Julietta. Von Alfred Deutfchs Ger man. Schrof und unnahbar fällt die Kilfte in n See. Wohl an siebenhun dert Meter hoch fteigt der blanke Fels hinauf; ohne Baum, ohne Strauch opirft er von gewisser Entfernung spie gelnde Neflexe, die nach der Tageszeit dem Gardafee wechselnde Färbung ver ieihenx kleinere Felsenstücke ziehen sich klippenförmig hin und hindern das Einfahrt fuchende Schiff am Anlegen Von ferne her winkt Limone mit sei nen grünenden Zitronenhainen, und( die weißbedeckten Gipfel der den Hori sont begrenzenden Gipfel bezeugen den« Winter, der auf den unnahbar-en Hö hen wohnt. f Das Schiff, don Ran oder Defensj eno tommend. hält hier vor dem schroffen Zelfen an, auf kleinen Boo ten wird zweimal im Tag der geringe Poftoerkehr vermittelt; fetten nur arr irrt sich ein Wanderer an dieses Ge stade« an Bord des italienischen schif es aber blicken die Passagrre die ftei ' len Kanten hinauf «und sehen mit Staunen einen Fußpfad in den Feli gehauen, der immer höher führt« und so den Blick fast gegen den himmel ne richtei, erblickt man den spitzen Thurm des Kirchleins, das hoch oben ocin Sonnenstrahl getroffen, mit weiße-r Mauern nieder-schimmert Das ift Tignale am Gardasee. Ein freie-, mächtiges Leben führen sie dort oben. Nord nnd Süd begrenzen ihn-J die ivuchtigen Felsenmasfen des Loch landes mit dem Monte Pizocolo. Ab grunds und fchluchienreich ifi die Ge gend, so unwirthbar, daß nur der ge übte Schrnuggler fich.anf den ihm an: vertrauten Schleichrvegen zurechtiinss dei. Im Osten das gleiche univegbare Land, die Weftfeite aber bildet en nn ermeßlicher Tiefe der See, und ferne liegt fiir die, die da oben vereinfnmt ihr Dasein friften, aller menschlicher Verkehr. Die Welt ift fiir sie mit dein kleinen Fleck. den fie bewohnen. abne schlossen Die Bewohner des Orts seyen sich nur aus wenigen Personen zu amrnen. Bauern, die ihre Stückchen Land bebauen und aus sonnigen Stel len die itronen pflanzen. Sie tennen nur ein Gut, die Frei heit« und lieben, soie jedes ungebundcne Naturw-it nicht so sehr als dies-F-. Viele von ihnen haben noch leis-. ande res Stiick Welt gesehen, als den Fleck, den iie bewohnen, und wenn ihr Blut von dem hohen Felsen hinüberschlieiit aus die andere Miste und über rne ho hen Berglärnme hintveggleitet, so den len sie wohl an die vielen Meers-ben, die dort drüben wohnen, aber sie nei: den ihnen ihrGliicl nicht« denn sie selbst leben wunschlos. Die wenigen. die den stillen Fußpfad hinuntergestiegen find zum sSchiss und den See befahren ha ben, gelten als weltlundige Leu.e, die viel gesehen nnd viel gehört habt-i, die erzählen dann oon dein See der in seinen Tiefen so manchen töstlichen Fisch birgt, und don den diesen Men schen, die in Gardone Riviera den erei gen Frühling genießen. Jn diesem Milieu ledt Julieita. Zu ihrem Glück sehst ihr nichte. An Spin tagen machten die Burschen ihre lustig sien Mienen zum Tanz nnd es cagle ihr einer nach dem andern, daß sie die Schönste sei an der Küste des Gar-dia sees. Das konnten die Burschen z.oar gar nicht wissen, denn sie waren ja noch nicht an der Küstk des Gardaiees herumgelornmen sind, und sie sagten ei nur« urn dein alten Gebrairh der Galanterie Folge zu leisten. Das eine aber war sicher, aus dem Felsen von Tignale war Juelietta unstreitig das schönste Mädchen. Jhren hauptschmuck bildeten die löstlichen are, die ihr in schweren Zspfen herab ielen, aber auch ihre schönen Augen« die in echt italieni schem Feuer brannten, verdienten be-: sungen zu werden, zudem die seine Nase und der Mund mit den etwas starlen Lippen, zwischen denen sie so gerne die Zähne hervokleuchten ließ; ihre Gestalt war troh aller Jugendlich leit üppig, dabei hatte sie die Grazie, die der Jialienerin in jungen Jahren ungeboren ist. Von den jungen Bur schen. die sich um die Gunst der Schön: sten oon Signale bemühten, war der Matrose Marco der Beoorzugre. Er hatte vor einiger Zeit aus einem Gar daseeschifs edient und war wochenlang herumgerei . tappte Taue und ver langte den Neisenden die Billets al. Ader das dauerte nur zvenige Manne und Marco wurde dieses Lebens mus de. An einem Tage, da die Felsen von Signale hläulirhe Schatten bis in die Mitte des Sees warsen, packte ihn die Sehnsucht nach der heimath, und Tn lam er wieder und oersehivor es, räe und nimmer sein heimathidors zu ver; lassen. CI mochte wohl auch die Liebe zu Julietta sein« die ihn hinausries in das ferne, von Felsen umschlossene Resi. und Julieita ließ es sich ganz erne gefallen, daß dieser ihr stattlich Zer Verehrer war. Der Matrose Mar co, der diesen Spitznainen beibehielt, obwohl er wenig vom Seemanshands werl verstehen mo te, hielt es fiis eine anz abgemaehte ache, daß Julictta feine Braut sei« und würde es sich Eissch lichst oerbetsen haben, wenn irgend einer seiner Kumpane ihm dieses Recht hätte streitig machen wollen. Eines Tages lam nach Tignale ein seltener Besuch. hier und da erschie: nen wohl Tonristem die es sich nicht anfechten ließen, den steilen Weg nach Signale einzufchlagem um die Natur fchsnheiton dort zu genießen. Sie wurden genugsam angestaunt. Ein Besuch, der jedoch einein Jnsassen des Dorfes galt, war eine Seltenheit, wie sie nicht hoch genug gedacht werden mochte. Ein Kaufmann aus Riva hatte sich in Tignale eingefunden und suchte den Vater Juliettas heim. Die beiden Alten waren oerschwägert, und der Kaufmann aus Rioa gedachte, ein mal dem Schwager, den er lange nicht gesehen hatte, die Ehre seines Besuches zu erweisen. Man brachte ihm Ju lietta, und er sagte dem Mädchen, svie roß und hübsch es ge.oorden sei. Da Fiel es ihm ein, daß er sie in seinem Geschäfte in Rioa gut« brauchen kann, es war eben Saison, wo die Kranken nach Riva toinmen, da musz ein junqu Mädchen siir ein Geschäft gewiß vor theilhaft sein. Der alte Brogna ging sofort auf sein Ziel los. Erst wendete er sich an Julietta, ob sie schon am See gewesen sei, oder sonst wo. Juliette verneinte. Nirgrnds, seit sechzehn Jahren nur in Tignale; sie habe auch teine Sehnsucht darnach. Es gefalle ihr ganz gut. Der Kaus mann aber begann zu erzählen, wie schön es in Rioa sei, so ganz anters wie hier auf der steilen Höhe; von den vielen Leuten, die dort seien, von den Laden, in denen man Stoffe und Klei der bekommt, ·von den Fremden, die so reich und freigebig seien, und wie glück lich sie sein könnte, da sie endlich hin auf-komme in die we· e Welt. L, sie müsse ja nicht in Rioa bleiben, eg ioäre auch möglich, daß sie fort komme in ei ne andere große Stadt, vielleicht nach Graz oder gar nach Wien. Miiglich sei alles, und wenn ein Fremde: kom me, vielleicht gefalle sie ihm, tver weißt Hiibsch sei sie ja! Seinem Sassoager . sprach er in anderer Weise zu.· Es sei eine Sünde, das Mädel oben verder ben zu lassen, war- er denn habe als Bauer, er solle sie ziehen lassen, esJ llvcsllc Usl VIII Iccllp IIIU UIV chs Schwager meinte, es ging nicht. Ju lietta sei ihm zu nothwendig, um den Acker zu bestellen, den Maii zu tloofen nnd die kleine Wirthschast zu hatten, da sagte ihm der alte Brognm ,,Darü ber mußt du keine Sorge haben, das Mädel wirst du dir schon noch ersetzen können. Für dag, was sie dir leistet, betomrnst du hundert Lire an dem Tag, da Juliette mit mir nach Ridn sährt.« Der Vater zögerte nicht lange, das war ein Glück, das man nicht ent schlüpsen lassen durfte. Julietka sollte bei ihren. Verwandten verpslegt werden und noch ganze zehn Lire fiir jeden Monat bekommen; sie schlugen ein und Brogna sagte, daß er sie nach zwei Wo chen abholen wolle und das-, Geld aleich mitbringen werde. So wurde die Freiheit J;t!iettas um hundert Lire verkauft. Die grosse Neuigkeit hatte sich blitz schnell verbreitet, die Mädchen liefen zu der Hütte Juliettas und« aliJ die Burschen von den Feldern kamen. »Jur den sie damit überrascht, daß der Stern Tignaleg oon dannen ziehe. Nur einer von deanrschen glaubte es sticht, der Matrose Marco, er fluchte und wetterte, als man in der Zchente da von sprach nnd ich.oor, daß eiz niemals Wahrheit werden dürfe, feine ltieliebie diirie nicht von dannen I,i:l-.-r.i. Die vierzehn Tage verflossen rasch, nnd so tam der letzte Sonntag, den Julietta aus heimathlichenr Boden verbringen sollte. Sie hatte die leyten Nächte obs nehin nicht schlosen können, und öfters war sie zur Miste geeilt und harte in die Tiefe geblickt Nur schwach tönte das Rauschen des Sees zu ihr, sie aber blickte sehnsüchtig über die Wasser släche, dort drüben lag die Ferne, das Leben. Mit einem Male atte sie die Einförmigkeit des Lebens in ir:r Fel seneirnath erkannt, nnd kaum hatte sie oon der Möglichkeit eines andern Lebens vernommen, so zog es sie schon mit dem dürstenden Drang ihrer Ju gend von dannen. Im Traum sah sie schon blühende Gestade nnd York anL Dorf und viele Menschen, oie sich me- - malt lannten. Arn sriihen Morgen war Tignalc aus den Beinen. nd da tat-n auch schon Brogna den Felsenpsac hinaus. Er war in Sonntagslleidern und recht stattlich anzusehen. Die Einon ner begrüßten ihn mit Ehrsurcht, denn er galt ihnen als reicher« bedeutender Mann, dem wohl zuzutrauen unr, das-, er auch aus das Glück anderer bedacht war. Julietta hatte ihm mit Jubel die Küste emportlimmen seen, jetzt war es Wahrheit geworden, jetzt glaubte sie erst an das große Glück, das ihr bisher unsaßbar schien. Und Brogna nahm aus einer dickbauchigen Tasche die hun dert Lire in schmuyigem zertniillten Scheinen und damit war alles besie gelt Marco aber glaubte noch immer nicht an die Wahrheit. Er hatte es? oermieden, rnit Julietta allein zu sein. Jeht ries er sie, da sie zurn letzten Male nach der Kirche gehen wollte, zu sksh und sprach zu ihr, was das wohl alles bedeuten solle, und oh sie denn auch daran denlen lönnie, die Heimath und ihn zu verlassen. Sie lächelt-, was liinnte ihr auch Marco bieten, und was sei wohl los aus Tignale, dein elenden, kleinen, von Felsen Versperrs ten Nest? Da erkannte Marco, es sei deser Mädchen tieser Ernst, und er suchte sie zu bereden. Er schwur ihr. er denle daran. sie zu heirathen und noch mehr, er .volle zurück zu den verhaßten Ma trosen oder noch mehr, er wolle unter die Berfagliert, das gäbe dreißig Lire im Monat und von den Schmuggels geldern könne man auch verdienen. « Und Julietta lachte. Die Welt wolle sie sehen und Leute und schöne Kleider wolle sie, da droben gefiele es ihr nicht. Da gab der Bursch sein Spiel-herkam Noch erinnerte er sie an die Tage der Liebe, des Glücks, aber sie schien vergessen zu haben, was Marco ihr gewesen war. . Er eilte zur Schenke, dort fand von - jeher jeder feinen Trost. Julietta hatte Abschied genommen, sie gaben ihr Feldblumen und ichnitten ihr Georginen ab, Brogna war schon vor eine-r halben Stunde den steilen, Weg hinabgegangen, die Freundinng wollten mit und die Burschen, aber siei verwehrte es ihnen, nur Marco bat, sie - zum lSchiff geleiten zu dürfen und sie schlug es ihm nicht ab. ’So machten sie sich auf den Weg. Julietta mit ro« them Mund und leuchtenden Augen, mit frohem Sinn und Blumen i:n schwarzen haar. Sie sahen von oben ihr nach, aber lange konnten sie ihr Nicht folgen mit dem Blick,- denn der Feler wand sich, und sie riefen ihr 'le bio und warfen die Blumen ihr nach. Marco folgte Julietta in geringer Ent fernung. Sie konnten nicht neben ein-. ander gehen, der Pfar zvar zu schmal. Beide fchiegen, aber das konnte nicht fo fortgehen, sie hatten eine Stunde, ehe sie beim Boot anlangten. Julietta sang ein frohes Lied, und Marro sitnin Jm Grunde. er machte sich nicht viel aus ihr, sie war die Hiibfcheste da oben. aber er würde fchon wieder eine finden die Burschen standen ihm ja alle nach an Gewandheit, an Körperkraft, an! Erfahrung. Freilich, daß sie sich so wenig aus ihm machte, das wurmte ihn, er rief sie: »He, Julietta« wag wird jetzt aus uns. wirft du mir Treue ! hatt-ne« Sie one-) stehen and sah ian an, dann lachte sie und zeigte ihm dieI weißen Zähne, und blinzelte mit den! Augen, dazu hob sie das Kleid in dies sei-.- s.-c. .- H. r-:..... eng-»- r-r. l Vsqy sag ss Un »unt- sxnssusts sue-· Begierde ackte ihn, er wollte sie tiisi sen, aber pre hüpfte den Pfad hinunter. Das erboste ihn, aber sie lachte und lachte und rief dazu: »Das ist nichts mehr für dich, da müssen fest andere. Burschen tommen.« Julietta toari schneller als Marco, aber er war ge-! wandter, und schon nach Setnnden ’ stand er mit einem kühnen Sprung bei ihr und hob sie in die Höhe und drückte sie nnd küßte sie. Sie war toiitnend, das fehltf ihr noch, sich ietzt noch mit dem Burschen abzugeben, sie stieß nach ihm und machte sich frei. Sie glitt aus; er hätte sie aufheben können, aber in feinen Augen loderte die Wirth, mit der Faust drückte er iie unter dem Ge länder durch, sie hielt es seit, ein zwei ter Stoß. und sie lag auf dem Felsen. Da traf ihn ihr Blick und er .oußte, was er gethan hat:e, aber er diictte sich nicht, es wäre auch vergebens gewesen. Ein Schrei entfnhr ihren Lippen, mit den Nägeln wollte sie sich in den Stein ; einatabem aber sie fand nirgends eine; Kante, die ihr Hal: ges-roten hätte-, und i sie rollte abwärts-. Marco sah es, chncs mit einer Miene zu zucken, er sah nach, s l l wie sie im Bogen von der schiefen Flä- « che tveagefchleudert wurde, nnd jetzt ging eg haltlog der Tiefe zir. Schmä cher und schoächer runde das Anf fchlagen des Körpers nnd dann rollte! 's ins-I slsins Thierchva ern-Use Marco zöqerte seht nicht, jetzt galts es lein Ueberlegem von oben konnten» sie nichts gemerkt haben, und in wil I den Sätzen flüchtete er den Felsen hin-— ! auf. Keuchend stand er oben. sie ta-» men aus der Kirche, er schnappte nur’ einige Setunden nach Luft, dann tetzte er in großen Sprüngen über den Plan, sie sahen ihm nach, er trant in der Schente ein Glas Wein und eilte dann den Felsen zu. Erst eine Stunde später tam der alte Btogna und erzählte, was vorge- ’ fallen war. Sie hetzten die Bersaglieril auf den Flüchtigen, aber sie wußten selbst, dasz es vergebens sei. Jn diesen Bergen findet jeder Ver brecher ein AsyL und teiner ist von dort noch zu den Menschen wiederge- 1 tehrt. ! — -——---«--— — ; see-is tun feine Nessus-s. t Tie richtiqu Verhältnisse der mensch l lichen Gestalt wurden. wie man an « nimmt, iiik alle Zeit von dem grossen itn I ltenismen Minftlet Leonnrdo do Vinri s festgestellt Tie Proben, die cr- machte-, ntn die iiditine Lnnn der Arme nnd Beine, di( ane des Kopfes n. s. ni. sefts i itstellen, isr außerordentlich einfle nnd s lZaun leictn von irgend jemanden vorne s nonnnen new-n Tie beim-fügte Jlln l stration erklärt die Methode auf den cks i sten Blick. Leonardo daVinci glaubt, daß ; die Arme wenn ausgestreckt. innerhalb eines. um die Gestalt eines vollsommcuen I Mannes akichlageuen Streich fallen M- s len. Mdem man sichgegeu die Wmtdt stelltItmm may mji Hasses eines Fadens leicht die M tmken der eignen Propor- l tioncn Miste eu. · Peter der Unglüersoogel dunwreste ans dein llngarischen sen « ViktorRatosi. Peter Vad war der ehrlichste Mensch ans dieser Welt, hatte aber ein recht nnheilbringendes Gesicht. Ein wahr hastiaes Judasgesicht ans dein noch der schwere Verdacht ausgeprägt .oat, daß er aus seinem Gewissen das ver un! rente Geld sämmtlicher vaterlän difcher Waisenlinder, wie ein Dutzend Wechftkfälfchungen und vier Bostkiftl hobe. Jn der Schule hatte er trotz seiner musterhaften Ausführung aus »sitt lichem Betragen« eine Note zweiter Ordnung, während die sechlimm Jungen mit sympathischem Gesichte eine Note erster Ordnung bekamen. Er hatte es seinem heimtückischen, hämi schen Gesichte zu verdanken daß :r ae wöhnlich als schlechter Schüler galt da man es immer nicht glauben wollte, er lerne gut. Man hielt feine gnten Antworten fiir Sinnestänfchungein Er vegetirte ein — lzwei Klassen, dann ließ man ihn schon deshalb nicht durchfallen, damit er die Schule ra fcher absoloire und man ilm los werde. Sein Vater nahm ihn frühzeitig ane- der Schule nnd er wurde Dinrs Risi. Er ift bald darauf in der besten Ueberzengung gestorben, sein Sohn werde sein Leblana Diurnist bleiben. Er .var immer sehr sleiszia, sein Chef hielt ihn aber für recht saut, denn wenn er sich sein Gesicht an fckaute, war er überzeugt, Peter Bad führte ihn gewiß hinter-es Licht nnd er spiele nur geschickt den Fleißigen Seine stellegen bürdeten ihm ihre eigene Arbeit auf und laclziten ihn obendrein aus. Die Familienvätei nahmen bei ihm Gelddarlehen aus, zahlten es aber niemals. Wozu solltet-. sie ec- denn zuriiclzahlein — so dachten sie , er erwirbt es ja ohnehin nicht aus ehrlichem Wege. Dieser Ansicht schien manzallaeinein zu fein. Als er eines schönen Tages isne let ging, folgte ihm ein Unbe tannter auf dem Fuße, schlich sich auch da hinein und verhaftete ihn im Na men des Gesetzes. Beim Fortgehen sliisterte der Ge heiinpolizist dein Amtsdiener zu: »Der Juwelen - Diebstahl in ver X-Gasse!« Selbstredend sagten dann alle Bes-» konnten, sie hätten Das schon im Vor-J hinein gewußt. Der eine .vollke sich ganz genau erinnern, er hätte bei ihm eine llhr gesehen. Ein anderer .Vollte ihn in der Oper in einer Loae gesehen haben. Sein Benehmen war plötzlich verdächtig, sein Leben geheimnifzvoll geworden. Jedermann priifte seine Taschen, ob nicht Peter Bad auch ihm etwas gestohlen habe? Aber die Ta schen hüteten nur die angenehme Er innerung an die oon ihm erhaltenen Beträge. Am Dritten Tage kam Peter wieder zurück nnd nahm seinen aemrlsnten Platz ein. Seinem leei zeigte er dasj Schreiben der Polizei, in dein amtlich erklärt wird, daß die Verlnisrxira eins »:ranriger Fehlgriff« .vc1r. ( Seine Aintelollegeii, namentlich» jene, Die seine Schuldner waren, nah-; irren seine Rückkehr mit großem Riß-i trauen anf. Mehrere erklärten eolleri lintriistung sie könnten nicht mit. einem ,,oerdächti·.r"en« Individuum ini einem Amte arbeiten. Llin meisten; lärmte ein mundtod aemachter Rechts- i rin:valt, dem hohe Protettion zu sei-« nem jetzigen Amte verhelfen hatte. l In der nächstfolaenden Woche tout-l de Peter Vad dreimal verhaftet. Die geheimen und nicht geheimen Poli iisten ziehen ihn der verschiedensten Verbrechen. Auf der Pferdehahn wurde einer Dame die Börse gestohlen. Auch Peter saß zufällig im Wagen, und so wurde er des Diebstahlz tw schuldigt. Ein Polizeimann unter suchte seine Taschen. fand aber nichts bei ihm, und doch führte er ihn als verdächtiges Individuum in die Mach stude. Dort wurde er photographirt und sein Bild kam ins Verhrecher Tllhunu Die Dame tani bald darauf und meldete, sie habe die Börse in ih rer Winterjarle gefunden. Man ent« ließ ihn sofort, Peter wollte der Dame seinen Dank siir ihr rasches Erschei nen aussprechen, alter sie lief er schroeten daoon, und ihr tsesichtcsaues Druck schien zu sagen: »Heute sie je mand gestohlen, wärest du gewiß der Tieh ge.-vesen!« Ein anderes Mal ins-, er in einem Wirthshause, ais zufällig eine Nau ferei entstand. Die Polizisten fiihrten ihn als Anstifter ein, doch wurde er bald auf Grund der Zeugenaugsagen entlassen. Ein drittes Mal safi er tn einem Wirthshause und liest sich das Essen gut schmecken. Selbstredeno bei iahlte er auch die Zeche. Toch, als er sich entfernen .vollte, überfielen ihn die Kellner, in der festen Ueber ;eugung, er fei ein Zechpreller. Der Wirth, der das Geld von ihm iiher nommen hatte, lam eiligst hin, schaute ihn an und erlliirte, der Mann könne nicht bezahlt haben. Ein Polizist er griff die Gelegenheit und ihn heim Schopfe und führte ihn auf die Wachs ftube. »Wie heißen Eies« fragte ihn der Polizeibeamte ,,Peter Vad.« »Schon wieder sind Eie hatt Weg ist denn wieder los?« »Der Wirth behauptet, ich hätte meine Zeche nicht bezahlt. Ich habe ihm eine Bantnote übergeben aus der die Jahreszahl 1885 mit Bleisttft ge schrieben war.« Der Wirth nriifte die ·Bantnoten, und sichtlich erstaunt sagte er: Der Mann hat Recht!« »Peter Bad, hätten Sie das nicht im Wirthshause sagen tönnen?« fragte der Polizeibeamte ärgerlich. »Man hat mich nicht zu Worte kommen lassen.« »Schaucn Eie, daß Sie fortkom nien!« Peter wurde zur großen Freude sei ner Kollegen ans dem Amte entlassen. »Nota: ische Verhrecher dürfen anstän digen Leuten nicht das Brod vom Munde nehmen«, sagten sie einstim mig. Es war kalt, der erste des Mo nats und somit aus Zahltag. Er hatte lein Geld, um Wohnung und Rost zu bezahlen. Ohne Geld tonnte er nicht nach Hause gehen, denn sein mißtraui seher Quartiergeber hätte ihn nicht einen Tag aeduldet, wenn er nicht die Mietl e fiir den ganzen Monat im Vorhinein bezahlte Er schleuderte daher in den Straßen umher und schaute durch die Schausenster in die gutgeheizten Laden hinein. Pliitzlich entstand ein großer Lärm. Jemand lief an ihm vorbei und hunderte Men schen rannten und schrien: »Aushal ten!« Der erste, der zu Peter tam, packte ihn beim Kragen, warf ihn zu Baden und hielt ihn fest, bis ein Po lizeimann getomnien .var. Diesem erzählte man, er habe beim Jukvelier Spiegel dass Schausenfter eingeschla: gen und eine goldene Kette gestohlen. Er .ourde in die Wachstube gebracht. Peter fror es. Der Herhftroct konnt-: der Wintertiilte nicht Einhalt thun. Jn den riinnen Beintieidern zitterten noch dünnere Beine. »Was geschieht mit dem, der stiehlt'i« sraate er den Polizeibeamten »Er wird eingesperrt« Im ein neiieirieg siimmcrU »Ja-« »Bekommen die Sträslinge zu essen?« »Man wird sie doch nicht Hungers sterben lassen.« ,,Bekommen sie auch tileider?" »Gewiß!« Peter gab das zu denken. Wie wohl muß sich ein Sträslina fühlen, dachte er, der von den Plagegeistern dieser Welt abgeschlossen,s in einem warmen Zimmer ledi, und noch obendrein zu essen bekommt. Beim Bei-hör sagte der Polizeibe amte: »Sie find dag, Peter Bad? Der ist unschuldigs Was will man wieder von ihni’?'« Herr Spiegel erzählte den Fall. »Ist er davon gelaufen«, fragte der Beamte. »Nein! Er stand ruhig bei einer Lampe." ,,.f,at man die Rette bei ihm gefuns den?« »Nein! Er kann sie aber sortaedor ien hat-ein« « »Ich liabc das Echauienster einge nsorsen«, sagte Peter ruhig. »Die Rette babe ich .r)eggeworsen.« »Zeigen Sie mir Jlrre Hiinde«, sagte der Polizeibeamte tir schaute sich die Hiinke an und sagte: »Mit dieer Händen tann man einl l Schauiensjer nicht einichlageiit!« »Ich hab-e es mit einem Stocke ein geschlagen." »Wooon sind also die Glasscherben blutig geworden?« fragte der Polizei beamtr. ----- »Peter Bad ist unschuldig. Ein anderes Mal achten Sie besser darauf, wen Sie festnehmen.« Peter war traurig. Er schimpire aus dac- Gesetz lustig darauf los, wel cheg vorschreibt, daß man Verdienste haben müsse, um ins Strashaus zu kommen, und daß anständige Men schen nicht hinein kommen können. Er schlenderte wieder in den Stra: szen umher und zerbrach sich darüber den Kopi, wie man auf anständige Weise ins Sirashaus kommen könnte. VI tin-v han«-n Mass- stitsr or nur« einen Nachtwächter. »Ist anen nicht lalt?« fragte et. »Nein, lieber Freund!« »Lieber Freundl« .viederl)olte er. Das that ihm sein- wohl. Und das hatte er der Dunkelheit der Nacht iu Demanten Der,Nach:vöter sal) nicht sein Gesicht. »Ist Ihr Amt schwer?« »Nein. Man löst mich bald ab nnd ich lann dann in den warmen Keller schlafen geben. Auch hier bin ich im Peli und Stiefel.« Warmer Keller, Pelz, Stiefel! Das sind ja herrliche Dinge. ,,Get;en Sie bald in den Keller?« fragte Peter. »Nein. heute must ich länger da btei ben, weil ein Kollege in der Nacht ge storben ist.« »Ist die Stelle besetzt?« ,,Nein.« »Von wein hängt ihre Beseynng ab?'« »Von mir, denn ich bin bei Ober wächter." Peter plauderte noch lange mit dein Nacht-möchten Tie«Nacht zog eisen dunklen Schleier über sein Gesicht und ek war schön, liebenswürdig und insp pathisch wie jedes andere Wiens-»listi tind. Er erbat sich dass Wohlwollei des Nachtwächtere nnd er hosste zirvier sichtlich, daß die Nacht au ihm Bkcd geben werde. Im Keller einigten sie sich, und lie tei — ist Nachtwächter geworden. l Er betet die Nacht an und hast den Tag. Jn der Morgendiirnrnerung legt er sich schlafen, in der Ade-swam rnerung steht er auf und bewacht die glückliche Menschheit, fitr die Gott den Tag, den Sonnenschein, den Wohl stand geschiffen shat. ——«---.-(.---—-— Ctn guter- Scherz Aus Zi. Petersburg Jvird einem Berliner Blatie mitgetheilt: Der Krieg zxoischen Frankreich und Deutschland von 1870 war auegiebr:ch-:n, und mit mächtige-n Interesse wurde in St. Pe tercsburg der Fortgang des Feldzuges verfolgt. Natürlich- waren auch hier, loie bei jeder Gelegenheit, die Sympa thien sehr getheilt, im allgemeinen konnte man aber entschieden von einer größeren Stimmung für Deutschland sprechen, war doch selbst der Hat Alexander der Zweite Deutschland höchst freundlich gesinnt. Anders stand ei- ader mi.i dem damaligen Thronfol ger, dem nachmaligen Alexander dem Tritten. Zur Gemahlin hatte er tie tanntlich die däuische Königstochter, die schöne Tag-nar, und rnit ihr ver eint suchte er überall Deutschenhaß zu entfachen Auch unter den Offizåeren pvollte er oor allen Dingen alles Deutsche auggerodet sehen, und des lialb hatte er einen sogenannten »mi lifcheu Abend« veranstaltet, an detn allen Theiluelsuiern jedes deutsche Wort aufs strengste verboten war, sa IS mußte sogar jedes Vergehen dage aen mit einein lrleldopfer gesiitint wer den. Kaiser Alexander hörte natiir lieb auch bald von diesen Abenden, delche er, seiner doch eben ganz and-neu «2stesinn:s.ng .negen, nicht im geringsten billigte Eines Abends nun, als er Uns-»te, daß schon eine Menge Ossiziere :.-1:inigt waren, und das-, sein Sols-T hprs Tlrvnnfnlnor »Im- III-In In Uns-o Hv-, aq-, -·- -7--· JJZE tte weilte machte er sich auf, W Versammlung zu überraschen. Nicht aering war das Erstaunen der Anwe senden, als ihr taiserlicher Herr ein trat und sie recht freundlich, aber in deutschef Sprache begrüßte. Er nah-n mitten unser ihnen Platz und slott ging die nterlsaltung lus; aber, o Graus-, immer nur deutsch· Was blieb übrig, man mußte deutsch anworten und dann natürlich auch seine Strafe zah len; umgebend rouchs die Summe in der Kasse von Minute zu Minute, im mer höher. Der Kaiser erhob sich, um die Herren nun allein zu llassen, vor l1er fragte er aber noch, wozu das Geld bestimmt sei, das an solchen Abenden eingenommen werde. ,,Maje: stät«, erhielt er vrnr Antwort, »dariiber ist noch teine Bestimmung getroffen, noch nie ist so oiel Geld einaezp angent« »Tai- ist ja inni,o’5« erwiderte daraus liickyfe nd der Har, »Dann wollen mir es Doch den verionndeten Deckt schen schicken!« Die russisch n Deutsch nhas ser machten lanae Gesichter , aber von Den deutschen Verwundeten wurde das Feld mir aroßer Tanlbarkeit und se aeisterung ausgenom.1:en. —- ---I-.-—-»——— Eichen-J Mitlei. Herr: »Ach Herr Doktor, meine Frau hat p lötzlich die Epraettc verlo ren, sie tain tein Wort sprechen« Doktor-: ,,.stominen Sie ’mal Nachts uiki zwei Uhr nach Hause; vielleicht tctomnn 7ie sie dann wiedert« Berliner Viergärten. FO-. Its-» Vcnmndz »Ihr NIIUTMWWL Her-: Ban this» du« wohl fi"t:« unsere Ges sclljrtnfs zu Ums irr-IV Wind »Um-h Ist w ja gerade sicht« nich hoch ich how-IF