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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Nov. 6, 1903)
W pas große Lob-. Eine gänzlich unmoderne Geschichte m Ludtv Klauöner Damm-. 10 Jch bin lein Lamen. Jndeß habe ich doch meine Examina leidlich gut bestanden und befinde mich in ange nehmer, wenn auch nicht hervorragen der Stellung. Mit meinem Einkom men war ich durchaus zufrieden, und nie wiire mir auch nur der Gedanke elommen, mir Neichthum zu wün chen, wenn mir dieser nicht gestattet hätte, mich mit Anstand um Erna zu bewerben. Aber wie konnte ich, ein einfacher Angestellten daran denken, ohne den Anfchein auf mich zu laden, daß ich ein Glückskitter sei, hinzu gehen zu dem weltbelannten Großin duftriellen, Kommerzienrath Gier-Si dvrp, und ihm sagen: »Geben Sie mir Jhte Tochter, ich habe sechstausend Matt Gehalt, kann es bis auf zehn tausend bringen und. .'« Doch woeu das, es war ja kein Gedanke daran. Aber leid that es mir sehr, daß ich Erna nicht einmal sagen sollte, wie gern ich sie hatte. Das mochte der Grund fein, dafz ich, als ich bereits im Bett lag, Jnir nochmals den Plan einer Lotterie anfah, der Init der Abendpoft gekommen war. Wie mich die fetten grossen Nnllen der Hauptgeivinne anstarrten lWenn ich morgen ein Lob-J tanin, tonntc ich Abends mit einer, wenn auch geringen hoffnung, aber doch mit Hoffnung mit ihr auf dem Ball sei dem Direk tor Wederbeck tanzen »Unsinn!« rief ich mir zu. »Aus gerechnet Du wirft das arofze Loos aetvtnnen.—-«« Und dennoch! »Wenn ich Geld hätte, dann —-—— Schlitf3!« rief ich laut nnd griff, um mich abzulentem nach dem Abendblatt. Jch öffnete es, da starrte mir die ltletvinniifte der preußifchen Klassenlotterie entgeaetn Unwilltiirlich blickte ich längere Zeit auf die Ziffern, die bisher nicmals Sinn fiir mich gehabt l·,.ttten. Jch dachte an meinen alten, Lieben Freund Barth, dessen Vater fchon ein Men schenalter ein Viertetloog gespielt hat, und der sehst es bereits fünfzehn Jahre besitzt, ohne mehr als ab nnd zu einmal den Einfatz gewonnen zu haben. Nun wollte ich aber entschieden nichts mehr von der Lotterie wissen. Jch legte darum die Zeitung auch weg und löschte das Licht aus. Jch mußte aber im Dunkeln erst recht an die Lotterie denken. Ich hörte sogar das monotone Ausrufen der gezogenen Nummern genau so wie vor mehreren Jahren, als ich einmal einer Lotterie ziehung beiwohnte. Ernhundertsiebens undachtzigtausendzweeundzwanzig Zweehundertvier undzwanzigtausends neunhundertundsiinsunddreißig. Vier undsiebzigtausendzweehundertund andreidreizehm Jnnner von neuem klang mir een, zwee, in die Ohren. s Mein Freund Barth war da nnd sagte, er sei in großer Geldverlegen het und nriisse das Loos vertausen. Morgen beginne die letzte Klasse. Da ich sein bester Freund sei, wollte et das Loos mir gönnen. Denn er sei sest überzeugt, sowie er das Loos aus der Hand gebe, werde es mit einem großen Gewinn gezogen. Das sei auch nur natürlich. «Gut,« sagte ich, »wenn Du es nicht anders willst. Sollte ich gewinnen, geb’ ich Dir die Hälste.« Jch dachte an Etna, und ich gal« gern das Geld. Es schien mir ein gutes Omen, ein Wint, nein, schon weh-rein Stoß des Schicksals zu sein. Den anderen Tag begab ich mich natürlich in den Ziehunggsaai. Bald hörte ich das monotone Heringen der Nummern. Mit einem Male wurde ht- m ...... h-- n-.-t-;k «----k-- Isi ich Abends zuvor von meinem Freun de Barth getauft hatte, und anf sie fiel —- ich sanl fast in Ohnmacht — der hanpttrefser. Bald indessen hatte ich mich von meinem freudigen Schreck erholt, und wurde fogar recht lith. Jch machte weder Luftspriiivge noch sonstige Dummheiten. Jch dachte nicht einmal sofort an Erne, sondern mein erster Gedanke trer: »Du gehst jetzt zu Freund Barth und sagst ihm, ee folle die hälfte, mindestens die Hälfte haben.« Ich machte mich auch richtig auf den Weg zu Barth. Aber ehe ich noch einige hundert Schritte gegangen war, meinte ich, daß ich ihm eigentlich nur den vierten Theil des Gewinnes zu . geben brauchte. Alsdann fiel mir ein« daß ich doch nicht nöthig hätte, sofort zu ihm zu gehen. Als ich zu Hause angekommen war, hatte ich bereits den festen Entschluß esaßt. Barth vorläufig von meinem winne nichts zu sagen und ihm jedenfalls nicht mehr ol- dreißigtau send Msart u geben. Sollte er damit nicht zufeie en sein, dann war ich genso entschlossen, ihm nichts zu ge n. Jch war iiher diesen Entfchiuy fast froher als über den Gewinn elbft. Gleichzeitig nahm ich mir vor, Erna « nichts n sagen von dem. was ich hnudt chlich ihretwegen thue. Jch ge , nieste mich, ihr eö zu sagen. Ueber 13 haust eJenieete mich jth vieles, allei, « as In ste- mein Freund Barth, der nderbarertoetfe mich jeden Tag be schte nnd mir aufdringlich vortm Or wurde mir von Tag zu Tag unaussiehlicher. Mir kam es vor, als wiißte er doch, daß ich auf sein Log den Haupttreffer gemacht haben sollte. Und immer wieder tani er mlr tn die Quere mit seiner höhnischen Freihe, hochmüthigen Pharisäerinienh mitleidigen Philosopheiibi age. Er war mir unleidlich geworden.ich hasite ihn geradezu. Da, als er wieder ein mal mich bald höhnisch, bald mitlei dig fixirend neben intr herging, trat ich einen Schritt zurück, zog den Dolch, den ich mir eigens zu dem Zwecke gekauft hatte, stieß ihii mit aller Gewalt ihm in den Rücken und Schweißtriefend erwachte ich. Was war das fiir ein langer, entsetzlicher Traum gewesen! Nur eines Ge dankens, eines Entschlusses war ich fähig: »Du spielst nicht« um keinen Preis, selbst iiin Eriias willen nicht.« Den Tag über war ich wie zer schlagen. Jch hatte einen förmlichen Abscheu vor iiiir selbst, daß ich auch nur im Traum moralisch so tief sin ken, zum Meiichelmiirder werden konnte. Jch wollte mir Erim aus dem Kopf seht-agen· Jch nahm mir des-— lialb vor, heute nicht zum Ball zu l gehen, überhaupt nicht in die Gesell iichaftem wo ich Erna zu treffen l pflegte. So wird es ganz von selbst l aus sein. » Um mich fiir diesen heroiichen Ent schluß zu belohnen, entschied ich mich, doch auf den Ball zu gehen, aber nicht ; iu tanzen und mich nur von weitem Hfiir das ganze Leben an Erna sait ; zu sehen. s Ich ging aus den Ball. Jch tanzte J aber nicht« sondern verfolgte nur iini ) ausgesetzt Erna niit meinen Båicken Ach, es war eine Tortiir, sie mit an deren tanzen zu sehen. Endlich hatte sie mich entdeckt. Mir schoß das Blut ins Gesicht« und auch iiber ihr liebes Gesicht liuschtr ein flüchtiges Roth. Jch zog niich ein wenig weiter zuriick, und niin bes siierlte ich, ivie sie unruhig um sich blickte. Nach einer Weile stand sie auf, näherte sich langsam und trat endlich entschlossen auf mich zu. »Sie tanzen ja heilte gar iiicht-.’s« fragte sie. »Was fehlt Ihnen?« »Ich bin nicht ganz wohl,« er ividerte ich verlegen. »Nun, es wird hoffentlich nicht ; schiimm sein, da sie doch hier imp. ! m:-kf-:-l.x hålcö Eh--n «--.s-h KOM- «, Is. F) Ho yyyyy Tanz. Jch werde S"»ie zur niichsten Damenpolta engagiren.« Jch merkte schon, wie ich schwanite. Plötslich aber sagte ich: »Nein gnä diges Fräulein, tanzen möchte ich nicht mit Ihnen, heute nicht und über hauvt nicht. Aber wenn Sie mir ge statten, mit Ihnen ein Viertelstünd chen zu plaudern, würde ich Ihnen sagen, warum ich nicht mit Ihnen tanzen will, heute nicht und niemals nehr Sie sah mich erschrocken an, und ich erschrak iiber meine Grausamkeit Denn sie war ganz blaß geworden. T Endlich begann ich: »Ich hatte ei- » nen schweren Traum —« Sie sah mich erstaunt, unwillig an. ’ »Der hat mir,« fuhr ich fort, « JUEW Hoffnung zerstört, eine thö kkchke Hoffnung. aber doch --« Jch stockte, ich wußte nicht weiter. ’ Endlich suhr ich hastig satt: »Ich .iebe nämlich eine reiche, junge Dame, um die anzuhalten ich. da ich kein nennenstverthes Vermögen besitze, gar ·iicht denken kann. Gestern kam mir ganz zufällig der Gedante. ich tönnte ein Loos nehmen, den Haupttressee machen, aber da träumte ich, toie ent: ietzlich schlecht ein so Plötzlich gewon nener Reichthum einen Menschen machen tann. Und —— und——— nun ich will nicht Gesalzr laufen, ein schlechter Mensch zu werden, ich will nicht« will darum tein Loos nehmen. keinen Haupttkesser machen, und auch » Jnycmen um oir Unme, oie im ueoe, will ich nicht, weil sie reich ist. Jch will mich ganz aus den Kreisen zurück ziehen, in die ich nach meinem Ver mögen und Einkommen nicht hinein gehöre.« »Und die Dame ist wirklich niedrig genug, Sie auszugeben. weil Sie nicht reich sind?« Sie wurde bald blaß, bald roth, als sie das sagte. »Niedrig? Nein, das ist sie nicht, das tann sie nicht sein. Aber ich kann nicht vor ihren Vater hintreten. — Er müßte mich ja fiir einen Glücks ritter halten.« »Dann lieben Sie die Dame nicht« »Doch, doch! Ich liebe sie über alles, alle5!" »Wenn haben Sie ihr gesagt, daß Sie sie lieben?« »Jetzt eben.« »Jeht eben? Sie ist also hier«-" »Sie sind es ja selbst, Fräulein Erna.« Sie erhob sich hastig. Jm nächsten Auaenbliet tanzte sie schon nnd ich stahl mich davon. Mit einem gewissen Geiiibl der Er leichterung ging ich nach hause. Es beruhigte mich, daß nun alle Brücken abaebrochen waren. Am anderen Morgen war das Ge iiihl der Erleichterung vollständig oerslogen. Mißmuthig ging ich an meine Ta gesarbeit und wünschte das Ende der Dinge im allgemeinen und das der Bureausinnden im besonderen herbei. Als ich aber endlich nach hause gehen durfte. war mir ganz ängstlich zu Muthe, und ich wünschte, der Tag sin e erst an. Fch beschloß zu Hause zu bleiben, obwohl ich mtr sagte, daß das das Diimmste sei, das ich thun könnte. Aber gerade darum. · Jch mochte etwa eine halbe Stunde in meinem Zimmer ruhelos aus und ab gegangen sein, an alles mögliche und an nichts denkend, als meine Wirthin hereinstiirzte und sagte, es wolle mich ein here sprechen. »«Sagen Sie, ich bin nicht zu hause!« wars ich hin. »Aber ich habe schon gesagt, dasz Sie da sind.« »Na, dann lassen Sie ihn hereint« »Guten Abend, Herr Ritdiger!« hörte ich gleich daraus. Die Stimme war mir fremd, und in der Dunkelheit lonnte ich den Mann nicht erkennen. »Ich werde gleich Licht machen," sagte ich. »Sie meinen, damit ich den seltenen Vogel, der Sie sind, mir näher an sehen lann?« »Was wollen Sie damit sagen, mein Herr?« fragte ich pitirt. »Ich bin der Geheime Kommerzien rath Giersdorp.« »Alle Wetter, Ernas Vater! Meine Hand zitterte mächtig, das Streich holz versagte. »Der kommt jetzt,« dachte ich, ,,Dich zur Rede zu stellen, daß Du seiner Tochter ---« ,,Also so sieht ein Mann aus,« be gann er, nachdem die Lampe brannte, »der es verschmäht, um ein Mädchen anzuhalten, weil der Vater reich ist, so sieht ein Mann aus, der ein Loos nicht nehmen will aus Furcht, er könnte den Haupttresser niachen.« Der Kommerzienrath mustertc mich mit ausrichtigem oder gut gespieltem Erstaunen. »Ich scheine Jhnen,« begann er kvieder, »spanisch oder chinesisch Zu sprechen, so verständnißlos sehen Sie mich an. Es ist aber mein Ernst. Bisher haben sich an mich Leute herangedrangt, die nnr nach Geld, nach Geld um jeden Preis trachteten, ; die gern bereit waren, ihre Freiheit, · ihre Ehre, ihr Gewissen sür Geld her iuaebem Ich aber bin sest überzeugt, daß jungen Leuten Reichthum nur in den allerseliensten Fällen wirklich för Jerjich, gewöhnlich aber schädlich ist. » ilnd darum bin ich sest entschlossen, mein-n Kind-m mir einen beicheidex nen Theil meines Vermögens zukom men zu lassen. Das war stets meine Absicht geweien, lange ehe einige ame rikanische Nabobs das gleiche gethan. Also, wenn Sie meine Erna zur Frau haben wollen, mein Reichthum braucht kein Hindernisz zu sein. —- Sie hat mir alles gesagt ——« »Und sie will?« Platzte ich heraus. »Das weiß ich nicht, mein junger Freund. Das müssen Sie Erna fragen." »Und Sie gestatten?« »Feibstverstöndlich! Mit Freu den.« Was geschah, als ich noch an dem selben Abend Erna’s ansichtig ward, kann ich genau nicht berichten Erna saate mir später-, ich hätte allerlei ton iuses Zeug gesprochen. Jetzt ist Erna schon seit drei Jah ren meine Frau und seit anderthalb Jahren Mutter meines süßen Buben. Himmel, was so eine gute Frau einen ziücklich machen kann! Jch habe einen gut besoldeten Posten bei der Firma Giersdorp. Allzu große Sprünge tsann ich nicht machen. Aber Schwiegerpapa sagt, es sei nicht nöthig, daß die Kinder da anfangen, wo die Eltern aufhören, und daß man so alles besser und Iriindiicher genießt. Und e· Tit recht. » Ein Lumen bin ich nach immer nicht. Jch sagte Erna einmal, sie hätte doch eine bessere Partie machen, einen Mann mit großen Talenten hei rathen iiinnen, da antwortete sie: »Du hast ja das schönste Talent.« «JO"I" fragte Ich entsank »Gewiß, Du Heuchler. Du hast das große Talent, glücklich machen und glücklich sein zu können.« Da sgab ich ihr einen riesigen Kuß. Viele, die mich an diesem Tage sahen, fragten mich, was denn los sei's Ob ich das große Loos gewonnen habe? »Ja,« dachte ich, »ich habe das aroße Loos gewonnen, seltsamerweise weil ich es nicht gewinnen wollte.« Or sollte steh weiterem In einer Schule in New York stellte der Erster einige Rechenausgaben und rief einen der Knaben vor, um diesel ben an ker Tafel zu lösen. Der Schiller war dazu nicht im Stande, und ärgerlich bemerkte der Lehrer: »Du solltest Dich schämen. Jn Dein-m Alter war George Washington schon «.Elusfeher!« Der Junge sal) dem Lehrer sest in die Auaen und erwiderte: »Das mag sein. aber dann müßt-en Sie sich auch schämen, denn in Ihrem Alter war er bereits Präsident der Bereinigten Staaten.« «———-—. Hei der Oeitnkrkm Betrunkener lals seine Frau eine destiåe Gardincnpredigt hält): »Ein gutw- daß man nicht auch noch doppelt or . sit der Ksletnr. »Sel» Sie mal, das ist der mu thigste Mann in der Kompagniel« »Es, was hat er denn Alles ge than? «Stch schon dreimal beschwert.« Meine Rache. Novellette von M. Folla r t. Ich soll einst ein aufgewecktes Kind gewesen sein-; eines von denen, die ihre Augen überall haben und mit dem Mund immer voran sind. Leßtere Ei genschaft trug mir zivar manchen Klaps ein, aber sie berechtigte meine draoen Eltern auch wie-der zu den schönsten hoffnungen Uebrigens sei hierbei gleich erwähnt, daß ich terms wegs als Sproß einer zu den oberen Zehntausend zählenden Familie aus die Welt lam; nein, ich habe sogar recht tief unten, nämlich im Souterrain eines vierstöcligen Hauses, neben dem Schusterschemel meines Vaters das Licht der Welt erblickt, von dem sich nur wenige Strahlen in unsere RellertvolF nuna Jerirrten. Mit den Uransiingen der Wissen schast wurde ich daher auch aus einer harten Bollsschulbant vertraut. Jch bemälti,1te übrigens nicht nur das ABC, sondern auch die vier Spezies so viel schneller als meine Mitschtile rinnen, daß der Nektar und meine Klassenlehrerin meine Gratisausnnhtne in eine höhere Schule befürrvorteten. Natürlich waren meine Eltern stolz aus ihr-: llugeTochter und ich selbst be fand mich in freudiger Aufregung. Wie dielPlLine sind in diesen Tagen in un: screm Etübchen beim Schein-: deg- Fiu crellichlej qeschmiecet worden, Arat-: ent mein Bi: ter auf sein Leder llcspste nnd m ine Mutter striclte. Leider tropfte mir bald ein dicke: Werniuthstropfen in den Freudentetch Ich lernte z Var mit Lust und gerinnet Mütze aber meine Stellung unter den Mitschuterinnen war und blieb schkechL Sie haben es mich stets fühlen lassen, daß sie höhere Töchter traten, unter 1 cenen ich, das Per etari:: tind nur als l Eindringling geduldet Tour de. Nur mit i Hilfe -er Kenntnisse, di: ich mir er ; ward, und meines gesunden Mund I tverles gelangt es mir endlich, mich i unter irnen zu »er1upten Aber irbi war nie beliebt, sondern nur als begibt und lernbegierig gerichtet Denn der soziale Liiiß, der zwischen mir nnd ntei nen Miischiilerinnen tlaffte, hielte dies( nicht ab, ihre Ausgaben von dJir mei nen abzuschieibem nur blieben ans diese Fern vo timir angenommene Hilfe unsere Beziehungen beschränkt« Mein-er h» lkiiiteren Jiirhtsr fiel en ein sit-is mir sinzusreunden Dazu ivsar schon mein ilnzug zu schlecht, obgleich meine Mutter sich bemühte, mich möglichst gut zu tieiden Aus diesen Gründen beachtete auch ich meine Mitschiilerinnen mögtichii wenig; sie waren mir gleichgiltig. Nnr eine haßt-e ich. Gerade diese war begabt und itrebiam und rang niit tnir um die Palme, die beste zu sein. Ellen Wange maan ioar das einzige Kind eines Ne aierungsrathes. Sie war nicht eigent lich hübsch; aber sehr zierlich nnd zart nnd stets allerliebst getleidet. Jbre größte Schönheit bestand in ihrem üp pigem blonden Haar-, das in zwei starken Zöpsen iiber ihre-Schultern fiel Neben ibr kam ich mir stets böuerisch nnd lintisch vor mit meinen starken Gliedern und meiner groben Gesund beit. Sie sah mit holkeitsvoller Ber achtunq auf-mich herab. Sie ivar stolz, nicht nnr auf den Titel ihres Vaters, sondern auch ans die adelige Abitmn mung ihrer Mutter und erwähnte bei jeder Gelegenheit ihren Großoater »den Baron«. Wenn sie es nicht vermeiden konnte, mich anzureden, pflegte sie dabei stets in die Lnit zn blicken und, ohne mei nen Namen Marie zii nennen, nur zu sagen: »Du dat« Diese ossentundige Nachtachmng hatte mein-en Haß ge schiiri. Sobald ich wieder ihr: »Ti » da, hör ni-al," vernal)«ii, blickte ich weg nnd that, als ginge die Sache mich gar nichts an. Sie ries ioiererx ich hörte nicht. Endlich geriethen ivir hart an: ein-ander, und in -deinZank, der aus-i brach, zog Ellen den Kürze-ten Weß das Herz voll ist, geht der Mund über. Tag meine war länait voll Bitterkeit und Haß. Alles-, alles, wag ich solange schon schweigend verschluckt hatte, lam » nun heraus. Der ganzen Alafse hielt ich ihr Betragen gegen mich vor. Ich nannte sie alle alberne Gänse ohne Le bensart. Natürlich hatte ich nun die ganze Klasse erst recht gegen mich; alle waren auf Ellens Seite. Diese offene Feindschaft blieb be stehen, bis wir die Schule verließen. Kurze Zeit vorher starb plötzlich Elleng Vater. Sie erschien nach der Beerdi qnna in einem sehr ileidsamsen Trauer toseijmz ihre tielen Zöpfe waren mit schwarzen Schleifen gebunden. Wort s reich von häufige-n Thränen unterbro chen, erzählte sie von den letzten Tagen ihres Vaters-. Die ganze Klasse lauschte andachtia ihren Worten. und Lehrer und Schüleiinnen erschöpften sich in Trosteesspentsen Nur ich hielt mich arrllend zurück. Wie ich dieses Geschövf hafite, das von vornherein verstanden hatte, zwi schen fich und mir eine uniiberfteigbare Schranke aufzurichten! Gar zu gern hätte ich Rache an ihr genommen fiir all die Demüthigungem die sie wäh rend der Jahre, die wir im Schulzim mer zusammen verbracht hatten, mich hatte erdulden lassen. Auch jetzt ver letzte sie mich durch ihre Tuscheln mit den anderen. Jch verstand ehe wohl, daß sie mir dadurch llar machen wollte-, ich hätte keine Erziehung und keinen Anstand, weil ich ihr nicht mein Bei leid ausgesprochen hatte. Wenn mein Vater gestorben wäre, wahrlich, kein ; Dahn würde in der Schule danach ge ’ lriiht haben. Für mich hätte keines der kleinen Dämchen ein Wort des Bei leids gehabt. Alfo was verlangten sie von mic? Ellen Wangemann wollte nsun Leh rerin wer-dem gerade wie ich· Wahr scheinlich war die Hinterlassenschaft ihres Vaters mager ausgesallsens die Martia aber hatte statt jeder Mitgift nur ein Wappen besessen. So lam es, daß Ellen nnd ich uns im Seminar wieder trafen. Wir gingen nach wie vor stumm und grollen-d aneinander vorbei und nach bestandener Prüfung wortllos auseinander. Darauf haben wir uns Jahre lang nicht wieder ge sehen und Ellen Wangemann, mein Haß und unsere Feindschaft waren längst aus meinem Gedächtnsiß ent sch;vun«c-:n. Das Geschick hatte es inzwischen gut mit mir gemeint. Vielleicht wollte es mich fiir manche bittere Stunde meiner Kindheit entschiioigen Nachdem ich mehrere Jahre unterrichtet hatte, bot mir ein braver Mann Herz und Hand. Ich war trotz meiner »Bildung« ein fach genug geblieben-, um mich nicht an dem schwarz-en Handwert, das er übri gens nicht persönlich ausübt-e, zu stoßen. Mein Mann ist nämlich auch heute noch Schornsteinfegeranisten Ich mochte ihn ganz gern -—— heute hat-: ich ihn sogar sehr lieb —- und er hatte überwies sein gute-H Auskommen Auch meine Eltern waren von der Verbin dung entzückt. Jch wurde also Frau Schornsteinfegermeister, nnsd seitdem sind meine Tage sorglos und giliiiilicls dahingeflossen Unser Wohlstand mehrte sich· zwei gutesiinder wurden nng geschentt, unz- heute, wo mein Sohn Teriianer ist und meine Tochter Exci ihr-In Schullameradinnen fiir voll und gleiclibereclnigt angesehen wird, .uol,nen mir aus unserem eigenen Grundstück. Freilich bereiten die Miether der aroszen Hauses meinem Manne oft Lierdrriiz. Ader er meint, das seicht mal nicht anders. Man miisse eI in rxen Kauf nehmen. Mir erzählt er nicht arrn etwas von riesen Acraernissen »Wozu sollen pvir ran beide dadurch Die Lagine Verderben, Ijiririechcri«?« sagt er. Seit einem Vierteljahr wohnt in unserem Hinterbause ein blasses, stilleg Fräulein. Ich hätte das gar nicht »ar njufit, wenn mir die altlichc Person, Deren scxarrerer iiörper in dem Der brauchten Anzuae zu frösteln scheint nicht zum-eilen aufgesallen wier. Sie niiscyr immer io enig urers ren Dok. Sie sei Lehrerin, hatte mein Mann mir auf meine Frage geantwortet. Dei war ein Gesiinl der Drnlbarleil in mir aufgestiegen csaß es mir vergönnt ge wesen ist, dem schweren Beruf soball Valet zu sagen. Seit einigen Jahren bin ich voll und rund ist-vordem und wenn ich mit dem Persianapaletoi. einem Weihnachtsgeschenl von meinen Manne, zu meinen Eltern komme, schmunzelt mein alter Vater stets nnd sagt: »Auf die Mieze können wir stolz sein, Mutter. Wie ne Prinzessm sieht si. ans.« Daran dachte ich, als lürzl ich wie Der vie mageie Lehrerin, die sich gewiß recht qualen mußte, über den Hof ging Ich dachte sogar daran, de m atmen Ding einmal ein Stück Sonntags-eina ten oder ein-e Dvse Eingemachteg zu schicken. Aber sie war mir ganz fremd s« wer weiß, wie sie das ausgenommen hätte? Gestern, als ich gerade meine Blu men beqieße, schellt eg- gan,z leise, und mein Mädchen met-set mir sei-ne Dame Es sei das Fräulein aus dem Hinter lznuT setzt sie hinzu. ,,Laisen Sie sie her-ein, Anna.« Und dann steh-i das blasse, schmale Ding von mir, verlegen und stolzernn Es dasterte einen Augenblick, ezje mir llar wuchs-, was dag- ,-3ra"ul:in wollte-. Sie bade einige Stuiszen verloren unl. könne Daher Dieses- M ial die Miethe nchii pünltlich zahlen» aber im Linse des Monats... ich solle doch meinen Mann bitten... solle selbst Gcslddu haben. Sehen beim»Klang »der« Siiiane skllBlc lus, Mcll lu) Osk Mlk Hauc. JU) blicle ihr ihn’g Ant-.«it3 und staune. Ja, es ist Ellen Wangemann. Aber wie sieht sie aug? Das schöne Blondhaai ist von Silberfäben «e-urchzogen. Die zierliche Gestalt sieht stetig abgemagert aus; das Antlitz ist verbltiht, Die Haut von gelber Farbe und schlaff. Einst hatte sie mich schwer getränkt Sie war sogar die einzige Person« die ich je gehaßt habe. Jhr »Du da« hatte mich allemal zur Verzweiflung ge bracht. Jetzt hatte ich auch eine bitteie Ermiderurxg auf 'cer Zunge. Dis Stunde der Rache war bsal Auge um Auge, Zahn um Zahn! rief es in mir. Ich wars ihr einen bösen Blick zu. Aber dann packte mich Das Mitleid niit diesem schlecht genährtrm schlecht ge lteideten alten Mädchen-, dar-; zitternd vor mir stand. Jch streckte ihr die Hand hin und sagte sanft: »Ellen Wangemanm ten nen Sie mich wirklich nicht mehr?« Ehe ich es Einst-ern tonnste, hatte sie ihre Lippen auf meine Hand gedrückt, eine große Thriine hatte meine Finger genetzt und eine 'ecmiitl)ige Bitte um »Verzeihung« war hörbar geworden Auch in mir stieg etwas vie Rührung auf; aber ich unterdrückte dieses Gefühl tapfer, denn ich bin nicht sentimental veranlagt, und es hätte auch keinen Zweck gehabt, wenn wir uns gegenseitig aufgereqt hätten-. «Laffen Sie es nur gut sein« Fräu lein Wangemann,« sagte ich also, »setzen Sie sich und helfen Sie mir iriihstlicken. Und was die Miethe be trifft: na, ein Unmensch ist mein Karl noch nie gewesen am Dianas-III Damm. De- seinen Si- uechi HIQ aus dein Haus« Sie ttand noch immer schen unt-zic tern an der Tini-e. Var Auf fees «:« ionnte sie kein Wort erwidern. bit sie mußte sich setzen nnd mein Ftii ftück theilen. Nach und nach erfn ich, daß auch ihre Mutter ge erben war, daß sie allein und verla en im Leben dastand, und daß der see-II um s Dasein sie zermiirbt und mnt los remacht habe. Seitdem haben wir alle Sonntag eine Regierungsrathstochter atö Einst Und ich bin doch nur das Kind eines Schufters und mein Mann ist Schorn steinfegert -—-——-—--·—-4I-——-s Meinst nnd die previzicse Ge «·chieli«. Der frühere amerikaniicle Weis-Haf ter Andrew C. White erzählt irn Cen tury Magazine: »Den größten Genins der modernen deutschen Kunst, Adolf Men,3el, lernte ich unter set-r merkwür digen Umständen kennen. Als ich ihm an einem sloend kei Hofe vergeitellt wurde, sagte ich zu ihm: »Herr »Bro fessor, in Amerika bin ich Leid-per Ver Gefcliekte, nnd von alen Werten iibek de tsieschicl)«e Friedrichs des Großen, die n:ir je iraeanri sind, ha e il) ans Ihren Illustration-n zu sing ers Werk am meisten qelernt« Ihm stiften da Frei-de :n maien und er lrsd nsi1; ein hn in se: nein Litelicr «11 de frieren, trag ich einige Taae später il):7.t. Als ich in kac- Atetier eintrat, fah ich acrdlc r sur Rechten ein großes, se hr fiin yet-ihrs Bild, das eine Grupcs fricoeririanii ree lsienerale darstelltc, Um »ried1ie, setbit aruppirt, der nur in tskreide ftizzirt mar. Jch sagte zu IJ2c11««,el:,,Die«3 Bild ist beinahe fertiq.« Er antweiss tete: »Nein, es ist nicht fertiq und Wiro nie fertia werden« zch staate: »Warum nicht« Er saate: »He-d te itreite nicht, daß et was neu anter Mo l: iei darin steckt Ader das intd i«:- ist den Abend vor der Srlktadkt lei Leu then dar. Es ist der .t-.rieg,s)ratt), den Friedrich der Große kurz vcsr dieser fürchterlichen Schlacht mit feinen Ge neziilen addiili, und Männer, die ein Gefecht vor sich hat-err, Don Fea sie wissen rniissen, daß es Zen mcis U v-: n ihnen das Leben festen seitd, setz n nicht so aus wie diese hier asif irr-v Bilde. « Wir traten dann otr ein an etc-Z V« i.lD s ies stellte disk tssjirrtte auf dem Uendmnemnarii zu Berlin dar. Jnv l«:v Un IuF icicviifiop kein-r «’!- III-f »..- -...., ..... M», -...»,.. vesn Sarg-n, alle mit Kränzen nnd Blumen bedeckt, und im Vordergrund eine Anzahl von Zuschauer-n, wunders voll aexnali. Alles war fertig bis auf eine kleine Erte, und ich staats-: »Die-Z Bild werden Sie aber doch sicher fertig inaclkenl«« Er erwiderte-: »Nein, life snalsI Es stellt das Begräbniß der Märzgefallenen vcn 1848 dar. Bis hierher« -—— und er deutete mit dem Finger auf die unvollendete Ecke « ,,glan«dte ich daran. Ader als ich to weit irae, sagte ich mir: »Nein, dabei kann nichts Gutes heraus-kommen Ein Deutschland kann man nicht durch Straßenläinpfe machen. Ich werde es: nie vollenden.« -« SUCH Ein tapferm Mädchet7. Sturz vor Ausbruch des großen Brandes in der Königstrajze «in Chri stiania hatte ein neunzehnja Tires- jun arg Mädjzem Agathe Andre-kein die als Führerin des Eltersotkenauhnaes in je nem Hause angestellt ist, eine Dame ine das zweite Stockwerk Hjsinaufbejijederi. Gleich darauf izörte sie non den eher ften TZtrelmerten Hilfer.ife lmb fah-il feil-en Augenblick auch set-en Lin-n TM . den Flamnienfrkeim Ohne auch sun eine Setzince die lseiftesgeacmuart zu verlieren, fuhr das junge JJliidctjen sio schnell sie rerniechtck in das ererte Stockwerk, wo die Frau nnd Kinde les dort kisohztenzcn «itl;-::1saa:al,)l;en Biörklund nebst ander-in Flusse-sich neu Flamnsen und Rauch nntgzsxem Der deinFahritnlleingana standen nnd nHch iltettung riefen. Wie Jeiannt, hatte Eis Feuer so lseifnielch ichs-Zell im sich gegriffen, daß in trenuzen iiftiiinuien das ganze Gebäude irin seinen weiten durcljeinanderaekjenken Iltannten in Flammen stand. Als Fräulein !"«ndsts sen mit dem Aufzug wieder ihinabginn schlugen denn auch schon aus den mitt lesen Stockwerken die Ftainrren neu unten ihr entziequ doch gelang es ihr trotideni, mit ten gerettet-In ltersinnen nnbefckiidigi nach unten zu gelangen Schoni wollte dass ninti iae Mädiien abermals das lcbxngiiunrlnec Ret tunggsrert innen, al» h it lautet tsste kraft die obere Mascizincrie des its-. Izu ncg hiiicosiiirzs te und somit »Minder« .,e daß idie deine Ne terin itsr eigenes L-« b: n dem ihm Mitncnsctzen opferte — -—-—-.--- — - Unschuldisp Lehrer (siel;t Ijiaitiifn in in Schaut-»Mir fli-:gen, zum Pein acht »Wo tommxn die Llltaitiifcr t,«et's«« Primiw »Das l,nL n wir ja noch gar nicht gehn abt " Stint-sank »Nun, so will ich Die verzeihen, Hit; —es war auch eine hübsche Jdke, mir diesen Brief zu schreiben, worin Du Dein Benehmen kereueft ' »Ja, Maine-, nur bitte, ,ert eiß den Brief nicht« damit ich ihn iiir s nächste Mal noch brauchen kanns« Besseres Levis. »Den »Will« haben sie ja, höre ichs in die Legistatur gewähli?« »Nein. s«-Vill" sitzt wegen Pferde diedftnals im Zuchthausk »So? Na. dann begeeife ichs ni ti warum die Leute eine Sache stets II schlimmer machen als sie wirklich iß«