Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 22, 1904, Zweiter Theil, Image 13

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    — —- Apis-« »s-.--- »
· Großfeners
Krtminalgeschichte von J r ie d r ich
Thiemr.
«Fe«uert Feuerl« tlang der schrille
Schreckeners durch die Nacht; die
Gturmglocke sandte ihr gelles Signal
weithin über die Stadt, die Spritzen
rasselten liirmend durch die Straßen,
die Bewohner stürzten, aus dem Schlaf
Xschreckh aus den hiisusern und eilten
·m Schaut-las des Ungliieks zu. Der
Brandherd befand sich am Ende der
Stadt. Die Niederlage einer großen
Konfettions-Firma stand in Flammen.
Zwei Stockwerke, mit den Waaren des
Gefchästs gestillt, gaben einen Ziinds
pst dessen das verheerende Element
ich mit ers reckender Schnelligkeit be
mächtigte. us den Fenstern schlug
·die helle Lohe, der Qualm drang. in
dichten Massen aus allen Oeffnungen
und Riyem
Das Parterre und die erste Etage,
in welchen die Vorräthe der Firma sich
befanden, waren unbewohnt, nur die
weite Etage enthielt eine kleine Man
fardenwohnung. Der Miethet dersel
ben war ein in der ganzen Stadt be
kannter alter Jung-geselle, der Lithoi
graph Weilmann In vieler Hinsicht
ein Original, hauste der etwa dieriig
jährige Mann ganz allein iu seiner eins
samen Wohnung, Niemand tam zu
ihm als eine alte Auf.viirterin, die aber
nur das alt-« Rück-e dienende Vorder
stiibchen betreten durfte. Weilmann
hatte eben seine Ichrullen, er verkehrte
nur mit wenigen Menschen, beschäftigte
sich, wie es hieß, mit der Erfindung
des ,,Perpetuum uiobile«, galt aber im
Uebrigen als ein harmloser Gesell,
dem, abgesehen von seiner seltsamen
Thiitigleit, Niemand etwas Böses nach
redete. Während ces Tages arbeitete
er fleißii in der nngesehenen lithogra
phischen Anstalt, die Abend- und auch
Nächte .vidm;«-: er dir Ausführung
sein« rifkentisukslickvpi Erd-»- Pfe fah
man bis fast zum Morgen das Licht
seiner Lampe durch die zwei Fen ter
seines Wohnzimnaers schimmern. - b
gleich er nur wenig Aufwand machte
und sein Saer nicht eben bedeutend
war, stund er doch wie alle derartigen
Sonderlinge im Ruf des Reichthums
— freilich hatte noch nie Jemand eine
größere JSumme Gelde-?- in seiner
Don-IX gesehm «
Während un:en Alles brüllend und
haltend durcheinander wogte, blieb es
in Weilxnann·s Wohnung leisngitigend
still. das brennende Licht oerriells aber.
daß der einzige Bewohner des brennen
den hause-:- nncveienv uns-« auch wach
war. Ein paar Feiier.oel)rleute stürm
ten mit Letenkgifnhr die schon sen
gensd heiszen Treppen binan uno don
nerten an die Thür, indem sie so laut,
als sie vermochten, den Namen des Jn
lnvbners riesen. ieine Aruwortl Der
Ungliickliche lag o.::nnll)5ich in festem
Schlaf.
»Schlagt die Thiiren ein!'« schrie
man von unten herauf -——.zu ipii:, dser
Rauch erstickte sast ssie liiiynen Befreier,
schon begannen die hölzernen Stiegen
Feuer zu fangen, sie mußten so schnell
als mäiglich zuriicktelkrem um nicht
selbst dem gräßlichen Feuertoo zu ver
fallen.
»Um Gottes-millen, der Mann ver
brennt !'« ertönte es jammernd alls- vie
len Meilen zugleich. Viele stauen
weinten und rungen die Hände.
»Die Leiter her, ich will zu ihn-.
hinaufl« «
Der Zemerwehrmann Hanle ivares,
welcher den gefährlichen Versuch zu
wagen beschloß· Im Nu mar die Lei:
ter enge-lehnt Dante lletterte behend
ivie ein Affe, des Rauch-i nicht achtend,
empor, erreichle das erleuchtete Fenster,
dessen Scheiben er mit zwei Schlägen
seiner Art zertrümmerte --— im nächsten
Augenblick verschwand er im Innern.
Mit einem Blick erspähte er den ein
Tom-II Riemann-r sh» nirbt ktmn ichfisf
sondern in ratbloser Todesangst des
ichiistigt war, einen Haufen von Pa
vieren und Gerathen, wie erldeniFeueri
mehrmaan vortani. in Sicherbtit zu
bringen. Der anze Tisch war mit
Maschinen, Jnftriimenten und Papie
ren bedeckt.
Weilmann begrüßte seinen Retter
auch nicht etwa sreucig
.Was wallen Sie bier2« herrschte er
ibin entgegen.
»Sie retten —"
«Lassen Sie mich, ich bin noch nicht
fertigt«
«Mensch, sind Sie wahnsinnig —
Sie verbienneni— Der Rückweg durch
die Thitr ist abgeschnitten Wich trage
Sie durchs Fenster binab —- schnell,
iiin Gettesivilleii, schnell!«
Statt der Antwort sah ihn Weil
inann verstört an. dann breitete er wie
in plötzlicher Angst einen aus dein Sosa
liegenden Mantel iiber den Tisch.
«Lass:n Sie doch das Zeug Fest —
es ist nicht zu retten.«
»Nein nein s-«
Die Flammen schlugen bereits durch
die Thiir des Elteä enziinirrees. Da schien
ein neuer Gecanle sich des offenbar
sinnlksen Litliagraphen zu bemächtigen;
iiiit zitternden Händen packteer einen
giggi der auf dem Tisch liegenden
i; und warf sie iviitbend in die
Glutin
. «Mann, was thun Sie —eg ist zu
isiit --««
Useilinann hörte nicht, er griff nach
einem kleinen Partei, das vor ihm lag,
uni es ebenfalls zu vernichten « da be
raubten ihn Rauch uiev Hin-: der Be
sinnung Stiisznend brach er zuiam
entri. Hante zögerte nicht länger. Er
Lchsb das Partei in seine Brust, packte
Ohnmächtige-n und stilrzte init
-..-—.-—«-4--.. ..-.—,.--»
thrn zum Fenster — Zuspttt —altee
um ihn Feuer und Qualm
seprungtueh ausgespannt —
ich« werse ihn hinunterl«
Eine halbe Minute später flog ein
schwerer, dunkler Körper durch die
Lust --— der unerschrockene Feuer-netzt
rnann hatte sseinen Schätzung hinab
geschleurert, das unten ausgespannte,
von dreißig Männern gehaltene Tuch
sing ihn aus. Zwanzig Hans-: sogen
den Betvusztlosen fort.
»Fertig!«
»Fertig!«
Ein liihner Sprung, eine zweite Ge
stalt folgte der ersten.
,,hurrah!«
Retter und Geretteter svaren unbe
schäsdigt angelangt. Es war vie höch te
eit denn eben stürzte das aber te
tockwcrh das nur aus Fachwert be
stand, mit entsetzlichem Gelrach zusam
nien
Die ausgehende Sonne beleuchtete
nur noch eine rauchende Triiinrner
stiitte. Polizeibeamte, Soldaten und
Feuerwehrteute hielten dieselbe besetzt,
immer neue Neugierige lösten die heim
tehrenoen Zuschauer ab.
Plötzlich stiirmte mit angstbleichem
Gesicht ein Mann daher, die sclslottern
deGestatt in einen alten Mantel ge
hüllt, ein paar Haue-schicke oie ihm viel
zu groß waren, an den Füßen
»Herr Weilniann s—- das ist er!« rieil
es von allen Seiten.
Ungestüm brach sich der Lithograph
Bahn durch xie ihn umringeirde, mitl
Luntert Fragen aus ihn eindriugeure
Menge.
,,Wo sind die geretteten Sachrn?«
wandte er sich an den ersten Jener
tvehrmanm der ihm ausstieß.
Dieser zuctte die Achseln
»Es sst alles sortaehracht worden
wenden Sie sich an cen Polizei In
spettor »Dort steht er.«
Weil-nann machte sofort Kehrt und
wandte sich zu rein Jnspettor.
»Nun, Herr Weil-nann, frisch uno
gehian
»Da-ne — ich —«
»Sie hat-en gar lein-: Verletzung er
litten?s« ,
»Nein, nein —«
»Sie sind in’g Hotel Friedrich ge
bracht ;vorden?«
»Ja —-—- hat-e dort lange bewußtlos
gelegen —-— hale erst vor einer halben
Stunde wie-ver vie volle Besinnung er
langt.«
So .var es in der That. Und lauin
kehrte ksem G-:retteten die Geistes-gegen
tvart zurück, so blickte er mit wild
funtelnoen Augen um sich und fragte
nach den gerettet-n Gegenstänrrn Man
lonnte ihm leine Auslunft geden; da
sprang er vorn Lager auf und wollte
barlsiiuptig, halb entllei’cet, in Strüm
pfen, so wie er dagelegen hatte, nach
der Brandftätte ausbrechen Vergebens
suchte man ihn zu halten; in aller Eite
schaffte der Wirth einen allen Mantel,
einen Hut und ein Paar Schuhe herbei,
so angetdan rannte Weilinann wie ein
Befessener davon·
Die Angst flierte dem armen Teufel
ous den Augen.
Er hör:e gar nicht oen Gliickyounfch
Mc Jnfpeliorg. »We) sind die gerettelen
Sachen-« stieß er hastig hervor.
»Dor: triiden in einem Schuppen — —
ciber von Ihrem Eigenthum iit nichts
dabei, Herr Weilmann, es thut m: r
leid, Ihnen das eröffnen zu müssen«
»Gut nicht- i«
«Gar nicht«
Reine —— Maschinen —- tcine Pa
Herei«
»Nicht ein einziges Stück.«
Ein Blitz ten Triumphs flackterte in
den grauen Augen des Sonderlinas
auf« ten er dadurch verbarg, daß er
fein Gesicht mi: der hand bedeckte.
Dann fing er an zu klagen und zu
stöhnen. «
»Alle-Z hin —- meine kostbaren Ge
räth-e —- meine Erfinoung -—— unbe
·zcl)lkar, unsersetzlich fgir die Mensch
exclu
Cin Poiizeisergeant, ver sein Ge
scmtner hörte, trat heran. »Herr Weil
mann, etwas ist doch gerettet worden«
Wcilmann erbleich:e. ,
»Seit-Das s-— wag —-— wag denn?«
»Ein kleines, brauner- Padet » der
Feueewehrmann Hante hat es zu sich
gesteckt, als er Sie heradholte —-- Sie
lkieitenes in der Hatt-O, als Sie zufam
menbrachen.«
«Wo ift das Packet«s" ftanmselte der
Lithograph.
»Heute hat es noch im Besitz er
wollte es Ihnen übergeben, mußte aber
nach hatt e, da er durch einen herabs
stiirzenden Balken am Kopf verletzt
worden ist«
»Wi) wohnt er?«
»Gnrtenstxaße 5, drei Treppen-"
»Dante!«
Weilsnann eilte hinweg, während
ihm bit Jnspettor und fein Untergebe
ner kopfschüttelnd nachlassen
»Ein tomptettet Narr!« meinte oer
Jnfpeitor lächelnd.
»Das Feuer hat ihm vollends den
äopf verdreht,« ftimtnte der Sergeant
i.
«Der Liihograph jagte in athemlofem
Laufschritt der Wohnung Dankes zu,
nicht achtend der ungeheuren Anstren
gung, die den noch nicht viillig wieder
Gehäftigten fast zu Boden warf.
Schwer atizmenso sank er auf den ihm
mit freundlichem Eifer gebotenen
Stuhl.
»Sie sind Herr Hante« preßte er
keuchend heraus. .
»Jawoyl,« entgegnete danke. Mr
wackere Feuertveiyrrnann saß mit ver
bundenem Kon auf dem Sofa.
»Sie haben mich gerettet«
aO, es war nur meine Pflicht,« er
widerte der teicheivene Mann.
»Ja fo —— ich werde Sie belohnen —
gut belohnen — ich tanle Ihnen —
Sie haben auch ein Packet für mich in
Sicherie it gebracht?«
»Dasselbe, was Sie in sder Hand
hielten — Sie waren eben im Begriff,
es kvie Iie anderen- Sachen in’g Feuer
zi: schleudeen ——- in sinnloser Aufre
aung, wissen Sie —- «
»Wi) haben Sie das Parteis«
»Das Pack-et? Ich gab eg meiner
Frau in Verwahrung — sie hat eH in
den Schrank geschlossen.«
Der Litlsograph stand auf und trat
zu dem Schrank, dessen Thiir er sofort
aufzureißen versuchte. Umsonst — sie
war verschlossen.
»Da weiden Sie sich wohl ein wenig
gedulde-r müssen; meine Frau trägt
den Schl iissel bei fiel« sie ist gegangen
sich einmal die Bransastätte anzusehen
und lo.nint erst in einer Stunde zu
riick. «
»Jn einer Stunde » das ist lang.
Jch muß das Packet haben, es entlsiilt
idertbsoolle Dolumente; lönnen Sie
at ggelse212« «
»Im JiothsalL sa. «
»So sehen Cie und lassen Sie sich
die Zits.iissel von ehrer Frau geben —
ich lohne es Jlsnen gut. Wollen Sie-«
»3e n g rn
i
i
»Wann können Sie wieder da sein«-»F
»Im einer lkiertelstunde bis- »in-Jan ig
Minuten «
»Gut ich ziehe indessen in ein Cafe,j
um zu srijbstiicken Ich bin noch nüch
tern und seht schwach. Jn einer halben
Stunde bin ich wieder hier«
Weil lmann ging. »Der hat ec« aber
eilig,« dachte Hernie, stand auf und sog
sich hastig an. Indem er noch den
Rock zutniipste, trat seine Frau schon
wieder ein, sie hatte vergessen, Geld zu
sich zu stecken uno beabsichtigte doch,
im Anschluß an iikten Spaziergang
nach dem Bran«:platz einige Eintiiufe
zu mach n Hanle
Ersuchen ver- Lttboarriphen dessen Be
--.«....-«.
eröffnete ihr dag«
sur-ist«- ks dluuc susssksuuh uukx »bl«
Wesen des Originals entsprechend
sand.
Frau Hante schloß sofort auf und
nahm das Packet aus dem Schrank.
Ihr Mann nahm es ihr aus rer Hand
und bezrachtete es; der Umschlag war
lkalb zerrissen sodaß derJnhalt theil
rr ise durch die Liictcn hindurch srcht
bar roar
,,Lll;a, da begreife ich sein: Sorge-«
ri f Hanle lachend, »das sind ja Hun
rerttnartscheine th n der Narr Mitte
ess diese Nacht in der Aufregung bald
ins Feuer getoorfen.«
»Und was fiir eine Meine-» fiigke
seine Frau hinzu. »Der alte Hagestolz
ist also doch reich. Wie viel mögen
das sein."«
Hanie beaann zu zählen· Plötzlich
lzielt er bestürzt inne. »Herraot,t da
sind Scheine dabei, die noch ganz leer
sind aber ganz« Dasselbe Papier und
riefclbe Größe — und hier .v-«:lche, auf
denen erst der Rand gedruckt ist.«
»Was bereut-et das?« fragte krau
Danie, ihren Mann betroffen an
fchauend. «
»Ich weiß nicht« aber halt, ich will
doch erst einmal vie Papiere kein Po
szIeiJnspettor vorlesen Die Sache
tonmit mir verdächtig vor, dazu die
Hast, das Benehmen des Mannes-, seine
Angst weißt du, Verwa, sag-schin,
wenn er totntnt und ictx noch nicht su
riirt bin du hättest ntir unter; oeggrie
Schlüssel gegeben, ich sei aber dont
Herrn Brand-:irettor behufs einiger
thtsiiinfte aufgehalten worden«
Mit diesen Worten verließ Dante
eiligxn Schrittes das Haus« Der Poli
zeiJnfpeltor war eben erst roiedcr in
seine-n Biireau eingetroffen, als der
Fern-« rioel,rmann anlangte, und ver
hörte ririi.;e Angest: llte der acschädiatcn
Firma Tiber die iuuthmaßliche Ent
si hunazcrsache des Feuers
»Mein Zweifel das ist sie Ursache,«
sagte cr. »Die jungen Leute, die noch
gestern Lilieer in die Niederlage ge
sandt wurden, Um einige bis-Mc
Zackets derauszusuchem find mit dein
«icht unvorsichtig umgeganaen. —Wa5
—-ll-. . ktmt «
lUUlsLls III, quclsc
»Herr Jnspettor, kann ich Sie ein
paar Minuten allein sprechen?«
»Ist aie Angelegenheit erichtig?«
»Aeuizerst dringend.«
»Komm-en Sie herüber.«
Die beiden Männer zogen sich in ein
Nebengemach zurück, svo Hanle dem
Jnspettor das Päckchen mit den nöthi
gen Erläuterungen übergab. .
Der Jnspetior horchte auf nnd griff
gespannt nach dem Packet, Dessen Jn
halt er einer aufmerksamen Prüfung
unterzog. Endlich sagte er: »Nein
Zweifel, Dante, Sie haben da eine
michtiaeiintreckung gemacht, Sie haben
den seit Jahren gesuchten Baum-diens
siiifcher gefunden, dessen Schlauheiti
unt Vexfchlagenheit hieher aller unfe-: i
rer Briniihun en spottete, uno dessen;
geineingefiidrltcheg Treiben so lange diej
gesammte Geschäft-Zweit in Aufregung
und Angst erhielt. Man wußte nichts
einmal, wo man ilyn ungefähr suchen (
sollte —i;i:rl-,er führte kein-e Spur,da»
er die Berwertisung nur in sicheres
Ferne nnd mit ungeheurem Rafsiness
ment betrieb. Falls sich, woran- nicht(
zu zweifeln, der Verdacht bestätigt so(
haben Sie sich die ausgesetzte Beloh:
nuna von fünfhundert Mart verdient.
McAlso Deshalb führte der Mensch das
einsame Leben, miethete vie entlegen-:
Wohnuna über der Niederlage, ließ sich
für ein Original verschreien und ver
breitete die Meinung, er beschäftigte
sich mit Phantastischrn Erfindungen
Ungestiiit betrieb er unter dem Schutz’
dies-er Gieriickte seine verbrecherische
Thätigieit Gestern überraschte ihn der
Ausdrucks des Brandes bei seinen Ar
beiten, er tssrrnochte nicht schnell geratg
die verratherischen Werkzeuge aus dem
Weg zu schaffen unsd fürchtete daher
die Blicke Dersenigem ldie ihr Leben an
seine Rettung wagtens. Dei-halb ant
wortete er nicht unsd setzte sich lieber
der höchst-en Gefahr aus. A s er sah,
daß teine Möglichkeit des Verbergens
seiner Geräthe und Materialien mehr
bestand, warf er sie lieber in's Feuer,
um nicht durch sie verrathen zu wer
s:-en. Kommen Sie schnell, damit er
nicht erst mißtrauisch wird, er muß
auf der Stelle festgenommen werdenl«
Unverzüglich begab sich der Jnfpel
tor mit Hanke und zweien seiner Leute
in des Feuertvehrmanns Behausung.
Hanle ging zuerst allein hinein, erfand
den Liihographen schon mit höchster
Ungeduld sein-er wartend. Unter dem
Vorgehen, laen Schrank aufschließen«
zu wollen, verschloß er schnell hielt-ach
»dem Nebenzimmer fürhensde Thür, wo
rauf er einen lauten Pfiff aus-stieß·
Erschrocken sprang Weilmann auf,
aber schon sprangen Polizeibeamte
derein, und trotz seiner oerziveifelten
cktegeiuoehr Zvar er in einer Minute
übermältigt nnd gefesselt. Angesichts
der gegen ihn vorliegenden Beweise
blieb ihm nichts übrig, als ein offenes
tsteftändniß abzulegen, woraus hervor
ging, das; der durchtriebene Gauner in
Verbindung mit ein paar gewandten
Zionkplixen -«— einem Banlbeamten in
der Residenz und einein im Ausland
wohnenden Kaufmann ———- schon seit
acht Jahren sein oerbrecherisches Ge
werbe ausiibtr. Seine fachmännischer
Geschicklichleit —- er galt alg der ta
lentoollste Lithograph der ganzenStadt
-— - ermöglichte ilmi die Herstellung
wahrhaft bewunderngwerttser Falsifd
kate, deren Erkennung als Jniitationen
nur einem sehr geübten Aule gelang.
Ohne das zufällig in der stiederlage
cuggedrochene Feuer wäre man ilsm
rvolzl noclt lange nicht oder überhaupt
nie auf die Spur gekommen. Er so
«nrlik als sein-e Komplicen ernteten im
Zuchthang den Lohn ihres gemein
schaftlichen Wirkens-, während Hante
nicht nur die ausgesetzte Belohnung,
sondern auch noch in mancherlei ande(
rer Gestalt oerdiente,Bcroeise der öf
fentlichen Dankbarkeit erhielt·
Wh
Die Räumung des Dauetevtekei.
i Ueber ein bisher unveröffentlicheg
i Dctument, betreffend den Krieg von
ists-L schreibt man aus Kopenhagem
Der dänische Oberbefehlshaber im
deutsch- dänischen Kriege war General
de Meza. Als er sich veranlaßt fah,
das Dannevhrte in Schleswig aufzu
aeben unb- das däniische Heer zurück
zuziehem erhob sich in Däneinart ge
gen ihn ein wahrer Sturm der Ent
riisiung. Man nannte ihn Landes
verrather und veranstnltete Rundges
bungen gegen ihn, wo man nur konn
te. Ganz besonders erbittert war das
Ropenhagener Publikum und fein
Haß richtete sich auch gegen die Fa
nisilie de Mezas wie auch gegen die
»Köniasfamilie, die man für Den Be
fchlnfi des Generalg verantwortlich
machte. Die Angehörigen de Mezas
in Kopenhagen durften sich öffentlich
nicht zeigen, ohne arme-in beieltimpft
und verunglimpft zu werden. Als Ges
neral de Moza, von seinem Posten ab
rufen nach der Hauptstadt zurück-·
ehrte, wagte feine Familie nicht, ihn
zu empfangen; er musxte die letzte
Strecke des Weges im Wagen zurück
:eaen. Der General verhielt sich ruhig,
ertrug »die öffentlichen Schmähungen
wie die Verabschiedung aus seiner ho
hen Stellung mit Ruhe und starb
bald darauf ale ein vergrämter
Mann.
Seitdem war es um feinen Namen
tuhia. Militkirwiffenfchaftliche Kriti
ter Des Arie es von Mist haben aller
dings später die volltotnmene Richtig
teit des Verhalten-) de Mezas unzwei
felhaft nachgewiesen un«o Veranlas
sung genommen, den geschinijhten
Mann zu vertheidigen. Rein geringe
rer alk- Generalfeldinarfchall Moltt.
L-« h: - cII-..h:.- U- L- Un« - .- .
»Ist-I UIL Uksslkslssk UL LJILCIY UIII ILIII
Land und das dänifche Heer aner
kannt: als er von König Christian in
Audiene empfangen wurde und in ei
nem Vorzimmer das Bild des Gene
rals fab, äußerte er in seiner ruhigen
Weise: »Ein muthiger Mann«. Nun
veröffentlicht die Zeitschrift »Das
neue Jahrhundert« eine Rechtferti
aungsfchrift von der Hand des Gene
rals« Die zur Veröffentlichung be
stimmt war, auf Anrathen seiner
Freunde aber nicht bekannt gegeben
murre· Ein jetzt lebender Angehöri
aer der Familie bat nun das interes
fante Schreiben de Mezas veröffent
licht. Es ist als ein »Aufruf" an seine
Mitbiirger gedacht, in dem der Gene
ral die von ihm angeordnete Räu
mung des Dannevirles mit Rücksich
ten auf das Heer und Isie Sache-, fiir
die Dänemarl kämpfte, begründet
Wäre man sechs Stunden länger in
der Stellung beim Dannevirte ver
blieben, so hätte das Heer große Ver
lufte erleiden müssen. Die jetzige Ver
öffentlichung dieses interessanten
Schriftftiicks wird viel bemerkt und
als Rechtfertigung Des Ver-unglimpf
ten aufgefaßt.
———-·-.-—«
Erkannt.
Studichs Bierlinsa befindet sich im
Examen, macht nlxser feine Sacke fehr
schlecht. Eben shat der Professor zvieder
eine Frage an ihn gestellt, auf die er
nichts zu antworten weis-» Er greift
nach ein-r neben ihm steif-enden Flasche,
schenkt sich ein Glas Wasser ein und
leert es auf einen Zug.
Professor »Nun nun —- nur nicht
sub-ich verzweifeln, Herr Kandidatt«
Eine lustige ZEIUdantengefchtichte
von C. A. Hennig
Wie ein Lauffeuer durcheilte eines
Morgens die Kunde die Stadt: Der
Kassirer der Firma Hochstein ist mit
der Kasse flüchtig gegangen. Das gab
eine Sensatsion! Man sprach von zwei,
drei, vier, ’ja fünf Millionen, ksie der
Ungetreue mitgenommen haben sollte
und erörterte lebhaft die Frage, wohin
er sich gewandt haben könnte usnd ob
man seiner wieder habhaft werden
würde. Un·v wenn sie ihn nicht er
wischten, ob dann das Haushalt-es ei
nen solchen Verlust werde überwinden
tönneiu Was indeß diesen letzt-en
Punkt betraf, so wurde man darüber
bald beruhigt. Denn so gegen neun
Uhr sah man Herrn Hochstein durch
Die Straßen dem Polizesigebäude zu
schreiien. Er war zwar etwas bleich,
aber seine Miene verrieth keinerlei
Bestiirzung oder Aufregung, und die
theilnehmenden Grüße, die ihm heute
besonders zahlreich gespendet wurden,
ausitiirte er sogar mit eine verbind
lichen Lächeln. Nein, die Firma Hoch
sie-in konnte wohl einen Stoß erleiden,
aber in ihrem Funrsameni zu erschüt
tern war sie Durch solch ein Ereigniß
noch nicht. Dieser Ueberzeugung war
Jedermann, der Herrn Hochstein ge
gesehen hatte.
Der Polizeioirettor hatte hieraus
mit Herrn Hochsiein eine lange Bera
thung, während welcher der Telegraph
bereits nach allen Richtungen der
Windrose spielte. Natürlich ohne Er
folg. Denn so eins Plan ist immer
schon von langer Hand her vorbereitet
und lrsird mit rein üblichen ruchlosen
Rassinemeut zur-Ausführung gebracht.
Das Ende der Unterhaltung war, daß
der Uolizeidireiior Herrn Hochstein
einen gewiegten Deteltioe zur Verfü
gung stellte, welcher, abgesehen von
dentsonstigeu Maßnahmen, die Spur
Des Flüchtiaeu erforschen sollte. Na
Iürlsich hatte Herr Hochstein ein-e ent
- svrecbend hohe Belohnung auf Die Er
«areifung des Defraudanten gesetzt.
« Jn Begleitung des Kviminalbeaw
ten begab sich Herr Hochstein wieder
» nach Hause, denn der erstere wollte
; nicht versäumen, die Geschäftstäume
Ieiner genaueren Durchfnchung zu un
itergiehem um vielleicht hieraus einige
Anhaltspunkte für die Richtung zu
. finden, welche der Kassirer genommen
i haben könnte. Doch auch ciefe Maß
I nahme blieb erfolglos-.
, ,,Haben Sie gar keine Vermuthung,
,welchen Weg der Flüchtling einge
Hchlaaen haben lönnte?« fragte Herr
s Hochstein. »Bei-te Jhres Schlageg
i haben doch bereits die scharfsinnigsten
iäombinationen fertig, ehe wir ge
wöhnlichen Sterblichen noch aus der
ersten Vesiiirzung heraus sind.«
Der Deteltive zuate die Achseln.
Glauben Sie, daß er nach Ame
rika ist?"
,,Nein," erwiderte lebhaft der Betei
iive, »das glaube ich nicht. Dieses
einstige Eldoran aller Durcl)gänger
ist jejtzt einer raschen Verfolgung viel
zu günstig geworden, als daß ein in
telligenter Verbrecher dorthin seine
Flucht nehmen würde.«
»Und weiches Land halten Sie denn
fiir das relativ sicherste, uni in Ruhe
einen mitgefiihrten Ran zu verzeh
ren?«
,,Je nun —- da gibt es wohl man
chen Winkel in der Welt, wo ein
Mensch nnbehelligt von Den Gesetzen
leben kann, wenn aber einer nebenbei
sein Leben genießen will, halte ich
Griechenland fiir am geeignetsten das
zu. ---— Das liefert nicht aus, und die
Verhasiung eines Defraudanten kann
nur auf Deutschem Grund und Boden
ersolaen. das bziisit an Vorn sinke
i
s
I
i
Leutschen Schiffes. Jst einer schlau,
tann er dies natiirlich vermeiden, aber
es ist schon mehr als einer in die Falle
gegangen.«
»Und nas glauben Sie also, daß
nun zu t« n ist Z«
»Wir müssen abwarten, bis wir ir
gend eine, wenn auch noch so schwache
Fähite entdeck:n,« gab der Beamte zur
Antwort. »Es hätte keinen Sinn, ziel
los ins Blaue hineinzureisen.«
»Als-) warten wir,« seufzte Herr
Hochstein.
Seine Geduld sollte indessen aus
keine allzu harte Probe gestellt wer
ren. Denn schon am dritten Tage
nach jener Unterredung meldete der
Detettibe seinem Austraggeber, daß er
sast sichere Nachrichten von dem Ver
schwundenen aus Palermo erhalten
habe. «
»Dann sort, ohne eine Minute zu
verlieren,« rief der Kausherr aus.
»Meine Sachen sind bereits aus der
Bahn,« erwiderte rer Detektibe.
»Und die meinen sind ebenfalls
schon gemäß« gab Herr Hochstein zu
rück. »Den-n ich begleite Sie!«
»Wie, Sie wollen sich den Strapa:
zen einer solchen Reise unterziehen?
Ich glaube, daß meine langjährige
Thiitiakeit mich befähigt, die Sache
allein « —- —-«
»Bitte, fassen Sie meinen Entschluß
nicht als Mißtrauen gegen Sie aus,«'
unterbrach Herr Hochstein den Kriteri
nalisten. »Aber die Sache ist die
»- ich hätte daheim keine Ruhe. Sie
gehen als Vertreter Der Staatsgewalt
in erster Linie der Person nach, ich
aber in der Hauptsache meinem Gelde,
und isch habe so ein Gefühl, als könnte
meine Anwesenheit zur Wiedererlan
sgung desselben von Nasen setn.'«
- - « -...--,W——-.--s-·.
»Sie können möglicherweise M
haben,« stimmte de- Detettiv Fu. »Ich
lhabe Sie inur darauf aufmerksam ma- «
chen wollen, daß ed keine Vergnü
gsusngsreise ist, die wir anzutreten im
Begriffe find. Ich reife als Beamter
und- skenne als solcher wederRth noch
Schlaf, weder Bequemlichkeit noch-«
,,Unbesorgt, ich stelle meinen
Man-us,« warf Herr Hochsiein ein«
Der Deteltive hatte nicht übertrie
ben, wenn er die Anstrengungen einer
solchen Reise betont hatte. Die beiden
Verfolger nahmen sich kaum Zeit zu
den nöthigsteni Mahlzeiten, sondern
benützten die günstigsten Ansschiiifse,
die zu haben waren. Uebrigens schien
diese Eile ganz nach dem Sinn des
Herrn Hochstein zu sein, dem die Reise
nicht schnell genug von- Statten gehen
konnte. Jn Palermo angekommen,
fanden sie zwar bestätigt, daß der De
fraudant daselbst angekommen war,
alle-in von hier ab fehlte auch jede wei
tere Spur.
»Es ist nicha anzunehmen, daß er
sich hier irgendwo verborgen hält,'«
sagte der Tetettive. »Denn mit einer
so großen Baarschaft wäre es auch
aar nicht i«aihsnni, sich lange in dieser
Geaenfos aufzuhalten.«
Ihre Ansicht, dafz sich der Ent
flohene nach Griechenland gewandt
hat, gewinnt demnsach an Wahrschein
l«ichteiit,« erwiderte Herr Hochstein.
IDer Detettioe blickte nachdenklich vor
sich hin«
Es wird uns nichts übrig bleiben.
als auf gut Glück itlserznsetzen,« sagte
er dann. »Die Hafenposlichi über
wacht die Flnloinmenden immer schär
i ser als diie Abfihrcndem und wir we«
i den dort eher seine Spur wieder auf
nehmen lönnen, ais-J- sie hier verfol
gen.«
l So befrieng denn die bei-den Herrer
einen bereitstelkendcn Dampfer und
standeten in kurzer Zeit au hellem
Yeskcen Fand-n Las-»- U« ------- . sei- ess
I-,---- www-·- voss st- -»- »Hu-us un u II- IsO
Geheimpolizist sofort eine fieberhafte
Thätigkeit, während Herr Hochsiein
im Hotet verblieb, um sich ein wenig
Ruhe zu gönnen. Als der Beamte
aber nach einigen Stunden fruch«
los-er Arbeit wieder in das Hotel zu
rückkehrte, fand er zu seinem Staunen
feinen Begleiter nicht mehr vor, statt
dessen aber wurde ihm vom Hotelbe
"sitzer ein dickes Schreiben ausgehau
digt. Hastig erbrach es re r Detektive
und lag nnn folgende-tu
»Seht aeehrter Herr! Verfolgen
Sie nicht länger einen Mann, der io
unschuldig ist wie ein weißes Lamm
Mein Kassirer hat keinen Pfennig de
fraudirt. Wohl nder habe ich mein
geiamnite s Vermögei mit mir genom
men um zu verhind: rn, daß es mei
nen Gläubigern in die Hände gefallen
wäre »Für Ihre sichere Bedeckung
sowie die inöaiichste Beschleunigung
der Reise sage ich Ihn-en meinen ver
bindlichsien Dant. Jnliegende fünf-«
tausend Mart willen Sie als Ent
fehädigung für Ihre Mühe und die
Ihnen widerfahrenc Ellihstifikation ans
nehmenu Den Rest werde ich asns
dihren Rath hicr in Ruhe verzehren."
Auf ein deutscheg Schiff gehe ich nie
mals. -— Hochstein.«
-----s-...-——
titeschicln ilnn rcmt
l
i »Wie ich lese, hat Frau Molincni
Den Ar vatt geheirathet welcher ihr die
Ehesch idunq crwirltef
,,Gei»)ieht ihm recht ; ich habe iiir dieje
Sitze nnag amvält- nie »ic! iibrig ge
I habt. «
i
Harmonie-.
» an (,; ur neneintretenden lijichiniz
, »Aber dac- inne ich Ihnen ein fiir alle
Mal, ich kann absolu: keinen Wider
spruch vertragen. «
Köchin: »Na, da passen wir gerade
. zusammen. seh nämlich auch nicht«
Jtn Bilde geblieben.
»Sie haben die Trommel msit einem
nene nffell überziehen lassen,iv.15 kostete
Jhnen dag?«
»Fiinf Dollars «
»Ei da haben Sie sich aber das Fell
über die Ohren ziehen lassen!"
Gemeiltcr Schmerz.
Schiller (n-ach wiederholten Vet
E suchen): »O. ich glaube, das werde ich
niemals begreifen« "
I Professor: »Ach was, sicher wirst
« Dir-, begreifen-. Ich war früher auch
einmal ein solcher Esel wie Du.«
Beut-linken
Schwiegervater: »Warum wollen
Sie denn Die Mitgift durchaus vor der
Tranuna; das lsat doch auch Zeit bis
nachher!«
Schxviegersohm »Aber, lieber Papa,
man tann doch vor das Standesgen
nicht ohne die nöthigen Papieke treten!«
Hoffnung-III
Man-n: »Nun, was sagt deine Anz
tin zu Deinem Zustan.d?«
Frau (resianirt): »Hossnungstvs!«
Mann: »Wieso, hoffnungslos-V
Frau: »Nun, ich soll in’s Seel-obs
aber dazu müßte ich mindestens sechs
neue Kesstiiine haben!«
Mater Ton.
Bill: »«L), er versieht sich seist aus
guten Ton.«
Jill: »Gestern erst sagte er mit.
wenn ein Mann raucht, während er mit
einer Dame aus der Straße geht, müsse
er die Cigatre stets in jenem Mut-d
winlel halten« welcher der Dame st
weitesten abkselehtt ist« -