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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 29, 1904)
w var- —— . «--.. -.--.·.-. .-;,0-..-.- . mNJm Schnee versrnetkten Stijze nach dem Leben. Von C. von Winterseld - Warngm Schnee am Is. Apriii Tiefe, dichte, W,-Schmassen«! Sie fielen in wirbelndem Tanz hernieder, sie stoben urn die Ecken der Sinken Der Wind fegte sie zu großen Haufen zusam men. Und immer mehr Schnee fiel l:ernieder, immer dichter sanken sie auf die-schon den Frühling ahnrnde Erde. Immer wilder wurde der Tanz. den der Sturm mit ihnen oollfiihrte, als könne er sich garnicht genug thun an dieser Abschiedevvritrllung, die er der Erde gab vor seinem Sominerfchlaf. Jn den Städten zvar eg noch nicht fo schlimm ,da war man dem Schnee gleich wieder aus den Fersen mit Ha rten und Schanseln. Ader draußen auf dem flachen Lande, da sah man nicht die Hand vor Augen. Jn dem rrirkselnden Ziockeniall verwehren Wege und Stege. und manche Rntjche blieb am Graben liegen, mancher Milchpagen stand im Schnee, bis er nach drei Tagen vor-. dem nach Hilfe fortgerittenen Knechte nebst Vorspann erlöst wurde. Aber die Bahn kommt doch durch? So schlimm .vird es schon nicht fein, deute am 19. April! Solch ein Schnee im Frühling, der liegt ni ,t tange. Eben kommt sie bei Smtion Schöntsoi rrm die Kurdr. Die rothen Ilngen glü hen durch das Dunkel. Zie pustet nnd schnanbt mir ein miide gesetzter Gaul, aber sie setzt sich doch wieder in Br.vegung. Eine kurze Strecke kommt sie noch vorwärts. Dann stockt die schwarze Schlange mit den glühenden Augen, die sich durch das Zehnten-ki den vorwärts wand. »Es geht nicht weite:!« Der erasiihrer erstirbt sich in seln Echiclseri. Er weiss« daß ei- hente noch vielen io ergehen .vird. selber die 1liassaaiere wollen sich nicht so rasch ergeben Art-: ailen Fenstern auden sie heraus set-im pscll usu- Illlllfkkh llllgcll llllo Illlclllclk Nur einige sehen die Unmöglichleit des Weitertammens ein. Sie sind Jnsasi sen der dritten und vierten Klasse, die sich in einein Wagen oierter jetzt zu sammen finden. Einer liai eine Hand harmonila, das Lieblinasinstrument des pommer’schen Landbemobnerk. Er fängt an zu spielen, und bald hat sich Paar aus Paar zusammengesunden und man tanzt in Schnee und Sturm unbekümmert um die Welt da draußen· Anders ist es- in einein Abttseil drit ter Klasse. Da sint ein san-ice Weils und starrt niit weitgeössnetem anast vollen Augen cruj das Bündel in ihrem Schooszr. Ein Kind ist in diesem Biin del einaewietelt, ein lleineg, jämmer lich weinendes, wimmerndezs Lind. Arme Mutter! Ihr Kindchen war schon lranl, als sie den Zug bestieg. Zie wollte ntit ihm zur nächsten größeren Stadt fahren. um ed zum sitzt zu dringen. Denn den Arzt loniin n las srn, das- lonute sie nicht, das hätte sie nie bezahlen können. Und nun sind sie aus der Strecke, die sonst in einer hats ben Stunde zurückgelegt ist. ichs-n so lange gesahrent Nun sitzen sie tiier fest! Aus dein Wagen liinter ihr tönen die Walzerllänge herüber, nnd cellee Lachen und Johlen schallt daimischcii, und hier fth Osie und blickt voll Ver iweiiluna aus dasj- lrarileGesk1,övichen. Wird es nicht schon matterZ Werden die Gesichtssiiae nicht starrer It Entsetzt rekiate sie sick aus dein Fenster. Eisige Köln steh-m k:-.-rein. Zie legt das-— Kind aus die Bant nnd let-at sich deit hinaus. Ia steht der Zua siihrer und bespiicht uiit dem Schaff ne: da-: weitere strich-l des Zuges Und seiner Passagiere Ein Herr tritt dazu und scheint sich naiti dem Wexse in das nächste Darf zu erliiiidiaen. Da rust eine Frauenstisnnie und alle drei blicken auf: »Ach, Heu-, ick kann hier nich biieivr. Min Liittiee finrwt mi io hier in dat Wider nnd in die Hüll. Heipe Se mi doch! Jek mut hen na de -Stadt.« s »Mein Himmel. nun iiinat die anch noch an! Ich tann"g doeb nich: ändern! Ich-sitze mich fest and toenzne nicht verank Die Stimme des- Zilgfiihrets grollt vor Aergee und Ungeduld. Es iil dem, als ob man es ihm zur Last legte. daß sie biet stecken bleiben miisseni . III Mitteiiende cis-li- der zweiten Klasse blickt sich um und tritt einen Schritt näher an die Frau hin Er rede-e izjt betuhigend zu, iie mäiie warten. Geduld haben. man tönt-e edkn nicht weiter. Morgen in alter Ftiitse werde der Zug vielleicht anzie ietauielt werden können. Er miisse ia » auch warten. »Man blot dat Kind, dat Kind!" »Aber, liebe Frau, mit einem in tranken Kind-.- hätten « Zie dann doch auch nicht nicht forteeiien sollen! Jch iann Jhnen lei der c ach nicht netfen da ich kein Arzt bin und auch selbst nie Feindes gehabt habe llket ich würde Ihren rathen, das Fenster wieder zu schließen, damit das Kind nicht noch den tatten Luftzug bete-mini. Also Geduld, liebe stan, und Rude! Guten Abend« Damit wandte et sich als nnd ita»ite durch den Schnee zu feinem Ab th: It geleitet, das bis fest jedenfalls not-s bedaniicki warm mal-. Er stieg ein, . istin pch in ie ne Reiieoeeie und det fasse Xll schiefe-n .e junge grau blickte ihn state nach. Dann fah e zurück auf das Kind. Ach so. ja, ollte das Fen ster schließen. Mechamfch zog sie die Scheibe hoc-. Da rührte sich das Kleine, und ein leiser, wimmernder Ton zog durch den Wagen. Die junge Mutter stürzte vor der Bank auf die Kniee und Zssn te das Kleid. Sie legte das Kind a die warme Mutter brust, sie bot ihm die Nahrung. Ver gebenst Das starre Gesichtchen verzog sich schmerzlich Die winzigen Händchen zuckten wie im Krampf, aber es faßte nicht an. Sie versuchte Es aus alle Weise. Vergebens-! Da legte sie es in erztrseiflung wieder aus die Bank, ihr Kopf fant daneben und sie schluaizte in wildem Weh. Rettung, Hiilfel Woher? Hörte sie Niemand? Hals Gott ilyr nicht? Sie hauctzte die kalten Händechen des Kin des an mit ihrem warmen Athem. Sie nahm es wieder auf nnd .vicgte es ia ihren Armen hin und her· Das schreckliche Wimmern hörte nicht aus. Die lrampfhaft geballten Händchcn öffneten sich nicht. Tcr kleine Körper znckte und däumte sich. Da faßte wilde Verzweiflung das arme Weib. Wie lauter rothe Fun ten tanzten die Flocken vor ihren Ala gen. Es kam über sie wie Wahnsinn. —s-- Hier mußte sie heraus! Hier tonnte sie nicht bleiben bis morgen früh. Sie konnte nicht so nntliiitisg das Ende her ankommen sehen nnd Dabei so allein, so schrecklich allein sein. Sie riß das Fenster aus nnd öffnete di: Thür. Das Stan .Victelte siein ein großes Tuch, und nun stiea sie aus. Aus dem Trittbrett Zaa der Erim-Je so hoch, daf; sie aucalitt nnd hineinsant. Sie iasste sich wieder ans, faßte das Kind fester in den tlrkn nnd tastete sich tum nächst-In Wagen ausar- Tie Musil fchtkeiat jetzt, aber die Schnitt-Islaer lrriste gerade rin:dn:n, johlendez La cken ertönt und belohnt einenhiiiäthis den TMEtr hen ein nrnfn s Ilhrm »nur-N hatte. dem man den Viehtreiber am Rock nnd Giebahren ansah. Da tönte die Stimme der Frau der-— zwischen leise, kaum vernehrndar. aber irgend Jemand hatte sie doch gehört. Man bog sich aus-« dem Fenster. »Wer ist denn da noch? Hurrah, da tornmt noch eine Schöne zum Tanz! Treten Sie näher-, meine Beste, hier ist Friihlinasseier!« Wiehcrndeg Lachen antwortete ihm, doch rief er dazwischen: »Seid still, ich tann nicht verstehen, lrsas sie iagt." Und er tina an zu singen: ,,stieiel,’ rnir Die Hand, mein Leben, Komm ans mein Schloß mit cni:.« Wieder unterbrach ihn das siedelnde Gelächter der Jniassen Auch drängten sich ietzt andere Gesichter an die Fen ster. urn in das Särneeaestöber hinaus zu spähen. Ter Viettreiber öffnete die Thiir und wollte augsteiqerk ,,Wo ist sie?« wo ist sie?« schrie es durcheinander-. Da ergriff töotlicke Angst nnd Scham das arme Weid. Sie .oandte iich zur Flncht und rannte, so schnell eg möglich war, mn Zirae entlang hinaus in die Nacht tfine Zeit lang hielt sie sich aus den Schienen. Sie .oaren ja eben erst auf der Sta tion Schönhof gewesen. Es- rnnßte doch möglich sein« dahin in rielangenf Und ani der Strecke, die der Zug befahren hatte, laa der Zettnee nicht io ries. Erst in den: Hohlweg latten sich die Schnee mosan io anfaetttiiirmt, daß der Fug nickt weiter lonnke. Ader sie tanr trotzdem nicht zur Stelle. Sie konnte noch innerer nicht-z oon dem Ziationgaebiinde sehen. Rein Licht schimmerte tröstlich durch die Dä merung! Nur Zchneemassen rechts, links, vor und hinter thr! Und von oben fiel es immer gleich mäßig leriiizder, bie- der Sturm wie Der einsetzte nnd die Massen vor siiti her trieb. Da verlor sie völlig die Mich— titna. Das Kind in ihrem Llrm kurbe auch so seltsam sch«ver, so lalt, sie drückte es fester an sich. Endlich bliiitte etwas in der Ferne. tkin Licht! Ein Licht! f Hastiaer strebte sie darauf zu. » s Jn der Eile trat fle fehl und sanl ini Hi ien -Zchnee. iisiner tiefer, iniinerl nnebr s Sie war den Bahnvaniiii hinab ae ruliett Wie nasse Ilriie umklammern -.-: sie l Wie mit Berge-. last leat ei sich aus Iiie und driiette sie n: erer. Eis .-.iolltel Zfchreien die stimme verweilte iini Sturm. Da lelsnte sie den Kopf an da- kalte Köpfchen des Rini- s und lo, ena an einander gedrückt, verharrte sie stil!, bis , sie niiire .viirde. Ganz wol-tin milde Limd matt is - « Härte sie da nicht die Glocken lli n «gen vorn Kirchtburm in Schönliofi sie läuteten so hell. so tröstlich. Oder träumte fie? Tönte dazwischen nicht »das rette Gelächter der Mensche-m das Jsie vertrieben hatte? Noch einmal vers suchte sie. sich aufzuraffen Jngr «ben5! --—- »s Aber hell wurde es setzt. Strahlen der Schein umfing sie und ihr war. als flöge sie hinaus mit ihrein Kinde, direkt in den himmel hinein. Der here in der zweiten lilaffe konnte doch nscht recht schlafen. Es wurde auch fest lölter im Caupe Jan fröfielte und er fah tn Gedanken im merfort die traurian fraaenden Au gen des sangen Weit-et Wie es dein Kinde gehe-: Fuchtel So eine Nacht ist —...-·-..-....- .....- -—.». doch en et lch langl Jn dem vierten Klasse-Hagen schien es auch still ge worden zn fein. Das Johlen und La chen war verstummt Sie hatten sich toohl zum Schlafen gelegt, miide ge tanzt und gelacht. Er mußte doch mal nach der Frau sehen. Er stand auf und öffnete die Thür. Jmmer noch dasselbe Bild. Schnee, Schnee ringsum. Stampfend erreichte er den andern Wagen. Die Thiir stand weit offen. Verwundert stieg er auf das Trittdrett und blickte hinein. Alles leer! Aber ihre Handtasche lag auf dem Sitz und dort auch ein KindermützcheDm Also kreit konnte sie nicht sein. ai hatte sie sich jedenfalls zu den anderens begeben, um sich dort trösten zu lassen. ; »Na ja, die Weiber, so sind fiel« f Jlergerlich stampfte er zurück, tlopfte. sich den Schnee von den Kleidern und! kroch wieder in fein Coupe, um noch mals zu versuchen, ob ihm nicht der Schlaf über diefe langweiligen Stun den forthelfen wollte. Und diesmal gliielte es. — Als am anderen Morgen dass Schneetreiben nachgelassen hatte nnd; die Passagiere nach der Stationi Schönhof zurückwandern mußten, unt dort vorläufig unterzulommen, weilk von einem Freischanfeln der Stredel nicht die Rede sein konnte, da stellte es I »sich heraus, das-, die Frau mit dem; Kind verschwunden war Kein Mensch wußte wohin· - Ein seltsames Gefühl lroch den Leuten, die es hörten, den Riidenk hi11a11i.Aber hätte man ihr denn hel f fen lönnensl Es war ja 11nmöalich!k lind doch! Man hätte ihr ja beistehenl lönnen in ihrer Anast man hätte sie nicht allein zu lassen brauchen! Der Hugfiihrer fah unsicheren. Blickes um sich nach rechts und link-Z. I Mein Gott, ec- tdar doch nicht feine. Schuld! lind doch hatte er das- Gefühl als »niiisse er die Hände falten und sagen z »Und kagicv Uns Ullickc DOUI V’ " US E ! gibt auch Unterlassungsfiindeni Und selbst der Viehtreiber sah mit seltsa mem Grauen nach jeder Schneetoehe. « I —- Sie aber, die gestern verge- I bens versucht hatte, an die Herzen zu! klopfen sie hatte jetzt Frieden. Still! und ialt ruhte sie mit ihrem Kindchen in dem großen, weißen Bett, daJ sich so weich ihnen anschmiegte. Verschneit, verwehtt s-———.-----—- I Die Gifte-fette. - J Die Buschtnänner, welche in den deutsch:iasriianiseden Aueläusern der Ralasarietoiiste beinahe noch wieThiere in Erdhöhlen und hinter Strauch und Schutzschirinen leben, befinden sich noch aus der dentbar niedrigiten Stufe men schlicher Kultur. Ein um die Len- ( den geschlagenes Schnrzsell aus Pele eine über die Schulter getragene Pelz-i tasche bilden sast immer die einzige Kleidung. Nach der Stiegenzeit nährt sich der Busch-traun iiberreichlich von liidniissen und den iibe all sprießen i den Oiidsches, einer Frucht, die unse- E rein Nadieschen ähnlich sieht. Bei zu- » nehmender Diirre geht dann das sal- ; tenweich angesetzte Fett wieder verloren , nnd der Buschmann welcher selbst nn stärksten Sonnenbrand unermüdlich zu laufen vermag, nimmt nun dag Leben wie es gerade kommt. Heute von den wasserhaltigen Buschmelonen lebend, wird er morgen bei Gelegenheit mit Pfeil und Bogen zum Jäger, wenn er ein Wild bis aus nächste Entfernung leschleichen tann. Seine Oauptwassen sind die Keule ltiirrU aan Eichenholz und der einfache Bogen, aus dem sie tslstfentimeter lange bergiftete Rohr pfeile mit großer Sicherheit ver schießen. Diese Pfeile haben an dem Ende, in welche-Z die Sehne des Bo krenci einschuellt, einen zierbickcnitL der ourai unnoiaeue Harnnaiie vor oem Anfspalten bewahrt wird. stn der hohlen Rohrspitze des Pfeile-Z tectt ein haarschorfer, mit dein Safte des Milchbnschbainnes vergifteter Strauß T machen. Die obere Rohrspitze wird durch feine Darmsaiten fast zufam inenaehalten. Mit diesen Pfeilen schießen die Buschniänner so sicher, das-; sie ans etwa fünfzig Schritt ein Wild in der Regel damit anichtoeiszen. Da ronf lonnnt es auch nur allein nn; tödtlich wirken die Pfeile sofort sntt niemals. Wird aber ein von dem ver gifteten Pfeile geirofsencg Wild fliicti tig. so wirft der Busch-now seinen Bogen ans den Rücken, greift zurztenle und verfolgt es nnn in ilfierisnier Schnelligkeit, dis- n.-.ch etwa M M; nnten oarp Gift unter Lämnnngger scheinnngen zu wirken liminnt nnd er das kennte Stiick init der Keule nik derschlogen lann. Wunderbarerioeiir verzehren dir Buirtnniinnner da·.- dnrrn Gift gefalle-ne Wild ohne jeden Drin den. Sie erweisen sich auch deiitiiln.. Offizieren setir oft dank ihrer Schnelligkeit -- als-· zuverlässige Be tm, denen man nnr die Richtung an zugeben branckt in welcher der Ort liegt, too das S«ireiben arme-geber werden lolL —- —- - b- « Mettkt annelnnlmr. Bauer lzum Nadler, der ilnn eine Ente todtgefnlnen hot unr- noeti im Rechte sein millt: »Seit ich Ihnen dncs Thierchen vielleirlt mich nocli tiraten.'« « Falsch meinener Direktor leinem Fremden die Hirte emftalt zeigendk »Vetrachten Sie sich mal die junge Dame dort nni Pinnox der muß ich häufig die Zwang-Zierde anlegen lassen!« Fremder-: »Da sind Sie wohl auch lein Freund von Musit2« dJkässie ikiämdpke Humoreste von Else Meerstedt. Ein entzückendes Mädchenstiibchen, ganz in rofa gehalten, rosa Gardrnen, rosa überzogene Möbel, an den Wän den Fächer, Etageren —- alles rnit rosa Bändern garnirt; ein zierlicher Damen-Schreibtifch und davor eine allerliebste Blondine mit zartrofa Wangen, eifrig beschäftigt, einen Brief zu schreiben. Nachdenilich legt Lotte den geber halter weg, legt zwischen die rief blätter ihr Bild und steckt beides in ein Couvert. Jhre beste Freundin aus der Pen sions-seit hat sich nämlich verlobt, und für sie sind Brief und Bild bestimmt. Jm Begriffe, die Adresse zu schrei ben, wird Lotte abgerufen. Kaum hat sie den Rüclen gewendet, als ihr Bru der Hans, ein strammer, äußerst nase weiser Sextaner, in das rosa Reich huscht. Es ist eine besondere Liebhaberei von ihm, in Lotte’s Zimmer herum zuschniiffeln. Mit fouveräner Ruhe läßt er sich auf Lottes rofa Sessel nieder, zieht den Brief aus dem Couvert, liest und iriiisirt: »Was schreibt die verrüdte Schachtel hier? Sie wäre auch glück lich, wenn sich ihr auch ein Herz in Liebe zuneigtet s-—Ha, ha, ha, maa erst ’n1al Rlöße kochen lernen, dann tann sie über das Thema heirathen und lieben reden. Und hier —« .,.han9! Hans! Wo bist Du denn?« ruft Mutter-Z Stimme und Schritte nahen sich der Thür. Hang hat nicht ’inal Zeit, den Brief zusammenzufalten und in’g Couvert zu stecken. Eilig schiebt er ihn zwischen die Journale der Lesemappe, die auf Lottckz Sschrcibtisch liegt. Im Nu ist er an der Thiir und öffnet gleich riiiithia· »Was-J hast Du denn wieder in Lot , ,-««« u-» Fpuuukt ou just-sich OUFUIZILZ herrscht ihn die Mutter an. »Ich suchte ein Endchen Bindfaden, bei Lotte ift ja aber nie wag zu ha ben,« antwortet ans. Laut schlägt die Thürglocke an. Liiliaft läuft Frau Amtsriehter in die Küche. llm Gottes willen nur keinen Bes fuch! Sie nimmt gerade eine Gans ans und Lotte steht dabei, um die Handgriffe zu lernen. Hang piirfcht sich, froh, so leichten Kaier davongetommen zu fein, in fein: Zimmer, und das Mädchen öffnet. ’ Frau Arntgrichters Beforgnisz war ganz iiberfliiffig gewesen«- eg ift kein» Besuch, sondern nur der Mann, der die Lefemappe holen will. · Anna, das dralle Dienstmädchen. pocht an des Herrn Anitgrichterg Zim: l nie-r· » ,,Herein!« ruft er ärgerlich über die Störung. ,,DieLefe-nappe wird abgeholt, Herr; Amtsrichter!« »Ja, ich habe keine. Jedenfalls liegt sie in Lotte·S Zimmer!« Die Dienfttnagd hat glücklich die Mappc gefunden nnd liefert sie dein Boten aug, der sie ein paar Straßen weiter an einer anderen Thür abgibt. Lotte fucht nachher den Brief in allen Ecken —-- aber er ift nnd bleibt verschwunden Hans, von der Mutter zur Rede gestellt, hat natürlich nichts von einem Briefe gesehen. .-. .-. 4 Eine Havana rauchend, schreitet ge-· mächlich ver junge Doktor Amthor sei nerStnmmkneipe zu. Er ist unbeweibt —--Gott sei Dant, wie er immer im Stillen hinzufetzt Mit zweien seiner Freunde, einem unglücklich verheira theten nnd einen gluctlichen Unverhei. ratheten trifft er jede Woche einmal Abends bei Barrnann zusammen zu einem nemiitlzlichen Bierstat. Doktor Brenbe1, der ungtiicttich Verheirathete, hat aber leider für heute abge agi, weil seine Schwiegermutter zu B uch kommt. Rolf Amtbor hatte ihn in: nerlich bedauert und sich erfreut die Hände gerieben, dass er frei und unab bängig war und Schwiegermütter nur vom Hörenfagen kannte. Jhm würde es- sobald nicht einfallen zu heirathen. Junggeselle zu sein« rechnete er ent schieben zu den Annehmlichkeiten des Lebens-. ,,Guten Abend, Herr T-ottor,« be: grüßte ihn der steltuer bei Barmann refpettvotL aber mit einer netvisfenbes roten BerirnuliclyleiL die mein den alten Stnmnrgiisten zottd «Serbug Fritz! Qitfefsor Kluge noch nicht das« »Ja Befehl. Herr Darmk, rser Herr ’.«lisessvr traten vor ungefähr einer Stunde der und haben einen Brief fiir den Herrn Doktor hinterlassen« Eilig tiinfi der steltner nach dem Buffet nnd kehrt hold mit einein Briefe 3uriid. ess ist gut, Fritz. ’.li’acl)bkpttim blielt Stets vor sich hin und liest dann noch ein-unt die weni gen Zeiten, die feine-:- Freundekts Fern « bleiben entschuldigt-re ,,.5,n1be mich« beute rennt-»t. alter Junge, und kann Dir nur rati)en, es- mi1 butd rmcthu thun Du wirst etttrsxeki sein von mei ner Braut, icb sang Tit-, ein reifenbeg Geschcpst Hoffe, sie »si-: txntd Vorstel ten zu tönum chrztidnn Gruß Dein Kluge.« »Wir-der einer, der sit) hat bethiireu leisem« murmelt Rotf und friiiitielt mißbittiqend den stopf. »Diese Wei ber, diese Weiber! Armer Junge!« Als Rolf eine Stunde später den Heimweg antritt, intkulirt er: Die schönen Tage, oder vielmehr Abende, von Araniuez haben also nun ein Ende! Ein Bereiietter, patdon Ber liebter, läuft nun wieder mehr in der Welt herum, holt Blumen, Bonbonit, Schmucksachen und allen möglichen Trödeltrarn und geräih ganz außer sich vor Freude, wenn er als Lohn für seine Bemühungen ein Lächeln oder, wenn’s hoch kommt, einen Kuß erhält. Die Dummen werden halt nicht alle. Mißmuthig steigt Rolf die Treppe zu seiner Wohnung empor und begibt sich auf sein Zimmer. Eben hat er es sich auf der Chaise longue bequem gemacht, als Frau Dreher, die Haushalterin, pocht. »Die neue Lesemappe ist gekommen. Wünschen der Herr Doktor vielleicht daß ich sie bringe?« »Das ist eine Jdee, Frau Dreher! Bringen Sie mir inal das Dingg her!« Nachlässig blättert Rols in den Journalen. »Von Blitz, was ist denn dass-s« ruft er mit einem Male aufs Höchste über-— rascht· Gerade aus der ,,Jugend« fal len ihm ein Couvert, ein Brief und ein Bild entgegen. Couvert und Brief beachtet Rolf weiter nicht. Aber das Bild fesselt ihn. Er erhebt sich von der Chaiselongnc und hält die Photographie unter die Lampe. »Alle Wetter noch mal, ist das aber ’n Prachtmädell Wer hat mir denn die reizende Maus befcheert?« Rolf betrachtet das Bild von allen Seiten, und je mehr er l)insiel)-"-, desto besser gefällt es ihm. Plötzlich besinnt er sich auf Couvert und Brief. »Heu— relat« ruft er ganz vergnügt aus« »Der Brief bringt mir gewiß Aufklä rung. — Was, an eine Dame ist der Brief gerichtet? Liebste Elia? Deine Lotte unterzeichnetZ s- « Lotte, ein Name, wie geschaffen siir den reizen den Käfer. Himmel! Und nach einem Herzen, das sich ihr in Liebe zuneigt, sehnt sie sich auch? Famost Jch habe ja zum Glück noch eins zu vergeben. Gleich morgen werde ich es ihr anbie ten, und ——- ——- hin, bin ich denn toll geworden? Haben mich vielleicht meine Freunde angefleckt? Na, alter Junge, nun besinne Dich mal! Willst Dich wohl gar von einem Weiberbildniß aus Rand und Band bringen lassen? s— Aber siiß ist diese Lotte doch — —- - hm . . .« Hin und her dreht er Couvert und Bild, lernt den Brief bald augwens dia, aber eine Adresse findet er nicht, nicht den kleinsten Anhalt, wer die Schreiberin sein könnte. Am nächsten Morgen, als Rolf auf wachte, mußte er sich erst besinnen, ob er das, wag am Abend vorher. passirt war, geträumt habe. Doch da fiel sein Blick auf das Bild. und ilnn selbst fiel ein Stein vom Herzen. Rasch kleidete er sich an. Er wollte gleich heute in dem Institut vorfprechen, das die Lesemappen verlieh, um den Boten zu sprechen, der ihm die Mappe brachte. Er mußte erfahren, wer vor ihm die Journale erhielt, denn nur so konnte er Lottes Adresse erfahren. Noch vor zehn Uhr Vormittags stand er in dem JournalVerlethn stitut. Aber der Bote war bereits fort! Geäraert und bedeutend langsamer, als er heimgekommen war, schlug Rolf den Heimweg ein. Zu Haufe angelangt, kam ihm schon an der lsntreethiir die Haushalterin entgegen. Der Herr Assessor Kluge warte bereits seit einer halben Stunde auf den Herrn Doktor. Heute hatte Rolf fchon bedeutend ntehr Verftändniß fiir des Assefsorg liebende Seele. Er gratulirte ihni auf’Ls Herzlichste, war sehr entzückt von der Ueberraschung und freute sich bereit im Voraus, die junge Braut kennen zulernem Als der Assefsor endlich zu Worte tomnien konnte und sich fiir die Gliict wünsche bedankt hatte, klopfte er Rols auf die Schulter: »Na, alter Junge, wann dumm« wir uns denkt's« ,,Jch?« Mit dem unschuldigsten Ton der Welt sagte ei Rols. »Ja. Du! Thue doch nicht so ge heimnißvoll, Freundchen, oder ——s laß das nächste Mal Deine Herzensgeheiw nisse nicht so offen liegen!« Und la chend hielt ihm der Assessor zwischen Daumen und Zeigesinger Lottrz Bild hin. »O, soweit sind wir noch nicht« mein Junge, ich . . ." versichere Dir, daß wir aber bald so weit kommen, nicht wahr, das wolltest Du doch sagen?« »Nein, ich . . » . .. willst es erst noch ein wenig geheim halten! Kenne das, meinJunge, aus der Praxis. Jst noch nicht Alles in Ordnung!« »Nein, ich kenne die Dame gar nicht! Himmel, Mensch, laß mich doch nur erst mal ausreden!« Und in der näch sten Viertelstunde bekam der Assessor visic ganze selt: und wundersame Lese; smappengeschichte zu hören. Nichts der schmieg Rotf. Sogar daß er schon am frühen Morgen im Leihanstitut ge wesen war, beichtete er dem Freunde. Eine Weile sah ihn der Assessor an. Dann tam es lustig lachend von seinen Lippen: »Den Weg hättest Du Dir ersparen können, alter Junge! Die Dame kenne ich ganz genau. Jch toar sogar gestern Abend mit ihr zusammen und — ---—« »Um dec- Himmels Willen! Sie ist sdoch nicht etwa Deine Brauts« s »Na, na, beruhige Dich nur, Rolf, z meine Braut ist sie nicht, aber die Cou Isine meiner Braut.« Rianan« »Und Du wirst sogar das Vergnü gen haben, sie heute Abend zu sehen: Jch bin nämlich hier, um Dich zur Verlobungsfeier einzuladen. Gestern haben wir im Familienkreise Verlo bung gefeiert, und heute sind sämmt liche Freunde und Bekannten geladen.« Rolf und der Assessor brachen noch am selben Morgen einer Flasche Roth spon den Hals. Da wurde angestoßen nnd getoastet aus -——— na, auf alles Mögliche und Unmögliche. . Als ein halbes Jahr später Rolf Hund Lotte Hochzeit feierten, stieg der smertwiirdigste Toast, der wohl jemals leiusgebracht worden ist -—-Assessor Kluge lies; nämlich die Lesemappen hoch leben! -- --.--. Aus der Schule. Lehren »Und als Galilei vor seinen Richtern stand, da entfuh seinem Munde der seither lcrühmt gewordene Satz: »Lehmann, wenn Du nirbt ans paßt, werde ich Dich bei den Ohren uelnnen!« Im Eiter-. »Denten Sie, Frau Nachbarin, ge stern kommt mein Mann um 5Uhr in der Frühe total betrunken nach Hause! Dem hab’ ich aber den Stand punkt klar gemacht! Das hätten Sie shören müssen! Na, Sie können sich sdenten, ich war einfach sprachlos.« Sie thust-. Herr Newliwed: »Jetzt wieder neue Vorhänge! Habe ich Dir nicht gesagt, Du sollst nicht so viel unniitze5, billiges Zeug zitsainnieiitauterr?" Frau Newliwed: »Aber-' die Vor lsiinge sind ja gar nicht billig« Hammer oder Amt-ost I «-·ei einer klinuferei sciiliiqt ein Bauer . dem Schädel eine-Z anderen acht Isktriige und drei Stkihle kaput. . ..-·-ntm,« brummte der Wirth, Jetzt Zwist i’ net. vertlaxi’ i’ den« der so zu jnichlnaem oder den, der den harten HSchädel l)·..: !« ) « Gerechtes Verlangen. i Reisender ider zwei Stunden sie Ywnrtcst his- er endlich Vorgelassen wird lnnd alsdann sofort wieder heraus sliegt): »Hätien Sc mich nicht gleich ’rnnssssinueis1en können — ich hab’ doch meine Zeit nicht gestohlen!« xstnstmmeudc Befrisästigunm »Na Pcsmuln.1nu, mag- nmclgs der «n gthsm Lag-I« «Mul Juqsdmm 1hu’ 1 halt, wie d’ Edn sur wn"nl··