W Ver letzte Schuß. Novelletste von Teo von Zorn. Es sährte sich in diesen Tagen. Deutsche und englische Kriegsschiffe· Witten die Küsten «Beneziielae a das-zu wiederholten Malen schon hatte deeeherne Mund der Marinegeschiiie ! ernst und eindringlich die Mahnung! gesprochen: Mensch, bezahle Deine Schulden! Aber die oenezolanische Regierung schien nicht gut zu hören. Ekfi als man ihr —- besondern nach dem Scharniiissel mit dem Fort Sani Carlos —- in einer veeschörsteni Blockade aufs Leder tniete, gab sie. durch Vermitteluna ihres großen Bru- ; ders Jonathan llein bei und garan·: tirte die gewünschten Zahlungen. Das war am Js. Februar 19()3. Zwei Tage später wurde unseren Blauiacken signalisirt, daß sie ihr Gerichtgvolk zieheramt zur Zufriedenheit erledigt tätten und die Blockade nunmehr aus gehoben fei. Damit war der äußerst aufregende Dienst, den S. M. Schiff ,,Gazelle« seit vielen Wochen gethan, wenn auch nicht zu Ende, so doch wesentlich ab geschwächt. Offizierc und Mann fchafien hatten mehr Zeit, uno im Rahmen der gebotenen Vorsicht auch etwas mehr Freiheit. . Da zunächst teine weitere Ordre eingetroffen war, blieb die »Gazelle« vorläufig liegen, wo sie lag. Das war einige Meilen unterhalb der Punta Arayos. Die Miste bot ein wunder volle-l Tropenbild. Herrlicher aber noch als im Glanz der Tropensonne machte sich das Panorama in den blauen Nächten, wenn die miirchenbast großen Sterne blinkend und sunlelnd im Meere sich fpiegelten . . . . Jn die Wunder einer solchen Nacht vertiefte sich der Leutnant z. S. Heine Zueunann auf ver Veranda seines Oheims Jürgen Richmers. Wie man sich fo wiederfindet auf der kleinen Erde. dieser klafsischen Gegend der Zufälligkeiten! Als Jürgen Nichmers vor siedzehn Jahren von Hamburg nach Südamerika auswandern, hatte Heine Zitelmann noch Pumphosen getragen und hinsichtlich feiner Zukunft den fe sten Plan gefaßt, Marzivanbäcker zu werden. Jeyt war er ein blonder, seh niger Marinier --— und weit draußen auf dem Meere lag die ,,Gazelle«, auf der er mitgeholfen hatte, daß Onkel Richrners zu feinem Gelde kam. Ueber diesen Wandel der Zeiten hingen denn Onkel und Neffe auf der uinfpannten Veranda ihren Gedanken nach — Heine Zitelmann mit einer gewissen Melan cholie, die zu feinem sonstigen munte ren Wesen eigentlich wenig paßte Dek alte Riehniers schien sich denn auch iider die lyrifche Stimmung sei nes »Liberiador«, wie er ihn nannte, ganz abfonderlicheGedanken zu ina chen. Er hatte eine kleine Ell-schieds fcier veranstaltet: einige Kameraden des Neffen und mehrere benachbarte deutsche haciendekos« waren anwesend. Ja sogar zwei Einheimifche: Eennora Pereiro de Vega —- die brillantenstar tende, ewig schläfrige Gattin des frü heren Stadtoberhauptes von Caru pano —— und deren Tochter Jnegp Herr Pereiro selbst, der niit den Revolutio nären kiehöugeln und sich sogar iiu Hauptquartier des meuternden Gene stßGJQE tfche N gt Ei ENJAJK rnls aufhalten sollte, wäre allerdings fiir diesen Kreis kein geeigneter Gaft gewesen. Die Damen aber hätte Jür gen Richniers nicht iibergehen mögen EinmaL weil sie feine nächsten Nach barn waren, zum zweiten, weil weder die fchläfrige Mama, noch die reizen de, temperamentvolle Tochter sich ei nen Pfifferling um die Politik ve kiimrnerten — und zum dritten, weit der Leutnant z. S. Heine Zitetmanu seinen Obeim drinnend darum aebe ten hatte.« Besonders um diese Tliatsache drehten fus- die Gedanken deg alten Hausherrn Fast bei jedem Land urlaud hatte der Offizier es einzu richten gewußt, Fräulein Jneg Pe reiro zufällig zu begegnen. Heute hat ten die Beiden sich so ausschließlich einander gewidmet, als wenn es außer ihnen keine anderen Menschen mehr gebe. Dann hatte der Reife darauf bestanden, die Damen heimzuacleiten — und jeht saß er da wie ein ae ntiithglranler Laubfrofch »Du, seine —« ließ sich endlich der alte here vernehmen, indem er die Ciaarre aus dem rechten in den lin ien Mundwiniel schob: »Du hast mir all 'n ganzen Berg aus der Heiniath erzählt —-- aber noch lein Sterbeno wort von den deutschen Mädels-. Sind das immer noch so nüdliche liiite Deerns wie ehedem?« «Was meinst Du? Ach so - ganz recht. Natürlich!« »Es iii ein Mächtiger Schlag Frauensleut —- da bei Euch zu Haufe. Wenn ich so denke, Deine Zitelmann, so vor zwanzig, füninndzwanzig Jahren siDu weißt nicht zufällig, was aus der Zweitältesten von lionsul Liirizen in Hamburg geworden ist? Gott, lvar das «ne fire kleine Tseern! Magda Liitßen. Du mußt sie tennen, Jung; der Aste hat Dich doch aus der Taufe gehoben —« Allerdings ich erinnere mich,« er widerte der Ofiizier mit allen Kenn zeichen däitiger Geistesabtvefenheit. «Magda Litehen «- Frau Rechts-an wsttii Metalle-nip- Was qui der ge W worden ists Groß-sama —- schon vor zwei Jahren wenn ich nicht irre-« ,.gDonnerschla ! Sollt« man’i stir möglich hieltenig Ader es ist schon recht. Der eit nach ist da nichts zu wundern. nn ich so denke, Deine Zitelmann, daß ich nun hätte Gros papa sein können ——! Das ist leider verpast. Solange ich jung war, hatte ich immer ’n diischen was Außerhäm sigeö, etwas, das zum Heirathen schlecht paßt. Ein Ehemann muß so zusagen ein seßhaster Mensch sein und nich-i aus Beruf oder Neigung sich in aller Herren Ländern herumtreiben — wie ich das gemacht habe. Als ich dann —-—- s-— ich mus; Dir sagen, Heine Zitelmann, daß ich ein Mädchen aus dieser Gegend nicht heirathen wiirde.« Der junge Ossizier machte eine Be wegung, als wenn ihm das Gespräch unbequem wäre. Aber da er sich sonst Picht äußerte, suhr Jiirgen Richmers ort: »Ich will Dir auch sagen weshalb, mein Jung. Sieh mal -- unter Ver heirathetsein verstehe ich sozusagen einen behaglichen Zustand. Etpas Molliges und Geiniithlicheg. So ein buen retiro, in dag man sich nach den Bernsssorgen und Lebens-stampfen flüchtet. Ich will nicht sagen, daß alle deutschen Eben diesem meinem Ideale entsprechen Es giebt da manchen lliantosfellrieg und viele können mit ihrer silbernen Hochzeit den siinss undzwanzigsten Jahres-taki des ver weigerten Hausschliisselg feiern. Trotzdem eignet sich das deutsche Weib zum Heirathen immer noch am besten. Es ist ein warmer Kachelofen, an dem man sich's wohl sein lassen kann. An ders in den tropischen Ländern. Da ist das Weib entweder ein schlasses indolenteg Wesen. dessen Herz und Verstand ausgedorrt sind, oder eine Ratetentiste, die garnicht vorsichtig aenug behandelt werden kann. Fräu lein Jnes Pereiro da Vega ist solch’ eine Ratetentiste -- und ich möchte meinen Ressen. den Leutnant zur See Deine Zitelnramu dringend davor warnen, sich ernsthafter in diesen klei nen Satan zu verlieben.« »Das ist zu spät, lieber Ontel,« sagte der Ossizier mit einem verun glückten Lächeln; »ich bin rettungslos in dieses Mädchen verliebt." »heiliger Esteban! Und sie ;-— --—?« »Jnes liebt mich und hat ringen-il ligt, die Meine zu werden unter einer Bedingung allerdings.« »Dann tann ich nur wünschen, . daß diese Bedingung unersiillbar iit,« sagte der Alte ernst. »Und nach Deiner ganzen Haltung scheint das auch der Fall zu sein.« »Darin hast Du Recht. Sie ver langt, daß ich sie und ilsre Mutter morgen mit an Bord nehme.« »Mehr nicht - -? Na, dann thu ihr idoch den Gesallen. Kannst ja mal . mit Deinem Commodore reden -—-.'« «Lieber Onlel, ich must Dir sagen, daß mir garnicht spaßhast zu Muthe iit. Bon dieser Marotte hängt mein Lebensglück ab. Und ich tann Jnes nicht einmal zürnen, denn sie scheint sich nicht im geringsten bewußt zu sein, daß sie Unmögliches verlangt. Sie ertlsrt, die Trennung von mir nicht überwinden zu tönnen. und schwört, daß sie morgen an Bord sein werde — ob mit oder gegen meinen Willen.« » »Dann siihrt fu«-Z auch ans-. Da raus tannst Du Dich verlassen« Das tlang derart ,;uversichtlich, dasz der Ossizier betreten ausschaute. »Du meinst, dasz sie es versuchen würde »Y« »Nein. Aussiihren und zwar genau, wie sie es gesagt hat. Du tennst die Frauen hierzulande nicht, mein Lieber. Und Deine Angebetete schon lange nicht. Man hat Exem plare von Beispielen Im November vorigen Jahres schwirrte hier ein ent sernter Vetter der jungen Dante an, init einein Ernpsehlungsschreiben von Papa Pereiro, der den Jüngling au torisirte. sich um die Hand der Toch ter zu bewerben. Ob ihr nun schon Deine blauen Augen und Deine blonde Schnurrbartschonung imGeiste UUIUTIUJIUCUI YUUTIH UUI lUcls lu) nicht. Jedenfalls lehnte sie den Ca dalleko aus La Guanra entschieden ab. Als er mit der Heißbliitigteit sei ner Rasse die Bewerbungen immer nnd immer dringender erneute, er tlärte sie ihm eines Tages folgendes: Mein werther Herr Vetter-, wenn Sie mir noch mit einein Worte von dieser Angelegenheit reden, die ich als erle diat betrachte-, so sind Sie binnen acht Tagen ein todter Mann. lind was meinst Du, was geschieht?« »Der Bursche ging seiner Wege Zu seinem Unglück nicht« Er wagte noch einen Sturm auf Senoritasherz. Drei Tage später war er dem Neva lucionscomite als Spion denunzirt, woraus er nach dem landesüblichen bündigenVerfahren erschaffen tvurde.« Tier Offizier lchwied eine Weile. Dann guckte er die Achseln. »Das sann ein zufälliges Zusam mentressen sein. Wenn Du aber meinst, daß Jnes einer unüberlegten Handlung sähia ist, werde ich —- so schtveres mir fällt --— den verabrede ien Abschiedsbeiuch dort oben nicht machen, sondern mit der ersten Sonne an Bord gehen. Fiir diesen Fall aber bitte ich Dich so innig ich kann —— ertliire ihr die Nothwendigteit dessen. Sage ihr. daß ich sie liebe, daß ich bei jedem Athemzng ihrer gedenke und daß ich sie holen werden, sobald es die Verhältnisse irgend gestatten! Ver sprichst Du mir daf, Onlel?" f .-...·. s »Ich pekspkechk Da nass, mein l Sohn — nur brich die hand nicht ad sund sorge dafür, daß die Rateteni i tiste nicht an Bord ist, ehe ich Deinen vertrauensvollen Austrag ausführen tann.« Es war einige Minuten vor elf Uhr Vormittags, als die Gazelle nn ter Salut die Anter lichtete. Leut nant thelrnann stand unterhalb der Kommandobriiek und schaute nach der Küste hinüber. Das Herz war ihm schwer. Er verzieh es sich nicht, daß er ohne Abschied gegangen war. Was mußte sie von ihm denken! Einer seiner Kameraden trat neben ihn und hatte sich scherzend unter. »Na, Zitelmanns--—die schönen Taae von Aransuez sind nun vorüber. Eure - ztönialiche Hoheit verlassen es nicht iheiterer. Es bleibt ein gut Stück »von Ihnen drüben, gelts War auch wunderhiibsch da! Namentlich die tleine dunkle Prin·3eß oben ans dem weißen Cordilleren Fort -—— -—— — alle Wetter-! Das ist mal artias So gar unser Salnt wird von dort erwi dert. Das heißt —-s —— Litenfebentzs · lind, ich laß mich hängen, wenn das - tein scharfer Schuß war!« Jn den nächsten Setnnden lief ans Dect alles durcheinander wie in einem aitfaeftörten Hornissenban. Tie lle berrascbnna nnd limpörnna machte sich in Kernfliichen Luft, wie sie eben nur der Seemann kennt. Dann laute Kommandornse nnd cie Psiffe Der Deckoskizierr. Die eljerne Disziplin brachte sofort Ordnuna in das Ge wirr - - und die Ga,-elle drehte bei. Zehn Minuten später führte die Bartasse einen Ofsizier und zwölf Mann an Land, die bie- an die Zähne bewaffnet waren nnd die schärfsten Jnstruttionen hatten. Aber ec- lam ; nicht dazu, die letzteren zu betliiitigexu ; Das seonnnanoo hatte den Umoruen als wentr man es drüben erwartet unter Dampf ging, führte sie Senorita Jnes Pereiro da Bega, deren Frau Mutter und die Bedienung der beiden Damen an Bord. Die ganze Ha eienda war ausgeräumt worden, um deren Bewohner ihr-r Bestrafung sent gegenznfiihren Daß dieser letzte Schuß der in der deutsch venezolanischen Streitsacke ge fallen ist, fiir die Betheiligten nicht gar zu schlimme Folgen hatte eraiebt sich daraus, daß ich gestern eine li tlkoarapliirte Karte erhielt: Jnes Pereieo da Versa, Leutnant zur See Heinrich Fitelnianmj Verlobte Earupano Kies. Und da ist mir die Geschichte wie- i der eingefallen. -—-——-—·-.-—-— Eine sitt, alles gut. Jin inneren Satnthal bei Bozen, so berichtet die Münchener» Allg. Zig« , arbeitete dieser Tage ein alter Holz tnecht, als plötzlich eine Lawine nieder ging, die den Mann in die Tiefe kif-. und zwar ncht verletzte, wohl aber in eine sehr gefährliche Lage brachte-. . Nachdem er längere Zeit um Hiilfe ge- H rufen hatte, hörte ihn ein Betannter,j der in der Nähe beschäftigt war, undj rettete ihn mit großer Mühe unters eigener Lebens-gefahr. Auf Befragen; erklärte der Verunaliickte, aar so schrecklich sei ihm nicht zu Muthe aewe ; sen, er habe nur daran gedacht, wagi wohl seine Alte sagen werde, wenn ers nicht mehr heimlonnne; übrigens habes e·-« zwischen den cchneedallen ganz »in ; mod« qeleaen. Jin Verlaufe des Ge s spräche-z meinte der andere er werdet sich um die staatsiche Lebensrettunas « teiimie bewerben »Die gehört Dir auch « versetzte der Gerettete, »aber die ( Hälfte mußt Du mir geben, denn wenn s ich nicht unter die Lawine getonimeni wäre, hättest Du Dir die Prämie nicht verdienen können-« Die Beiden be-] schlossen darauf, falls wirklich einel Prämie flüssig gemacht werden sollte,s sie brüderlich zu theilen. co endigte’ h-- U ------- I-» ..«-« k-- L-- G-c--. .» hatte ..... Als die Gazelle dann wiederum l i VII IUIUlIIbsIIUIO Issls sIUI,GIs OUUIIIM Wl gen -..— —--·-.-—-- i ( i erweiterten Zur Zeit der Kaiserin Anna (169·«.» bis 1740) bestand in Rußland die lxöfische Sitte, daß sieh in Gegenwart der Monarchin keine Dame setzen« durfte. Dieser Zwang der Etitettei si el ganz besonders einer Dame schwer. die wegen ihrer ausgezeichneten Gabe, s aut voksulesem bei der Rais serin in lpohesn Ansehen stand und darum oft stundenlang das unbequeme Glück ge naß, die Monarchin unterhalten zu« müssen. Um nun die Etitette nichts zu verlehen und doch die Kräfte deri qtorleserin zu schonen ersann man! folgenden sonderbaren Ausweg. Dies Dame durfte sieh auf einen Stuhl in der Ecke des Zimmer-s setzen, aber vor ihr mußte eine jüngere Dame stehen s die mit ihrem Reifroet die Sitzende so tollitändig deckte, daß die Kaiser-ins nicht das geringste von ihr sehen tennte. - --—-—-·..--— Trinkeritandpuntt. Seppelt «!Vata Was is bös-: a ngeryeilanstalt ?" atek' »Jng net so dumm! TiisE is a Anstalt, wo oaner vom Wasser- ’ tiinten gheilt wird!« - Kalisto-. - Dichterling liehr nervög): »Der · Arzt hat rnir das Dichten verboten -- T vorläufig aus ein halbes Jahr.'« Freund: »Warum? Hat er denn schon ein Gedicht von Dir gelesen?'« M Va- Kennzeichen von syst che. Der junge here Ratmann hatte län gere Zeit gebraucht, ehe er sich dazu entfchlo , ein Weib zu nehmen. Er war sat-32«Jahre alt geworden und hatte feine jungen Jahre reichlich ge nosscn. Er toar aus reicher Familie und tonnte ganz und gar nach Art der iungen»Eleganz leben, wie sie in Wien so vielfach zu finden sind· Zu seiner Ehre sei es übrigens .gescigt, daß kk keineswegs sich sinnlos in den Stru— del der Vergnügungen stiirztex er ar beitete fleißig im Coniptoir seines Va ters, dessen Nachfolger er ja dereinst werden sollte und ließ sich vom Ver gniigen und der Leidenschaft nie so; weit l)inreif;en, daß er s!ch. seinen Na men, seine Stellung, feine ;,utnnst vergaß. Endlich schlug auch feine Stunde! Sein Vater hatte ihn schon oft an’g Heirathen geniahnt nnd als seine Mutter gestorben war, trafen die Er niabnunaen des Vaters auf günstigen ..-— Boden. Unser Max Ratmann lernte. die junge und schöne Tochter des Com niereienrattis Vetten kennen; von tei ner Seitelicr wurden seinen Wünschen " Hindernisse entgegengestellt und so « tam e5 rasch zu Verlobung nnd Hei ratb. Max liebte seine junge Frau s-: Martlia - - wirklich von Herzen: er gewann täglich mehr die Ueberjeugung Mit sie schöner-, geistreicher, lieben-J würdiger war, alg die sogenannten «Verl)altnisse«, denen er Geld und Zeit geopfert hatte. Aber ein gewisser leicb ter Sinn ans der langen, vergnügt und lustig verlebten Junggesellen-rein hatte ihn doch nicht gani verlassen; außerdem stand er ja noch niit seinen friilieren Vergnitgtingcsgenossen, die immer noch ledig geblieben waren: in vieliaebeni Verkehr. Es wurden itnn jin tsafe oder Stub. wo er seine Frenn de traf, doch alle Vortoinniiiisse«derk Lebewelt initgetiieilt: inan erzaliltex ilnn mi- Tränlein klinsn h» Stem« des X--Tbeaters, einen verschuldeten Baron geheirathet habe, eine Made moiselle Mimi, die vielaeseierte Balle teuse, durch Krankheit ihre Schönheit einaebiifzt habe und von Stufe zu Stufe sinte, wie der einst viclaefeierte Liebling der Damen, ein Pole, mit unaugsvrechlichem Namen, toeaen Schulden verhaftet, wie der sogenannte « »schöne ilnaar«, den einst die Fürstin Wanda so zärtlich aeliebt habe. Rinae gestohlen und Wechsel aefälscht habes u. s. w. n. s. w. Er blieb also doch immer noch in steter Verbindung mit : den Kreisen, in denen er sich si·iher mit Vorliebe beweat hatte. Da war es denn natürlich, daß ihm ab nnd zu wohl einmal wieder der Gedante lam, steh doch auch einmal --- natürlich in : allen Ehren! — in den Veraniiaunag strudel hineinzustiirzen Daß seines Freunde ihn mit seiner Soliditiit aus zogen, läßt sieh wohl erwarten. Na: mentlich sein Jntimer Baron von Ge roldseL neckte und höhnt e ihn stets. »Na, hast Du denn die Schlasmiitze schon aanz iiber die Ohren gezogen? — Oder ?« »Nun, einmal wird Deine Gattin Dir wohl gestatten, auch einmal einei Nacht hindurch zu schwärmen!« l Und sie tam die fröhliche Fa l schinggzeiU Alte Bilder tauchten vor Ratmanng Augen aan War denn· etwas Böses dabei, sich an einem Abend einmal zu amiisireu, so ganz in « aller Unschuld einen Voltsieall zu be- » suchen! Nein, gewiß nicht; man geht; nur ans einen MagtenbalU Das ist « nichts Schliitttiieg! Deshalb bewahre ich meiner acliebten Martha meine Treue doch! ; III si· Si· Eines Abends saß Rathntann mitj seiner Frau nach dem Diner vor dem staminl Er hatte sich eine tdiaarre an . geziindet und blies die Dampfwszolten gedankenvoll vor sich hin. tir stand ei nen Augenblick aus, um sich einen Aschcnbecher zu holen; da bemerkte seine Frau, dass, er einen tleinen abge rissenen Zettel aus dem JaaetsTiisch cksen verloren hatte! Neugierig sind ja · alle Evagtöchter, sie setzte deshalb ihr kleines Fiißchen auf den Zettel unds imoo ihn nnrer ihren wessen Nichts ahnend lehrte Mar auf seinen Platzk zuriiel und verließ bald darauf dars« Zimmer, um dem Diener einige Anf- s träge zu geben. Jhre Neugierde kaum . mehr zu bewältigen im Stande-, las sic: . · . . »Kolosseutn; bin an Do mino und drei Ländern, griin, weis-»F roth, auf der rechten Schulter kennt « lich! Nimm blauen Domino nnd die selben Bänder auf Deinen Cyliitder!« Viele Ueberraschungen, sehr schöne« Damen ganzes Ballettorpg!« . . . . Daß es die Handschrift Geroldsectsks irae, den sie stetg als friiheren Spe zialfreund ihres Mannes nnd als sei nen Verfübrer -— wie sie annahm -- nicht hatte leiden mögen, wußte sie, zsanz genau, da sie schon früher Briefe . von ihm zu lesen Gelegenheit gehabt hatte. · Mar tehrte zurück! Nichts ahnend setzte er fich wieder auf seinen Platz, ists seine Frau, die inzwischen ihreEr -i:sanng volllominen hatte beherrschen ki.::tnen, ihn staate: »Vealciteft Du mich heute Abend zu meinen Eltern? Du weißt doch, daß heute Joursir dort ist?« »Ich hatte mich schon sehr darauf erfreut-Erwiderte der Manns-allein es-: ist mir recht verdrießlich. das-, ich es « nicht möglich machen kann. Da ist heute plötzlich eine Sitzung des Ver-: traltungsrathes der Stahl- und Ei-; senbant anberaurnt worden und da kann ich nicht fehlen! Jch fürchte so gar. daß die Sihung sehr lange dau -.—». . . ern wird, denn .es kommen wichtige Dinge vorl« »Ist ni t Dein Meeund Geroldseck auch dabei « sagte artha, indem sie es versuchte, ihren Worten einen mög lichst unbefangenenTon zu geben; doch mochte es ihr nicht ganz gelungen sein, denn er blickte sie fragend an Inzwischen hatte sie sich beruhigt nnd er sagte unbefangen: ,,Freilich, er ist auch dabeil« Die Sache kam ihm etwas sonder bar bor, doch legte er ihr keinen großen Werth bei. Dennoch kam ihm noch einmal es so por, als solle er sich war nen lassen nnd zu Haufe bleiben! Allein, was würden die Freunde sa gen; wie würde Geroldseck ihn Verhöh nen! Nein, er hatte es versprochen! Sein Wort wollte er halten! « It- stc s Es war kurz vor Mitternacht! Das Orchester spielte eine lustige Walzer treife; ein Theil der Gäste des Roms seuins ließ sich durch die Musik zu ei nein Tanze hinreiszen; der bei Weitem größere Theil dagegen bekünnncrte sich l mn dag Tanzen nicht und atnijsirte sich ! durch allerhand !l;ltagtenscherze, Plan s dern nnd Jntriguiren mit Damenxk hier sah man einen jungen Türken· einer Nonne folgen; dort sanpirte einl litiirtnermädchen mit einem Mönchxs l l l dort tranken Pole nnd Polin ihren Sekt; kurz, das rege Faschiuggleben hatte sich Voll entwickelt. Zwei Damen erregten plötzlich die allgemeine Aufmerksamkeit durch ihr sclfsiichterneis Linimxenl Dabei mußt-» nsan die elegante Kleidung anstaunen, denn beide trugen gleichmäßig weißt-, scidene Kleider, den Domino iiber dem s Arme, die Halb-nagte vor dem Gesicht. ; Man sah, daß beide hier nicht bekannt l fein konnten, denn ihr Anstretenl wurde, je weiter sie in den Saal tra: s ten, immer langsamer! Bald folgt-J ihnen ein großer Zug von Lebcmiin l nern, namentlich diejenigen, die gern; Diesen-II ists-»I- hnfssvsn Als- Yiia onfvn fis-usw« von-w- u·-»-.k« up- »i- V-, schaft ihrer ihnen bekannten Sonbrets ten genießen wollten, an der Spitze des i Zuges zwei Herren in Doniinog --- der I eine schwarz, der andere blau — niiti iothsioeisz-sgriiiien Schleifen, die bei dem ienen auf der rechten Schulter, bei dem anderen auf dem Zyliuder sicht bar waren! ,,Wohin des Weges, schöne Mas ten,« rief der blaue Domina, ,,wollt Jhr nicht mit uns ein Souper einneh men?« »Du scheinst verheirathet!« sprach eine der weiblichen Masken ganz leise. »und gehst hier auf die Weiberjagd!« »Ich bin nicht verheirathet!« war die Antwort, »und wenn ich es wäre, wiirde eg nicht gerechtfertigt sein, der Gesellschaft eines ewia langweiligen Weibes zu entgehen - — - ,,Ewig langioeilig'?« brachte die Dame in höchster Erregnng heraus. Und pöizlich — — —-— erhielt der blaue Domino eine so schallende Ohrfeige, daß Hut nnd Maske ihm entsielen. Allgemeine Aufregung; vielfacher- La chen! Jn dem allgemeinen Wirrwarr waren beide Damen verschwunden! si- e- »i NachtH drei Uhr! Auf einer Chaise longue im Schlaszimmcr lag Frau Ratmann in Negligee noch wach und bittere Gedanken hinderten ihren Schlummer! Da plötzlich hört man einen Mannerschritt auf der Treppe, endlich öffnete sich die Thijr des-Schlafs zimmerg und herein tritt in etwas virstörtem Vlufzuge Herr Ratmannl »Du noch auf, liebe Litartha?« »Ja, niir war so ängstlich um Dich nnd deshalb wollte ich Dich erwarten!« »Aber wie tannst Du Dich nur iiiigstigen! Unser Sitzungslotal ist ja ganz in der Nähe und in belebter Gegenw« »Du irrst, lieber Mann, das Lotos sen inist ziemlich entfernt und liegt in der Vatstadt!« » -- — Dar« —--— Kolosseinnsf ! - Wie tomnist Du denn dar-aufs ! Kleine-, liebe Frau, woher stammt diese Jdeek Aus Deinem schönen Köpfchen? Was so ein Frauentöpfchen noch fiir mertwiirdiae Gedanken bimtt Reh O« fv « muß es küssen. »Das wage nicht!« rief Frau Mak tha erregt nnd sprang von ihrem La: get ans. »Versuche es nicht, an mich heranzutonnnetri Deine Lippen sollen mich nicht berühren! Wer weiß. an weichen geschminlten Lippen sie vorher achangen haben! Hinweg, gehe zu Dei nen Ballschönheiten zurück, von denen Du gekommen »Aber liebe, gute Marthen ich ver stehe Dich nicht!« »Du wirst mich schon verstehen! Warst Du auf dem stolosseutti-Balt?'· »Aber, liebe Frau, ich bitte Dich. wie kannst Du so ettoag von iuir glauben! « ,,.’llso Du wagst es noch zu long nett-A ’« »Aber, liebe Frau, ich verstehe Dieb nicht! Wie tonnnst Du zu solcher Be hauptung! Ich fordere einen Beweis fiir diese beleidigende Behauptung!« ,,Einen Beweis-» »Ja, einen Beweis, ein Kennzeichen, wodurch Du Deine tolle Behauptung - tin nur zu stützen wagst!« »Ein Kennzeichen, vorläufig hier!« Uno oei diesen Worten trat die i iden schaftlieh erregte, in allen ihren Ge siihlen ties getränlte Frau näher an ihren Mann heran und ehe er es zu hindern vermochte, hatte er eine Ohr seige bekommen, genau wie die, die ihm schon heute einmal verabreicht oorden war! »Siehft Du, das ist das Kennzei aen!'« feuchte die empörtc Marthe her vor. »Ist das nicht ganz dieselbe Qua W litiit, die Du schon ans dem Balle II kosten bete-mit Wer kamt denn die Verabreicherin wohl ewesen sein. du Du Dich nicht in Ge ellschafi Deine ,.ewig langweiligen« Weibes befunden hast! So, das war das Kennzeichenl Und hier nur noch der Beioeis!« Hierbei öffnete sie die Thür des an stoßenden Zimmers und ihre Schwester Bertha trat herein mit zwei Domtnoc nnd einer Maske vor dem Gesicht! »Hier der Beweis, meine Schwester. die mich zum Kolosseurnballe begleitet hat! Nun also Kennzeichen und Be weist« Es dauerte lange, ehe die Wunde im Herzen der Frau vernarbte. Max be reute tief und aufrichtig. Schließlich wurde Friede geschlossen und selbstver ssiindlidr tiefeh Stillschweigen von eilen Betheiligten gelobt. Dach ich Dir, lieber Leser, biete Ges iiirichte erzählen tanu, hat keinen Grund darin, Das; Ich später die schöne Berihm Frau Marthas Schwester, lseinifiihrte und in einer vertraulichen Stunde erzählte sie mir die lleine Ge schichte-. -— Vielleicht hatte sie auch die Esllsfiaky mich vor kleinen Exircxtouren «:: nmrneir - s Ich will Don keinen ,,.«ienn;eicl)en« etwas wissen. -- « - —-—' Uebrrtrumpst. »Wenn Jemand eine Reise ihui, so tann er wag erzählen,« sagt neulich der Herr Rreigschnldirelior S» als er nach erfolgter Jnspeltion von einer L:ndre·se unser (·"--’·ciften im Hotel zunr Deutschen Hauc- zu X. eingekehrt war. »Ja, meine Herren, mir passirtc die-· ferzaae ein Heidenspaß, dein ich mein Lebtag noch nicht beigelvohnt habe: lionnne Zch die Landstraße vonEIrgels walde, will zum nächsten Kirchdorf, — Sinule nach Lahß, ein paar Kilometer Von hier, Sie kennen ja vielleicht den« Weg, nnd da ich kleine Touren gern zir. Fuß mache, hin ich, in der Hoffnunge einen kiirzeraneg zu machen, von der culiukimize uogcllllcyuh Um »Ing seith Waldrande nnd einer Wiese-d en Wegs zu kürzen, etwas verirrt. Da kommen zwei Bochert’ s, Jungens von acht bis zehn oder zwölf Jahren, und frage selbstverständlich: ,,Kinder, wo geht hier der richtige und nächste Weg nach Layß, ich glaube, ich bin falsch gegan gen "' Der jüngste Junge glotzte den älteren an und weiß nicht genau, ob er oder der andere gefragt ist; sie wollen weitergehen- Da sage ich noch einmal, mir es zu sagen und will der eine schon loslegen, da hält ihn der ältere zurück, indem er leise sagt: »Du, seeg em doch nicht, gestern wußt he ganz goth, wo der Erdtheil und die Jnsel und alle Gebirge auf der Karte in Amerika la gen, heut« weiß er nicht einmal, wo der Weg iiber Engelswol nach Lany geht. dass- ist ja der Schulinspeitor.« Beide Jungens waren verschwunden und lachten sich eing, indem der eine sich noch etwas dazu bemühte und sagte: »Na, dotsa gehta Weg, heut sind wir tliiga.« 65 war ein wahrhaft gespro ehenes Wort und konnte nicht umhin, iiber den Spaß zu lachen, an den ich deuten werde.« —..--.-.-—.—— Mangelnder Lli petit. Jm siebenten Sireuz«;uge, den König «udwia der Jieunte von Frankreich im Jahre 12370 nach Tunixs unter nahm, aeriech sein Heer in eine sehr sc "nme Laae « Oa hielt einer seiner «- erale unmittelbar vor »er Cel, iaeln seine coldaten eine feurige An ..s«.he, in der er unter anderem sagte. Daf; alle diejenigen, welche in der Entlacht blieben, heute noch mit den Engeln zu Tisch sitzen würden Kann-. aber begann der timan als der Ge neral sitt) izr da- sichere Hintertreffen zuriiaZoa »Aber Herr Neue-rais« rief ihm ein Hauptmann zu, den er eben gegen den Feind schielte, ,,warnm berauben Sie sich denn der Gelegenteii. heute noch mit den tinaelu an einem Tische zu speisen Z« »Mein Freund,« entgegnete der Ge kos-di oc Zwist UIZI «-n««-fus tun-tu An »..,.. ».., »., ....... »H-« .,..... » Appetit.« »» — - -.. . « Nnt zum Schein. Fran: »Heute war ein Mann da, welchemindrecheralarme verkaufte, die man vorn an der Hausthüre anbringt. Ich bade einen bestelli.« Mann: »Du weißt doch, daß wir nichts besitzen, was des Siehleus wertls wäre.« Fran: ,,«Lll!erdinas, aber ich trsill die ?"«n.chbnin glauben machen, daf: wir’83 t.esitzen." Nur zweimal nettes-n »in er sehr reich?« »Senr’reici)9.’ Jch sollte ers sagen! Or ist so reich, daß er egnicht wagt-, tin Mädchen zum zweiten Male anzu sehen aus 7eurcht, sie könnte eine Klage tveaen qebrochenen Elieverfprechens anstrenqkn.« . —-. — Unnliicklitlh Fran: »Wissen Sie, was mir an Jtzrer Vorgängerin am Meisten gefal len hat? Das war der große Ernst, der sie nie verließ!« Dienstmädchen: »Ach, meiner ist auch aroß und wird mich auch nicht Verlassen aber er heißt August!« Schlechte Aste-reden »Ich liebe Sie wahnsinnig, mein Fräulein!« »Das haben Sie auch meiner Freun tin schon gesagt!« »J,a Feder inzwischen bin ich viel Irernunstiger geworden!« -