Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 01, 1904, Zweiter Theil, Image 11

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    Mem Domitian-f In
Linie sengt-usw
No. »U. ll.i
der Philipp is
immer noch
nit da! Wisse
Se, ich sin nit
die Frau, tvo
soiesig
zu schtehre ig,
aivwer das
geht mich doch
.............. e weniq zu
ideit Ver Lripsx wo et sot den We
deglveiler gemacht dot, der hot acht
Stunde genomnie un jetzt is er schon
purtinier czwei Woche odder so fort un
ich hen noch nickz von ihn gehört.
Denke Sie, das ig seth Jch deute-,
esJ is e Schettm Do sitz ich ietzt mit
mein Buschel stidis un areine von
Morgens bis in die Nacht, answer mais
gut dnht michs diilni.' Der Wede-:
weiter is oss Koltrs der einziae. wo ich
noch e lvenia lssssistenii von lien. lfs isJ
ja nit, daß ich niitausj Mieng sin s- o
no; Geld ben ich plentie, answer mag
geb ich do druth Jch lsen en Mann
un hen doch trin, ich sin, was mer uss
deutsch sage dicht, e Gräsdmiddohx alle
Leut steige mich nach den Phil un was
kann ich sie sor en lsekgiuhszs geliner
Gar kein. Ter Wedesireiler hat an
den Mann aeschrinnoe, ieo mein alter
Esel bot sein solle un der bot aeenn
sei-t, daß der Phil schon Zwei Woche
zukiick bei ihn aewese war un hätt das
Geld tollelttet Jetzt dente Ze nor
emol an! uss seine alte Taae macht
er noch so Bossek Der Ltleoecimeiler
bot gesagt, ich sollt mich nit weiter
truebele; der Philipp liatt daz« lsleld
cenomme un hätt sich e ariie Zeit zie
n:acht, tm wann et das ttleld eneiac
bloka hätt, dann deltl er schon lisicsder
komme. Lell ists mich en schöne Trost
gewese! lcr hatt mich duckt titseniq
stenis e Lein draus-e ton:ie, dann liiitt
ich doch geleis;t, tro ich dran sin,amiuer
tiekg ig nattinas. Tie But-se den ich
ietzt widdet all bei mich. Ich kann
Ihne sank est— i-: in die erschte paar
Daae e schreckt hätte Ritter teiisese, lii
lthx .-k.
uns-I eu- suut »m» gut tut nich zu Ucu
Ttubel gejuhit gewese. Die gute
Mönnets, wo se bei die Britschet, was
unsern verheiratde Bub seine Alte is,
gelernt den« die ware in die erschte
paar Stunde schon ioidder vergesse un
se sin widder atad so toss und srech
getvese wie befahr. Wie ich noch in
unser eiaeneo Brauperteh gelebt den,
do sin ich doch tlobsz zu die Wedegwei
lern gewese un hen als emol for e
Minnit odder zwei zu se laute könne;
awwer jetzt hen ich mich immer etscht
ussickse müsse, wann ich emol an se hen
table wolle. Das is mich auch zuviel
Unmuth gewese un do fin ich die
mehrschte Zeit in mei Haus gei. we.
ch muß Jhne awwer doch noch en
. nzident verzählr. Die Wedesweilern
hot e Partie an den Wedesiveiler usi
gemacht un do hen ich oss Kohrs en
Fntvitebschen trieqt. Jch denke es is
ein Geburtstag gewese. Ich den nit
gehn wolle, answer die Wedesweiletn
is noch emol speschiellie zu mich komme
un hot gesagt, ich müßt unner alle
Kandischens komme un se dehte mich
schuhr eckspeate un do hen ich dann
gesagt, ahlrecht. ich komme, mehbie
aß ich dann e wenig annere Gedanke
kriege. Am Obend hen ich mich auch
merklich gedteßt for zu die Partie zu
gehn. Ich hen mein beste Stoff ange
oae un hen mich die Haar gemacht, so
schön wie ich’s noch nie nit fertig ge
bracht hen. Jch hen mich auch e paar
Blume in mei haar gesteckt; warum,
das ben ich selbst nit geioiszt. Wie ich
hin sin komme, do hen se all die Auge
usfgerisse un hen sich gefreut, daß ich
»so lgut glegucktchensp Lizzie. pot der
Mccsiocllcl gklllgh Ell gUaIl splcllolo
un wann ich en junger Barsch wär,
dann tönnt ich mich in dich verliebe.
Off Kohrs bot er.·mich nor uiitschallie
wolle, awwer enniweh gleicht mer so
ebbeis zu höre. Es is e ziemtiches
Kraut dagewese un ich muß sage, ich
ben e qute Zeit gehabt; die Wehe-wei
tern hot mich mit alle Piepels etwehn
tet aemacht un mitaus, daß ich blohe
will, in teß denn no teim sin ich das
ganze Ding gewese. Mer den e feines
Sopper gehabt un arig gute Wein, un
der Wedestveiler hot mich emol in die
Kittchen gerufe un bot mich e Kimmels
che gewwe, was for meine Deitschesch
schen arig gut is. Ich hen nie nit ge
denkt, daß der Vedesweiler so en
Schenietmann wär. Bei den Sopper
sin auch Spietsches gemacht worde.
Se ben auch en Spietich von mich ben
wolle, awtver ich sin doch gar nit for
ia ebbes vriepehrt gewese un do hot en
junger Mann, wo ich vorher noch gar
nit in die Kraut gesehn gehabt ben,
gesagt, er wollt den Spietich for mich
mache. Un do bot er ein gemacht, sell
is e Pietfch gewese, un ich muß sage,
ich hat« meiieldit nit besser mache
tsnne. Am sind von sein Spietsch
do hot er mich dreimol hoch lewe leise
un all hen ie mich getichiert Ich hen
nrig aut aefiihlt un wie ich mich bei
den Schentelman bedankt heu, do is er
so nets zu mich getvese und ich könnt
vuttinier inge, er is schmiet an mich
gewese. Ei tell fuh, wann mer an so
ebbes nit mehr gewöhnt is, dann
macht's eim dosis nat fühle. Ich hen
mich arin aut kri- iLJn unter-hatte un
all die Gäit herfgs nennt-Ahn daß ebbes
im Gang war. Der junge Mann bot
mich ganz ppteit gefragt, ob er mich
beim netnme derit nn das Ding bot
mich doch zu denke get-owe. Jch hen zu
mich gesagt: «Lizzte. hen rch gesagt,
gut aus« was du duistt Du thg e
gehetrathe Frau un mehrfache ut
ter, un der unge Mann denkt mehbie,
du wärst e intele Frau, so was mer e
Mebdche nenne duht! Dann hen ich
awtoet au widder gedenkt, was is die
Diss? ich n ja so gut wie sintel, wer »
weiß, ob mei altes Kameel widder re- «
duhr komme duht un ich sin schuhr, ich ;
hen e gute Jmpreschen an den junges
Mann gemacht un ich hen gesagt: ahl-- s
recht, un do hot er sich gefreut tvie al- !
les; er hot gesagt, ich wär grad diel
Frau, too er nach gucte deht, un wann »
ich nit seine Frau wer’n deht, dann»
wär er snit for zu blelnne. Jch muß
sage, mei Herzche hat mich doch kein
der gebobbelt un ich sin schnhr, do war
nnr der strenge Wein schuld dran.
Well, so bei un bei is es Zeit gemorde
sor heim zu gehn un der junge Mann
hot mich esißtet mei Loht anzuziehe
un war arig plessent. Grad wie mer
ans das Ruhm gehn wollte, bringt
mich die Weder-weitern e lleineg Päs
cteisch un sagt, da Lizzie, ich hen dich
e wenig steht eingeräppt sor dein
Grändtscheilt mit zu bringet Do sin
ich gesehndeti Sin Sie surpreiitZ ich
dente nit un in mein nächste Brief will
ich Jhne rieporte, was das for e
Sennsehschen gcwlve bot. Mit beste
Riegards Jahrg
Lizzie HansstengeL
Aller- Ansang ist schwer-.
Von den bescheidenen Anfängen ter»
japanischen Flotte erzählt ein französi- »
scher General im Maulin »Ich sahs
das erste Panzerschiss, dag— Japan oens
England getauft «lsatte, in Der xlihede
von Jeddo seinen liinnia halten. Ei
hieß »Zum-an« Sonnenstrahl-. »in-n
einem englischen Etat-e nnd Ion enaxl
lisctker Echifsscnannsckist zur Etelles
gebracht, warf esJ den Anker ani- Zn du«
ungeheuren Bat, in der alle Flotten
der Welt hin und Verfahren tönnen
Der Tag der Antnnsi war ein arosssek
Ereianifz. Ter japanische Stab nnd
Die iavaniscbe Mannsclmit waren l- s
reit, von dem Schiffe Besitz zu ergrei- s
fen, und einige -tunden nach der tln ;
tunsr war alles an Bord. Der ne te
japanische Zchiffekommandant bat den«
englischen Kapitän ihm einige Wei
sunaen zu geben« und die tfngliinder
gaben dem neuen tiersonak rasch er
schöpfende Auskunft über die Behand
tigng der Maschine
Bevor der Tag zur Rüste ging, be:
nachrichtigte der japanische Kapitän
den Englander, daß er nnd sein Per
sonal nun genug wußten, und forderte
die Engländer, nachdem sie.?hre Miss
sion erfüllt hatten, höflich·auf, von
Bord zu gehen. Der englische Kapi
tön bat dringend um die Erlaubniß,
noch einige Tage bleiben zu dürfen, um
seineJnftruktionen zu vervollständigen
Ein Japaner erklärte jedoch. dass das
nicht nöthig sei, und die Engländkk.
oerließe en das Schiff, fest davon über-z
zeugt, daß die Japaner nie und nun
rner mit dem arofzen Ungethitm ferti g!
werden würden.
Als der japanische Fiapitän allein
und Herr an Bord war. befchlofs er,
sofort eine Probe seines Talents zu
geben« und stieg aus die Brücke. Bald
darauf fubr das Schiff los nnd
schwankte unter dem Komniando fei:
nes Führers masestätisch dahin; trotz
der ungeheuren Größe der Bai non
Yokohama machte es aber bald den be
dentllchen Versuch. an Land zu laufen.
Der Kapitän wollte die Maschine an
halten lassen. Unglücklicherweise war
aber der Mann an der Maschine ganz
unerfahren und hatte die Weisungen,
die ihm die Enatänder gegeben, voll
ständig vergessen: er fand den Stopder
nicht« und das Schiff jagte mit un
heimlicher Schnelligteit weiter.
Wir standen aus dem Hasenplatze
und verfolgten in größter Aufregung
alle Bewegungen des Schiffes, in der
festen Ueberzeugung daß es bald anr
selsigen Ufer zerschellen würde. Biber
der junge Kapitän verlor nicht einem
Augenblick seine Kaltblütigteit: das»
Schiff mußte eine Wendung machen»
und so lange im Kreise herumsahren
bis alle Feuer zu erlöschen begannen
Das war das Debiit der japanischen;
»Flotte«, die heute kühn genug ist, sich
mit der alten russischen Flotte zu ines
sen
Raums Jtos Flucht.
Marquis Jto, der in der Politik
des fernen Ostens eine so bedeutende
Rolle spielt, enttarn nur mit lnapper s
Noth, als während der abenteuerlichen
Tage seiner Jugend ein Angrifs aus
sein Leben gemacht wurde Er und ;
sein Freund Jnouye beschworen durch
ihr Bestreben, europäiscbe Zivilisation
in Japan einzuführen, den Haß ihrer
politischen Opponenten heraus, die
ihre Ermordung beschlossen. Man ver
muthete Jto in dem Hause einer Da
me, rnit welcher er in sreundschastlis
cher Beziehung stand, aber die Dante
verbarg ihn so gut, daß er nicht ge
sunden werden konnte, und gab vor.
daß er tie bereits vor einigen Stun
den verlassen habe, und dasz es ihr
lieb wäre, wenn auch die Freunde sie
sosort verlassen würden. Sie zogen
daraus ab, und Jto gelang es, in ei
gnem Ballen Seide verpartt on Bord
E eines englischen Dainpserg zu entkom
inen. Er verharrte in dieser Lage ltti
Stunden long ohne irgend welche
Nahrung oder Getränk. Alsdann
stellte er sich dein Kopitän vor und
machte ihm den Vorschlag, während
der Reise nach Liverpool als Stewart
thiitio zu sein.
T-«·««" LFSTIHHLLHSJJZZEEJ
Eine Ballgeschtchte von Reinhold
Ortcnann.
Nun ist an Fräulein Paulas Tot
lette auch die letzte Schleife arrangirt,
das letzte Häkchen geschlossen, und wie
sie neben ihre sfreundin Jlse vor den
hohen Anneideipikgec tritt, do weit- es
wahrhaftig schwer zu entscheiden, wel
cher von beiden der Preis der Anmuth
und Lieblichteit gebührt. Jlse ist blond
nnd zart wie ein Blumenelfchen, Pau
la brünett.
»Wie siiß du aussiehst, kleine the!
Die Herren aus dem Balle müßten
wahrhaftig Stocksische sein, wenn sie
sich nicht auf dein Fleck in dich der
lichten-«
»Ja, ntenn du nicht dabei wärst.
Aber wer sollte wohl neben dir beste
l)en?«
«Sch«ciine dich — — du bist eine tleine
Schmeichlerin«
»Und du bist mein liebes einziges
Goldherz. Ach, ich taun dir nicht sa
aen, wie schrecklich lieb ich dich habe.«
»Und ich dich. Ohne dich wiirde es
mir nicht das geringste Veraniiaen ma
chen, auf diesen Ball zu aehen.«
Zärtliche Umarntung, soweit es die
Riielsicht auf die empfindliche Toilette
gestattet, deren dustiaeg Mullaewebe
die jugendlichen Gestalten wie ein zar
tes Wölkchen umgibt.
Die Freundschaft zwischen den bei
den ist noch nicht sehr alt, denn Jlses
Papa ist erst nor vier Wochen in die
Hauptstadt versetzt worden. Aber was
ihm an Dauer abgeht, ersetzt der Bund
der beiden Herzen durch scliwiirmeri
sche Jnnialeit. Da Jlse von Paulag
Eltern mit auf den Bill genommen
wird, hat sie sich im Hause derFreun
din anaetleihet.
»Wi« schön es ist, eine-Freundin siirg
name «...Zseu zu tiabeu!« flüstert die
blonde Jlse, während sie sich nocthust
ml Brust nmsrblmmm halt-n lind
wir werden uns treu bleiben bis in den
Tod« nicht wahr?«
»Bis in den Tod und iiber das Grab
hinaus,« versichert Paula feierlich
»Was auch immer geschehen mag,
nichts wird uns jemals trennen.
Sie sahren auseinander, denn der
Vater Paulus-. der schon seit einer hal
ben Stunde in Frack und weisser Binde
den Salon diirchwandert, tlobst an
die Thiir mit der Frage, ob die jun
nen Damen denn noch immer nicht ser:
tig seien. Wie zwei lichte Sommervö
gel slattern sie hinaus-, und sünf Mi
nuten später sitzen sie mit den Eltern
im Wagen, eng aneinander aeschmiegt
und unter unanshörlichein zärtliche-n
Gesliister.
Seite an Seite auch treten sie in den
glänzend erleuchteten Ballsaal ein, des
sen Pracht und bunte Menschensülle
ans die an tleinstiidtische Verhältnisse
gewöhnte Jlse den überioältigenden
Eindruck eines berauschenden Wunders
hervorbringen- Sie ist so benommen,
daß sie sich eng an die bedeutend zuver:
sichtlichere Freundin schmiegt und da
bei ihre blauen Elsenaugen tnuni um
her zu schicken wagt. Am liebsten
würden die beiden sich teinen Augen
blick von einander trennen. Aber da
man doch aus einen Ball geht, um zu
tanzen, müssen sie sich wohl schweren
Herzens in dass- Unabänderliche erge:
ben.
Der junge Assessor F)artling, einer
der hiibschesten unr- elegantesten unter
den anwesenden Kavalieren, hat sich
schon vor vier Wochen bei Fräulein
Paula den ersten Walzer gesichert. und
er versäumt natürlich nicht« seineRechte
geltend zu machen. Während sie in
dem lustigen Wirbel dahinslieaen, fragt
der Assessor so beiläufig wer denn die
reizende junge Damesei. die er soeben
in Fräulein Paulus Gesellschaft gese
hen. tsr tann sich nicht erinnern, ihr
schon früher begegnet zu sein, und es
ist auch sicherlich nicht der Fall gewe
sen, denn eine so bezaubernde Erschei
nung würde sich seinem Gedächtnisz
ganz gewiß eingeprägt haben.
»Sie ist die Tochter eine-Z Regie
rungirathes und eben erst aus der
Provinz hierher getommen." antwortet
Fräulein Paula ziemlich kühl. »Von
Ansehen ist sie wirklich nanr nett.«
«Nur von Ansehen?«
»Na ja, was denn noch? Oder hat
Jhr Scharsblicl auch schon besondere
seelische Vorzüge an ihr entdeckt?«
»Ich glaube es beinahe. Dieser wei.
che Ausdruck des zarten Gesichtchen5,
dieser sanfte Blick der schönen blauen
Augen 4—«
Jetzt lachte Fräulein Paula hell aus.
»Ich wünsche Ihnen, Herr Assessor,
daß Sie als Amte-richtet in eine recht
kleine Provinzstadt kommen. Jn sol:
chen Nestern pflegen alle jungen Da
men diesen weichen Gesichtgaugoruck
und diesen sanften Augenansschlag zu
haben. Hier in der Großstadt hat
man für das, wag sich in der Regel da
hinter verbirgt, eine nicht sehr schmei
chelhafte Bezeichnung«
»Du-unweit wollen Sie sagen?
Sollte auch diese allerliebste junge
Dame - —
»D, ich will durchaus nichts gesagt
haben. Denn Jlse ist sonst ein ganz
gutes Mädchen, und außerdem ist iie
meine Freundin.«
Beim nächsten Rheinländer tanzt der
Assessor Herling mit Fräulein Jlse
eine Extratour. Und nach deren Been
digung kommt da-: blonde Elfchen
glüclstrahlend zu der Herzensfreundim
»Was siir ein angenehmer und in
teressanter Gesellschafter ist doch dieser
Herr Assessor. Sieh nur,« und sie
zeigt ihr die mit unleserlichen Its-hea
fiißen bedeckte Tanztarte, »für nicht
weniger als drei Tänze hat er mich h
reitit engagirt."
Um Fräulein Paulus Lippen zuckte
es eigenthiimlich.
»Natürlich, du hast dir ja auch ge
nug Mühe darum gegeben. Wenn
man so verschwenderisch ist mit
schmachtenden Blicken — —«
Das Elfchen steht ganz erstarrt.
»Mit schmachtenden Blicken —ich?
Höre, Paulu, das ist entweder ein
schlechter Scherz oder geradezu eine Be
lseidigung.«
»Mein Gott, warum so empfindlich!
Wenn man gleich mit dem ersten
Herrn, der einem in den Weg kommt,
so ausfallend lolettirt, muß man sich
wohl oder übel auch eine Ziritik gefallen
lassen. Jm übrigen gönne ich ihn dir
von Herzen, diesen faoen Assessor.«
Jn Jlsen’s blauen Augen funkeln
Ttiriinen des Zorn-z.
»Das ist abscheulich iind es ist nur
häßlicher Neid, tan dich so sprechen
lässi. Wenn ich gewußt hätte, daß du
eg auf ihn abgesehen hast ««
Mit einer Bewegung voll lönialichen
Stolzes wirft Fräulein Paula den
Kopf zurück.
»Ich verhitte mir dergleichen Re
densarten. Jch habe es auf Nieman
den abgesehen, und es ist nicht meine
Art, mich im Verkehr mit Herren her
augfordernd zu denehrnen. Daz über
lasse ich anderen.«
lind hoheitsooll wendet sie sich ab.
Fräulein Jlse tanzte nun aber erst
recht mit dem hübschen, amiisanten As
sessor.
Da, ehe sich rie Paare lzur Qua
drille ausstellen, tritt Paulo noch ein
lmal an sie heran und flüstert ihr mit
tncrtlich hebender Stimme zu:
»Du solltest doch nicht Vergessen, daß
meine Eltern gewissermaßen die mo
ralische Verantwortung für dich iilser
ninnmen haben. lssg miirde mir leid
thun, wenn ich ne auf rein Benehmen
aufmerksam machen müßte.
»Thue dir keinen Zwang an, mei
ne Liebe! Ich kann schon verantwor
ten, wag ich thue. Jedem Neidlzams
niel kann many schließlich doch nicht
recht machen·«
Paulus brünettes Antlitz wird blasz
vor Entriistung.
»Der Neidhammcl geht auf mich,
nicht wahr? Aber nun ist es genug
Jch habe mich schmählich in dir ge
täuscht und es ist wohl am besten,
wenn wir von jetzt ab keine Rotiz mehr
von einander nehmen«
Tag blonde Elfchen zuckte gleichmiis
thia die Achseln.
»Wie ei nshnen beliebt. Der Jer
tbum ist jedenfalls ein geaenseitiaer ge
wesen.«
Damit legt sie lächelnd ihre Hand
in den Arm des Assessorg, der soeben
gekommen ist, um sie zur Quadrille
zu holen. —
Auf den Reigentanz folgt das Ball
souper, das an kleinen Tischen einge
nommen wird. Der Assessor hat sich’"5
natürlich nicht nehmen lassen. Fräulein
Jlse zu führen, und alg er nun ihr ge
genüber an einem der runden Tischchen
Platz genommen, streift er zum ersten
Mal seine weißen Handschuhe ab. " Die
Augen des blonden Elschens werden
ganz groß, als sie den anscheinend noch
ganz neuen glatten Goldreif am Ring
finger seiner Linken blitzen sieht. Und
etwas unbedacht fährt es ihr herauå:
»Sie sind verlobt, Herr Assessor?"
Mit dem unbefangensten Lächeln
von der Welt verneigt er sich bejahenv.
»Seit drei Tagen, mein gnädiges
Fräulein! Die Anzeiaen werden mor
gen oerschictt werden. Leider tanu ich
nicht die Ehre haben. Sie mit meiner
Braut bekannt zu machen, da sie in
Wiese-baden wohnt.«
Für einen Moment hat Fräulein
Jlse die weißen Zähnchen in die Un
terlippe qedriickt Dann aber ist sie ge
gsen ihren Kavalier unbefangen und
cmä J- -·-: - -.-k.....
»......«..«, ..«. ,,...-.«.
Als das Souper vorüber ist, findet
in einem der Nebenräume eine rüh
ren-de Versöhnunggszene zwischen den
beiden jungen Damen statt. Natürlich
hat leine von ihnen gemeint, wag sie
der anderen gesagt hat. Alles war nur
halb Mißverständnisi und halb Scherz.
Und als man gegen Morgen ge
meinschaftlich heinifäl)rt, da sitzen Jlse
und Paula fest aneinander arfchmiegt
wie zwei Gesellschaftgvöqelchen im
Wagen.
Jhre »ewige« Freundschaft ist neu
gelittet unv sie sind glücklich in der Ge
wißheit, daf; nicht den Bund ihrer
Herzen trennen tann » es wäre denn
allenfalls ein hübscher junaer Mann.
Was einer nicht übt, das verlernt
’er.
» Neuerdinas soll man Torpedos cvn
truiren tdnnen, auf denen je ein
kann im Wasser reitet und die von
fihren Reitern dirigirt und kurz vor
idem Anprall an das feindli che Schiff
verlassen werden! Ra, da hätten wir
ja die lange gewünschte berittene Ma
» eine!
» s- se si
Einer Hungertiinstlerin ist die Ein
wanderung verweigert worden, weil
Eis möglicherweise der öffentlichen
vhlthatigteit zur Last fallen tönnte.
Bei den jetzigen Lebensmittelpreisen
smuß ja eine Hungerliinstlerin als
Vorleierin ein Vermögen verdienen
tönnen.
.- ..-...--.— . —.-.-.—,..»s
,,Tranip« nnd Millionär
Slizze ans dem New Yorleer Leben
von E d u a r d En
Sie saßen bei der Havana-—-daö
Stück zu 75 Cents —- im Rauchzim
mer eines der ,,prominentesten« Ban
liers in der Fünften Avenue nach
einem kleinen, späten Herrendinner.
Delmonico hatte es geliefert, nicht zu
tbeuer, nur dreißig Dollars für jedes
(-,)edect natürlich ohne Weine. Den gab
let eigene Keller des Hausherrn her,
dessen Frau mit den beiden Töchtern
seit einer Woche in Saratoga weilte.
So ein richtiges Strohwittweressent
lrinc augertesene Gesellschaft, nur
ieun, ,die Zahl der Grazien«, wie der
Wirth geistreich bemerkte. Er war als
Liliaurergcselle aus Berlin eingewan:
iert, war dann der größte Bauunter
iehmer von New York geworden, und
liatte schließlich »zum Auskuhen« ein
Banthaus gegründet. Schon als Bau
1-nternehmer hatte er den besten Ruf
genossen; namentlich staunten ihn die
Lzaubeamtcn der Stadt an wegen sei
nes sprichwörtlichen,, Gliick9«: nie war
eine seiner Miethslasernen eingestürzt.
deard Webster lin Berlin hatte er
natürlich Eduard Weber geheißen)
pflegte zu sagen: »Bauschwindel be
zahlt sich nicht; man spart ein paar
bundert Dollarg an zu schlechtemMör
tel, und stürzt solch ein Kasten mal
ein, so rislirt man Entschädigungs
klagen, die eine Million und obendrein
noch einige Jahre Smng ing kosten
lrr bezahlt sich nicht «
Und eine offene Hand besaß Web
ster. Bei jedem großen öffentlichen
llngliick stand sein Name in der Gebet
liste unter den zehn ersten, und nie mit
weniger alS einer bierstelligen Zahl·
lis machte ihm Spaß, bei solchen Ges
legenheiten zu lzeichnern »Es schmeckt
lesser hinterher,« meinte er; und loar
er besonderes mit nnfnelmt sn snnte »
H Zu Landsleuten mit einem seiner selte
nen Rücksälle ins Berlinische: »Man
ltal et ja, et is ja da!«
Webster schätzte mit einem sachkun
digen Rundblict den »Werth« seiner
Gäste auf knapp th Millionen Dol
law, denn von den Allerreichsten der
Stadt war kein einziger am Tische.
Außer dem Wirthe noch zwei Ban
kiers-, ein Lederhändler, ein Eisen
bahndirettor. zwei Häusermaller, ein
Vlutreinignnaspillen - Fabrikant und
iin armer Schlucker, der ärtnite der
(S)esellschaft, ein Zeitunggredalteur mit
höchstens zehntausend Dollarg Jahres
a--halt, aber ein anständiger Mensch —
iiberhath eine anständige Tafelrunde,
nicht ein einziger Polititer von Beruf
darunter
Man tauchte also die wirklich guten
Havanasy von denen jeder Zug unge
fähr einen Groschen kostete, und war
sehr veranügt. Natürlich sprach man
auch von dein entsetzlichen Unglück im
(f-"onneinaughthal und von den taufen
den Vermifzter, Ertruntener, Zer
schmetterter und dem trüben Loose
ihrer Hinterbliebenen in Johnstown
Jeder der Anwesenden, der Zwangs
mann einaerechnet, war sich redlich be
wußt, nach Kräften das Seine gethan
en haben, zur Linderung der tausend
fachen Noth. Sie hatten, wie sie da
saßen, zusammen mehr als t5(),0()0
Dollars gespendet, und die Cigarre
schmeckte ihnen somit nach Fug und
Recht vortrefflich.
Der Wirth des Hauses sagte mit
einem etwas verschmitzten Lächeln:
,,Gentlemen, ich taltulire, wir alle
haben so ungefähr unsere Schuldigteit
gethan, und ich rechne, von unseren be
scheidenen Gaben können gut und gern
ar- tausend Menschen ein Paar Monate
ihr Dasein fristen, bis sich etwas
Dauerhastes fiir sie gefunden. Jch bin
la freilich in einer ganz verflixten
Lage; ich habe versucht auszurechnem
wie viel ich eigentlich hätte zeichnen
sollen, soollte ich mathematisch genau
verfahren. Jch dachte bis jetztsplich
s-—lL«-.. --—- -.
ÄUIIIIII IU UUIUlULHD Lckyllkll, UULI Ulkksi
Uempel kriege ich nicht zum stimmen.
Nämlich so: Komme ich da gestern
von der Börse, wo wir Leute vom
Fach ein bißchen zusammengeschossen
hatten. Da Sieg ja doch schon wissen,
wie viel ich gezeichnet, lann ich’g ohne
Dickthuerei nochmal sagen — na also,
zehntausend Dollars rund. Jch dachtet
’s ist ja nicht übermäßig, aber doch
verhältnißmäßig: wenigstens habe ich
mich nicht damit blamirt. Lieber
Himmel, zu Grunde gegangen wäre
ich auch von zwanzigtausend nicht,
aber in diesem Jahre scheint rein die
Hölle losgelassen, und wer weiß, ob
man nicht schon morgen wieder fiir
irgend eine lleberschwemmung oder
Feuersbrunst zum Cherlbruch greifen
muß. Wo war ich? Ach, richtig, bei
den zehntausend Douaer Nicht ganz
unzufrieden mit mir, ging ich den
Broadway entlang, lauste fiir Mrsx
Webster das Brillantenhalgband mit
dem großen Spal, das sie sich längst
gewünscht - beiläufig bemerkt, ein
wahrer Fund, nur ziniilftausend Dol
lars H und blieb einen Augenblick
vor einem Laden unweit des Juwe
liers stehen. Sehr lustiges Schau
spiel da: ein dicker Thiirhiiter mit
einem Tambourmajorstock steht ler
zengerade aufgepslanzt neben einer
großen gläsernen Urne — —— und giebt
Obacht auf sie und die Vorübergehen
den.
Daneben aus einem Plalat die
letzten Hiobbotschaften aus Zahne
town, Southsort u. s. w» und darun
ter eine kurze Aufforderung an die
Mitbiirger, ihre Beutel aufzuthun
Und möglichst viel von deren Inhalt
da in die Goldsiichurne zu werfen.
Eine gar nicht üble Jdee und offen
,-..- --—. - -.---..·.«
bar von Erfolg getrsnt, denn die
Utne war gut zu einein Drittel gesiilli
mit Münzen und Noten aller Art.
Wie ich näher treten will, unt mir
die Sache näher zu besehen, kommt
mir ein Kerl zuvor, ein Kerl sage ich
zum Malen. Das wahre Modell zu
einem verlumpten »Tramp«'. Rock
und etwas wie eine Weste, halb zuge
lnöpft, genug, um zu sehen, daß nicht
einmal ein Hemd vorhanden. Na,
und die Stiefel! Wird auch wohl
nach Schnaps gedustet haben, aber
ich wagte mich nicht nahe genug. um
dessen sicher zu sein.
Was den »Tramp« nur, die Ge
schichte anging! Er stand vor dem
Plakat wie angewachsen und las die
Nachrichten sammt der Aufforderung
zum Geben mit peinlichster Gewissen
hastigkeit. So unterm Lesen wars
er oft schnelle, verstohlene Blicke nach
der seitwärts stehenden Urne. Jch
dachte mir mein Theil. Der Wächter
ließ kein Auge von dem Tramp Und
dachte auch sein Theil.
Endlich war der Kerl mit Lesen
fertig steckte die Hände in die Hosen:
taschen nnd aqu zögernd weg. Von
Zeit zu Zeit blieb er wieder stehen.
Nun trat ich an die Urne, wars ein
Fiinsdollarftiick hinein und saate zu
dein Tambourmajor: »He, der Tramp
da, wag?«
»Der du«-« Und er drehte kaum
den Kopf nach der Ecke. »Wer sich
an der Terrine vergreift, dem schlage
ich den Schädel ein.«
»Na, dazu kann’H bald Veran
lassung geben« sagte ich und aing auf
die andere Straßenseite. Das Ding
interessirte mich, das mußte ich mit
ansehen.
,,Jn3wifchen hat unser Stromer
angefangen, in all seinen Taschen zu
kramen, weiß der Himmel wonach!
Jch denke, nach einem Messer oder Re
volver, um den Wächter nieder,3uste
chen oder umiuknallen Am belldich
ten Tage und am Broadway, ein
ziemlich starkes Stück. Er tramt und
murlst in allen Ecken und holt auch so
allerlei hervor Jcki stand keine zehn
Schritte von ihm. Erst drei, nein
vier nKöpfe verschiedener Größe, die
er kopfschüttelnd umdrehte und in die
linke Hand sscholr Er suchte und
suchte weiter, eifrig, ärgerlich wie ei
ner, der weiß. es muß noch etwas
drin stecken, was sich nicht finden
lassen will. Halt! Jetzt hat er’g ge
sunden, und ein schlaues Grinsen um
slattert seine schnapsigen Züge. Was
es war, konnte ich nicht sehen; schwer-«
lich eine ernsthafte Waffe. Dann
steuerte er wieder auf die Urne zu.
Aha, jetzt wird’5 Ernst, denke ich. Aha,
jetzt wirdg Ernst denlt auch der
Wächter und faßt den Riesentniippel
lrampfhaft fest. Dabei wirst er mir
einen Blick zu, wie: Hier wird s bald
krachen! Und ich ihm einen Blick
hinüber: Bin neugierig, ob er auf
einen Hieb fällt.
Der Tramp hat von unserem Au
genaespräch nichts gesehen, sondern
schiebt sich auf die Sammelterrine los.
Da ist er davor und hat den Arm
gehoben, hat ihn mit einer Art steifer
Würde der Terrine zugesenkt; dann
hat er ihn wieder gehoben, zwei Fin
ger grüßend an die Mütze gelegt. und
ist weg, alg seien zwanzig Polizisten
hinter ilnn her.
Jch natürlich hiniiber lZum Wächter
und ihn angesahrenz ,,Nette Wache
das die dag Geld der Armen stehlen
läßt nnd den verdammten Spitzbuben
abziehen läßt. «
»Ein Spitzbulse lann der schon sein,
Herr-, ein Tramp ist er sicher-, aber
was soll ich thun, wenn er kommt
nnd einen Dime reinschmeißt und mir
saat: ,Jch bitte nm Entschuldigung
es ist der letzte silberne Mvhitaner!«
Seitdem zerbreche ich mir den stopf,
wie viel denn nnserein5, streng ge
’-....k-.k
nur«-such tu Ivsusciu Ist-lut, lUlc Ulcsklll,
zeichnen soll? So’n Trnrnp ist wahr
haftig besser dran!«
- —- -—
Religion der Japaner-.
Ein Kenner japanischer Zustände,
Joseph McCabe, hielt dieser Tage in
London einen Vortrag über das The
ma: Japan, eine Nation ohne Gott
Der Vortragende führte ans, Japan
habe eigentlich drei Religionem Sphin
doiemus mit Millionen Gottheiten,
Buddhismus mit einer Anzahl Götter
nnd Consucianisniiis, die Hauptwü
gion ohne Gottheit nnd ohne irgend
welche Beziehung zu einer Gottheit.
Während der letzten l()l)l) Jahre ist
jeder gebildete Mann in Japan An
beinger des Consncianigmus gewesen
Der Shindoignius, die eigentliche ein
beimisehe Religion, ist eine Mischung
von Naturanbetnng und Ahnencultusz
er will das Volk nicht moralisch in
spiriren und ist lediglich ein Kultus
der Cereinonien Der Buddhismus-,
ilornlisch in seiner «Lluffi1ssunq, ist zum
Formentrain geworden Auf die bes
seren Regungen der Nation iiht er lei-:
nen Einfluß mehr ans-. Der Sonsti
cinnignius war die Quelle aller idea
ten Bestrebungen in Japan Jn den
japanischen Schulen wird leine Reli
gionq :lehrt: den titndern werden nur
ellnemseine ethische Begriffe beige
l«ractit. Gott oder der Himmel wer
ten nie erwähnt. Den Rändern wird
nur die einfache menschliche Pflicht,
die der Mensch Juni Menschen het,
gelehrt. Seit lum Jahren hnt der
jsipnnifckie Nationnlneiit ec- sixh genü
nen lassen, ein rein ethische iultur im
Volke zu pflegen. Im Herzen der
kNation hat der tfoxifucinniensns eine
Stätte gesunden und alle Versuche.
tin-J Christenthnm cuszubreiteix sind
fel tgetchlagm