Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 08, 1904, Zweiter Theil, Image 14

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Erst-es Kapitel
Vte Bewohner der alten
F a r rn. »
Der alte Mr. Marshall saß rau
M unter dem schatzigen Ahorn
Icntn, den er selber vor vieten Jah
Iks gepfbnzt hatte. Er hatte damats
hnrn mehr Jahre gezählt als das
Mne Mädchen, das jetzt auf Der brei
In Thürschwelle des vermitterxrn
Farmhaufes tauerte und cer Sonne
Ah wie sie hinter den Bergen im
sen- Weften zur Ruhe ging.
Drüben. jenseits der weit-gestreckten
Jedoch wo die Berge schen ihre lan
gen gespenstigen Schatten warfen.
stund eine Reihe treuzgeichnrüctter
Grabsteine. Von feinem Sätze aus
konnte er sie alle zähten ——- seiner
Mutter gehörte der erste, feinem Va
ter der zweite, und unter dem Dritten
ruhte seine blondhaarige Schwester.
Wer möchte es dern a’.«ten Manne ver
argen, daß die Thrönen in seine Au
gen traten, als er bedachte, daß er
mehr geliebte Gräber auf jenem klei
nen Friedhofe besitze, ais StiihEe sich
mn fein Herdfeuer reihten -— selbst
wenn er den einen Stuhb mitzählte,
der seit jene-r sch::cklichen Nacht unbe
nutst in cer dankten Ecke der Küche
Hand, da fein einziger Sohn Setb
- then genommen worden war. Für den
J san-d zwar kein Stein in jener melan
slplffchkn Reihe, aber doch erhob sich
drüben noch ein viertes Monument,
und dessen Inschrift sagte dem Leser,
. Iß darunter zwei geliebte Menschen
whsen — das Weib des aktrn Man
Iks selber und dte Gattin seines Soh
nes. M nach jener Nacht, da er
einen Sohn ver-Poren hatte er die bei
dort gebettet.
Vierzehnmat schon hatte derAhorn
ist-in seine Blätter seit jenjer Zeit ge
wechselt. und aus dem großen
Wa- d» unaliickfejiaen Tone (
waren für den alten Mann allmäh- !
lich neue Freuden, neue Sorgen und
neue Liebe erwachsen; taum daß!
feine ruhigen- Züge etwas von dem
« Irre-then hätten was et einst gelitten. ;
heute aber kamen ihn so sejtsam Ti: I
Erinnre-nutzen an. Auf der breiten (
Straße näherte sich eine herbe wohi
ährter Kühe dem Hause, und der
·ne, etwa vierzehnjährige Hitte
htte Mühe, die ftattkichen Thiere von
ten grünen en wegzutmiben, mel
sc den g begrenzten. Walter
Iarthall fo hieß der Klein-e war der
einzig-e Ente-! des vom Al lter gebeug
QI Mannes.
Der Großvater isiebte ihn zärtlich,
wegen der edit-n Eigenschaften
i Charatters, als auch wegen des
, stets, das ihn schon in frühester
Jugend betroffen Die Thränen ei
It sterben-den Mutter hatten sich m: t
Wem Tnuftvasser vermischt und der
use Gruß, den die Welt thme entge
greises-tacht war der Ton derIrauw
gen-, die seine Mutter zu Grabe
tetrn
An jenem Tage hatte er noch im
Arme der Großmutter geschtummert; i
aber schon acht Tage später hielt eine ’
Fremde ihn im Arm, während der-I
alte Marshall zum zweitenmal der;
scksvarzen Bahre fokaen un: feinWeib 1
ins Grad cegen mußte. Dann folg
ten trübe Tage, und das muntere We
sen des Waisentinoeg —- so nannten z
sie ihn —- tvar der einzige Sonnen-« i
Wahl, der für lange Zeit das altel
Ists K 40Isnsöo
.»-.·- ...,......
Seit jenen Tagen batte Mam. bie
Tochter Mariballs, sich vermählt,
hatte bei der Wiege eines zarten Töch
terchens gelacht und am Sarae ihres
jungen Gatten Howland geweint
Ellen war das Töchterchen genannt
worden zur Erinnerung an Walterg
feiih verstorbene Mutter
- ben genannten Hausamof en
"gesellte sich endlich noch die bejahrte
Schwester des Hausherrn Iante
Lebt-h geheißen. Sie nahm eine be
fvsrzugte Stellung in aer Familie ein,
sind die liebevolle Art, wie jeder ihre
. Weinen Schwächm ertrug, sprach noch
Rinier fiir ihren Werth, als bas offene
-Lob, das man ihren Tugenden spen
-.Ite Tante Debbh war anvermählt
. blieben; es war so ihr Wille gewe
g . Sie hatte eine große Liebe zu
Leu Kindern gefaßt, namentlich aber
, dem kleinen Walten dessen Vater
ihr Liebcmg gewesen war.
»Gegen wie sein Vater,« sagte sie,
sie ihm an dem Abend, von bern
erzählen, heimkommen fah. Jetzt
wie Wetter einen Brief aus
- . iche zog nrrb ihn dem Groß
Iieroeiehir. Rasch eilte sie her
is der nngenrissen Hoffnung,
, Schreiben söchee etwa Nachricht
, , Use-I fee-sen Liebling bringen«
-« Brief trug den Postfternpel
nnd als Mai-shall einen
gis H Adresse geworfen, be
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« is Des Richard Grabam.'
is et das Wben usb fuhr
· ph- sseineu Sohne steht
sie-a Ieise-de see neu-»an
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wandte Walter sich zur Seite und
faare vor sich hin: »Wenn er uns
nicht schreiben kann, was wir gerne
von ihm erfuhren, so braucht er uns
auch gar nicht zu schreiben-«
»Marn," fuhr der Alte fort, indem
er sich zu seiner Tochter wandte, »der
Brief geht Dich mehr an, als mich.
Die Frau Richards ift gestorben, —
ihre Modethorheiten und ihr ausge
lassenes Leben haben sie schon früh
ins Grab gebracht.«'
«Und was will Richard mit feiner
kleinen Tochter msachen?« fragte
Mam, die mittlerweile niiher getreten
war.
»Oui«-er gerade schreibt er,u erwi
derte Mr. Marshall. Er öffnete den
Brief abermals, und nun erfuhren die
Zuhörer, daß der Vater besorgt sei,
sein Töchterchen Jessie, ein Feind von
acht Jahren, möchte unter der Obhut
fremder Leute zu einein nusilosen und
verderblichen Dasein erzogen werden.
Vor einein solchen Schicksal wollte
-Mr. Graharn fein Kind bewahren.
Teertooov —- so hieß ver Ort, zu wel
chem die alte Farrn Marshalls aehörte
— hatte er sich als Zuflucht-Hort für
fein bestes Kleinod ausersehen. Jn
früheren Jahren hztte er häufig selbst «
hier verlehri, und aus eigener Erfah- .
rung kannte er sie gesunde, wohlthä- ;
tige Luft der Berge, wie auch die ein- ;
fache und ruhäqe Lebensweise ihrer
Bewohner Vielleicht würde er nicht.
so bald gewünscht haben, sich von:
dem Kind-e zu trennen, aber seine ge- j
fchäfilichen Beziehungen machten ge- J
rat-e jest ein-e Reise nach Europa nö- »
thig, ceren Dauer er im voraus nicht »
III- bcffimmss IIkMWO most-m i
fragte er in seinem Briefe an, ob Mr. T
Mai-shall die kleine Jessie bei sich auf-;
nehmen, und ob Mary Howland ihr
eine Mutter ein wolle.
Sie ist ritt muthwilliges unruhi- i
aeo Geschöpr schrieb er; »aber dane
ben auch gutherzig und folgsam.
Wenn Sie Jessie eu sich nehmen« Mes
Hotolana, so behandeln Sie dieselbe
ganz, wie Jhr eigenes Kind; verdient
sie Strafe, so darf dieses-be ihr nicht
ges-herritt werden. Thun Sie alles,
was nözh g ist, um sie zu einer tüch
tigen brauchbaren Frau zu erziehen:
ich werde Ihnen ewig Dankbar sein."
Der Preis den er für den ge
wünschten Dienst bot, war außeror
dentlich M bemessen und wäre an
sich schon hinreichend gewesen, Mr.
Marshalls Zustimmung zu erwirten,
wenn-»auch nicht noch andere Grün-de
sich bei ihm geltend gemacht hätten.
«Dai ist ja eine ungeheure Sum
me," sagte er, als er den Brief zusam
menfalstetr. »Den-on können wir Ellen
in die Pension schicken, und vielleicht
reicht es sogar noch hin. ihr ein« Pia- l
nino zu kaufen, wenn sie meint, daß
sie eins haben nriisse.«
4
»Pianino!« wiederhoite Walter
»Ich will arbeiten uma seisbst das Geld
deckiir verdienen, wenn sie eins nöthig
ha . Jch mag Jesiie, dieses hochmü
thige Stadtfräulein, schon jeht nicht
Leiden. Laß sie nicht herkommen
Tante Math. Wir haben genug durch
die Graharns zu 1eåbensg.ehabt«
«Walter,« entgegnete der Großva
ter, »Du thust unrect1«, so von Mel
Grabanr zu sprechen. Er that nutl
das, was er für Recht hielt, und wäre i
Dein Vater jetzt hier, so würde er Dir
sag-en, daß Richard Der beste Freund
tei, den er je gehabt.' i
Dies war der richtige Augenbzick i
für Tante Debby, uin ihr gewohnte-s z
»Seid war ein nuter Junge« anzu- ?
drinnen, während Walter sich an El- i
ien wandte und fpöttiifch bemerkteJ
»Das totird ein fauderes Zriiufeini
fein. Natürlich fehr gepuch uno da- H
bei fürchtet sie sich vor unsern Kühen E
und Pferden.« s
»O, ich wußte daß Du etwa daac- z
gen faoen würceft," fiel die tieine El
ten ihm erregt ins Wori, weil sie
fürchtete, die Aussicht auf die erhoffte
Spiedgefährtin möchte durch Wolters
Eint-even etwa gestört werden.
«Sei-d ruhia, Kinder,« unterbrach
Mr. Mariball die Meinen. »Es ift
nicht der Mühe its-»wir, darüber Du
streiten Die Frage ift nur, ob Jessie
zu uns kommen foll oder nicht. Mard,
Mart-, willst Du der Tochter Richard
Grabamö eine Mutter fein7«
Mrs. Howland HZVrte einen Au
genbiick: rann antwortete sie tut-Ta
«Ja, ich will.« Auch Tante Dei-by
aab ihre Einwngting, oleicheeitia
schon iibersfeoend wie groß sie wohl
die Strümer fiir die kleine Jessie
stricken müsse. -
Während auf diese Weise die An
aeiegenheit aeordrret wurde, las Wal
ter seinerseits den Brief. tin-d feine
läuten Augen fiillten sich mit The-ä
nen, all er ldie Nachschrift las:
»Von dem armen Seid date ich W
heute nichts qehört, obwohl ich noch
ist-mer Fehffh er tret-de zu uns su
Mern Vielleich« beweer ich ihrn
eines Tat-es aref meinen Zeiten«
«ä scheint doch nicht so schliner st
seix Die ich keckem-i stehen« rachse
— - . »Hu -«---.-- - -.-.«..·..—.-.-.
—»»J .«-.
Walten und in demselben Masse. tote
sich seine Meinung über den Vater
verbesserte, wurde er aueb der Tochter
günstiger gestimmt.
Waltere Abneigung gegen die
Stadtleuje schrieb sich von dem einzi
gen gesiegentlichen Besuche her, den er
bei den stolzen Verwandten seiner
Mutter in Boston gemacht hatte. Die
seiben waren iiber die Ehr-e ihrer
Tochter und Schwester mit armm
Landbewohner so entrüstet gewesen,
daß sie alle, mit alleiniger Ausnahme «
ihrer Mutter, es sogar abgelehnt hat
ten, zu ihrem Begräbnis das der
hochzeit nur zu bald gefolgt war,
nach Deerrvood zu tommen. Walter
hatte davon später gehört. nnd da
durch roar in sein junges Herz eine
Erbitterung gepflanzt worden, die idn
mit einer Art von Feindschaft nicht
nur gegen seineVerwandten, sondern
gegen alle Staotbewohner insgesammt ;
ersiilltr. Daß er in Bezug aus Jessie ;
keine Ausnahme machte. ist ertlärkich :
Trondem sah niemand ihrer Ankunft J
mit solcher Ungeduld entgegen, wiei
i
gerade er Seine lleine Coustne El- ;
ten bemer te sogar, daß er an dem
Tage, der Jessie bringen sollte, mehr :
Sorgfalt aus seine Kleidung ver
wandte, acg gewöhnlich, und als das Z
Gerassel der herannahenden Post- «
tutiche ertönte, stellte er sich hinter die i
Gartendecke, um von dort aus den
Ankömmling beobachten zu können
Endlich hielt der Wagen, und ein klei
ner, von dichten Locken umstossener.
Märchenlops schaute neugierig zumE
Fenster hinaus, um das neue Heim«
zu entdecken, welches sie, denAntömm- k
Eing, ausnehmen sollte. i
i
i
Zweit-es Kapitel.
Mr. Grabam und Jessie.
Jeisie war ein kleines Mädchen rnit
schwaren Augen und schwarzem Haar« !
ihre Gestalt war recht zierlich. Alsi
sie Ieicht aus dein Wagen sprang unds
Walter liickselnd grüßte, verschwandz
der ganze Zorn des Jungen und er
schritt ihr sroh entgegen. Da trat vie
k--- »Ja-It -:..-.a tm----i --I- dg.
bis- YS VIII Its bis-I »st- sls Its-Du Cos- !
fie; es ivar ihr Vater, der fein Töch- z
teil-tin beglitet heitre. Ueber-ruscht i
blickte Wall-set ihn an; statt eines stol- i
zeu, hochmüthigen Gesichtes fah eri
inilde und weiche Züge, di-: ihrn
freundlich zugewandt waren. s
«Seths Kind,« unterbrach Mr.
Marfhall cas augenblickliche Schwei-.
geii Bei diesen Worten ergriff Mr. -
Grahain die band des Knaben, blickte !
einen Augenblick in sein freies, offenes Z
Auge und sagte in gewinnean ;
Tone
«Gerade fo, wie Du, sah Dein Va- z
ter aus, da wir noch Knaben ioaren. l
Einen besseren Freund habe ich nie-i
mal-Z gehabt.« ?
»Was hat Sie denn zii feinemFeins i
de geniachi?« wollte Walter rsafch ent
gegnenz aber Mr. Grahains Beneh
men hatte feinen Zorn besiegt, fo daß ;
er die Worte unterdrückte und nuri
entgegnete: -
»Ich hoffe daß ich einstens ein fo;
guter und treuer Mann werde, wie ich ?
glaube, daß er einer newefen ifi «
Noch immer hielt Mr. Graf-am die
Hand des Knaben fest, der so tapfer
die Ehre feines Vaters vertheidigte,
obwohl die Welt ihn als einen Ver
worienen und Ausgeftoßeiien betrach
tete. Darin wankte er sich zur Seite.
Walrer war die Bewegung nicht ent
gangen, die den stattlichen Mann er
griffen.
«Dafiir will ich ihn lieben«« dachte
er, während Mr. Grahain sich Tante
Mary zuwandte, uin mit ihr über
Jessie zu reden Bald tain der Au
gink«'ict des Schrie-eng da Mr. Gra
iszin noch heu: e abreiien wollte. Als
er feinem Kinde lebelvobc fasate.
fchlang .E-:ses in leidenschaftlich-er Er
regung die Arme um den Hals des
Baker«-, urn ihn zu halten. Von lei
nem Troste wollte sie wissen, bis Was
ter ihr von dem Eichhörnchen erzählte,
das draußen auf dem Ahornbaum in
seinem Käfig spielte. Da erst wurde
sie rutsia und ging mit Ellen hinaus,
während Walter Mr. Graham zur
Eisenbahnstaeion begleitete. Mr. Gra
harn aab seinem sugendkrchen Genossen
unzähliae Aufträge bezügtich des zu
riickaelassenen Liebiings, und Walrer
fis-We sich strskz uns- gehoben, aIS sein
BFrleiter ihn angelegentlich bat, für
Iesie in sorgen, wie für feine
Sei-wessen
Da erschien der Zug. Aber vor dem
Scheiben hatte Walter noch eine Frage
an seinen Begieiter auf dem herren,
und als dieser schon auf denr Tritt
brette bei Waagons stand, erariff er·
rasch feinen Arnr und fragte eindring
lich:
.f)alten Sie meinen Baker für
ichs-Mar
Wie sehr wisnschte Mr. Graham in .
diese-n Urkundlich seen Knaben, ver
ihn so ernst nnd traurig anschaute,
nein saoen zu diärfern Aber er konnte
III-Hi und antwortete betrübt: »Vat
Æswseu habe ich ihn fiir schuldig ge
halten«
»Ja. fa; aber seßtf Denken Ste
auch fest noch sof«
Das Lauten der Sigraürlocke. das
Laffen und Schnarchen der Maschine
wurde set-den Augenblick lauter: aber
aU das Geräusch vermochte nicht, die
Auster-et m sibertsnerh die in Walan
Ohr fes-»ste:
»Ja- hake keinen stand gehabt,
met-e Ausiät w Finderr «
Falter ers-sie fis-; wie betäubt
—«·--» --
stand er da und starrte dem davon
eilenden Znae nach ann wandte er
sich und kehrte langsam nach hause
zurück. Wer wollte ed dem Knaben
verdenten daß feine Brust zitterte,
saß feine Augen sich mit Theiinen
füllten? Gab es doch fiir ihn in der
ganzen Welt nichts so Wichtiges und
heitigei. als die Ehre feines ungliicb
lichem entehrten Vaters.
Niemals werde ich daran graubem
bis er selbst mir sagt, daß es wahr
fei,« dachte er; dann ließ er feine Ge
danken durch unbekannte Weiten zu
dem Vater schweifen: ob der Geliebte
wohl an feinen niegefehenen Sohn zu
rückoenle, und ob er ihn jemals finden
wen-h
s- ie i
Jn kurzer Zeit war Jessie der Lieb-·
ling des ganzen Hauses geworden.
Gegen niemanden aber war sie fo zu
traulich, wie gegen Walten A In ihn
schmiegte sie sich mit einer lind-ichen,
vertrauenten Liebe, deren Einfluß er
nicht zu wir-erstehen vermochte.
Mittterzreilr schwand der Herbst
dahin. uns der Winter mit feinen
Flockenbliiilien und Eisblumen tehrte
in den Bergen nnd Häuser-i von Dekr
wood ein. Fuß und See bedenken sich
mit fpiegelblanter Fläche, und das
ungetrobnte Vergnügen des Eislau
sens lockte Jeffie an Walten- Seite
taglich hinaus.
Eines Tages eilte fie Walter weit
voraus, der ihr warnend zurief, daf;
sie umteliren möge, da das Eis dort
zu schwach tei
Da plötzlich -— ein siedet-, das Eis
brach und Jessie tvar verschlv.inden.
Walter stand eine Minute starr vor
Schrecken Dann eilte er zu der ge
föhrtichen Stelle.
Ein heftiger Kampf mit Wasser
und Eis folgte: die morfche Krufte
brach immer weiter, und gerade in dem
Augenblicke, als die atbemlofen Zu
fchauer anfangen wollten, an dem Er
fahm In wktnvifsln erst-Ins OF PCM
Aber sie börte nicht«
l
Knaben, sich empor zu arbeiten. Ohn
mächtig sanl er bei seinen Spielgenos-"
sen nieder. während sein Arm traun-s
hast die Gestalt der Geretteten um
schloß. —- — ——
Man brachte beide rasch nach
hause; Walter lehrte bald zum Be
wußtsein zurück, und auch Jessie war
nicht todt, wenngleich ihre Ohnmacht
beiingstigend lange andauerte.
Von nun on waren die beioen Kin
der sich in zärtlicher Liebe zugethan.
Als Jessie wieder völlig hergestellt
war, war ihr erster Gedanke, daß ir
gen: jemand es ihrem Vater schreiben
müsse — aber jemand, der es gerade
so schrieb, wie sie es haben wolle. Nur
eine Person im Hause würde daiiir
zu gewinnen sein, so sagte sie sieh,
Tante Dede nämlich, und mochte die
arme, alte Dame auch noch so sehr
über die ungewohnte Ausgabe grollen
und seufzen, sie mußte sich »in ihr
Schicksal ergeben.
»Und nun« Pada,« schrieb Tante
Debby, nachdem die Erzählung des
Unsalles abgehandelt war. «Walter
muß belohnt werden« und ich werde
Dir sagen wie. Jch hörte neulich, wie
er seinem Großvater sagte, er wolle
das Ghmnasrum und die Universität
besuchen, aber sein Großvater antwor
tete, so oiel Geld könne er in der gan
zen Welt nicht aufbringen. Darüber
trar Walter so betrübt, daß ich weinen
mußte; aber ich schlief während des
Weinens ein und dachte später nicht
mehr daran. Du bist reich, Papa, das
weiß ich, und Du mußt mir Geld ge
nug schicken, daß Walter zur Univer
sität gehen kann.
Der Brief ging ab, und nach länge
rer Zeit lam die Antwort. Derielben
war ein Wechsel sür zweitausend Dol
l«- hinofckslnssvn III-II sum Pers-on
des edlen Knaben verwandt werden
sollten, der des Vaters einziaes Kind
gerettet hatte. Jrssie gerieth fast auszer
sich vor Entzücken, als Tante Dedbh,
ihre einzige Vertraute, den Inhalt des
Schreibens heraughuchstabirtr. Sie
ergiris den Wechsel und eiite fort, urn
Walier zu suchen, den sie auf derWiese
sand. Uebergtiietlich rief sie dem er
staunten Knaben zu:
»Es ist getonnnen —- Das Geld ist
aelornmen! Du gehst aus- Grimmi
siunr, auf die Universität. und wirst
ein aroher. geicheidter Mann, wie
mein Vater. Hier ist es." und damit
drückte sie ihm das werthvolle Papier
scstiirmisst in die Hand, dasi er Mühe
hatte, sich aufrecht zu erhalten
Anfangs konnte Walter ihr ganzes
Beainnen nicht verstehen; aber Jessie
ertliirte ihm unter sorttvährenden
Aushrüehen lautester Fröhlichteit ihr
ganzes erioiareiches Unternehmen Die
erste EmpfindungWalrers, ati er eno
ttch den Zusammenhang deariss« war
die einer großen Freude, daß er seht
endlich dasjenige besitzt« was er so
lanae ersehnt, und was zu errrichen
ihm nnmöalieh erschienen war. Dann
aber reate sieh in thn ein Widerstre
ben, die Mittel zu seiner Erziehung
von Mr. Graham zu erhalten, von
einein Manne, dem fein Großvater so
wie ins-schon verschuldet war. Jedoch
schwieg er gessen Jeiiie dar-Uber, — er
wollte sich nicht entscheiden, bevor er
mit kein Großvater gesprochen. Erst
als dieser ihm rieth das Geschenk an
eureelssnrem da ertlärte er sich bereit
dem-.
Nun begannen batd die Vorberei
tunaen fiir den Abschied ces jungen
Student-m die allgemeine Auftraung,
die ängstlich Gotte um den Schei
denden zeigte arn besten, wie er sehr er
geliebt wurde ·
Endlich lain der Aprilrnor n, an
welchem Weiter seine Dein-It Iet
ließ. Thriinsenden Auges blickte die
ganze Familie dern Scheidenden sach,
bis eine Biegung der Straße ihn ihren
Blicken entzog. Sie alle fühlten, dasz
rnit dein lebhaften, thätigen Knaben
der Sonnenschein fiir lange Zeit aus
dem hause gewichen sei.
Drittes Kapitel.
AchtJahresspiiten
Die weite Aula der Universität zu
New haben war dicht gefüllt von her
ren, die getrmrnen waren. der Rede
eines jungen Mannes zu laufchen«
welcher ani Schlusse seiner Studien
zeit stand und sichden Doktorng er
worben hatte. Noch hatte der seienliche
Ali nicht begonnen, und der Held des
Tages, dessen Züge eine gewisse Un
ruhe verrietben, blickte suchend und er
wartungsvoll über sein Auditoriunr.
Da zogen zwei Gestalten seine Aus
inertiomleit ans sich, ein alter, grau
haariger Mann, und ein junger Ele
gant, der den jugendlichen Redner mit
geivannter Anfmersarnleit betrachtete.
Wo hatte Walter cties Gesicht be
reits früher gesehen-? Plötzlich tam
ihm die Erlenntnisz, und es gewährte
ibm eine große Genugtbunng daß
seine zweite Begegnung mit diesem
Manne gerade bei dieser Gelegenheit
stattfinde. Fröhsich wintte er dann
dem alten Manne zu, der die weite
Reife nicht gefcheut hatte, um den
Ehrentag seian Entels mitzufeiern.
Als endlich die Rede begann und die
Worte leicht nnd gewandt von Wal
ters Lippen flossen, hingen die Blicke
aller anörcr mit dem Ausdrucke
größten Interesses an der mönncich
schönen Gestalt auf dem Kathrderz
und als er geredet, war vielstimmiger
Wsclu Inn cllcll ullc Iclll Loc. Wll
Großvater drängte sich ourch die
Menge und umarmte seinen Entel,
und Walter geleitete ihn hinaus und
ins hat-L
»Ich wünschte-, heute dürfte Dei-n
Vater bei uns sein,« sagte Mr. Mar
skallx aber noch ehe Walter antworten
tonnte, sah er den Fremden vor sich,
der ibn zuvor so angelegenrsich be
trachtet hatte. Derselbe bot ihm die
band und bemertte lachend:
lFortseßung folgt.)
--———--0—.«. - .
Iattvtttttche wurdens-U.
Die Knownothinqs sind überall die
selben. Wo das eingewansoerte Ele
ment nicht mit dem Dreschflegel der
Tbatsachen an idr Verständan appel
lirt, bleib-en sie ournm und herausfor
oernso stech. Ein Beispiel davon liegt
aus Borsilten vor, wo der Staatsklu
tör siir Ackerbau irn Staate Nio
Grande do Sul, der Avoptioheirnath
so vieler Deutscher und anderer Eu
ropäer, sich in einem Berichte an den
Präsidenten erdreistete, die Enge-vari
rserteu als Landesoerwiesene zu bezeich
nen un) ron der Gefährdung des Lan
des zu sprechen, welche es nöthig mache,
ter Einwanderung Einhalt zu thun.
Es beißt in dem Bericht unter Anbe
rrnn Wenn wir die Lag-e der ausländi
schen Colonisten in den verschiedenen
Staaten Brasiliens prüfen, so kommen
wir zu dein Schluß, »daß sie nur hier
unter Umständen leben, welche gestat
ten, hast sie mit Leichtigteit von unse
rer Nationalität ausgesogen werden.
deren Gewohnheiten sie annehmen und
deren Sprache sie gern lernen, ein
schließlich der deutschen Colonisten,
welche sich am meisen gegen diese Ver
schnælzztnsg« strömen Sicherlich ist
Ilcsks Ulgkllllis lluk lllls Ilc BAUER-III
qen Ter Staatsregierung zurückznsiily
ren, welche diesen wirklichen Landes
oenviesrnen einen Wohlstand schafft,
svie sie ilm niemals gebannt haben.
Wir dürfen aber nicht vergessen, wie
ich schon in meinem Bericht von 1901
betonte« daß die natürlichen Neigungen
dieser Menschen gerckde nicht geeignet
sind. uns in unserer moralischen Ent
wickluna zu fördern, und daraus
kommt es doch hauptsächlich on. Um
diesen Umstand mit verhältnißmiißiger
Leichtigkeit zu überwinscen, ist es röth
lich, tasz die Zahl der einwandernden
fremd-en Elemente im Staat Nio
Grunde nicht noch arößer mer«-Ie. Ei
schadet nichts, wenn auch unser mate
rieller Fortschritt sich wegen Mangels
an Arbeitskräften etwas verzögert.Die
uns in Zutunst daraus erstehenben
Brett-eile wert-en diese scheinbore
Lanqsomkeit reichlich aus«.viegens.
Daß der Selretiir selbst von Ein
mansverern abstammt, die aus Portu
gal kamen, but er vergessen, wie dies
alle Knownotlkings gern thun, um als
«Eingebarene«« austreten zu können.
Seine Aeuhernnyen haben einenSturm
der Entrustunq eerursacht, nicht nur
bei den Deutschen, bete-r ahl in Rit
tv Stil aus 150,000 ge chitkt wird«
sondern auch bei den Jtagenerm Spa
niern und ein-deren ie deutschen
Vereine beben sich mit einem Protest
an ten Präsidenten gewandt, tporm
gesagt wird: »Dieses Urtheil, das sitt
den verantwortlichen herausgebee des
Berichtes eine bitter-e Selbstkritik cert
biiilt, beschimpst das Andenken von
vielen. vielen Tausenden. beten Leiber
nach mitbevallm Leben in brosilischer
Erde zu Asche tout-Kn, ei beschimpft
das Andenken von Männern, deren
Gebeine aus brwsilischen Feldern der
Ehre rsebkeicht sind und deren Kinder
und Nachkommen nach hier in redslichee
Arbeit sich mitbefr. Dieses Urtheilesntg
bslt eine evnische Beleidigung unzäh
liaet braltlistbee Lankcsttnden es ser
räth eine erstaunliche Untenntnisr der
Charattereigenichesten und Leistun
eines Rio Grunde Vollstheils tvel
weniger in Persntienzahl als in Werth
und Menae wirthschastlicher Produk
tion nachweisbar hinter keinem ander-n
Misch- oder Bestandtheil der Bevölke
rung des-Staates zurückstehtt« Schließ
lich sprechen die Deutschen die Bitte
alte der Präsident möge ,,e’rne allseits
befriediaerrde Form finden, in welcher
der durch frivole amtliche Aeußernngen
eines höchsten Staatsbeamten verletzten
Witwe des hier sest eingebiinrertem
seiner Staat-schlichten stets eingedenlen
Eintrnirdererelernentes die gebührende
Genuathuuna wird!« Man sdars da
raus gespannt sein, ab Herr Berges de
Medeirog dieser Bitte willfahren wird.
Jedenfalls beleuchten die Auslassungen
Dr. Mundes sehr qnt die unglaublich-:
Ueberhebnna. mit der dng lusonrasilis
iche Element« auf die Aus-edler ohne
Riictsicht aus ihren Ursprung herab
siebt
—.——«---.-.-0
Dte schwedttchen Ueichitötvem
Ueber dem Portal des neuen Reichs
tagsgebiindes in Stockholm, Was im
nächsten Jahre seiner Bestimmung
übergeben werden soll, war auf Ver
anlassung der Parlamentscommission
eine prnnthast ansaesiihrte Marmor
gruppc angebracht worden, deren Mit
telvuntt die schtvrdischen Neichsemble
tne —— Königsmantel und Dreitronen
tvappen -—- liiert. Zu beiden Seiten
des Wappenschildeg erheben sich zwei
mächtige Riesentatzen mit drohend er(
bobenrn Pranten, in denen der Bes
schauer unschtker die beiden hernldi
schen Reichglötven vor der Tessinischen
Königs-hing wieder erkennt. Die
Schildtvache stehenden Katzenthiere er
scheinen ihrem historischen Vo: bilde
rnit großer Treue nachgebildet, nur
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Schweise der königlichen Thiere an
statt in vorschriftsmäßiger erhobener
Stellung hier iiber dem Parlaments
eingang in demüthig .eingezogener"
Haltung wiedergegeben sind.
Eine solche Willkür tonnte natürlich
unmöglich ungeriigt hingehen. Das
königl. heroldsamt ließ denn auch un
verweilt einen seierlichen Schreibebrief
vom Stapel, drei Inhaltes, daß die
Stellung des Löwenpaares mit seinen
«zwischen den Hinterbeinen einge
llemniten Schwanzen« unsraglich nicht
bloß eine Verlegung der thatsiichlich
bestehenden heraldischen Vorschriften
darstelle, sondern auch vom künstleri
schen deloraiiven Standpunkte aus ei
nen aufsällig «getni(tten'· Eindruck
mache; insolgedessen sei eine schleunige
Correctur durch die Baurommission
dringend geboten.
Die Zumuthung ging aber den
Reichstagsgediiude - Crbauern wider
den Strich. Die Commission beschloß
tutz·und bündig« daß das lönigliche
Heroldsamt in parlamentarische Din
ge überhaupt nichts dreinzureden habe
und daß der heraldische Portalschmuck
in jedem Fall in seiner ursprünglichen
Gestalt belassen werden müsse. Mit
dieser Antwort, die natürlich zu einer
förmlichen Hochfluth von mehr oder
minder gelungenen Kalauern in der
Togespresse Veranlassung gab, sing
die Angelegenheit an, ein politisches
Gesicht anzunehmen. Die Reichstags
taminern hatten in der zurückliegenden
Tagung nämlich einen verfassungsmä
ßigen Beschluß angenommen. wonach
technische Veränderungen in der Ge
stalt des Landes-wadng und der son
stigen Reichsembleme nur unter aus
drücklicher Genehmigung des Parla
rnents bewirkt werden dürfen.
Für die maßgebenden Jnstanzen
entsteht somit die hochwichtige Frage,
inwiefern die willkürliche Plazirung
der beden Löwenschwiinze eine rechts
widrige Abänderung der bestehenden
constitutionellen Vorschriften darstellt,
deren Tragweite das ossieielle Placet
der Korporationen zur Voraussehung
macht. Ehe es zu einer endgiiltinen
Entscheidung kommt, wird es aller
dings wohl bei dem Entschlusse der
Baulomrnission bleiben und den beiden
Löwen wird vermuthlich nichts ande
res übrig bleiben, als sich einstweilen
mit ihrer tritt-selig «getnielten" Pose
abzufinden.
—- - -.- E-- - —».——
schieden-Deutsche.
Eine reizende Stilbliite, die dem
Schreibaeter einer amtlichen Corresdon
denz entsrpossen ist, giebt die Breelauer
Morgenzeitung wieder. Ein thürin
gisches Amtsgericht eorresdondirt mi:
einer anderen Behörde wegen der Be
schästisgung von Strafgesangenen mit
Holzspaltem Die zweite Behörde ant
wortete:
Auf die anher gelangte hohe jensei
tige Versiigung wird diesseits beschlos
sen, das; die ijenseitigen Gefangenen
aus dem diesie tigen Vase zum holt
spalten verwendet werden dürfen.
Der hier amtlich derzopte Stil scheint
Kunstregeln zu gehorchen, wie sie sen
ieits der Grenzen des bürgerlichen
Sprackgebrnuckes herrschen mögen.
Diesseits dieser Grenzen wirst jener
Stiel, wenn nicht ästhetisch, so doch Ins
alle Fälle erheiternd. « :
HWH
Der Erportpreis fiir Kernsiue M
sieben Cents die Gallone. In des
Ber. Staaten wird 10 Cents dastit
berechnet. Das Privile inm. ein ante
ritcmischer Bürger zu se n, muß stets-ei
ltäe lebt Wes-M Msblt werde-· J