Yas Yorttait in meines Enkel-« Hpeisezimmen (3. FortseiungJ Schweigend schritten wir vorwärts; endlich sagte der Baron zu mir: »Sie ben die Stimmung dieser Leute ge ehen; man weiß nicht, wie weit sie sehen werden. Es ist daher Zeit, an unsere Sicherheit zu denken. Wir wer den nicht mehr in’s Dorf hinabgehen.« »Ganz meine Meinung,« rief die Ba roninz »unsere Tochter soll in der Schloßiapelle getraut werden. Dente nur, Beinet hörte die Menschen hinter uns sagen, in allen-Pfarreien seien die abge chlossenen Sitze der Schloßherr schaft weggeschafft worden; vielleicht wirst Du gezwungen sein, auch den unseren zu entfernen.'« ,,Niemals!« erwiderte fest der Baron; »ohne Zö gern habe ich alle petuniären Vorrechte, alle Zehnten und Abgaben ausgegeben; aber nie in meinem Leben werde ich auf meine Ehrenrechte verzichten. Nur Gewalt tann mich deren berauben.« Als wir im Schlosse anlangten, uchte ich vergebens Mademoiselle de alpeire zu sprechen; mit Geschicklich keit wußte sie jede Gelegenheit zu ver meiden. Erst im Laufe des Nachmit tags, als wir in den Garten hinab «egen. gelang es mir, sie auf der reppe aufzuhalten, und in tiefer Er regung sagte ich ihr: Können Sie mir mein Glück nicht verzeihen? Wenn Sie die Jnnigteit meiner Liebe kenn ten, Sie würden gewiß mir Jhre Nei ung nicht versagen!" Und als sie stumm weiter eilte, setzte ich hinzu: «Lassen Sie mich Jhnen von meiner Liebe erzählen. Jetzt werden Sie es doch wohl erlauben, wo Sie auf mich als Jhren künftigen Gatten blicken.« »Sie sagten besser, den höchsten Bieter auf meine hand," entgegnete sie mit bitterem Spott. Jn diesem Augen blick, ich weiß nicht, warum, durch zuckte mich ein finsterer Argwohn. Mit unbestimmter-, aber heftiger Eifersucht rief ich aus: .Sie lieben einen Andern. Wer ist es, den Sie mir uorziehenZm Sie werden es bald erfahren,« war Die kühne Antwort, und ohne ein wei teres Wort eilte Fräulein von Mal peire in den Garten. 7. Kapitel. r Madeinoiselle de Malpei re ’s heirath. Leider muß ich bekennen, daß ich mich selbst nach dieser Unterredung nicht entschließen konnte, Fri. von Malpeire auszugeben. Meine Liebe in mich selbstsüchtig und mean nis . und die Jdee einer erzwungenen heirath schien mir nicht mehr so ver abscheuenswerth wie früher. Solche und ähnliche Gedanken lreuzten in mir, wii rend ich neben der Baronin auf der errasse saß und den Spielen aus der Dorstviese zusah. «Sehen Sie, lieber Marquis,« rief die Baronin mir zu, »von beginnen die Ringkiimpse.« Zwei halt-nackte Männer traten in eine von niederen Holzlatten umzäunte längliche Arena, an deren einem Ende auf einem kleinen Gerüste das Zinn service blinlte. während an dem ande ren Ende ein schwache-Z Orchester die unerträglichsien Töne hervorbrachte. Einer der Männer lag bald am Boden nnd verließ dann schweigend den Ring-Plat- Der Andere stand ruhig in der Mitte und erwartete einen neuen Kämpfer. dem er seinerseits unterlag. So folgte unter dem Jauchzen und mehr oder minder lebhaftem Beisalle der Menge ein Sieger dem anderen. USE-. Nil-Ess- skstsss Lsmzsgsnsssk Uterus-( »s( Ouwmlh Ulc Vllcyc set rzlich eintönig, da doch sicherlich der bbat zum Schlusse alle niederwerfen werde, wie er schon voriges Jahr ge than habe. »Die Stärke dieses Pinatel ist ganz außergetvöhnlich.« bemerkte her Ba ron; «er ist aber auch ein vorzüglicher Wilderer. Wenn er im hiesigen Dorfe lebte, würde ich ihm Chotsets Stelle ür die Zukunft versprechen und ihn n der Zwischenzeit als Forstaufseher verwenden.« Die Batonin führte mich durch ihrer Tochter Zimmer, das am Ende des von Frau von Malpeire bewohnten lügels in einem vorspringenden . hurme, einem früheren Wachtthurme, auf einen kleinen, hier über dem s rund ·«ngenden Balton. Aber ba zog re sich zurück. »Ich kann hier nicht stehen, ohne schwindelig zu sterben- Meiner Tochter Nerven sind klet. Ich habe sie oft an Mond chetnsAbendem mit dem Ellenbogen auf dieser kleinen Balluftrade lehnenh, it sie Landschaft htnausstarren - Ich beugte mich über das se ,unr sit den Augen die höhe zu und til-erzeugte mich, daß, W hier ein Romeo existirte, ssclton unersteigbar war Iitzvor Sonnenuntergang drang IM msssfen In uns herauf und das ängstet-ice verschwand von dem Ge Des Spieli zu Ende,a sagte jleksmniwm indem Eins-äu geer SEND t Äch- Æett tgeanchånhstomnrt ern er ten-et Tit Its hier sei-. Ins hinein Mk St Inn-de bald dunkel; aber die Bauern zündeten Kienfackeln an, deren flackerndes Licht eine eigenthiim liche, bewegliche Jllumination bildete, als ihre Träger den Berg heranitiegen. Nach wenigen Minuten kam Choiset, der Leibjiiger, in den Satan. .Der Abbat ist dat« meldete er hastig; »eine grofze Menae folgt ihm. Jch erwarte des herrn Barons Befehle.« »Niemand als der Abbat und feine zwölf Genossen werden eingelassen,' antwortete der Baron; »und wenn von den Andern Jemand den Eintritt er zwingen will, so thut, wie ich Euch schon vorher gesagt habe." »Kommt", sagte die Baronin lächelnd, »laßt uns gehen, diesen tapferen Schäfern Au dienz zu gewähren. Jhre Hand, Herr Baron! Komm mit uns, Kleine,« setzte sie zu ilxer Tochter gewandt hinzu. Fräulein von Malpeire folgte ihren Eltern, die zusammengrfaltene blaue Schärpe in der Hand haltend. Sie sah sehr blaß aug, und ich bemerkte, daß ihre Hände zitterten. Alle gingen herunter, nur ich blieb zurück. Die ganze Sache war mir uns angenehm, und ich mochte bei der Ueberrezchung der Schärpe nicht zu gegen fein. Unmuthig blickte ich aus dem Fenster in die duntle Nacht hin aus, die tein Mond und leine Sterne erhellten. Jch dachte an Marie de Malpeire·s Worte zurück, und die der-— schiedenartigsten Gefühle stürmten auf mich ein. Nach einer Weile glaubte ich eine Figur unterhalb des Fenster-T an der Mauer vorbeischleichen zu sehen, wie Jemand, der seinen Weg im Dunkeln sucht. Obgleich hierin nichts Besonderes lag, wurde doch meine Aufmerksamkeit rege, und ich suchte der unbestimmten Gestalt mit den Augen zu folgen; aber die Dunkelheit war so groß, daß sie verschwand, ohne daß ich bemerken konnte, welchen Weg sie eingeschlagen hatte. Einen Augen blick darauf sprang Frau von Mal peire’s kleiner Hund auf und bellte. Jch glaubte in dem Boudoir, das mir zum Atelier gedient hatte und dessen. Thiir gerade halb offen stand, leise Fußtritte zu hören: und zwar war dieser Eindruck so start, daß ich aus rief »Wer ist da?" Keine Antwort. Jch nahm einen Leuchter und ging in das Bondoirz das Hündchen, noch im mer bellend, folgte mir. Die zu der Treppe nach dem Garten führende Thür war geöffnet; dies war nichts Seltenes an solch’ warmen Abenden· Niemand war im Zimmer, aber ich bildete mir ein. den verhallenden Schall sich entfernender Schritte zu hören. Jch schloß, daß Jemand von der Dienerschaft auf diesem Wege in den Garten hinabgestiegen sei, und lehrte in den Salon zurück. Ungefähr eine halbe Stunde später tam Mme. de Malpeire und warf sich auf das Sopha mit den Worten: »Ich bin ganz er schöpft. Jch glaube, ich habe me in meinem Leben so sehr gelacht.« »Wa: denn der Empfang ein so erheitern der?« frug ich erstaunt. »Q, Sie sol len Alles hören,« rief die gute Dame unter neuem Lachen. »Malen Sie sich nur selbst die Szene aus. Der Abbat und sein Gefolge warteten in der grü nen Halle, die häupter entblößt und ganz respektvoll. Als meine Tochter vertrat« ließ der lange Kerl sich in der galanteften Weise auf die Kniee nie der; sie beugte sich über ihn und legte ihm die Schätze über djeBrYst rinter Iclll Illulcll UPPUIUV Ucc Uc«llgcll." Dann stand der Abbat auf und hielt eine kleine Anrede an mich. Während er so vor mir stand, konnte ich ihn recht betrachten; er ist wahrhaft ein Riese; die Federn auf meinem Kopfe reichten taum bis an seine Ellenbogen Als er geendet hatte, wandte ich mich In den Baron und sagte: »Wollen Sie dem jungen Mann meinen Dank sa gen; da ich das Probencalische nicht kenne, habe ich seiner Rede nicht folgen können, bin aber nichts desto weniger sehr erfreut iiber seine Freundlichkeit.« »Wie, Madame?« rief mein Gemahl aus; .er sprach ja französilch u Ih nen!« Da faßte mich ein Lach chauer, daß ich das Gesicht hinter meinen Fä cher verbergen mußte; und eo dauerte saft eine Viertelstunde, bis ich mich ganz erholt hatte. Alles verlief aufs Beste. Die guten Leute wurden reich lichft mit Wein und anderen Getränken bewirthet und tranken auf unsere Ge sundheit. ich weiß nicht, wie oft. Alle gingen endlich hochst zufrieden, dente ich, weg. Aber die ganze Sache war arg ermüdend. Meine Tochter hat mich sogar gebeten, beim Souper nicht er scheinen zu müssen; sie hat sich wohl schon zur Ruhe begeben. Jch bin jetzt wieder so erfrischt, daß ich auch nach dem Abendefsen unsere Partie Piquet aufmerksam spielen tann.« Der Baron trat ein und sagte: »Auf dein Wege vom Dorfe hierhin ist eine ungeheure Menschenmengex aber Rie snand wird hereintommerr. Wir können ruhig schlafen; ich habe dte Zugbriicke In z ehen lassen« Wir gingen zu Tisch. Der Baron Im mir troj der Instrengu die er machte, um unbetorgt zwei-ei nen, ziemlich unruhig vor; stets-wohl sitt et noch des Abende ge Jhnlich in las, und ich seite rnich rnit Zrau cuml Beispiel tisch. hrtanr Neidern-i elle Beinen hilielgst destiirzt aussehend, n. «Zchwer nicht« was vorgeht, " meldete draußen ist ein großer Tumult. Von hier aus kann man nichts hören; wenn aber der seen Ba ron herunter in den Vps ge n will, kann er vielleicht erfahren. woher der Spettatel rührt. " »Man dringt uns viellei t eine Serenadef meinte Frau von alpeire die Karten mischend »Ich gehe hinunter und überzeuge mich, was es ist,« rief der Baron, aus seinem Schlafe auffahrend; «bleiben Sie hier oben, Champaubert, es ist nicht der Mühe werth, Jhr Spiel zu unterbrechen. Kaum war er hinaus gegangen, als die Glocken der Dorf-« tirche zu läuten begannen. »Es ist Siurrn,« rief ich aug. »Dann ist ge wiß irgendwo Feuer ausgebrochen,'· versetzte die Baronin; »leider ist dies bei den vielen Holzhauten und Stroh dächern hier nur ein zu häufiges Vor lommniß Besonders solche Festtaae sind in dieser Beziehuna Gefahr brin gend. " v »Ein Feuer miiszte man von hier aus sehen töntten,« sagte ich, an ein Fenster tretend. Es herrschte ein un durchdringliches Dunkel, und die Luft war drückend und schwül. Nur eine Anzahl Lichter, augenscheinlich di Kienfackeln der Bauern, bemeate sich in der Richtung auf das Schloß zu. Ehe ich der Baronin meine Beobach tungen mittheilen konnte, kam der Hausherr zurück, mit einer Flinte in der Hand. »Es ist ein wirklicher Aus stand, ein betvaffneter Angriss," sagte er mit einem Gemisch von Selbstbe wußtsein und Augen »Ihr« vier hundert oder fünfhundert stehen rufend und schreiend jenseits des Grabens dem Thor gegenüber.« »Was wollen sie eigentlich,« frug die Baronin, ohne sich itn Geringsten zu beunruhigen. »Wer weist?« erwiderte ihr Gemahl; »Choiset wollte von der Thorzinne zu ihnen sprechen; aber sie schrieen nur um so lutes-, und ich konnte nur den Ruf: «der Abbat, der Abbat!« ver stehen, gerade, als ob wir ihn gefan gen hielten. Einige haben Gewehre. die Meisten aber sind nur mit Aexten und Sensen bewaffnet. Es ist teine Gefahr, daß sie uns mit Sturm beste gen. Das einzige, wag ich fürchten würde, wäre, daß sie uns durch die Gartenpforte von dieser Seite über raschteru Aber diesen Eingang ver theidige ich leicht. Den ersten Mann. der dort erscheint, fchiesze ich nieder und so jeden folgenden-" »Gott, mein Gott,« schrie nun die Baronin, ernst lich erschreckt, «und meine Tochter-" »Sie soll hierhin tommen," antwortete der Baron; »von dem Balton ihres Zimmer- werde ich die Gartenpforte überwachen.« Haben Sie teine Auf träge fiir mich?« frug ich· »Kommen Sie mit mir,« versetzte er kurz. Frau von Malpeire nahm einen Leuchter, und wir folgten ihr den Gang entlang, der zu ihrer Tochter Zimmer führte. »Sie schläft wohl fest-« sagte ste, »und ihre Thüre ist stets von ihr zugeschlossen; ich habe aber meinen hausschliissel in der Tasche. Jch gehe zuweilen für einen Augenblick zu ihr herein, um sie schla fend zu sehen-" Sie öffnete die Thür, und ich bemerkte sogleich unterhalb des Spiegels die tleine Holzfigur, die der Baron in seiner Jagdtasche gefunden hatte. Iri. von Malpeire war aber nicht in ihrem Zimmer. »Sie ist nicht hier,« rief die Baronin aus; »we, um Gottes-willen mag sie nur sein?« Mein Blut gerann fast zu Eis; ich erinnerte mich der Gestalt, die unterhalb des Fensters dorbeigeschlichen war, die tei sen Schritte, die ich im Boudoir gehört hatte. und der drohenden Worte, die schon während der lesten StundenL immer in meinen Ohren tviedertlans gen: »Sie werden es bald ersahren2« Dann durchzuckte wie ein Blitz mich der Gedanke an das Geschrei der Menge: »der AbdatL der Adbat!« Wie versteinert vor Schrecken stand ich da, als der Baron, der die anderen Ge mächer nach seiner Tochter durchsucht hatte, MrückIam und leichenblaß aus ries: « an hat sie weggeschlepptt Wir müssen sie befreien oder sterben.'· »Ich gehe mii Jhnen,« antwortete ich mit Verzweiflung im Herzen. Die Worte waren kaum meinen Lippen entslohen, als mein Blick aus einen Brief siel, der aus ein«-I Tische in der Ecke des Zimmers la Jch deutete aus ihn hin; Frau von Malpeire ergriff ihn stür misch und reichte ihn ihrem Gatten mit den Worten: »Lesen Sie, lesen Sie! Es ist meiner Tochter handschrist und an DSie erichtet.« arsn öffnete den Pries, und Leichendliisse trat aus sein Gesicht Er las ihn zu Ende und reichte ihn mir; der starke Mann stolperte und siel hiilslos zu Boden. Seine Frau kniete zu ihm nieder und ries wild um Hülfe. Als der Baron wieder zu sich kam, las ich sol ende Worte: »Mein sent Der Augenblick ist da, wo die Geheimnisse meines Her enc kund werden müssen. Jch de meine Liede und meine Hand einem Manne zugesagt, der nach den Begris sen der Welt mir nicht edendiirtig ist. fech liebe ihn. toeil er alle Tugenden eines Standes besish Offenheit Ehr lichteit Schlichtheit und unverdordene Sitten. Mit Im fürchte ich die Ur rnukh nicht; s ne wielige hand ist an harte Urbeitgeto hnt. Jch werde das Brod mit ihm theilen, dai er im tßtheiseinei Angesichts verdient neitihm unter das Da seiner wiirdgen Este-en fliehe, thuei et. weil Wischer potttmus mich zunr setßersten etr eden hat« Usi dem Eiend einer au gezwungenen heiratd zu entgehen, habe · mich unter seinen Schuh begeben. tet nicht daran, rn· auj meiner Zu sluchtdstiitte surii zureißen. Tausend starke Arme und tapfere setzen wer den des Bauern staut umgeben und des Edelmannes ter vor einer Ty rannei fchiiken, die zwingen wollte« einen Mann zu heirathen, den sie nicht liebt. Wenn hr meine Ehre wahren wollt, wenn r dem Kinde. das Jhr einst das Euere nanntet, wenn Jhn es fest auch verfluchen und verstoßen mö get, einen unbesleckten Namen sichern wollt, so sendet mir Euere schriftliche Einwilligung zu meiner Heirath mit Francois PinateL damit ich in den Augen der Welt die rechtmäßige Ehe fran eines Mannes werde, mit dem in das Dunkel der Nacht zu fliehen ich mich nicht gescheut habe, dem ich zu dieser Zeit in Gegenwart einer Volks menge Treue versprochen haben werde, und den ich nie verlassen werde, im Leben, noch im Tode. Jch tann jetzt nicht erwarten, daß Ihr, mein Vater und meine arme Mutter, mir verzeihen werdet, aber ich hoffe, der Tag wird kommen, an dem Ihr eg thun werdet.« Der Baron wandte sich an mich mit einer Ruhe, die schrecklicher als der heftigfte Zornesauisbrucb war, und fagtex »Sie muß jenen Mann heira then. Ich werde meine schnftliche Einwilliaung senden; nnd wenn das Schristftiict unterzeichnet nnd abae schickt ist« werde ich linderlog sein und vergessen, daß ich je eine Tochter hatte.« Nach einer Pause fügte er in einem Tone, dessen ich selbst noch fo langer Zeit nicht ohne Schaubern gedenten kann, hinzu: ,,Verflucht sei der Tag an dein iie geboren wurde! Verflucht der Tag, an dein Gott in seinen: Zorn sie wieder von den Todten zuritckriefk Verflucht sei ihr Leben in dieser Welt und in der - « »Li, faae nicht in der nächsten," schrie die unglückliche Mut ter und preßte ihre Hand auf seinen Mund. Auch sie hatte den Brief gele ten und unter Händeringen geklagt: »Meine Tochter ist irrfrnnig geworden, meine Tochter hat den Verstand vers loren.«« Welch’ furchtbare Nacht hatten wir zu überstehen! Alles in mir schien zer trümmert und vernichtet. Der Baron, unfähig, das hyfterische Weinen seiner Gattin anzuhören, folgte mir auf mein Zimmer. Sein Kummer war finster und schweigsam. Raftlos schritt der alte Herr im Zimmer aus und ab und zuweilen trat er an’5 Fenster, wie um Athetn zu schöpfen. Vor dem Schlosse war alles Geräusch erstorben; die Auf: re ung unter dem Volksbaufen war of enbar durch einen unerwarteten Umstand besänftigt worden, und Nie nåand stand mehr vor dem Eingangs t or. Zwischen 12 und l Uhr tam Choiset in’s Zimmer und meldete mit Thriinen in den Augen: »Die Frau Baronin hat einen langdaueinden Anfirlt von Ohnmacht gehabt. Jetzt ist sie besser und wünscht den Herrn Baron und den Herrn Marquis zu sehen.« Wir gingen zusammen hinab. Bei unserem Anblicke wars Frau von Mal peire sich zu den Füßen ihres Gemahl und rief mit von Schluchzen oft unter brochener Stimme: «åch lann, ich will sie nicht aufgeben. s-·-ie müssen Mit leid mit dem armen, dethörten Kinde haben. Sie müssen mich zu ihr gehen lassen; es ist meine Pflicht, es ift mein Recht. Jch musz sie erretten vor jenem schrecklichen Menschen. Bald wird sie ihren Fehltritt bereuen; dann will ich sie in ein Kloster bringen und mich dort mit ihr vor der Welt vergraben. Die Religion gebietet uns, barmherzig u sein. Sie lehrt uns, daß die sum-Isi- csshsss san-J- Ivsass --t-«:I--0 Hqssvspvu Inn-Is- qsuouk Ist-u- ukluyut werden tönnen.« »Die Reue lann Gottes Verzeihung herabziehen.« entgegnete der Baron, »aber sie tann nicht die Schande tilgen Unser Name und unser Haus dürfen nie Entehrung tragen.« Lange, aber vergeblich slehte die arme Frau in Tönen des bittersten Grarnes, die mir das wunde Herz zer schnitten. Der Baron blieb unbewegt. «Nichto«, sagte er, »tann die Schande auslöschen und das Vergangene un geschehen machen. Hier ist für uns leine Wahl. wir lönnen nur einen Weg einhalteii. Das unglückliche Mädchen hat sein Loos selbst erwählt und es muß dabei verbleiben. Sie muß den Mann, mit dem sie entronnen ist, hei rathen uiid sür uns nicht mehr existi ten-« So verging die Nacht. Die aus Ebende Sonne sand ung an derselben telle zusammensihend bleich, mit ge brochenem herzem aus«- Aeuszerste elend. Friih am Morgen schrieb der Baron die zu seiner Tochter heirath nothrvendige Zustimmung und schickte sie sogleich ab. 8.Kapttel. Die Einigranten. Die htNgt Erregung. die ich durch lostet, und Ue trauipshaste Anstren ung, »die ich macht, um nicht vor Fräulein von ire’j Eltern mei nem Schmerze zu Umliegem brachten mich in einen stillt-UT körperlichen Leidens und geistige-Niedergeschlagen heit, dein bald beangstigenk Symp tome fol ten, und chon am ist«-kippt Ta er lärte der beigleru eae kzt in dernTodena . Frlange « elteii die äußersten Schnitt-bezu Miude mit hest er Aufreginigz endlich aber hegte die atiir. Die erste llare Erinnerung ist, da ich. d, eine Dame neben m nein Vette- n sah. Ei toar Madame de Malt-e re, die ich nicht sogleich erkannte, weil sie weder Puder, noch Schönpflösterchen trug. Sie hatte mich Ta nnd Nacht nicht verlassen und nöcht Gott ver danite ich ihrer und ihreöGatien treuer flege mein Leben. Sechs Wochen atte meine Krankheit gedauert, und an manchem Tage hatte der Doktor, der aus D. kam, erklärt, ich werde wohl kaum die soigende Nacht über lehen. Dieser Arzt war ein scharf blickender und llu er, kleiner, alter Mann. Er hatte ich über die Ursache meiner Krankheit nicht getäuscht und sagte, sobald er bemerkte, daß Be wußtsein und Gedächtnis in mir sich wieder gestärkt hatten, in meiner Ge genwart zu der Baronin: »Die Lust dieser Berge ist siir unseren Patienten zu angreifend. Ueber-dies müssen wir bedenken, daß der Winter hier acht Monate dauert, und dafi wohl baid der Schneefall beginne und die Wege unpassirbar machen wird. Meine Mei nung ist, daß Herr von Champaubert sogleich ausbrechen sollte. So schwach er auch ist, fürchte ich die Reise doch nicht fiir ihn. Wenn er nicht zu reiten verniaa, kann man ibn leicht in einer Sänfte tragen.« Ruhe-loss- drehte ich mich hin nnd der nnd seufzte. Der Versuch, aufrecht zu sitzen, war fiir mich zu anstrengend gewesen« und meine hie-danken ver wirkten sich wieder. »Ja, Tottor,« ninrmelte ich, »Sie werden mit mir kommen. Auf dem Schnee ain Ende bei- Paiies von Maine-irr werden mir Halt machen, nnd Sie werden mich dort verlassen.« »O nein, wir werden weiter reifen,« antwortete er hastig; »Sie werden zu Jhrein Vater gehen, der Sie erwartet.« »Mein Vater!« rief ich, indem ich dein neu angeregten Gedantenzug folaie; »Nein er, naß ich trank bin? Hat er geschrieben?" tfin ängstlicher Blick der Vamnin schien den Arzt zu fragen, ob sie ant worten dürfe. aErzählen Sie ihm Alles,« entgegnete er. »Der Baron hat einige wenige Zeilen von Ihrem Va ter erhalten,« sagte sie, sich iiber mich. beugend. »Er ist wohl und in Sicher heit. Aber schreckliche Dinge haben sich ereignet.« Jhr Gemahl tam in diesem Augenblicke herein, und er war es, der mir von den fürchterlichen Tagen der 5. und li. Oktobers Kunde gab. Mein Vater hatte die königliche Familie nach Paris, sowie später auf ihrem unglück lichen Fluchtverfuche begleitet; dannl war er fiir wenige Stunden nach Haufe geeilt und ging am folgendeni Tage in ein freiwilliges Exil. Jnj Turin erwartete er meine Ankunft. Diese fchrecklich überraschendenNachs richten gaben meinen Gedanken eine andere Richtung, und fiir einen Augen blick vergaß ich Mademoifelle von Malpeire. Aber bald fielen meine unruhig wandernden Blicke auf eine kleine Blume« die Mademoiselle de Malpeire einst getragen nnd dann in eine Ecke des Speisefaales geworfen hatte; ich halte fie aufgehoben und in einen Blumentopf gepflanzt, und die lleine Ranle hatte Wurzeln geschlagen und ra te jetzt schon iiber den Rand der Va e hervor. Augenblicklich fanl mein fiebernder Ron in die Kissen zu rück, biitere Gedanken begannen wie der ihr Spiel und machten meine Pulfe hämmern. Der alte Doktor, der die plötzliche Veränderung bemerkte, erhol« sich jeßt und sprach in entfchiedenem Tone: »Nun wohl, mein Herr, morgen reifen wir.«' An demselben Abend iaß Frau von Malpeire allein neben meinem Bette. Jch weiß nicht, welchen Ausdruck mein Gesicht trug, als ich sie anblickte und dabei »ein-eine Andere, deren Namen ich IIIIJI Inseln lolllil(, UUUJ1(, uhcl Ul( arme Frau drach in Thriinen aus und sagte mit leiser Stimme: »Ich trauere um sie, als ob sie todt ioäre." Keine andere Erklärung fand zwischen uns statt; doch wir verstanden uns-. Die Wunde in meinem Herzen Ivar so ties und fchmerzend, daß ich durch jede Berührung meine Leiden zu vermehren fürchtete. Jch schwieg. Später tam der Baron, und gegen 12 Uhr drückten Beide mir herzlichst die band und zogen sich zurück. Mdllr. Boinet zö gerte noch einen Augenblick, dann wünschte auch sie mit einer ihr unge wohnten tummervollen Miene mir gute Nacht. »Auf Wirt-ersehen mor gen früh!« Sie preßte ihr Taschentuch gegen die Augen und ging hinaus Eine gutmüthrge, dicke Magd tam, um bei mir zu wachen. Da sie mich schla fend glaubte, begann sie in ihrem Landesdialett zu ch selbst zu sprechen und meine bevor tehende Abreise, so wie die ihrer Herrschaft zu hetlagen· Der eintönige Klang ihrer Stimme schläferte mich ein, und zum ersten Male fiel ich in einen sur mehrere Stunden ununerhrochenen erquickenden Schlummer. Ali ich am fol enden Morgen er wachte. schien die onne hell und klar in mein Zimmer, dessen Thüren und Fenfter geöffnet waren. Der Doktor and reisefertig an meinem Bette. »Na-nisten Sie,« rief er munter, «Sie sind viel besser. Wir müssen den heu tigen schönen Tag benagen und in einer Stunde aufheechen.« Ich ließ mich wie ein Kind ankleiden, lehnte mich dann auf den Arm-des freund lichen Arztes und versuchte, eint e Schritte zu gehen; aber ich war so s wach, daß ich kaum die Thiere er rechen tonntr. »Das darf Sie nicht tiimmern,« sprach er ermuthigend. als It mich zu einem Sessel zurückführiez ich habe eine gute Sänfte mit dichten . »-..--.-. — . si Vorhönsen bestellt. in der Sie sehr be- z guern fihen werden. Sie hiilt um Zunge N der Treppe. Wenn Sie ni t so t gehen können, werden wir ie hinab ! · i r tragen." »Ich muß mich zuerst von Herrn nnd Frau von Malpeire verab schieden,« sagte ich, während mir Weh mnth die Stimme erftickte. Er ant wortete: »Man hat hnen denSchmerz dieses Abschiedes er part. Es würde nur ein neuer Kummer fiir Sie gewe sen fein, den Sie nick? ertra en hiiti · ten. Seit mehreren agen st Alles i siir deren Abreise vorbereitet worden. Ei Beide haben nur gewartet. bis Sie H ganz außer Gefahr seien, und diese F Nacht haben sie das Schloß derlassen." k» »Für lange Zeits« frug ich, über diese : Nachricht bestürzt «Wahrscheinlich für immer,« war die betrübte Antwort; »sie wandern ans.« » Beinahe ohnmiichtig wurde ich in die ( Sänfte hinabgetragen Und ließ mich - forttragen, ohne zu fragen wohin, nnd l ohne einen Blick nach rückwärts zn werfen. Der Doktor begleitete mich zu ! Pfeka Als wir am Passe von Mai- i peire angelangt waren, stieg er ab nnd schlug die Vorhänge meiner Sänfte auseinander. Die frische Luft belebte ? mich, ich richtete meinen Kopf empor I und starte ans den melancholischcn An- s blin, den die Gegend darbietet. Die sich liingenden Schatten der Felsen hatten schon den Rand der Schlucht erreicht; der Wildbach tosce in feinem i tiefen Bette, nnd herbstlich gelbe Blät· « ter bedeckten den Saiiinpfcid. Ein llei ner Roqu hüpfte ans dem Stein um her, anf den man einst Fräulein von Malpeiree Bahre gestellt hatte, und sein lustiges Zwitschern mischte sich tontrastirend mit dem tobenden Brau sen dec- nnbändinen (Sieiviisserg. Mit leisem Stöhnen barg ich mein Gesicht in meine stände Tusr Virt- ivimtp fis-b über mich und fragte besorgt, wie ich mich befinde. Stumm drückte ich seine Hand, und gab ihm ein Zeichen, die Vorhänge zu schließen. Der Anblick dieses Ortes machte mich schwindlich und toll; eine wilde Begier aßte mich. in den Abgrund mich hinabzustiirzen und mein Leben in den kalten Wogen ides schäumenden Flusses zu endigen. »Die-H Delirium ließ nach, als wir an :der anderen Seite den Berg hinabzu-: Iiteigen begannen, als sanftere Lust mich umwehte. So verließ ich einen Ort, wo ich in einem turzen Zeitab schnitte den eiitziickendflen Traum don Gliick genossen und die bitterste Pein, die das menschliche Herz treffen kann, crliten hatte. Acht Tage später tam ich in Turin an, ivo ich meinen Vater sand. Der Doktor, der mich bis dorthin begleitet hatte, mußte jetzt in die tleine Stadt« in der er lebte, zurückkehren Diese Trennuna griff mich sehr an; denn ich hatte mich an den treuen Freund,des en Sorgfalt und Kunst mein Leben gerettet hatte, enge angeschlossen. Aber noch ein anderes, seltsames, ja lächer liche-s Gefühl, das ich mir selbst nickit recht eingestehen mochte, ließ mich se - nen Abschied bedauern. Er lannte FrL von Malpeire; er hätte mit mir von ihr reden tönnen. Kurz vor sei ner Abreise befiel mich nochmals eine Leidenschaftliche Erinnerung, ich nahm ihn zur Seite und fragte mit fast ber fagender Stimme: »Wer weiß, wag das Schicksal jenes unglücklichen Mäd chens ist? Ich bitte Sie, forschen Sie nach ihr! Vielleicht hat sich ihr Sinn noch im letzten Augenblick gewendet, und sie hatte jenen Mann verlassen. Was wird in diesem Falle aus ihr werdens Jhre Eltern hatten sie ent erbt und verstoßen. Niemand ist da, der ihr eine helfende Hand böte. sollte iie ihre Schritte zurücklenlen wollen. Dieser Gedanke macht-mich elend. Jch möchte mein Leben hingeben, um sie zu retten, um sie von jenem Menschen loszureifzen." Mitleidig prüfend blickte der Arzt mich an; dann versedte er kurz: »Glauben Sie mir s— Sie mits sen fie vergessen! Fiir Sie bedeutet des Mädchens Glück oder Unglück nichts — nichts; ihin wird das Lobi, welches es selbst gewählt hat.« (Iortsehung folgt.) D c. i N i Die höchste Telesraphenlettueeg. Die höchstgelegene Telegraphenaw statt der Welt ift neuerdings die von Khambajong in Tibet, welche 15,700 englische Fuß über dem Meereospiegel liegt. Diese von der indischen Tele arapben - Verwaltung erbaute Anstalt dient auch dem internationalen Ver lebr, obgleich sie ursprünglich nur zur Verbindung der militiirisch - diploma tifchen Expedition des OberstenYoung hurband, der im Auftrage der indi schen Regierung nach Tibet unterwegs ist« rnit dem Hennathland beftimrnt war. Jn Kbarnbajong bat der Oberft vorläufig feinLager aufgeschlagen und von hier aus tann er aus der neuge bauten Telegrapbenlinie seine Mel dungen nach Darieeting CBritischJn dien) erstatten. Der Bau dieser ober irdiscken Telegrapbenleitung welche eine Länge von etwa 150 Meilen bat, war rnit großen Schwierigkeiten ver bunden, da die Arbeiten meist bei Re gen und in ganz beträchtlichen Höhen lagen des fimalaya - Gebirges ausge führt werden mußten. Dazu lam, das die Linie vielfach durch dichtes, fa undurchdringliches Gebüsch geleitet werden mußte. Der höchste Punkt der Telegraphenleitung befindet sich bei Subeba-La, das 17,0003uß iiber dem Meerejlpiegel liegt. An einer höheren Stelle ift bisher wohl niemals eine Te legraphenstange eingesegt worden. —«QD-.i—-—M Was Du Gutes gethan vergiß. und thue etwas Besseres.