Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 15, 1904, Zweiter Theil, Image 10

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F f - IWML use-U nur-gries
— (1. Fortsetzung.)
Erlaube neit, Dir zu Deinem Gr
E solz- zu gratuliren, Waslter.« Es
Fis- Uitgr dieser Worte nicht einmal be
" durst, tun Walter die Gewißheit zu
« , daß er sich vorhin nicht geirrt,
. , I der Fremde sein Vetter William
« Menger sei.
William Bellenger hatte alle Vor
züge und Voriheiie einer großstädti
schen Erziehung genossen. Jn vollem
Luxus ausgewachsen, ohne sich je eine
Entsaaung auferlegen zu müssen, war
aus ihm ein rechter Lebemann gewor
den nrit dem Ansprache. daß alles sei
nen Wünschen gehorchen müsse. Den
ersten Widerstand sand er, ais seine
Mittel nicht mehr reichten, die den ge
steigerten Bedürfnissen entsprechenden
Ausiagm zu decken, und auch der Ba
ter die Zuschüsse dem verzärtelten
Sohne versagen mußte. William war
in das heirathssiihige Alter eingetre
ten; seinem Vater war es nicht unan
genehm, daß er sich nach einer reichen
Erbin umfah. Der Wunsch der
Großmutter Jessies, ihre Enketin mit
William Bellenger vermählt zu sehen.
war dem jungen Manne nicht unbe:
kannt geb-lieben Auch wußte er, daß
Mr. Grahani, der Vater Jessies, ein
W Banquier in New York, ein un
ermeßliches Vermögen besaß, das ein
seiliz der Tochter ais Erbe anheim
ie . —
Bevor William nach New Haven
gekommen war« hatte er zwerst in New
York im hause von Jessies Großmut:
ter, Mist Bartows, vorgesporchen. um
ßch nach der jungen Dame zu ertundi:
gen.
Von Mrs. Bartosws erfuhr er, daß
Ue- :.. ein«-»O r.; mshksckvöntsssb
Chao- su Uwossvss p-» ---..,-(-,-.....-.,
aber in den nächsten Tag n nach Ne
Hat-en gehen werbe, wo ein Schütz
kmg Mr. Grahams promoviren solle.
Sosort reiste William nach New HI:
ven, durchsorschte sie Fremdetbiicher
aller hotdls und inspizirte die Gesich
ter der Fremden, bis er sich endlich
überzeugen mußte, daß Jessie gar
Ieicht in der Stadt sei. Da erst be
schloß er, seinen Cousin auszusuchen,
um von ihm ihren Aufenthaltsort zu
Wahren.
- William trug bei der Begegnung
seit Weil-ice eine Herzlichleit und
unMchleit zur Schar-, von welcher
Jnneres nichts wußte. Ohne sich
acht ihr Darüber zu sein« warum, er
Wte er in Walter einen Nebenbulk
Ler. «Er vermochte die Furcht nicht
los zu werden, sein Eoustn möchte
sieht Bloß hoch in der Gunst Mr. Gra
ms, sondern auch in der seiner
ochtcr Jessie stehen.
Aus diese nun suchte William, cis-«
ee Walte- und dem alten Marsball
ins holel gefolgt war, möglichst unbe
fangen das Gespräch zu bringen.
Nachdem et zunächst Mr. Grab-ums
gwöhny fuhr er scheinbar gleichgültig
et
« «N«ebenbei, Walten seine Tochter
Jessie ist wohl in Deerwood, nicht
wahr?«
»J«.rtool!l,' erwicette Walter lurz.
»Schon seit langen Jahren!«
William that erstaunt:
«Dcrnn wundere ich mich, daß Jesfie
heute nicht lkier ist. Wenn Jkyt so
Bism- ntkammenaplebt hat«-i mitf- kke -
doch ein schwesteeliches Interesse an
Dir nehmen«
»Ich erwarte sie auch; ebenso meine
Cousine,« erwidern Walten »Aber
wie ich von meinem Grotivater höre,
ist Ellen krank und unfähig zu reifen,
und Jessre wollte sie nicht verlassen.«
»Da scheint sie ja ihren Lan-oftma
den sehr zugethan zu sein« entgegnete
Willicnn spöttisch, so daß Waltet ihm
Moos erregt antwortete:
·Getviß. sie liebt uns alle sehr.
Uebrigens liebe ich sie auch wie meine
Schwelkc Und eine Schwester ist sie
Mir in der That gewesen, ebenso wie
Nr. Staham mir ein zweiter Vater
Ist. Ihm schade ich alles —«
,Doch nicht Deine Auåhitdung?«
sagtest-each Williain ihn.
Waltet zögerte enit ter Antwort;
sc antwortete Mr Macshall sitt ihn:
»Ja, Mk. Gkaham hat das Geld
G seine Erziebvng hergegeben und
IS fsgttt ihn alle Tage meines Lebens
fis seine Wolnthot «
«Stssiß, Mk Grabs-in ist seht frei
«etwiderte Willimn so gering
daß Mutter das Blut in die
-- , stieg. »Witit Du fett sofort
— Hei-se reisen?« fuhr William
« Großvater wünscht nach
acht-fett- zn reisen, wo er seine
; W eelernt hat, nnd weit ich
Ins-kochen habe, ihn dorthin zu
se werde ich nicht vor Ab
, Ente M noch Demwod zu
tchhellten Ich Will-items
ite- sei-e der Ueber
—
—
Mal
zum Ausbruch sei. Der Abschied «
zwischen den jungen Leuten war kühl,
und auch der alte Marshall vermochte
nicht« einen Widerwillen gegen den
jungen Menschen zu unterdrücken.
" Walter ward von der Ahnung er
füllt, daß William Bellenger seinen
Vsad noch einmal durchkreuzen werde,
und er ging leicht erregt im Zimmer
aus und ah. Ueber seine Gefühle für
Jessie war er sich noch gar nicht tlar
geworden; nur in dem Augenblicke,
allö ein anderer sich ihr nähern wollte,
durchzuckte es ihn. Der Gedanke, daß
er zu Jessie einmal in ein anderes
Verhältnis treten könne. als das zu
einer Schwester und- Freundin, war
ihm noch nie ausgestiegen Jessie war
sein Jdeal, zu welchem er ausblicktez
sie stand ihm hoch. er liebte und der
ehrte sie. Das aber empfand er in
diesem Augnhiiae zum erstenmal, daß
er das Glück, dies thun zu dürfen und
diese Gefühle erwidert zu sehen, mit
keinem andern theilen möchte.
Vierter- Kapitel.
Jessie und Ellen.
Es war ein herrlicher Nachmittag,
lein Wölkchen triibte das reine Blau
des himmels. Von dein alten Farin
hause Marshalls zum Walde zog sich
ein-e fange, gewundene Fichtenallee, de
ren dicht zusammenstehende Bäume
taum einem Sonnenstrah: Durchgang
gewährten.
Ungefähr am Ende der Allee stand
eine rohgezimmerte Bank, ein Meister
werk Walters, der Jessies Lieblings
vlätzchen zu einer beauenreren Ruhe
stätte hatte umgesialten wollen. Hier
saßen Jessie und Ellen.
Acht Jahre hatten die beiden kleinen
Mädchen zu lieblichen Jungfrauen
heranwachsen lassen. jede von ihnen
in ihrer Weise schön, —- Jessie drü
nejt und Ellen eine Blondine.
Fünf Jahre hatte Jessie in Den
trrsod zugebracht dann aber tvar sie
auf den Wunsch ihres Vaters einem
vornehmen Pension-at übergeben wor
den. Aber weder alle gesellschaftlichen
Formen, noch der Schatz von Wissen,
den sie aus der Pension mit hinaus
nahm, waren imstande, sie ihr länd
liches Heim vergessen zu lassen; und
als Mr. Grab-im den seine Geschäfte
zu einer längeren Reise zwangen, ihr
steifiellte, nach Newport ins Seel-ad
oder nach Deerwood zu gehen, wählte
sie ohne Zögern den letzteren Ort.
Jhre Großmutter hatte sich zwar die
ser Wahl widersehn sei es. das; ihr in
jenem städtischen Stolze der Umgang
Jessies mit den Landsreunden von
Deerwood mißfieL sei es, daß sie auf
den Besuch des Seebades nicht gern
verzichieie den fte nun ohne die Be
gleitng ihrer Enkelin nicht wohl un
ternehmen konnte. Ader alle Gründe,
welche die Großmutter gegen Jessies
Reise nach Deerwood ins Feld führte,
vermochten den Entschluß ihrer Ensies
In nicht zu ändern; diese verlangte es,
ihre alten Freunde wiederzusehen.
Jefsie liebte Ellen howland zärt
lich. Walter betrachiete fte als ihren
Bruder. Mit demselben schwester
kichen Stocke- mit walcheni fee keine
Studien verfolgte, sah sie auch der
Zeit entgegen, wann er in das Haus
ihres Vaters eintreten werbe; denn so
war es- beschlossen, daß et gleich nach
Beendigung seiner Studien sich cem
Geschäfte Mr. Gradams widmen solle·
Auch an diesem Nachmittag sprach
sie mit Ellen davon, wie sehr sie sich
Jus den kommenden Winter steue,
wenn Watte-e in der Stadt fein werde.
Jessie versangte zu wissen, ob der
»neue Doktor« in diesem Augenblicke
wohl wünsche, bei ihnen unter den
Bäumen, an diesem ihm so vertrauten
Orte zu sein.
»Das glaube ich schon«, meinte
Ellen, »denn »daß er sich nach dem
Stadtlesken sehnt, möchte ich bezweifeln
Malt-er liebt« wie ich, seine heimath
lichen Berge, ihre Ruhe und ihre
Frische
»Ja, dann wird er auch bald kom
men,« rief Jessie aus; in demselben
Moment aber stieß sie auch einen lau
en Schick aus.
Das Gebüsch zur Seite bog sich
assäeinander und vor den erstreckt aus
springenren Mädchen stand ein Herr.
Es war William Bellenger. Der
selbe war am Nachmittag in Deerwood
eingetroffen into dann zu dem ihm
wohtbetannnten Fnrmhause ecangenz
hier hatte er die Tante Del- allein
angetroffen- Die nlie Dame freute
fis der guten Nachrichten, welche Wil-.
ltnnt von Walter brachte, und als end-v
kis Mlliam ungeduldig nach Jesiie
fragte, bemerkte Tante Debdtr. die jun
gen Miit-sen seien n den kzslo hin
ntsgegmegen. Willst-m liess Mc r «
Bist-: nug welche free Miit-citat ein«-e
setzten hatten. z: ist nnd sch.it: unt
ngk Iß WEI·
MN kennte site-«a nie so en Deck
ean, aus dem
ins, d- erblickte ee
Repmsesetmmrest
UND-nähern
md diese überrikgen wollte, bog er
rum Als-He ab.
Er schlich der Stelle. wo die Möb
chm saßen, nsler unsd wurde Zeuge des
Gespräche. welches sie über Walter
psloaenz er ichs-alte demselben aber
nicht volle Beachlvung, da er- seine
Blicke von Ellen nicht abzuwenden ber
mochte. ,
Ali er nun so plshlich vor den juns
gen Mädchen stand, war es Jessie, M
clIe sich zunächst vrn ihrem Schrecken er
holte. Williarn entschuldigte sich bei
den Mädchens wegen des verursachten
Schreckens und stellte sich denselben
tor. Jessie ries erstaunt »Wir. Bel
lenderl Woher kommen- denn SM«
William rziihlte kurz. wie er durch
Jessies Großmutter ten Weg nach New
Haven und von dort durch Walter die
Spur nach Deerwoad gesunden habe
unsd suhr sort: »Mir einer halben
Stunde trass ich ein« und weil ich Sie
nicht zu Hause sand, bin ich heraus
gelommsn, freilich ohne zu denlen, hier
zwei Waldnnmphem anstatt einer zu
sinken«, und abermals ruhte sein Blick
aus Ellen, die wieder aus die Bank
zurückgesunlen war und ihre Augen
unter seinem Blicke, der sie beiingsligte,
schließen mußte.
Die kurze Vorstellung war vorüber,
und Ellen erhob fich. um wegzugehem
weil sie lalt und müde sei.
»Dann wollen wir auch gehen", sagte
Jessie. indem sie ihren Hut erariss.
Ellen aber wehrte ab: sie hatte das
Bedürfnis allein zu sein mit ihren Ge
danken.
aBleib-l doch und genießt den schönen
Nachmittag: ich finde den Weg schon
allein.«
Und als wollte sre jeder Einrede zu
vorlomnren, eilte Ellen flüchtigen
Schrittes davon.
William kam es nicht ungelegem niii
Jessie im Walde zurückbleiben zu dür
fen. Er gab zunächst seinem Entzücken
über das Wiedersehen Ausdruck, was
nicht ohne einige verbindliche Schmei
cheleien sür Jessie herging. Bald aber
wußte er das Gespräch auf Walte: tu
lenlenx denn vor allem verlangte ikm
zu wissen, ob und welche Gefüljje sie
fiir Walter bereits gefaßt duktr. Jn
scheinbar gleichgültigem Tone fuhr er
daher fort ,
»Ich iomnke direlt von Reinheit-ern 4
wo ich das Vergnügen harte, die Dol
tor-Nede des Bettelstudenten zu hö
ren. Es ift feltfam, welches Glück
manche Leute haben.«
»Wer! meinen Sie?" ---— fragte Jessie
nicht ohne Befremden-. »Ich dastte.
Wall-er Marshall würd-e heute feine
Doktor-Rede halten« welcher keizuwolp
nen ich durch die Krankheit Ellen-s ver
hindert wurd·e«
»Ob«-i Mutter Marshall meine Ech.
th er den«-n- niett Bette-läuten« Be
zahlt nicht JhrVater die Kosten feines
Studiums ?'· fragte William mit einer
ErrÆ welche feine Absicht schlecht
verh· . Jeffie errötixe;e; die Worte
Williams und noch mle der Tom in
welcher er sie gesprochen, hatte sie tief
getränkt, und ihre Stimme zitterte, als
sie antwortete:
»Me. Bellen-gen nichts derecheiast
Sie, von Watte-r Marshall in einem so
Widerf den Tone zu reden. Wenn
mein V ter ihm die Mit:«:l zu feinem
Studium als Darlehn Dritt-eilte fo
trug er nur den lleinften The-IT der
Dante-schuld gegen den ob, welcher
fekner Tochter des Leben gerettet.«
Williwtn bemerkte mit dopwltem
Mißbehatgem daß er sich zu weit vor-re
wagt hatte; er stammelte einige Ent
fchnldigungen und suchte fein-.- Ver:
legenlxesit dadurch zu verbergen-, daß er
sich nach dem onn Wie angedeuteten
Vorgang-: erkundigte, von dem er ja
noch gar nichts wisse· Jessie schilderte
II- ---I«e-----.- Mk-« cm-s---I .-..1
«
ssp IuId"p-is-su-- Oepu want-L- -l-u is
.«1-eler Wärme, naß William nicht ver
borgen bleiben konnte, was in dexn
Herzen des Möbel-sitz wenn ihm selbst
auch noch unbewußt, leimtr. Nun
mußte William von Walters Dottori
Rede erzählen, welche er, urn den un
günstigen Eindruck von vor-bin mög
lichst zu verwischen, nach Kräften lebte.
.Jndeö«, so schalteie er ein, »Bitte ich
Umftehende davon reden, daß nicht al
les, was der junge Prornovus ausge
fagt, fein Eigenthum sei; manches habe
bekannt geklungen.«
Diese Mittheilung hatte den Vorzug,
wahr zu fein, denn in der That waren
in der Carona ähnliche Bemerkungen
gefallen. Dieselben verfehlten auch ihren
Zweck nicht ganz: den-n Jessie haßte
nichts sc schk ais umsqskhett mkv
Trug; in Malt-er aber tkar fie bisher
das Jdecel per Wahrhaftägteit zu ver
ehren gewohnt
»Mutter würde niemals etwas als
fein Ei ntbum ausgeben, Das nicht
ihm ge "rt!« entgegnete fee erregt.
«DCS gleicht weder ihm, noch einem
andern aus der Familie Marlbaslls.«
William zog vie Schultern und
fragte Wittenißxolh »Mit-wen Sie
das Geichiet feines Vaters nicht s«
»Was fsll mit feinem Vater sein?«
fragte Jessie erstaunt »Mir ift nichts
Genau-i bekannt. Ich weiß mir, daß
sich irgend eine irr-angenehme Erinne
rurö aussehen Namen knüpft.
illiarn gewahrte, daß er das Jn
Dresse des irr-Mk Mädchen lebhaft er
regt und dan in eit- große Span
nung- verfest»datte. »Die Elegenbeit
lchms«iim gut-W lut let-M Plan
Ukn due Werg snorb zu erhäieQ
antwor er nicht fogleuki Er kannte
Jesie tolz und sagte sich- daß sie
den Sol-se jedenfalls aufgeben werde,
wen ihr die rissest-licht Schande des Ba
ters belaan geworden Erst als fee
Ksrage wiederholte: .Wac war est
hat Mr. Marshall gethaufM ast
tvattete er:
.Ds. sei es tei
Mhstg et Ihn-umschn
fscte ich vielleicht auch
-
I
Y—
ntscht rntt III-r darüber sprechen. Nur
s viel wi fegen-. wenn Setli Mars
I fetksr gerechten Strafe nicht ent
Wohfensanm so filße er deute tm Sucht
u e « -
Walters Vater im Znchlzanfef
rief Jessie aus, indem fie bestärkt auf
fp . »Es ift nicht möglich. War
ten-i enee Schuld erwiesen? Und wq
weilt er jetzt?«
»Sie zeigen ein größeres Interesse
für die Familie Marfdall und mehr
Theilnahme fiir den Sohn des Zucht-«
hänslers, als ich erwartete«, entnegH
nete Bellenger in der Absicht die Wun- ’
de, welche feine sMittsheilungen in demi
Herzen des jungen- Mädelken gerissenJ
noch zu erweitern. Jessie entging ini
ihrer Erregnng die Absicht. nnd sie be- l
merkte met wachsender Wärme: (
»Ja, ich fühle eine große Theilnahme 4
für Walter und fein Familiengefchick5
ich liebe Ihn wie meinen Freund und
Bruder, nnd ich befchtvöre Sie, Mr.
Bellenaer, theilen Sie mir mit, was
Sie wissen, erzählen Stel«
Mit erbeuckelter Rücksichtnahme ant
wortete fWilliam nach einigem Zögern
auf die Bitte Jessiest
»So hören Sie. Walters Vater hat
fein junan Weit-, die Schwester inei
nes Va:ers, getödtet. uer feititer hat
unsere Familie Mauer kaum mehr als
zu uns gehörter better-biet. An mir lag
das freilich nich fusbr er fort, als er
das zornige Aufblitzen in Jessies Aus
aen sah nnd erkannte, daf; sie keine ver
letzen-de Bemerkung über Walter zu
hören wünschet »Aber ich tann es
nicht ändern. Meine Familie ift fedr
stolz und hält auf Stand und guten
Namen, uns-d bei meiner Großmutter
ist das ganz besonders der Fall. Als
nxene Tante den» unbekannten Men
scken vom Lande heirathete war eine
Entfrerndung nur natürlich, und als
noch gar jenes dunkele Verbrechen ge
schah, wurde das Verdöltniß zehn-mal
schlimmen Es ist ein eigen Ding,
tret-n sich seinen-d unter seinem Stande
est-heirathen und oie Gefühle meiner
Großmutter werdens Sie am leichtesten
begreifen, wenn Sie sich rergegemväe
tian wollen, was Jhe Vckier wohl sa
aen würde, wenn Sie sich etwa —- nun
ja, mit jenem Walfet vermählen wiirs
den. Er mag persönlich ja ganz qui
und edel sein: aber nimmer can-n et
lkoifenz den Fleelm von seinem Namen
adzuwaschen.«
Diese direkte, derechneie Anspielung
Wiliiams ließ Jessie erröihem was ie
i:::m nichi entging. Allein sie war zu
sehe mit ihnen Gedsnten beschäftigt,
die Mitzlzeiiunsgsen Williarns über das
Schicksal oon Walten Vater hatten ihr
Esemiiih zu sehr ausgewählt als daß
sie sich hätte auss seine Antwort besin
nen tönxtsm Sie hatte das Empfin
de:-. eines tiefen Schnee-sei als ob sie
etwas zu verlieren und auszugeben
thie« was bis ietzt Jnherli und Glück
ihres Lebens gewesen war. Blau be
rechrsrnd, redete Williarn von Weiter
unso seiner Familie nicht weiter und
suchee Jessie durch Ætiheilungen aus
den Erlebnissen seiner europäisschen
Reise zu unterhalten-. Aber so seh-r
Will-law sich auch bemühte, die Aus
metisaznteit des juan Mädchens zu
fesseln oder durch Schmeicheleien nud
Lieben-swürdigkeiten sie zu reizen-, es
wollte ihm nicht so rechst gelingen. Jes
sies Gedanken weilten- anderswo. Und
da die Nackemittagsstunde schon vorge
schritsten mar, so schlugen sie, schwei
gend ein-hergesend, den Rückweg iiixer
den kleinen Friedhof der Familie Mast
shall ein. Erst als de beiden sich der
Umzåiunung des innan Friedhofes
atnälxeri hatten, brach Jessie das
Schon-km
»Ihr-e Tause, Me· Bellenaer, liegt
hier begraben; dort ist das Grad«
»Den-not man hier die Lohn-n uber
der Erde P« fragte Willsatu, und lenkte
Edre Auikmrtianztek aus vie Falten
enes blauen Kiebeo, dessen Farbe von
dein grünen Grase sich ask-hob
»Das ist ja Ellen!" rief Jesiie er
schreckt und eilte vormitta, ihrem Be
gleiter ein Zeichen gebend, ibr zu soii
gen.
Jessie beugte sich über Ellen und be
merkte, daß sie eingeschlafen war. Die
selbe hatte gleichsalls ihren Weg iiber
den Friedhof genommen, und als sie
sich bei dem Grabe ihrer Großmutter
zum Ausruben nieoergesest, war sie
vom Schtase übermannt worden und
ruhte nun, einem schönen Marmor
bilde gleich. zwischen den Gräbern
ihrer Angehörigen
» st sie nicht schön?·« sragiesJessir.
»- a, wunderschön!« antwortete
William nicht ohne Bewegung. Er
hatte so laut gesprochen, daß die
Schliiserin erwachte und sich verwirrt
anstichtetr.
»Ich war so müde, daß ich rnich
sehen mußte. Ich habe wohl ein-la
sen. denn ich träumte, ich sei ge torben,
und der Mann. der vorhin bei uns
war. habe mir mein Grab gegraben.
Wo ist er, Jessie?«
»Ich bin hier,« sagte Williarn vor
tretend. »Gl-auben Sie -mir, meine
then-T Mist Von-land, lieber-möchte
ich mein e enes Grab graben ali das
Ihre. Dar ich Ihnen behilflich seini«
und er bot ihr die hand.
Ellen war wirilich sehr schwach,
und als Williarn sah, wie bleich sie ge
worden. asthigte er sie, sich aus seinen
Stern zu stiihern Jessie schritt nach
denkend aus dem schmalen Psade vor
sus.
Obgleich Williain beabsichtigte irn
Gasthose zu Abernachien so nahm er
doch die Einladung zum Abendessen
as and er verstand es, so viel Liebend
tpiirdigkeisien zu entwiseikn daß Tante
Debby ihn ossen einen «braven Jun
en nannte and Ma. owland sich
äcskich fragte, wie es in lich sei, die
Jzaniille Eellenger stolz nnd hoehmiis
Tthig zu nennen. Es war schon spät
am Abend, als er das friedliche heim
verließ.
Nicht in lustigem, fröhlichenn ost
muthwilligem Gewanden wie sonst
stets, gingen die beiden jungen Mild
chen heute zur Ruhe. Jede war mit
ihren Gedanken beschäftigt nnd diese
bewegten sich weit bon einander abs
uZm erften Male hatte eine ein
schmeichelnde Männerstimme siisi nnd
bestrickend an das Ohr Ellens ange
schlagen und tief in ihrem setzen
schlummernde Gefühle aus eweckt. Es
war dem unschuldsvollen iidchen so
anders wie an vergangenen Tagen,
und sie wußte nicht wie. »Sie schaute
zu dem Stetnenhirnmel aus, und ihre
Esanlen verloren sich in das Unend
li · .
Ganz andere Gedanlen beschäftig
ten Jessie. Gestein noch hatte sie in
ungetrüblem Glück an Walter gedacht
und sich aus seine Heimlehr gefreut,
und jetzt lag es wie ein Nebelschleier
iiber ihrem Ideal; es war ihr, als
wäre ein kalter Hauch über ihre her-.
zensbliithe hinweggezogen Jmmer
aufs neue zogen die Miltheilungen
Williams an ihrem geistigen Auge
vorüber.
William gefiel es in Deerwood so
wohl, daß er eine Woche dort der
weilte; täglich unternahm er mit den
beiden Mädchen größere Aus-flöge und
verstandes so einzurichten, daß er bald
mit Jessie, bald mit Ellen allein war.
Mit einer seltenen Unterhaltungsgabe
ausgestattet, wußte er die Damen zn
fesseln. Rasch flossen so die Stunden
dahin, und William gefiel den Mäd
chen mit jedem Tage besser. Jnsbe
sondere tvar dieH bei Ellen der Fall,
bei welcher eine große Veränderung
wahrzunehmen war. Nie mvor hatte
sie so glücklich, so fröhlich, so lebens
muthig auf-gesehen. wie gerade jetzt«
und Tante Dei-by meinte, die Aus-«
sliige mit Mr. Bellenger wären eine
Medizin für str. William fühlte sich
zu Ellen seltsam hingezogen. Wäre
sie so reich wie liebenswürdig gewesen.
er würde sie sofort gebeten haben, die
Seine zu werden. Jedoch seine Braut
mußte eine »Erbin« sein, und er wuß
te deshalb genau· daß Ellen ihm nicht
mehr als eine Freundin werden tönnr.
Troydem ließ er von seinem Beginnen
nicht ab, bis sie endlich nur das sah,
was er sah, ----- nur das hörte, was er
sprach·
»Wir werden uns wohl nicht wie
dersehen," sagte er, als er am Abende
vor seiner Abreise allein mit Ellen im
Garten prominirte.
Worts-sung folgt.)
----—-—--——
Das ereiterinnentikeid
Gegen die ungesunde Sitte des Cor
setts kämpfen die Aerste seit Jahren
vergebens. Nun hat das Resotmtleid
unter den Frauen diete Anhängerinnen
gefunden. Ja der soeben erschienenen
Nummer der Zeitschrift Die neue
Frauentracht wird von einer Vorkom
pserin der Resorrnbemegung unter-r
sucht, warum die Arbeiterinnen an der
alten Tracht festhalten
Sie tührt aug: Ehe wir uns der
Betrachtung widmen, wie das Arbeite
rinnentleid eigentlich beschaffen sein
soll, warum es anderen Bedingungen
unterworfen ist, ais dag Reformtteid
in seiner jetzigen Gestalt, wollen wir
einige Einwande prüfen, denen man
öfter begegnet, wenn das Thema »Ar
beiterin - Resormtteidung« angeschla
i
gen wied.
Da wird von einer Zein- daran ge
zweifelt, daß :i: Ulrdeiterin überhaupt
ein Crit-fett tragt. ·Tiese optimistische
Ansicht ioiirre durch eine Rundsrage z.
B. in Farriken uno bei den Aerzten so
forr zerstört werden. Tragen die
Dienstmädchen bei ihrer gewiß nicht
leichten Arbeit etwa tein Corsetti Eine
andere Behauptung get-i dahin, daß
si:r die Landarbeiterin eine Aenderung
der Kleidung ganz überflüssig sei, denn
eine Landsrau tragt tein Corsett und
leine enge Taille, sondern Noet und
acke, und das wäre doch der bequem
te Anzugt ne rnan sich denten tönne.
Gemach! Ganz abgesehen dabon, daß
tnan hier und da erfährt der Marter
ganzer feiere auch icn Kuhstall schon
riumphe, ist die aus Stöcken und
Jacke bestehende liindliche Tracht leime
rvegj einvandsrei. Die Roabunde
werden so fest unt den Leib gelegt, daß
der tiese Eintchnitt jedem ausfallen
muß und die Menge der übereinander
gezogenen Röcke, die ja aus dem Lande
typisch ist, läßt sich mit unseren
Grundsätzen auch nicht in Eintlang
bringen. Nach ärztlichen Auesagen
entstehen die berüchtigten Schnürlebern
durch bat- Einschneiden der Roabunde
noch häufiger ais durch das RorsetL
Orn manchen Gegenden gehören aber
zu n ost so malecssch wirtenden weib
lichen Boltetrachten Mieder welche in
ihrer verderblichen Wirkung aus den
Körper unseren «chitsten« Korsettj
nicht nachstehen. Ein dritter atn inei
sten zu beobachtender Einwand gegen
eine Reform des Arbeiterinnenlleidei
ist der, daß die Arbeiterin —- beson
ders aus dem platten Lande —- sich
sehr schwach oder gar nicht urn Ante
gen eines nach modernen rundsahea
gebauten siir ihre besonderen Bedürs
nisse besonders entworfenen Anzuges
entschließen wird und somit alle Lie
besrniihe umsonst sei Die urn das
tägliche Brod hart arbeitende rau
hätte so wenig Zeit, sich mit ihrer
be
Vor Kznwksssch Mryggigjälftch
eile andere Frauen, sie hänge noch viel
fefier nzn Alten, Verse-brachten nnd sie
hätte vor allem leine Mittei, die eine
Aendcrung ihres Meiderbeftanbes be
dingte. tät-in richtigh
Wie tosi nun Los verbesserte Arbei
terinnentieid beschaffen fein, daß es den
Ansprüchen die die verschiedenartigen
Berufsarlen teile-L gerecht wirb?
Schon ben einzelne Frauen honteus
werthe z ingerzeige gegeben, vie wir be
folgen tönnen.
Anguste Tacke schreibt: »Der neue
Arbeiterinnenanzng file die Fabrikat
beiterin. die Wafchfrau, das Dienst
mädchen u. f. w. muß einfach her n
stellen, bequem einzuziehen, leicht wasch
dar, nett anzusehen, fertio käuflic? und
billig fein, wenn er diefe Kreie er
obern soll."
Louise En legt bog Prinzip des
neuen Arbeiterinnentieides sehr tlar
und deutlich dar. »Als Arbeits
tieid site gewisse Zweige weiblicher Be
schäftigung würde der lange Fallen
rock, selbst bei enganliegendem Rumpfe
noch nicht bog Prattischfte fein. Jch
meine die in bei Lan':-.virthschaft, in
den tsärinereien bei Erd und anderen
Bauten, fo.vie in Fabriten beschäftigten
Arbeitern:nen, für die ver tiirzere oder
liinqere fajtiae Rock —-— selbft wenn ge
schiirzt —- beim Viicken hinderlich ist«
erentuelt in Den Schmutz txinabhöngL
teinen Schutz geizen feuchtes like-reich,
auch nxcht gegen Verletzunxren durch
Dornen prpetn u. s. w. bietet, dage
gen in Fabriten und bei Bedienung
oon Maschinen die Trägerin Ver Ge
fahr ausseyh von Rädern ergriffen, be
ziehungsweise auch vorn Feuer beschä
digt zu werden, tue-z, mehr ein Hinder
niß und eine Gefahr nlg einen zweck
Iienlichen Schutz bildet. Auf einer
Reife Durch den Aleintejo sah ich Feld
und Gartenarbeiterinnen mit zwifchen
VIII nsllcll ausLiilllflcuykslclllcu MUU(II
arbeiten. »Ehe Erinnerung an die
Mouren,« beschied man mich. Der
beinlleidartig herabfallenbe, an die
orientalische Frauentracht erinnernde
Rock war so durchaus nicht mehr hin
derlich beim Büclen konnte auch nicht
die Fenchtigleitsdes Erdreichs oder ser
nen Staub oder Kletten oder Gewürm
ausneh.nen, schätzte vielmehr den- Un
tertörper vor all diesem Ungemach, wie
auch besonders oor dein Wink-. Der
selbe braucht nicht der berüchtigte
Nordwestrvino des Alerntejo zu sein.
von dem man sagt, daß er »der Kuh die
Haut Jbzieht«, um bei unserer un
otaktischen Frauentkeirung Ohne Re
formbeinlleios viel Krantlyeit zu ver
ursachen. Wird man nicht von jener
Reminiicenz an die Mauren mit der
Nase darauf gestoßen, was das Zweck
mäßigste, ja vielleicht das einzig Rich
tige für die Draußenarbeiterinnen hin
sichtlich der Beileidungsfrage wäre?
Sicherlich nicht der ufarnmenßesteckte
Rock, der nur kurze Schritte gestattet,
und wohl beim Graben, hacken, Jöten,
Kornschneiorn Pflanzen n. s. ro. sich
bewährt, aber schon beim Kornbinden
Ausdansem Rüöenernten u. s. «.v. ver
sagt. Sondern pas Nockbeintleiv, das
etwa durch Gamafchen oder Schust:
stiesel zu ergänzen wäre-. Ein solcher
Arbeitsanzug lann zugleich zweckmäßig,
billig und malerisch sein. Und das
Auge witrde sich bald daran gewöhnen
und nichts Fremsartåges mehr darin
erblicken. 65 ist ein-e Frage der Zeit.««
Pauline Christmmkn ergänzt die
Ausführungen Luise Eyg folgender-no
ßen: »Ich möchte den Unterker ersey
enden Vosenrock noch den Vorschtog
beifügen, ist«-er denselben einen sußsreien
Noct zu tragen, der vorne unter«einer«
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use-samtnen pfui-( Fugu-lupft ist« ou
kee Arbeit geöffnet und zurückgefchlai
qen und mit eingenähten Haken nnd
« sen auf dein Riicten zufaminengedatt
merken kann; fo bleibt et während der
Arbeit rein, hindert nicht und lann
leicht herabgelassen werden« um den
tsaufchigen Beintteioettock zu ver
decken.«
Es ließe sich noch eine andere Form
vorschlagen die file Akbeitszwecke ge
einget wäre. Das ift der getheitte
Rock, wie et von Radfahretinnen häu
fig get-tagen wied. Wenn ee weit -
fchnitten, vorn und hinten mit tief ern
gelegten Falten verfehen wied, sieht er
durchaus unauffällig ans. tn Be
darfsfall lassen sich die Sto finaffen
unterhalb des Kniej beintleidattis
schützen. Das Athettstleid wird am
beften aus zwei Theilen — aus Rock
und Bloufe oder Jacke —- beftehen, fo
ivohl wegen der einfach-treu Verstellung,
als auch wegen der leichteeen Wafckk
beiseit. Daß das verbesserte Arbeiter
innentleid die lofe Unteetleidung zur
Vorausfetung haben muß. besucht
wohl nicht erst betont zu werden. So
inlt wären der hinweise kocht genug
gegeben. Felsen wie die Bedingungen
noch einmal in den Schlußfatz zufam
men: Das Atbeiterinnen - stetem
tleid muß gefundheitsgemiiß, enach
herzustellen, billig, bequem anzuzie p«
leicht wafchbak, gefällig in der Forsc
kicitz und-gut: zweckmäßig fein.
130,000 Scholtiss-ver sollen in
Deutschland ftottetn. Leicht erklärlich.
Wo die freie Rede fo weni geqchtet,
isme sich iuvge Mc chen Ieicht
das Stottetn an.
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Ein Redner behauptet daß die ins
deene Frau taucht, spielt, ftucht und
trinkt. Jk d - eint-nd sollte Un
Herrn in e ne be ere Gefellfchcft ein
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