Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 29, 1904, Zweiter Theil, Image 11
sssener schreibe-tief un E . xikzle Ianmengeh : -------------------------- No.1()(.). Sie denke niehbie, ich hätt mit Wedegweilersch gebroche, awset das is nit der Siehs. Jch sin in so Sache nit so schmal, wie a n n e e e Leut, un zwi sche Jhne un mich, ich sm froh, daß se mich das Fehwer tefsjuhst hat, bilahs ich sin dabei von en große Nonsens ge sehst worde. Denke Se doch nur emal an, wann ich alte Guhs nach dem fremde Konlkie gemacht wär, wo ich nicks von die Lengwitsch un die Pie belg verstehn. Jch denke, es hot auch Menschesresser dort un ich hen nit mei ganzes Lewe so gut gelebt, un hen so e schönes Gewicht gestehst, daß ich mich so mir nids dir nicksz von die Brüder ufsskesse losse. Was jetzt den Philipp anbetrisft, wo mein Hdgtmnb is, do geb ich nit mehr so viel drum. Ufsgr fresse werd der nit, dasor ig er zu liehn un dann is et auch en Fellek, wo sich iivwerall dotchkrcnvwele dicht. Das dummste bei die Sach ig, das; ich, wann ihn ebbeg knippene sollt, mehdie gar nicks von gewahr wet’n. Ich halte ihn dann vielleicht noch e lange Zeit in die Lahdsches in gut Einwian un dabei is er vielleicht schon lang doht un ich könnt das Bennefitt ziehe. Wie ich nun ers-hie mal midd» du Wedesweis lersch sin, seitdem ich den Krach mit se gehabt hen, do hen se getickts als wann gar nicks gehiippend wär un das is mich auch das allerliebste gewese. Der Wedesweiler hot mich sogar e Kun rnelche osserirt un das hot mich widder alles vergesse mache. Jch hen dann auch aus mein Herzche teine Mörder grub zernacht un ich hen gesagt, daß ich froh wär, daß die Weder-weitern die Kidsz nit genomme hätt, bitahs ich hätt mein Meind interlie getschenscht un deh hier stehn. Die Weder-weitern hot gesagt. do wär ich wioder emol schmart gewese; ais-wer diseltve Zeit hätt sie die Kidi ganz gern genomme; wann sie auch sellemols nit sogleich rettig gewese wär, dann hätt sie’s doch gedahn, wann se auggefunne hätt. oasz ich fo arig gern zu gehn gleiche deht. Sie wär einige Zeit rettig, mich e Fehwer zu duhn. Ich hen off Fiohrg gewißt, daß sell nur Taht gewese is, answer was hen ich duhn könne? Nattings. Der Wedesweiler hot gesagt, was- ich davon : denke deht, wann er emol den Tripp’ mache deht. Er wär schuhr, daß er den Philipp finne deht, awwer die Weins-: weitern hot ihn aar nit ausspreche lossc. Se hot gesagt, newtoer Meind,. do hen ich auch noch ebbeg mit zu spre che. »Wann ich doch nor sage, du sollst en Pehi Kohle hole. dann host du alle möfliche Edijuhsesx wann du awwer for dein Fonn so en schreckliche Tripp mache willst, dann bist du. in it sor diet Leis, awsweiz es werd nicko draus; ich hen auch noch e Wort mit zu spreche. Wann du gehst, dann kannst du dein Platz zu mache, «l)ital,g ich will nit hin ner die Bahr stehn un Drints aus-« bische, nat an juhr Tinnteip.« Den Weg hen ich oie WeVeSweilern noch gar nit spreche höre un ich hen eckspecttet, daß es jetzt en ganz schreckliche Rumpus getvwe deht, awwer der Weocsweiler is so iweit geroese wie e Lämmche un ich hen gesagt: »Wede-:weiler, ich bin arig obleitscht sor dei Reindnesz, awwer, ich tann das nit eckzepte Du host e Biß nes-» wo du zu tende mußt un wenn du auch keine Fammilch host. so sollst du noch nit an mein Elaunt deine Frau im Stich losse.» l»Ich sühle auch Use-Hi ...-.-.— - .--- . -— fu«-ils ( IRIUZ IIIIHLI du«-Jst Nu pqu un ich denke, wann et sich die Hörne abgelaufe hat« dann werd er schon wid ter komme. Den Weg hen mer noch e ganze Weil getahlt un der Wedesweiler bot dann wioder in fein Saluhn go mußt. for, an en Koftiemer zu warte. Wie mit zwei alleins ware, do hot die Wedegtveilern gesagt: Lizzie, ich will dich emol ebbeo sage, ich ben grad ewe e wenig Zeit un mer wolle emol zu e Fortschentellek gehn; ich weis-, eine, do annft du einiges bette, daß all, was die sagt, wahr komme duhL Do kannst du emol ausfinne, was die Mättet mit den Philipp is, un was·du zu eckspeckte holt—« Jch muß sage, Ich hätt got zu gern gegliche,·thbes zu erfahre, awwet dieselwe Zeit is mich’"o doch auch e we nig schennietlich vorkomme, am hell lichtige Dag zu so e Wummen zu gehn. Die Wedesweilern hot mich awwek so lang zugesproche, bis ich gesagt hen, well dann gett reddir. Se hot sich gleich gedreßt un dann sin met losgeichowr. An den Weg sagt ie, se wär ja kein bische fuhpetftifchks- aw dieselwe it könnt se auch nit fagr.wäß es leine eut gen-we deht, wo mehr wüßte wie fie selbst. Well, mich hot das Dei-z ge doppelt, wie met in das Haus gange sin un in mei Jnnseit hen ich gemischt, daß die Lehdie nit heim wör.« Mei Wisch is awwek nit wahrgelomme. Se is heim e un die Weoesnpilern hat mich a s Missus Kalleemann inno duhft, biiahs se bot mich doch n« eweg gewwe wolle. Jch hen mich gle ch mit le hinsetze müsse un dann hot se mich in mei Hand geguckt un hot den Kopp geschehn un sagt: Mei biet Mäddeim Cis den en beefe Tritt-eh Jhne Ihr M il fortselauie an hot Jhne nilt — die Utnnercher alleine gelasse. Dann hat se lang gedenkt, bis se uff eemal gesagt hot: ane Jhrn Mann is en Spohrt. Er is in e fremdes Kontrie un bot dort e Verhsltniß gestatt, aw tver es werd nit lang nemme, dann is er sick un teiert von es un kommt widder zu Jhne zurück. Später hen Sie widder alles Glück. was Se sich nur wünsche duhn un Jhne Jhrn Hos band macht widder for alles uff, was er ane an Trubel gemacht bot. Drei Dahler, plies.'« Schuhr genug hen ich » drei Dahler bezahle müsse. Seller Pakt » hot mich am mehrschte mähd gemacht. l Was se mer do gesagt bot, sell is all » Babsch gewese. Wann Se emol das i Photogriis von mein alte Esel sehn, f dann wer’n Se nit denke, dasz sich e Lehdie in den verliewe kann. Jch denke. z ich kann nicks annserschter duhn als wie z warte, bis der Kunne widder komme · duht un wann er nit mehr kommt —- » well, dann geb ich auch nicks drum « Mit allerhand Riegards i Jubre · Lizzie HanfstengeL -——-—-.-..--—— Bitte Muster-Stadt. Die amerikanischen Stadtverwali tungen liegen im Argen. Eine Aus nahme davon scheint die von Galveston zu machen, von welcher die in Houfton crscheinende ,,Post« Folgendes fagt: Seit dem großen Sturm, vor etwa-s über drei Jahren, hat Galveston 875, 000 für Straßenpflasterung bezahlt, obgleich auch nicht fiir einen Dollar Bondg ausgegeben wurden. Das eben s von der Stadt-Commission angenom mene Budget weist für dieses Jahr 83(),000 für neue Straßenpflasterung an und außerdem 32(3,00() für neue OJvnßsn Ilskkøssoknnnsn Iiis hie Uhr-: besserung des Wasserwertsystenis sind 80200 bestimmt und 82,000 für die Ausdehnung des Canalsnstems, das durch die nothwendig gewordene Er höhung des Niveaus der Stadt vor läufig beschränkt ist. Jedes Departe ment hat seine genügende Bewilligung erhalten. Der Bericht desSchatzmeisters zeigt, daß sich am Ende des letzten Monats 832264625 baar in der Stadttaffe befanden und 8500,00() in Bonddepo siten, die der Stadt, bis das Geld ge braucht wird, drei Prozent Zinsen bringen. Die Steuerrate war im vergangenen Jahre 8150 und wird in diesem Jahre 8165 betragen; davon entfallen aber 40 Cents auf den Fond für die Er höhung des Straßen Niveaus, so daß die reguläre Steuerrate in der That um 25 Cents herabgesetzt worden ist. So sieht es in Gatvefton aus. Bot etwas über drei Jahren war es bis zum Tode getroffen. Sein Credit war gleich Null, seine öffentlichen Ge sbiinde waren demotirt und die Stra ßen in der Verwirrung mit Tausen den von Heimstiitten untergegangm Heute tann der Credit der Stadt in Folge der wssen Verwaltung einer aus fünf angefehenen Bürgern be: stehenden Cotntnission, die sich nicht um das Geschrei der Beutepotitiler »tümmert und aus rein patriotischen Motiven handelt, im ganzen Süden nicht übertroffen werden. Jm Ber !hältniß zur Bevölkerungs aht führt Galvefton mehr öffentliche Arbeiten aus, wie irgend eine Stadt im Süden. Und das baareGeld ist dafür da. Galvestons Beispiel ist eine Lehre für alle Städte. tfs zeigt, was durch die Befolgung stritter Geschäft-metho den erreicht werden lann und es ent hält eine greifbare Aufforderung, die Partei-Politik ganz und gar aus städtischen Angelegenheiten zu bannen. Soweit der Bericht der »Poft«, dem die Galveston »News« noch hinzufügt, daß die schwebende Schuld der Stadt am 1. Januar 1901 nach den Büchern des Auditors 82()«t,974.54 betrug und daß die Commission dieselbe bis auf 822000 ohne Ausgabe von Bonds oder Erhöhung der Steuerrate abge zahlt hat. - html-»O Dritt-stopfen Jn dem von Dr. N. Dorow heraus gegebenen Buche »Dentschriften und Briefe zur Charakteristik der Welt und Literatur« findet sich ein Brief Blit chers, der noch wenig betannt fein dürfte und einen drastischen Beleg da fiir giebt, daß der große Feldberr mit der Feder etwas weniger gut umzu-: gehen verstand, wie mit dem Schlacht schwert. Das Billet, das übrigens auch durch feinen Inhalt und durch die Epoche feines Ursprungs bochinteref: sant erscheinen muß. lautet wörtiichJ »uf den March nach Paris-T den 26. Juni 1815. »gesund bin ich, noch 12 Meillen Von Bari-Es die ich ballde zu rücklegen werde. Schon haben die Pa risser und die provisorifche Regierung Veputierte geschickt und bitten um die Einstellung der Feindseligteiten, ich habe fie nicht angenommen. Bonaparte ist abgefeyi und will nach Amerika ge ben; ich habe Roftitz heutte nach Laon geschickt und von die Teputirte Bona parte fein Todt oder feine auslieffes rang, über-gabe aller Festung-en an der Sambre und der Maß verlangt; die ses wehte die Condition, unter welche ich mit ihm unterbandeln wollte. Dein ohneracht marschire ich noch heutte grade-txt Pariss, ich werde das Eisen Schmiden, weill es wahr-n ist« den ich will vor dem berbst zu bausfe seyn lebe wohl, tiisse Lisettchen. grüße alle be tannen, besonders Lottchen, die Girod und Iorseig, noch ein word, dein Bru Ier und Glied find sefunin Bliicher.« rnik ein-Flur » « --« Sizze von Eltn Armen. Ins dem Schwedischen von Martha Borin, Helsingfors. Blendendes Licht strahlt aus hun -erten von elektrischen Lampen auf die Irachtvoll eingerichtete Wohnung, in Ier das Grafenpaar heute Abend sei ten Ball giebt. Glänzende Unifor nen, eleaante Toiletten, funkelnde Ju oelen und Ordenssterne, exotische Ge oächse und herrliche Blumendeloratio ten; alles, wag Luxus feiner Ge chmack und Reichthum erfunden tön 1en, vereint sich hier zu einer für die kluger-. und Sinne be ·aufeb-:i.den Zau Ierwelt. So empfindet wenigsens die sieb ;ehnjährige Sigrid Lei--njs:i!.:. Die sich Höhlin aus den«-. ruhigen lä«r:«'.i·len Llfternhaufe in das g!«i-«.;ende Gesell "chafcsleben Stodhplnig verpflanzt ieht. Es ist dies ihr ,Gntree«« in die iroße Welt, in die sie von einer Tante eingeführt wird, bei der sie den Win ter zubringen soll. Jhr Herz klopft itiirmssch während die grossen Kinder iugen Alles bewundern nas- sie er schauen, und das Stinimengewirr um sie her klingt in ihren Ohren wie ein dumpfes Meeresrauschen Sie weiß launi, was sie antwortet wenn man sie anredet. Der eine ins-Je Wenn nach dem anderen wird ihr vsnnettrllt und zeichnet seinen Narr-n auf .l»re Tanz tarte. Aber mitten in diesem Menschenge wage, diesem Glanz und dieser Pracht suchen ihre Blicke einen »Jemand«; er ist ihr unbekannt, und sie lächelt selbst über ihre tindliche, phantastische Et wartung. Aber das ist die Schuld der Zigeunerin; sie war es, die sich zu Hause im Park an sie hernndrangte und eigensinnig darauf bestand, ihr «.-js h-- Fund-« wuslwsnfnnon Cit- Mnf uus sk- Mk- .o -«-,-.. es, die ihr prophezeite, daß sie auf ih rem ersten Ball in einer großen Stadt, umgeben von Licht, Blumen und Mu sik« ihn treffen würde, ihn, dem sie durch das Leben folgen sollte. —s— Wie sie über die Weissagung gelacht hattet Aber der Gedanke war nun einmal bei ihr angeregt, hatte Macht über ihre Phantasie bekommen Und war jetzt zu einer bezaubernden Gewißheit heran gewachsen. Sie hatte sich in ihre Träume verliebt, und die Liebe iiir ihren llnbetannten leinte schon in ih rem Herzen wie eine t.cine, feine. wohl gevslegte Knospe, bereit auf;nbrecl«en, wenn er, der Rechte, ihr begegnen wür Ve. Aus einmal schreckte sie zusammem . Das ist er! Er steht vor ihr in ; seiner tleidsamen Gardenniform und; oerbeugt sich. Er ist dnntelwie ein Südländer, tnit scharfem Profit und braunen, warmen Angen. Das Haar sallt lortig über seine Stirn; die Ge stalt ist männlich nnd die Haltung die ine Militärs. ifr scheint nicht mehr aanz inna zu sein; das verräth eine kleine Vtiiance in s Grane an den Schläsen. Er wird ihr vorgestellt als ritt-as Ringström, und sie weiß, daß er einem der vornehmsten Geschlechter Zchwedens angehört. Sie ist bleich vor tirreanng gewor den, und ein Zittern durcheilt ihre Ge stalt, während die Hand sich tramvfs haft um den Fächer schließt. Sie hat nur noch einen Tanz frei, den zweiten Walten an den schreibt er seinen Na men und macht dann dein Cavalier Platz, der da lotnmt, nni sie zu der eben begonnenen Polonaise zuholen Sie tanzt wie eine Schlafwand lerin und antwortet ihrem anderen Tänzer wie im Traum. Erst als er totnmt, um sie zu dem Walzer zu ho len, erwacht sie zum Leben. Das ist er! Das ist er! - A iubelt es in ihr, und sie giebt sich in dieser Gewißheit besinnunggl05, widerstandglozs ihrem Gefühl hin, das aus Träumen nnd Ahnungen siir sie zur Wirklichkeit at worden ist. Und ihn lxat sie ganz bezaubert, diese tleine »inaenue« vom Lande, mit ihren schönen, leidenschaftlichen Augen, ih rem weichen seinoerninno, ihrer March tät nnd ihrer Reinheit. Ihr Lachen klingt so frisch und unschuldia. wah rend ihre Augen zu ihm eine Sprache sprechen, die ihn ein wenig verwuns dert und beinahe verlegen macht; si blicten ihn an, als ob sie etwas von ihm verlangten, als oh sie aus etwas warteten. Er lann sich nicht von ihr losreißen Wenn er nicht mit ihr tanzt, hält er sich in ihrer Nähe, steht hinter ihren-. Stuhl, und zwischen den Tänzen setzt er sich an ihre Seite. Vordem Souper ist eine längere Pause, in der nicht actanzt wird. Es ist ihm gelungen, eine ziemlich unbei mertte chie in einem von den anderen Gästen verlassenen Damensalon zu ent decken, wo ein Sosa zwischen hohen Palmen verborgen steht-nnd eine Vor tiere vor neugierigen Blicken schützt Dorthin seht er sich mit ihr, um siir eine Weile mit ihr allein zu sein. Sie spricht mit ihm frei nnd unaezwnngen iiber ihr Heim, ihre Eltern, ihre Tante, die sie heute in die Welt einführt, nnd iiher das Vergnügen. das sie von des Winters Festlichteiten erwartet. Sie sragt ihn, ob er nicht auch finde, das-, es schön ist zu tanzen. »Nein«. antwortete er, Jetzt nicht mehr —--- heute Abend habe ich nnr den einen Walzer mit Jhnen aetanzt, sonst thue ich es gewöhnlich nicht nicht« »Sie wollen doch damit nicht sagen daß Sie sich schon als alten Jungges sellen betrachten?« lFe sieht sie erstaunt an, als ob er sie nicht verstanden hätte. Aber plötzlich verwandelt sich sein Gesichtsausdruch und dann kommt etwas Lichtes. War sner in seine Augen, und er lächelt. Sie oußte also nichts —- Sie glaubte . . . Das erklärt ihm ihr Benehmen gegen ihn, und da er im Umgang mit Frau en sehr bewundert ist, fängt er an zu verstehen. Eine schwache Stimme in seinem Gewissen sagt ihm, daß er es Ihr sagen muß, je t gleich, ohne Zo gern! Aber eine an ere stärkere Stim me flüstert ihm verlockend zu: »Sie ist so entzückend, thu es nicht — nur die sen Abend — morgens-wird sie es ja doch ersahrenl Und dann wird diese ihre phantastische Gesuhlsstimmung vorübergehen!« Sein Arm ruht aus der Sosalehne, und wenn sie sich zurücklehnt, berührt er ihre entblößte Schulter, und sie ist glücklich darüber, ihm so nahe zu sein; dann aus einmal sieht sic ihn mit ihren roßen, unschuldigen Augen an und Zagt lächelnd: ,,Wissen Sie, Herr Graf, eine Zigeunerin sagte mir wahr, ehe ich nach Stockholm reiste — und sie hat recht gehabt.« »Was sagte sie denn?« th»Das tann ich Jhnen nicht verra en.« »Nicht? Ach doch! Machen Sie mich heute Abend zu Jhrem Beichtvater; ich bin alt genug dazu . . . « »Nein, nein, heute nicht, aber viel leicht ein anderes Mal, wenn — —-« Sie sprach nicht laut aus, was sie dachte; aber ihre Lippen bewegten sich leise, indem sie zu sich selbst sagte: »Wenn Sie mir sagen, daß Sie mich lieben . . .« Er sieht sie an, und es wird ihm so weich ums Herz — er wünschte, ja, was wünschte er eigentlich »- — was darf er wohl wünschen? . . . Seine Stimme wird immer inniger und schmeichelnder; er versucht, nicht viel zu sagen; aber sie giebt seinen Worten ihre eigene Bedeutung. Er empfindet es, daß dieses jubelnde klei ne YJtädchenherz sich ihm ganz hingiebt. Sie trägt eine Garnirung von le benden Rosen, die von der Schulter -..c LI. .kl s, rsssnl aus Urc Eos-use qktuuiuuh um eine dieser Blumen. Sie macht sie los und steckt sie mit zitternd-n Händen an seine Brust. Er faßt ihre Hand und tiißt sie ein-, zweimal — vielcmale ——. Da klingt die Einladung lzum Souper durch alle Räume. Er erhebt sich schnell, bietet ihr seinen Arm und führt sie nach dem Eßsaal. Die Gäste gehn die teppichbelegte, brxite Treppe hinab, die nach dem Vestibül führt. Jhr Arm ruht in dem seinen, vor ihnen geht die Tante mit einem alten, ordengeschmiickien Herrn. Jemand hinter ihnen legt seine Hand auf des Grafen Schulter, und eine laute. tlare Stimme sagt: »Guten Abend, Ringsträm. Jch has be vergebens versucht, Dir heute Abend nahe zu kommen Du warst ja ganz unsichtbar . . Jcb habe Grü sze an Deine Frau von ihren Ver wandten in Kopenhagem die ich ihr gerne persönlich überbringen möchte. Jst Deine Frau immer noch lräntlich oder nimmt sie ietzt Besuch entgegen?« Wenn der Graf seine Hand auf den Mund des Sprechenden hätte legen tönnen! -— Aber nun war es aus jeden Fall zu spät, das Wort war ausge sprochen. Er murmelte etwas Un deutliches zur Antwort, während der Arm, der so vertrauensvoll in dem sei: nen gelegen hatte, sich plötzlich zuckenb von ihm löste. Er will ein paar Worte zu seiner Entschuldigung sagen; aber als sein Blick dem ihrigen begegnet, verstummt er vor der iödtlichen Blässe, die sich iiber ihre Züge gebreitet hat. Ihre Augen stammen, ihre Lippen zittern lonvulsivisch, aber zugleich ist etwas Stolzes-, Unnahbareg über ihre ganze Erscheinung gekommen. Der Blick, der ihn trifft, ist voll von Ver achtung. Rasch greift sie nach der Rose an seiner Brust, wirst sie aus die Erde, setzt den Fuß daraus. Im nächsten Augenblict ist sie ihm in dem Men schengewiihl entschwunden, und er macht keinen Versuch, ihr nachzueilem -————. O-— .. Berühmter Bretter-ein ·Das3 Aesop, Virgil nnd Demosthes nes stotterten, ist bekannt; elienso, daß der letztere diesen Fehler mit Aus - oietung aller seiner Willens-straft gänz J lich besiegte. Der römische Kaiser Claudins il, der arabische Herrscher Mahoined (Fl-Hassar, der König Erich von Schweden stotterten auf das Be mitleidengwerthestr. Von den 18 Lud ivigs, die in Frankreich reaiertem wird Inur einer Ludivig der Stotterer ge nannt und doch ist dieser nicht der einziqe unter ihnen gewesen, der in ) dieser Hinsicht von der Natur stiefniiit terlich behandelt wurde. , Der Schriftsteller Tallemnnd de Itteaur erzählt in seinem »Misterietta5« eine Anetdote ziemlich amiisanter Art von Ludioig Xlli., dem jener Speiseb sehler oft große Verleqenheit verur sachte. An dein Hof des letzteren wurde einst der Gras von Alamont, Lehensp herr von Notandrh berufen. Leider hatte dieser den tranriqen Vorzug, gleich dem Könige zu stottern. Als Ludwig XllL nun zum ersten Male, und zwar stammelnd, das Wort an den Hosmann richtete, ga» dieser in aleicher Weise seine Antwort zurück. Der Kdnig, solches als eine arobe Be leidigung aussassend, wandte sich fuß-: stampfend von Herrn von Alamont ab und war soeben im Beqrisse, die Ver hastung des Witzboldes zu besehlen, als ihm sein Kammerdiener bedeutete, dasz der Chevalier von Alamont ein Recht zun. Stottern habe. Zu den berühmtesten Stammlern zählen des ferneren der Maler David, der Philosoph Hoffmann, die ihrer Zeit so berühmte englische Schauspie letin Juchbald. die eine der erfolg reichsten Karg-im- turüsaeleat hat. Zwei Thronem Von Reinhold Cronheinn Alle sagten, dasz er ein Trinter sei. lber wenn man ihn selbst fragte, so uckte er die Achseln und lächelte, und r that so, als ob es ihm furchtbar leichgiltig sei, was die anderen von hin sagten oder dachten. Und wenn ie Abends in der Tafelrunde zusam nengesessen hatten, so ging er nicht nit ihnen nach Hause, sondern setzte ich schweigend und einsam an den unden Tisch einer anderen Biertneipe, ind der hagere Kellnet, mit dem me ancholisch herabhängenden Schmut Iart brachte ihm, ohne ein Wort zu agen, goldhelles Pilsener. Dann sah der Zecher in den langgestreckten Rauch ind beobachtete die anderen verspäteten Trinker. Die saßen dann lärmend cnd streitend, und viele von ihnen wa ren dahei ganz besonders klug, sie brachen über Dinge, die ihnen sonst ianz fern lagen, und lösten die schwie rigsten Probleme mit Leichtigkeit. Wenn sie aber genug gestritten hat en, sahen sie seufzend nach der Uhr ind erschracken, zahlten hastig und Jerließen stolpernd und schwankend die iastliche Stätte und von der Straße ser hörte man, wie sie sich mit den Droschtenlutschern zantten. Andere kamen von Bällen und Gesellschaften n Frack und weit ausgeschnittener Weste, mit großen Blumen im Knopf och, und sie schimpsten auf ihre Wir :he und machten sich über die Damen .1nd Herren ihrer Bekanntschaft lustig. Da sitzen zwei, der eine mit Schul sern wie ein Lastträger, der andere hager und spitzig. Beide sind in gro ßer Toilette, und sie reden aufeinan Her ein, der Dicke mit gewaltigem olccuub, Ucl Okulllc lll IUJULIUU Distant, aber keiner hört aus den an dern, sie sprechen beide immer zu glei cher Zeit. Es handelt sich um eine Dame. Der Dünne springt plötzlich ius, die Adern an seinem Halse span nen sich wie Stränge, und mit seiner blechernen Stimme schreit er so laut, ils wäre sein Gegenüber stocktaub: »Sie sind ein Esel!« Und schwer, als ob Brett nieder fällt, patscht die breite Faust des Di cken auf die Wange des Dünnen; die Kellner eilen hinzu, und beide werden hinausbesördert. Von der Straße her hört man den Dünnen immer noch rus sen: »Sie sind trotz alledem ein Esel, und wenn Sie noch einmal so groß und so dick ioäreii!« Und in der Kneipe sprechen die letzten Zecher viel von dem ZwischensalL und sie suchen zu ent scheiden, wer von den beiden recht, wer unrecht hatte. s It- sit Nur der Trinter nicht. Er liatte sich gar nicht bewegt, als der Tumult entstand, nur etwas fester hatte er stell aus seinen Stuhl gedrückt; er saß ja in der Ecke, darum sah er dem Trei lJen unendlich gleichmiithig zu. Nur als der ,,eine den andern einen Esel nannte, liatte er aelächelt, so wie er immer lächelte, wenn er einen gehei men Gedanken verbergen wollte. Als die lrähende Stimme des Dünnen längst vertlungen war, sagte er noch vor sich hin: »Als ob die Menschen gleich taufen müßten wie die Hunde, wenn man ein Esel genannt wird!« Und er nahm einen großen Schluck und wischte sich mit dein Rücken der Hand den Schaum aus dem Schnurrs dart. Auf seinem Tisch war etwas Bier verschüttet, er tippte mit dein Zeigesiiiger hinein und malte mit gro ßen Buchstaben das Wort »t5sel« aus die Tafel. Lange starrte er aus die nassen Schriftziige Zawohk genun, auch ihn harre man 1 einmal einen Esel geschiinpst, und er hatte das ruhig iider sich ergehen las: sen, obgleich er gar nicht danach aus- . sah, als ob er sich viel gefallen lassen würde· Aber, lieber Himmel, wie lange war das her! Dreißig Jahre! Nein, noch nicht ganz, aber viel fehlte nicht daran - - ein Junge war er da: s malg, und wie sie jetzt von ihm sagten, l daß er ein Trinter sei, so lärmten da mals im Städtchen alle alten Weiber inHosen oder Unterröcken, daß er ein Ausbund aller Untugenden sei! Wenn irgendwo mit dem Gummiball eine Fensterscheibe eingeworfen war, so war er es sicher gewesen, und die Back fischchen aus der höheren Töchterschule mochten ihn schon gar nicht, weil er rothe Haare hatte. Zum Teufel Farbe ist Farbe, der Esel ist sogar grau. Ja, richtig, der Esel! Jn der Tertia war es, das stimmt, und hei ßer Sommer noch dazu. Die Hitze drückte förmlich auf die Klasse, und die meisten Jungen, es waren wohl dreißig oder vierzig an der Zahl, lie ßen die Köpfe hängen. Wie man sich doch manches-, was längst vergangen ist, bergegenwwärwtigen kann! Erst hatte er eine eFliege beobachtet, die sich durchaus in seinem Tintenfaß erträn: ten wollte, dann hatte er auf die gro ße Landlarte gestarrt, auf welcher, wie gewöhnlich, Italien aussah wie ein Stiefel und Preußen wie ein flie gender Adler und Schweden und Nor wegen wie ein wildes Thier; und dann hatte er gesehen, wie sein Vordermann Karrilaturen zeichnete und sein Ne benmann sich auf die kommende Lei tion vorbereitete, und drüben aus der Faulbant, wo die Unberbesserlichen hockten, spielten zwei unter dem Tisch heimlich Karten. Und der Lehrer schritt regelmäßig wie eine Schild wache auf und ab, hin und wieder trocknete er mit seinem rothen Taschen tuch die S weißperlen von seinem vergilbten G echt. Er lalngweilte sich sicherlich aqu denn wie vielen Oene rationen te er wohl Lchon die küh nen Fele ge des alten enophon aus einandergesetzt und erklärt! Jetzt er zählte er, wie die griechischen Schem ren über die Berge lamen, und wie sie trunkenen Auges das Meer erschau ten! »Das Meer!« ertönte es aus zehn tausend Kehlen — man glaubte ich geborgen, gerettet! Ja, das Meer. Er hatte es· auch gesehen, die gewaltige, unendliche Fläche, in ewiger Bewegung und doch von so majestätischer Ruhe. Vor ei nem Jahre war es, in den großen Fe rien Wie war er damals frei, wie ungebunden! Warum konnten nicht immer große Ferien sein! Ach ja, das Meer mit seiner Fluth und seiner Eb be und das einsame, verfallene Haus des alten, wettergebräunten Strand ivächters. Jeden Tag war er dort ge wesen; nicht, daß der alte Mann ihn io besonders angezogen hätte oder gar die Großmutter, die aussah wie die leibhaftige Hexe aus dem Märchen buch, nein, es war die kleine Siearid, die im Hause der Großeltern wohnte. Die großen Leute erzählten sich eine traurige Geschichte Die Mutter der kleinen Siegrid hatte eines Tages den Tod in den Wellen gesucht, weil sie vergeblich aus einen Mann wartete, der zurückkehren wollte von der ro ßen Reise, um der kleinen Siegrid ier zu sein. Aber was konnte das ihn kümmern! War sie doch so herzig zu ihm, und sie hatte ihn auch niemals gehöhnt wegen seiner rothen Haare. Und wenn er init ihr in wilder Lust jagte auf dein tnirschenden Sande des Strande5, wenn sie vor ihm dahineilte mit ihren flatternden, gelben Haaren, ihrem kurzen Röcklein und den sonnen verbrannten Beinen, dann vergaß er alles, und sie jauchzten beide vor Lust und Freude. Aber am letzten Tage, wie war eH doch schrecklich! Als er zur gewohnten Stunde kam, sah er die Leute schon vor der Hausthiir tehen, und die alte Großmutter stan auf der Schwelle und erzählte den ande ren, indem sie mit der groben, blauen Schürze immer und immer wieder iiber die Augen fuhr: Der alte Zieh brunnen —— sie hatte es aber schon im mer gesagt, daß ein Unglück geschehen miiise, und nun war das Kind abge itiirzt, und nun war alles zu spät, und nun hatten sie auch noch das letzte verloren auf der Welt. Und leiner hatte auf ihn geachtet, weil sie alle zu sehr ergriffen waren, und dann war er in das Zimmer ge treten. Da lag sie nun auf dem alt sräntischen, hochgethiirmten Betr, und aus den langen Haaren floß langsam das trübe Wasser ab. Die kleinen, braunen Händchen hatte man ihr über der Brust gefaltet, und er mußte über dass nasse, zerrissene Hemdchen strei dxen Da war er niedergekniet und hatte bitterlich geweint. — — Da rief der Lehrer seinen Namen ans und alle die Jungen sahen auf ihn, und wie sie eine Thräne in seinen Au gen glänzen sahen, brüllten sie alle vor Vergnügen und lachten, weil sie ·«:«,lauvten, er hätte seine Leition nicht gelernt, und er weine aus Furcht. Da war ihm das Herz zusammenge trampft vor Wirth, jeden einzelnen wallte er zum Faustkampf herausfor dern, und wenn ihn der eine oder an dere auch priigelte, so sollte ihn doch niemand aus-lachen - — seinen Neben mann, den widerlichen Kerl mit der spitzen Nase und dem wolligen Kraus kopf, hatte er schon beim Schon und driiitte seine Nase mit aller Gewalt auf die Tischpatte, und ein großes Viisclic Haare behielt er auch in der Hand »Du bist ein Esel!« hatte der-Leh rer mit seiner tontosen, langweiligen Stimme gesagt nnd ihm eine schlechte Note aeschrieben. si- Ile J Der Trinler hatte sein Glals geleert und kräftig anf den Tisch gegelli. Et nen Augenblick sann er nach, ann rief er den Kellner. ,,Fiarl!« »Ein Bier, Herr Dottor?« »Nein, Sie sind ein Esel!« »Sehr wohl, Herr Doktor!'« Und er erhob sich ein wenig schwan tend, und als der dienstbeslifsene Karl ihm in den Ueber-ziehet half, sagte er: »Alle Menschen überhaupt sind. Esel!« «Jawohl, Herr Dotior!·« llnd der Trinker, schritt am Biifett vorbei, unsicher wohl, aber hochaufges richtet, nnd er nickte der Biifettdarne 3n. Da er aber lurzsichtig war, sah er nicht, daf; das Mädchen, mit dem Kopf an die Schente gelehnt, mit offe nein Munde schlies. b-— - —-—-. »Katzbalgerei«. ,,Iiatzbalgerei« hat mit den Streitig leiten non Fratzen nichts zu thun. Katz balger waren zur Zeit derLandslnechie Söldner, mit zweihändigem langen Schwertern bewaffnet, die vor derLan zcnlinie des hellen Hausens kämpften u. dieAufgabe hatten,ihren nachfolgen den Leuten in der geschlossenen Lan zentvehr des Feindes Platz zu machen. Ebenso verfuhr natürlich auch der Gegner. So lam eg vor dem allgemei nen Kampfe zu Einzeitämvfem sdie durch das Wort Katzbalgerei bezeichnet werden. Der Katzi«alaer ist ein Mensch, der seinen Balg, d. i. seine Haut billig wie ein Katzensell verkauft hat. Da. fein Geschäft der Zweikampf war, so ist Sichherumshauen übertragenerweise Katzbalgen oder auch Balaen genannt worden.