Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 06, 1904, Zweiter Theil, Image 11

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    Its-net teurem-etc- m H
ttkzte Daumen-L ·
-------------------------
No. 101. Jch
tvill Jhne emol
ebbeo sage. Es
is e Fäckt, e
Frau mit e
Latt Kids un
mitaus Vatter,
das meinthos
band, hot an
die Welt kein
Bisznesz. Es is
ja nit, daß ich nit mitaus den Phil
fertig wer’n könnt, nosser, ich hen
zwanzig Johr von mein Lewe getcictelt,
mitaus daß ich gewißt heu, daß es en
Feller bei den Name geiowe deht. Un
ich muß sage, daß sell die glücklichste
Jahre von mei Leioe ware. Jch wollt
nur damit nur sage, daß wann e Frau
e Fammilch hot, daß se auch en Hos
iand harowe sollt wo for se kehre dicht.
Wann ich so irvioer meine junge Jahre
nachdenke, dann fühl ich als wann ich
das größte Kalb gemese wär, wo noch
jemals zu e Ruh Ma un zu en Ochs
Pa gesagt hot. Die alte Leut lsen ja
auch nit viel gehabt eckzept Ridg, da
von sm ere plentie dagewese un ich sin,
ioas mer so sagt das letzte gewese, wo
der Storl u meiMa gebracht l)ot.
ttlwwer ich in e arig schtoieteg Badie
gewisse un ich hen en Schmeil an mich
aehadt, der is tilling gewese. Wie ich
größer geworde sin, do hen ich noch e
ganze Latt impruhst uu ich sin so seit
l;eroese, dasi mich jedes wo an mich
vorbeigepaßt ig, in mei Armg gepinscht
bot, di Temptehschen is zu groß ge
t:·ese. Jch hen zu alle Leut gelacht un
mein alter Mann hot immer zu meine
Ma gesagt: »Wart emol ad, mit die
Lizzie, do ioer’u mer noch unsern Tru
del lrieae.« Er hot dann sein Meind
ufigemacht, daß er sich mich aanz per
ticteler loidme wollt un das hot er
auch redlich gedalm indem er mich dei
all-: lstelcaenlieite aani schredlich der
tmmmntiktst bot. Golana ich noch cm
ihn for Suppohrt diependet hen, do
hen ich off Kohrg ftilt schweige müsse,
awwer wie ich glücklich niei Schuljahte
abgedient gehabt hen, do war das
Ding different. Do hen ich auch mei
letzte Schmisz kriegt un dann hen ich
den alte Mann gesagt: »Ich war sor
alles was er for un zu mich gedahn
hätt, arig ohlcitscht, awtoer ich deht
mich jetzt en Platz suche wo ich mein
Körper von seine Liebesbrweise e wenig
erhole könnt. Do hot er getictt wie en
Stier un hot gesagt, das wär der
Dank dafor, daß er so viel for mich
gedahn hätt; jetzt wo er eclsspeckte
könnt, daß ich ebbeg verdiene un die
Famniilch e wenig helfe deht mit zu
supporte, do deht ich dir Schnitt ab
putze un deht fort stehn. So hot er
e ganze Weil gesproche, awwer ich hen
nicks drum gen-we un sin fort. Es hot
nit lang genomme, do hen ich en Platz
gehabt bei Piebels wo for e heiert
Meedche ettwertrist hatte· Die Leut
hen ich ganz gut gegliche. Die Vehi
sches tin ja nit groß gewese, awwer
dasor is auch das Futter aria knapp
aewese un se hen eckspecktet, daß ich
von Morgens urn sechs Uhr bis Mitt
neit schaffe deht. Das hots for mich
aesetteltx bitahs wann se mich noch
verhainrnatscht hätte, dann hätt ichs
ertsärttlie so gut gehabt wie daheim.
Jch fin drei Tag lang gebliwwe un
dann hen ich mei Dotg gepackt un sin
widder fort. Dann sin ich zu eFäm
millie gange, wo nur en Mann init
seine Frau un en Bub war. Der Bub
war schon zwanzig Jahr alt un e
Pietsch un do hen ich’o noch tein Dag
stende könne. Jch sin widder fort un
hen dann en Platz bei en Schultietscher
« .
han«-»unpr-- EIN-v etc sn types Auf-I
Manu genese, awwer er bot immer
an nieiue Leugwitfch ebbcs augzusetze
gehabt. Jeden Missteht wo ich ge
macht heu. da hat er mich for dann
getahlt. Seil hen ich nit gegliche,aw
wer ich fm schuhr, daß ich ihn das gute
deitsch was ich jetzt juhse zu verdanke
heu. Er hot jedes Kratzche wo ich an
den Forniischer gemacht hen un jede
Kopp wo ich verbroche hen uffge
ichriwwe un wie mein Pehdeh komme
is, do hot er mich alles abgezoge, so
was mer uff deitsch diedocktet nennt
un das Rieiolt war, daß ich tein Cent
Wehiiches kriegt hen un ihm noch ebbes
eoht hen. Do hen ich widdek mein
las getichehnicht un jetzt hen ich mehr i
Glück gehabt. Es war en Mann wo
sich erscht ganz frisch verheiratkj gehabt
bot un n«o arig viel Geld gehabt bot.
Ei tell juh die Leut ware gut ab! Dort
hen ich duhn könne was ich gewollt
ben, biiahs die junge Frau hot eng
lisch un französisch usss Klavier danze z
tönne, awwer se hot noch nii gewißt,«
daß mer Wasser nemme muß, wann
mer Supp koche will un baß mer en
verrissene Stackin mende kann un nit’
ieich sortzuwerfe braucht. Die Ma-»
m hen ich eingebroche un se is so .
geehtsull zu mich gewese, daß ich so oft ;
hen ausgehn verfe. wie ich gewollt heu. ;
Do hen ich e große Zeit gehabt. Jchi
sin mit meine Ireinde zu Dei-used
gange un zu Palnties un die junges
Borich hen sich faicht die Bein abge-!
laufe, wann se gehört herr, daß ich ui
en Entertehnment von die Keind gelin!
wollt. Se den mich iauersch ge-;
schenkt un ben mich zu nigem getriet,
was ich gewollt den. Jedo, sell sm
Zeite geweiei Jch sin ctotver auch e
Iris gutguckiges Miidche gewese.
Weber hen ich gehabt. wie en
Msotser Appei un so roth, als;
W se sit es Brickstein ein-erinn
W, un met Augelcher die hen efuns
telt un gebliht un dabei hen ich mmer
Erdlessent ge uclt un hen mit alle
annsleit meilt un das is was
se all leichr. Ei tell ju ich heus Ge
tiß gesabt un keine Partie war kom
pliet wann ich nit dabei gewese sin.
Jch will Jhne in mein nächste Schrei
webrief noch e paar Dingses verzahle,
wo nxich all jetzt in mei Memmerie
komme sin un es kann sich dadraus
auch manche Ma un mancher Pa en
Peunter odder zwei nunme, wie selle
mols die junge Medercher geäckt hen un
wie different das von den Weg von die
pressente Schenerehschen is.
Mit beste Riegards
Yours .
Lizzie HanfstengeL
verweist-us s v i Damm-O
Eines der wunderbarsten Erzeug
nisse der tropischen Pslanzenwelt ist
der Bambus. Fiir die uncivilisirten
Farbigen ist er eine höchst schätzbare
und fast unentbehrliche Gabe der Na
tur. Die verschiedene Stärke des Bam
bus, die Leichtigkeit und Regelmiiszig
leit, mit der er sich spalten und zerllei
nern läßt, seine äußere Härte, seine
Glätte, Geradheit, Rundung undHth
heit — alles dies sind Eigenschaften,
die ihn zu den mannichsaltigsten Din
aen hervorragend geeignet machen. Je
des andere Material wiirde dazu mehr
Zubereitung und Arbeit erfordern.
Selbst die noch auf einer der niedrig
sten Kulturstuse stehenden Papuas, die
Bewohner NeusGuineas, verstehen eg,
Bambus zu einer Anzahl von Ge:
brauchsgegenstiinden zu verwenden. Sie
fertigen daraus zum Theil ihre Speere
und Pfeile oder nur die Spitzen dersel
ben, Messer, Haarlännne, WasserbehäL
ter, aus trockenen Bambusstäben locken
sie ferner in einigen Minuten Feuer
hervor·
Die ansgiebigste, vielseitigste Ver
wendung sindet der Bambus aber aus
den Sundaanselm wo er in ftroyiger
Fülle wild wächst, wie auch um die
Hütten der Eingeborenen angepslanzt
llUs III-Ist UUcV, Illle lliuu lll List-XII
Heimstätten an leblosen Dingen sieht,
besteht aus Bambus. Aus Vambus
baut der Malane sein Haus, seine
Schuppen» Ställe, «Scheunen, Zäunez
aus Bambus fertiqt er fast sämmtliche
Ackergeräthe, Möbel, wie Tische,
Stühle, Bettstellen, anderen Haus
rath, wie Thür- und Fenstervorhänae,
Matratzeth Matten, Wasserbehälter,’
Büchsen, Dosen.
Zur Herstellung allerArten von Ge
srüsten, Leitern, GitternKöebemTragi
hölzern ist der Bambus ebenfalls un
übertresflich Er liefert ferner vorzüg
liches Material zu Brücken wie Was
serleitungen, zu Käsigen für die Tiger,
wie für kleine Vögel. Unterwegs tocht
der Malaye seinen Reis in einer Bam
busröhre aus einem Bainbusseuer. Die
jungen Bambustriebe selbst gebeu, in
Essig eingelegt, ein wohlschmectendes
Gemiisr. hohe Bäume ersteigt der Ma
laye, indem er spitze Pslöcte aus Bank
bug in ihren Stamm treibt. Musik
instrumente und Hohlmaße macht er
aus Bambus· Für den Krieg und sijr
die Jagd liefert den Eingeborenen des
Sunda - Archipels der Bambus Poli
saden, Lanzen. Blasrohre, Pseilspitzen.
Der Fischer benutzt Bambus zu Fläs
sen, Kasten, Segelstanaen, Auslegetn
der Boote, Reisen, Fischtörbem Fisch- i
speeren. Die Chinesen slechten Jus den "
Blättern des Bambus Hüte und ferti
gen aus der Oberhaut seines Halms
Papier
W
see Tour d’Auvee-que.
Mit großer Feierlichteit und einer
glänzenden Truppenentsaltung fand
am 80.Mär3 in Paris die Ueberfiih
rung des Herzens von La Tour d’Au
vergne, des »ersten Greuadiers von
Q-«-III«I-Ie« HI-- IUml In P-- GÄIFUIIO
-------- JOHN-,
bei Oberhaufen fiel nach dem Inva
lidendome ftatt, ivo es in einer Urne
nicht weit von dem Grabmale Turm-:v
nes, beigesetzt wurde. Die Reliquie
war lange Zeit Eigenthum des 46. Li
nienregiments gewesen, wurde aber
vor mehr als 60 Jahren der Familie
La Tour dAuvergne zurückerftuitet,
in deren Namen es der Oberst Panto
vice du Heiroley, Kommandeur des 4.
Artillerieregiments in Grenoble, als
nationales Eigenthum an Frankreich
abtrat. Er traf früh mit der Urne,
von Grenoble kommend, auf der Gare
de Lyon ein« von tvo der impofante
militiirifche Zug sich nach dem Inva
lidendoine bewegte. Zwei Unteroffi
ziere trugen die Bahre mit der Urne,
auf der auch der Säbel La Tour
d Auvergnes und eine Nachbildung der
Zahne der 46. Halbbrigade, welche die
amen des 46. Regiments gefiictt
haben, lagen, Nachdem im Bahnhof
die militiirifchen Ehren erwieer wor
den waren, rief der Oberst des 46.
Regiments: ,,La Tour d’Auvergne!'«
worauf ein Sergeant aus den Reihen
trat und antwortete: «Auf dem Felde
der Ehre gefallen." Am Eingange
der Kirche Saint Louis im Invali
denhotel erwarteten der Präsident der
Revublil, der Ittiegsminilter General
Andre und eine glänzende Begleitlchaft
die Ankunft der Urne, »welche dann
unter den Klängen der Orgel durch
die Kirche nach dem Dom getragen
wurde. General Andre hielt darauf
eine Rede, tn der er das Leben des
nationalen Helden feierte, und verlas
das Dekret, dem zufolge das rz für
immer aufbewahrt werden fo.
-—-.—
Die Prinziplenreiter sind die Sonn
taasreiter der LebensweisbeiL
Ein felisamer Fall.
KrtminabErziihlung von E. von S t.
Kommerzienrath Hollern war nicht
nur ein sehr geiziger, sondern auch ein
sehr ängstlicher und vorsichtiger alter
rr. Seine Wohnung in derSchloß
traße glich einer wirklichen Festung;
denn kaum daß ein Besucher denKnopf
der elektrischen Klingel berührt hatte,
so ertönte auch sofort ein Rasseln Und
Klirren von Riegeln und ein Schie
ben von eisernen Stangen im Haufe,
daraus öffnete sich ein kleines, start
vergittsertes Fenster über der Thür,
und ein Kon erschien, um den An
kömmling einer ganz genauen Muste
rung zu unterziehen. Wurde schließ
lich die Person desselben als verdäch
tig befunden, so wurde die Thiir ein
wenig auz einer Sicherheitslette geöff
net, und ein Diener fragte nach dem
Begehr. Den Kommerzienrath persön
; lich zu sprechen, war für einen Frem
s den ein fast unmögliches Ding, da der
» alte Herr nur Leute, die er ganz genau
kannte, in das Heiligthum seinerWoh
nung eindringen liefz .
Diese Vorsichtgmafzregeln wurden«
aber noch um ein Bedeutendes gestei
gert, als Herr Hollern eines Morgens
durch die Post ein anonhmes Schreiben
erhielt, in dem ihm ein sogenannter
Freund anzeigte, er habe in Erfahrung
bringen iiinnen, daf; seine Wohnung
in den nächsten Tagen beraubt werden
sollte. Jn seiner ersten Furcht wollte
der Fiolnmerzienrath sofort der Polizei
von diesem Briefe Anzieige machen,
wurde aber von feinem Diener, einem
alten Trinker, der sich aber auf irgend
eine Weise das volle Vertrauen seines
Herrn zu erwerben vermocht hatte,
von seinem Vorhaben abgehalten . Die
aanze Sache sei wahrscheinlich nur ein
schlechter Scherz irgend eines losen
Spaßvogels, nnd habe man erst mit
der Polizei zu thun bekommen, so sei
»man niemals mehr vor Scherereien
s sicher. —
Iiommerzienrath Holler-n ließ sich
überzeugen, schärfte aber dem Portier
uno seinen Dienstboten verooppeire
Vorsichtsrnaßregeln ein. Es dauerte
nur wenige Tage, als Herr Hollern
einen zweiten, diesmal aber sehr viel
drohenderen Brief durch die Post zu
gestellt erhielt.’
»Herr Kommerzienrath!« schrieb
man ihm unter Anderem, »hijten Sie
sich auf die Straße zu gehen, man hat
es ernstlich aus Ihr Leben abgesehen.
Auch haben die Diebe fest beschlossen,
Jhr Haus und Jhren Geldschrant, in
dem Sie, wie man erfahren hat, große
Summen baaren Geldes anfzuivah
ten pflegen, auszurauben, jedoch glau
be ich, daß die Bserbrecher durch eine
Zahlung von 50,000 Mart zufrieden
zustellen wären und iiir immer von
ihrem Vorhaben abstehen würden. Jch
biete Jhnen meine Vermittlung an und
werde morgen kommen, um Ihre Ant
wort abholen."
Unterzeichnet: »Einn, der Jhnen
wohl will.«
P. S. »Natürlich bitte ich, der Po
lizei keine Anzeige zu machen, da da
durch alle Unterhandlungen sich zer
schlagen müßten nnd Ihr Leben in
ständiger Gefahr schweben ioürde.« —
Der alte Herr Hollern war außer
sich vor Aufregung und Muth gerathen
und schellte sofort nach feinem Diener.
»Johann", rief er ihm noch auf der
Schwelle zu, »hier ist ein zweiter Brief
von dieser Schurkenbande, wir müs
sen sofort Anzeige machen, ich würde
selbst aus die Polizei gehen, aber da
mein Leben in Gefahr käme, magst Du
den Auftrag für mich ausführen, bitte
auch zugleich, man möchte das Haus
von Schutzleuten umstellen lassen, man
kann ja nicht wissen, wozu sich diese
Mordgess.sllen noch entschließen könn
ten.«
Johann versuchte noch einige Ein
wendungen zu machen, wurde aber zu
sofortige-n Gehorsam und zur gräß:
; ten Eile aufgefordert
i Es war taum eine Stunde verstri
) chen, als ter Diener in Begleitung ei
I nes sehr elegant gekleideten und Ehr
c-»«-4.0 Asisdtpndun Gipva syst-Kisse- dort
».....,. k, ............ .,,.-.. »-,».., »
er beim Kommerzienrath als Krani
nalbeamtcn einführte. —- Hollern oth
mete erleichtert auf, denn wenn er es
auch nicht zugestehen wollte, so hatte er
in der « wischenzeit doch eine ganz un
beschrei liche Angst ausgestanden. --
Höflich ging er dem neu Eintretenden
entgegen. Sie sind Kriminalbeamter,
wie mir mein Diener meldet?«
»Jaivo"r.l, Herr Kornmerzienrath,
das Polizeiprasidiurn hat mich zu
Jhnen beordeti. um ein volle Einsicht
in Jhre Angelegenheit zu gewinnen,
wir halten den Fall für sehr wichtig,
da eine internationale Diebsbande hier
ihr Wesen zu treiben begonnen hat
und wir alles Interesse daran haben,
den Gaunern bald auf die Spur zu
kommen, des halb bin ich auch persön
lich bei Jhnen erschienen, um alles
Aufsehen möglichst zu vermeiden«
»Seht liebenswürdig wirklich sehr
liebenswurdig von Jhnen,« sagte der
Kommerzienrath seinen Gast zum
Sitzen aussordernd, also glauben Sie
wirklich, daß rnir Gefahr droht?«
»Ich würde gegen mein Gewissen
Zaudelm wenn ich das Gegentheil be
auptete, ja gewiß, Sie sind einer sehr
i drohenden Gefahr ausgeseszt und müs
s sen, um ihr vorzubeugen, schleunigst zu
, handeln deginnen.'« Herr Hollern er
T bleichte sichtlich. »Bitte, verlieren wir
I keine Zeit. ich stehe ganz zu Ihrer Ver
I sügung," sagte er mit zitternder
Stimme.
»Ser wohl, sind wir hier aber auch
ganz allein? Jch habe einige Fragen
an Sie zu ritt-ten und möchte nicht
I gerne von indislreten Zeugen gestört
l Inven«
— --
«O bitte, Niemand kann uns hö
ren, der Diener ist im Vorzimmer und
die Kochin in der Küche . . .«
»Entsernen Sie doch das Frauen
zimmer, man kann sich niemals genug
vor ihrer Neugierde schützen.«
Der Kommerzienrath erhob sich ge
h·ka(1mft. um die Köchin unter irgend
einem Vorwande aus dem Hause zu
schicken. Als erzuriicktehrte," fand er
den Firiminalbeamten über seinen
Schretbtisch gebeugt und eifrigst in
einigen Papieren blätternd
»Sagen Sie mir doch bitte, wo ist
denn der betreffende Brief, Von dem
mir Jhr Diener berichtet,« sagte er in
sehr geschästsmäßigem Tone.
Herr Hollern beeilte sich, ihm das
Schreiben zu überreichen. »So, also
die Leute wissen, daß Sie größkke
Summen baaren Geldes in Jhrem
Geldschrant verwahren, lvie haben sie
das erfahren iönn-en?«
»Ich kann es mir gar nicht erklären,
ich sprech-· mit Niemandem von meinen
Geldangelegenheiten."
»Aber die Diebe sagen die Wahr
heit?« Der Polizeibeamte fragte es
mit großem Interesse
»Leider. ja, ich habe übe-hundert
tausend Mark in der Kasse, will aber
noch heute Staatspapiere tausen.«
»Das wäre jedenfalls sehr viel vor
sichtiger, dürfte aber jetzt unnöthig
werden. Wo liegen die Schüssel?«
»DieSchliissel?« widerholter der alte
Ferr ganz erstaunt über dieses sonder
are Verhör, »nun die trage ich stets
bei mir.«
»Sehr gut, ich vermuthe aber, daß
die stasse noch einen Geheimverschluß
hat, ich möchte ihn tennen.«
Der Kommerzienrath zögerte, es
war das sein sorgfältigst gehiiietes Ge
heimnis;, und es schien ihm, als gäbe
er durch dieEnthüllung desselben einen
Theil seies Lebens und seiner Sicher
heit Preis. »Ich weiß wirklich nicht, ich
glaube, das hat doch nichts zur Sache
zu thun,« sagte er stotternd.
Der Kriminalbeamte erhob sich sehr
kalt, ,,ganz wie Sie wollen, Auskom
merxienrath nur möchte ich Sie dar
auf aufmerksam machen, daß Sie,
wenn Sie auf Ihrer Weigerung beste
hen» der Polizei die nöthigen Auf
schlusfe zu geben, keinesfalls mehr auf
ihren Beistand zu rechnen haben und
wahrscheinlich bei der ersten Gelegen
heit den Räubern zur Beute gefallen
sein werden, dann dürfte es zu spät
sein. Auf Wiedersehent« sagte er kurz
und wollte zur Thüre schreiten.
»Nein, nein bleiben Sie um Got
tes willen, ich tveigere mich gar nicht,
nur konnte ich nicht begreifen . . .« rief
der alte Herr in seiner Angst
Der Kriminalbeamte war leicht zu
versöhnen »Die Laien begreifen eben
nicht immer, was ein richtiger sitt-ni
nalbeamter alles wissen mith, zeigen
Sie mir den Verschliis3.«
Sie traten gemeinsam an den hohen
massiven Geldschrantt der Widerstand
des Konimerzienrathg war besiegt, so
drückte er denn an verschiedzäienffwern
und stellte im Verschluß ei Geheim
Wort zusammen. »So, jetzt ist nur der
Schlüssel ins Schloß zu stecken und die
schwere Thüre springt dann von selbst
los.«
»Ich danke,« aber im selben Augen
blick erfaßten den alten Herrn zwei
kräftige Arme, und ehe er noch einen
Schrei aus-zustoßen vermochte, schob
sich ihm ein fester Knebel in den Mund
und wurden seine Gliedmaßen mit
starken Fesseln zusammenaeschniirt.
Ohnmächtig, verzweifelnd in seiner
Angst und Wuth, so schamlos überlistet
worden zu sein, lag er amBoden. Der
elegante Kriminalbeamte zog ihm un
terdessen mit der größten Ruhe die
Schlüssel aus der Tasche, öffnete den
Schrank und füllte sich die Taschen mit
Gold und Tausendmartscheinen.
»Herr Komnierzienrath,« sagte er
sehr höflich, nachdem er seine Arbeit
beendigt hatte, »ich hoffe, es wird Ih
rer Gesundheit nicht weiter schaden,
noch einige Stunden hier getnebelt auf
dein Boden zu liegen, ——- solange bis
Ihr Diener und ich Zeit gefunden ha
ben, eine kleine Reise ins Ausland zu
unternehmen; wenn Sie aber dann bei
der Polizei Anzeige machen wollen« so
thun Sie es ueoer sen-in rveilz wun,
wem man Ihnen sonst wieder ins
Haus fuhrt.«
WH
Der Rai-re Port erkennt-.
Es ist wohl wenig bekannt, nach
welcher Persönlichkeit der jetzt so viel
genannte Hafenplah Port Arthur be
nannt ist. Der Verfasser eines jüngst
erschienen Wertes, worin eine Be
schreibung der schon in den Jahren
1856 bis 1862 ausgeführten Reise
des englischen Schiffes Actäon in Ost
asien gegeben wird, ertheilt darüber
Auskunft. Die Actäon hatte am 8.
December 1857 an dem Bombarde
ment von Kanton theilgenommen, das
den bis 1860 während-en Krieg Eng
lands Ind Frankreichs gegen China
eigentlich eröffnete. Während dieser
Wirken in Ostasien geschah es, dasz das
englische Kanonenboot Algerine als
erstes fremdes Kriegsschiff in die treff
liche Bucht an der Spitze der Halbin
sel Liautung einlief. Der Beschw
haber des Schiffes hieß Kapitän W.
Atti-un und nach ihm erhielt der Plan
seinen Namen.
Was sollte eigentlich Hobson im
CongreM Er hatte sich wohl vorge
stcllt, dort würden stets Pfänderspiele
mit Küssen arrangirt.
e e- e
Der Werth Deiner Hoffnungen
richtet sich darnach, ob sie Dich anspor
nen« oder ob Du Dich mit ihnen blos
vertrsstest.
Das Hochzeit-kleid.
Von Charles Foley.
Mit llopfendem Herzen betrat die
hübsche Frau Lucie am Arm ihres
Mannes, des Herrn Favernay, auch
dieses Mal die glänzenden Räume der
Ban Nortambert. Erging es ihr doch
heute wie in jedem Jahre. Sobald
sie sich in der großen Vorhalle befand,
überwältigte sie die Erinnerung an
ihre Vergangenheit, an eine ach, sso
glückliche Vergangenheit, in der sie, die
Tochter des ersten Buchhalters am
Hüttenwerle zu Pontin, als kleines,
sehr vernünftiges und artiges Mäd
chen in den Herrschaftsgarten geholt
wurde, um mit Paul Nortambert, dem
einzigen Sohne des reichen Hüttenbe
sißers, zu spielen. Vom ersten Tage
ihres Beisammenseins san hatten sich
die beiden Kinder gestanden, daß sie
sich liebten, ihre Liebe wuchs mit den
Jahren, doch sie hörten auf, es sich
einzugestehen. Was sollte ihnen auch
ein Geständn-iß? Wußten sie nicht sehr
wohl, daß Standesriicksichten, diese
unsichtbaren Despoten, sie erbar
mungslos trennten? Paul mußte, so
bald er mündig geworden war, seine
Cousine heirathen, ein blasses, zartes
Mädchen, aber Er.bin eines Drittels
der Aktien des Hüttenwertes, und als
Paul verheirathet war, hatte der Buch
halter seine Tochter dem Herrn Fa
vernah, dem zweiten Jngenieur des
Hüttenwerkes, zur Frau gegeben.
Seitdem verließ Lucie, die von ih
ren kleinen Kindern und von den Sor
gen um den Haushalt ganz in An
spruch genommen war, ihre bescheidene
Häuslichteit nur ein einziges Mal im
Jahre, um der Einladung zu diesem
Balle zu folgen. An diesem Tage
brannte sie ihr schönes Haar — sie
that es selbst, denn ein Friseur kostete
zu viel Geld —- an diesem Tage holte
no nna how ask-k«nfs »si- ein-sinds
--»- ---------- no v
Staatskleid hervor — ihr weißes
Hochzeitskleid
Bon der Schwelle des Saales aus
fand das Auge der jungen Frau un
ter den vielen Anwesenden sogleich
Denjenigen heraus, den es suchte.
Wie er alle anderen Menschen über
ragte, ihr kleiner Paul von ehemals!
Wie imposant er war, wie hübsch,
trotz seines in die Ferne schioeifenden
Blickes und trotz des müden Lächelns,
das seine von blondeni Schnurrbart
bedeckten Lippen umspielte. Lucie’s
weißer Handschuh zitterte, und ihre
Aufregung wuchs-. Ob er mich gleich
erkennen wird? . . . . Ob ich mich wohl
verändert habe? . . . . Ein Schreck
durchfuhr sie.
Gedrängt von den Kommenden und
von ihrem Manne fortgezogen, blieb
ihr kaum Zeit, an einem Aufleuchten
seines Blickes sich zu vergewissern, daß
er sie bemerkt hatte.
Während Favarnay, den das Licht,
die Musik und die Frauen ein wenig
berauschten, sich davonschlich, um so
gleich und unaufhaltsam zu tanzen,
flüchtete sich Lueie in den tleinen Sa
lon. Sie setzte sich in die gewohnte
lauschige Ecke, damit er sie gleich wie
derfände, wenn er auch heute daran
dächte.
Um die Zeit hinzubringen, beobach
tet sie von Weitem die Tanzenden.
Bald versank sie in Träumereien und
Erinnerungen.
Ein von dem dicken weichen Tep
pich gedämpfter Schritt machte ihren
Athem stocken — Paul Nortambert
stand vor ihr.
Er war ebenso blaß wie Lucie. Als
ihre Blicke sich trafen, Blicke, ausg- de
nen tausend Erinnerungen leuchteten,
flog ein mattes Noth über Beider
Wangen. Seine Stimme war un
sicher, da er zu sprechen begann.
»Ich weiß, daß Du weit von hier
wohnst, Lucie,« sagte er, »daß Deine
kleinen Kinder, Dein Hausstand, tau
senderlei Sorgen Dich in Anspruch
nehmen. Um so mehr danke ich Dir,
daß Du gekommen bist. Wenn ich
Dich nicht ein Mal in jedem Jahre,
an demselben Platze in diesem kleinen
Solon, in Deinem weißen Kleide. mit
Deinen schönen, ungeschminkten Haa
ren sehen würde, dann hätte dieser
Ball keinen Reiz siir mich-«
Ungefähr dasselbe sagte er ihr in
jedem Jahre; doch dieses Mal lag in
seinen Worten mehr Muthlosigteit und
Mattigkeit, denn je. Auch ihr kostete
es Zwang, einen heiteren Ton anzu
schlagen, als sie erwiderte:
»Seht es mir doch nicht anders.
Ungeduldig erwarte ich in dieser
Pause des Kotillons Deinen kurzen
Besuch; kämest Du nicht, so würde ich
trostlosen Herzens von hier sortgehen.«
»Bist Du wenigstens glücklich, Lu
rie?«
»Ja. —- Und Du?«
»Ich? . . . Was liegt an mir?« sagte
er ausweichend. »Wir haben so wenig
Zeit . . . laßt uns nur von Dir spre
chen. Du lebst nicht in guten Verhält
nissen, nicht wahr? Du brauchst Dich
nicht zu geniren, es einem alten Spiel
gesährten einzugestehen.«
»Ich gebe es zu, ohne falsche
Scham.«
»Und ich kann Nichts siir Dich thun
. . . gar Nichts!« rief er verzweifelt.
»Ich habe Deinen Mann aus sechs
Monate in mein neues Hüttenwert zu
Cambeai schicken wollen. Jch hätte ihn
dort, ohne einen Anderen dadurch zu
schädigen, aus einen höheren Posten
mit verbessertem Gehalt stellen tijnnen
Er hat ei abgeschlagen. Weist Du
aus welchen Gründeni«
»Seine Gründe sind triftige,« ant
wortete sie. »Er fürchtet, das diese
außergewöhnliche Verglinstignng ihn
die Achtung und Freundschaft seiner
Kollegen kosten könnte. Auch fürchtet
er diese Berbannung aus sechs Mo
nate . . . er ist sehr häuslich und mit
seinem Schicksal zufrieden, er kann
sich nicht trennen . . . . von seinen
Kindern . . .«
»Und vor Allem von seiner Frau,
gicht wahr,« unterbrach sie Nortam
ert.
Sie schüttelte tvehrniithig den Kopf.
»O, sechs Jahre der Ehe haben ihn
schon abgetiihlt.«
Nortambert’s Augen verriethen sei
ne Unruhe. »Und Du? Liebst Du
ihn noch so wie am ersten Tage?«
»O gewiß.«
s »Wie ruhig und vernünftig Du das
agf .«
»So ruhig und vernünftig, wie
meine Liebe zu ihm ist.'«
II- SII I
Friedlich ruhten ihre Augen in den
seinigen. Plötzlich sagte er: »Aber
wir beide, Lucie, wir fühlten uns einst
einer anderen Liebe fähig!«
»Vielleicht s—«
Er neigte sich zu ihr: »Gewiß! Jch
weiß es! Ohne daß wir uns es je ge
standen hoben, weiß ich, wie wir uns
lieben!«
»Und was niitzt es,« es uns jetzt zu
gestehen . . . . wo es zu spät is .«
Zwischen ihren langen Augenwim
pern erglänzten Thränen, und flehen
den Tones fuhr sie fort: »Paul, ich
bitte Dich, rühre nicht an unseren klei
nen Liebesromam Wenn im Schatten
meines Daseins nur diese einzige kleine
Blume sich mir entfaltet, so schön, so
begliickend, so unschuldsvoll — wes
halb sie mir entblättern?«
Jhr Verhalten zeigte ebenso viel
—
s:
Fesrigreir wie Unmuth. Ycorramoetr
fuhr in bitterm Tone. fort:
»Und ich werde Dich wirklich nie
mals mehr als ein einziges Mal im
Jahre auf meinem Ball, während die
ser zehn Minuten der Kotillonpausi
sehen?«
»Nein, nur dann, in der Ecke dieses
kleinen Ssalons, ohne Blumen im
Haaar, in meinem weißen Hochzeits
tleid . . . .«
Daß sie so unerschiitterlich standhaft
war, reizte ihn zur Hestigkeii. Seine
Worte klangen herb: »Ich wette, daß
Du diesem Hochzeitskleide einen Aber
glauben anhängst, daß Du es trägst
als Schutz —— als Panzerf
»Vor Allem ziehe ich es aus Spar
samleit an, aber ich knüpfe auch mei
nen Aberglauben daran, Du hast ganz
recht.«
Jetzt wollte er sie Etwas fühlen las
sen von al1’ Dem, was er litt: »Du
trägst dies Kleid schon so lange, daß
eg eigentlich schon etwas abgenutzt sein
wüßte«
»O, nicht sehr; es ist ein sehr dauer
hafter Stoff, er wird mit mir aushal
ten.«
»Mag sein. Und dokh wird ein Tag
kommen, wo es so unmodern und so
vergilbt sein wird, daß Du Dich nicht
mehr wirst entschließen können, es an
zuziehen, um hierher zu tommen.«
Ihre halb geschlossenen Augenlider
erbebten vor Schmerz. Mit sanfter
Stimme, in der etwas wie eine zer
rissene Saite hibrirte, entgegnete sie:
»Dek-« »aus der Mode Kommens·«
wird man,sich selber schwer bewußt.
Wenn ich lächerlich geworden bin, wirst
Du meinen Namen vergessen . . . . Du
wirst mich nicht mehr einladen . . . ·
Ich werde Dein Verhalten zu deuten
wissen . . . und . . . da ich alsdann kein
helles Kleid mehr nöthig habe für mei
"nen einzigen Festtag im Jahre . . .
werde ich das weiße Kleid färben las
sen . . . siir alle Tage-"-N
Dcr tiefe Schmerz, der sich in die
sen Worten äußerte, brachte ihm seini
ganze Grausamkeit zum Bewußtsein·
Er wurde todtenblcich.
Jn diesem Augenblick kam Favert
nan, um seine Frau zu holen.
»Lucie, vergib mitt« flehte Nortams
bert ganz leise und wie im Fieber, »ich
war ungezogen, Lucie, ver-gib mitl«
Ein tiefer, verzeihender Blick traf
ihn. Sie streckte ihm die Hand entge
gen: »Aus Wiedersehen!«
»Aus Wiedersehen!« g .
»Nächstes Jahr-izu i
»Nächstes Jahr.« «
»Aber . . . . ich werde wieder in
meinem Hochzeitstleide kommen . . . ·
ein anderes kann ich nicht anziehen
. . . . ich habe nur dieses.«
Dabei schüttelte sie wehmüthig ihr
hübsches ungeschmiicktes Köpfchen, und
aus ihren Worten klang Etwas wie
ein Bedauern . . . .
s
.
Erst hat ein bedeutender Gelehrter
eine Lobrede auf das Bierkneipen ge
halten, nun kommt ein Chicagoer Pro
fessor damit heraus, das; der »Fliri«
sehr fördernd siir die seelische Entwick
lung sei. So ist’s recht. Wenn erst
die Professoren selbst mitsingen oder
in den Vorlesungen den Cantiss an
stimmen: «Sa-sa geschmauset, laßt
uns nicht rappeltiipsig sein," dann
wird’s lustig an den amerikanische-I
Hochschulen. .
Diese Chinesen sind doch unverbess
serlich; jetzt können sie nicht einmal in
der Neutralität etwas Anständiges
leisten.