden? Sollte es nicht wie
der möglich sein. die Tragweite der
Projektile zu prüfen? Der Horizont
sollte nicht leuchten unter dem Bitt
unserer Kanonen?«
»Nein, Maston,« entgegnete der Ko
lonel Blomsberry. »das Gliick wire
uns nicht zu theil. Nein! Diese Zu
fälle treten nicht ein, und wenn sn
eintreten, können wir sie nicht aus
nuhem Der amerikanische Ehrgeiz
schwindet von Tag zu Tag, wie sint
Weiber gen-ordent«
»Gewiß, wir demüthigen uns
selbst!« antwortete Bilsby.
»Und werden gedemiithigt!« sitgte
Ter hunter htnzru
»Das ist nur zu wahrt« begann J
T Maßen mit erneute-: stigkeit
»Mhtiche Antssse zum Kre liegen
in set Breit, aber man tiitn t nicht
Ret- W Leere nnd Beine zum
sieht- ven Menschen, die damit nichts
W toten-. Sehen Sie, tot
I unt des ueikem Kriege
set argerila nicht
.einßdencnglän der-P
« ter Wkgtstsck rtt mifwsrtttleM
das er an.
« un also,« sudr THE Mast-n
fort. Warum sollte England nicht
einmal den Imeeilaneen gehöre-M
»Das wir-e nie-e gekechtt« bemerkte
der Kolonel Blotnsderrn
»So schlagen Sie es doch dein Prit
sidenten der TVereinigten Staaten
vorl« rief PJST .Maston aus »Sie
toerden ja e,l)en wie er Sie auf
nimmt.«
»Schlecht wird et uns aufnehnien!'
murmelte Bilsby zwischen den vier
Zähnen, die er vom Schlachtfeld heim
gebracht hatte.
»Wahrdastig!« fuhr .-T. Mafton
fort. »Bei den näch ten Wahlen
braucht er auf mich nicht zu zählen!«
»Auf mich auch nicht!« ertönte es
zugleich von den Lippen dieser kriegs
lustigen Invaliden.
»Linstweilen steht soviel fesi,« sagte
J«T. Mafton. »Wenn ich nicht Ge
legenheit habe, meinen neuen Mörser
bald aus einem wahren Schlachtfeld
zu versuchen, so trete ich aus dem Gun
Klub aus und verberge mich in den
Savannen von Arkansas."
»Wir folgen Ihnen!'« antworteten
die anderen herren dem liihnen J.-T.
Mafton.
So standen die Dinge. Die Etregs
ung wuchs mehr und mehr, und der
Klub drohte sich nächstens aufzulösen,
als ein unertvarteteg Ereigniß dieser
bedauerlichen Katastrophe vorbeugte.
Am folgenden Morgen nämlich em
pfing jedes Klubmitglied folgendes
Rundschreident
»Baltirnore, den s. Limber
Der Präsident des Gan-Aulis
beehrt sich, den Herren Mitgliedern
zu eröffnen, daß er in der Sitzung
vom 5. ds. Mts. eine Mittheilung
von höchstem Jnterefse zu machen
hat. Er dittet daher, von gegen-«
wärtiget Einladung allseitig Ge
brauch zu machen. Mit ergebenem
Grusi
JmpenBarbirane,
Pr.d·G.-K.«
Zweites Kapitel.
Die Mittheilungen des
Präsidenten.
Am 5. Oktober Abends 8 Uhr fiillte
eine zahlreiche Veriammlung die Sa
lons des Gun-Kluvs, Union Square
21. Alle in Baltimore anwesenden
Mitglieder waren auf die Einladung
des Präsidenten erschienen- Die korre
spondirenden Mitglieder ftrömten zu
Hunderten aus den Schnellziigen in
die Straßen der Stadt, und troh fu
ner Größe war der Sitzungsfaal für
diese Schaar von Gelehrten noch zu
klein«
Der ungeheure Saal gewahrte einen
merkwürdigen Anblick. Der weite
Raum war feiner Bestimmung wun-’
derbar angepaßt Hohe, aus Kanonen
gebildete Säulen die auf starken Mör
fern ruhten trugen die gußeiiernen
Beschliige der Wölbung. Garnituren
von Blunder- und Donnerbiichsen, von
Musketen und Stuhen bitveten male
rische Wanddekorationm Tausende
von Revolvern waren zu einem Gas
kronleuchter verbunden, während
Handleuchter aus Pistolen und Kande
laber von biindetförniig vereinigten
Ilinten die Beleuchtung vervollstän
digten
Auf dem Ehrenolake erblickte man
unter einein Glaslaften die Trümmer
jener prachtvollen Ranone von J.:T.
Mast-Im die der Gewalt des Pulvers
nicht widerstehen konnte.
Am Ende des Saales nahm der
Präsident mit feinen vier Schriftfiih
rern einen erhöhten Raum ein. Sein
Sitz machte den Eindruck eines mäch
tigen, zweiunddreißigzölligen Mör
sers, der rechtwinielig gerichtet war
und derart in Zaofen hing. daß ihn
der Präsident wie einen Schaukelituhl
in angenehme Schwingungen verletzen
t- s--—l- - L-- :I-A -!
stunk. aus »Im cqtreuttsuh Zugs
großen, eisernen Platte« die sechs Ka
nonaden überdauert hatte. war ein ge
ickimactvoll aus einer Kartäiichentugel
aearbeitetes Tintenfaß zu sehen, und
eine Glocke, deren Ton an den Klang
eines Revolvers erinnerte. Während
der heftigen Debatten war diese neu
modische Klingel oft nicht im Stande,
die Stimmen der anfgeregten Artikles
riiten zu übertönen.
Jmpen Barbicane war ein ernster-,
laltbliitiger Mann von vieizig Jah
ren. Ein außerordentlich scharfer
Kopf, war er pünktlich wie ein Chro
norneter, von unerschiitterlichem Muth
und unkeugfarnem Charaiter. Ohne
ritterlich zu fein, hatte er etwas
Abenteuerliches an sich, obgleich ielbft
seinen-. thörichteiten Unternehmen pral
tische deen nicht abgingen Er trat
ein oo endeter Sohn Neu-Englands
ein nordischer Kolonifator, der Rach
lornine jener den Stuarts so gefährli
chen Rundiöpfe und der unerbittliche
Feind der Südftaailer, deren aristos
lratischer Stammhaum im Mutter
lande wurzeltr. Mit einein Wort,
jeder Zoll an ihm war ein Yanler. Er
war von mittelgroßer Gestalt und ans
nahtnstoeile im Gan-Klub im Bestd
aller seiner Gliedmaßen Er hatte
scharf schnittene Züge, nnd wenn es
wahr ist-, daß man vom Proiil eines
Menschen auf seine geistigen Anlagen
schließen kann, so mußte man Barbi
eane siir thatlriiftig, tiihn und kalt
bliitig halten.
Gottfchung folgt.)
Das »Es-lerne Zeiialier« sie-unt
gen die Gegenwart Sollk ei nicht
m Jst-km Zeitsims heiß-us
szs Yag Yorttait m meines Enkeks
ist-se- Hpeisezimmeu
ONach dem Englischen Frei übertragen von O makkus
0
-MMDMW- - - - WWAAH4A-—»-- .--———A
(6. Fortsesung und Schluß.)
n jener Nacht vermochte ich siir
me rere Stunden dke Augen nicht zu
schließen, und ich glaube here von
Champaubert hat Agar nicht geschlafen.
kroch lange nach itternacht hörte ich
ihn in seinem Zimmer aus- und ab
gehen. Beide dachten wir an jenes
schöne, aber sündige Weid, das seine
Jugendliebe gewesen, und dessen Por
trait mich 35 Jahre später noch bezau
bert hatte Selbst damals konnte ich
mein seltsames Interesse sür Marie;
ron Mathem nicht ausgeben. Meine
Phantasie brütete über ihr trauriges
Schicksal Jch schauderte r r ihrem
Verbrechen, dachte aber trotzdem daß
der Abbat tausend Mal den Tod ver
dient habe, da er sich erfrecht, Mode
moiselle de Malpeire zu schlagen Jch
schrieb die schreckliche Nache, die sie ge
nommen, dem stolzen Blute ihrer Ah
ren zu, die niemals eine Beschimpf
Hng ungerecht hinnehmen konnten. Der
iMdante an ihren niedrig gebotenen
» Gemahl erregte Eifersucht und Aerger
«jn mir. Trotz seines beklagen-Zwer
» then Endet dachte ich, es sei siir ihn
nur zu großes Glück gewesen« ihr
Gatte zu sein« und beneidete ihn sast
um sein Geschick. Jch verbrachte die
Jiacht in einem fieberhasten und rast
losen Zustande Vor den Augen«
-.-J-l- III-s. -k--- -b.-- XII-«
s Islwlk Iq ill- Iqlssolysl III-s Us.lI-Hss,
schwebte mir beständig dasselbe Bild,
bald lächelnd, bald ernst und tum
mervoll dreinblickend Dennoch lag ich
tin festen Schlafe, als Dom Gerusac
mich am folgenden Morgen anrief.
Herr von Champaubert war schnell
fertig, und wir brachen aus. Die mil
den Strahlen der Herbstsonne ström
ten ihr aoldenes Licht über das Thal;
i. och hatten te ne Frühsröste das frische
Grün des '«andes gebleicht. Das mun
tere Rothlehlchen zirpte in den Weiß
sdornheckem und schöne Schmetterlinge
uinschtvirrten die Rosmarinstauden.
onch über den Negionen aber, die von
den sanften Südbrisen des mittellän
dischen Meeres umspielt wurden, rag
ten die Firsten des Gebirges, schon
bedeckt von ihren lange währenden
S neemänteln, empor-.
he toir die Chaussee erreichten,
wandte Herr von Champaubert sich
um und warf einen letzten Blick auf
die umliegende Landschaft. Er schaute
nach zwei hohen Gipfeln des nächsten
Berges, die durch einen sähen Ein
schnitt getrennt waren, und murmelte
tief aufseufzend: »Dort ist der Paß
von Malpeire.«
Wenige Minuten später kamen wir
an der Stelle an, wo sein Wagen war
tete. Er schüttelte herzlich mir die
Band und blieb dann vor meinem
nlel stehen: «Jetzt. da wir uns nach
so langer Zeit wiedergesehen, theurer
alter Freund stillt mir der Abschied
von Dir außerordentlich schwen«
»Und doch war der Aufenthalt hier
ein recht melancholischer fiir Dich,"
entgegnete mein lieber, alter Onlel,«
»und nur wegen jenes oerwiinschten;
Bildeö!«
Die beiden Freunde umarmten sich.
Ter Marquis sprang in den Wagen,
winkte uns noch einmal Lebe-wohl zu
nnd bald war er in einer Staubwolte
unseren Blicken entschwunden
Das erste, was Tom Gerusac nach
seiner Heimkunft that, war,« daß er
Babelou befahl, den Gegenstand mei
ner romantischen Verehrung in die
Rumpelkammer hinauszutragen Als
sie mit dem Bilde dao Zimmer verlas
s-- du«-ht- ts rZs III-- und todt-Is
»Der Anblick dieses s redlichen
Frauenzimmers würde mir den Appe
tit verderben; ich würde stets mäh
rend der Mahlzeiten an ihre traurigen
Abenteuer deuten müssen. Und übri
gens ist dag Portrait ein werthloies
Stück. Es thut rnir für Champauhert
leid; aber der Arm ist wirllich ganz
anroportionirt angelegt und der
kleine Finger der rechten Hand sehr
schlecht qesssichnei. Kurz, es ist ein
verpfuschtes Marktwert und ich war
thöricht, daß ich es jemals über dem
Kantine aufgehäugt habe.«
Ich machte keine Einwendungen ge
gen diesen Urtheilsspruch, noch mochte
ich meinen Onkel bitten, mir das Bild,
das er so gering achtete und das ich
so lehr schätzte. zu schenken Jch fürch
tete, meine thörichten Phantasien zu
verrathen. wenn ich den Wunsch, es zu
besitzen, ausdrückte; aber ich beschloß,
den verschmähten Schatz zu stehlen
und mit mir weg-zunehmen Es war
leine Zeit zu verlieren; denn meine
erien waren fast zu Ende. Drei Tage
röter mußte ich in mein Kolleg zu
riicktehren. Große Schwierigkeiten
brauchte ich dabei nicht vorauszusehen
Jsch hatte nur das Bild aus der Rum
peltamrner, die in einer Mansarde in
siallirt war-, herauszuholen und es
einem Jungen anzuvertrauen, der es
egen ein Trinkgeld an den Ort, wo
ch die Diligence zu besteigen pflegt-«
bringen lollte.«
Elle iämigeauf die Such. nach et
neen lal n lfer begab, forschte ich
Sabelou aus. »Wie haben Sie et an
ellt," das Bild unterzukreingenf Jn
Maniarde eines tauin zisch Ptis
getreten fein-« «
»O, ich habe- etdtcht neben diethstee
splaeirt J hatte viel zu tl un um
i unter dem a ten Plunder eine passende
: Stelle autzusuchen.«
; »Mit mein Onkel seine altenSachen
unter Schloß und Niegeli« irug ich
mit anscheinender Gleichgültigkeit.
»Er glaubt so,« erwiderte sie achsel
guckend; »aber da wir immer siir ein
oder das andere Ding in die Kemmer
hinein hen mii ssen, so hängthu der
Schliifel gewöhnlich neben der hüte.
Zufrieden mit diesen Erfihrungen
ging ich aus und streifte den ganzen
Tag, mit einem Gewehre in dtr Hand,
in der Umgegend umher angeblich,
um u jagen, in Wirklichkeit um ei
nen Zungen aufzufinden, der ::·Hr mei
nen lan durchführen in los-ten im
Stande sei. Endlich iiöberte ich einen
Bengel auf der mir siir ein Fünfhun
kenitiick, das ich ihm einhändigie, mei
nen Befehlen nachzukommen und Still
schweigen zu beobachten versprach. Jch
bestellte ihn an das Ende der Aller,
wo er sich an demselben Abende zwis
schen 11 und 12 Uhr einsinden sollte·
Auch sollte er Stroh zum limwickeln
des theueren Gemäldes mitbringen.
Nachdem ich dies Alles imqeordskzt
ging ich nach Haufe, um auch meiner
Theil bei der Sache auszuführen.
Ek- begann ichon zu dämmern« und
ein melancholisches Schweigen lag über
dem hause. Niemand war im Wohn
zimmer, nur die Hunde schliefen in ei
ner Ecke nahe amKaminr. Jcki glaubte,
mein Onkel werde in seiner Bibliotbek
und Babelou in der Küche fein. Der
Auqenblick schien fiir meinen Plan be
sonders giinsti . Mit gerätbeten Wan
gen und klop endem Herzen stieg ich
die Treppe hinan wie ein Mann, der
ein verzweifeltes Abentkier weni. Die
Rumpelkammer wir, wi: ich schon er
wähnt habe, iin dritten Stockwerte.
Gerade, ais ich das obere Ende der
Treppe erreicht hatte, trat mir Dom
Geruiac, mit seiner Studierlanive in
der hand und die Brille auf die Stirne
hinausgeschobem entgegen. Er blickte
recht betriin drein
»Die arme Marian iit sehr ichlimmx
der Abbe Lambert hat ihr joeben die
legten Sakramente ertheilt; sie kann
jeden Augenblick sterben.«
ch schäme mich zu aestehen, daß das
Fe lschlagen meiner Pläne mir näher
ging, als die Nachricht iiber Marian’s
esinden. Jhr Zimmer lag dicht ne
ben der Kammer, wo das Bild ausbe
wahrt wurde, und es war unmöglich«
das lehtere wegzunehmen, ohne die
Aufmerksamkeit derer, die um ihr Bett
standen, aus mich zu ziehen Mein
Onkel. der iiber den bevorstehenden
Verlust seiner alten Dienerin wirklich
sehr traurig war, nahm meinen Arm,
und Dir gingen die Treppe hinab. Jm
hausgange fanden wir Babelou wei
nend.
»Die arme Marian«, sagte sie, die
Augen mit ihrer Schürze abwischend,
»sie war zu energisch. Schon aestern
war sie trank; aber sie wäre eher in
der Küche gestorben, als-I zu Bette ge
gangen, ehe das Essen fertig zubereitet
war. Und doch wußt- sie sehr gut,
daß sie gefährlich trank sei. Während
ich bei Tische aufwartete, schickte sie
Gothon«, um den Herrn Paiwr zu ru
fen. Vretwegen kain er gestern Abend
durch n iträmenden Neuen. Um sie
aufzuheitern, habe ich ihr die zwei
Goldstücke gezeigt, die der Herr Mar
quis siir uns zurückgelassen bat. Sie
sagte, sie fühlte sich weit besser: aber es
dauerte nicht lange, und jetzt liegt sie
im Sterbeii.«
Wir traten in das Wobnziinnier,
und eine halbe Stunde sväier lenach
richtigte uns der Abbe Lambert, daß
mass dass-Its ch; WAIZ«OIYK tiefen-no
-"-- sw-- ------
einen Junggesellen-Haushalt .in die
trauriqste Verwirrung bringen. Mein
armer Onkel war ganz zerssört und
wiederholte immer: »Sie war ein
treues Geschöpf. Während der zwöls
Jahre, die sie bei mir war, habe ich
nicht das Geringste an ihr auszusehen
gesunden. Es wird nicht leicht sein,
eine so ausgezeichnete Dienerin zu er
sehen·
Jch überlegte inzwischen, ob es noch
möglich sein werde, Madeniaiselle von
Malpeire vor dem nächsten Moraen zu
entsühren. Plötzlich sagte rnein Onkel:
»Ich bin neugierig, wer die Erben des
armen Frauenzimmers sind. Den
Lohn siir das letzte Jahr lchulde ich
ihr noch, und sie hat gewiß auch einiaes
Geld erspart. Wenn sie Verwandte
hat. werden diese es erhal-en. Jch
muß doch Nachsorschuuaen anltellen.«
Der Abbe, der aerade eine Aus
zeichnung siir die Civilsiandsregister
niederschrieb. schüttelte den Kons. Als
er seine Notizen heendiat hatte. reichte
er das Papier meinem Onlel. Ich sah
Dorn Gerusac erstaunt aussprinaen
und durch Miene und Gehör-den die
höchste Verwunderung an den Tag le
gen. Unwilltiirlich näherte ich rnich
ihm und wars über seine Schulter ei
nen Blick aus das Papier« aus dem ich
die Worte las: »Der-te, den 12. Otto
ber 18 —, starb zu St. Pierre de Cor
die Madelaine Marie de Malt-eite,
Wittwe von Iraneois Pinatel.«
«Marian s-— Martan war Mdllr.
von Malpetre!« stieß ich hervor Der
Abbe Lamhert und mein Onkel lehn
tten sich snit sesalteten blinde-n schwei
W
"1
end gegen den Si ch; ich lande, I (
Zeiten, Babelou s uchzte inte- des
re. .
Ich seite mich neben der Kantine-H
nieder und sttlste den Kopf in die
hand, den ganzen Abend verblieb ich
lautlos und ohne mich zu riihren« ge
n Mitternacht ging ich nach me nem
« armer. Bald araus lkllrte ich eine
aedampste Stimme unt-r uieinemFew
sier meinen Namen eure-. Es was
mein Bundesgenosse, der. deCWartetll
in der Allee müde, get- nmen «rar. mich
an unsere Absprache zu erinnern. «
Die beiden Innre-.
lklieber die Art, wie russische Matth
sen zum Kriee angeworben wer
aus dem Schis Wache halten und
schließlich ihren Heldentod dabei fir
den, ist eine Stizze unter dem Titel
»Die beiden Jwans« erschienen, die,
wie aus Petersburg berichtet wird, is
Russland große Sensation hervor ern-.
sen hat und auf thatsiichliches ate
rial begründet ist. Man vermuthet
daß sie aus der Feder der eJsrccu einJ
hohen Seeossiziers stammt, der an dent
ersten Seegefecht bei Poet Arthur theil
nahm. Wir entnehmen daraus des
leszten Theil mit der Schilderung des
Todes der Matrosen: ’
Vom nächsten Krieasschiss blitzt der -
blendende Scheinwerfer . . . . Der
Feind ist gesichtet. Auf dem Torpedoe
bootjäger wird sogleich alles lebendige
Der Bootsmann pfeift. Die Mann
schaft stilrzt aus Deck. Von der Briicke
tomnxt die scharfe Stimme des Com
inandantcn. Er ist eifrig und dürstet
nach einer Schlacht. Die beide
Zwanäs tummcln sich an einer Kanon
ie richten sie auf den Feind. Und d
» orpedobootzerstörer rast unter Vollö
dumpf vorwärts, durcixspaltet mit sei
ner Stahlnase die schwarze See und
eilt nnf fis-» Feind In Mr Hishi-Inb
tendurft des Äcfehlshabers ist bald fe
ftillt, denn ehe eine Stunde um -
bleibt, mit Ausnahme der beiden
: wand, kein Mann auf dem Torpedoi
dotzerftörer mehr lebend, und wie sie
dem Tode bisher entgangen sind, kön
nen sie felbft nicht sagen. Jn eine
Rauchwolke gehüllt. mit dem Bluts
ihrer Kameraden befpritzt, fechten die
beiden Jwans wie die Löwen. Ader
der Feind lam heran —- und siegt-e. «
Und als die beiden Jmans ibr Schiff
im Besitz des Feindes sahen, blißte es
plötzlich in ihrem Hirn auf, daß sie
doch sterben müßten, obgleich der Hirn
mel ihr Leben in der Schlach· gerettet
hatte. Und unter den Augen des Fein
des tauchten die beiden Jwans in den
Schiffs-kaum unter und schlossen die
Lake-L Die Japaner waren erstaunt:
»Was fiir Mensche ! Ergebt Euch, das
Schiff gehört uns. oWir wollen Euch
ehrenvoll als Gesang-ne behandeln.
Wir sind ein rivilifirtecjv Vole
Die beiden Jwans erwiderten
nichts; es war keine Zeit mehr-, die Ja
paner fchwatzen zu hören. Sie be
reiteten sich auf den Tod vor. Der
Feind trittntphirte. Es war das erfte
russifche Kriegsschiff das genommen
war; freudia nahmen sie den Torpedos
bpotjäger als Trophäe ins Schlepvtak
Und die beiden Jwans fasten unt
und hielten einen Todesrath denn D
fühlten sich noch als die Befehlsbabk
des Schiffes. Die ganze Welt blick
auf sie, aber sie konnten nicht einmal
den Himmel fehen und faßen verborg
und im Dunkeln in einem Stahlkaftes
unter Waffen
Die Berathung war kurz und dis
Entscheidung bald getroffen. »Wir
müssen fterben.« Und die beide-i Jwanl
beteten Und danach öffneten sie die
Sperrhähne und ließen das Waffer in
den Schiffsraum »Stereanfchtfchi«
sank fchnetl auf den Grund. Der Feind
hatte kaum Zeit, die Trosse 311 durch
schneiden. Jm Schlamm auf dem
Grunde des Stillen Ozeans liegt »das
erfte erbeutete russifche Schiff«, und in
ihm lieaen teine beiden «Com!nandans
ten«, die beiden Iwane Der russische
Mushik versteht nicht zu let-en, aber
er verfteht zu sterben . . . ,
.««
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Laufbahn eines Deutsche Kriegs
sch Its.
Die sriihere Kreuzersregatte Elisas
beth ist siir rund 820000 nach Stet
tin verkauft worden. Das Schiff ist
dieser Tage nach seinem neuen Be
stimmungsort geschleppt worden. Nach
dieser ihrer letzten Seesahrt wird die
einst so stolze, hochgetatette Fregatte
abgewraclt und aus ihren starten ei
chenen Rippen werben Eisenbahn
sehwellen geschlagen werden. Das
am Js. Oktober 1868 aus der Danzis
get Werst erbaute Schiff war ein Mit
ster seiner Gattung und erre te da
mats allgemeine Aufmert amteit
Elisabeth nahm 1869 an der Ein
weihung Des Sirezeanals Theil, wurde
1872 gegen Columbien, 1873 gegen
die spanischenAufständischen und 1878
gegen Nicaragua verwendet.1884 er
klärte ihr Kornmandant die deutsche
Schutzherrichaft in Angra Peguena
und hiszte in demselben Jahre in Ma
tupi die deutsche Flagge. Jm folgen
tsen Jahre sicherte Elisabeth mit vier
anderen Kriegsschissen die deutsche
Herrschaft über ein größeres Gebiet in
Ostasrita Nach sast zwanzigjahriger
Dienstzeit wurde die Pregatte 1887
als Marineschulschis umgebaut
und diesem Zwecke hat die Elisabeth
til-er 15 Jahre gedient.
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Jn Cincinnati etaälirte tüer eh ei
ne Wittwe ein Heirat sbureau und
heirathete den ersten ann, der
Aajlunst bei ihr erbat. Dat
schast ist seht geschlossen. ,
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