Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 19, 1904, Zweiter Theil, Image 14

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    Bewegte JBabnen. Z
Von Ors. many Islolmcs. ?
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G. Jstiseslltth
»san- tehte ich wieder im Farin
e ein,« tröstete er das weinende
bM das vor tder Trennung nach
wfliichtigem Wieder ehen zitterte,
dran werde ich mit iner Mutter
Frechen und ihr meine Liebe zu Dir
site-thaten Bis dahin schweig da
rüber. Meine stolze Familie darf jeht
noch nicht davon hören. Jch würde
Dir gern schreiben, aber das könnte zu
. leicht Aufsehen erregen. Gib Dich also
einstweilen mit dem Bewußtsein zu
. frieden, daß ich Dich, nur Dich allein
liebe.«
Sie heiraten wieder das Haus-; noch
eine kurze Weile, und William eilte
Zum Bahnhofr. Jn Ellens Auge zit
terte eine Thriine, als sie- dem Schei
denden nnd-schaute Ja, sie versuchte,
zufrieden zu fein, und sie hoffte weiter.
e e e
Der Februar war gekommen. Ellen
lag schon lange auf dem Krankenlager.
Ihr Verlangen, ihren Geliebten, an
dem fie mit unerschiitterlichem Ver
trauen hing, wiederzusehen, wuchs mit
jedem Tage, je größer ihre Schwäche
wurde; je näher sie sich dem Tode fühl
te. desto heftiger wurde ihre Sehnsucht
Sie beschloß, ihm zu schreiben.
»Ich weiß, daß ich sterbe,« schrieb
sie. »Willst Du nicht kommen? Es ist
so leicht fiir Dich, und mir wird es so
wohl thun. Liebfi Du mich wirklich,
Williamk Laß mich mit dem Glauben
sterben, Du habest mich wirklich geliebt
Komm und sage es mir noch einmal,
—- noch einmal möchte ich Deine Stim
me hören. Wenn ich begraben bin,
Williann so komme allein zu dem Orte,
Do Du mich zuerst schlafend gefunden
hast, und wo ich dann liegen werde.
Gott maa Dir veraeben. wenn Du mich
getäuscht hast. Komm schnell, Williani,
kommt Williarn. ich muß sterben.
Willst Du nicht zu mir tommen?«
Der Brief erreichte William an dein
Abend, da er sich fiir Mrs. Reeoes
Mfeft vorbereitete. Bei all seinem
Leichtsinn und bei all feiner Ftivolität
schnitten ihm die Worte des betrogenen
Mädchens insHerzz er zitterte und seine
Augen wurden feucht, denn er liebte
Ellen. Aber fein leichtfertiges, ver
fchwenderisches Leben forderte von ihm,
daß er edleren Neigungen Schweigen
gebiete. — Einige Tage später reiste ei
nach Deerwood.
Die winterliche Sonne neigte sich
dem Untergange zu, und ihre letzten
Strahlen beleuchteten das bleiche,
schöne Antlih Ellen-A welche in demsel
ben Zimmer, in dem Waltets Mutter
gestorben war, miide und träumend aus
dem Sofa ruhte. Traurig blickte sie
den Dampftvolten nach, die der New
orter Zug, der eben von der auf einer
nhöhe gelegenen Station Deerivood
tbfnhn hinter sich hetzog
»Mutter,« fagte sie plötzlich, »tommt
dort nicht der Omnibus von der Höhe?"
»Du haft recht. mein Kind," antwor
te Mrs. Howland, die Krante zärtlich
anfchauend. »sollee am Abend ung- noch
Besuch überraschent Vielleicht kommt
Walten obgleich ich ihm in meinem letz
ten Briefe nicht mitgetheiit habe, wie
schwach Du Dich fühlst. Warum soll
ten wir ihn ohne Noth beuriruhigen?«
Eine innere Stimme sagte Ellen,
daß der so lange, f o sehnlich Erwartete
in der Nähe sei. Sie schlang ihren
Inn zärtlich um der Mutter Hals und
flüsterte ihr zu:
»Mutter, ich habe eine innige Bitte.
Jch habe eine Ahnung, daß William
Hellenger mich besuchen wird. Ich muß
mit ihm reden; sorge dafür-, daß wir
ein Stündchen allein sind. Willst Du,
Mutter? Es ist nichts Unrechtes da
bei,« fuhr sie fort, als sie dem forschen
den Blick ihrer Mutter begegnete·
«Spiiter will ich Dir alles- erklären-"
Der Mutter fiel eS wie Schuppen
von den Augen; bis ins Jnnerste·be
stürzt, erkannte sie plötzlich die Ursache
des schweren Seelenleidens ihres ge
liebtes Kindes
«Ellen, mein Kind!" ——— sagte sie
mehr erschreckt als strenge —- ,,e5 war
Iicht recht von Dir, vor Deiner Mut
ier ein Geheimni zu haben Warum
M Du Dich ni t eher offenbart. Dei
nen Wunsch werde ich zu erfüllen fu
chenz denn ich erwarte von Dir, daßDu
nichts Unrechtes suchest. «
Ja diese-m Augenblicke betrat Wil
Iiam Helle-Her die Kranienstube; sei
nen leichten ruß erwiderte die besorgte
Meister mit einem mißtrauischen, sor
fes-senden Blick; denoch ahnte sie nicht,
enie furchtbar selostsiichtig der Mann
Ti« welcher das Herz ihrer Tocht er be
" sgen und gebrochen Jndeß dem
- Bursche ihres hiesiecherrden Kindes ker
Reis-Echte sie sich in diesem Augenblicke
J Hi Her widersesen
- silliarn nnd Ellen waren allein.
H leidet-de Lasters-a in- dem Gesichte
; ,bcs sichtlich dem Tode
Lxete ihn ergriffen Wie
er Esen von seiner
est-Theseus entfielen bei
- W den Augen El
sie b mit dein Gedanken-.
F
Z
Ave-haust von Liede u for efprochen
zu haben, wenn ihm «her chon die
Schwierigkeiten bekannt gewesen wä
ren. Aber sie wollte ihn nicht ankla
gen; dennoch llang es wie ein leiser
Vorwurf. als sie jeßt in mildem Tone,
ihre großen Augen forschend aus ihn
richtend, bemerkte:
»Ich sra e nicht« ob Du jemals ge
wünscht basi, mich zu heirathen. Jeden
falls ist es jetzt dafür zu s piit; denn ich
werde sterben. Der Tod hat ein größe
res Recht an mir, und Dir kann ich nie
mals angehören.«
Er hielt ihre glühende Hand in der
seinen; der sieberhaste Puls, die scharf
begrenzte Röthe ihrer Wangen, der un
natürliche Glanz ihres Auges, alles
dies sagte ihm, sie spreche die Wahrheit
Noch einmal kam die bessere Regung bei
ihm zum Durchbruch Er schlang sei
nen Arm um den Hals des Mädchms
und tröstete: »Ellen, rede nicht so. Jch
hoffe, daß Du noch viele Jahre siir mich
leben wirst. Glaubst Du wohl, gesund
und stark zu werden, wenn ich Dich ali
meine Frau mit nach Florida, dem
warmen Süden, nebme?'«
»O William, ist es Dein Ernst?
Zollen wir gehen ?« Mit Anstrengung
richtete sie sich aus und barg ihr Gesicht
an seiner Brust.
William ließ sie gewähren; aber
während er zärtlich ihr Haar streichelte,
überlegte er« wie er der selbstgeschaffe
nen Verlegenheit entschlüpsen könne.
Daß sie so entschieden seinen Vorschlag
trgreisen werde, hatte der Elende nicht
bedacht, und wohl oder übel mußte er
seine Falschheit nunmehr enthüllen.
«Vergib mir, Geliebte,« sagte er in
traurigem Tone. »Jn meiner großen
Liebe habe ich unverantwortlich gehan
delt. Wäre ich doch frei. meinem Her
ten zu solgenl Aber ich kann leider
nicht so, wie ich möchte. Höre, Ellen,
und dann sollst Du entscheiden. Du
hast wohl noch niemals davon gehört,
daß Jessie und ich schon durch unsere
Eltern siir einander bestimmt worden
sind?«
Williamg Stimme zitterte, als er
ciese Lüge aussprach Mit einem iähren
Ausschrei war Ellen in das- Sosa zu
rückgesunten, ihre Gestalt erbehte, wie
von Fiebersrost geschättelt Endlich
antwortete sie mit schwacher tonloser
Stimme:
»Jessie hat mir nie davon gesprochen.
obschon sie sonst lein Geheimniß vor
mir hatte. Liebt Jessie Dich denn.
William?"
»Und wenn es so wäre?« entgegnete
er. »Gesetzt den Fall, sie wäre stets ge- »
lehrt worden« mich als ihren zutiinfti
gen Gatten zu betrachten, —— gesetzt»
mein erster Besuch in Deerwood wärel
in gegenseitigem Einverständniß er
folgt. und wir hätten seither immer in s
dem Gedanken miteinander verkehrt, (
uns einstens anzugehören, was wiires
dann meine Pflicht, Ellen? Jch liebe»
Dich mehr als Jessie. Du sollst die
Sache entscheiden. Wenn Du es vers i
langst so will ich Jessie verlassen ihren
Vater deleidigen und meine Familie um
ihre Hossnung betrügen. Denke nach,
Ellen, und dann urtheileX
Nicht genug, das arme Mädchener
betrogen und gebrochen zu haben wollte
der Elende es nun auch noch zu einer
Entscheidung drängen, die ihn entlasten
sollte. Wie ein Dolchstich drang jedes
seiner Worte in ihre Seele.
»O Gott,« so stöhnte sie nach einer
langen, unheimlichen Pause »Du
prüsst mich schwer; gib mir Kraft es zu
ertragenf
William wollte sie trösten.
Schmerzerfüllt harg sie ihr Dankt jin
Den Pausen ullo Icyiuiyzir urin wu
liam. der Schuldbeladene, saß da, wie
der Angeklagte aus der Sündenbant.
Es war eine Stille in dem kleinen
Raume, wie im «Grabe. Endlich brach
Ellen die unheimliche Stille.
»Ich babe entschieden, William. Jch
gebe Dich frei. Es kostet mich ein gro
ßes, schweres Opfer; ich bringe es aus
Liebe zu Dir und Jessie. Magst Du
mit Jessie glücklich sein, und damit Da
es vermagst, verzeihe ich Dir von gan
zem herzen, was Du an mir gefündigt
hast. Nur um ein letztes bitte ich, er
spart mir den Schmerz, Euer Glück zu
sehen, wartet, bis über kurze Zeit der
Tod meinem Erdenleiden ein Ende
macht."
Diese Worte hatte sie mühsam, aber
doch mit fester Stimme hervorgebracht
Dann bat sie William, sise allein zu
Lassen; er versprach, am andern Morgen
wiederzuloinmen, aber sie hörte nicht
mehr, sie war in das Sosa zurückge
funken und brach in ein lrampfhastes
Weinen anz. So fand Mrs. Howland
ihre Tochter; mit schmerzlichster Theil
nahme, selbst Tbränen in den liebenden
Mutter-augen, beugte sie sich über die
Leidende und fragte nach der Ursache.
All-nützlich lösten sich die Tbränen der
Bitterkeit in die stiller, linder Wehmuth
aus. Noch feuchten Auges schaute El
len is das schmerzdurchsurchte Gesicht
der Mutter nnd bat
-ztsoe mich nicht heut-; Ins-gev
W er ein wird, sa e ·
MICHAEL f g ich
Williarn schlug die Straße nach
Deerwood ein. um sich ins Voiel zu be
geben. Wie ein Verbrecher schlich er
dahin, erschreckend vor feinem eigenen
Schatten. den der Mond gespensitg vor
ihm hinwarf. Sein Gewissen machte
ihm die bittersten Vorwürfe. Schwe
ren Versen und in gedrücktester Stim
mung fand er sich am andern Morgen
im Farmhause zum Abschiede ein; er
wurde sehr kiihl empfangen. Noch ein
mal sehte er sich neben Ellen nieder,
deren Aussehen die Spuren des gestri
gen schweren Kampfes verrieth. Iroch
einmal wollte er, sie tröstend, ihr von
seiner Liebe sprechen, ihr sagen, daß er
sie nie vergessen, auch nach ihrem Tode
lieben werde. Aber sie wehrte mit ihrer
feinen Hand entschieden ab. »Lasz das,
Williamf sagte sie mit zitternder
Stimme, »das ist vorbei für mich; ich
werde Dich lieben bis zu meinem letzten
Athemzuge —- aber wir wollen nicht
mehr davon reden; ich habe ausge
lämpsi, und ich muß jetzt an andere
Dinge denken. Zum Abschied nimm
zum letztenmal meine Hand; was ich
Dir mitzutheilen hatte, sagte ich Dir
gestern Abend. Wenn ich dort ruhe«
— und sie wies auf den kleinen Kirch
I hos drüben —- »dann bete für mich.«
So ging er; dieser Abschied hatte
seinem schuldbeladenen Gewissen leine
Erleichterung gebracht.
F Gegen Abend brachte der Postbote
einen Brief von Walte:. Derselbe er
zählte in ausführlicher Weise seine Be
gegnung mit seiner Großmutter Mrs.
IBellenger Ehe der alte Marsball das
I Schreiben zu Ende gelesen warf er es
I beiseite und rief unmulbigz »Tai fehlt
mir gerade bente noci): also auch Du,
Walten hast Dich von den Bellengerg
einianaen lassen. auch Dich den ich wie
meinen Augapsel liebe, sollen sie mir
rauben!«
Verwundert schaute Tante Debbh
auf. War es möglich, daß Walter sei
nern Großvater einen Schmerz bereitet
hättet
»Was gibt’s denn, Bruder? Was
schreibt Walter; meidet er unangenehrne
Nachrichten?« forschte sie, iiber ihre
große Brille schauend.
Staat jeder Antwort schob der Alte
seiner Schwester den Brief hin.
. Begierig griff sie danach nnd las ihn
bedächtig bis zu Ende. »Also Mrs.
Bellenger wird in einigen Tagen das
Grab ihrer Tochter besuchen; ach, wenn
Seth es sehen tönnte!« sagte sie zu sich,
wie im Selbstgespräch Dann schaute
sie zu ihrem Bruder auf, der ihrem
Mienenspiel mit Spannung gefolgt
war, und bemerkte
,.Jch verstehe nicht recht, was Dich
bei dem Briefe verstimmt; er enthält sa
ganz erfreuliche Nachrichten, die uns
rnit Genugthuung erfüllen können. Haft
Du den Brief bis zu Ende gelesen,
Bruder?«
»Ach was, zu Ende gelesen!« entgeg
nete der Alte rauh, »als ich dem Schrei
ben entnahm, daß schon wieder eine der
Bellengers den Weg eines der Meinen
getreuzt, da hatte ich heute gerade ge
nug; ich mag von der ganzen Sippe
nichts wissen.«
Tante Debbh beruhigte ihren Bruder
und machte ihm klar, daß sich hier die
Sache doch anders verhalte; daß der
Stolz der alten Bellenger von tiefster
und ausrichtigster Reue gebrochen sei
und sie ihren Frieden darin suche, das
große Unrecht, so viel wie möglich, zu
sühnen.
Es gelang zwar nicht, das nett-our
zselnde Mißtrauen des alten Marshall
ganz zu besiegen aber er erwies sich
doch den Vorstellungen seiner Schwester
nicht unzugönglich »Gebe Gott, daß
wir uns nicht täuschen!'« schloß er die
Unterhaltung.
e i n
Der Winter neigte seinem Ende zu;
die stiirrnischen Märztage vertiindeten
den nahenden Frühling. Eines Abends
erschien eine Darne an der Thüre des
alten hauses und fragte nach der Woh
nu Mr. Marshalls.
« habe keinen Anspruch aus Jhre
GasisreundLchaft,« sagte sie eintreten-,
«aVck Alle LUIUUII ycl DCS Accyh Das
Grab ihrer Tochter zu besuchen, und
das heim, in dem sie gestorben ist. Mir
diese Gunst zu gewären, darum bittet
ein zertnirschtes Herz.«
Es war Mrs. Bellenger, ss jedoch
von der stolzen Frau. die ehemals hier
gewesen, so verschieden, daß die Familie
sie laurn wiederertannte. Trotz der
vorhergegangenen Mittheilungen Wal
ters war die ties eingewurzelte Mei
nung gegen die Mutter der Verstorbe
nen im Iarmhause nicht gebrochen
worden, und erst ihr persönliches Er
scheinen vermochte bei seinen Bewoh
snern die Ueberzeugung hervorzurufen,
» daß Milde, Freundlichkeit und Sanft
E muth den alten Hochmuth verdrängt
F hatten. Namentlich Ellen gegenüber
»bezeigte sie eine innige Liebe und An
ihiingilichleit, die von dem Mädchen
’ bald nnd vollständig erwidert wurden·
Mrå. Bellenger blieb längere Zeit in
; der tleinen Familie; die Ruhe des ein
ssamen Hauses that ihr wohl, nnd das
E lranle Mädchen hatte ihr Herz gewon
E nen. Eines Tages, als die beiden ver
Etraulich zusammenlaßen, öffnete Ellen
ider mütterlichen Freundin ihr Herz
fund erzählte ihr die Geschichte ihrer
E Liebe, welche die alte Dame indeß aus
« dem Munde von Mes. Horoland bereits
vernommen hatte.
s Bisher hatte Mri. Bellenger Wil
iltani stets mißtrantz aber die That
sache, daß er die Liebe eines so reinen
Wesens, tote Ellen Dowlond. so jäm
merlich rniM und betrogen hatte,
löschte auch den liste- Jnnken von na
qvvnsvsa
» -s---viv
tilrliebee Zunel ung Bär-ists Enkel.
Nach zwei s Ers. ski
lenger mit dein Versprechen. bald tote
derzulommen. Sie lehrte nach Ren
Yort zurück, wo sie bald ein Gerücht er
reichte das die vornehmen Kreise schon
seit längerer Zeit beschäftigte, und das
William Bellenger und die schöne Jess c
Graharn als Verlobte bezeichnete.
Neuntes Kapitel.
Eine Enthüllung
Mit großem Interesse vernahm die
New Yorter Gesellschaft, Mrs. Bel
lenger habe sich im besten Stadttheile
ein Haus gekauft, das sie mit Walter
Marshall bewohne. Daß er einstens
der Haupterbe seiner Großmutter sein
werde, war angesichtz der offenbaren
Bevorzugung die sie ihm William ge
genüber angedeihen ließ. siir jedermann
zweifellos
An dem qualoollen Seelenzustand
Waliers hatte die außerordentliche Vet
. önderung in seinen äußeren Verhält
« nissen indessen nichts zu ändern ver
mocht. Sein gezwungenes Verhalten
gegenüber Jessie war eher noch schwie
riger als erträglicher geworden, weil bei
seiner jeßigen bevorzugten gesellschaft
lichen Stellung Jessie seine Zurückhal
tung noch weniger als ieitber zu deuten
vermochte. Sie legte als Gleichgültig
leit aus, was ilzm die größte Herzens
qual bereitete, und truq nun auch ihrer
seits volle Gleichgültigleit lzur Schau.
Eines Icaan als ihm das Herz wieder
iiberooll war, sprach er mit feiner
yGroßmulter über Jessirsz eigentbiimlig
ins-weh Nie-fon- fio f-; non-n all- lieb-neit
—-- r I« " k) ps« ·
wiirdig, nur gegen ihn tiihl und zurück
haltend Mes. Bellenger theilte ihm
nun so zart wie möglich mit, was von
Ellen ihr war anvertraut worden. Jn
gerechter Entriistnng über Williams
Schutterei rief Walten
»Der Elende! Er hat mit Ellens
Herz nur gespielt; denn niemals dachte
er daran, sie zu heirathen. Und einen
solchen eMnschen zieht Jessie allen an
dern vor.'«
»Du urtheilst in der Erregung und
darum zu voreilig. Wer sagt denn,
daß Jessie William bevorzugt? Hat
Jessie nicht viel mehr Ursache, über
Vernachlässigung Deinerseits zu kla
gen? Warum näherst Du Dich nicht
ihr, warum tauscht Jhr Euch nicht
auss«
»Großrnutter,« erwiderte Walter,
und eine Thriine zitterte in seinem
Auge, »ich habe versprochen, nicht eher
zu Jessie Graham von meiner Liebe zu
sprechen, bis der Flecken any-getilgt ist,
den das Unglück meines Vaters aus
meinen Namen gelegt hat. Wie es
scheint, wird das nie geschehen. und
deshalb muß ich schweigen und sie ei
nem andern überlassen. Jch wiirde
mein Schicksal jedoch leichter ertragen
können, wenn nicht gerade William der
Bevorzugte wäre; denn ich wünsche
Jessie glücklich zu sehen. er aber ist ein
Schutte. Lieber sähe ich JHsLe todt,
als an der Seite dieses Menschen«
,,Vertraue aus Gott, Walter, sei ein
Mann und ver.zage nicht!« tröstete ihn
die alte Dame.
Aus dem Geschäftsbureau fand Wal
ter später einen Bries seines Großva
ters vor, der ihm mittheilte, er müsse
sich sehr beeilen, wenn er seine Cousine
Ellen noch untir den Lebenden sinden
wollte.
»Die arme Ellen spricht immerfort
von Jessie und Mri.Bellender,« schrieb
Mr. Marshall. »und vielleicht will
Deine Großmutter mit Dir kommen.
Sie schien das Kind so gerne zu haben.«
Walter war entschlossen, in der
Frühe des andern Tages zu reisen.
Sein eigenes Leid vergessend, überlegte
er. wie er Jessie henachrichtigen könne,
als William plötzlich bei ihm eintrat.
»he, alter Junge,« ties derselbe,
«was sehlt Dir? Du siehst ja der
wiinscht triibselig darein.«
Walter schaute ihn mit einem sast
verächtlichen Blicke an.
»Ellen, das Opfer Deiner Schur
J
terei, liegt tm Sterben!" riet Walter
dem Elenden zu« jedes Wort schars be
tonen·v.
»Ellen im Sterben!« wiederholte
William und sant schreckengbleich aus
einen Stuhl; er wagte nicht, die harte
Rede Walters zu erwidern; er tannte
seine Schuld. Walter empfand eine
gewisse Genugthuung, daß Der Elende
doch noch nicht ganz unempfindlich sei
gegenüber dem Unheil, das er so sriool
angerichtet, und er fuhr dann etwas
milder sort:
»Hier-, William, ist der Bries meines
Großvaters, welcher diese Meldung
enthält; bringe ihn ungesäumt Jessie
Graham, oa Ellen sie noch einmal zu
sehen wünscht, und sage ihr, daß meine
Großmutter und ich sie morgen zum
Frühzuge am Bahnhose erwarten.«
Mechanisch gehorchte William; er
konnte den Blick Walters nicht ertragen
und eilte hinaus. Nicht bloß die Nach
richt von dem Sterben Ellens hatte ihn
so sehr ergriffen, denn diese tam ihm ja
nicht mehr allzu unerwartet. sondern
fast mehr noch der Umstand, das; Wal
ter von seiner Schutterei wußte. Soll
ten im letzten Augenblicke doch noch alle
seine Pläne vereitelt werden, iiir welche
seine Schlechtigteit so viele Opser ge
bracht, siir welche er alle seine besseren
Neigungen gewaltsam unterdrückt
hatte-? Noch einmal zögerte William
einen Au entrück. Sein besseres Selbst
, mahnte i , das schändliche Spiel. das
- et-trieb, auszugeben, das junge Mäd
, Hen, das er so grausam getäuscht, zu
— tesh und der Welt zu zeigen, wie
then-er ste ihm fet. sber die u ritt vor
seinen Gläubiger-i lies ihn n i da u
kommen; er murmelte: »Ich kann n t,
leh kann nicht« und mit diesem Ent
lchlusse hatte er fein Schiitfal bestegelt.
Er schob den Brief in die Tasche. ent
schlossen, denselben Jessie nicht zu liber
bringen. Fiir den Fall, daß spätere
Erklärungen niithig fein würden, war
er urn eine Ausrede nicht verlegen. Jn
folge feines Verhaltens warteten am
folgenden Morgen Walter und feine
Großmutter ungeduldig, aber verge
bens auf Jessie. Die Zeit ver-strich, und
ssie mußten ohne die Erwartete abrei
en.
Die erste Frage des leidenden Mäd
chens war, als Walter und seine Groß
mutter in die Krankenstube eingetreten:
»Wo ist Jessie, sie ist doch mitgelom
men?«
Walter erzählte kurz, die es sich zu
getragen. Er habe William den Brief
des Großvaters zur Belorgung an
Jessie gegeben, diese aber vergeblich
heute morgen am Babnhofe erwartets
,,Williani wird den Brief gewiß be
sorgt haben,« flilsterte die Kranke.
»Warum zögert Jeffie dann noch, ba
sie doch weiß, wie sehr ich nach ihr ver
lange?« Sie wandte ihr Gesicht gegen
die Wand und weinte bitterlich iiber die
scheinbare Gleichgiiitigleit ihrer Freun
din, siir welche sie ein so großes Opfer
gebracht
s »Walter,« sagte Dir-T Bellenaer, in
ihstm ri- iinn boi Isito Un pr: ist Brich
immerhin ein Mißverständnis möglich,
und Jessie weiß vielleicht aar nicht, wie
es steht. Wie wäre es. wenn Du ihrem
Vater telegraphirtest?"
s Sosort befolgte Walter diesen Rath,
s und am Abende erhielt Jessie das Tele
!gramm. Mit sieberhaster Ungeduld
erwartete sie den Morgen, und der
’Friibzug schon brachte sie nach Teeri
. wood, wo sie von Ellen mit Jubel und
! Entzücken begrüßt wurde.
» »O Jessie, wie freue ich mich, daß
; Du bei mir bist und mir den Trost ge
währst, Dich noch einmal zu sehen; ich
lerwartete Dich gestern schon mit Wal
ter.'«
s »Wie lonnte ich, do ich nicht; von sei
jner Reise wußte-I- Ten Pries. den
s Walter zur Besorguna an mich überge
z ben, habe ich nicht erhalten«
s »Liebe Jessie. ich freue mich, daß Du
s so schön und gut bist,'« sliisterte Ellen.
s Jessie schaute die Leidende bei diesen
; seltsamen Worten mit innigster Theil
J nahme an; sie ahnte nicht. welche reine,
selbstlose Liebe dieselben eingegeben
hatte.
Gortsetzung folgt)
HON
Dte Frau ist gleich ihres Titlettet
Jn einer Vorlesung, welche Mark
Tivain iiber das Thema »Die Frauii
hielt, toinmt folgende emiisante Stelle
vrr:
»Marl Tivain’s Ansicht nach bedeu
tet «Toilette'· »Frau« und »Frau«
,.Toilette«, denn er sagt: Als Thema
laßt uns die Toiletten zweier Antipos
den wählen, zum Beispiel jene einer
Eingeborenen oon Centralairila und
tie einer aebildeten Tochter unserer
böchstentsvictelten modernen Cioilisa
tren. Bei den Kannibaten trägt die
Frau zu hause oder beim Eintausen
oder beim Besuchemachen immer eine
und dieselbe Toilette, ihren Ieint.
Das ist alles, es ist ihre ganze Aue
stattuna. Es ist das leichteste Kostiim
«.-er Welt, ist aber aus dem schwärzesten
Material gemacht. Es ist auch schon
als tiese Trauer verlannt worden, aber
ei paßt immer. Es lönnte unmöglich
tesser passen. Es ist entschieden die
riattischste Toilette im ganzen Reiche
der Mode — sie ist immer fertig.
Wenn man bei einer solchen Dame
vorspricht und seine Aarte hineinschickt,
wird das Rammermädchen niemals
sagen: »Bitte. Plan zu nehmen, die
,Gniidige ist eben bei der Totlette, in
drei Viertelstunden wird sie here-blum
men.« O nein, die Gnädiqe ist immer
in Teil-stie, und noch ehe man den
Ihiiroorceaer recht sehen kann, steht sre
schon .nitten unter uns. Dann wie
derum aehen diese Damen nie in Ge
sellschast, bloß um zu sehen, was die
oder die anhat, tin-I wenn sie nach hau
ie tom.nen, beschreiben sie auch nicht.
was diese oder jene angehaöt hat, und
orrtlatschen sie nicht.
Ein wichtiger Bestandthril ver Toch
ter der höheren Kultur ist ihre Erntet
-— wie es sich auch geziemt. Manche
civitisirte Frau verliert die hälite ihrer
Reize ohne ihre Totlette, manche sogar
alle. Wenn sie in voller Toilette er
scheint, dann ist die Tochter der C:
vilisation ein Meisterwerk erlesenster
Kunst und Auslagr. Alle Länder und
alle Zonen und alle Künste leisten Tri
s but, urn ihren Theil beizutragen. Jhr
Linnen ist aus Belsast, ihr Meib aus
»Paris. ihre Spitzen sind aus Venedig,
; ihre Brillanten aus Brasilien, ihre
i Armbänder aus Calisornien. ihre Per
i len aus Cenlon, Ehre Kameen aus Rom;
; nur Eines weiß ich nicht, nämlich wo
- her sie ihre Haare hat, das habe ich nie
E heraussinben tönnen.«
- ——.-5
Wie Ueaueoi stetem
Der rohe triegerische ug der
zArauco - Jndianer CVolts amrn in
;Ebile) bestimmt auch sein Verhältniß
äzuin Weil-: Zwar iebt es bei seinem
chtt Etzen, vie au Grund gegenseiti
soer herztiiter Zuneigung geschtvssen
sworden sind, allein bei Den meisten
s tpmmt doch nur der Wunsch des Man
nes in Betracht Will er ein gewisses
inne-scheu zum Weit- hin-ein drum them
Her sein Herzenegelxetmnisz seinen renn
iren mit, die ihm durch Besehen non
Hierbei-. fetten Mit-n Mitteide
nnd anderen werthvollen Gegenstän
den die Aufbringung des staut fes
ermöglichen, und nach Uede an
dieses materiellen hinderniqu der
sanrrnelt er ch mit ilznen n einer
mondhellen acht zu P erd in der Nähe
ter Mitte seiner Auserwählten n
einem gedenen Augenblick tritt u
Soll-et uhend toer Männer ein, sie er
öffnen dem Familienvater die Ursache
ihres Kot-intens, streichen die Vorzüge
des Beioerbers sowie die Berti-eile der
gewünschten Verbindung möglichst her
aus un) ersuchen ihn schließlich utn
sein Jasvort, was in der Regel gegeben
wird. Unterdessen hat sich der Bräu
tiaam bereits dem Lager sein-er Braut
genaht, er reift sie bei den Haaren oder
Füßen, s lepnt sie »zum Ausgang der
Hütte und schwingt sich mit ihr aus sei
nen bereit stehenden Rennen Die
Liiilferufe der Geraubten bewirken al
lerdin s, das-, die übrigen weiblichen
Haus vohner mit Keulen und Stei
nen bewaffnet zur Vertlzeioigum her
leieileu, allein die Beute entrinnt ih
nen Doch, und auch die Freunde des
Bräutigams, die sich mi: deruhigenden
Worten und Gesten verxtxidigem sind
be ld aus ihren Pferden und citen unte:
Den Ber.oiinsch1uigen Ver Weiber dein
rasend fliehend-en Räuber nach, bis
sidn und seine Beute das Ticlicht des
tnächften Waldes deckt.
i Nach einem oder zwei Tagen lommt
»Das War wieder aus dem Wald her
"nor und die Frau folgt nun ihrem
Mann in iå«: neues Heim. wohin die
Freunden es letzteren die versprochenen
cnnvfnsirnssfrixtsvss ins-»Hei- hssnit Mr
..--,’- --»-.-·-,----- ·--» --s · »so
»Sch«vie—.1ekoat er befriedigt werden tön
ne. Gebet und Neuvernisihlte überrei
chen dieselben zusammen nnd sieht sich
jener in feinen Erwartungen nicht ge
täuscht« ist er voll Freundtichteit, wäh
rend die Schwiegermutter die Rolle
ter Enttiiiteten noch immer fortspieten
muß, weghaib sie 1Iekn Räuber ihrer
Tochter den Rücken kehrt wenn sie
diese auch trägt, ob itzt qun nicht
tumgrit sei. Auf die lseiahende Eint
xt-ekt desset ben bietet sie aber ihr insti
tiches .,1uf um ihrer Würde ais Gast
zsekerin alle Ehr-· zu machen; dennoch
dauert Die getiencheite Feindschaft in
manche-: Fällen Jshee lang fort, so
Laß Schwiegermutter und -Sohn sich
nur durch einen Zaun oder sonstige
Scheidewand oder bei gegenseitig zu
petehrteui Rücken sprechen. Außer die
ier bescheicbenert regekmiifngen hoch
zeitgfoem giebt es eine zweite, die den
Character Des Ktieneeiichen in noch
ausgeprägkerenr Maße trägt: Ein
Aeaueo verliebt ikch z. B. bei einein öf
fentlichen Fefiinght in eines-!- dek anwe
senden Mädchen, eitt ui sie zu. ergreift
sie und entflieht nit itzt: ones einer
reitet aus, sieht ein einsam tvnndeindes
oder aktieitendee weibtiches Wesen, das
ihm gestillt, steigt von seinem Pferd,
erfaßt es nnd gestoppirt mit feiner
Beute davon. Allerdings ciirien nach
such romantischen Niemandlzingen die
Geschenke beim Schwiegervater ebenso
wenig fetzien Its bei den tegetmiißigen
Wekbnngen
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Wie der samt-platten entstand
Zur Zeit, oa der letzte banerische
Herzog in München ers-rieth lebten
einer Sage nach in der An zwei Bau
erngeschlechier, die wie die Monteechi
und Capiileiti in tödtlicher Feind
schaft nebeneinanxser da isten. Wie in
dem Drarpa za Verona war es Esnoes
sen auch hier. Te: leyie Jochlsofer
hatte einen Erim, der letzte Schad
lachbcner eine Tränen die beide in
Liede zu einander entbrannte-« ohne
daß sie toogten, es sich einzuqestehem
Die Kinder der beiden feindlichen Ge
icklechter gajien als das schönste Paar
des Dorfes, nno ais der Herzog eines
Tages in das Dorf tarn und auf den:
Llnger allerhand Spiele ihm zu Ehren
abgehalten sour:e:i. befahl er den bei
den, vor ihn-. zu tanzen. Dem wider
sprach jedoch ':-er SchaclachbaseL
»Armes-«- Jochljoiers Hand sollt-e eine
Sapdlachtoehter beriitsren.« Ter Her
zog hielt jedoch an seinem Befehl fest,
nur sollten die beiden tanzen, ohne sich
die band zu reichen. lind so tanzten
sie denn den ersten Pl.s.tiler. wie er ge
tanzt werden man jeder fiir fiel-, stolz
und kalt sich drehend nnd tviegend,
und doch verhaltene Leidenschaft in
jeder Bewegung nnd im Blick. Am
anderen Morgen fand inan die beiden
todt irn Waldesgtnnv. Die sich irn
Leben nicht gehören sollten, hatten sich
gleich Romeo ten-d Julia im Tode ver
eini.
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Militiirischen Personen ist der Be
such der Lesehalle in Jena Verooiem
Vermuthlich will man jeder Versuch
ung zu literarischer Bethiitigung dor
beugen
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