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Als er sich nach beendigtem Abend essen im militiirifchen Club erhob, ein Zehnfrantstück als Trinkgeld neben sei nen Teller legend, fragte ihn der Kell ner besorgt: «Werden der Herr Lieutenant nicht wiederkommen?« »Vorläufig nicht, mein guter Au gust. Jch bin zum Hauptmann beför dert worden und reise noch heute Abend nach Toulouse." Au ust hatte ehemals den Rang ei-: nes nterofficiers bekleidet nnd ver stand eine Beförderung recht gut zu wilrdigen » er wußte aber auch einen summel auf der Avenue de l’Opera zu fchähem und so fügte er mit einem mit leidigen Seufzer hinzu: .Toulouse ist weit fort und kann Yersailles jedenfalls das Wasser nicht UlcchL Mit einem traurigen Kovfnicten stimmte ihm der Hauptmann bei. Dag selbe hatte er auch schon gedacht nud ganz besonders heute am letzten Tage vor seiner Abreise. Versailles, seine erfte Garnison nach seinem Abgang von der Kriegsschule in SaintiCnr. die sieben, in der alten Königsstadt verbrach-ten Jugendjahre, seine Lebens . gewohnheiten, der ihm so lieb gewor dene aesellschaftliche Verkehr sowohl hier als in Paris —- nicht ohne Web Inuth vermochte er sich von all dem zu trennen. mit io stolzer Freude ihn auch die unverhoffte Beförderung erfüllte, die ihn zu einem der jüngsten Haupt leute des französischen Heeres machte. » Bei dem ihm am Mittag von seinen s Cameraden in Versailles gegebenen» Abschiedsmable war er von einer lächerlichen Rührung übermannt wor den, und diese Stimmung quälte ihn auch fest noch, während er in einer herbeigerusenen Droschte durch die Straßen von Paris fuhr und hin und wider zum Fenster hinaussah nach ir snd einem strahlenden Schausenster, einer erhellten Straßenecke, oder den sich in der Seine spiegelnden Lichtern —- kurz nach dem Wenigen, soas man eien durch den Nebel eines trüben No vemberabends sehen tann. Der Abschied von Paris lag ihm schwer aus der Seele, —- der Abschied von dem schönen Paris, wo er den Osten Theil seiner freien Zeit. vers cht hatte, von diesem lebensvollem lustigen Paris mit seinen Theatern, seinen Ansstellungen uno feinen man ni altigen Vergnügungen. von diesem al , tratuen Paris mit seinem groß artigen. malerischen Aeuszern und sei nen, von der Geschichte des französi schen Volkes redenden Dentmälern. von Paris, der gemeinsamen Heim siütte aller derjenigen Franzosen, die keine andere Heimath mehr ihr eigen nennen. Diese allgemeinen schmerzlichen Ab schiedsgesühle des jungen Officers nahmen jedoch eine bestimmtere Form an, als der Wagen über eine Brücke rollte, dann längs der Quais hinfuhr und aus der Rue des SaintiPeres -4.— cllllwsh Um vol kluklu get-Heli, cuou diisteren Hause zu halten. Vincent Gerbault sah auf seine Uhr und dachte an die Abgangszeit seines Zuges. »Mir bleibt tauni eine halbe Stunde zum Abschiednehmen.' hastig war er in’S Haus getreten und zog nun an einer Thüre des Erb geschosses die KlingeL An der Thüre war ein glänzende-Z Kupferschild ans gebracht init der Ausschtift: Bernhard Lepaae, Dr. med. u. chir., Sprechftuw den täglich von 12 bis 2 Uhr. Die zwischen Doctor Lepage und Vincent bestehende Freundschaft war inniger, alk- man sie gewöhnlich zwi schen fFreunden findet. Die beiden betrachteten sich wie Brüder — ja fast Die Zwillingsbriider« denn sie waren is der gleichen Woche zur Welt gekom sen vor etwa dreißig Jahren und in demselben alten hause einer Straße II Diian Bernhard hatte das Licht let Welt im Erdgeschoß erblickt, neben tun sueeau seines Vaters, eines Geo - Dems. Vincent dagegen im vierten Mele, wo sich das .Atelier des - Wetö Gerbault besand. - Ver xveiß ob nicht dieser Unter in der Lage ihrer Wohnungen G entgegengesehten Einfluß aus , charaktere und Schicksale ausge » hatt Als ischstes Kind einer zahl in eine kleine Wohnung u driingteu Familie war sitt L- eid Mäi steld ge , UHTHAMKUVMAI reichliche Gelegenheit bot, sich eine praktische, nüchterneLebenianschauung onzueigncn. Vincent dagegen, der als einziger Sohn in dem lustigen, ruhi gen Atelier seines Vaters ausgewach sen war, von wo aus man iiber die Dächer hinweg nichts als ein großes Stück blauen Himmels sehen konnte, hatte dort seinen Hang zur Träumen-i und zu hochfliegenden Plänen unge hindert entwickeln können. Nach Waf senruhm vor allem dürstete der jugend liche Schwärmen und so war er in die Rriegsschule von Samt-Chr eingetre ten, während sich sein Gespiele dem Studium der Medizin zuwandte. Bedie aber brachten zur Verwirklich ung ihrer iri verschiedenen Richtungen liegenden ehrgeizigen Pläne einen gro ssen Vorrath von jener thatträftigen Ausdauer und strengen Rechtlichleit mit, die dem burgundischen Volls stamme eigen ist« So wenig sich die beiden Freunde nun aber auch glichen, so hingen sie deshalb doch nicht minder aneinander, ja vielleicht liebten sie sich gerade aus diesem Grunde um so mehr, wenn auch jeder aus seine Weise. Vincent fand später viele gute Kameraden, aber Bernhard blieb doch sein liebster Freund, während dieser außer Vincent ikberhauvt keinen Freund hatte... Die Thüre mit dem Kupferschilde Efsnete sich, und das Gesicht des alten Tienerz mit weißem Coteletiebarte bellte sich beim Erkennen des Besuch-ers sichtlich aus« - »Wv’.·len der herr Hauptmann die Güte haben, einzutreten?·' Dieer war bereits, ohne die Auf s--h---«-.- -l--..---t-- -;lå--- stA-;O« ..«.-......., »»,,.«»......., . ...,.. v-, tes durch den eleganten Wartesalon ins Sprechzimmer eingedrungen wo er schon von der Schwelle aus in sei ner lebhaften Art dem Freunde ent gegenrief: »Ich komme spät. nicht wahr? Du hast mich wohl kaum mehr erwartet, aber weißt Du . . .« Vincent hielt erstaunt inne. Was war denn das? Der Doetor saß ja nicht an seinem gewohnten Playe vor dem Schreibtischet Er stand am Fen ster, starrte in die Dunkelheit hgnaus und fuhr beim Ton der bekannten Stimme leicht zusammen. Während er sich dann umwandte und auf seinen Freund zuging. murmelte er, in Ge danken verloren, ein paarmal vor sich hin: »Sonderbar, sonderbar!' Bernhard Lepage gehörte mit seinem im Verhältnisse zu seiner Magerkeit Hetwas zu hoch ausgeschossenem leicht Hvorn übergebeugten Körper, mit den feinen, doch infolge angestrengter Ar beit schon etwas durchfurchten Zügen und dem blonden Vollbart, der sein sommersprossigee Gesicht umrahmte, zu jenen Männern, die sozusagen gar tein Alter haben —- ein Vorzug. den er in umgekehrter Art ausniitzte, als es gewöhnlich geschieht. Mit seinem .ge setzten Wesen und seiner ernsten Miene hofste er. der jede seiner Bewegungen, ja selbst den Ton seiner Stimme in der Gewalt hatte, mindestens für einen Vierziger gehalten zu werden. Um diese Eigenthümlichkeit zu be greifen, mußte man allerdings den ei genartigen Lebensplan kennen, den sich der junge Arzt vorgesteckt hatte. Je denfalls lag es im Interesse seiner ärztlichen Praxis, seine Jugend zu ver heimlichen. Dabei lautete sein Wahl spruch: Begniige Dich fiir den Anfang mit Schwarzbrod, wenn Du Dir für! die Zukunft den Genuß non weißem sichern willst und während der kurze-H tosibaren Jahre, die andere mit Izu-I gendthorheiten vergeuden, arbeitete erj ohne Unterlaß und gönnte sich tein Vergnügen Auf diese Weise hoffte er ; mit seinem sünsunddreißigsten Jahre als ein gemachter Mann beizustehen» Dann erst wollte er das Joch einer selbst auferlegten Mäszigteit und Ar beit abschiitteln, seine Jugend wieder an’s Tageslicht holen und sie lange und voll und ganz und in ruhiger Sicherheit genießen. Freudig leuchte ten des Doctors kühle, blasse Augen aus, wenn er sich diese Aussicht vor-s stellte. ; Dieser Lebensplan, der er mit uner- I müdlicher Hartnäckigteit verfolgte, war ihm bis jetzt vollständig gelungen Die Collegen spotteten zwar über seine ein fache Lebensweise, die Patienten aber saßten allmählig Vertrauen zu diesem vorwärtssirebenden Manne, der ihnen mit dem Benehmen eines alten, ersah- « rcnen Arztes entgegentrat. Sein Rus s verbreitete sich mehr und mehr, undf sein Wohlstand wuchs von Tag zu! Tag Reben den mit gediegenem Luxus auswatteten Warte- und Sprechzims z mern, die seen wohlberechneten Ein-I druck auf Ue Patienten nicht verfehl- ( ten, hätte niemand die bescheidene Schlasstube ihres Wes mit der? schmalen eisernen Vettstelle oder deui geheimnisvolles Weinen Winkel ver-; mutbet wso der Doctor seine grobe Kost Pseka km ihm sei- ner-i see-esse ! jed- Wuch- Wiicheeie des-i auseren Anstand zu opfern und sichi würdevoll zu geben, derart zur zwei ten Natur geworden, das Vincent Ger- l bautt aufs höchste erftaunt war, seinen l Freund fett in nachliifsigeralinti cher haltung mit einer alten halb au ges; gangenen Pfeife in der hand auf sichi zukommen zu sehen. »Du rauchft? Da muß etwas nichtk in Ordnung seini« rief Vincent. I Da der Doktor feine tleine Leiden schaften auf das geringste Maß be schränkte, so gestattete er sich auch das · Rauchen nur in Stunden der Mißstim mung zur Beruhigung. Vincent tannte diese Eigenthümlichteit seines Freun-« des sehr wohl und fuhr bestürzt fort: »Ist Deine Operation mißgliickt? Die Operation, die Du heute an dem ; alten Fräulein in Bougioal vorneh-« men solltest?« »Ich habe sie gar nicht unternom mens« »Wiefo? th ein anderer dazu beru fen worden ?« »Nein, ich selbft habe sie auf morgen verschoben. Jch war heute nicht dazu aufgelegt.« Daß Doktor Lepage sich nicht in der Stimmung befinden sollte, eine ihm dreitausend Franten eintragende Ope ration zu unternehmen, war höchst un glaubtoiirdig. Launen, Stimmungen und dergleichen bildeten bei ihm einen; Luxus, den er sich nicht erlaubte. Was ift Dir denn Unangenehmes zugestoßen?« »N .cht5 Schlimmes« nur etwas ganz Seltsame5. Ein schändliches Frauen Instituts o »Wie?!« Die Sache wurde immer wunderba rer. Vincent ließ sich, die Cigarette im Munde und seine Abreise, seine Eile und seine beabsichti gten Herzens ergießungen vergessend, aus dem Sofa nieder um seinem Freunde zuzuhören. «Erzähle!« »Es ist ja alles nur dummes Zeug, und das Allerdiiminfte ist. daß ich den seltsamen Eindruck meine-«- Erlebnis ses nicht los werden tann.« Noch ganz unter dem Banne dieses Eindruckes zögerte der Doktor zwischen einer gewissen Scheu vor der Mitthei lung und dem innerlicheannsche nach Aussprache. Vincent jedoch seine Ge danten anvertrauen, hieß ja fast nur mit sich selbst reden. »Die Geschichte ist eigentlich ohne Hand und Fuß«, begann er mit plötz lichetn Entschlus, indem er seine Pfeife wieder anzündete und im Zimmer auf und ab ging· »Doch wenn Dieb«-Z in teressirt . . . Es war also heute Mittag gegen Schluß meiner Sprechstunde. Es hatten sich nicht viele Leute eingefun den, denn es ift eine schlechte Jahres zeit jetzt: die Sommertrantheiten ha ben aufgehört, und siir die schweren Catarrhe ist es noch zu früh . . . Wa rum lachst Du? Diirfen wir Aerzte denn nicht mit dem gleichen Rechte an eme Epidemie denken, wie Du an einen Krieg? Wenn man sich auszeichnen will, muß man doch auch Gelegenheit dazu haben! .Doch zur Sache. heute war mir meine Freiheit ganz erwünscht, da ich utn zwei Uhr mit Sautrot nach Bon gival zu gehen beabsichtigte. Jch hatte ihn gebeten, bei der Qperation zu assi stiren, da ich wegen jener Beinamputas tion, zu der er mich im vergangenen Monat zugezogen, noch in seinerSchuld stand. »Und dann war es unter den obwal tenden Umständen auch besser, zu zweien zu sein, nicht daß die Qperatiou besonders schwierig wäre-is handelt sich nur um die Entfernung einer klei nen Geschwulst —, sondern weil die Dame fünfundsiebzig Jahre alt und Besitzerin von zwei bis drei Millionen ist.« Nun der Doktor bei seinen liebsten Fingern Geschwulstem abgeschnittenen Oklucll uIlU Dlluillllcll, Ullgclllllgk 1W1, lehrte auch seine gewohnte Stimmung zurück. Er bemühte sich, die Sache auf die leichte Schulter zu nehmen und fuhr fort: »Gegen halb zwei Uhr nun meldet mir mein alter Kittel-, daß sich nur noch eine Person-, eine unlergeordnele Patientin, im Wartezinimer befinde. Da ich eilig bin, gehe ich von meinem gewohnten Grundsatze, die Patienten etwas. warten zu lassen, ab und lasse sie sogleich zu mir fiihren . . . Herein tritt ein junges Mädchen . . . .' »Hübsch.2« unterbrach der haupt mann. «Geduld . . . nicht hübsch beim Ein treten.« »Und beim Fortgehen?« . »Geduld, Geduld; warte doch! Jch sitze dort drüben . . ." — dabei zeigte der Dortor auf feinen Schreihtiich sp »nnd sie setzt sich auf Deinen Mal-, während ich sie prüfend betrachte. Eine l-eine, blasse, nichtöfagende Briinette in schwarzer Jacke und einfachem han« erne jener unbedeutenden Erscheinun aen, wie man fee alltäglich trifft. Gut, denke ich mir, eine unbemittelte bleich iiichtige Ladenrnanrfell, und nehme mir vor, ihr zu verordnen, daß sie eine band voll Nägel in ihre Wasserslafche legen folle... denn, weißt Du, man darf den Leuten irnrner nur ihren Ber böltniffen entsprechende Mittel ser schreiben. Da sie indess noch tin-er schweigt, so beginne ich mein Dahin »Nun, mein Fräulein, wo fehlt ess« wKeine UntmrtJ Z enbteiben fentt. Eine fussugfmn ich mit nnd Wie is erinn dcs Ist-: ...-.-s.— —..---...-. —-.- --—-x--.-« »Nun, inein Fette-lehr »Da endlich entfchlte fie geh sum Sprechen und sagt mit efter imme: »Entfchuldigen Sie, here Ddetdtz es handelt sich nicht um meine Gesund heit.' .Wahrhaftig, zu den Schüchternen zählte fie nicht! Jin Gegentheil lag in Zaltung und Ton sogar eine gewisse teiftgteit, die mich fdfort ftuhig machte. Sehr förmlich frage ich: »Um was- handelt es sich denn dann, mein Fiaulein?« »Um eine Frage, die ich mit Jhnen erörtern iniichte.« »Dicsinal glaubte ich nun aber be stimmt, das Richtige getroffen zu ha ben. - Eine Nervenleidende, dachte ich; is wimmelt ja heutzutage davon. Da bei iehe ich sie mir näher an. Aeußere Anzeichen einer Geistesftörung sind freilich nicht zu bemerten, weder net vöse Bewegung, noch tranipfhaftes Auf- sind Zuschlagen der Augenlider, noch die geringste Morphiumspur. Es ist das Gesicht eines jungen Bürger rsädcheiig, wie es einem alle Tage ent gegentritt. Allein man tann ja nie wi en. tellen Sie Jhre Frage.« »Nicht wahr, Sie sind der Arzt, der Fräulein Ehaperdn dperiren solls« fragt iie niit ihrer ruhigen Miene. »Paran war ich nun aber am we nigsten gefaßt· Ein Arzt muß dor altem verschwiegen sein, und ich tann sagen. daß ich dieser Pflicht bis zur Uebertkeibung nachtdmuie. Dich und Sautrot ausgenommen, hatte ich bei teinem Menschen etwas von dieser Operation verlauten lassen, und die alte Chaperdn, die seit Monaten an ålire Stube gefesselt ist, wird wohl auch teine Luft zum Plaudern derspiirt t.aben. »Vorsichiig antworte ich: Meines Wissens stehen Sie in teineni ver iiiundtssixatitichen Verhältiiiß zu der Familie, welches Interesse kann dann diese Angelegenheit siir Sie haben?« »Ich sagte es Ihnen ja schon, Herr T-octor, vom menschlichen Gesichts tkintte aus. Es handelt sich um eine schwere, schmerzhafte Operation, bei der das Leben eines Menschen in Ge sabr steht.« »Es wäre mir nun ja ein Leichtes gewesen« dieses entweder halb verrückte oder ebgeseiinte Frauenzimmer mit einer tnrten Antwort abzuspeisem cilein Die Neugierde hatte mich gepackt i in seiisainer Ausdruck war uber ihre siiige gehuscht, den ich mir nicht zu deuten vermochte und den ich gern noch einmal beobachtet und ergründet hätte. »Plö«ich erhebt sie sich, macht einen Schritt aus mich zu und steht dadurch ganz nahe vor mir. Es wird mir rin willliirlich unbehagiich. J »Fräiileiri Chaperon’o Leben steht in Gesahr,« wiederholt sie mit völlig verönverter Stimme. »Wie ein halb unterdrückter Aus schrei tlang es, von dein man nicht wußte, ob er aus Angst oder Wuth, aus Furcht oder Ungeduld hervorge gangen war. Ein nur mühsam unter drückteä Geheimnis hatte damit aus der Tiefe ihrer Seele hervorgezittert, und ich hätte es gern vollends an die Oberfläche gezogen und ergründet. Aus diesem Grunde sagte ich: »Ehe leichte Operation bringt das Leben nicht in Gesahr.« «Doch, im Alter von sünsundsiebzig Jahren taiin jede Qperation verhäng nißvoll werden« I .- ch bürge Ihnen dasiir.« . »- as tönnen Sie nicht. Aber selbst ;aiigeiiommen, dasz Ihnen die Opera tion diesmal gelänge, so kann sich die » Geschwulst doch von neuem bilden." »Da hatte sie recht. Und weil eine Geschwulst häufig nur die Aeußeruiig einer verborgenen Krankheit ist so war F eine Reubiidung sogar wahrscheinlich- « I »So weit sind wir noch lange nicht " I cntwort ete ich ihr. i »Aber in sechs YJionatem höchstens kin einem Jahre werden Sie so weit ; ikin. Dann müssen Sie die Qperation ; von neu-in vornehmen, das arme E Fräulein ein zweites Mal quälen, nnd ; das alle-«- nur, um ihren Todestampi - zu verlängern und zu erichweren Jm i Interesse der alten Dame tann man zwirtlich nicht wünschen, daß sie noch länger am Leben bleibt-" »Sie sprach mit verblüfsender Un ; virstorenheit. Jm Grunde hatte sie ja E rielleicht eine Wahrheit ausgesprochen, kdie man freilich als Arzt nicht aner i tennen darf. Was mochte sie mit dem E allemv ezwecken2 . »Sie näherte sich noch mehr, und i mein Unbehagen wuchs. Es war mir, ! als durchzucke mich ein elektrischer ! Strom, wie ein Druck lag es mir aus ; den Nerven. E »Sie aber fuhr ieise fort: »Es wäre s mithin wünschen-Zweig daß die Ope l cation niiszliinge.« i .Jch wollte« Du hättest den Ton ge Ihdrt, womit sie das sagte. Entiegt » wich ich zurück. Dann kam mir sofort wiedre mein erster Gedanle: Es ist eine Verruckte, und gewohnheitsmäßig suhlte ich ihr den Puls. Er ging ganz regelmäßig und trästig, auch nicht wie det einer Bleichsiichtigen. «Schrveigend lie sie mich gewähren, dann tagte sie: « ie sehen wohl, ich tin bei tlarern Verstande, dazu jung und gefund. Ein langes Leben steht mir bevor. nicht wahr, das ist doch auch hre Ansicht? Sprechen Sie, here oetor.« »Die Geschichte wurde mir noch-J räthselhaster, doch begann dieser Krankheit-toll mich sehr zu interessi Us Nua s Sie mac. Ia- bezwecken ec esse-n mit de- somi i i i —.--.---.- -.- « —-- M — .Und was glaubst Du, das sie mtr antwortetei »Ich möchte Ihnen llar n.achen, das es ein Unrecht wäre, mich un« Leben zu bringen.« «UnaushFltsam floß nun ihre Rede und ihre Stimme llan jekt ängstlich bittend, als hielte ich sie chon unter dem Messer, und sie lehte um eine Etnadenfrist. »Denn Sie werden meineii Tod zu dirantworten haben. Täglich ereignen sich solche Unglückssälle, ohne daß man etwas von deren wirklicher Ursache ahnt, Sie aber sollen diesmal einge wiiht werden. Aus Jhr Mitleid und T aus Jhre Klugheit, die Sie über die i allgemeinen Borurtheile erheben, habe ich gebaut. Gewähren Sie mir we nigstens die eine Bitte, daß Sie mich ruhig, ohne vorgefaßie Meinung an hören wollen... Wenn Ihnen diese Operatian gelingt, wenn Sie dein clten Fräulein noch eine lurze Lebens srist verschaffen —- mehr können Sie ja doch nicht erreichen W nun, dann bin ich verloren. Zwischen ihr und mir müssen Sie wählen. Jhr Leben, die wenigen Tage, die Sie ihr möglicher weise noch verschaffen, bringen mir den Tod. Durch die Verlängerung ihrer Leiden.vernichten Sie mein Lebens glück. Mich stürzen Sie in’s Verder ben, ohne sie zu retten, denn sie lann nicht mehr gesund werden, das müssen Sie selbst zugeben, nicht wahr? Ob ins Ende ein wenig früher oder später eintritt, was schadet das ihr oder an: dein, da doch niemand sie braucht, nie mand sie liebt? Fargen Sie sich aus Ihr Gewissen, als Mensch und Arzt: welches Leben ist mehr werth, das ih rige oder das meinige? Wer hat mehr Vellllnxgung, voll Jqllrrt gern-re zu werden? Alles hängt von Ihnen ab . . . o haben Sie Erbarmen!" (Fortsegung folgt.) i -—-——-· »Aus-e Räuber-« tn citattem Jn jüngster Zeit brachten Depeschen vom Kriegsschaar-las Meldungen, daß Tichuntichuien die Rassen in der Um gegend von Haichen und Liaoyang an der mandfchurischen Eisenbahn, belästigen. Es wurde tonstatirt, daß diese« Briganten wohl orga nisirt und reichlich mit Vorräthen an modernen Gewehren und Munition tersehen sind. Eine 500 Mann starke Bande, welche mit Mannlicher Geweh ren bewaffnet, griff einer Meldung zufolge einen fünfzig Mann zählenden russiichen Vorposten bei Paleihecze, in der Nähe einer rufsischen Garnison, an. Die Chineien, die jetzt in der Mand: fchurei die überwiegende Masse der Bevölkerung sind, obwohl erst vor vierzig Jahren die Masseneinwandes rung aus der Halbinfel Schantung begonnen hat, gehören zur mongoli schen Rasse. Auch zählt man dazu die Bartiitem Tungusem Oftjaten, Kal nriiclem Kirgifem Samojeden, Mand fchuren und Mongolen irn eigentlichen Sinn, von Koreanern und Japanern anz zu fchtvei en. Was sind aber die .schuntichuien Diefe .rage ist poli tifch and im augenbli lichen Kriege fogar strategifch so wichtig« daß einer, der dort gewesen ist. die Pflicht hat, ein Wort davon zu fa en. Die Ischuntfchusen Find tein eigener Volksstamm, selbft keine geograplfifch bestimmbare Bevölkerungsgruppe, on dern ganz einfach organisirte Räuber banden von Chinesm Der Name be deutet ,.RotheRiiuber«, weil ein rothes Abzeichen bei Banden, die sich den Nimbuo der Zugehörigteit u einer weitverztoeigten geheimen Gesellschaft geben wollen, in China Mode gewor den ist. Noth war ja auch das Band, das die sogenannten Boxer um den Leib schlangen. Die Wahl gerade tiefes Farbenfyrnbols hängt mit den chinesischen hochzeitsgebriiuchen zu sammen, bei denen eine rothe Laterne eine ähnliche halbmhstische Bedeutung -------- las-c Isa-- L-- cis-A Dass sy;v-' HIIUUIUIIJO VII Ists III un- s--- fivuvo wechsel. Jn den Tschuntschufen, die seit einigen Jahren in der Mandfchurei ibr Wesen treiben und oft den Russen Veranlassung gaben, kleine militäri sche Expediiionen zu unternehmen und ten Gedanlen der Evatuation felbsi der abgelegeneren Theile des entwir ien Gebietes weiter hinauszufchiebem laben wir also eine ähnliche Bildung eines unrechimäßigen Machtfaltorö zu erblicken wie in der Mafia in ta lien oder den Röuberbanden im al langebieir. Hier wie dort dient der Deckmantel der großen Zusammen gehörigteit auch ofi dazu, um ein paar Banditen, die vorn Braudschatzen der Dörfer und Landftädte leben, den nö thigen Respekt zu verschaffen und den Gedanken des Widerftandes und der Ueberwältigung durch die Ueberzahl ter Gebrandschatzten im Keime zu er sticken. Man erlauft lieber die Ruhe vor ihnen durch eine mäßige Abgabe von Hirsc, Reis-, Bohnen, Sesam, Bauwotlengeweben und Silbergeld oder Käseh aus Bronze und Eisen, als fah man sieh ihren Gewalithaien aus est. Der Verwand, gegen die Aussen zu iiimpfen und diese fremden Teufel rnit ibren Eisenbahnen, Tele raphen und Soldaten sernzuhalien, it das Argu ment, mit dem die gutwilligenLeistun gen von der friedlichen Bevölkerung verlangt werden. Eigentlich sollten ja die Eisenbahnen, da ihr Bau loh nender Verdienst und ihr Betrieb ma terielle Annehmliehleiien bringt« den praktisch denkenden C inefen sehr will kommen sein. Blutee lst in dem dünn tevsllerten hauvti ie der Mand Eäirei die Sorge um die Gräber auf Feldern und die See-M der Taoisten nicht so groß. Aber da die site ter. Schienen eine ebenso bequeme aFenstütze und die Schwellen eine sauber-e Unterlage für das Mittags chliifchen der ermüdeten Feldarbeiter bieten, so erzählt man sich, wie vor 40 Jahren bei uns auf dem Lande von den Kesselexplosionen der Lotomoiiven« so in der Mandschurei von den Feuer wagen, die ohne Federlesen schla enden Menschen die Köpfe abschneiden, wie die Sichel die Oalme des Fiedergrases möht. . Nun giebt es unzweifelhaft auch in den Kreisen der chinesischen Mandat-i nen, die wieder zurückgekehrt sind, und der Literaten, die unter russischer Vet waltung stellenlos geworden sind, vo litische Köpfe, die durch Vereinigung der Räuberbanden eine Macht bilden wollen, die den Rassen die Ottupation streitig machen iann. Daß durch Zer störung deerisenbahn selbst wohl or ganisirien Truppen die größten Verle genheiten bereitet werden können, wis sen sie aus den Berichten über die Schicksale der niiszgliickten Expeditio nen des Admirals Seymour von Tientsin nach Peiing im Sommer 1900. Auch haben diese Ideen ihre Versechter in höheren Beamtenkreisem besonders in Mulden, wo die Gräber der regierenden Dynasiie zum herze-n der lonalen Unterthanen sprechen. Die Wiederbesetzung Mulden-s durch die Russen vor einigen Monaten war durch die Verbreitung solcher chinesi schen Agitationen als Sicherung-Sinnb regel geboten. Ein Hauptreiz dieses politischen Ge dankens-vieles ist die geheime Hoff meng, daß der neue Geist, den Japans Vorbild und Beistand im eigentlichen China zu erwecken beginnt, die vatrio OZTJU cis-n·s«»-«- Os- M- hflf)«-’).T·I»---; q-» -«-«· ssusus us --· «-su « »so-just erkennen und belohnen wird. Geeigi nele Lierbindungsglieder nach Peting hin möchte man gern als Führer auf den Schild erheben. Den Neffen des resormsreundlichen Vicetönigs in Tientsin des berühmten Yuan Schi Kai, den Mandarinen Yuan in An tung, dachten die gebildeten Freunde und Anhänger der Tschuntschusen für ihre Zwecke augzunuhem Rußland ver langte deshalb seine Versetzung aus weniger erponirtes Gebiet. Jnsosern die Japaner als Retter der Jntegritiit Chinas im weitesten Sinne austreten, sind ihnen bei ihrem Landseldzuge die Shmpathien der Tschuntschusen sicher. Die Tichuntschusen sind deshalb im Augenblick mehr wegen ihrer geheimen Agitation politisch wichtig als wegen ihrer Räubereien und Brandschahun gen gesährlich. Namentlich die Wa chen der ostchinesischen Eisenbahn von Mandschuria nach Eharbin, vonChars hin nach Wladiwostot und von Char hin nach Port Atthur müssen vor ihren Sprengversuchen des Bahntörs pers aus der hut sein. Die Kosaten aber, die als Wächter der Ordnung in die entlegenen Ge biete gesandt werden, brandschahen die Bewohner zwar nicht in so geregelter Form wie die »rothen Räuber«, aber im einzelnen, wie Laune und Brannt weindurst es ihnen eingehen. Ein rus sischer Eisenbahningenieur, mit dem ich eine Woche lang zusammen reiste, sagte mir immer wieder beim Anblick von diesen OrdnungswächternJ »Das sind unsere Tschuntschusen,« und wenn ich ihm einwars, daß er wohl zu sehr verallgemeinere, schüttelte er denKops: »Ich bin fest vier Jahre hier und sehe, was ich sehe.« Dr. L. Ries. W Aue »setbteeetnndeue« Sprach-. Unlängst ging durch die Zeitungen die Nachricht, daß von irgend einer Seite der Versuch gemacht werden solle, die lateinische Sprache, und zwar das mittelalterliche handels- und Ver tehtslatein, zur Weltsprache zu erhe ben. Weltsprachen sind ja schon ost ge - - -..t. ...L-- . use-g return-us Wust-km ullv Illll okl neuesten wird es wahrscheinlich ebenso gehen, wie mit allen sriiheren: außer dem Erfinder wird sie tein Mensch verstehen oder sprechen. Die Anliindigung der neuen Welt sprache erinnert ein sranziisisches Blatt an ein hübsches Geschichtchen, das der Schriststeller Benjamin Conftant de Nebecque zu erzählen pflegte. Con tant war in seiner Jugend sehr saul, und die meisten seiner Lehrer mußten den Versuch, ihm nützliche Kenntnisse beizubringen, als aussichtslos ausge ben. Einem ist es aber doch gelungen, ihn zum Sprachstudium zu veranlas sen. Der Lehrer, der ein Schlautopf wor, machte eines Tages seinem unge lehrigen Schüler einen eigenartigen Vorschlag: sie wollten beide eine Spra che zu ihrem eigenen Gebrauch ersin den! Diese Sprache tönnte später vielleicht eine Weltsprache werden, meinte der Lehrer. Das leuchtete dem jungen Constant ein und er war bald Feuer und - lamme sür die interessan te Sache. an ging ans Wert und begann das Alphabet zu «erfinden«. Der Lehrer malte die seltsamen Schrist eichen hin und Constant malte sie nass. Nach den Buch toben »er sand« man ein ganzes örterbush und bald hatten Lehrer und iiler ihre ei ene Sprache. Beniamin on stant brach die Jele erfundene« S rache wie eine Muttersprache. und er viel, viel piiter erfuhr er zu feiner Ueberraschung, daß »seine« Sprache auch die Sprache meri war. Dem Lehrer war es e ungen, ihm das Griechische beizu ringen, indem er es Lihn ,ersinden« liest -