Nebraska Staat-J- anzeiger Und Yerolko J P. Windolph, Herausgeber. Grund Island. Nebr» l. April 1904 (ZweitkkThcil.) Jahrgang 24 No. .-31. Stille Nächte. Durch die Nacht zteb'n Glockentone. Leise. zarte, wunderschöne — Getgen-, Roten-, darsenkljinge — Liebe, freundliche Gesänge O, woher mag ei erklingen, All- das Läuten, all das Singen, Das so heilig weht hernieder? Es sind ungesung’ne Lieder Meiner Seele, die da drängen, Die da gerne Wunder sängen Von der Nacht geheimem Lauschen Nach der Ewigkeiten Rauschen. Suche, Herz. die- Melodieen. Die durch stille Nächte ziehen! — Theophil Kluck. Erzählung von M a x R r e d e r. Es gibt seltsame Menschen im gro ßen Berlin, die mit besonderer Befrie digung Alles das thun, wag die Ande ren fiir verkehrt halten Der eine ißt die Suppe nach dem Fisch, der zweite trägt die Gummischuhe mit Vorliebe bei trockenem Wetter, weil sie dann nicht schmutzig werden, und der Dritte hält die Augen immer auf, wenn er das Glück nicht zu sehen bekommt, und schließt sie· sobald e—.·« an ihm vorüber geht. Und in dieser Lage befand sich andauernd Herr Theophil Muth der Hauslebrer der Familie Ner. Als ver lrachter Philologe, dem das öffentliche Lehramt verschlossen blieb. bntte er sich aus Privatstunden gelegt, die er mit Tapferkeit iiberall dort aushielt, wo er gegen geringe Belohnung die nöthige Nachpaute bei zurückgebliebenen, oft sehr schwerhörigen Zöglingen zu halten hatte. Von sriih bis spät unterwegs, machte es ihm besonderes Vergnügen, den Blick stets zu Bot-en zu richten, um mit Bequemlichkeit zum glücklichen Finder zu werden, der eines Tages mit Stolz von sich sagen durfte. er habe eine Brieftasche mit hunderttausend Acllkk gcsllllckll Uns ocll gescslltycll Lohn dasiir in Ehren empfangen. Lei der haftete ihm auch in dieser Bezie hung sein Philologenpech an, denn er war iiber werthlosse Jtadeln und Glas, lnöpfe, die im Sonnenlicht verfüh rerisch zum Butten reizten. über einige Pfennige und hufseisen nicht hinaus gekommen. »Weißt Du,« sagte Friedrich Rrr turz vor dem Weihnachtsfest zu seiner Frau, »wir wollen ihm diesmal eine ganz seltene Ueberraschung bereiten. Er muß endlich etwas finden. Das ist der Höhepunkt seines Daseins. Er hat es auch verdient, daß man ihm die sen kleinen Scherz bereitet. Es ist ja eine Ewigleit. daß ich ihn tenne.« Friedrich war alleinige Inhaber der altbewiihrten Firma Ner, die noch immer das solide einstöotige Privat haus bewohnte, das aus Großvaters Rten ftammte. Schon Friedrich hatte Unterricht von Theophil Klurt empfan gen. und so fpornte ihn die Erinnerung an die Knaberrjahre ganz besonders an, dem alten Haussreund die Erfüllung seiner Sehnsucht zu geben. »Wir werden ihm einen Beutel mit hundert Mart vor unsere Thiir legen, sobald er die Treppe heraustommt,« fuhr er fort. »Ich sehe schon die Au gen« die er macht." Als sie das Beide laut besprachen, waren sie allein im Zimmer. nur die Thür lian stand offen. durch die man Niemand sehen konnte. Arn Vormit tag des Heiligahendsv hatte.Theophil Ktuck im Hause noch zwei Stunden zu geben« Während de- Schulterien ging er regelmäßig um diese Zeit ein und aus. um dem fünfzehnjährigen Alfred die Hölle im Griechischen und beson ders in der Mathematik heiß zu mai chrn. Ret, der unten an seinem Schreihi tisch saß, sah ihn durch die Thurscheibe bedächtig wie immer vorbeigehen, und sofort eilte er die Wendeltreppe hinauf, die dirett in das Wohnzimmer führte Noch wenige Minuten vorher hatte er sich davon überzeugt« daß der tleine Lederheutel auf der obersten Stufe lag, nicht weit von der Thür, hübsch breit und aufsallend hingelegt, so dasz er kaum zu übersehen mar. Wie immer schallte das scharfe Klingelzeichen herein, pünttlich aus die Minute. Man hörte das Krayen dar Füße aus dem Vorleger draußen, dann das laute »Guten Tag« Klucls zu dem Mädchen. und freundlich wie immer txrat er herein, unverändert in seinem Wesen· Um so erstaunt-er war Frau Rex. nichts Aufsallendes in seinem Be nehmen zu erblicken. »Frisch, hübsch frisch draußen-« sagte er, und reichte ihr mit bescheide ner höflichieii die Hand. Ner, der gerade oben angekommen war, und ihn schon ein Mlchen still beobachtet hatte, kam seiner Frau zus rr-r, indem er den Brauen laut be grüßte. Er hatte seinen Jungen ver anlaßt, in dem Unterrichtszimmer zu warten, da man den Erfolg des Scher zes allein abwarten wollte. »Nun, tvie gehst nichts Neues-P fragte er. Und als Mut mit seinem ewigen Gleich muth verneintn sah Rer seine Frau bedeutungsvall an. Er ging rasch hin aus, warf einen Blick aus den Trep penslur und kehrte bei guter Laune zurück. »Ei. dieser Schäter,« war sein Gedanke, «er ver-stellt sich sa ganz ge hsrig.« Dann schlug er etwas stärter aus den Busch. »Nun. irnrner nach nichts gesunden im grasen Verlini« begann er wie der. »Nicht mal heute, am Heilig abend?« Theophil Kluck schütelte das mäch tige, schon fast weiße Haupt. »Auch am Heiligabend nicht « sagte er be dauernd. »Die Kinder wollen von alten Männern nichts wissen, und auch das Christtind hat diese erklärliche Scheu.« »Auch auf unsere Treppe nicht?« forschte Rex weiter. Klucl hielt das fiir eine Redensart, und so sagte er fast einfältig: »Dann habe ich es sicher nicht gesehen. Sie werden lachen, aber es ist so; unten im Thorweg dachte ich: Du bist seit drei ßig Jahren hier ein- und ausgegan gen, und da willst Du einmal sehen, ob Du mit geschlossenen Augen den Weg finden wirst. Und es ist mir wahr s hastig gelungen, die Treppe hinauf bis zu Jhrer Thiir Was die Gewohnheit I nicht Alles macht. « Nichts Falfchez sprach aus feinen Worten und aus diesem merkwürdig »großen Blick, der unerschiitterlich auf yMann und Frau ruhte. s Frau Rex war sehr ergriffen. »So werde ich Ihnen selbst die Augen Iöffnen, mein Bester, « sagte sie und er Ihob sich. »Sie sollten heute wirllich etwas finden. Aber ich sehe es ein: man soll mit gewissen Dingen nicht scherzen. Schließlich loinmen Sie noch Ulll JUL MchIIL »Ja, das sind Sie schon,« warf Rex erregt ein. Und ohne Zögern gab er ihm die nöthige Aufklärung. »Ich selbst habe das Geld hingelegt, als ich oben am Fenster stand und Sie drü ben aus der Straße sah. Und gerade vorhin til-erzeugte ich mich, daß es fort war.« Theophil Kluck war seltsam bewegt· Als hätte er das Geschenk wirklich in Empfang genommen, reichte er Beiden zum Danke die band und sagte lächelnd: »Das Glück ist wieder ein mal an mir vorüber gegangen. Wie konnte es auch anders sein! Hoffent lich hat den Beutel Jemand gesunden, der seinen Inhalt noch besser verdiente, ans ich.« »Das soll gleich festgestellt werden,« erwiderte Reh fest überzeugt von der Offenheit des Alten. Damit ließ er ihn ruhig zu seinem Sohne gehen, im Gedanken schon bereit, ihm die zu gedachten hundert Mark trotzdem zu geben. Er fühlte sich gewissermaßen verpflichtet dazu; denn er hatte ihm bereits im Oktober seine Erkenntlichs keit versprochen, falls er seinen in der Schule zurückgebliebenen Sohn so weit bringen würde, daß eine Versetzung zu Ostern aussichtsvoll wäre. Und wie die Dinge standen, konnte man zufrie den sein. Alles Forschen nach dem verschwun denen Beutel war umsonst. Es war und blieb räthselhast. Ein mal, als das Ehepaar immer neue Fragen auswars, begegneten sich Bei der Blicke, und einige Augenblicke war ek, als spräche aus ihren Augen ein bestimmter Gedanke, den sie aber Beide scheuten, auszusprechen Jm Unterrichtszimmer saßen sich Lehrer und Schüler gegenüber. Es dauerte aber nicht lange, so erhob sich lTheophil Kluch »Du mußt schon ent: schuldigen, mein Sohn. wenn ich heute »etwas aufgeregt bin,« sagte er wohl Jmeinend, »aber ses ist heute Weihnach !ten, und da liegt mir die Erwartung » schon in alle-n Gliedern. Sag an, geht es Dir nicht ebenso? Es ist doch i etwas Schönes um das Fest der ewigen Liebe, das uns alle Schlacten von der Seele nimmt. Sprich nur« wir haben etwas Zeit. Ich sehe, Du wirst die Hindernisse nehmen. Das schönste Ge schenk, das ich Deinen Eltern heute machen werde." Er war vor ihm stehen geblieben und sah ihn mit seinen blauen Augen durchdringend an. Alfred sah stumpf vor sich hin. Die langen Beine unter den Tisch gestreckt. bemühte er sich heute besonders, auf jedes Wort zu lauschen, als wollte er einen doppelten Sinn heraushören. Lebhafte Röthe war in sein hübsches Gesicht gestiegen. denn da er hinter der Thiir Alles vernommen hatte, was im Wohnzimmer gesprochen wurde, so litt er unter dem Blick wie unter dem Dro hen der Geißel. Er begriff nicht. wie Kluck noch von einer Erwartung spre chen konnte, die ihm bereits vernichtet war. Endlich liesz er versteckt seine Augen spielen und fragte: Freuen Sie sich? Jch mich nicht. Was ich mir wünsche. bekomme ich doch nicht.« «Wai wünscht Du Dir denn, mein Schut« »Das stann ich Jshnen nicht sagen.« »Ist es theuer?« »Na, billig ist es nicht. Papa und Manna schreien jedes Mal, wenn ich nur ein Art davon erwähne. Aber ich bekomme ei doch noch.« »So laust es Dir doch selbst!« »Das werde ich auch. Jch liebe solche Sachen. Aber Sie dürfen nichts davon sagen, Herr Doktor. Nein? Versprechen Sie es mir?« Jn diesem Augenblick wußte Kluck, daß er einen Schuldigen vor sich hatte, aber er sagte nichts mehr, setzte sich wieder und sührte den Unterricht zu Ende. Als er sich dann verabschiedet hatte, ries ihn Rex unten zu sich her ein, drückte ihm die zugedachten hun dert Mart in die Hand und lud ihn im Namen seiner Frau zum Karpfen essen am Abend und zur Bescheerung ein. Klucl war das aus gewissen Gründen sehr willkommen. Schon am späten Nachmittag lam er wieder. Er spielte leidlich Klavier, und so hatte er die Roten zu allen Weibnachtistiicken mitgebracht. Als ihm gesagt wurde, daß Alsred ausgegangen sei. um etwas zu tausen, niclte er, als hätt-e er das erwartet. Dann setzte er sich an’s Jn sttument und spielte: »Vocn Himmel hoch. da lomm’ ich her.« Als er geendet hatte, ging er zu sei nem Schüler hinein, dessen Kommen er gehört hatte· »Nun, hast Du Dir das Schöne getauft?« fragte er freundlich. Alsred traute ihm nicht, und es be durste langen Zuredens, ehe er mit ei nem schön gearbeiteten Revolver zum Vorschein lam. den er wie lindisch be trachtete. Klucl nahm ihm die Waffe ans der Hand und fragte, wag sie ge tostet habe und al- er den Preis von dreißig Mart horte, iiberzeugte er sich i.....-l- h-k1--- Z-- - - h- I- ..... Uutw sent-Zu ukh cyuh Uukj Iu use gestört waren. »Ich habe Dir heute Vormittag gesagt, daß ich in freudiger Erwartung schwebte, und sie soll jeht in Erfüllung gehen." begann er aufs Neue. »Sieh mich an, Alsredt Du bist der Einzige Deiner Eltern, ihre ganze Zukunft, ihr ganzes Hoffen. Was wir jetzt sprechen --— davon wird nie ein Mensch etwas erfahren, so wahr ich Dir immer Dein guter Berather war, ein aufrichtiger Lehrer und Freund. Hier lege ich dreißig Mart auf den. Tisch, gib den Beutel her mit dein Rest. Jch will Alles wieder zusam menthun und Dir die Liebe Deiner Eltern erhalten.«- Und plötzlich ließet seinen Zorn steigen: »Betenne! Laß die Schlaclen von Deiner jungen Seele fallen! Zögere nicht!·'« Sein Blick bezwang ihn, denn als Antwort tani ein Stammeln, ein furchtsanies Bitten, zugleich ein Be kennen großer Schulb. Und er ging in eine Ecke und holte aus einem Ber stect den Beutel hervor. »Ich dante Dir, mein Sohn," sagte Theophil Kluck wieder. »Du hast Dich wieder-— gesunden Jch gehe jetzt hinaus — wcrrtr. Alles muß seine Ordnung bat-en.« Und er schlich leise aus den Fioreidor und schob den Beutel hinter das Geländer der Treppe. Als er zu iiicttehrte, hörte er verhalteneHSchluch ,jrn, dann siihlte et sich von zwei Ars men umschlungen. »Schon gut, mein Junge, eg bleibt beim Alten-« Und er tlopste ihm den Nacken und beruhigte ihn. Die Waffe aber steckte er ein, um sie dein Bei täuser zurückzugeben »Saqen Sie doch, verehrter Herr th1,« begann er später beim Fisch essen, »haben Sie auch draußen Alles cui nach dem Beutel nachgesehen? Es ist am Tage aus dem Flur etwai- dun tet W e wär es jetzt bei Licht -s Z« tin-.- -.. -. - -------------- »mi einmal hinaus Mit einem Halloh tehrte er zurück. »Sie haben den Beutel jedenfalls mit dem Fuß weg gestoszen.« Er hielt ihn hoch in der Hand. llnd in seiner Herzensfreude, die Ehrlichkeit im Hause gewahrt zu sehen, drängte er ihn dem alten Freunde aus und sagte lachend: »Nun behaupten Sie noch, daß das Glück an Ihnen vorüber-gegangen sei.« Theophil Kluck ftattete seinen Dank ab und schwieg sich aus. An diesem Abend trennte er sich besonders herz lich von seinem Schüler, ungefähr mit dem Gefühl eines großen Pödagogen, der mit einein seltenen Siege von dan; nen geht· —-——-.-.-— Strafe. »Der Junge sollte doch nur zwei Willen nehmen, und nun haben Sie ihm gleich vier gegeben?« »Ja, weil er unartig gewesen ist« berr Doktor!« Ein richtiqu Frauenzimmer Richtm . . und wie sah der Mann aus«-« Fräulein: »Ich habe ihn nicht näher angeschaut, nur das weiß ich, daß er teinen Ehering trug.« Eritis-uns »Ich verstehe nicht, was den Damen an den Resorrnileidern eigentlich ge sälltt« »Ganz einfach: das Wort Reform. Renne es Gesundheitstleid —- und teine wird es tragen." Ein delikater Braten. Humorthe von AdolsThiele. »Nein, so tann das nicht weiter gehen,« sagte der Brauereibesitzer Langhos zu seinem Buchhalter, »die Hasen draußen in meiner gepachteten Jagd trepiren einer nach dem andern; wer soll denn da noch etwas schießen?« »Woran mag das nur liegen?« fragte der Buchhalter, indem er auf .seinem Drehschemel herumfuhr. I »Ich dente mir, die Bauern haben; Jltiist gelegt gegen die Mäuse, und das .itniissen denn die Hasen daran glau« ! en.'« s ; »Na, wie wär’s denn, Herr Lang-s l,«os," sagte der Buchhalter, »wenn Sies mal einen zum Thierarzt schicktems 3einen Hasen meine ich, daß er ihn . nntersuchte?« »Hm, das wollen wir machen.« Ein paar Tage darauf ging der Haustnecht, der alte Heinz, zum Post amt, das der Brauerei zunächst lag. Seine schweren eisenbeschlagenen Stie fel trappten ganz ungehörig, als er eintrat. Der alte Mann gab ein Partei ab, und zwar enthielt dieses einen an den Thierarzt Miisfelmann im benachbarten Städtchen abgesand ten Hasen. Mit der Abgabe des Packetg war die geistige Tbätigteit des alten JJtannes fiir heute beendet, und mit dem Wohlgefühl, daß er nun heute an nichts Außergewöhnlicheg mehr zu denken brauchte, trappte der Lieinz wieder davon. Weitere paar Tage daraus - - es inni- nn tin-in Clonntnn --- seh-n Ins-r »den alten Heinz in feineTasche fassen. IWag tniftert denn da? Er holt einen Brief heraus, du lieber Himmel, da steckt ja » so dämmert es ihin allmäh lich auf —der Brief, den er zugleich mit dem eingenähten Hasen an den; Thierarit abgeben sollte.’1ta,das war ein cchreel; das gäbe ein Donner wetterl » Den Brief in der Hand nnd» Schreckensworte murmelnd, eilte der Alte zum Brieflasten und brachte dort den Brief mit Sorgfalt unter. Wie der Diener, so der Herr, hiefz es aber hier« denn zn gleicher Zeit, wo Ver alte heinz crschrat, unterlag auch der Braiiereibesiszer dieser Gemiiths bewegung. Trotz seiner Leibegfiille lief et in seinem Privattontor auf und ab mit einem Brief in der Hand, ;den er soeben vom Thierarzt Miisfel mann erhalten hatte »Wie geht denn dies nur zu?« mur melte cr. »Ich denke, er schickt mir einen Seltionsbefund und giebt mir dic Ursache des Hasensterbeng an, und statt dessen dankt er mir für den deli Iluten Braten. Da musz doch mein Brief verloren gegangen sein! Davon Tbängt ein Menschenleben ab, vielleicht sogar inehrere ---- ja natürlich, der HMann hat ja Familie. Was mache ich da nur?« Endlich lam er zu dem Entschluß, den Thierarzt sofort selbst auszus ;suchen; er ließ daher den tsinspänner Jseriig machen nnd tutschirte in’g i Städtchen s »Wenn esJ nur nicht schon zu spät i ist! inurinelte er vor sich hin. »Gestcrn loar Sonntag, tvenn sie ihn da nur lntcht gegessen haben!« Und während ier aus sein Roßlein einhieb, sah er im Geiste oen Thierarzt nebst Familie in lerzenge iader Stellung entseelt als eIIIi «,. txt-. sckluykll utlt Uclt »Zukququ »Hu-s liegen. Drei Tage vor diesem Unglücks nwntage, an dem nicht minder im Geruch des Unglück-z- stehenden Frei: tag, machte sich der Thierarzt MiiffeL mann im Vorgarten seines Hauses zu schaffen, als er von der Straße her tegriiszt wurde. Es war der Reltor Träumen der gerade einen Spazier gang machte und dein Kollegen von der anderen Fakultät seinen Gruß bot ,.Ach, guten Tag. Herr·Rettor!« rief Müffelmann freundlich. Wollen Sie nicht einen Augenblick eintreten« Der kliettor folgte der Einladung; er bewunderte die Rosen, die der Herbst bisher noch verschont hatte, und erkun digte sich nach dein Befinden der Fa milie. , · »Ich beneike Sie innner,« sagte der behäbige Herr Rettor, »wenn ich Sie, Herr Doktor, mit Jhren Braunen auf die Dörfer hinausfahren sehe in die frische Landluft.« »Ja, so ein Thierarzt hat«-z gut,« sagte Müffelmann etwas ironisch. »Ist sein Pferd gut gefüttert, sagen die Leute: Er hat nichts zu thun; ist es mager, dann ist er ein Geizhals-, der dein Pferde teinen Hafer giebt. Fahrt er schnell, dann will er den Leuten vorspiegeln, er hätte viel zu thun, fährt er langsam, dann hat er leine Praxis. Berschreibt er wenig, dann ist er vummelig, verschreibt er viel. kann steckt er mit dem Apotheter unter einer Decke. Wird der Patient, also der betreffende Herr Ochse oder das Pferd gesund, so liegt das an der sguten Pflege des Besitzers, stirbt der j Herr Ochse, dann ist der Doktor selber einer!« Der Reltor lächelte ob dieser Aus sassung »Na, einen Vortheil haben Sie jedenfalls,« sagte er, »vor den anderen Aerzten voraus: Jhre Herren Patienten machen Ihnen keine end losen Beschreibungen und teine Vor würse!« Beide lachten. Gleich daraus sah der Reltor drei Hasen an der Wand des Hauses im Hofe hängen. »Essen Sie die alle?« fragte er. »Sonst hätte ich Jhnen einen abge kelUft?«« »Können Sie haben, Herr Rektor!« sagte Müsselmann höflich. »Bitte, suchen Sie sich einen aus!« Der Nettor wählte einen der Hasen, und zwar gerade denjenigen, den der Brauereibesitzer Langhos gesandt hatte. Die beiden Herren wurden über den Preis bald einig, und kurz daraus sandte der Thierarzt den Hasen nach dem Hause des Nektars Arn Nach mittag saß der Thierarzt gerade über einer Trichinenuntersuchung und steute sich iiber die schöne Einrichtung der Trichinose, die ihm einen so hüb schen Verdienst verschasste. Da fuhr ein Wäglein vor, und gleich darauf trat der Brauereibesitzer Langhof so schnell, als es ihm das Produkt seines Produktes, sein stattlicher Leibumsang erlaubte, ins Zimmer. »Gott sei Dankt'· rief Langhos zum Gruße. »Wie geht es Ihnen, Herr Doktor?« · »Nicht besser und nicht schlechter wie getvölztiliit),« erwiderte der Thierarzt. ,Aber was gibt es denn so Eiliges, Herr L:1nghos?« ..Alio es aebt Ihnen und Ihrer Fa Inilie noch gut?« fragte der Brauer weiter. »Viel auf eine Tracht Prügel,« ver setzte der Thierarzt, »die ich heute mei nem Jungen applizirt habe, bleibt nichts zu wünschen übrig. Aber sagen Sie mir ——« Der Brauer setzte nun dem Thier-: arzt den Zweck seines Kommens aus einander; doch je mehr sich seine Züge ausehiterten, desto düsterer wurden die les Hausherrn. »Das ist eine dumme Geschichte!« sagt dieser endlich. »Ich habe nämlich Ihren Hasen weiter verkauft, weil ich noch zwei andtere hatte.« Jetzt erschrak der Brauer. »Weiter rertaiift?« stammelte er. »Und an wen?« »An den Rettor2« Wieder sah der Brauer vor seinem geistigen Auge eine Familie sich um den einladenden Mittagstisch herum versammeln. Beide Männer beriethen. »Ich will gleich einmal zum Reltor lnngehen,« entschied sich der Thierarzt. »Und ich komme gleich mit und warte draußen,« stimmte Langhof zu. »Da-·- Mäusegist bleibt natürlich unser Geheimniß,« fliisterte Müsfel-i mann. Jch sage dein Reltor, ich hätte nach einen feisteren Hasen, ob er den nicht haben und den anderen zurück geben .vol"lte.« Der Brauer nickte ver ständnißvolL Der tlteltor war nicht zu Hause; seine Gattin, deren gesundeg Aussehen den Thierarzt beruhigte, theilte mit, er sei in den ,,L«c5wen« gegangen. Beide Männer athmeten auf und trag lrn m W- Uuruiauv rui, qu Iic ucu Gesuchten im Herrenstiibchen fanden. »Noch einen seisteren Hasen haben Sie« fragte der Reltor ans Mijsfel manng Anerbieten »Na der, den wir aestern gegessen haben, war wirklich »gut genährt, wirklich ein delilater ; Sonntagsbraten!« » Zwei Seufzer der Erleichterung er tönten im selben Augenblick, so das; Tder Retior etwas verwundert aus Jblieltr. Als er verschiedene Stunden lspäter nicht ganz so terzengerade wie die Leichen in der Phantasie des Brauers heimkehrte —— der Wein, zu den dieser die beiden anderen Herren eingeladen hatte, war aber auch wirt lich süsfig gewesen —- sagte sich der Retton »Es giebt doch wirklich noch aute Menschen; wie die beiden sich so theilmnahmsvoll nach mir und meiner Familie erkundigt haben! Hoppla, das ist ja eine Treppenstufe!« -—-- —- Obsw Bloß ! Wenn je ein Student seinen »Nom de Guerre« verdient hat, so war es Karl Adler vulgo Achilles. Jch glaube, er wußte es selbst nicht mehr, wie ost it aus Schläge-: und Säbel »losgegan den« war. Einmal hatte er auch schon Pistolen cetnipst und dasür einige Monate in beschaulicher Zurückgezogenheit aus dem Königsstein verweilen müssen. Und doch hatte auch dieser Achilles gleich seinem griechischen Vorgänger eineStelle, an der er verwundbar war. Ein Wort gab es, das so viel des Fürchterlichen sitt unseren Helden ent hielt, daß er stets entse t zusammen zuclte, wenn er an sein hr schlug · eö lautete »Glaubiger«. »Lieber zehnmal auf Mensur als einem Manichiier gegenüber stehenl« pflegte Achilles oft zu sagen. Eines Tages schritt ich die Treppe zu der Wohnung meines Freundes empor, um ihn zu einem Renommir lummel abzuholen. Eben als ich klin-· geln wollte, öffnete sich die Thür und heraus trat — von Achilles bis « zur Schwelle geleitet — ein fremder Herr, dessen ernste Miene und förmliche, kiihle Verabschiedung düsteren Arg wohn in mir wachriefen. Sicher so ein Gläubiger! FataL da war dem Freunde die Stimmung gründlich verdorben, er würde die Theilnahme an dem Spa ziergang wahrscheinlich ablehnen. Zögernd klopfte ich —dem Fremden nachschauend, auf den Busch. »Manichäer, Achilles?·' Da ging ein vergnügtes Aufleuchten iiber Achilleg’ narbendurchfurchtes Ge sicht und fröhlich tönte es unter dem flntten Schnurrbärtchen hervor: »Gott sei Dank nein! Der Herr hat mir bloß eine schwere Säbelforde rung überbracht.« — Ein Cegeustück zu den Weibern von Wetusherkk Bis vor 25 Jahren wurde am 19. Januar in Brüssel noch regelmäßig ein Franenabend gefeiert, der nach verschiedenen Angaben daran erinnern sollte, daß die Briisselerinnen bei ir gend einer Belagerung auf die ihnen ertheilte Erlaubniß, ihr Kostbarstes aus der Stadt zu tragen, ihre Män ner auf gleiche Weise gerettet hätten wie die Weiber von Weins-berg. Die »Etoile Belge« weiß für den ehema ligen Briisseler Vrouwleng Avond eine andere Erklärung Als Gottfried von Bonillon im Jahre 1096 nach dem heiligen Lande gezogen war, hatte er auch Brüsseler Vornehme, unter ande ren Gundram und Balduin vonBriis sel, Reginald von Molenbeek, Heinrich von Aerschot, Wilhelm v. Forest, sowie lzahlreiche Bürger mitgenommen, denn die Bewegung gegen die Mohammeda ner hatte auch in den damals noch en gen Mauern der Hauptstadt Brabants einen Sturm derVegeisterung entfacht. Die Kreuzfahrer blieben lange aus und die Trauer ihrer Gattinnen be darf daher leiner Schilderung. End lich, am 19. Januar 1101 geaenAbend, meldete die Wache des Gudula Tho reg, daß auf der Löwener Landstraße ein Zua herannahe. Die Briisseler glaubten anfänglich an einen vor riietenden Feind und bewaffneten sich, wurden aber alsbald belehrt, daß es sich um die lzurückkehrenden Kreuzfah rer handle, und so wandelte sich der Schrecken in laute Freude. Natürlich waren die Reihen der Kreuzfahrer ge lichtet, denn Krankheit und Strapazen hatten unter ihnen nicht minder auf geräumt als das Schwert der Unglau bigen. Dafür wurden die Ueberle benden um so begeisterter empfangen. Jedes Haus veranstaltete einen großen Abendschrnauß, wobei so viel Kannen Bier als Kruge Wein geschlürft wur den, und das wollte bei der damals schon bekannten Trintfestigteit der Brilsseler etwas heißen. Jeder ver heirathete Fireuzritter wurde von fei ner Frau mit außergewöhnlichen Lie bengwiirdigleiten überhäuft, wie denn überhaupt kaum wohl ein Abend fröh licher verlief als der deg 19· Januar lim. Zum Schluß aber waren die heldeniniithigen Kreuzfahrer infolge der zahlreichen Trantopfer in einem Zustande, daß ihre besseren Hälften sie vom Tisch zum Bett tragen mußten. So endete der belgische Kreuzzug und zum Andenken an diesen ruhmvollen Ausgang wurde der Vrouiens Avond Jahrhunderte hindurch in würdiger Rieise tief-irrt —--—--·-»——8 Der Ehemamr als Pfand-objekt. Eine Bäuerin aus dem russischen Dorfe Bjelostotschel tGouvernement Wilna) besaß amTage vor einem Feste keinen einzigen Kopeten und fühlte fiel, ertliirlicherweise deswegen sehr ingliicklich Was sollte sie beginnen, um zu Gelde zu gelangen? Jhr Mann lrar nlg unverbesserlicher Taugenichtg weit und breit bekannt, auf ihn war nicht zu hoffen. Jn ihrer Noth wandte sie sich an ihre Nachbarin, ein nicht unbemittelteg ältere-s Mädchen, mit der Bitte, ihr einen Rubel zu leihen. Das Fräulein verlangte jedoch irgend eine Garantie Selbst die feste Ver sicherung, daß ihre Schuldnerin das Geld ratenweise zu tilgen bestrebt sein Itserde, half nichts. »Ja, was soll ich Ihnen siir ein Pfand geben, ich besitze irirklich nichts mehr, was noch irgend einen Werth hätte,« rief die arme Frau in ihrer Verzweiflung »Viel leicht nehmen Sie meinen faulen Ehe mann als Pfand an?« Nun erhielt die Bäuerin wirklich das gewünschte Dar lehen nnd machte sich dann freudigst auf den Weg in das Dorf, um eini es fiir die Wirthschaft zu besorgen. ie Jdee, der Nachbarin ihren Mann als Pfand anzubieten, erschien ihr als tsrolliger Einfall, dem sie keine ernste Bedeutung beilegte. Wie groß war aber ihr Erstaunen, als sie bei der Rückkehr in ihre Wohnung ihrenMann nicht vorfand. Er war mit der Dar lehsngeberin verschwunden, und nie mand wußte, wohin das Paar sich be geben hatte. Die verlassene Frau stellte auch teine ernsten Nachforschun oen nach dem »Pfande« an, da sie recht froh war, der Last ledig zu sein.