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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Feb. 12, 1904)
Der Schwan; des Ebenen. Von U. Qsiar Klauszmanm Im Frühjahr des Jahres 1906 szurden die Be iehungen zwischen dein . tReschen und England merk iitdig espanntsr. Die englischen sei ngen chlu n einen noch heftigeten ou ge en utschland an, als in den Jahren. Man fabelte von einer - 'edanche siir Südafrila«, und sonst he ernsthafte englische Tages-rettun « n fsuchten nachzuweisen, daß es Eh ; n licht Englands sei, mit Deutsch n wegen der haltung abzurechnen t lebe das lentere Reich während der idafritanischen Krieges beobachtet " Man wies darauf hin, daß die ) immung in Deutschland, trotzdem r siidafrilanifche Krieg seit langer ls idrei Jahren schon beendet war ,och immer eine höchst englandfeind . ssse sei, und daß man nichts sehnlicher Deutschen Reich erwarte als die ollendung der Schiffsbauten, durch «-« delche das Deutsche Reich im Jahre s« 915 in den Besitz einer großen, at onsfiihigen Flotte kommen sollte »,nglische Preßstimmen führten aus die thöricht England sei, noch zehn » Ja re zu warten, um sich dann einem . «sahrlichen Feinde gegenüber zusehen ·hrend man jetzt die deutsche Flotte ne Weiteres über den lhausen rennen « nne. s « In Deutschland machte sich ein Ge «- iihl des Unbehagens geltend Man sah deutlich daß England das Deutsche s- eich provoziren und zu einem Kriege riningen wollte, der natiirlich zur See usgefochten wurde und dem vorläufig ·-«)a6 Deutsche Reich nicht gewachsen "«, »t. Allerdings schrieben auch die Ieutschen Zeitungen, daß ein Krieg mit England noch tein so großes Unglück wäre. Die deutschen Küstenoerhöltnifse .«.» machten ed einer englischen Flottel gsanz gleich ob sie vor der Weser und . Jbe erschien oder ob sie um Stagen - Irr-m Irre-h hin-eh its-n Tand in hie hit s I anging fast unmöglich, Städte zu be eszen oder Truppen zu landen. Mit diesen Truppen wäre die deutsche rmee überdies sehr bald fertig ge rden. Die Furcht. daß England urch eine ein ache Blockade unserer bösen unseren gesammten Handel un rbinden unkd dadurch auch unsere Jn strie vollkommen lahm legen tönnte, rwies sich als unbegriinsdet; denn die reundnachbarlichen Beziehungen, in denen Deutschland zu Italien, Holland und Frantreich stand, machten es leicht möglich. von den französischen, nieder liindischenund italienischen Häsen aus , nter fremden Flaggen zu exportiren. Nur die deutsche Seeschisssayrt wurde ollstiindig kalt gestellt. Es wurden auch in England Stirn -n laut, welche vor einem Kriege ntrn, weil die große Freundschaft oischen Rußland, Frantreich und utschtand eine Gesammtattion dieser ,rei Mächte gegen die englisch-: Flotte Stande bringen konnte. Die triegerischen Stimmen behielten aber in England die Oberhand, und es war vorauszusehen, dasz trotz der refer virten Haltun der deutscheniltegierung in wenigen ochen der Seetrieg mit England ausbrechen mußte. s Am 11. März 1906 meldete sich bei »dem Kavitänleutnant Wullenrveber. dem persönlichen Wojutanten des Staatssekretärs des Reichsmarine amts, ein junger, intelligent aussehen ,ver Mann, der sich mit den Worten vorstellte: »Dr. Ohm, Physiker! Jch bin ,«Entel des bekannten Physiker-Z O ter im Jahre 1804 in München geitorj ben, und von dem soag bekannte Ol):n’ sche Geseß gesunden word-en ist.« « »Der Name Jhres herrn Groß Lvom-e hat in vek wissenschaftlichen Welt einen guten Klang«, entgegnete Kavitänleutnant Wullentveden »mo mit tann ich Jhnen dienen2« »Ich Möchte den Herrn Staatsklu tiir sprechen, und zwar in einer drin genden Angelegenheit.« «Excellenz sind augenblicklich sehr mit Arbeiten überhäuft und nicht zu sprechen. Können Sie rnir mittheilen, um wag es sich handelt?« »Es handelt sich um den Krieg zwi schen England und Deutschland.« k Die Marineossiziere sind nicht nur "Soldaten, sondern auch Diplomaten; deshalb bemerkte Kapitiinleutnant Wullenivebeu · »Uns ist amtlich von einem solchen Kriege nichts belannt.« Dr. Obm lächelte. , »Das weisz ich,« sagte er; »tönnten Sie mir eine Unteredung von zehn Minuten gewähren, bei welcher wir nicht gestört werden? Jch möchte ihnen ein Experiment vormachen. Es müßten aber die Thüren dieses Zimmer-s in der Zwischenzeit geschlossen werden, damit uns Niemand stören kann.« Kapitiinleuinant Wullentveber wars noch einen prüfend-en Blick aus den Dr. "Obm, der den Eindruck eines ganz nor malen. und woeritändigen Menschen machte, und entge nete: »Ich will dvau en den Ordonnan zen sagen, daß wir nicht gestört sein wollen, dann will ich anen die zehn Minuten zur Bersiigknz stellen.« Eine halbe Stun- später gin der Kapitänieutnant Wullemveber eil rtig ,durch den Karridoy um seinen Chef auszusuchen und diesem eine Mitte-ei lung zu machen. Am Abend sand im Reichsmarineamt eine Konserenz des Staatsselretärs, des Chess des Mmarinelabinetts und des Chess VIII Idmiralstabes statt, an melcher auch Dr. Oben theilnabm. Am nächsten Momen. tu aussallensd sriiber Stunde, W begaben sich die drei Exeellenzen mit Dr. Oben und dem Kapitänleutnant Wullenweber nach der Kraxtftation der ech- und Untergrundba n in der rebbinersStraße und bestiegen den großen Schornstein. Nachmittags san-d abermals ein Besuch in der Kraftsta tion statt, und gegen Abend meldeten sich trog der vorgerückten Stunde die drei Excetlenzen zum Vortrag beim Kaiser. " Vier-zehn Tage spät-er sagte der eng lische etaatssetretär des Aeuszern im Parlament aus eine Jnterpellation iiber die auswärtigen politischen Be ziehungen: « »Es gibt allerdings augenblicklich eine Stimmung in England, die sehr zum Kriege neigt, aber es ist schwer, Krieg mit einem Löwen anzufangen, der feig den Scknvanz einzieht und flüchtig wird, sobald er nur den Geg ner sieht." Jubelnde Zurufe wurden im engli chen Parlament laut, und mehrere Redner gaben der Ueberzeugung Aus druck, daß lder feige Löwe mit Peit chentyieden geziichtigt und fiir immer zur Ruhe gebracht werden müsse. Wenige Stunden später verbreitete der Telegraph diese ungeheuerliche Provotation Deutschlands durch die ganze Welt· Als am nächsten Tage Nachmittags um 1 Uhr die Sitzung im Deutschen Reichstage begann, nahm der Reichskanzler das Wort um ausdrück lich zu erklären, daß der deutsche Löwe noch nie vor dem britischen Löwen zu riictgewichen sei und daß der deutsche Löwe niemals vor dem seigen, groß mäuligen Löwen »den Schwanz ein ziehe. Sollte er seinen Schweif gesenkt haben, so geschah dies nur, um ibn zur rechten Zeit zu erbeben und damit den «britischen Löwen kräftig niederzu fuchteln. Deutschland sei oon der ganzen Welt alr- ffriedengstaat aner tansntx wenn es aber nöthig.fei, ein unverschämtes Volk, das seit Jahr lkunderten sich als den Herrn und Mei fter in Europa aufspiele, zu züchtigen, treu-( Nu Iuyiuuu uuus out cui-un Seetriege nicht zurückschrecken. Dke Geschichte mit dein Löwen schwanz stieß in England dem Faß den Boden aus. Die englische Regierung forderte Genugtbuung sür die Beleisis Hang und drohte rnit Abberufung des otchasters in Berlin. Augenbttcklich stellte die deutsche Regierung dein eng lischen Botschaster di-: Passe zu und rief den deutschen Botschastcr aus Lang dcn ab. Der Krieg war unvermeidlich und England riistete in einer nach nicht das gewesenen Weise. Jn Deutschland brach eine Begeistes tun-g aus. wie sie seit dem Jahre 1870 nicht zu sinden ·ews:sen mar. TieDeuts schen schienen ich wieder einmal aus sich selbst besonnen zu haben. Unbegreislich blieb nur die Haltung der deutschen Regierung, welche in ver blüssender Unthätigteit verharrte. Die vorhandenen Arieggschisse wurden al lerdings in Dienst gestellt, aber in einem Tempo, als habe man nie von einem Seelriege gehört Die deutsche Negeirung schien einen Krieg noch im mer sitt ausgeschlossen zu halten. Mr beste Beweis dafur war der Eiser, mit welchem man aus deutscher Seite den Bau zweier tolossalser Leucht:l3iirine aus Hetzoland und aus der Insel Rü gen betrieb. Am U. April erhielt man aus Eng land die letzten KabelnachrichtenJIann schnitten die England-er die Kabel ein sach ab, und Nachrichten waren nur noch aus Frantreich über die Vorgänge jenseits des Kanalg zu erhalten Ott- lsafud IIIAIU sluk du«-s dass-u haste englische Geschwader, toie sie seit ten Zeiten der spanischen Armada nicht tvieer gesehen waren, aus dem Ranal gegen Deutschland in Bewegung Die eine Flotte Englands nahm die Rich tung aus die Elbe-Weiermiindung, die andere ging um Stagen herum, um durch den Sund in die Ostsee einzu dringen. ,;ede dieser Flotten zählteso große S lachtschisse und Kreuzer alten und neuen Typs, dazu ganze Flottillen von Hochseesxotpedobooten Am li. April gegen lehr Morgens wurde oon Helgolanto aus die autom mende englische Flotte gesichtet. Wohl wußten die Engländer, daß helgoland start beseitigt war; aber mit der Rie senslotte konnte man es schon wagen, die Elbe-Wesermündung zu sorciren, zumal sich herausstellte toaß die Deut schen nicht einmal die Seezeichen ein gezogen hatten. Die Englander hatten außerdem Lootsen an Bord, die in früherer Zeit in deutsch-en Diensten ges wesen waren, um siir den Fall eines Krieges die englische Flotte in die Elbe untd Weser hineinführen zu können. Jn Form eines riesenhaften Keils, an der Spiye das Schlachtschiss, das den tommandirenden Admiral trug, näherte sich die englische Armadsa unter vollem Dampf der deutschen -Fliiste. Am Mast des englischen Admiral schisfes ttieg das Signal empor: »Klar zum Gefecht!« Plödlich begann sich der Laus der englischen Schlachtschisse zu verlang samen, bis die Flotte vollkommen die Bewegungsfreiheit verlor. Es war ziemlich ruhige See, sonst hätten die hin und her schwankenden Schiffe, de ren Schrauben bewegungslos waren, sich im Wogengang gegenseitig schwer beschädigt, da man mit kurzen Zwi schenräumen subt. Keine Schraube, Iein Kralniballem tein Flaschenzug, kein Block, keine Rolle und teine Kette bewegte sich aus den englischen Schiffen. Keine Kanone,z lein Gewehr, kein Nevolver tonnte ge-; össnet und geladen werden« Kein; Säbel ioar aus der Scheide zu ziehen. M.---..M;.—.-» ·....-—.«.-- —-».---»..-.—.« » - Die ganze Flotte war m-agnetisirt, und I die eisernen S iffe mit den itrchter lichen Metallwa sen waren vo kommen wehrlos, ebenso die Offiziere und i Mannschaften, die sich auf ihnen be t fanden. Kein Kompaß funktionirte, tein Maschinentheil war in Gang zu - bringen, keine Lule, lein Schott ließ ! sich öffnen, lein Boot konnte angesetzt - werden. Eine unbeschreibliche Verwirrung brach auf den englischen Schiffen aus. Nachdem man ungefähr eine Stunde - wie in Winem Zauberbann gelegen « hatte, erichienennordöstlich von Helgo land, in doppelter Kiellinie fahrend, ! die wenigen deutschen Schlachtschiffe, « gefolgt von einer großen Zahl von - Hochsee-Torpsedobooten. Das Deutsche - Admiralschiff feuerte rasch hinter s einianQer drei Schüsse quer über das Deck des -englischen Admiratschiffes und lazn «o«icht heran, uml zu fragen, ob die Flotte tapituliren wolle; an dernfallgswiirde die gesammte englische Flotte durch Torpedog in die Luft ge sprengt werden. Eine Sinn-re später zog die noch im mer -wel)rlose englische Flotte, deren eiserne Schiffe von HochseesTorpedos booten geschleppt wurden, in die Elbe miindung ein. Die englischen Mann schaften wurden gelandet nnd in Extraziigen sofort als Gesangene nach dem Binnenla de geschafft· Dann wurden die englischen Kriegsschisfe mit ’ deutschen Matrosen und Ofsizieren demannt und daninften, jetzt wieder vollständig attiongfätxig aus cer Elbe miindung heraus, gefolgt von den we nigen deutschen Kriegsschiff-en diez ur Verfügung standen. Die riefige Flotte fuhr unter deutscher Flagge jetzt nach England und vIirelt nach Der Themse nriindung. Di-« nach der Tlxeorie Der Marconis fclien Wellenentsendnngg Apparate von Dr. Ohm erfundcnen Apparate, die magnetoelettrich Wellen lilosneteri tneit entsenrs::en, brachten auch am r unrein-Wen can-, als U-: zweite eng lische Flotte durch den Sund in die Ostsee einfuhr, von Rügen aus die eng lische Armada zum Stillstand und in deui·che Hände. Auch nicht die ac rini te Nachricht über die Wegnahme beider Flotten kam nach England. Dagegen erschien am 14. April die deutsche Flotte-, bestehend aug den we nigen deutschen Schlachtschifsen und den sortgenomrncnen englischen Pan zern, in der Themsemiindung und fuhr rnbehindert bis London, da durch IJie L«l?m’schen Apparat-: all-: die riesigen Küstenbesestigunaen wehrlos gemacht coaren und nicht eine Kancne abge feuert werden konnte. Achtundvierzig Stunden später evurtce der ehrenvolle Friede zwischen Deutschland und England in London unterzeichneL Blut war nicht geflos sen. Deutschland aber war im Besitz der 120 besten Rrieagschisse Englands gelangt und erhielt dadurch die Welt herrschast aus dem Meere.. Jm Jahre 1907 hatten die meisten Staaten schon wieder hölzerne Segel schifse und das Vorderladesnstem siir Kanonen und Gewehr-.- l«ei ihren Ma rinen.· Der Seeiriea nalsm wieder rit terlich-e Formen an. Die Torpedas wa ren nicht mehr verwendbar, unterseeis sche Boote eine Lächerlichleit. Die alten Eeehelden Nelson, de Runter, Maul-ex die sich vor Entsetzen im Grabe umge« dreht hatten, als sie ihre Nachfolaer auf eisernen Kasten, anstatt auf höl zernen Seaeischisfen operiren sahen, drehten sich vor Freude noch einmal herum unsc- laaen nun wieder richtig. Neauiescant in pace! -.---—«—-.--.--—· Siegreicher Humor. »Sie haben Ihrem Neffen nun doch noch aus seinen zweiten Brandbries Geld geschickt?« »Deinen Sie sich: der verschmitzte BrudereStudio hatte ans das Couvert geschrieben: »Bitte start zu tlingeln — Adressat hört schwer!« Wenn schon, denn schon. Er: »Wir müssen sparen, mein Schatz. Könntest Du nicht versuchen, Deine Kleider selbst anziisertigen?« Sie: »O George, wenn das schon nöthig ist, dann san-ge ich lieber bei Dei nen leidern an.« Zweck der Oper-. »Es hat mich gewundert, das-. Frau Tiarabitmp gestern Abend nicht in der Oper war.« »Sie leidet an einer Ertiiltung und lann nur im Fliiistertone sprechen. Drum hatte es fiir sie natiirlich keinen Zweck, in die Oper zu geben« Weis-, . was ee will. Charles: »Meine Frau hat eine schreckliche Handschrift. Sehen Sie ’mal diesen Bries.« Freund: »Ja, lönnen Sie den-n das entziffern?« Charles: »Natürlich nicht; ich schicke ihr einfach den Chect.« Ein Kenner-. Kindersram » err Meisters Sie möchten doch mal o gut sein und den tleinen Franz wiegen. Schlachten »Den brauchen wir sar ni erst uss de Wage zu legen. Ja lafe der inädigen Frau sagen: er wiegt su zehn Pfund mit de Knochen. Ein selbsten-Idee- Schwerensther. riiuleitu »Herr Leutnant, ist das ni t wunderbar: rvir sind beide an ei nem nnd demselben Tage geboren?" Ach! Das muß aber eine anstren ende Sache siir die Grazien gewesen em.« — Ver stolze Spanier. humoreste von E. F a h r o w. Wer ihn sah, mußte ihn sofort für eineni Auslönder halten. Er hatte das scharssgeschnittene, edle Gesicht eines Jndianerhäuptlings, brenzebraune Haut, tohlschwarze haare und schwermiithige, tiefounkle Augen. Er war Biolinist, ein talentvoller Hochschüler-, Der jetzt, nach mehrjähri gern Studium an der deutschen Mu sitschule, zurückgehen wollt-: nach Süd "Ameriia, seiner Heimath. Seine Eltern waren allerdings Deutsche, und er führte den schlichten Namen Futtermann. Aber geboren war er wirklich in der Nähe von Mexiko, und sein Aeußeres hatte ihm mit einigem Recht den Namen »der Spanier« eingetrag-: n. Kurz vor seiner Abreise geschah es, oa eine Dame, welche er sehr verehrt und die ihn »miitter·lich« geliebt hatte, ihn zum letztenmal zu sich zu Tisch einlud. Frau Riemler hieß sie und war eine stattliche und wohihabende Dame, die sich siir Kunst und Künstler innig zu begeistern wußte. Außer Fernando -— zu Hause hat ten- sie ihn immer Name-genannt s-· war noch sein Freund Willi Grunau eingetlaoem ein etwas ironischer, jun ger Berliner, Der das Leben und die Menschen mit äußerst niichternen Blicken betrachtete und sich niematg ein X siir ein U vormachen ließ. Grunau war Ziausmann und im Begriff, ebenfalls nach Amerika zu ge hen, wo er eine Stellung in einem großen Hause in Aussicht hatte. Frau Rixmler war heute sehr ge rührt, so gerührt, daß sie kaum dem guten« Essen Die gewohnte Linsacht ent aeaenbtinaen konnten tsiaentlirb störte fie ja die Anwesenheit Richard Grunaus sein bischen, denn in ihrem romantischen G-:niüth hätte sie es sich ganz besonders poetisch und reizend gedacht, an diesem letzten Tage noch einmsat so recht traulich mit ihrem jungen Freunde alle-in zu sitzen und sich einzuspinnen in eine Atmosphäre von-»Träuinerei und zärtlich-n Blicken -— sie fühlte sich dann so glüctlich toie ein junges Mädchen, vergaß das-Z be ginnende Grau ihr-er Haare unz schwebte auf den Tönen der Violine oder des Ftlaviers in unbestimmten Sphären. Richard Griiiiaii seinerseits freute sich auf die Musik nach Tisch wi: auf eine gute Zigarre; unr- wenn er bei-· des haben konnte, die Musik und oie Zigarre, so war er erst recht zufrieden und in der Stimmung, selbst lächer lich-: Seiten seiner Mitmenschen mit Nachficht zu betrachten. Deshalb lachte er auch nicht, als that-sachlich Frau Riemier unter ih rem. beliebten rothcn Lampenschirm, in der Ecke unter der Patrne Platz nahm. Dort blieb sie, das Hautp an das rothseidene Kissen ziirijctgelehnt sitzen, während Feriianoo spiklte. Fernando spielte heut-e schöner als se, die Trennung von dem lieben Deutschland liag ihm doch recht schwer in den Glied-ern und enttoctte seinen Saiten die schmelzendsten Töne. Frau Riemler schmolz ebenfalls dahin Als Grunau gutiniithiger mio dis tieter Weise vertiest in eine Reoue ani Tisch saß, erhob sich die Dame, ging zu Fernando hinüber und nestelte eine dicke, gokdene Kette los, die sie um das linle Hand gelent trug. »Nehnien Sie!« saaie sie mit er stickter Stimme. »Sieh-alten Sie dies als kleines Andenken an mich, ich Vllic chF Fernando wurce dilnlelroth. »Ich bitte — ne·in!« sagte er. »Wie kann ich ein so kostbares Geschenk von Jhnen annehmen!« »Von mir? Aber wenn nicht von mir, Ihrer mütt-:rlichen Freundin, von wem sonst wollen Sie jemals ein Geschent nehmen? Tragen Sie die Rette als Symbol des festen Bandes, welches unsere Seelen verbindet — und wenn Sie jenseits des Meeres sind, wenn Sie drüben spielen und sehen ras goldene Band blitzen, so denttn Sie -- meiner — in Freund schast.« Sie besestiate das Armband um Fernandos linkes Handgelenk« er biictie sich und preßte verschiedene in nige Küsse ans ihre Oanzy und sie vezgosz verschieden-: Tbriinen -—-- Gru nau lächelte verstohlen und rnaliziös. sk sit si Drei Monate später standen aus der grossen ,«araentinisch:n« Brücke die beiden Freunde und starrten hinab in das iies, tief unten brausende Wasser. ,,Nante!« sagte Richard Grunan, mach nicht solch ein triibseliges Ge sicht-»Die Paar Tage bis zum Ersten werden wir schon aushalten. Gehun aert haben wir ja schließlich noch nicht. »Aber beinah!«' » erwiderte Fer nando. »Diese Konzertagenten sind blutgierige Raubthiere, weiter nichts; seht ziehen sie mich schon zwei Monate mit ihren Versprechungen herum, und ich habe mein ganzes Geld mit »War ten« verbraucht.« »Wir waren eben beide thöricht, mein Lieber. Warum haben wir nicht mit der Ueber-fahrt gewartet, bis wir seste Engagementt hatten? — Na, jstzt sind tote ja über den Berg, ich Ibibe meine Stellung bekommen, und Du gibst in acht Tagen Dein erstes Konzert. Bis dahin. . . »Bis dahin müssen wir darben,« sagte Fernando düster. »Darben- ist gut, Nantel Dein Frühstück heute Morgen schien mir noch recht gehaltvoll ·u sein.« »Aber ich gab meinen letzten Dollar dafür hin.« »Ich habe noa, .in paar Dollarö. Wenn die verbraucht sind, müssen wir zu unserem Freunde an der Ecke gehen und noch ein paar Sachen versetzen. Eine seine Einrichtung, diese Versatz ämtert Halten einen immer wieder über Wasser, wenn man anfangen will, den Kon zu verlieren·« »Eine ausgezeichnete Einrichtung!« bestätigte Fernando. »Wenn man nun aber nichts mehr hat, wag man zu dem Freunde an der Ecke hintragen kann?« »Ich habe noch, lieber Rente. Erstens habe ich noch ineinelthr, zwei tens hast Du Deine goldene Me daille —- —« »Was? Meine Ehrenmedaille? Meine Hochschnlauszeicbnnng? Lie ber sterben, als die ins Psandhaus tragen!« Richard lächelte. Er sagt kein Wort, aber gerade mit seinem Lächeln wußte er Jemand-o zuweilen wild zu machen. «Mach nicht solch ein nichtswür diges Gesicht!« fuhr dieser erregt fort. »Ich weiß schon, was Du denkst! »Stolzer Spanier!« denkst Du wie der! Und dahinein ---— Nun ja, ich bin stolz —— hast Du etwas- dagegen? legst Du einen ganzen Bergen von er hobener Verachtung.« »Brrrr!« machte Richard ,,R1s.hig Blut, mein Kleiner! Sei so stolz wie Du willst, aber dann jammere auch nicht, wenn Du ein paar Tage keine Nussshmfet offen fnnnft --.- til-beinaan —- außer der Medaille hast Du doch noch das Armband von Frau Riem lert Willst Du das nicht mal zu un serem Freunde an der Ecke trag-en?« Fern-andos dunkle Augen schosseii Blitze. Diesem Berliner Herrn war doch auch rein gar nichts heilig! Jetzt sollte er gar das Andenken an rsie reine Seelenfreundschaft .niil der herr lichen Frau durch schnöde Gelt-speku lation entwiirdigen! -—- Freilich — hungern wollte er auch nicht . . . Tier schön-: Fernando war bei all seiner geniale-n und poctifchen Veran lasgung fiir Musik ein EtJtann, weichem Essen und Trinken nicht leerer Schall war. --— Er liebte es, sich bei einxni Glase Ungarwein fiir seine Doppel griffe nnd Ottavengänge zu begei stern. Und wenn er eine feine Pastete oder eine in Rothwein gedäinpfte Trüsfel genossen hatte, so spielte er viel feuriger und hinreiszencer als sonst. Nun, er war ja jetzt in der ange nehmen Lsage, auf baldige Einnahmen rechnen zu können· Denn daß sein Konzert ein großer Erfolg sein werde, daß man ihm zujiibeln, ihn um neue Konzerte bestimmen werde, saß wußte er. Er kannte seine Anieriiniiser. — ElJtehrere Tage waren hingegangen. Richard Grunau hatte etwas nie niger von seinem Freunde gcselien und gehört als sonst, da er selbst die letzten freien Tage benutzte, uin sich Stadt und Umgegend anzusehen und Bekanntschaft mit seinen zukünftigen Kollegen anzutniipfen. Am Vorabend des Antiittslages ging er eiltig über eine große Brücke, die einen so weiten Ausblick über das Wasser und die eFerne gewährte Hier hatte er oftmals mit Fernaiido ge standen und Betrachtungen über Welt und Leben angestellt, wie man sie mit zwanzig Jahren so gern macht. Da fah er am LUtittelpfriler Fer nando selbst stehen, das dunkle Gesicht mit einem Ausdruck von Bitterleit gegen das Geländer geneigt, dass Ri chard fast erschrak. Er blieb stehen- und legte dem Freunde die Hand auf die Schulter. ,,.Holla, alter Junge, Du hier? Was machst Du denn fijr ein verzweifelte-, Gesicht?« »Geh, die Welt ist ein elendes Jam mserthal!« sagte mit Grabessiiinme Fernando. »Das ist eine höchst originelle Be merkung! Was ist denn passirt? Und was machst Du denn da mit dem Arniband?« Fermndv hielt das schwere Ketten armband in seiner Rechten und starrte mit zusammengepreskten Lippen dar aus nieder. Plötzlich schlenderte er es mit einer drainsntischen Beivegunx über das Geländer hinunter »Nante!« schrie Richard auf. »Bist Tit denn ganz toll geworden-? Warum, wenn Du es niclit mehr tra aen wolltest, hast Du eg denn nicht verkauft?« Fernando sah den Freund unter halbgeschtossenen Litern von der Seite an. Niemals hatte er stolzer ausge sehen, als in diesem Augen Zick. »Schweige mir von dem Arm band!« sagte er. »Schweige mir von der Frau, die es mir gad!'« »Herr des Hirn-neigt Was ist denn Dir passirts Warum haft Du das Andenken fortgeworsen?« »Weil ich nicht mehr an die Frau, die es mir gab. erinnert sein wollte. Ver-laufen -—— konnte ich es nicht!« »Warum denn nicht? Hast Dir es doch nicht versucht!« »Buch, ich habe es versucht. Jch habe es heute seiih zu unserem Freunde an der Eck getragen — srage mich nicht« was der Entschlns mir gekostet hat —- aber er wollte«es nicht nehmen« »Nanu?« »Er wollte es nicht nehmen« sage ich Dir. Und das war kein Wunder-. Denn das goldene Armband war aus — Tombat.« verheimlicht Seit-lehnen Schweden ist das Land der Geister geschichten.« Es befindet sich dort kaum ein älteres Adelsschloß, dessen Ahnen saal nicht den bekannten unaustilgba ten Blutslecken aufwiese. Die aus Heldenthum und Verrätherischer Tücke seltsam zusammengesetzte Vergangen heit jenes hochbegabten Volkes hat da für ausgiebig gesorgt. Das große Schweigen der tiefen Wälder aber, die lastenke Melancholie des lang- bevölker ten Landes vollenden die Neigung zum lieber sinnlichen, und das jäh wechseln re Klinia der sonnenlosen Tage und taahellen Nächte siigt bei der Bevölke rung die neroöse Empfänglichkeit für dergleichen hinzu. Jn Theodor Fontanes schöner Bal lade sieht der schmedische Bauer Clan Persson, der aus seinem Acker pfliiigt, am Tage vonLützen den Schimmel Gustav Adolf-S reiterlos durch die Lüfte jagen. Aelsnliche Gesichte sind auf schwedischem Boden mehr zu be cbachten gewesen. Mit den nachdruck lichsten Zeugnissen wurde im Spät sommer 1900 belegt, daß ein smaaliim discher Bauer am 29. Juli jenes- Jah res in der Lust einen vornehmen Herrn hatte mit einem Messer erstechen sehen. An diesem Tage fiel zu Monza der zweite König des geeinigten Italiens dem anarchistischen Mordstahl zum Opfer. Jener Bauer besaß überhaupt das zweite Gesicht, und schon früher waren zahlreiche seiner Voraussagnm gen eingetroffen, nicht alle, denn diese wenig netoesngrverlye izsayigrelr In treu los wie jede von dem Bösen stammende Gabe. Dort wirken zweifellos unt-Jn trollirbare Faktoren mit, aber der Bo den ist trügerisch wie so rieles in· je nem hohen Norden. »Wiegender Grund« hat ein standinavischer Dra rnatiker eins seiner Schauspiele ge tauft. Davon hat auch das letztver flossene Jahrhundert einen seltsamen Beten geliefert. Man kennt Prosper Merimees wunderooll erzählte Geschichte, wie der 1697 verstorbene Schwedenkönia Karl XL einmal um Mitternacht von fei nem Zimmer im Stockholm-er Schloß ein gegenüber-gelegener Gemach hell erleuchtet sieht. Er saeljt dahin und sieht in dem J--ronsaal eine königlich q.«scr,:niicite Leiche sitzen, einen blossen Knaben zur rechten, einen finster aus sehenden tviserziajähriaen Mann zur linken Hand. Dann wird ein gefessel ter Mann vorgesiihrt, bei dessen Er scheinen die Wunden rer Leiche zu blu ten beginnen; der Gesanaerse wird ge a·eis;elt und dann enthauptet; mit dem Schlag Eins retseh:«vindet die Erschei nung und alles sintt in Dunkel. Der Rönia glaubt an einen Traum, aber arn nächsten Morgen zeigen seine Sekuhe Blutfleclen. Nat-ärlich soll darin die Ermordung König-( Gu stav-H ill. durch Jattob Anrtaritröm in der Nacht zum M. März 1792 aufs dein Magtenball der Sterlbalmer vor aespukt baten; der Knabe ist König Gustav lX·., der erwachsene Prinz sein Oljrim undeEnttlzroner Karl XUL Ueber diese »Vision Karls Xl.« hakt man sogar ein Protokoll utit irr-n Na irers zes Königs und denen der ihn in irr-: Nacht uniacbenden Kavaliere sa·.’nt dein des Kamuxerdieners aus re::::un:en. Die ausgetretenen Namen sind siirnnttlieli echt, an ten Bezeichne ten Taie aber udaren ihr-e Träaer schon alle aestorbtsn auszer König Karl XI. sellszr. Das »ti!i«rtotoll« wird «fjir eine Fiiisctiuna angesehen, anscheinend Fu dem VII-erk, dke Volkskreinnna mit dem politischen Untern-atta- reZ Hauses WasJ ausrusihnen asio im Interesse Ist-I Marschallg Bernadrtte verfaßt, den nath Viertreibuna Guitaos lV. die schweriscljen Stände 152310 zum Jlsznnfnlaer riewiiblt innen Nr ist iviiter als Karl XX·l. Johann 26 Jahre lang König von Schweden und Nprwenm genesen. Aber in dem bis ist-i schwebischen Strclsund haben wakrheitsliebenke Männer versichert, schon in den acktziaei J Ains-ern des 18. m ,rbnnrertg ieneg Kliro olcll in hand fchrifilicher bittnltition gekannt zu » nah-» Was ist da glaubhaft? , kahskjijuschimq durch die den Dhakscsp cken i .d)di-.«l«k«ende Botkkvirantnsie, eine ishr-n damals auf die Beieilinuna der selkstlksertlidten alten Dnnaiiie binar bei ei: Te No nvbls tliteratnr oder etwas lenisissstlnres ekn tvirtlicfder Vor fnnt Nr miixe n; it Der erste in der Wes-dichte In i« sn tun nlks ren Mi ssclls Zicit man VE-: -t·-.iacit rein Ma ms Dn auf Lcn JJztsiiifeqen Jnie In ge Oc(T«·-:« Was sc sl man rson dteien XIV-richten ..ll.nnen odsr nicht glaube-n? Von Alters kkr eiistirt im nernninischens Volksilannen das iihriischenreicb das lieferfmnlicke »ein: schen Hirn-set und Erbe«. «cm iibriaen weis i: iser wir, ais infe nie nicht wissen, nnd Paß es viele Dinge zwiscken Himmel nnd Erden E,bt von der-en sich isniisre Schul weisheit nichts träumen lä:7.t. -.-—-—-— Beicht-idem Bitte. Frau: »Herr Wirth icb hätk eine Bitte an Sie zu richten — -« Wirth: Was wünschen Sie?« Team »Wissen Sie, mein Mann ist so ehe vergeblich und da weiß ee halt nie wann er Penng geteunslen hat. Sind Sie le gu wenn Sie sehen daY er genug bat ichmeißen’i ihn Haus