Die letzte Rose. Novellette oon E. F a h r o w. Wenn sie Sonntags aus der Kirche lam, grüßten sie die jungen Männer mit eineni sitahlenden und die jungen Mädchen mit einem boshaften Lächeln, denn iene fanden sie reizend in ihrer ernsten, stillen Art diese aber nann ten sie hochmüthig und geziert. Annelieö war aber nicht ge iert, o nein—sie war eben nur die ochter ilirer nordischen, ausländischen Mutter, der biauäugigem blonden, hochragen den Jngeborg Sdenslin " Warum hatte auch die Schivedin ins Dorf tommen müssen, damals vor zwanzig Jahren! Sie paßte da nicht bin unrer die derben Lausitzer Bauern, und Karl Halt-erg, der Fioßbauer, hätte was Geicheiteres thun können, ais sich diese Fremde von seiner »Will reiie«, die ihn hinauf bis nach Sta banger geführt hatte, mitzubringen Aber lurz und gut, da war sie und war Karls Frau und gab sich redliche Mühe, heimisch zu werden unter den Leuten von Weiidroiditz. Das gelang ihr freilich nicht, und leiner von den Dörilern weinte ihr eine aufrichtige Tbräne nach, als sie starb. - Nur Karl Holderg und fein zwölf iiihriqes Töchterchen, die Annelieg die ineinieni Gan-i still aneinandergedriickt saßen sie in der Kammer neb- dem Sarg und blickten aus strömend-en Augen auf das liebe, schöne Gesicht, das so schrecklich weiß dort auf :e:n Kissen ruhte. »Mich dünlt,·' sagte Annelieg leise, »die Mutter liat zisir teiiie Falten nicht iin Gesicht. Sie sieht so jung und so schön aug.« »So sah sie aus« .vie ich sie freitc.« murnirjte der Boten »W« denn der Huiten ivirilich .lchu1o Ba terr" »Ich wer ß nicht« « stöhnte der Arme. ,Viellercht ist Ire aus Sehnsuchi nach Varro aestorbenl Gesagt hat sie s nicht, aber ich wußte ja doch, wie bange ilIr nach Hernösand war.« uHerniisana —- so hieß Mutters hei matb?« »Ja, so hieß die Stadt, wo ich sie mir herholte. O meine Inge, Juge, Jnael« Und schluchzenb laq der Mann aus den Kziieen neben dem Sorge und Klein-Annelies fiel dem Vater um den Hals and rief: «Bater,"rch bin xa noch oa siir dichl« Ja, sa, darin hatte sie Wort gehal ten. Sie war immer »da« siir den Ba ter: sie führte ihm ganz allein die kleine Wirtbfchast und leistete so viel mit ihren schmächtigen Ae men und ihrem großen Herzen, daß der Vater mit den Jahren aetröstet ward uno nun in sei ner Tochter ebenso wie früher in cer mau sein aanqers Gliirt sah Annelieil dachte nicht viel an die Zu kunst: sie lebte eigentlich genau nach der bibtischen Vorschrift, indem sie das that, was die tägliche Pflicht oon ihr forderte. - Eines Tages starb auch der Vater, und Annelies war nun aanz allein auf der Welt saanz allein bis aus ihr en Jugendsreuno den Clemens Fischer. Einentlich hieß er Schwarz. Weil aber das aanzeDors voll von Zchrvar zens war, bezeichnete man die Einzel nen se nach ihrem Beruf, und so hieß Clemens eben Fischer. Er besaß die älteste. und größte Fischerei am Ort, und feine Zauber und Schleie wander ten in tunstreichen Wafertat en zwei mal wöchentlich nach Berlin in die Martlballen Ja, Clemens war sie beste Parkhie in Metrdroraiß, und deshalb wurde Annelies bitter von den anderen Mäd chen beneidet, daß sie gerade die Aus erwählte org jungen Fischermeisterg sein mußte. —- Sie war es nun aber finmab und im Mai sollte die Hochzeit ein. Bis dahin wollte Anneliez ganz still fiir sich in ilkrem Häuschen bleiben, un betiimnsert darum, ob man ihr deshalb böse nachredete oder nicht. Sie that ia nicht-J llnrechtegl Tag und Nacht hätten die Nachbarn bei ihr bereinschauen tönnen, sie hätten leinen Matel aefunden. Gerade aber weil sie so edrdar war, darum erst recht mußte sie unaerechten holsn und giftige An deutunaen erdulden. Clemens lachte, wenn er dergleichen hörte. Es waren ja bloß dumme Mäd chen. die da inuntelten denen tonnte er doch nicht an cen Kragen dafür; ja, wenn es die Burschen gewesen wären! Aber «oon denen war nicht einer, der nicht freundlich und achtungsvoll grüßte, wenn Annelies oalkerlam Stück für Stück, langsam und sicher hatte sie sich im Laufe der Jahre eine hübsche Aussteuer zurückgelegt; lvenn sie nun noch im Mai ihr kleines An tyesen verlaufte, io toar sie ebenfalls eine , »gute Paris-les und Clemens tonnie sein eigenes bang aushalten« was er schon längst beabsichtigt hatte. In diesem Winter aler hustete An nelies fo viel, daß der alte Kreiiplxys situs. der noch ihre Mutter behandelt satte, den Kopf schüttelte. Er verschrieb ihr allerlei bitteres und übelriechendes Zeug, und sanft wie immer nahm es Anneliei gewissenhaft ein. Es schien freilich nicht viel zu nü n; aber das bißchen httsteln war sa chlteßlich nicht schlimm. und ob man dabei ein wenig inaaerer wurde« daraus tarn es eben-— falls nicht an. Nur als das Frühjahr kam, toar Internet zu schwach, um die Vorberei tungen sur Dochzeit überstehen zu tön nenz Ian- ernstitch verbot der alte Dot itpk m hat«-then nik den sage-thun nnd Element. obwohl ttes enttauicht, fiiate sich. Der Kreisphostius aber nahm die Gelegenheit wahr als er einmal Cle mens allein am i asser traf, ihn heran zutvtnten nnd ein ernsteb Wort mit ihm zu sprechen. »Siehit du, mein Junge,« sagte er (denn er duzte das ganze Doka »Es-s mit der Annelies, das ist eigentlich ’ne ganz dumme Geschicht-; ihre Mutter tst an der galoppirenden Schwindsucht ge storben, und der haften jetzt bei oer Annelieg — ich will ja nicht gleich das Schlimmste sagen —- aber —- na ja, mein Junge — laß sie man nicht mer ken, daß es schlecht steht, verstanden?« Und rechtsnm lehrt machte der Alte, nachdem er das gesagt, und haftete seine Straße weiter. Clemens blieb wie vom Schlage ge rührt. Sein Gesicht toar grauwriß. Seine Lippen zitterten, und feineHiinre, die ihm an den Zeiten herabhingen, waren zu Fäusten geballt. Was war denn geschehen? Was hatte denn des Doktor da gesagt? War es — tvar eiz denn möglich, daß seine —- das-, Llnttelies — sterben sollte? Herrgott! Sterben? «Sterden?« Gan-i laut und gellend hatte es Cle mens aeschrieen, so daß der Fischer-— junae« der drunten bei den Netzen han tirte, herumsuhr und erschrocken hin aufitakrte. Das brachteClemeng zur Besinnung. Er wandte sich um und schritt —tau tnelte Vielmehr — — in sein Haus. Was an diesem Abend und in der darauffolgenden Nacht der Arme litt und still mit sich allein anstämpfte, das hat nie ein Mensch erfahren. Am falaenden Morgen ging er mit teidlich festem Schritt nnd leidlich wie der aefestigtem Vertrauen zu seiner Braut. die hinter dem Haus im Garten saß und nähte. Es wiirae ja wohl nich: so arq totnmen, wie der Doktor IIIICLU IIIHIUIUUC Yasccs Oslllc llccllc Annelics hatte doch so blanle Augen und so rothe Backen, gewiß, wenn der Sommer mit seinen langen, warmen Tagen lam, dann würde sie wieder ganz Jeiund und kräftig werden« Und im Ort-it . .. »Im Herbst," sagte Annelies nach denttich, indem sie ihren Ron an Cle mens Schulter Legt-e, da ist es lange nicht io lustig, hochzeit zu machen, nicht wahr? Ader weißt du, Clemens, ich dente doch, der leeerosenstranch dort, der wird noch blühen; ohne Rosen mag ich nicht Hochzeit machen —- die Mutter hat immer gesagt, bei ihrer Hochzeit rrsar das ganze Haus voll Rosen. Und- der gelde Strauch, das war ihr Liebling, die Rosen daoon nannte sie immer ihre Glückgrosen.« lind dann nach einer tleinen Panie, sagte Annelies ganz nebenher: »Mit cenen haben wir ihr auch den aanzen Sarg oollgefiillt.« Clemens iiberlicf es lalt. Er hielt die beiden Hände seines Mädchens fest und iaqie: »Natürlich, Rosen werden wir eine Menge haben; nm unsere Hausthiir muß ein dicker Eichentranz laufen mit den letzten Rosen ans deinem Garten. « »J( «iagte sie träumerisch, ,so mus es sein; die .- tzten Rosen muß ich mit nehmen in mein neues Haus« Sie War sehr miide wie ietzt immer, un:- sie tednte sich dichier an Clemens und schloß die Augen; schxaftrusntem mit einem glücklichen Lächeln um den biassen Mund wiederholte sie- jedoch nicht ans die Reihenfolge der Worte achtend »Die letzten Rosen in mein letztes Oauo.« Cluan zuckte innerlich zusammen, aber er hütete sich, es äußerlich merken zu lassen; wozu auch auf ein solch-S ...k«-'kl:-- ; sn--k----s--- -«l-Ä---l suiuulkljis «)88iPILu,-.u Leu-usi Annelies war eingeschlafen; ganz seit schlief sie in der heißen Frühlings TVorrnittagHscnna als sei eg später Abend Uns aanz still hiel! sie der srarle : iunae Arm, damit sie nicht erwachen « sollte. »Als es nach einigen Minuten i dennoch geschah, lachte Annelies und l stand auf; nein, ivie man nur so saul i sein tonne, am hellen Morgen zu ! ichlasen! Und hier habe sie noch alle die Auftränger an die Handtilchek zu nähen, damit sei sie doch nicht sertig aeworaen Ja, sie nähte fleißig. Und noch sleis fziger oilegte sie ihre vier Rosenstriin: cher, damit nur ja der zweite Flor recht üppig werden sollte. Als der September lam, blühten sie alle noch einmal herrlich. Annelies aber lag drinnen in dem großen Gardinenlcett, darin einst die schöne Insel-org verschieden war, uno dachte. es sei doch recht schade, dasz nun die Hochzeit erst im Ottoher sein tönne. »Wenn nun dann teine Rosen mehr blühen-P sagte sie ganz traurig zu Clemens, der nehen ihrem Bett saß und mit Heldenlrast immer noch zu lächeln verstand. »O, ein paar werden schon noch hliihen,« sagte er. »Es ist doch ganz gut. dasz ich jetzt noch einmal so einen Ansall hatte, nicht , wahr. Clemens? Der Dotter sagt, J nachher würde ich eine um so gesundere ; Frau iein." s »Da hat der Dottor ja auch ganz s recht. Sprich aber nicht so viel, mein ) Liitties. Schlaf lieber wieder." Sie schlies bald ein —- sest, sest! I Der Oktober war noch nicht zur Mitte um. da laa Annelies in ihrem Same, so bleich und schön, wie einst ihre Mutter. Clemens rannte weit draußen im « Walde umher. Und dort, wo ihn nie mand hörte, streckte er die beiden Fäukte E gen Himmel, schiittelte sie wie e n Wabnsinniger und schrie dazu, laut,« ; schrecklich, wie ein gequälte-I Thier» sichreit Das dauerte Stunden. Undi i dann ging er heim nnd sah nach demi iRosenftoch Eine einzige blasse, herr i liche Blüthe hing daran. Die brach er ab und legte sie Annelies —- in ihr : letztes Häuschen. i ·———-·-.—.--——— ’ Kampf in sen Alten« . Eines Abends im August war mir, so schreibt man der »D. Jägerztg.«, eine eigenartige Beobachtung aus dem Vogclleben beschieden. Jm Dörfchen G. nistet ein Storchpaar. Oft beob .achtete ich das Paar auf den feuchten Wiesen der Umgegend, wie es seiner INahrung nachging, so auch am Nach kmittag dieses Tages-. Auf einmal er ftönt — eine leichte Dämmerung brei t tete sich bereits über die Fluren — ein heftiges Getlapper, und die Storch E mama erhebt sich schwankenden Fluges, gefolgt von einem Etwas, das sich bald » als ein sehr starker — Hühnerhabicht entpuppte. Gleich darauf erschien aber i auch, gleichfalls zornig klappernd, Va- ; ter Storch und stieß gleich einem Raub- l vogel auf den Habicht. Die StörchinJ strich nun in raschem Fluge nach dem heimischen Nest ab, und der Raubrii-i ter halte auf dem diirren Zackenwipfel eines Nußbaumes auf. Und nun bei! gann ein wunderbaress FlugspieL an weiten, immer cnehr sich verengenden Schraubenlinien umtreiste der Storch’ den Baum; eg war spaßhast zu sehen, wie der Habicht sich stets mit dem trei senden Vogel drehte. Plötzlich schwang sich der Storch ein, und der Habicht strich ab; aber wie ein rasender Roland stob der Storch hinterher, ein Zu l)aclen, daß die Federn stoben, ein Stoß ——— und der Habicht sank, sich überschlagan, schwerfällig zu Boden. Noch einige Kreisliniem und derStorch flog, siegesfroh tlappernd, nach Hause. US war nicht schwer, auf dem Stoppel acker den Vogel aufzunehmen und den tödtlichen Stoß festzustellen. - Daß der Storch, der doch den Ein druck eines behäbigen Fliegerö macht, den fluggewandten Hühnerhabicht auf voller Flucht einholen kann, muß über raschen. W-— Das grosse-etc Gent-. Fast jeder Mensch trifft fiir den Fall seines Ablebens Bestimmungen, um noch über feinen Tod hinaus sei nem Willen Geltung zu verschaffen; ob sie aber toirllich ganz nach feinem Wunsche erfüllt werden-»diese Gewiß heit tann Niemand mit in’i Grab nehmen. Wie leicht eine bloße Laune der Natur eine anscheinend für im mer festgeseßte Bestimmung, die sonst nie Widerspruch gefunden hätte. um stoßen kann, zeigt ein merkwürdian Grab auf dem an interessanten Remi: niszenzen reichen Gartentirchhofe zu Hannooer. Es ist das Grab der in den siebziger Jahren des 18. Jahrhun derts verstorbenen Karoline von Rüh ling, die in ihrem Testamente ie An ordnung traf, daß ihr Grab einen großen Steinaufsatz erhalten sollte mit der Inschrift: »Dieses auf ewig gelaufte Begräbniß darf niemals ac öffnet werden« Was aber Menschen hand nie vollführte, das that die Na tur in wunderbarer Weis-:- Der Wind trieb ein Samentorn iu eine Fuge zwischen den Grabsteinen. das dort Nahrung fand und eine Birle sich ent wickeln ließ, die im Laufe der Jahre mit ihrem fortschreitenden Wachsthum rie gewaltigen Quaceru hob und so das Grab öffnete. «- - —- —- — lfiuseitiae Sache. »Ich dachte, Sie wollten siir Liese Leute nicht mehr arbeiten?« »So taate ich allerdings, aber seither haben sie ,mich wissen lassen, daß ich lIlcUcc Ullsillchti Isllllc. —— Mißverständnis-. Füran Jmmertlaas aus Viere-en trug tomnrt in die Stadt. sEr bat Ap petit aus ein Glas Bier und aeht in ein vornehmeö Restaurant. Gleichgül tig fragt ihn der bedienende Kellniu ,,Pilsnet, Kultnbacher, Grätzer?'« » »Nee,« schmunzelt Jiiraen Immer ’tlaas, ,,ratshen lönn’ Ji nich. Ja bin z su "ut Piepenlrog. Bette-blies Bei-us. »Er musz ein tüchtiger Aiinstter Iem.« " »Nicht, daß ich gerade wüßte« »Aber er verkauft doch seine Bilder zu hohen Preisen.'« »Das ist etwas Armes Niemand leuanet, daß er ein guter Vertauser ist.« Ein-risse Mittel. »Ich begreise nicht« daß Dir die Meter bei jeder Gelegenheit einladest « macht Tir das Gespräch mit dieser bosbasten Person gar so viel Vergnii aen?« »Gewiß nicht, aber wenigstens weis-, ich: so lang sie bei mir ist, lann sie nicht über mich schimpßn.« Der Zeitung-Tiger Jn einem Case wartet ein Herr schon lange Zeit auf eine Zeitung, die sein Nachbar liest. Eine Stunde ist bereits vergangen und der eifrige Le Her ist noch nicht rnit der ersten Seite zu Ende. Da verläßt den Deren die Geduld und et rnst seinem Nachbar zu: »Sagen Sie mal, welchen Buchsta ivekk einsam Sie eigentlich nicht lex-ur« lieber das »Altwerden«. Bereits vor über 2000 Jahren prägte Demokrit, der Begründer der Atomlehre, den Satz: »Nichts ge schieht zufällig, sondern alles aus ei nem Grunde und mit Notwendig eit." — « Auch das »Altwerden" ist eine Na turnothwendigieit — denn nichts in der weiten Natur ist beständig; alles Sichtbare ist dem Wechsel unterwor fen. Wie Pflanzen und Thiere ent stehen und vergehen, so wächst auch der Mensch langsam heran, erreicht seinen Höhepunkt und geht dann eben so sallmiihlich dem Niedergange zu. »Das Leben gleicht einer schaffen den Gluth — sagt Masius in seiner poetischen Sprache —- die die organi schen Körper formt, um übermächtig zuletzt sie alternd zu verzehren.« Je stärter diese Gluth auf die organischen Körper etn’wirtt, um so eher wird die Entwicklungsfähigteit unterbunden und der Körper dem Verfall entgegen geführt. Jn der Physiologie bezeich net denn auch das Alter nicht nur die Zahl der verlebten Jahre, sondern auch den dieser Zaht entsprechenden Entwicklungszustand des Körpers. Man kann danach »alt« sein und doch körperlich gesund und geistig frisch — man kann aber andererseits noch «jung« an Jahren fein, und dennoch ist man »alt«, d. h. lebensmatt und lebensmiidr. Der Begriff ,,aliwerden« ist dem-s nach sehr relativ; ·er ist nicht gleichbe deutend mit dem Lebensalter, son dern mit dem Verfall der Kräfte, mit der Rückbildung der Organe, mit dem allmählichen Erlöschen der Lebens iraft. Das Alter beginnt somit nicht schematisch mch dem Kalender, mit einem bestimmten Lebensjahre son dern entsprechend den Natumesetzem sobald die Bedingungen für das »Alt werden« vorhanden sind. Diese Be dingungen sind vorhanden —-— wie be --:A-· --. -«d.---Ä-« k««ss-IR KI- (Iass-n-s1. ILIII Uslvkbkusbk IUUUOU UII IIIIIIII trast durch irgendwelche Lebensvor . gänge geschwächt ist, sie wurzeln aber namentlich in einem verlangssamten Stoffwechsel. Mit dem allmählich fsich kverringernden Stoffwechsel be ginnen die Körpergewebe zu schrum pfe«1, die Blutbildung tvird sparsa mer, die Absonderung der Drüsen geht weniger träitiq vor sich, die Er nährung wird fchiriichen die Neigung zum Schlaf nimmt zu, jedoch ist die -ser weniger ruhig und außerdem tiir- i zer. Ebenso schwindet die Kraft der! willkürlichen Bewegung, nnd die gei stige Elsastizitiit vermindert sich, theil nalymslog und apathisch geht der also nltgewordene Mensch seinem gänzli chen Verfall entgegen. Jn des Men schen Macht steht es nun, diesen Pro zeß, der immer gleichmäßig verläuft, naturgemäß zu nestalten und durch gewisse Mittel eine lrsanlhaste Be schleunigung des »Altwerdeng« zu verhindern; allerdings nicht durch WundermitteL sondern auf ganz na türlicheni Wege. Wenn phnntastifche Schwärmer zu allen Zeiten glaubten nnd hofftenxez müsse irgend welche» wundersame Kräuter, Balsame oder; » Elixiere geben, die das Leben verlän ger nkönnten, so läßt sich mit gutem Gewissen sagen: »So etwas giebt’g nicht!« Das einsachste Mitte! tbnt uns der Dichwr Feuchtersleben kund, wenn er sagt: »Wer sein Leben ver längern will, muß zunächst darauf be dacht sein, es nicht abzutiirzen.« Um nicht »alt« zu werden, sollen wir demnach zunächst alles stießen, was ersahrungsgemäß gesundlzritgi und lebenggeiiitirtich ist. Das sicherste »Mittel, das gleichfalls schon im Al itertlsum bekannt n««·1r, und das ent Ischieden verjüngend gewirkt nat und ; noch wirlt, ist: »Mäßigkeit und Ent ’ hsaltsainleit!« Forschen wir nach den hauptsäcle tlcyllcll KIND-til uev nutzen-geil cu terns, so ergeben sich alS solche vor-· zuastoeise Unregelinääigxten in der Lebensweise Arn meisten trägt aber der rafräs Verbrauch der Kräfte zum frühzeitigen Altern bei, weshalb denn auch dauernde übertriebene törverliche und geistige Anstrengungen, häufige Nachtarbeit, Entbehrungen der nöthi gen Erholungen deg Störprrs durch Ruhe, Schaf and passende Nahrung, sowie der unmäßige Genuß von Spi rituosen und anderen Genußmitteln den Eintritt des Alters ganz außer ordentlich beschleunigen. Ein deut scher Arzt, Dr. Weber in London, hat sich in einer interessanten Abhand lung mit der Frage beschäftigt, wie man ein allzufriiheg Alter verhüten kann. tssr weist, und zwar mit Recht, daraus hin, das-, die zahlreichen Leute, die ein hohes Alter erreicht haben, zwar nicht sämmtlich ein und dieselbe Lebensweise geführt haben; daß aber die Mehrzahl an einer geregelten Le bensweise. an frühem Aufstehen, gei stiger und körperlicher Thätigteit, Frohsmn und Mäßigteit festgehalten hat. Freilich ist die Langlebigteit mit Erhaltung der körperlichen und geisti gen Kräfte eine Eigenschaft, die in vielen Familien erblich ist. Wo aber diese Vererbung fehlt. braucht man deshalb noch nicht gleich an ein ,,frii hes Altern« zu denken; es läßt sich selbst hier unter den ungünstigsten Verhältnissen noch dem Altern vor beugen. Die Verhiitung des Alterns hängt immerhin von der Person selbst ab; namentlich von der Pflege der ltvichtigften Organe des Körpers, so des Magen-, der Athmungsoraanr, des Herzens und der übrigen Blutge siisze, namentlich aber auch der Aus- ’ scheidungsorgane. s Sehr gewichtige Faktoren sind noch, neben anregender Thätigteit, in Be zug auf die Erhaltung der geistigen; und körperlichen Kräfte: die Freude und die Hoffnung: ihre verjüngenden Kräfte sind ja bekannt. Ein beredtes Beispiel hierfür ist der Maler Tizian. ’ Er war einer jener seltenen Menschen, : deren Lebenskraft weder durch äußere noch durch innere Stürme gebrochen werden kann, und der sich selbst im höchsten Alter noch frisch erwies. Jhm galt gleich unserm großen Dichter Goethe der Spruch als Richtschnur: ,,Tages Arbeit, AAbends Gäste —— Saure Wochen, Frohe Feste!« Ein hoher Gleichmuth, ein fester Sinn, der in Arbeit und Genuß Maß zu halten . weiß, spricht aus den ruhigen, klaren ’ Zügen des jugendlichen Greises-, der seine Ballette erst in seinem hundert sten Lebensjahre aus der Hand legte; nicht der Schwäche des Alters wegen, sondern einer andern zwingenden Ge walt folgend; er wurde ein Opfer der Pest, die im Jahre 1576 Venedig heimsuchte. Man sagte damals: Ti zian wiire niemals gestorben, wenn nicht die Pest gekommen wäre, Alter und gewöhnliche Krankheit hätten nichts gegen ihn vermocht. Man sieht hier, wie die Willens lraft, die Thätiakeit, die Schaffens-: sreude in Verbinxung mit einer gere gelten Lebensweise zur Verhinderung des ,,Al.twerdens« beitragen können. Unthiitigleit, Lebensmijdigleit, Grimm Kummer und Sorgen können das Ge gentheil belvirlen. Wir finden, na mentlich in den Großstädten, Perso nen, die oft schon in den vierziger Jahren das vollkommene Bild eines Greises darstellen; Runzeln im Ge sicht, Troclenheit und Steifigleit des Gelenke, Krümmung des Rückgrats, Mangel an Sehkraft und Gedächtniß, graue Haare und zitternde Stimme, turzuin alle Gedrechen des Alters machen sich bereits an ihnen bemerti dar. Zu diesen autzeren Merrrnaien des Alters gesellen sich dann in Folge des Zerfalles der Lebenskraft außer den gewöhnlichen Verdauungs- und Atbmungsbeschwerden Gicht, Hei-nor rhoiden, Magen- und Darmtatarrhe, Geistesfiörungem Hypochondrie, Hy sterie und das ganze Heer der Nerven tr·.1niheiten. Alle inneren Organe leiden, beson der Haber noch das Herz; wo dieer erst zu altern beginnt, da folgen bald alle die übrigen Organ-e nach. Wo es gelingt, neue Interessen zu erwecken, Hoffnungen auf die Zukunft anzure gen, da tritt nicht selten eine Wieder belebung der dorniederliegenden Le bensiräfte un eine meribsire Verjiin: gung ein; wir können dies so recht beobachten, wo sich Personen in vorge rücktem Alter noch einmal und zwar aus Neigung verheirathen. Die Herzthiitigteit nicht erschlaffen zu lassen, ist eines der besten Vorbeu nungeiniitel egen das ,,Alttoerden«; um diese in richtigem Gang zu halten, sind außer den geistigen und seelischen Anregungen noch solche körperlicher Art angebracht. Besonders erblich veranlagte Personen müssen schon frühzeitig der Neigung zu Herzieiden entgegen wirken, und zwar durch ge nau geregelte Bewegungen; vorziigäich durch Gehen mit niiiszigeni Steigen, durch Reiten, Rad-fahren, Rudern usw. Von besonderem Werihe sind hier jedoch die ineibodifchen Athen-fe wegungen, die Aibeingytnnafiik. lksz gelingt auf diese Weis-e, die Herzjhiis tigiiet so zu lieben und frisch zu er halten, dafi solche Personen häufig das biblsische Alter erreichen, ohne sich wirklich alt zu fühlen. Derartige re gelmäßige Bewegungsturem die den Körper von den unbrauchbgrenSchlsii cken befreien und ihm neue gute Stoffe zuführen, vermehren Gesundheit und straft und verjüngen das Leben. —--—.—.-i-—-« Goethe als Steuer-zahlen Goethe bezog als Minister ein Ge lnilt von 36()(), später von 5400 Mark, von seinem Verleger Cottn erhielt er von 1795---1882 im Durchschnitt jähr lich etwa 6820 Gulden. Seine Ge iammteinnahmen aus der schriftstelleri schen Thätigteit waren aber erheblich größer und soll-en sich nach seiner eige nen Ananbe für die letzten zlvanziger Jahre ani jährlich 60,«00 Mart ke lausn haben Die Ers.oerbssteuer, die er für diese Schriftstellerhonornre zn zahlen hatte,«scheint nicht gering geioe sen zu iein. Goethe selbst sagt in einer der zahmen Xenien: Der Dichter sreui sich am Talent, An schöner Geistesgabe Doch -oenn’s ihm auf leie Nägel brennt, Beaehrt er ird’scher Habe. Mit Recht soll der reale Witz Urenleln sich erneuern: Es ist ein irdischer Besitz, Muß ich ihn doch versteuern. ——-.-.---s -— Eine homogene Könnerschaft Und der König Eduard kam wieder einmal zu einem Monarchen Dieser äußerte nach der ersten hetzlichen Be griißung: »Ach, lieber Freund, mir geht es gar nicht besonders, Du glaubst gar nicht, wie viel ich zu kämpfen habe und immer ziehe ich den Kürzeren!« »Na, dann stimmt es ja,« erwiderte König Edrvard, — »eben wollte ich Dich zum Feldmarschall der britischen Armee ernennen!" de but Nun lehrst diksacht ins Land zurück, Und deine Laune spielt — Ein Negenscherz —- ein Sonnenblich «-—- Ganz meiner Stimmung Bildt — Ein Windeshauch —- halb weich, halb bang — Wald, Hain im Scheidetleid — Die Tage lurz . . . die Nächte lang — Man hat zum Träumen Zeit . . . E. Korth. W Die Tannenstamm-tu Ein Pariser Journalist, Doktor Baudin, hatte in seiner Zeitung eine YJiittheilung zu bearbeiten über einen Bettler, der verhaftet wurde, weil man ein Zwanzigsranlstiicl bei ihm gesun den hatte. Man wollte diesem nicht glauben, daß er aus rechtmäßige Weise in den Besitz des Goldstückes gekom men sei, doch gelang es dem Armen glücklicherweise-, den Herrn, der ihm das Goldstück in einer Anwandlunsg von Großmuth geschenkt hatte, ausfin dig zu machen. Diese Geschichte brachte Baudin auf eine eigenthiimliche Jdee, und er berich tet iiber seine daran sich anlniipsenden Erlebnisse in sehr amiisanter Weise. »Ich bewaffnete mich eines Morgens mit einer Tausendsrantnote, kleidete mich in Lumpen und begann meine abenteuerliche Fahrt. Jch glaubte nämlich, daß ein in Lumpen gekleideter Bettler keinen einzigen Geschäftsmann finden werde, der ihm eine Tausend frantnote wechselt, und er mit seinem ;Geld verhungern kann, oder aber zum« mindesten der Polizei übergeben wird. Als ichi meine Wohnung verlassen hatte, trat ich in den nächsten Bäcker s laden. » ,,Einen halben Laib Brot möchte ich jmir tausen,« sagte ich zu dem Bäcker ? und reichte ihm die Tausendsranknote. Aber er nahm die Banknote nicht einmal in die Hand und entschuldigte sich sogleich, daß er kein Kleingeld habe s und darum nicht wechseln könne. »Aber ich habe Hunger.« . »Da haben Sie das Brot. Zahlen Olc Mlk clll CllDcclllclt. Er war augenscheinlich froh, als ich den Bäckerladen verließ sammt Brot und Banknote. Mein Blick fiel auf eine Schuhwaa renauslaae Frostig bewillkommnete man mich dort, meine Fetzen weckten offenbar kein besonderes Vertrauen« Als ich mir ein Paar Stiefel ausge sucht, sahen mir dabei zehn Augen auf die Finger Die Stiefel kosteten zehn Urani, und ich legte meine Tausend frantnote dem Kassier auf den Tisch. Sosort wurde ich aus dem Laden geleitet, die Stiefel aber behielt man zuruck. Ich setzte mich an ein Parkgittev und oerzehrte mein Brot. Aber trockeness Brot ist ein zu dürftige-K Frühstück. So bekam ich denn Appetit auf Aepfel, die ein altes Weib in meiner Nähe ver kaufte. Jch suchte mir sechs Stück da von chte-, biß einen Apfel an und reichte ihr den Tausenden Das Weib schimpste lviithend, und ich machte, daß ich weiter kam init meinem angebissek nen Apfel. Jch trat in eine Apotheke ein, und« verlangte ein Mittel fiir meinen Hu sten. Der Avotheter reichte mir Leber tbran ,,.itostet drei Frank,« bemerkte er dabei «Oier!« sagte ich nnd leaie meinen Schein auf venJ Esch. »Oab kein Kleingew; zahlen Sie, wenn Sie wieder vorübergehen« Und der Apotbeler begleitete mich bis znr Thür, alg wäre ich fein bester stunde. Ich hatte jetzt ernstlich Hunger und· Durst, trat daher in eine Wirtbschaft ein. Dort trsollte man mir nicht ein« i , !«ft .-.—. L- I- ZL Iutuuclh ucuut su, tut-» zusic, sah su Gelo habe zum Bezahlen Alg ich aber den Tausenter vorwieg, warf mich der Hausknecht ohne tveiterecz hinauf-. - Jch besuchte noch ein Dutzend Metz gerläden, Bäckerläden. Schankbäuser— iiberall ohne Erfolg. Schon wurde mir übel vor Hunger und Durst. Jn ei nein Weinschant aab mir der Wirth et nen Wink, in sein Prioatzimmer zu kommen. Dort wollte er mir den Tau sender wechseln, doch dierhnndertFrnm ten sollte ich nachlassen siir seine Ge fahr. Jch ging nicht ein ans diesen edim Vorschlag Endlich wußte ich«mir nicht mehr ander-:- zu helfen, ich ging aus das nächste Polizeibureau und bat, mir meinen Schein zu wechseln. Sosort hielten mich schon vier kräftige Fäuste beim tttocktragen seit. »Lassen Sie mich tos! Was hab’ ich denn gethan?« schrie ich. »Jetzt haben Wir dich endlich, du Lump! » Hat einen Tansender und s« --- zerrissene Hosen. tkg blieb mir nichts übrig, als un sere ganze Reduktion aus das Polizei cnnt zu berufen, um meine Freiheit wieder zu erlangen. Eilig zog ich mich um« tief ins seinstc Restautant, be stellte mir Austern und Champagner. Und nun wurde mir mein Tat-sendet ohne jede Weigerung gewechselt.« —-«——-.-. Mittiisk «« Dichter: »Es ist nicht so leicht, ein gutes Lustspiel zu schreit-ein« Theatetdirektott »O doch, wems man nur fleißig — sucht.« .