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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 6, 1904)
Freudigkij T . Schon reift der Frühlin swind Mit hörst-en leicht und ltn Die zarte braune stille Bon griiner Knospen Fülle. Nun noch ein Regen sacht Jn lauer Lenzesnacht Und liebende Gewalten , Den Schleier fanft entfalten O sonn’ges, weiches Grün, O wonn’ges, reiches Bliih'n, Dich möcht' ich ewig preisen In immer neuen Weisen. Wie man einen Mann bekommt j Von Julius Keller. »Ach, das ift empörend!« tief Minna mit zornbebender Stimme, während ihr eifrig lauender Mund sich schmerzlich verzog. ; »Was denn, Minnclen3« fragte er staunt die Taute. : »Der Kuchen -—— der Kuchen ist alt backen! Und die Bäckermamsell hat mir J doch ihr Ehrenwort aus seine Frische· gegeben! Es ist empörcndt Was foll» Herr Liebling von uns denlen, daß wir . ihm solchen Kuchen vorsetzen« « »Herr Liebling kommt nicht her zu! mir, um Fluchen zu essen,« sagte die? Tantc vertveisend, ,,sondern um dich! tennen zu lernen.« »Aber das müssen wir ihm doch soj angenehm wie möglich machen, Taute. s sonst hat’s teinen Zweck. Jch hab’ mich i in meinem Heirathsgesuch erpresz als-s gute Hausfrau empfohlen s— und eine » gute Hausfrau gibt keinen altbaclenen Kuchen.« »Wenn du selbst ihm nicht zu alt:« backen bift, wird er den Kuchen Hinter schluclen,« meinte die Tante in ihrer merkwürdig grimmigen Manier zu i lchcr.-.en.·' s »O, Herr Liebling ist sehr verthhni. i Das hab’ ich schon neulich gemerkt, alsJ i wir uns zum ersten Male trafen... Er h:-t überhaupt nur von Essen undi Jkinlen aefvrodien.« ( »Das sind die besten Männer-. Die lassen sich am bequemsten behandean Darum hat ihm wohl auch deine An- s nonee gleich gefallen: ,,Eine erfahrene« Wirthschafterin s- anspruchslog —-—: von freundlichem Aeuszern, jahrelange1 Pflegerin alter, träntlicher, endlich mit s Tod abgegangener Dame -- kleines Rente aus Dantbarteit" « das zieht; allemal bei die erbärmlichen Manns-l personen, ohne die ihr nu doch mal; nicht leben tönnt . . . Na, neugierig bin; ich ja auf den Menschen Liebling« tlingt ja ganz angeneh1n... Frau( Minna Liebling, jeborene Ftlimpe, das macht sich sehr akkurat." »Tantchen, fpute bloß nicht vor.«« rief Minna ängstlich. »Herr Liebling ist ein furchtbar tühler Mensch . .. Sehr eilig hat er’s jedenfalls ni tmit · der Heiratherei . .. Und wenn e hierl nun noch solchen Kuchen triejt . . .« s »Na, denn hol meinestoejen andern i Fluchen. Aber ein bischen dan nu, es is jleiw viere.« Hastig stürzte Minna zur Thiir hin aus, während die Tante noch einmal( aufmertfam den freundlich gedecktenl Tisch musterte. Nach wenigen Minu-! ten schon tehrte die anspruchslose Jungfrau mit freundlichem Aeufzeren athernlos zuriieh »Er kommt schon! Er kommt schont Jch ha’ ihn um die Ecke biegen sehen. Tantchen —- briih’ du rasch den Kassee 1 ( aan bitte, bitte . . . aber —- -« »Ohne Zichorien. . . gewiß doch!'« Minna hatte mit behenden Fingern. kaum den Kuchen von seiner Hülle be- ! seeit, geschnitten und mit freudestrah- ! lender Miene getostet » da tlingeltej es schon . . · Sie warf rasch noch einen i Bliet in den Spiegel, der die schlante’ Gestalt kaum in ihrer ganzen Längej .. e-kt... ---..«.«-.«. tOJA ts-« »Um-nd zu sunue »oui«-»Hu, sum-, »v, ---.»..- » iiber das hellblonde haar und gingt dann mit mühsam erheuchelier Würde hinaus, um zu öffnen. »Herr Liebling . » ich heiße Sie in unserem bescheidenen heim herzlich willlommen,« sagte sie, getreulichWort- » laut und Ton all nach den wiederhol ten Versuchen der letzten Tage wah-: rend. here Liebling trat ein. Steis und gemessen, als komme er in Geschäften. Sehr eilig schien er’s wirtlich nicht zu haben. Aber er sah höchst adreit aus, der eben etwa den Dreißigern entron nene Mann. Tadellos nach neuester Mode gekleidet, die lräftigen Hände in enge« hellgelbe andschuhe gezwiingt. Er war roß un breitschulterig, das Gesicht Ftrotzte von Gesundheit, die hellen Augen blickten tlug und ge witzigt, aber auch ziemlich liihl und gelassen drein. So tiihl und gelassen, drein. So tiihl und gelassen, als habe er Abends sein Notenblntt vor sich, wenn sein starker Arm die Baßgeige hielt und die breite Rechte den langen Bogen kräftig darüber hinweg strich .Jch sreue mich, Sie bei uter Ge sundheit zu ehen,« sagte er, ich lang sam die han schube ausziehend «Sind Sie immer so gesund, verehrtes Fräu lein?« »Seit meinem siinsten Jahre bin ich niemals trant gewesen,« ries Minna eifrig. »Seit Jhrem siinsten Jahre! Nun, das ist ja eine schöne Zeit her. Aber man hat es nicht ost, daß sehr magere Leute so gesund sind." .Sind Sie es nicht« Herr Lieb lings« " -» »O danie, es macht sich. Aber ich fürchte-mit der Zeit stellen sich doch Yeöraska Staats-— Anzeiger Und Yerold J. P. Windolph, Herausgehen Grund Island, Nebe» ti. Mai 1904 (ZweitckThcil.) Jahrgang 24 No. Zei. allerlei Beschwerden ein. Und da muß man ’ne ganz gesunde Frau haben." »Die einen ausopfernd zu pflegen und gut zu kochen versteht, nicht tvahr?« Sie lächelte ihm bei diesen Worten verheißungsvoll zu, aber in seinem «l)iibschen, vollen Gecht verzog sich keine Miene. »Nun, das ist ja das wenigste, was man von einer Frau verlangen tann,« sagte er gemessen. »Wollen Sie niclyt Platz nehmen, Herr Liebling?« « «Dante...« Er setzte sich in die Sofaecke und ließ seine Blicke durch das Zimmer schweifen. »Mit haben Sie er- hier —— sehr nett nnd behaglich.« ,,Finden Sie, tvirtlich?« «Sonst wiirde ichs nicht sagen.« Und dann rnusterten seine Blicke sie - aufmerksam ergründend --- vom Schei tel bis zur Sohle. .. »Waren Sie auch als Kind schon so gron Fräulein?« fragte er nach län gerem Schweigen, das er mit einer fürchterlichen Musterung ihrer Per sönlichteit augfiilltr. »Ach nein . .. wahrhaftig nicht. Jch bin ganz plötzlich so in Schuß gewin men.« »Hm, t)m . .. Eigenthiiinlich . . . Ich bin, ganz offen gesagt, im allgemeinen nicht sehr enthusiagmirt für große Leute . . . Jch gefalle mir selbst des wegen nur sehr mäßig · . . Aber das ist ja schließlich Nebensache. Man ge möbnt sich vielleicht daran4 Als-r nett haben Sie es hier — sehr nett... Besorgen Sie die ganze Wirthschast selbst?« »Gewiß, Herr Liebling. Wir sind äußerst sparsam.« »Sparsamteit ist eine Tugend, aber sie darf nie zum Geiz ausarten. Jng besondere soll man sich niemals etwas tisam Munde absparen, verehrtes Fräu ein.« »O, das thun wir auch nicht . . . Da kommt die Tante schon mit dem Kasfee.« Frau Rosa Klimpe erschien msi ihrer riesigen Kanne im Zimmer und machte ihre würdevollste Bewegt-na Die biedere Frau und der venikle Herr musterten einander, als wollten sie ge genseitig in den verborgensten Falten der Seelen lesen. »Seht angenehm,« saate Herr Lieb lina nach erfolgter Vorstelluna, nnd Frau Rasa murmelie etwas Aehnlicheg Dann schenkte sie ein, und Minna präsentierte den Kuchen· Die ersten Tassen wurde-n schweigend geleert. Herr Liebling schien ganz in Gedanken und Erwägungen versunken. »Schmeclt Jhnen der Kaiser nick;t?'« wagte Mino endlich zu iraaen. »O ja .. . danle. Es macht sich Wissen Sie, ossen gesagt, ich tann ihn gar nicht start genug bekommen-. Das ist eine Schwäche von inir·" »Es ist-die Ausgabe einer tüchtigen Frau,« sagte die Taute, »sich allen Schwächen ihres Mannes anzupassen, falls es ihr nicht gelingt, sie auszurot ten.« Liebling sah sie mit weitgeösfneten Augen an, während Minna sich an ihrem Stückchen Kuchen heftig vers schluckte. »Ich bin mehr siir das An --se-.. « e-«.t- « sm-- hi» speist nnd Punkte, IuVu k- »u--» »·-- .-..,. -.» nahm einen langen Schluck. «Werden Sie mit Ihren gutentttathschlägeu dem Fräulein Nichte immer - s zur Seite stehen, verehrte Frau?« Dabei ruhten seine scharfen Augen mit durchbohren den Blicken auf ihr. »Blon nach Wunsch, Herr Liebling« bloß nach Wunsch.« »—- -— m. hm — — Er lehnte sich in die Safaecke zurück und starrte nachdentlich vor sich hin Das Ertönen der Klingel riß ihn erst aus- feinen Gedanten. Tante Klimpe eilte hinaus und zog gleich darauf ein dralles, junges Mäd chen in’5 Zimmer. »Kommet! Sie nur ’rein, Fräulein Klara,« sagte sie dabei, »wir haben Besuch —- da können Sie ein Täßchen Kaffee mit trinken.« »Kliirchen, du?« rief Minna, die Eintretende mit nicht eben freundlichen Blicken betrachtend. »Ja —s-- ich kam mit heran, um dir deine Taille anzuprobirem weil ich heut’ Nachmittag gerade Zeit habe . »Aber ich nicht, Märchen« Fräu lein Klara Puck. meine Freundin -— JModistin bei Hirschseld und Sieben schlaf. .. Herr Theodor Liebling...« » »Seht erfreut, verehrtes Fräiilein.« s Minna blickte ihrenGast verwundert Han. Wie anders er das gesagt hattet ; Und wie er die tieine, mollige Gestalt Hdas freundlich und leck lachendc Ge fsichtchen mit den lustigen, braunen »Ur-gen ansahtp Gar nicht so kühl, sc : geschöstsmäszig. »Willst du wirklich ’ne Tasse Lasset mittrinten. oder-hast du leine Zeit Klörchen?« fragte Minna rasch. Aber die Tante hatte Märchen schon aus sinen Stuhl niedergedrückt und ib· eingeschentt. . « Klärchen begann zu plaudern, in ihrer heiteren, unbefangenen Art, und Herr Liebling antwortete ihr, auch wenn sie ihn gar nicht gefragt hatte . ·. Sie kamen beide erstaunlich rasch in ein lebhaftes Gespräch, und Minna sasz sassungslos dabei und starrte bald den tiihlen, geschästsmiißigen Mann, bald die temperamentvolle Freundin an... Liebling war jetzt wie umge wandelt. Er hatte plötzlich nicht nur Jnteresse fiir Essen und Trinken, tei nerlei Erwägungen und Grübeleien schienen ihn mehr zu beschäftigen, und wenn sie sich erlaubte, auch eine Be mertung in das Gespräch zu werfen, dann wars er ihr einen theils verwei senden, theils mitleidigen Blick zu. Die Tante aber beobachtete stumm und starr die Szene, und ihre Miene ver rieth, dasz ihr diese Wendung nicht unangenehm sei. Herr Liebling hatte ihr aus den ersten Blick gründlich miß sallen . .. war das ein Mann für sie? Und mußte denn überhaupt geheim thet werden?. . . Die schöne titcnte .. fijr einen fremden Mann? . .. Die Stunden verrannen... Frau-— lein Klärchen und Herr Liebling amti sirten sich immer besser . .. Sie scherz ten und lachten . .. und verzehrten den Kuchen bis auf den letzten Rest .. Die Tante war hinausgegangen... und Minna still und immer stiller «ewor den. Die Thränen drängten ich ihr in die Augen, und sie bombardirte die Freundin mit heimlichen Blicken mith sam unterdrückter Wirth-nnd Eint-ö 4 llllkg. Was lDllc Ocllll llll Uclll Wans chen so Hinreißendes, daß sie die um diesen Mann geschlungene Eisliiille jäh auszutharen verniochtes« Wieso dag? Etwa weil sie laum zehn Jahre jüuaer war? Oder kleiner und voller?... Oder weil sie so lustig und unbefan gen plauderte?... Da lachte sie schon wieder hell aus, und er, ihr Liebling, lachte mit . .. Als ob er hier zu Hause wäre und Klärchen ihn zu Kassee und Kuchen geladen hätte! Endlich faßte Minna einen heroi schen Entschluß. ,,Filara,« sagte sie mit einem kampf hasten Versuch zur Ruhe, ,,wollen wir nicht doch lieber noch die Taille anpros s biren?s« »Aber nicht doch, nicht doch!« rief Herr Liebling rasch. »Es ist ja gerade so gemiiihlich.« »Nun, wenn Sie meinen,« sagte Minna spih, »dann verzichtc ich da raus.'« Damit stand sie aus, wars den bei den einen vernichtenden Blick zu und trat ans Fenster. - Erkannte das kluge Märchen jetzt die Situation? Sie war einen Mo ment betroffen. dann erhob auch sie sich rasch und sprach: »Herrgott, schon halb sieben-» da muß ich ja sort . .. Wie man sich doch verplaudert . . .« Jni selben Moment sprang Lieb ling von seinem Sitz aus. »Gestatten verehrteg Fräulein, daß ich Sie begleite?« »Danle sehr, HertLiebling, aber — »Nein ,,Aber«, bitte sehr! Wir l)a ben so ziemlich denselben Weg» Bin auch vermuthlich hier schon lange ge nug lästig gefallen .· Verehrtez Fräu lein Kliinpe... Es war mir sehr an genehm, und ich dante bestens siir die freundliche Ausnahme . . « hock- mtfnokickstpt stand sminnt-I in ihrer vollen Länge vor ihm. »L) bitte sehr,« sagte sie mit erbeu chelter Kälte, »auch sur mich ioar es ein Vergnügen . · .« ,,Empsehlen Sie mich der lieben Frau Tante... Vielleicht sehen wir uns gelegentlich einmal wieder...« Dann trat er muthig näher und sprach gedäiupsten Tones: »Und im übrigen seien Sie mir nicht böse, und tragen Sie eg mir nicht nach, wenn unsere Angelegenheit nicht zum Abschluß tommt . .. Es war ein Jer thum von inir... Jch bin zu bedeut lich siir solche Geschäfte... Bei mir mus; alles von innen heraus kommen, wissen Sie — ossen gesagt —- ganz iinpulsiv, wenn Sie das recht verstehen . . . So . .. vorbereitete Sachen — die machen mich ängstlich und topsscheu .. Also nichts für ungut . .. Der Lasset war tvirllich ausgezeichnet . . Alle seine gut gemeinten Wendiins gen halfen nichts. Minna musterte ihn mit seindlichen Blicken und lot-spli mentirte ihn und Märchen mit kalter Höflichkeit zur Thiir hinaus, .. Acht Tage später aber erhielt Fräu lein Klara einen Brief von ihrer Freundin Minna, der folgenden Wort laut hatte: »Mein Fräulein! Theile Ihnen hierdurch mit. daß ich die Taille so nehme,«wik sie ist. und aus jede An probe Jbrerseits verzichte, indem ich mich durch Augenschein davon über ieugck’habe, daß Sie meine Kundschast txt-zu benutzen, sich in meine Privat , verhältnisse zu mischen und ohne Na men zu nennen, Arm in Arm mit einem herrn auszugehen, der sich mir in reeller Asicht aus mein tostspieliges Gesuch genähert hatte. Man gibt aber nicht Geld aus, spendirt Kassee und Kuchen und spielt nicht die Lie benswiirdige, damit eine andere das Gute davon hat. Indem ich Ihnen hierdurch Freund- und Kundschast kündige, wünsche ich Ihnen, daß Sie mit Herrn Liebling so glücklich wer den, wie es Jhnen nach verrathener Freundschaft möglich ist, und bitte um quittirte Rechnung. X Mit Achtung Minna Klimpe.« Postwendend traf die Antwort ein: »Wertl)es Fräulein! Nachdem ich mich heute mit Herrn L. verlobt habe, be daure ich, Ihnen teine Rechnung sen den zu können, und bitte Sie, das mir zustehende Honorar als Deckung der Auslagen Ihre-H siir mich so erfolg reichen Heirathögesuches, sowie siir staffee, Kuchen u.s.tv. betrachten zu wollen Zu Gegendiensten stets bereit. Hochachtungsvoll Klar-a Puct.« -».—--.-..--—« — Wo ist dat Fiter. Huuioregke von A. W. D ii h o s e n. Im kleinen weltentlegenen Städt chen Sch. war schon lange Feierabend in den Wirthsstuben geboten. Der Nachtwächter hatte seinen letzten Gang durch die enggiebeligen Straßen seines Revier-z gemacht, hatte iuit seiner ver rosteten Stimme die zwölfte Stunde gerufen, die letzte Laterne vor dem Rathhaufe ausgelöscht und war nun auf die niedrigen Stufen des Markt brunnens niedergesunten, um noch ein lleines Schläfcheu zu machen. Ueber allem lag ein tiefer Friede ——— ein sat tes Schweigen und dur durch die Tod tenstille des Martteg dranaen die gleichmäßigem fchnarchenden Athen1—-— ziige des Wächters. Aber nicht lange sollte er sich seiner wohlverdienten Ruhe erfreuen. Denn plötzlich störten verdächtige, aber nur aller betannte Töne seinen Schlum mer. ,,Tut -— tut —- tut -—·« , Der Nachtwächter sprang halb hoch, rieb sich die Augen und murmelte un willig: »Dunnerslag —- Füer!« Aber taum, daß er noch darüber nachdachte, ob er es nicht geträumt haben könnte, ertönte schon wieder entfernt dieses Geblafr. Da sprang er vollends auf, faßte sein Horn und stieß hinein --— ein ges waltiger ähnlicher Ton. Der Obernachtwächter ftlbbeh der etwas entfernt in einer Seitengasse unter einem Thorbogen schlief, wurde nun durch den Alarins eines Kollegen auch aufgsveckt ——- und auch er that seine Pflicht «——- hob sein Horn und lies. So ranntenBeide durch dies-trak fzen und alarmirten die Bürgerschaft «- jeder -in seinem Revier· An den Fenstern der verschlafenen Häuser wurde es lebendig, Gestalten in Nachtmütze nnd tiefstern Negligee zeigten sich angfterfiillt. Der dicke Brauer, der auch Mitglied der ftädti schen Musittapelle war« warf fich nothdiirftigin Kleidung, nahm« da er dieSignaltromPete nicht finden konnte, feine große Baßtrompete, ftiirzte auf die Straße und blies in tiefsten Tönen das lange nicht vernommene Feuersta nal —— gleich ihm hörte man auch bald noch die übrigen Signaltrompeter blasen. Binnen einer halben Stunde war fast die ganze Wehr auf dem Markt Platze verfarnmelt, dazu alle Neugieri gen und Kinder und alle fragten ein ander: ,,Wo is dat Fiier!« —-- aber jeder bekam die Antwort: »Ja s it weet nich —-- da is ja blast worn.« Nur derKomainndant der Feuerwehr fragte nicht, es war ihm bewußt, daß seine Würde gewahrt werden müsse und er ohne Verzug schneidig aufzutreten hätte —- fo tonnnandirte er denn ---— ohne auf die Fragen zu antworten: »Ernst-en heraust« und sein Kom mando ging weiter von Mund zu Mund, indem jeder rief: »Spriitten ’rut!« Schwersällig drehte sich der Schlüs fel im eingerosteten Schloß, die Ver staubten Spritzen wurden aus ihrer Ruhe herausgerissen s— hatten sie doch über zehn Jahre hier ruhig geschlafen s- und auf den Markt gefahren. Jn zwischen hatte der Kommandant sich nach einem der Nachtwächter umge sehen, aber keiner war zu finden. Da erschien gottlob der Bürgermeister in höchst eigener Person. Jn der Eile hatte der Allgewaltige sich nur den Schlafrock angezogen, aber um seine Stellung auch äußerlich zu kennzeich nen, über feine Nachtmütze den Zylin der gestiilpt —- fo daß nur noch der letzte Zipfel erfterer hervorschaute. Der Kommandant stellte sich in Po situr und meldete vorschriftsmäßig: »FeUerwehr ausgerüstet, fertig zum Aufbruch.« «Dante, mein Lieber, entgegnete der Bürgermeister huldvollsi, »aber wo ist denn das Feuer?« « h «Lt3)er Kommandant kam in Verlegen ei : »Ja, ich habe weder Obernachtwäch ter Abbel noch Wächter Luden gesehen, und habe daher nähere Jnsormationen noch nicht erhalten können.« Der Bürgermeister zog die Stirn in Falten und ries sehr angestrengt in die dersammelten Leute hinein nach den beiden Wächtern. Aber sie waren nicht zur Stelle und einer der Feuerwehrleute entgegnete: »Ja, de blast dor hinnen ja noch.« Schließlich wurde der Wächter Lu den durch ein paar Abgesandte heran gebracht. Auf die Frage des gestrengen Ober hauptes der Stadt, wo es brenne, konnte auch er nur antworten: »Herr Bürgermeister, ich weiß nicht.« »Was-? Sie sollten aber als Wäch ter wissen —s-s cie haben doch alarmirt und geblasen?« »Zei, das hab ich schon —— aber ich bab’ man bloß geblasen, weil Abbel, der Obernachtwächter, zuerst blieg.« Also mußte Adbel es wissen, zum Gliick tatn er schon hinten angelaufen. »Nun, Abdel, wo ist denn das Feuer? Wir warten hier und wissen nicht wohin; ,,warum kommen Sie nicht gleich und erstatten Meldung’5« »Herr Bürgermeister, weil ich ge glaubt, Luden, der zuerst blies-, hätte es gemeldet; ich weißes ja selbst nicht, Ins-Roten sit-ein« nur Uffsvsvn »s-: ZFII ,-..-.... sp,...» ......... .»., ..., Luden tuten hörte." »Wie? Sie haben doch zuerst alar mitt, sagt Luden!« »Wat, ik schall — nein, Herr Bür germeister, das ist nicht an dem,« Die beiden Wächter stritten sich noch eine Zeitlang, bis schließlich der Bür germeister der Diskussion ein Ende machte und sagte: »Es scheint sich hier um einen frivolen Streich eines unsau beren Patrons zu handeln —— aber die Sache wird ausgedeckt, ich werde strengste Untersuchung einleiten« — und zu der Feuerwehr gewendet fuhr cr fort: »Meine Herren, Sie sind leider durch einen blinden Lärm alarmirt worden, aber Jhr rasches Hiersein hat wieder gezeigt, wie tüchtig die Wehr ist, und daß wir ruhig in die Zukunft blicken können — ich danke Jhnen.« Damit ging er voll Grandezza heim. Der Kommandant ließ die Sbritzen wieder in ihr Gebäude bringen und befahl: «Abriisten!« Unter Murren, theilweise auch Lachen, zogen die bra ven aus dem Schlaf gerüttelten Bür ger heim. Als nach Wochen aber einmal bei Tage ein hier noch nie gesehenes Auto mobil durch die Straßen fuhr und man sein Blasen vernahm, ivnrde man sich klar über den einstigen Feuerlärm Der Bürgermeister aber ließ, nach dem auch er hierin die Ursache des Feuerlärmg erkannt hatte, uni wieder ähnlichen Ruhestörungen des Nachts vorzubeugen, an beiden Enden der Stadt, wo die Landstraße durchging, Plakaten mit folgendem Wortlaut an bringen: »Automobilien ist das Fahren durch die Stadt Abends nach 9Uhr wegen der damit verbundenen Feuersgefahr bei Strafe verboten. Die Ortspolizei behörde-« —-— — Dic kleinste Frau der Welt. Die Sensation in Paris ist geaen wärtia die kleine »Prinzessin Chi quita« geworden, die allabendlich im ,,Hippodrom« auftritt. Diese tleine Dame wird von der französischen Ge sellschaft geradezu bestürmt; erst sah man sie als eine Art lebende Puppe an, jetzt ist man völlig begeistert über ihre Intelligenz. Jeden Nachmittag und Abend drängt sich die Menae um sie nnd bittet um ihre Unterschrift auf Photographien nnd Postiarten. M Vostock berichtet, daß er Eintrittsgeld im Betrage von 2(),00« Mk. fiir die Woche eingenommen hat. Chiauita ist das zweite von sechs Kindern normaler Große. Sie wurde im Jahre 18853 in sehr bescheidenen Verhältnissen gebo ren. Der Arzt, der ihre Mutter bes handelte, aab teine Hoffnuna daß das Kind am Leben blieb, da es nur etwas über 900 Gram-n wag Und in einer Eigarrenkiste Platz hatte. Sie gedieh jedoch, wenn sie auch erst mit fiins Jahren zu gehen anfing und im Spre chen sehr zuriick war; aber von ihrem sechsten Jahre an halte sie das Ver säumte nach und. ist ietzt sehr ge spriichig. Die kleine Dame ist auf ihre Art eine große Musikerim sie spielt Mandoiine nnd Xhlophom aber tein Klavier ist bis jetzt gemacht worden, das klein genua für ihre winzigen Fin aer wäre. Sie tanzt sehr oft und fiihrt bei ihren Abendvorstellungen im Zipdodrom einen ,,Caie Walt« in söchst eleganter Weise auf. Sie ist, im Gegensatz zu den meisten »kleinen Menschen«, eine qroße Kinderfreundin, und es ist sehr spaßhaft, sie mit funf oder sechs Kindern von süns, sechs oder sieben Jahren zu sehen, die alle IesV-e sind als sie. wh Dte ,,Saslaskaunner« M der Zeit Karl des Orpheu. Man schreibt aus Göttingen: , Jn dem eine halbe Stunde von hier ent fernten Dorf Grone wurde dieser Tage ein großes Gräberfeld entdeckt. Ein ehende Untersuchungen, die Herr Iro fessor Dr. Verworn neulich vorgenom men hat, ergaben das interessante Re sultat, daß hier alte sächsische Reihen gräber aus heidnischer oder friihchrist licher Zeit, etwa aus der Zeit Karls des Großen, ausgedeckt sind. Die Grä ber sind in der Richtung von Westen nach Osten angelegt; jedes Grab ist einen Meter breit, die einzelnen Reihen liegen etwa zwei Meter von einander entfernt. Die gut erhaltenen Gebeine rühren von Menschen beider Geschlech ter ans den verschiedenen Lebensaltern her. Auch Tl)iertnochen, z. B. vom Schwein, wurden gefunden; es sind dies wohl lefälle von den bei den Be stattnngen veranstalteten Leichen schiniinsen. Jn einem Grabe fand sich unmittelbar neben dem Menschenfkelett ein sorgfältig aufrecht bingestelltes Stelett eines Pferde-» Und zwar das eines jungen Thieres, mit Gebiß im Munde. Daneben lagen eine Spange nnd die Reste eines Dolchmessers. Noch zwei ähnliche Messer wurden gesunden, auch wurden Scherben entdeckt, welche die c!·)aralteris1iscben, non den Slawen aus die Sachsen iibertommenen nnd von diesen Verändert-In Stennzeichnuni gen tragen. Die bisherigen Funde sol len durch weitere Eltachforschungen er gänzt werden. lijrone ist eine der äl testen ·Lliisied11111gen iin Leinethai. Ein ähnliches Gräberfeld wurde vor mehr als In- Jalsren südlich von Göttingen bei dem Dorfe Rogdorf aufgeschlossen Mertnxsürdig ist, daß die Stätte des jetzt anfgedectten Gräberfeldes schon von altergher mit dem Namen «Sct)laftammer« bezeichnet wird. -———-.--—-——s Die höhere G'wali. Der Huberbauer Andre-B bot em Spätjohr bauen müsse, daß em sei alt( Varacte iiwer de Winter net üwerm Kopf zammengesalle tsch. De Maurer, der den Bau gemacht hot, ehtt em e Wechsel ausgestellt, der em Frühjohr zahlbar g’wese isch. De Winter isch ’ru:n ’»aange, nnd de Wechsel isch zu zahlen g’wese, aber em Andreg hot ’g Geld net g’langt zum zahle. Am Ta’ vorher eh de Wechsel isch zu zahle g’toese, isch em Andres des Ding an dersch worre, denn pfänd hett er net sei loolle.·-Wie er d’no z’nacht im Bett isch g’lege, isch ein ei’g’salle, daß er emol g’hd«rt hett, daß durchs Verschul de von e höhere G’walt, der Wechsel a ausnahmsweig ohne daß mer psänd werd ebbes später g’zakjlt were kann, und de Andre-g hot a g’moint, er brinath Geld in zwoi oder droi Tag zsammr. Wie er d’ no so denkt hat, isch er usgstande und hot e Mordsg’schrei aeniacht und üwer alle Nochber g’scholte. Wie die den Spektakel g’hört hen, hen se usg’wacht und hen de An dreg Morgens beim Wachtmeister, der grad aus de Stadt esch komme, anzeigt wege Ruhestörung und Beleidigung. Der hot a den Andre-s glei verhaftet und mit in Stadt ·q’nomme und in de Arrest g’steckt. Der andern Ta’ esch er dor’g Gericht komme und iseh vom Richter g’sraat wor’n, worum er de Nochber usa’weckt und iiwer se g’scholte l)ett, do se jo gar nint met ern g’habt hawe, do hett er em Les g’sagt wege der höhere G’walt, und der hett herzlich a’lacht, und hett’s em Huberbauer assagh wie’5 a’tneint isch; und weil der Andre-·- sunscht e ordentlicher Mann esch a’we, hett er’n lause lasse und hett em’g Geld zum Wechseleinlöse vorge streckt. «.-. Feinev Geschenk Tantet ,,Also füns Mart hast Du von Deinem Bruder, dem Studiosus, geschenkt bekommen?« Der kleine Arthur: »Ja, Taute, aber ich habe sie ihm schon wieder pum pen Iniisfin!« Auch etwa-. Prizipal: Sie haben nunmehr aus gelernt, Wilhelm, und können bei mir bleiben als Kommis, —— Salär be kommen Sie im ersten Jahr allerdings nicht. aber, wenn Sie sich setzen wol len bei der Arbeit, das dürfen Sie! Denn schon. Mutter: »Glaubst Du wirklich mit diesem Bewerber glücklich zu werden?« Tochter: »Ja, liebe Mutter, ich bin sest davon überzeugt, denn alle meine guten Freundinnen rathen mir ab. Sie weiss sich zu helfen. Mann »Drei Mittage hintereinan der haben wir jetzt schon das Fleisch nicht genießen tönnen, das Du zube reitet hast!'« Junge Frau: »Scbadet nichts; das giebt zum Sonntag ein vorzügliches GulaschJ« Ergetsfene Gelegenheit Er: »Ok) weh, jetzt ist mir meine Cigarre ausgegangen -s-- selbst die beste Cigarre wird verdorben, wenn man sie ausgehen läßt!« » Sie: »Ja, ja, ganz wie die Man nett« Der Wunsch dei- Octavianus »Ihr Frauen müßtet eigentlich doch auch bein- Militär dienen!« ,,W1efo?« · »Dann würdet ihr weigstens lernen, einen Knopf ordentlich anzunehm.