Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 15, 1904, Zweiter Theil, Image 9

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    Yebraska
Staats- Anzexger nndglserold
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« J. P. Windolph, Herausgeber Grund Island Ncbt l) Avri11904 (Zweitcr shal) Jahrgang 24 No ttsz
Ans der weit der Höhlen.
—...-.«";.s k
Aus itordene Thierriesen Pracht:
oo e Tropssteinbildunqen -
ie Ein angspforten ins Jnnere
, der r e, zu den von keinem
Sonnenstrahl erlielltem ewig
düstern, labnrintisch verschlungenen
P aden, welche viele Höhlen darbieten,
er ckjeinen bei allen Völkern von Sa
gen und Mythen umwoben. Riesen
und Drachen sollten in manchen Höh
len ihr Wesen treiben und wenn je
einmal ein Verwegener in das Daniel
derselben eindrang, vertiindigte er zu
rit lehrend von unterirdischen Seen,
plüssen und Wasserfällen, oder von
oben Doniartigen Hallen, die er an
getroffen habe, also von den Wundern
einer draußen ganz unaeahnten Welt.
Uebertriigt man solche Vorstellungen
auc- dem Mythischen in das Natür
liche, so entsprechen sie in« ganzen der
Wirtlichteit weit mehr als die meisten
andern Gebilde der Voliszsanssliannna
Riesen und Drachen waren in der
That roreinst die Bewohner vieler
hohlen-, aber es waren Riesen der
Thierwelt, gleich dem fis-ästimiert Stils
lentiaer oder dem aewaltiaen Höhlen
biiren, die freilich längst ansceitorlden
sind.
Die unterirdischen Wasser Flüsse
nnd Seen, die in verganqenen Jahr
hunderten der eine oder andere tief im "
Herzen der Berge angetroffen haben
wollte. sind dort auch vorhanden, nnd «
nmti deute rausctien in manchen Höhlen
iniichtiae Wasserströnie sind «:-onnernd
stiiret der Waaenschwall in sctmnerlnlxe
Abgründe. Es ist charakteristisch siir
die meisten großen Höhlen, daß ihre
Röhren nnd Gänge nicht in gleicher
Höhe verlaufen sondern das-. dort ker
schiedene gewölbartige Weitungen un
ter: und übereinander bestehen, dies
meist durch enge Oessnungen mitein
ander verbunden sind. Nicht selten
befindet sich am entferntrsten Ende ei:
ner großen, weitverzweiaten Höhle ein
enger. unscheinbarer thrkbl rit, der !
rielleicht nur kriechend zu durchdringen E
oder mittels Leiter erreichbar ist; hat
ihn aber der kiihne Lijhlensorscher T
überwunden, so befindet er sich plötzlich
in einem neuen, großen .·.,-öhlentt)t«trm,
dessen Vorhandensein vorher nichr zu
ahnen wa»
Die grbßten und. interessantestens
Höhlen findet manJm Gebiete des
Kaltsteins, des Dolomitsz nnd gewisser
thsselsen Ueber die Art und Weise
ihrer Entstehung wurde lange-gesträ
ten, heute ist man indessen einig, sie
lediglich als Ergebnisse ver mechani
schen und chemischen Auswaschung des
Wassers im Laufe unvorstellbar langer
Zeiträume zu betrachten.
Höhlen mit sließendent Wasser be
lzeichnet man als Wasserhöhlen, und
den Anfang einer solchen cit als Was-:
sersrblingen. das Ende ils Wasser
sverer. Auch bei denjenigen Höhlen,
die heute tein slieszendee Wasser mehr
führen, erlennt man in vielen Fällen
deutlich, daß sie alte Wasserhöhlen sind.
Jn Gebirgsräumem die nicht mehr
von Wasser durchströmt werden, ist die
Höhlenbildung zum Stillstand gekom
men. Di unterirdischen Wassersnot
sen aber, die diese Abgrunde und
Schlünde ausgetaugt bat«en. stammlen
lediglich von der Erdolserfliichr und ha
ben ihren Weg in die Tsssen durch ur:
sprüngliche Spalten unt Gebirg-z:
tliiste gesunden. Wo im Gebiete des
Kalksteins das mit tohle«1iaureni Kalt
beladene Wasser von der Decke einer
Höhle herabtropst, scheide« sich bei der
Verdunttang der Kalt an- und erzeugt
an der Stelle, iro der Tr- vien den Bo
den erreicht, allmählich »Es,zapseniihn:
liche Ausbauten, die Stsrigmiten ge
nannt werden, während an der Etlb
tropsstelle senkrecht darüber der Vor
gang zur Bildung gleichartiger Sta
laltiten siihrt. Nur un-Iiertlich lang
kam wachsen diiie Aalkisruren einan
der entgegen, bis sie end ch, vielleicht
nach Jahrhunderten, sich oeruhren und
vereinigen. So entstehen jene pracht
vollen Tropssteinbildunaein die bald
toie ieinite Schleier oder Dratserien die
Felstoände verhüllen, bald gleich mäch- i
tigen Orgelpfeisen ernpositarren oder
endlich phantaftische Figuren vortaus
schen. ’
. Jn einzelnen Fällen, so im Gneis
gebiet der Berner Alpen, enthalten die
Höhlen prächtiae Berglryftalle und
man bezeichnet solcheGrotten als Kris
stallleller, auch Absätze von Eisenlies
und Bleiglanz finden sich bisweilen.
Das inerlwürdiaste Hödlsngebiet be
findet sich unter der öden Kaltsteinss
platte des Karst Der berühmte Höh
lenforscher Franz Kraus lezeichnet den
tsiarstproceß selig eine elaenthürnliche
Thalbildung, bei der dis: oberirdische
Auswaschunn lCrosiom Ists Wassers
von einer unterirdischen lriiftia unter
stützt wird. Beim Durchwandern der
öden Zieinwiisie zwischen Gras und
Triest tritst man aus zahlreiche trieb
tersörrnige Vertiefungen, Dolinen ge
nannt, sowie aus schachraetrge Einseit
lungen. die bis-weilen 50 Meter tief
sind und zu unterirdischen Höhlen und
Wasserliiusen führen; Wegentlich hört
man auch in der Tiefe aiter tauschen
und gewinnt die Ueberztugung, daß
das ganze Gebie wie en Schwamm
unterirdisch von öblen sind Gängen
durchzogen ist, in denen die von der
Oberfläche eingedrungen-is Wasser als
Bäche und Flüsse umlauiin Die ober
slächlichen Bodeneinsenknngen aber
find lediglich die Folgen von Einwir
zen durch unterirdische Auswaschun
nen, und dies gilt auch von den gro
ssen Muldentbälern des «Karst.
Während die Oberfläche des Karsis
öde nnd unfruchtbar ist« beherbergt
der fruchtbare Boden der aroßern Do
linen meist eine lebhafte Begetationz
lhier zieht der arme Carsnliner seinen
Bedarf an Gemdfe und frkbft die Rede
rantt sich dort empor-. Von den höh
len des Karftgebiets ift Lte Adelsber
ger die größte nnd berühmteste. Ei
gentlich ift es ein ungehnsres Höhlen
system, das sich dort befindet, nnd der
Eingang dazu liegt in der Hishle seit
lich von einer diiftern Sa-- icht, woraus
der Poitfluß hervorbrich Der Zu
sammenhang dieser Vertmcktenen Höh-—
lcn miteinander ist noch immer nicht
genügend erforscht. Eis-« der unerl
tviirdiasten und aefahrvoasten erpedis
tionen zur Aufklärung dasitder hat vor
einigen Jahren der französische Höh
lenforfsher A. Martel an sqefiihrL Er
verweilte drei Tage in diescin laby:
rinthischin Gebiet und drang während
dessen dem unterirdischdsr Laufe des
Poilslusses entlang lsig zwn sogenann
ten Ottotnrfchachte und kam Magda
lenenfchachte, eines-runde nördlieh von
Adelsberg, vor. Durch rTeserk Schacht
hatte man früher schon den in der
Tiefe ranschenden Flsttz erreicht, aber
abwärts nnr 1!-'« Kilonnsxer weit ver
folgen iönnen, so daß OTsrtel zum er
ften Mal den ganzen Zusammenhang
dieses unterirdischen St:«rtne5 festge
stellt hat
Eine sienane Schilderung auch nur
der größten bekannten .s,ohlen gehört
nicht hierhin; es maq nn: bemerkt wer
den, daß bis jetzt als die kurbßte höhle
die Mamrnuthöhle in Kentucky gilt.
Jie ist seit 1809 bekam-: nnd wegen
ds
, ..-.—.—-—..,-—»— . —---«-...
lglcl glunulllgljl Uuuclh llcscll RU
gründe und Wasserfälle, von denen ei
ner (der Maelitromj in esnen schauer
lichen Schlund ftiirit, weltberühmt.
Die bekanntesten deutscher Qohlen find
die Gailenreuthe Höhle tiei Gößweins
ftein in Oterfrasrtem die Var-manns
höhle im Harz .md die tl.ine, aber we
gen ihrer Tropffteinge-,lde lehr ie
hsengwerthe Dechcnhöhle isei Letmnthe.
Die meifken Höhlen bewaoien in ihrem
Boden, bedeckt von Leb-n oder auch
unter fteinharten Kalt-rasten Reste
ihrer ehemaligen Vewoonspr und lo bil
den diefe Schichten gewissermaßen die
Blätter eines Buches-, das die Ge
schichte der Untergegansjenen Thiere,
die die Höhle bewohnten, erzählt. Auch
Menschentnochen finden sich bisweilen
hier, zurn Theil aus I»;citen, die weit
über die geschichtliche Epoche hinausge
hen. Die Höhle im Wooten Loch bei
Wells in England qehört zu denen,
die ein Zuiunimenleben von Menschen
und heute ausgeltorbenen Thieren er
wiesen haben. Nach Prof. Daivtins,
der diese Höhle wiederholt auf- Ge
nauelte untersucht, waren aninen ihre
qewohnlichen Bett-ohnef und wir lön
nen uns vorstellen wie diese Thiere,
Elephanten und Nashorne die kampf
unfähig geworden, mit ihren Feig
iinnslriiften überwältiqien
Von Zeit zu Zeit erschien der
Mensch auf der Bühne ein erbärmli
cher mit Pfeil und Boqu beiisaifneter
Wilder, ohne Kenntniß der Metalle,
doch vor der strengen Kälte, die dsi
malg zur Winterszeit herritt le durch
Thierfclle qefchiitzi Bigiveilen era iff
er Besitz von der Höhle und vertrieb
die Fwiinen Am Einqiinge Ziindete er
Feuer an, um fein Essen zu tochen und
die wilden Thiere ferninlmltenx dann
zoa er wieder ab und die lvniinen riict
ten von Neuem in ihre alte Behaufung
ein. Während dieses unbestimmte und
lange Zeiträume hindurch vor sich
ging, fanden gelegentlich lleberfchwem
munaen statt, bis zuletzt dic Höhle von
den Ablagerungen derselben vollftän
dig angefüllt war
Wiederum verflossen Jahrtausende,
. k.— cfll- -k-s- L-- sL --------- .«m
LilV Ucl JLscnsuj sub vakasssvuss --«s,
die Höhle anstänmte nnd ihre Ge
schihte feststellte. Unter den zahlreichen
Flnochenhöhlen Miihrens»»ist die seit
etwa Iw) Jahren betannte Sinn
per Höhle durch die Forschungen
Mantels als eine uralte Bärenhöhle
nachgewiesen worden. Sie besteht aus
zwei über einander liegenden Höhlen
nnd ist eine Wasserhöhle, da viele
Stellen deutlich zeigen, daß voreinst
dort Wasser floß, ehe es sich mittels
Durchdriichen den West in die untern
Raume babnte. Von den darin ausges
fundenen Knochen gehören die meisten
dem Höhlenbiiren an, einige der Höh
lenhniinc, einzelne dem spöhlentiaer
I und dem Höhlenvielsraß.
l Wanlel entwirft aus Grund seiner
iForschunaen folgendes Bild der Ge:
schichte dieser Höhlen: Lanae vor der
Ablagernna des Diluviutng erhob sich
vor dem Eingaon der Slonper Höhle
eine von mächtigen Säulen aetragene
Halle, an deren Fuß die Gewasser nag
ten, bis sie endlich lZusammenstiirztr.
Noch steht einer der mächtigsten Pfei
ler, um von jenen lönast veraangenen
Zeiten zu erzählen. Lanae nach dieser
Katastrophe rauschten noch die Ge
toiisser durch die breiten, sinsteren
Strecken der höhle und bedeckten den
Boden mit abgerollten Trümmern
nachbarlichet Ge eine und lange noch
waschen sie die ritmmer und truaen
die erdigen Theile davon, bis nur das
aeglättete Geröll und die von der Decke
herabgestürzten Blöde übrig blieben.
Endlich durchbrachen die Fluthen die
ausgewaschenen Felsenwände des Jn
nern und stürzten herab in tiefer gele
gene Spalten und weitgehende Klüfte,
die sie nach’und nach zu großen Hallen
ausweitetem sie verließen kie obere
Schicht, um in der Tiefe weiter zu rau
schen. Oben aber wurde es still und
öde, laum daß ein fernes Rauschen die
feuchte Luft durch-zitterte oder der mo
notone Klang sallender, kallbaliiger
Wassertropsen in der Einsamkeit der
hallte, die aber nach und nach das
Geriill zu festem Gestein verlitteten
und iiber demselben eine feste Decke
schufen. Tausende und abermals Tau
sende Jahre gingen so dahin; in unge
störter Ruhe wächst die lrnstalleneDecle
und Stalagmit thürmte sich auf Sta
laaaiit zu phantastischen Gebildem Da
tauchten im Dämmerlichte des Ein
aungs dunkle unförmliche Gestalten
aus und in der Grotte widerhallte ein
schauerlicheg Gebrüll: es waren die
rintmigen Höhlenbären, die als erste
roglodnten Besitz nahmen von den
dunklen Räumen, um« hier zu wohnen.
Jn den endlosen Wäldern jagten sie
das riesige Mammut, das tleine Risi
nozeros. den Riesenhtrsch, Reb, Pferd
und Rind. Sie schleppten die Beute
ganz oder stückweise vor die Höhle, um
sie mit ihren Jungen zu verzehren.
Generation folgte aus Generation,
und Jahrhundert aus Jahrhundert,
bis endlich Wasserflntnen verheerend
nnd oernichtend über der Höhle zufam
menschluaen. Aber ihre Raume haben
sich später wieder bevölkert, nnd nicht
allein der Höhlenbär, sondern auch die
deiihleisttzuäne und der Hölllenlthe fan
den fins: Ein nm den erfror-n hats Nikel-m
sitz streitig zu machen, und ost miiß
in den weiten Hallen das wilde Ge
briilt tainpsender Ungeheuer oder das
Aechzen nnd Stöhnen verwundeter und
kranker Thiere widergehallt haben.
Auch hereinbrechende Fluthen vernich
teten gelegentlich das Leben dieser
böhlinbewohner nnd zerstörten immer
wieder die früher abgesetzten Schichten.
Nur an einer Stelle, wo mächtige
Teliksvorsvriinae und starte Traipertins
decken ihnen entgegentratem brach sich
ihre Kraft, und hier sind uns disc
Schichten in der unverletzten Reihen-«
solge erhalten geblieben und so zu
Blättern aus dein Buche ver Vorzeit
ver Höhle geworden. Daß die Thiere
in der Slouper : Höhle gelebt und ge
wohnt haben. beweisen die wohlerhalte:
nen, nicht abgerollten oder abgestoßes
nen Knochen vom kleinsten bis zum
greifen Bären, sowie die ganzen
Stelettr.
Eine Zeitdauer von vielen tausend
Jahren muß seit der letzten Katastrophe
verstrichen sein, denn abermals wuchs
eine Travertindecle empor, die an ein
zelnen Stellen beinahe süns Fuß Dicte
erreicht. Auch tamen wieder Höhlen
beroohner einheraeschlichen,aber es roa
ren nicht mehr der grimmige Höhlen
bär und seine Genossen, sondern ein
kleinerer Bär, der in Gesellschaft des
Fuchses und Dachses ungestört vie
Höhle bewohnte, bis ihn ver Mensch
vertrieb, der die Grotten schwärzte und
die Pracht ihrer Tropssteinaebilde ver
stiirnniettr. Seit dieser Zeit bewohnen
nur Flederniäuse diese Räume, Die sie
zum Winterquartier gewählt, nnd
lleine winzige, theile- sehende, tieilg
blinde Thiere, die Feuchtigteit und
Duntetheit lieben· Dac- ist die We
schichte einer Höhle, tvie sie vie Forsch
nng ermittelt hat und von vielen an
dern Höhlen in ähnlicher Weise in er
Jahren ver-nag
Geschtchie des Fernrohrs-.
DE e Geschichte des Fernrohre-I Jst
nicht ganz aufgeklärt und das
seinen Ursprung utngebendeDuns
tel ist trotz aller Bemühungen niemals
ganz iaelichtet toorden,th.1ts·achliil) hat
die Frage: Wer war der Veriertiger
des ersten Fernrohre-I - niemals eine
competcnte Beantwortung erfahren
und diirfte wohl niemals zufriedenstel
lind gelöst werden.
Die Erfindung in ihrer ursprüngli
cl;en ttlrt war entweder das Resultat
enes dlafzen Zufalls, oder sie ist den
tsroerinienten von Männern zu vers
deuten, welche nur geringe Kenntniß
von den Principien einer Wissenschaft
hatten, zu deren Gunsten sie so Großes
zu leisten berufen waren.
Mit Sicherheit festgestellt ist« daf
das erste Fernrohr um das Jahr muss
in Holland hergestellt wurde, zu wet
cher Zeit Johannes Lipperhey unt ein
Patent fiir ein solches Instrument sich
bewarb; aus den Auszeichnungen der
damaligen Zeit geht hervor, daß die
holländischen Autoritäten nach Kräften
bemüht waren, die Erfindung geheim
zu halten.
Ob nun Lipperheh thatsächlich der
Verfeetigek des ersten Fernrohre-l war,
oder ob dasselbe den Experimenten von
Metius, Galilei. Kepler, Jansen, Bad
ftista Porto und Anderen, welche zu
Ende des 16. und Anfang des 17.i
Jahrhunderts mit der Verwirklichung
des Problems beschäftigt waren, zu
verdanken ist, ist, wie schon bemerkt,
eine brennende Frage.
Die ersten Fernrohre waren natür
lich äußerst unvollkommene Instru
mente, deren Objektive lediglich aus
einer einzelnen kleinen Linse bestanden,
und es hatte eine Zeit lang den An
schein, als-«- ob die Erfinder in keiner
Weise von der Absicht geleitet würden,
dass Instrument zu wichtigen Zweckes
zu verwenden·
Den ersten Schritt in dieser Rich
tung that Galilei im Jahre 1610, er
erhielt unbestimmte Nachricht von der
Erfindung eines Fernrohreg seine hol
sländischen Brillenmachern zugeschrie
bene Erfindung) und es gelang ihm,
durch eigenes Nachdenken die Prinzi
pien festzustellen, auf welchen ein
vollkommenes Fernrohr zu konstruiren
sei. Da er seine Einrichtung unmit
telbar darauf veröffentlichte, so wurde
das von ihm verbesserte Fernrohr
durchweg das Galilei sche genannt. Es
besteht aus einem konveer Objektive
und einem tonlaven Okulare und stellt
die gesichteten Gegenstände aufrecht
dar, hat aber nur ein kleines Ge
sichte-seid und wird daher mit nur ge
ringer Länge nnd nur geringen Ver
größerinrgen lediglich als Taschen-Per
spettiv benutzt und ist in seiner ur
striinglichenfs orm noch heute in dem
allbekannten Operngucker vorhanden.
Galilei war jedoch befähigt m t die
sent unvollkommenen Instrument die
. tto-DIE oft-non Ins Auen K-- du«-»
Hlsq v--·-s- · »so Uhr-us- ussu
die Satelliten des Jupiter zu erken
nen was ihn in den Stand setzt e, die
Entdeckungön zu machen, welche seinen
Namen in den Annalen der Wissen
schaft unsterblich gemacht haben.
Jn der Verinessunggtunde, als de
ren Element das Fernrohr gewisserma:
ßen betrachtet werden dars, dient das
Galilei’sche Fernrohr nur als Reing
noszirungsiJnftrument da es, wie
schon bemerkt, eine nur schwache Ver
igrößerunggtrast besitzt und deshalb
nur bei-n Sichten von Gegenständen in
geringer Entfernung anwendbar ist.
Das einsachste und doch wirksamste
Fernrohr ist offenbar das von Johan
nes Repler ersundene astronomische, so
genannt, weil ec« vorzugsweise zur Be
obachtung des Sternenhimmelg benutzt
wird.
Es besteht aus zioeiSammelgläsern,
von denen das dem Gegenstande zuge
lehrte Objettiv, und dar- dem Auge zu
gelehrte Otular heißt.
Wenn man ein Satiitnelglag, z. B.
ein Doppel:.ttonvexgla5, gegen die
Sonne hält nnd hinter dasselbe in einer
gewissen Entfernung ein Stück Papier
bringt« so wird man einen sehr hellen
kleinen StreiLs bemerken, in welchem das
Sonnenlicht «1,usammengedrängt ist.
Man tann nun durch Entfernung des
Papierg vom Glase oder durch Anna
herung an dasselbe die-sen Kreis ver
größern resp. vertleinern, man wird
jedoch durch mehrfache Wiederholung
dieser Ajianiputation einen solchen Ab
stand zwisclten Pavier und Glas sin
den« bei welchen der Kreis am kleinsten
und lietxtestcn ist, in diesem Falle
sind die Sonnenstrahlen in den engsten
Kaum zusammtngedriingt
Hat das Glas- eine nicht zu tleine
Lbersläclte, so irerden durch dasselbe in
dein Kreise so viele Lichtstrahlen zu
sanmienaedriinat, dafi sie eine beträcht
liche Hitze erzeugen, und brennt-are Ge
genstände entzünden
Diese Wirkung ist der im Ftcpler’
schen Fernrohr enthaltenen Sammel
aläser analog und man hat dieselben
daher auch, insofern ihr Zloect Ent
ziinduna durch Sonnenstrahlen ist,
Brennaläser, jenen tleEnstenKreiLs aber,
ils welchem die Entziindung vor sich
acht, Brennraum genannt. Da dieser
Raum naturgemäß nur eine sehr be
schränkte Ausdehnung hat, so nennt
man ihn auch wohl einen Punkt und
redet deinaemäfi von einem Brenn
puntte der Samnielaliiser, sowie von
einer Brenuweite derselben, welche wei
ter nichts ist« als diejenige Entfernung
vom Glas, in welcher eg am heftigstcn
zu zünden vermag.
Hieraus erklärt sich auch, loarum die
Linsen des astronomischen Fernrohre-s
Sammelglöser aenannt werden, weil
thatsächlich der Vorgang oder richtiger
das Phänomen des Entzündean im
Brennraume nicht anders erklärt wer
den kann, als durch die Annahme, daß
die auf die Oberfläche des Glases zer
streut auffallenden Sonnenstrahlen in
dem engen Brennraume wieder verei
«nigt, resp. gesammelt werden.
Das Objektiv und das Okular des
astronomischen Fernrohre-Z sind zu
einander parallel und so aufgestellt,
daß sie eine gemeinsame Axe haben.
Sendet nun ein sehr entfernter Gegen
stand seine Strahlen aus das Objektiv,
so entwirst dieses in seinem Brenn
punkte ein umgekehrtes Lustbild des
Gegenstandes, welches durch das Oku
lar wie durch eine Lupe betrachtet wird.
Hieraus ist nun zunächst llar, dass
durch ein astronomisches Fernrohr die
Gegenstände umgekehrt gesehen wer
den, weil das im Objektiv umgekehrte
Bild durch das Qkular unmittelbar be
trachtet wird.
Wenn der Gegenstand nicht mehr so
weit entfernt ist, daß die von einem
Punkte desselben ausgehenden Strah
len als unter sich parallel angesehen
werden können, so fällt sein Bild über
den Brennpunlt des Objektivs hinaus,
weshalb in diesem Falle das Objektiv
so weit vom Qtular abgeriickt werden
muß bis der Brennpunkt des ersteren
in den Ort des Vildes fällt und dieses
wieder deutlich gesehen werden kann.
Daher ist bei jedem Fernrohre weni-, -
stens die Röhre verschiebbar, in welcher
sich das Olular befindet, damit man
diesem in jedem Falle die erforderliche
Entfernung vom Objektiv geben kann.
Fernrohre im Allgemeinen werden
in zwei Hauptgruppen eingetheilt,
nämlich in Refraktoren, bei welchen
das Hauptbild durch eine Glaslinse er
zeugt wird, und in Resleltoren, welche
statt dieser Glaslinse einen Hohlspiegel
haben.
Die umgekehrte Lage des Bildes,
wie sie durch das Ftepler’fche astrono
mische Fernrohr übermittelt wird, ver
ursacht bei der Beobachtung der Ge
stirne keine Unbequemlichkeit, jedoch
wünscht man Gegenstände der Erd
oberfläche durch das Fernrohr aufrecht
zu sehen. Um aber diesen Zweck zu er
füllen, ist es nothwendig, dem einen
Otulare des astronomischen Fernroh
reg noch mehrere hinzuzufügen.
Ein derartig tonftruirteg Fernrohr
nennt man Erd oder Terrestrischeg
Fernrohr, deren einfachsteg das von
dem Franziskanerniönch De Rheita
erfundene ist. Es besteht aus einem
tonvexen Objektiv und drei touveren
Ltularen.
Die beiden ersten Gläser stehen um
die Summe ihrer Brennweiten von
einander ab und wirten daher fiir sich
allein genau wie ein astronomischeg
Fernrohr, indem im Brennpuntte des
ijertivs ein umgetehrteg Bild eines
entfernten Gegenstandes erzeugt wird.
Die beiden nächsten Gläser stehen eben
falls um die Summe ihrer Brennwei
ten von einander ab und bilden daher
gleichsam ein zweites astronomisches
Fernrohr, das durch das erste Gläser
paar umgekehrte Bild wird durch das
zweite Paar wieder aufgerichtet und
alsdann durch dag äußerster Otular
unmittelbar in ausrechter Lage gesich
tet. Zu bemerken ist noch, daß beim
Erd Fernrohr die Vergrößerrtngg
traft für ein gegebenes Objektiv bei
Weitem nicht so groß sein darf, als
eg ein astronomisches Fernrohr mit
demselben Objektiv gestattet, weil das
Licht durch mehrere Gläser hindurch
gehen must und daher von se«ner Jn
tensität mehr verliert, als bei einem
nstronomisstren Fernrohre-.
Dar- aräfzte Hindernifz siir alle Re
frattrren des 17. Jahrhunderts war
die Farrenierstörimg des Fernrohrs
und Verurfnchte eine Undeutlichkeit,
welche die Astronomen der damalian
Zeit nöthigt-I, die Länge des Rohres
selbst bei nur mittelniäfkiner Vernritfie
ruuaen bis auf eine erftaunlielse Größe
Jithzsi»de1)nen. Die Farbenierftdruna
oerurmrht, Dan die Verschiedenen
Strahlen in Zusaminenqesetztrni Licht
in verschiedenen Punkten der Fern:
rohraokxse sich vereinigen, und es war
eine Unmöglichkeit das Oknlnr so zu
steilen, dnfz eiJ alle Strahlen unter sich
pnrnllel machte.
IIi uns diesem Ueb-!stande resnl
iirrnde Nothwrndiqteit die Fernrrhre
in einer erstauntirhen Lan-Je nneuser
tinen, erschlnerte ertlärlirtker Weis-.- die
smndhntumq der letzteren nnd fiihrte
sihliesuiets iur Erfinduan der reflet
tirrnden Fernrohre oder turzmez Ne
flektoren genannt; in welchen der Ue
helitand der Farbenzerstrennnn in
Wenfnll kam.
»Ein reflektirenoes Fernrohr wurde
zuerst von dem berühmten Mathenia
titer «Jce·-oton construirt nnd erfuhr in
späterer Zeit wesentlich-: Verbesserun
gen. bis es ungefähr hundert Jahre
später von Oerschel aus eine nanihafte
Stufe der Vollendung geh-acht wurde.
Mitlertveile hatte auch Chester
Moore Halt in England im Jahre
1773 ein Fernrohr erfunden welches
durch eine äußerst gelungene csombis
nation von Linsen befähigt war, die
durch Farbenzerstreuunq hervorgerufe
nen Mängel zu beseitigen. Die Er
findung wurde zuerst von Dotland in
London verwerthet, dessen Fernrohr
während der zweiten Hälfte des lR.
Jahrhunderts große Berühmtheit er
langten. mennqleich deren Größe nicht
im Entferntesten mit der eines moder
nen Fernrohrs vergl-ten werden
kann.
Die in den Dvlland’schen Rodren
zur Verwendung kommenden « Linsen
waren eine Combination von gewiss-n
lichem und Flintglas, jedoch bis zrnn
oFahre 1800 war es unmöglich, gvte
klintglas-Scheiben von mehr ais 4
oder 5 Zoll Durchmesser herzustellen.
Die Schwierigkeit lag in der äußerst
großen Dichtigkeit des Bleies, welches
einen HauptbestandtbeiZ des Mini
glases bildet, und erst im 19. ahe
hundert gelang es geschickten las
schleisern, diesen Uebelstand zu beseiti
gen und Flintglasscheiden von 8 bis
10 Zoll herzustellen, bis es schließ
lich nm die Mitte des l9. Jahrhun
derts zur Flintglasscheiben von 15
Zoll gebracht wurde. Die nächste
Schwierigkeit lag nun darin Linsen
voi: einer solchen Gröske derart eben
mäszig zu schleifen, daß dieselben alle
Strahlen in genau denselben Fokus
bringen würden.
Der in dieser Beziehung bedeutend
ste Künstler war in der ersten Hälfte
des Jahrhunderts der Deutsche
Frauenhoser und nicht ein Einziger
feiner unmittelbaren Nachfolger war
im Stande, Trauenhoferks Arbeit zu
verbessern
Der erste, welchem dieses-, gelingen
sollte, war ein unscheinbarer PortraiLs
maler Namens Clark in Eambridge
Port, Mass. Clari, nnd in späterer
Zeit atin seine Söhne-, beschäftigten
sich mi- Glezschleisen irr-d erlangten in
überrascht-nd kurzer Zeit durch die sie
radesu staunengwertlie Genauigkeit,
mit welcher sie eine Linse von 556 Zoll
Durchmesser schlifsen, Berühmtheit
und wurden bald darauf die Perser
tiger der in den bedeutendsten Obser:
natorien der Welt im Gebrauch befind
lichen Linsen.
Bemerkenswertki ist jedenfalls die
Thatsache, daß Linsen für astronomi
sche Fernrohre, sowie auch solche für
aeometrische Instrumente neuerdings
auch mit gutem Erfolge wieder in den
Vereinigten Staaten cieschlisfen wer
den, wahrend solche noch vor sehr tur
zer Zeit aiuschliefIlich ans Europa im
portirt wurden, gewiß ein erfreuliches
Zeichen fiir die zunehmende Leistungs
fähialeit unseres Adoptivvaterlandeg
auf bisher aewissermaßen von Europa
monopoliiirten Gebieten.
Ostar Müller.
—.—-—.·---.
Rassen nnd Japaner zur See.
Durch die bisherigen Erfolge der
Japaner zur See bestätigt, was der
eng lische Admiral Sie Editiond Fre
snantle urz vor Ausspruch des Krieges
im Naoh Lcague Journal schrieb Der
Admiral, Der mit der russi schen wie
init der japanischen Flotte genau be
tannt ist, sagt in dem Artikel unter
.lnderein: »Vom strategischen Gesichts
ii ntt aus tetrachtet, sind die Japaner
bei iveiteni die stärkere Partei, tveilsie
sizusagen den Kampf in ihren heimi
schen Geioiissern alte-fechten und weit
ihre Werften qut ausgerüstet sind.
Hinsichtlich ees Personal-«- ist Admiral
Fremantte der YJieinunz1, daß leine
F otte in Europa die deutsche ausge
ist-innrem in den letzten 20 Jahren so
aroße Fortschritte gemacht habe, wie
rie russische. ,,Jhre Offiziere—— schreibt
er — sind, wag technische und wissen
schafttiche Ausbildung andelangi, den
kosten Flottscnoffizieren : r Welt gleich
ioerthig und ihre Vaterl landsliebe ist
itlier allen Zweifel erhaben. Allein sie
baden wenig praktische Gelegenheit zu
Oteschiizaderiidungen gehabt und ihre
Zinnalme thoden wie ihre gemeinschaft
lichen JJianöoer steh-en bei weitern hin
ter denen der Japaner zurück. Jhren
Mannschafteu fehlt es auch, trotz tör
terlicher Etattlichleii und dein besten
Willen, an Individualität und Schnel
ligteit der Auffassung In all dieien
Punkten aber, die non so wesentlicher
Bedeutung sind, zweier ich tauxn an
ier ilepertegenheit der Japaner. Ihre
Offiziere sind iiusxerst befähigt und
ilre Gesinnunggtreue und Vaterlands
liebe sind odn einer Art religiöser
Muth durchdrungxn, während die
Leute, obschon sie stlsiaien sind, mir die
iudividnelle Tüchtiateit und sag Ber
s:i1·ndnis3 zu besitzen scheinen, dar-. wir
gern unseren einenen Zitieaesinatrosen
m besonderem Maße nachriihinen
Meine genaue Kenntniß der japani
schen Marine datirt ans den Jahren
1894-—L15, wo ich das Verhalten ihrer
Fgotte im japanischchinesifchen Kriege
iservunzern lernte und nach dem Eifer
ihrer Offiziere wie nach der ungo.oöt)n
txchen ijntschlossentseit der Nation zu
schliesiem von der Erfahrung Lehren
sn ziehen, tann ich nicht wohl zioeise!n,
kas; sie ctnch seittfer fortgefahren haben,
l,i-.herer Bollendnna znznstreben Das-,
dies .oirtlict;« der Fall ist, habe ich in
der That auch einein nenerlichen Briefe
eines- L"fi«;iers:s auf der chinesischen
Station entnommen, der mir die Ver
sicherung ertheilt, das-, die Japaner
heute wenig, irsenn überhaupt etwas
ron irgend einer ausländischen Flotte
««,n lernen haben. Das ttinsgt wie sehr
hohes Lott, als-er ich zweifle nicht« daß
es«311tviift, fras; die japanischen Schiffe
nach allen Richtungen hin vollkommen
tiichtig find und daß die japanischen
Ofsiziere es versehen werden, ihr Ma
terial bestens auszunutzen Wenn ich
aber in diesen Punkten Zweifel hegte,
würden sie zerstreut werden durch die
vollkommene Zuversicht der japanischen
Oftiziere, die so gründlich sind, daß sie
keineswegs-H gegen die Unvollkommenheit
ihres eigenen Dienstes die Augen
schließen, während sie gleichzeitig ganz
außerordentlich wohl über ausländische
Motten unterrichtet sind. Jch bin in
der That auch geneigt, bei ihnen eine
ganz genaue Kenntniß der Stätte wie
fes Schwäche der Rassen vorauszu
· en.