Mc Sein erster Ball. humoreile von A. L y n n. Doktor Willibald Aengstlich kannte von der Welt und ihren Gebrauchen nicht viel, desto mehr aber von seinen Büchern mit ihrem Inhalt. Ein früh reiser Schüler, hatte er die Befürchtun gen, daß die Frühreise einen späteren Umschlag bewirken würde glänzend widerlegt. Aus der Universität war er ein Büchern-arm fleißig bis zur letzten Anspannung seiner Kräfte. Mit 22 Jahren machte er sein Eramen mit der Nr. l cum lande, vier Wochen später promovirte er und jetzt, zwei ahre später sehen wir ihn als ob einer Fähigkeiten hochgeschähten Gymnasial lehrer in einer größeren deutschen Pro vinezikalsiadt leben und wirten. an nannte den jnnaen Gelehrten menschenscheu und hatte nicht so ganz unrecht mit dieser Bezeichnung Allein es war weniger die Scheu vor den Menschen als die vvr der »Gesell schast«, ihren Sitten und Anforderun gen. Willibald hatte fast gar leinen Verkehr, die Einladungen, mit denen er in erster Zeit reichlich bedacht wor den war. hatte er, Arbeit an einem größeren wissenschaftlichen Werte vor schützend, abgelehnt nnd allmählich hatte man es denn auch nchselznckend ausgegeben, ans diesem junaen Bücher ivnrine ein brauchbareg Mitglied der «Gefellschast«, d. h. einen neiitreichen Wanderer, guten Tänzer nnd sonstigen Zchl renöther herangznlsilden Ists-Wahrheit, Willibaid nat ein seltener Mensch! irr war noch nie ver net-n gewesen« su, ev sum-u nun zu gr hen wie manchem alternden Gelehrten, der die Weiber fiir Geschöpfe niederer Art höll. Gwisz ist, daß unser junger Freund und Gelehrter nie sich ertijhnt hatte, in ein junges und holdes Mäd chenantlisz zu sehen. Es war nicht schwieria. zu prophe seien· das-« Ioenn ihm dies einmal ras siren würde, er seltsam davon betroffen sein werde. Und so geschah es. Eines Tages lehrte er aus dem Schulgebönde heim. wie immer, die Blicte abwärts aelehrt, langsam seinen mit pedanti scher Genauigkeit eingehaltenen Weg dahinschreitend. Da stiesz er plötzlich mit einem Wesen zusammen. das gleichfalls in Gedanken aetvesen sein mochte. Eine Entschuldigung niur melnd, wollte er zur Seite treten, da gewahrte er aufsebend bar sich ein rei sendeQ jugendfrisches Antlitz. das; er fast erschral und den Hut in der Hand eine Selunde unbeweglich stehen blieb und dann in iiberhasteten Worten eine neue Entschuldigung stammelte. »Aber, ich bitte, Herr Vlengstlich," sagte das junae Mädchen mit süßer-, alockenreiner Stimme und mit einer zierlichenVerbeuaung schritt sie davon· Willibald schaute ihr nach. Die zierliche, in einfache. aber gesehm-tel volle Tailette getleidete Gestalt ent fernte sich von ihm riel zu schnell, wie ihm düntte. Und dann aina auch er weiter, aber se«n Studierstiibchen er schien ihm heu e zum ersten Male in seinem Leben unbebaalich Und indem verfolgte ihn ein toller Sp.!t· Jn den Heften seiner Schüler sah ee die brau nen lachenden Augen wieder, aus- sei nen Büchern lachte ihn das liebe Ge sichtchen an und als- er gar mertte. daß er aus den Rand eines Schulhestes mit rather Tinte ein Sonett zu schrei ben begonnen hatte, da ward er amer lich und ging zu Bette, zum ersten Male vor Mitternacht. Und dao Gesichtchen lies: ihm teine Ruhe mehr. Eine seltsame Regung war über ihn gelernt-ken, vie ihn fast trank machte, seinen Schlaf und sei« nen Appetit raubte und ihn aus sei ner ganzen gelehrten lleinen Welt auf scheuchte. Seine Namen hatte sie genannt, also kannte sie ihn! Woher? Das wußte er nicht. Iatale Angemohnheit, den Menschen, denen man vorgestellt wird, nicht in«s Gesicht zu sehen, schalt er sich und dann versuchte er, sie zu vergessen das gelang ihm erst recht nicht. »Sie sehen blaß nur-, lieber Herr Dolior,« sagte eines Tages der Herr Direktor zu ihm. »Sie arbeiten zu viel und gönnen sich nichts. Man soll den Weg naih oben nicht im Galopp hinansteigen, junger lieber Freund werden Sie mehr Mensch nnd Sie be halten vom Gelehrten immer noch ge nug — hören Sie!« Ja, das waren gute Worte nnd er mußte iiber sie nachdenlen Wahrhei tig, er war nicht so nsie seine Kollegen. Sein Leben war monoton. ohne wei tere Freude. als ihm dag- Etnisisnn ac toiihrtr. Als er an denk Nachmittage heim lam, schlug er kein PM- exer sondern setzte sich aus iein Sopha nnd griiisiellr. Der Direltor ins-See Its-Im er kannte noch so viel wie nisjcne Inn der Welt nnd doch fühlte er. sonder bar, ersi seit einigen Tagen« cht i-::-.-k Stunde, in der er in die lehr-»den Augen geblictt, naß eins-as ihn in jene »Mir Welt der Fregiden««, wie er. sie in seinem stolzen lsielehrimdlåniel ne nannt, rnit Macht hineinzie! e. Moll war mitten in ker Zeiss-Jst der Balle imd Gesellscijnfken Williksald merkte nichts davon, denn die Gesell schaft nahm leine Noiiz mehr von ihm, nnd-dein es keiner Familie aelemqen war, den jungen Lehrer zum Korn-neu zu bewegen. Unr so nrehr wnr Dieser überrascht. als er an einem Mittage ans seinem Tische ein Briefchen fand, M eine Einladung zum Ball bei dem reichen Kausrnann Schönborn enthielt. War's ein Wink des Schicksals, in jene selt, hie er bisher sich selbst ver - --.-.--..»-.—-....-sp-.«« .-... « schlossen hatte, einen Blick zu thun?7 Willibald war unschttissig und legte die Karte zurück. Am Nachmittag aber trat sein Direktor an ihn heran. »Hm Schönborn Ihnen eine Ein ladung zu seinem Ball zugehen lassen, deryam nächsten Sonnabend stattfin- « bei « s Willibald bejabte. j »Sie werden doch gel;en?« »Ich weiß noch nicht recht —- — -—« zögerte unser Freund »Gehen Sie!« rief der Direktor, »und wenn es Ihnen um die Einfüh rung zu thun ist, schließen Sie sich an meine Frau und mich an und torninen Sie mit uns. Versprechen Sie mir, zu loinmen?« Willibald gab halb willenlos seine Zustimmung, und lächelnd entsernte sich der Direktor. Zwanzigmal verwars Willibald bis zum Sonnabend seinen Entschluß, und zwanzigmal saßte er ihn von neuem. lind als der Abend berannabte und er in Fracl und weißer Binde vor dem Spiegel stand und sich darin musterte, da war es ihm, als solle er geradewegs zum Hochgericht schreiten. »Sieh’ da,« sagte die Direktorin lä chelnd, als er die Wohnung seinesVor gesetzten betrat —- ,,wie nett Sie sich berausgeputzt haben! Sie machen or deutlich Figur, Herr Doktor. Die jungen Schönen unserer Stadt werden Augen machen!« ilOchIl.-."« eins-Jus -»Jl. »Um Ja wes-Iro- v «- UU t-« , so- r- kos ges Mädchen das zum erstenmal den Ertoähltett seines Herzens kiißt. »Vertoirr’ ihn mir nicht vorher, Liebe!« mahnte der Direktor, »und sorg’, daß wir bald gehen können, ek ist Zeit!« Die schönen und großen Gemächer in dem stattlichen Hause des reichen SchönbornLäntten in sestlicherPracht Die Geladenen waren fast vollziihlig schon erschienen als rek Direktor the-d ne: mit dein von einem bestiaen Herz klopfen besallssnen Willibald das zur Ausnahme der Garderobe einaericittete Zimmer betrat. Lichtermeer, geputzte Herren und Damen --- Willibald sah, hörte und fiihlte nichts als die gefährliche Gliitte rieo partxttirten Fiißbodens. Worte, Namen schlugen an sein Obr. Er schloß die Augen krnd machte eine An zahl von Verbeugung-tm bis et eine Hand aus seinem Arme fühlte und die Stimme des Direktors ihm leise zu raunte: »Kommen Sie doch -«— jun ger Freund!« Willibald roiire am liebsten davon gelaufen; umsieh zu sehen, getraute er frrh erst nach längere Zeit. Die jun gen Lwe tanzten. ihm wurde schon wirblich vom stricken- Und da lach ten see denn. die blühenden Gesichtchen Unter dtnFächern halb verborgen, und lachten und plauderten, strahlend vor Glück und Ballwonnr. Willibald ge traute sich gar nicht hin zu sehen. Ja, trtnn plötelicb die lieben braunen Augen, das reizende Gesichtchen mit dem schxlntischen Lachen vor ihm aus getaucht wäre! Das lnnnte er schon, vor dem wäre er nicht mehr scheu zu riickgeirickkem aber das tauchte nicht vor ihm auf. Er hatte sich in einen Winkel hinter eine Gruppe iiiterer Herren d:r Gesell-— schast gedrückt und suchte das Gewirr des Saales zu ergründen. Da trat ein würdevoll aussehender älterer Herr aus ihn zu: »Ab, here Doktor (— da sind Sie ja. Jch sreue mich, das; Sie meiner Einladung Folge leisteten. Man kaccyk slcl kklllcs Voll JUUUL Wukcscll Sie ein Glas Wein init mir nehmen ?« Willibald ftamtnelte tief erröthend einige nnzufanimenhängenoe Worte, allein fchon hatt-e der alte here Schön born den Arm in den seinigen gescho ben nnd zog ihn nah dem reichbeftell ten Biiffet. Jrn nächsten Moment hatte Milli bald ein Glas feurigen alten Port meins in der Hand. Der Gaftgeber findt-: ihm mit freundlichem Lächeln das feine entgegen um anzntlingen Willsilznlds Hand zitterte dabei. nnd er verichiittete einig; Tropfen feines Weines auf die Manfchetten keg alten Herrn. Tief unglücklich darüber wollte er fein Glas leeren, nerfchinckte sich da bei und rang teucknnd nach Nil-end während Herr Schönlsorn fich einer an derm thstirt zuwandte Willibald wollte in feine Ecke zuriidfchleiebem ra traf er nnf den Diretton »Meine Frau inclt Sie schon seit geraumcr Zsih sie toi Sie einigen Tonnen vorstellen, kommen-Sie schnell!«' Willilxnlo hatte Die Kraft nicht, zu :pponiren. Wieder tönten ilnn Na men :nt,1-·nen« wieder nmrfite er feine QietLeuqlttthett nnd plötzlich, kaum wußte ek, n«i: ei- zuging lag eine fein belnnkichnlzte Hand auf feinem Arme, unr er ficmD mit einer jungen, ian völlig unt-nennan Dame in Den Rei lien dei- TLit-,ier. lsin Polta mar’s s friiber, ists chsiiler hatte er ein Dam-v Mal diefenTanz geweint - — jetzt ging's : los ---- fer Saal tanzte um ihn herum — erwirbelte berum - er- wirbelte hinein in das tolle Treiben de —--— fein Fan rutfchte nnf dein glattenPar: tett --s sein Fall «:in paar Herren sprangen hinzu nne richteten feine Tänzerin auf, während er fetbe hinter den tanzend-en Poeten mit der-Schnel ligkeit eines verfolgten Wiefels dem Ausgange des Saales zuftrebtr. Eine offene Thiir — hier! Ein mäßig erleuchtetes Getnach war ci. Tief Iusatbmend wars er fich in einen Ses sel. Einen Augenblick Ruhe und dann fort —-— nur nicht wieder in den Ball saal. Da öffnete sich eine zweite Thür, nnd eine junge Dame betrat das Zim iner, in der offenbaren Absicht, durch Dasselbe hindurch in den Bollsaal zu schreiten. War’s ein Spuk, täuscht-en ihn seine aufgeregten Sinne, das war ia seine Unbekannte, das waren die treuen Augen, das reizende Gesichtchen, die zierliche Gestalt, die heute in der schneeigen Balltoilette doppelt reizend sich präsentirte. Willibald war anfgesprnngen und hatte dadurch der jungen Dame seine Gegenwart verrathen. »A « Herr Doktor!« meinte diese überrascht, — »so sern dem Ball, so einsam hier!« »Ich war nie auf einem Balle«, ge stand Willibald, der im Banne dieser Augen seineSchiichternheit faft schwin den fühlte — »mich trieb’s hierher in dies stille Gemach s-— ich Passe nicht dort hinein —--—« »O ——« lächelte das schöne Mädchen — »dagegen proteftire ich nnd alle meine Freundinnen. Geschwind, lam men Sie, gehen Sie mit mir in den Saal, ich will Sie führen. Ihren Arm, Herr Dottorl« Hatte er denn diesen Augen gegen iiber seinen Willen orrlorenf Fast schim es so, denn er erfüllte ilkr Be achr. iig durchschauert-: iim fo eigen, als er rie schlanke, clastisehe Gestalt an seiner Seite fühlte, und doch fühlt e er sich so muthiger und selbstvewnfzter. Die Thiir flog aus. und er betrat an der Seite seiner schönm Untietannten den Saal. Der Tanz war zu Ende, die Paare hatten Platz genommen oder l standen plauoernd umher. Alle Augen richteten sich ans das Paar. In Wil lihald leimte die alte Scheu mächtig empor, da wandte sich stine Dame zu ihm, plaudernd und ihn auf dies und jenes aufmerksam machend. So iiihrte sie ihn zu einer altenDamen: Tit-eine Mutter — Herr Doktor ?lenqstlich.« Und dann nahm sie Platz, und ehe er sich versah, saß Willibald zwischen Tochter unr- Mutter und ptauderte, als sei er ein wahrer Gewohnheitgbalb gänger. Herr Schönborn kam in diesem Au genblicke quer über den Saal anf die kleine Gruppe zu. ,,O«, sagte Willibato erröthend, »kennen Sie jenen Herrn, gnädig-. Frau!« ererrascht sah Qie wiirdiae Dame ihn an. »Allerdings!« »Ich muß mich seinen Blicken ent ziehen —- ich war so ungeschickt, ich begoß ihn mit Rothwein --—'« klagte, in seine alte Schiichternhcit zrtriicksallenr, Willibald. »Nein, nein, Sie bleiben,« lachte die junge reizende Dame an seiner Linien belustigt aus. »Auch ich kenne jenen Herrn — - er ist nicht so bös-, ich ver sichere Stet« Und richtig—--init lxcimlichemtfijrauen sah Willibalv jenen Herrn dirett auf sich zuschreiten »Das ist recht — Herr Dotter, das-, Sie sich hierher gefliich:et - Llennchein nimm Dich seiner an. und Du,« wank te er sich an rie alte Dame, »be.-nuttere ihn. hörst Du?« Mit ossenem Munde hatte Willihald zuaeljöri. Erbleicheno trank-re er sich an seine schöne Unbktannt:. »Sie --—- Sie —- Fräulein Friin lein Schönborn —---« ftamntelte er ganz sammng »Ei, ei!« drohte biete, während ihre Eltern in ein herzlicheg Lachen augbra chen. »Si-:»treiben vie Verstellunggs lunst zu weit, mein Herr! Freilich bin ich AennchenSchönborn, die Sie an ein gewisses Zusammentreffen erinnern liinnte.« »Q« sagte Willibalv trunkenen Bli ckes und halblaut s--- Jetzt bin ich gliick licht« Da glitt auch ein leises Noth über die Züge des schönen Mädchens und Und? Ja, ber Ball ging zu Ende, wie all-: Balle »Sie sind ein Schwereniithr, lieber Dottort« sagte der Direttor beimNach hansegehen, und die Direttarin fügte hinzu: »Wen! Aennchen Schönborn einmal bescheert wird, der ist glückliche« Schade, daß ich die Stadt nicht nen nen dars, in Der die lleine Ballae schichte Pasfirtr. Dort wohnt heute ein noch junger, aber sehr gerichteter Gymnasialprosessor mit einein ganz reisenden Flatschen Man sagt, der erste Ball des Herrn tttrofesfarz bat-: die Beiceu zusamniengefiinrk M « — Vor-haft Moderner Dichter: ,,Det:1n«cichst kommt ein neuer Band Gedichte von mir t)erau-Z.« Bekannten »Schon wieberk Saa« mal, wie viele Kilometer Gedanken striche sind denn nuu schon von Dir gedruckt?« Nur nebel. Hauslehren »Der junae Heer Ba ron ist sebr unartig.« Neugeabelter Protz: »Er trieb so fort von mir Prügel empfangen· Fühtren Sie ihn in’s Empfangszim met « Im rechten Moment. Novellette von Agnes Gräfin von silinckowström ,,Mertwiirdig!« sagte der Gerichts rath und fingerte in seinen Taschen herum, »die Wissenschaft schreitet im mer weiter vor, nnd es giebt zwischen Himmel und Erde kaum noch etwas, was sie nicht schon entschleiert hätte, doch die Erklärung für einen geheim nißvollen Vorgang, der uns täglichen Aerger bereitet, ist sie uns noch schul dig qeblieben." »Da wäre ich aber begierig!« ent gegnete der Professor nnd richtete sich lampsbereit und lebhaft aus· »Warum oerlriechen sich Dinge, die man stets bei sich trägt und die einem wenn man sie nicht sucht, bereitwillig unter die Finger gleiten, gerade in dem Moment, in dem man sie drin gend braucht, in die nnbewufztesten Falten unserer Kleidung?« Die anderen Herren am Stamm tisch lachten, nur der Professor sah be leidigt aus, wie jemand, der gefoppt wurde. »Das ist nicht etwa Zufall, das wiederholt sich täglich mit tödtlicher Sicherheit. Jch suche z. B. im Augen blick meine Eigarrenspitzr. Sie sollten nur wissen, wie aern mir das schadet nadscbc Dina in die Hand fchliipst, wenn ich Nachtg- bor meiner Tliiire stehe nnd in der Elioettasche nach dem Haukschliissel trabbte! Biber jetzt, - — nicht um die Welt!« « ,,Vielteicht suchen Sie einmal in der Tltcstentasche!« schlua der jnnae Tot tor tacnelnd wr. Der Gerichte-roth wandte sich und sal) den andern durch die Brillengliiser mit bumoristischem Ernst an. »Das war ein erleuchtender Ge danke-. « Wahrhaftig! Da ist sie anels. Allen Respekt vor Ihrem Wis sen! Wo linken Sie Ihre Studien alisolvirt?« »Das sage ich uicht,« scherzte der junge Mann. »Aber eines möchte ich bemerleu: Jet) glaube nicht an den blinden Zufall, denn gerade das, was Sie Naturgesetz nennen möchten, wurde einst siir mich zu einer Hand habe des Glücks. die das Geschick mir Lust im rechten Moment entgegen ielt." »Das miissen Sie uns erzählen« »Er- Ioird die Herren vielleicht lang lveilen." »Im Gegenthcil! Sie sind erst seit so kurzer Zeit in unserer Mitte, daß wir von Ihnen wenig mehr wissen, als daß Sie ein vielbeschiiftigter jun ger Modearzt und angenehmer Gesell-— schafter sind. lieberdieg sind wir alle ! neugierig, wie die Nachtigallen, allerdings- dag einzige, roas toir mit« diesem Vogel gemein haben, s- also schießen Sie nnr lo5.« »Es stillt mir schwer, meine Herren, ; Ihnen einzugestelsen, daß ich nicht im- : mer der solide, vertrauenerweckendet sziinglinq lear, als der ich mich setztl meinen Patienten präsentire. Jch war sogar recht :!nsolide, gründlich ver bnnnnelt, eine Spielratte ersten Ran aes.« Der Gerichte-ratl) lachte still vor sich liin. Jlsm mochten ähnliche Jugend erinnernugen in den Sinn kommen. »Wenn ich im verschlviegeneu Hin terzimmer irgend eines Nestaurants mit meinesgleichen beisammen saß, ein paar Gläser Seit im Leibe, die Kar ten in der Hand, so gingen mir regel mäßig Vernunst nnd Besinnung stö ren. zuweilen yatre im rote-nettes- I Glück, dann pointirte ich drauf los wie verrückt, bis ich wieder alles ver lor nnd bis iiber die Ohren in Schul den itetittn Ilevrigeng will ich michl nicht schwärzer- schildern, alg ich wirt- l lich war, denn gerade in der Zeit, in der ich ant tollen spielte, versuchte ich, durch den Rausch eine Herzenswunde zu heilen, mindestean ihren Schmerz zu betäuben. I Meine Verlobung toar zurückgegan aen. Jeh hatte meine Braut leiden-— schriftlich geliebt, ein Gefühl, dass- von ihr in gleichem Mas-, erwidert wurde. Aber ihr Vater sand, daß ich nicht die leisesten Garantien siir die Zukunft bieten könne, weder als Arzt noch als Mensch, nnd aab mir den Laufpaß. l Seitdem waren Monate vergangen, i ohne daß ich etwas von der Familie i qehört hatte. Ich litt uniäalich dar-un l ter und wußte, daß auch meine kleine · Mathilde unglücklich sei, aber Stolz und Trotz verbindet-ten mitn, auch nur den leisesten Anniiherunagversneh zu machen. Seit nnd Hazard sollten ntir l darüber hinweahelien, und da tatnl dann plötzlich ein Tag, an dem ich vor der Thatsacne stand. einen aiinzlich leeren Beutel nnd keinen sit-edit mehr zu haben. Ich lief stundenlang wie rasend in i den Straßen herunt, bis der Abend heteinbrach nnd der Hunaer mich zu plagen begann. Da kam mir ein glän zender Gedanke-. Ich besas; aus der Erbschaft meiner lfltern noch ein werthvollecs altholläindiielseis Bild, fiir das ein linnsthändler mit sicher ans der Stelle ein Paar l,undert Mart ar ben würde. Damit lonnte ielt mein Glück im Spiel aan neue versuchen Besliiaelten Schrittes eilte ich heim. Ich wohnte in einem sogenannten Gartenhause. Jm Thortoeg leuchtetei elettrisches Licht, aber im Hase i herrschte Dunketheit. - I Hastia suchte ich in meiner Tasche den Thürdrücker, konnte ihn nicht sin den, brachte statt seiner selbstverständ lich Messer, Bürste nnd den Schlüssel zum Vorschein und fluchte, bis ich die Entdeckung machte, das das Futter « meiner Tasche ein Loch habe und der Ausreißer tiefer hinabgeglitten sein mußte. Richtig! Da hatte ich ihn endlich! Jch zündete ein Streichbol an, um ihn ins Schloß zu stecken, — er paßte nicht! Staunend betrachtete ich ihn. Ja, was war denn das siir ein Schlüssel? . Jm Augenblick durchzuckte mich die Erinnerung mit sast schinerzhastem Weh. Jn der ersten Zeit meiner Ver lobung hatte man ihn mir gegeben, um durch den Garten aus dem iiirzesten Wege das Haus meiner Schwieger eltern in spe erreichen zu können. Er war mir später nicht abgefordert wor den und bei mir selbst in Vergessenheit gerathen Jene ganze Zeit stand niir mit einem Mal greisbar deutlich vor Augen: das süße unschuldige Kinder gesicht meiner Braut, die Stunden reinsten Glückes, die ich in ihrer Nähe verbrachte, das köstliche Vertrauen, mit dein sie zu mir aussah und daJ Höchste von mir erwartete, alle die gu ten Vorsatze, die ich damals gefaßt Und wag war nun aus mir geworden? ——- Ein verbununelter Lump, dem Recht geschah, wenn ihm der Vater das Geschick seiner- Kindeg nicht an vertrauen wollte! Da stand ich vor meiner Hausthiir und heiße Thriinen schossen mir in die Augen Eine verzweifelte Sehnsucht nach dem verlorenen Paradiese stieg in mir auf. Das, was mich vorher nach meiner Wohnung getrieben, war ver gessen· Wie von einer unsichtbaren Macht aelentt wandte ich mich zur Straße zuriict nnd schlug den tuohlbe t-.--4-.. Un-- -:.- te un ist-k-« sutllllkll SUCH cllls Jus Inaan JJILIIUIIUI wiedersehen, wenn auch nur von wei tern, nnd wenn ich mich in den Garten schleichen und um das Haus irren sollte, in dem die Geliebte wohnte. Das Schloß der kleinen Pforte war nicht geändert worden. Der Schliissel pasxte noch immer. Lautlog öffnete sich das Gitter. Aus lichtlosen Fries-wegen gin» ich zur Villa hin, aus deren obe rer Fensterreihe sonderbarerweise Licht in den Garten fiel. Jch wußte, daß sich im Oberstock nur die Schlafzini mer der Familie befanden. EI- fiel mir da aum ein unruhiges Oinnndher von Schatten hinter den hellen Vor bängen ans. Und auf einmal kam der Diener hastig aus dein Erdgeschoß und lief so rasch nach der kleinen Pforte, daß er beinahe mit mir zu samtnenvrallte. ,,.L)erraott, der Herr Dottor!« stam melte er. »Sagen Sie niemand, daß Sie mich hier »etroffen haben, Friedrich!« sagte ich leise und packte ihn beim Arm. »Sie müssen gleich hereintommen, Herr Doktor!« rief er. »Sind Sie tol1?« »Der Himmel hat Sie hergeführt! Unser Fräulein « »Was ist mit ihr?« »Es lam so schnell und wurde aleich so schlimm. Wir telephonirten nach dem Herrn Geheimrath, der ioar aber nicht mehr zu Hause, und nun soll ich den ersten Aer bringen, den ich austreiben tann.« »Friiulein Mathilde ist trant3« »Gut-Fische Frau sagt, es sei Diph theritig, und Fräulein Mathilde sei am Ersticken.« Ich verlor lein Wort mehr. Mir zitterten die Kniee, und mein Herz klopfte zum Zerspringen, aber mit äußerer Ruhe und Sicherheit betrat der Arzt das Hang-, das sich dem Meu ieyeu oerfauoueu harre. Die Angst und Aufregung ließen Mathildens Eltern auch nur den Ret ter nnd Helfer in mir sehen, in dessen Han« sielleielit dass Leben ihres Kin des litt-» . Jch stellte bei der ersten Unter suchuna fest, daß ich noch zur rechten steit gekommen sei. Jede weitere Ver säumniß wäre verhängnißboll grinse den. ——- — - -- — Run, was soll ich noch viel Um schweife machen. - - Es Ivar meine erste glänzende, gerader geniale Kur. Der noch in der Nacht vorsprechende Geheime Medizinalrath schien von meinen Anordnungen betroffen, aber sehr befriedigt zu sein. Er wurde auf mich aufmerksam; eg trat ihm jemand entgegen, der selbstständig dachte und energisch eingrisf. Solche Leute lonnte er brauchen. Jetzt bin ich sein erster Assistent, und Mathilde ist seit vier Jahren meine Frau; ieh aber neige der Ansicht zu, daß ein günstiges Geschick mirin jenem Augenblick tiefster Erniedrigung den kleinen Schlüssel in die band spielte, der mir die spsorte zum Glück erfchlosk.« -—s——-. (- b-« Amtvdeutfelp. Von einer Stilbliithe, die auf dein Schreibader einer behördlichen Korre fpandenz ihren heitereu Kelch entfalle s te, wird die ,,Bregl.«j.liargenzta.« durch I einen Freund in Kenntniß gesetzt. tssin l tliiiriugischeg Arius-gerieth terrestr-Jn dirte mit einer anderen Behörde Neuen der Befchiiftiaung von Strafgefanae nen mit Idol-spaltete Die letztere Be . hörde antwortete: »Auf die außer ges s langte hohe jenseitige Versagung wird l diesseits beschlossen, daß die jenseitis ' wen Gefangenen auf dem diesseitigen Hofe zuni Holzsvalten verwendet wer: den dürften-« Es toäre wirklich ein mal an der Zeit daß das »diegseitige« Amtsdeutsctz dem man in Deutschland nur zu oft begegnet, in das bessere Jenseits befördert würde. -- . --..«-..---. H--· Ver Vorspann. Ein Sekundiir«bahnidyll. Es war an einem August Nachmit tag, als ein Mönnle das Wegle zuk Stationshänsle des Aktien -» Vizinads bähnle daher kam. Das Stationnki meisterle, das gerade in dem Vorgärtdt aus dem Bänkles saß und sein Pseisre schmauchte, erschrak allmächtig, nahm sein Stationsmeistei - Käpple vom Kövsle und sagte zum Männle: »Ei grjißGott, Männle, seid Jhr auch wie der da?« Das Männle aber erwiderte: »Nix da, griisz Gott. Jch möchte endlich mei ne siinfnndztvanzig Märtle für das Vorspanle das ich im Monat Januar mit meinem Nößle geleistet hal)’, als Euer Ziigle vor lanter Schnee nicht mehr vom Plötzle kam.« Das Sta tiongmeisterle zog verlegen sein Dsöele, nalnn ein Prigle nnd sagte: »Ja, mit diesen fünsnndztoanzig Märtle, dass ist so ein Sächsle, es ist halt im Käßle noch immer nicht soviel beisammen. Jhr miiszt halt ein vißle warten, vielleicht daß dac- Bälpnle ein Passagierle bringt, mit dem seinem Billette wir dann die siinsnndzroanzig Märtle vollmachen können.« Nachdem die beiden Herrle so etliche Stündle gewartet hatten, erschien am fernen Horizont ein schwachess Dampf le, dann ein kleines Schornsteinle und endlich tani ein ganzes Lotomotivle zum Vorschein. Mit einer Geschwin digkeit von drei Metern in der Minute . brauste Das Trainle heran. Schon von Wcllclll lVillllc UUL Uuylcllc lllU Uclll Taschentiichle, zum Zeichen, daß das bewußte Passagierle im Wägele sitze. Dann stieß er in’S Pfeifle, zog die Vrenise nnd mit einem Ruckerle stand daz- Ziigle wie ein Mäuerle vor dem Bahnhöfle. Grüßeno faßte das Füh rerle an’5 Mühle, dann fuhr es mit dein Händle in’S Töschle und brachte das fehlende Märtle heran-Z. Das-Sta tionsineisterle ging hierauf in sin Bureaule, entnahm seinem Kiißle ie übrigen vierundzwanzig Märkle und händigte sizd em Mönnle ein. Dem schwand sofort sein ganzer Groll vom Gesichtle, hocherfreut steckte es die fünf nnozwanzig Märtle in fein Beutelc, machte dein Stationsmeisterle, dem Loto-tiiotiosii-hrerle und dem Zügle ein Dienerle und ging heim. Das Stationgmeisterle aber seufzte erleichtert auf und sagte: »Wald wärkss ung mit dem lati-sigen Vorspannle anhö ganze Betrieble gegangen!« --———-·---———s Der einzefehmfene Hat-richten Die seit dein Jahre NOT-, bestehende s«eibgarde der F)artsctiiere, 100 Mann fiarl, mit einem (-Heneral-.Kapitän, 1 tttreuniierlentnanh 1 Setoudeleutnant, Hirten-et 2 Exemten, 1 Adfutant, 4 Vreniier Brigadierg u. s. w., ist eine Spezialität des Münchner Hofes und wird wegen ihrer alterthiiiitlichen. glänzenden Tracht von den Fremden nnd bon der Münchner Jugend nicht wenig angestaunt Die Mannfehaft setzt sieh zusammen aus den ältesten nnd schönsten Unteroffizieren der Ar mee. Ver einiger Zeit hatte nun bei eener inilitärischen Trauerfeier auf dein Friedhof ein Hartfchier das- Miß arset)irt. das-. ihm beitn Priisentirendas Gewehr ans den Händen glitt nnd zu Bist n fiel. Der Vorgang wäre wohl i-— der LUiehrheit der Leidtragenden «eacbtei geblieben, wenn nicht eine i.·.: dein Ernst deg Leben-J offenbar i.o-.t) unberiibrte Vjiiinchener Pflanze die feierliche Stille mit dem lauten Rufe unterbrochen hätte: »Jessas, a ZJartseyier ig eing’schlasen.« Trotz des ernsten Momentes hatte die Trauer versammlnng eine schwer zu bekäm pfende Deiterleit erfaßt, während der at me vistsartschier dem hofsniinggvollen Zungen wilthende Blicke znwars Jagd-glück. — Studiosus Lehmann ist vom Onkel Ritterautgdesitzer zur Jagd nach Wal denthal eingeladen worden. Voller Spannung warten Abends die Kom militonen in der Kneipe aus Lehmann. et soll ihnen von seiner Beute erzählen. Endlich tritt der Erwartete iibet die Schwelle. »Du strahlst ja förm lich! Hast wohl gar etwas geschos seq".’« wird er gefragt. - — »Da-J nenn’ iet) eine Jagd!« jubelte dieser. .,Eine solche Sau hab’ ich in meinem Leben nocti nicht nehabtl« -- »Was hast du denn nesetioiten'.’" Einen Relioocl .’« —- — »He tsewal)re!« - s »Dann vielleicht ei nen Hirsch3« -- »Nicht doch!" -- s ,,.t««)alt, ich liab’:s, eine Wildsau hat er knsctiosien!' »Unsinn! Wildsanen aibt g in in; Lisach nttmler Revier gar iiiit)t!« Wo, «;illii"’se11sel, was hast dn denn eia.ntlid) geschossen ."· »Ge sdiossen tiat)’ in) Aar nichts. alter Ren tiei Sänger-i hat einen Huer getrofer nnd war darüber so erfreut, daß er mir sofort fiinszia Eljiart pnmpte — -—--.-.-—--——— set-leiste Netto-mer Tone-its Heim Wirth, der einen gro s;cu, prächtig-In Hund hatts »So ein arofke s Thier isnxsk aber viel an Futter toiten « Wirtin »L- neinl Die Gäste ge lsen ihm in meistean ihre Speisen!« Mit-til der Gewohnheit ttiedntteiirt »Ich bin doch schreck lirls ·,erstreutl Mach’ ich da siir meine Liebste ein lyrisches Gedicht, les es noch einmal durch und —- werfes « dann in den Papietlokb!«