Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 30, 1903, Zweiter Theil, Image 12

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    .·-...-.--.
GENIUS-schde
nass- m Cursum
sit s wieder einmal in stöh
Is runde nnd ließen es unt
schwu. Besonders der alte Ge
h Sanders war mit Leib und
dabei· Er hatte sich als bekann
ter courmet wie immer in den Mona
ten mit «,sein Lieblingsgerichn Au
be llt und in der That war es
eine reiide, mit anzusehen, mit welcher
Mai-ne er sie einschliirste.
ki- scheinen ja ein großer Liebha
bek ser ebenso nühlichen wie ange
Mn Geschöpfe zu sein," meinte ein
stinkt St nsniann. Namens öf
net. der hrend eines ovriiberge n
den Aufenthalts in der hauptstadt von
einein nschastlichen Freunde in
unserndi ieirrgesiihrt worden war.
ng,i « versetzt der alte herr,
änegich distoren zu lassen »Ich ziehe
uster allen anderen Leckerbissen
vor nnd habe auch meine schwerwiegew
den Gründe dazu. Die Sache ist ein
fach die, daß ich immer in der geheimen
Hoffnung lebe, daß mir diese Aufopfe
sung siir ein so winziges Geschöpf der
einst einmal von ihm vergolten wird,
und zwar dadurch, daß ich vielleicht im
Innern eines dieser Thiere eine recht
große Perle finde, wodurch meine Un
kosten aus einen Hieb gedeckt werden.«
Bei dieser unerwarteten Ertliirung
lachten wir laut aus.
Der junge Mann lächelte nur sein
nnd erwiderte:
»Ist es denn schon festgestellt, daß
Austern überhaupt in ihrem Jnnern
Perlen ber en? Jch weiß sehr wohl
daß diese nsicht gang und gäbe ist,
doch habe ich allen derartigen Angaben
stetz ein sehr gewisses Mißtrauen ent
geneg seht. Es ist ja möglich daß
gleichen schon vorgetommen ist, doch
kehort dies sicher zu den größten Sel
heiten. Jch selbst bin übrigens
ohne mir schmeicheln zu wollen, ein gu
ter Kenner von Perlen, und meine
Mutter besitzt selbst eine seltene Samm
tung don echten Perlen, doch stammen
disk ausnahmslos von Perlmuscheln.
oinjiaos Mai bin Ecke allerseits-Mk
selber dabei gewesen, wie eine Perle in
einer Auster gefunden wurde.«
qAha, sehen Sie?« entfuhr es den
Lippen des Herrn Rath, indem er ver
genügt schmunzelnd eines der vermum
ten ichliipfrigen Wesen seinem Gau
men zuführtr.
»Es sind ungefähr sieben Jahre her,
seit mein Vater beschloß mich nach
Berlin zu schicken —- das erste Mal,
daß ich eine größere Reise allein unter
nehmen sollte. Denn da ich von fünf
Geschwister-n als einziger zurückgeblie
ben war, so war ich natürlich ein soge
nanntes Angfttind, und meine Mutter
Tgte fiir mich eine geradezu übertrie
ne Sorgfalt. Sie proteftirte so lange
es ging, doch an der Festigteit meines
Vaters erlahmte schließlich ihr Wider
stand, nnd ich konnte mich reisefertig
machen, nicht ohne vorher eine Menge
weier Lehren und Ermahnungen
,eitens meines besorgten Mütterchens
nhsren zu müssen. Trotzdem vergaß
He· doch datiiber nicht ihre Liebhabe
reien, denn sie fchärfie mir noch aus
driisckjich ein, falls ich auf meiner Reise
Gelegenheit haben sollte, schöne echte
Derlen zu erwerben, so sollte ich sie ja
thoriibergehen lassen. Nach den
Mmmungen meines Vaters so te ich
verst alle Hanptftiidte Europa auf
kckxn und mit der deutschen Reichs
stadt den Anfang machen.
r war stvergniigter als ich? Früh
Woryns rei e ich a begleitet von den
Ehranen meiner Mutter und den Se
genswiinschen des Vaters, nnd schon
Yes Abend langte ich an meinem ersten
stimmungsort an und war erstaunt,
ja fast verwirrt, als der ungeheure
Strom des haupisiödtischen Getriebes
nn mir ooriiberraufchtr.
Jch logirie in einem der ersten Ho
Leis, das mir mein Vater vorgeschrie
t-«- I-Ls-- ts-fh L-Ll.- -J- ----I- -- --,
III-II yusskq MIU qushb tu, sue-» In Ho
uügendem Maße mitbelommen. 7000
Mark, von denen 5000 in mein wolle
ues Unterhemd eingenähi waren; meine
steife ins unbekannte Land konnt e also
ihren Anfang nehmen Uebri enö hatte
ich für ganz unvorbergese ne Fälle
noch einen Creditbrief bei mir.
Bier ganze Wochen brauchte ich erst
dazu, um mich in all dem TruheL all
dem Neuen, das auf mich einitiirmte,
einigermaßen zurechtzufinden. Ge
jviilsnlich nahm ich mein Mittagsmahl
in einem der feinen Resiaurants Unter
den Linden ein und war in den leyten
Tagen immer der Nachbar eines ehe
Iolid aussehenden Herrn gewesen, mit
dem ich gern plauderte, da er viel Land
nnd Leute gesehen hatte und im übri
fehr interessant zu erzählen ver
seasd Wir kamen hierbei auch einmal
Ærknu u,sprechen und als er von
Ab ten vernahm, gilegentlich
Perlen einzuiaufen, iheilte er mir
ß amüstrt mit, daß ihn das gleiche
l hierhergefiihrt habe, nur mit dem
i sterfchied, daß es bei ihm die Haupt
H sei. Und nun stellte er, der sich
an angs nur einfach als »Rösner«
eingeführt hatte sich mir auch in fei
ner MWscheft als Juwelier aus
sines Mittags saßen wie wieder an
Nehmen Plah und waren
kniete Unterhaktnng vertieit, als
M mein Blick durch die Erschei
GåijkweierB M, einer älteren
eit wurde,
Wiss- ni »Als nahmen.
die-liesse, an
dere-deren ge
höre sehe Wam
Mz aiee
von Schsnheit und Jsæzndbliithr.
Dazu iiber der ganzen scheinung
ein hauch von Vornebmheit, der aller
dings- ber Ilelteren vollständig man
ge te.
Mein Tischgesiihrte hatte gar bald
an meinen zerstreuten Antworten ge
merkt, baß ich nicht ganz bei der Sache
war, und auch die schöne Ursache her
ausgefunden, denn er sah mich lä
chelnd von der Seite an. ch errö
thete, wie ein ertavpter Siin r, doch
ich ionnte meine Blicke nicht von dein
anmuthigen Bilde losreißem Die
junge Dame hatte sich ebensalld, wie
unser verehrter Rath, ein Dudend hol
ländischer Austern bestellt, und meinI
junges Herz bebte sasi vor Entzückenp
als ich sie so graziös mit bem Messer
chen hantiren sah. Dabei schien es
mir, als ob sie mir ab und zu eineni
ihrer nachtduullen Blicke unter den
gesenkten, langen Wimpern herüber
schickte, so daß ich zulent ganz in El
stase gerieth. Sollte auch ich Ein
bricihck aus sie gemacht haben? fragte ich
ini .
Schon war sie bei der legten Auster
angelangt und eben im Begriff, auch
ihren deliziösen analt herunterzu
schlucken, als sie plöglich einen leisen
Schrei ausstieß. Und im nächsten
Moment zeigte sie ihrer auss höchste
erschrockenen Begleiterin eine Perle,
die sie der Muschel entnahm und die
sic aus ein Haar verschluckt hätte.
Und was sür eine Perle! Von ganz
außergewöhnlicher Größe Von allen
zSeiten hatte man den Vorgang be
«merlt, und ringsherum konnte man
Blicke voll neidischer Mißgunst über
sdieses sabelhI ste Gliick sehen, und
s mein Nachbar, Herr Rösner, war so
gar emporgesvrungen und starrt-: wie
· verzaubert aus das seltene Stück. Ich
benuyte selbstverständlich gleich die
gute Gelegenheit, um in die Nähe des
holden Wesens zu gelangen, wobei die
ja auch mich interessirende Perle erst
die zweite Rolle spielte.
Aber die Perle war wirklich schont
allein sehenswerth, was ich als ziem
licher Kenner zugeben mußte. Sie
war gänzlich rund mnd besas; den
schönsten Silberglanz, der sich denken
läßt. Ohne jeden Fehler, silberhell
und von milchweißer Farbe, schillette
sie, wie man es sonst nur an orienta
lischen Perlen sindet.
Als wir aus unsern Plan zurück
kehrten, sagte Rösner in bedauerndem
Tone:
«Schade, es ist eine der kostbarsten
Perlen, die mir in den letzten Jahren
begegnet sind, doch ich kann, selbst
wenn die Dame sich davon trennen
wollte, sie leider nicht erstehen, da ich
mich in diesen Tagen schon zu sehr an
derweitig engagirt habe. Uebrigens
das erste Mal während meiner lan en
Geschästzthiitigieit, daß gerade e ne
Auster einen solchen Schatz von sich ge
geben hat.«
Während unseres Gespräches war
ein Derr an den Tisch der Damen ge
treten, hatte sich in ziemlich lautem
Tone, so daß es bis zu uns herüber
drang, als «Hofjuwelier Stargard«
vorgestellt und sich dann ebenfalls die
Perle zur näheren Besichtigung aus
gebeten.
Lange betrachtete er den tostbaren
Gegenstand, dann sagte er:
«Wiirden die geehrten Damen even
tuell geneigt sein« diese Perle zu ver
äußern?«
»Was meinst du« Mama,« wandte
sich die Jüngere an ihre Begleiterin,
,sollen wir uns von unserem Funde
trenneni«
«Daö ist deine Sache,« hörte ich die
Alte erwidern, «dir gehört die Perle,
du kannst darüber versügen.«
»Ich zahle sofort baare tausend
Mart,« sagte der Fremde, während ich
glaubte, seine Augen sörmlich vor
Habgier sunteln zu sehen.
Doch jegt hätte man seinen Kon
kurrenten, meinen Tischnachbarm se
hen sollem Mit kaum zu bezwingen
der Erregung rannte er mir zu:
.Der Kerl ist ein infamer Schust«
Idie Perle ist unter Brüdern minde-s
funs ihre sieben bis achttausend Mart
merth.«
Auch ich mußte zugeben, daß bei
dem ofserirten Preise meine Ungehe
tete arg übers Obr gehauen würde.
Auch ihr selbst schien es so, denn sie
erwiderte kühl:
»Das scheint mir denn doch etwas
zu wenig zu sein."
Doch rasch versetzte er:
«Sie irren, meine Gnädigste, kein
anderer wird Ihnen mehr bieten. Doch
damit Sie sehen, daß Sie es mit tei
nem unlulanten Manne zu thun ha
ben — nun denn: 1500.«
Aber nun konnte sich herr Rösner
nicht länger halten« »2000,« schrie er
voll Empörung.
Diese plötzliche Rivalität schien dem
andern sehr unwilliommen zu sein.
Zhaßersiillt blickte er seinen Gegner an
- und meinte:
«Meinetiveg:n, 2000, ich halte mit.«
»Ich kann nicht weiter bieten,« sliik
sterte mir Rösner zu, »ich bab’ ja
nicht-so viel bei mir, aber dem Gauner
l den Raub lassen — nimmermehr.«
.Lassen Sie nur,« beruhigte ich ihn,
I »auch ich denke nicht daran, diese Da
Eme übers-urtheilen zu lassen — ich
Iselbst werde mitbieten.«
l
»M- tch Ihnen mit dem dienen
ann, M ich bei mir habes« sagte
Its-set dauxbcr. Er III-te dem Kon
kurrenten seine- W Dicht.
, spu
M Ins-r
MNMMeItschi enbiszusooo
aumas unme, die ich
eing ht mir trug, und freute
mich schon auf die Augen, die mein
JmMittterchen machen wurde, wenn ich
i ihr diesen Elou ihrer Sammlung zu
ffiihkeu wurde
» Was soll ich Jhnen weiter fageni
Jch ließ mich bis 6000 Mart in die
Höhe treiben, und schon wollte ich ver
zichten, als mein Gegner die Segel
strich und sich fiir besiegt erklärte. ch
bat die Damen um einige Minu
Geduld und ging mit meinem Tischge
nossen in einen Nebenraum, wo ich
ihm mittheilte, daß ich leider nur 5000
Mart bei mir hätte und außerdem
noch ungefähr 500 Mart kleines Geld,
worauf er sich aufs liebenswürdigste
bereit erklärte mir die fehlenden 500
Mart vorzufchießem was er auch fo
fort that. Jch selbst schnitt mit dem
Tafchenmefser meine geheime Tasche
auf, entnahm ihr meinen gau n
Fonds, und so ausgerüstet, begab
mich mit Röiner zu den Damen z -
rück. Der andere Juwelier hatte lang
das Lolal verlassen.
Jch stellte mich nun auch den Da
men vor und erfuhr, daß ich eine Ba
ronin Listowsli nebst Tochter, zu zeit
weiligem Aufenthalt in Berlin, wohn
haft Hotel Kaiserhof, vor mir habe,
zahlte die vereinbarte Summe auf den
Tisch, nahm dafür freudestrahlend
meine kostbare Perle in Besitz und war
ganz aus dem Häuschen, als mir die
ältere Dame den Vorschlag machte,
falls mir doch der Handel leid wer
den sollte, sie ruhig zu besuchen, da sie
gern den Kauf rückgängig machen
würden, Jch beschlon natürlich,-- die
Perle zu behalten, dagegen von ihrer
freundlichen Einladung den weitesten
Gebrauch zu machen.
Jch verabschiedete mich-, und bald
darauf verließ mich auch Herr Riignen
nachdem er mir hatte versprechen müs
sen, morgen zeitig in unserm Restau
rant zu erscheinlen um mich von mei
ner Schuld zu efreien.
Als la) scl clllcM Vckllcymcll sei-Ich
liergeschiiste vorbeikam, ging ich zum
Spaß hinein, begierig, wie man hier
meinen Kauf tariren würde.
Doch wer beschreibt mein Entfehem
als mir der Inhaber schon nach ober
slächlicher Betrachtung trocken erklärte,
daß mein Kleinod nur eine geschickte
Nachahmung sei. Jch dachte, der
Schlag sollte mich tressrn. Jetzt sah
ich mir meine Perle genauer an, und
da entdeckte ich allerdings, daß ich eine
ganz andere vor mir hatte, als vor
dem Kaus. himmel, ich war also he
trogen worden« schändlich betrogen —
und noch dazu don jenem engelgleichen
Geschöpf —- ich konnte es nicht glau
ben
»Verlassen Sie sich darauf. mein
Herr,« sagte der Juwelier, «man hat
Sie hinters Licht geführt. Das ist
nun schon das dritte Mal, dasz ich eine
derartige Jmitation zu Gesicht bekom
me. Die ganze Komiidie wird von ei
ner internationalen Schwindlergesell
schast inszenirt, die mit großen Mit
teln zu arbeiten scheint. Denn jene
erste Verle, die man Ihnen gezeigt hat,
war sicher echt. «
Jch rannte wie besessen fort, nach
dem Restaurant zurück; selbstredeno
waren die lockern Vögel schon liingst
über alle Berge. Jch telephonirte so
sort nach dem Hotel KaiserhoL um die
niederschmetternde Antwort zu erhal
ten, daß dort teine Baronin Listowåli
abgestiegen sei. ·
Böllig gebrochen, nahm ich eine
Droschle und suhr nach dem Polizei
pröstdiunn Was würden meine El
tern zu diesen ersten heldenstreichen
ihres Sohnes sagen, und was herr
Rösner, wenn er morgen diesen gerie
benen Schwindel erfuhr!
Als ich dem Beamten meine Lei
densgeschichte erzählte, schüttelte er be
denklich mit dem Kaps.
»Das wird schwer halten,« meinte
er, «wir sind der Bande allerdings aus
der Spur, aber bei ihrer Rasfinirtheit
und Durchtriebenheit tlann es fnoch
lange dauern, ehe wir das Gesindel
fassen. Nun, vielleicht gelingt es uns
doch noch, ihr Nationale ist unf- be
lannt."
Nicht gerade sehr hoffnungsreich
trat ich den lVeimwea nach dem Hotel
an, wo ich mich veriirgert sogleich zu
Bett legte.
Doch wie ward mir, als bereits drei
Stunden später ein Schuymann in
mein Zimmer trat und mich ersuchte,
sofort nach dem Polizeipriisidium zu
kommen, wo man eine wichtige Nach
richt siir mich bat-e. Jm Nu wcr ich
wieder angelleidet, und eine halbe
Stunde später betrat ich nochmals das
bekannte Gebäude.
Lachend trat mir der Beamte ent
gegen.
»Sie können von Glück sagen. Wir
haben sie gerade in dein Momente ab
gefaßt, wo sie ihre Beute theilten. Sie
können Jer ganzes Geld wieder in
Empfang nehmen. Wünschen Sie die
Fäschasten vielleicht noch einmal zu
e
Ich war so iickselig darüber, mein
Geld wiederzu kommen, daß ich dem
Beamten am liebsten um den hals ge
fallen wäre, doch jene Gauner wieder
zusehen, trug ich nicht das geringste
Be»New-Ist nur ein-en lur rzensp Blicks«
meinte der Beamte gntmthi »si
M im stehen-immer tmd haben be
reits Wieso-dein
trifp ei- dieUiin m
Bis-U- fer- III-zusi
!
iwar das use, junge Besen mit Im
Heinen Te nt und den nachtdunkten
Augen, da war ihre Mutter, die alte
- ke, da war Derr Stargariz der
I uwelier und —- ja, lonnt' ch meinen
FAugen traueni Da saß auch here
sRösner, mein zuvorkommender Tisch
, nachbar.
Ali ich eine daraus bezügliche Be
merkung machte, theilte mir der Be
amte mit, daß jener gerade der haupt
; lmachet sei, der die ganze Sache eintritt
abe.
»Seit jenem deniwiirdigen Iage,«
schloß der junge Mann seine Erzäh
lung« «glaul)e ich weder an engelgletche
; ältesen noch an die Perlen in der Au
I er.« —
· Jm »Tode5l7au5« von Sing
! X Sing.
Von Mary Herberg.
Wer das große amerikanische
«Staatsgesängniß am hudson unweit
I New York auch nur von außen einmal
Tgesehen hat, wird den seltsamen Na
,men Ging-Steig nicht hören können,
.ohne einen leisen Schauer zu verspü
-ren. Bot dem geistigen Auge taucht
die in ihrer Eintönigkeit sast bedinzsti
Fgend wirkende Fassade des langge
jstreckten hauptgebäudes aus, an dem
iman sechs übereinander liegende Rei
j ben mit je 92 vergitterten Fenstcrchen
« zählt. Und wenn make sich verargen
;wa"rtigt, daß nicht viel der dort vor
sliandenen 1330 Zellen unbesetzt sind,
J kommt einem ein Grauen an.
! Gerade vor Ging-Ging fürchtet sich
der amerikanische Verbrecher sehr,
schon weil von der aus einem sclsigen
Plateau hart am Wesser siituirten
kStrasanstalt ein Entkommen absolut
funmöglich scheint. Jeder Missethäter
aber, der für kürzere oder längere Zeit
« hinter Schloß und Riegel wandern
I muß, trägt sich wohl so ganz im Stil
llen mit der Hossnung, eines schönen
.Tages seinen Wächtern entwische-i zu
fiiiznnen. Dieser bottnunasstkahs an
Iden sich selbst der zum Tode Veruri
! theilte noch antlammert, wie der Er
Itrintende an den Strohhalm, eristirt
fiir den Sing-Sing-Striifling taum.
So eintiinig und wenig angenehm
Hdaö Leben in Gefängnissen im Allge
- meinen und in der Hudfonseste im Be
- sonderen auch sein mag, wird es von
E den meisten Häftlingen schließlich mit
seinem gewissen Gleichmuth ertragen.
« Ein großes Maß von Troh und auch
I ieelischer Kraft und starke Nerven ge
s hören jedoch dazu, monatelang in dem
Eis-genannten »Todeöhaus« des Sing- »
s Sing-Gesängnisses auszuharrem Man »
lrnufz sich in der That wundern, daßj
kdie in dem ziemlich isolirten Anbaus
Iuntergebrachten Delinquenten, über
l die das Todesurtheil verhängt ist« nicht
’ total zusammen-brechen, ehe der elektri
? sehe Stuhl ihrem unseligen Dasein ein
; Ziel seßt. Von den AnstaltssWerlftät- i
;ten, in denen fleißig gearbeitet wird,;
f und somit vom täglichen Verkehr mit I
jtsen Leidensgefährten ausgeschlossen,s
! als bitteren Ersaß dafiir die Aussicht -
lauf das schreckliche End-, ges-nickt von
! der Ungewißheit bezüglich des be- «
i stimmten Terrains der hinrichtung —- ·
i fn verbringen die dem Tode Geweihten i
Iihre legten Tage, die oft zu vielenF
jWochen und Monaten werden. Daßj
T ein solches Existiren schrecklicher ist« als
Idas gewaltsam herbeigeführte Sterben !
l selbst, war die Ueberzeugung fast aller i
, bisherigen Jnsassen der «C()nden-«nc(l ;
cells«. »
Das behauptet wenigstens ein Geist
licher, der in seiner Eigenschaft als
Kaplan des Zuchthauses von Sing-’
Sin in nahe Berührung mit den je- f
;weilizgen Bewohnern des «Todeshau-i
j fes« gekommen ist« in das außer ihm,
dem Gefängntßarzt und dem speziellen ;
Beamtenperfonal nur die allernächsten J
Angehörigen der Verurtheilten Zutritt f
erhalten. Niemals gelang es einem.
,Yeitungsberichterstatter, bis in diesen?
l heil der Strafanstalt voråirdringen.(
i Ein Artikel, den Rederend anoerson :
litter die seiner Seelsorge anvertraut»
gewesenen Todeslandidaien von Sing
Sing für ein New Yorler Blatt
schrieb, nachdem er sein Kaplats samt
dort niedergelegt hatte erregte daher
begreifliches Aufsehen.
Während der vierjährigen AmtöthäJ
tigleit Sanderson s in dem Staatsge
fängniß befanden sich zu gleicher Zeit
beziehungsweise hintereinander zwan
zig Verurtheilte in den abgesonderten
kZellen. Als er seinen Posten antrat,
kbarg das Todeshaus sieben Männer,
jzu denen bald noch zwei dazulamen. .
fVon diesen neun des Mordes Ueber
führten wurden fünf dem elektrischen
i
Stuhl thatsiichlich überliefert, einer er- «
langte Milderung seines Urtheits zu
lebenslänglicher Einlerterung und
dreien gewährte man Wiederaufnahme
tes Verfahrens. das in zwei Fällen
mit Freiiprechung und in einem mit
Verurtheilung zu neunzehn Jahren
Zuchthaus endete. .
Der kleine Anbau in welchem sich
nicht nur die Zellen für die zur Elels -
tro-Exelution Verurtheilten, sondern
gleichzeitig der kleine Saal mit dem
ominiisen Stuhl und daranstpfzend der
bit-um für die Autopsie befinden,
grenzt unmitte bar an den Strafm
ier« des Gefii nisses. Jn diesem
Karzer-, der nur dunkle Zellen hat« «
werden die widerspenstigen Sträslinge.
zirk Ists-I gebracht. Ein langer, mit
Steinflteßm succiegteew ufiihrst
m des- harre Jer durch
zerse- M ds- Ldes M
so eine eiserne
enthttr einma hinter sich
zu uchu ,hat nur gerin
nung, hreSchtvelle jemals wixder zu
überschreiten. Ahsoljut hoffnungslos
aber ist die Lage des Unseligen. dem
im Jnnern des Todeshau es ein un
sfcheinhares Thürchen eö net wird,
das einen kleinen K dor dem Blick
entzieht. Der zwischen Zelle vier und
fiinf gelegene schmale, kurze Gang
" führtin das Gemach, in welchem die
irdische Gerechtigkeit den Delinguenten
seinem himmlischen Richter überliefert.
An einem Ende des etwa 40 Quadrat
meter umfassenden Zimmers, das
ebenso wie die zehn Zellen mit Ober
licht versehen ist, sind in zwei Reihen
zwölf einfache Holzstiihle aufgestellt.
Hier nehmen die vom Gesetz verlang
ten Zeugen des schauerlichen Attes
Platz. Diese sind ost nervöser und auf
geregter als der Dauptvetheiligte, der
I zum Niedersitzen in den an das entge
gengesehte Ende nahe beim Eingang
ptazirten großen Sessel« genöthigt
wird. Mehrere starke schwarze Nie
men mit Schnallen hängen von dem
Möbel herab. Jeder der sechs Gefang
nifzbeamten, die sich urn den Missetha
ster gruppiren, ergreift einen der brei
ten Lederstreisen Jn wenigen Gelun
den sind Kon Brust, Arme und Beine
i des Sidenden an den Stuhl geschnallt,
ter seinerseits mit kräftigen Schrau
ben und Krampen am Fußboden befe
sstigt ist. Dem vollkommen Oilslosen
werden nun schnell die Elektrodm an
gelegt, der die elektrische Batterie be
T dienende verborgene »Sck,mfrichter« er
hält ein Zeichen, und im nächsten Mo
ment jagt der gewaltige Strom von
1700 Voll durch den Körper des Ver
jlsrechers Llllmiihlich wird er bis auf
»200 Volt abgeschwöcht und dann aus
1 geschulter Fast immer ist ein zweiter
Strom von der vorherigen Kraft nö
thig, um die Herzthäligteit völlig zum
Aufhören zu bringen. Jn manchen
Fällen hat man sogar drei-, vier- und
fünfmal von neuem die 1700 Voll
durch den erstaunlich widerstandsfähi
gen Körper senden müssen, ehe der Tod
thatföchlich eintrat. Fünfmaliger
Strom war bei dem Jlaliener Antonio
Ferrarv nothwendig, von dem Reve
rend Sandersvn sagt, er sei ein reso
luter, kleiner Mann von untersehter
Statut mit ungewöhnlich kurzem als
gewesen. Seinen Wärtern hatte i er
raro übrigens versichert, daß Elektris
zität ihn nicht tödten könne, da würde
man schon eine andere Hinrichtungs
methvde in Anwendung bringen müs
sen. Es schien fast, als sollte seine Be
hauptung sich bewahrheiten. Die Aerzte
sahen sich verblüfft an, nachdem sie sieh
überzeugt hatten, daß auch die vierte
elettrische Attacke ohne die erwartete
Wirkung blieb. Dem fünften Angriff
des mächtigen Stroms hielt aber die
zähe Natur doch nicht stand, und mit
Gewißheit konnte das Erlöschen des
letzten Lebensfunkens konstatirt wer
den.
Recht interessante Angaben macht
der ehemalige Zuchthauskaplan über
die mannigfaltigen Zerstreuungen,
mit denen sich die zu seiner Zeit in den
Tadeshauözellen von Sing-Sing ein
geschlossen gewesenen Uebelthiiter die
Zeit vertrieben. Die vielfach verbrei
tete Annahme, der seiner hinrichtung
entgegensehende Berbrecher dürfe durch
nichts abgelenlt, sondern solle gezwun
gen werden, über sein verlorenes Le
ben nachzudenken und sich bußfertigen
Betrachtungen hinzugeben, ist irrig.
Man entsteht den Tvdgeweihten zwar
den Trost, den die Arbeit zu bieten
vermag, doch steht es ihnen frei, sich
durch die gesammte Gefängnißbiblivs
thek hindurchzulesem den ganzen Tag
zu tauchen —- vvrausgeseßt natürlich,
das ihnen die Mittel zur Anschaffung
tson Rauchbarem zur Verfügung stehen
oder Anverwandte sie damit versehen
—- Vriefe zu schreiben, schließlich auch
zu dichten, zu zeichnen und dergleichen
mehr.
« »S«o«··v·erbrachte· Lvrenzv Priori» ein
quZotuuger Sonn oeo sonnigen Fra
liens, den größten Theil seiner Zeit
damit, nicht gerade künstlerische Zeich
nungen auszuführen, Fächer aus Pa
pier anzufertigen und —- Miiuse zu
sangen, die er in eine leere Zigarren
liste sperrte und, nachdem sie recht
zahm geworden, zu allerlei Kunst
stüclchen abrichtete. Die kleinen Ge
sangenen turnten an seinem ausge
streckten Zeigesinger wie Atrobsaten an
der Reckltangr. Hätte man Priori,
der Apotheler war, daran gehindert,
diesen tleinen Scherzen seine Ausmerl
samleit zuzuwenden, so würden seine
Wörter wohl leinen leichten Stand
rnit dein leidenschastlichem ungemein
reizbaren Mann gehabt haben. Sein
undändigeö Temperament tam hin
und wieder in seinen Briesen zum
Ausdruck, auch ließ er es mit surcht
darer heftigieit an seiner Gattin aus,
wenn sie ihn besuchte. Er behauptete
nämlich bis zulehh daß der Bruder
feiner Frau den Mord begangen, des
sen man ihn, Priori, sür schuldig hielt.
Gegen den Reverend bezeigte der Ver
urtfeilte jedoch stets ausgesuchte Höf
lichkeit. ,
Als Büchern-arm irn wahrsten
Sinne des Wortes galt ein gewisser
Iris Meyer, ein Deutscher von Ge
burt. Dieser Mann, der bei einem
Versuch, die Armenbiichse einer Kirche
ihr-et Inhaltes zu entledigen, den Po
Zwangs-as ein«-Mr
r n e un
Whle manches he in Sie-s
zum Tode verurtheilt. bettelt-M U
als Sanderson hintenn, bereits is
lange eins der bescheidenen Quarttete
im Death ouse, das unter den Be
amten die nnahme herrschte, die hohe
Gerichtbbaeteit habe den Delinguenten
total vergessen. - Iris Meyer nahm
sieh diese Bergeßliebteit keineswegs zu
Herzen, sondern machte sieh, nachdem
er das erste unbehagliehe Gefühl über
wunden hatte, über die in deutscher
Sprache gedruckten Bücher der Ge
siirdixnißbibliothet her. So studirte er
be ehstig einen nach- dem andern der
240 vorriithigen Blinde und war ge
rade im Begriff, die ganze Samm
lung nochmal von vorn durchzugehen,
ali ihm am 23. Mai 1900 — nach
21-;zjiihrtgem Verweilen im Verm
theiltenhaus —- vertiindet wurde, daß
Iseine lebte Stunde geschlagen habe.
i Auch einen schwarzen Todestandi
; baten gab es während Neberend San
sderson’5 Anwesmheit in Ging-Sing.
JBenjamin Pugh besaß viel Humor
iund die seltene Gabe, jedem Dinge
Heine lustige Seite abzugewinnen. So
lmeinte er bei seiner Einlieferung in
Bezug auf die Formalitätem denen er
z sich zu unterziehen batte, achselzuckend:
HKomischl Erst intervietvte mich der
i Buchführu, dann der Doktor und nach
E ihm der Kaplam Wer mag nun korn
; men, um sich so eingehend mit mir zu
beschäftigen?« »Der Leichenbestcxtter,«
lentgegnete man ihm laionisch. Dies
tras aber nickt zu. Wenigstens war es
noch recht häufig der Geistliche, der
»den intelligenten Neger gern besuchte
, und oft lange mit ihm sprach.
, Ein Grieche, Namens Zigoiiras,
pflanzte zum Zeitvertreib Zwiebeln,
die ab und zu ganz und ungeschölt
zum Abendbrot gegeben werden, in ein
Finit angefeuchtetem Tabai gestilltes
Kästchen und freute sich kindisch über
» oie langen, blossen Triebe, die aus der
»Anolle emporschbssen. Zwei andere
J Verurtheilte, deren Zellen nebeneinan
der lagen, ersannen Mittel und Wege,
um Schach spielen zu können. Jeder
Dis-stopft fli- sthos ssnsä GADZh--O
tes aus Papier und numerirte sie
Dann fertigte man sich Schachfiquren,
die allerdings nur entfernte Aehnlich
teil mit solchen besassen, aus einem
Teig von Brotlrume, Seise und Was
ser und versah die mehrfach vorhande
nen gleichfalls mit Nummern. Jeden
der beiden durch die Zellenwand ge
trennten Spieler hatte nun ein Brett
mit sämmtlichen Figuren vor sich, und
sobald er einen Zug that, nannte er
dem Partner die Figur und die Zahl
des Feldes, auf das er sie gesetzt. Diese
etwas iomplizirte Art des Schachspie
les unterhielt nicht nur die Betheilig
ten während vieler Stunden, sondern
seyte auch die Jnsassen der anderen
Zellen in den Stand, der Partie zu
folgen. Die Verurtheiltenzellen sind
nämlich statt mit ein«er vorderen Wand
mit einem Gitter von starlen Eisenstä
ben versehen, durch deren Zwischenha
me der beständig auf- und abwan
delnde Wächter den ganzen Raum
übersehen tann. Wenige Fuß vor den
Zellen zieht sich noch eine hohe Draht
wand hin, die siir etwaige Besucher die.
Grenze bildet. Näher dars selbst die
Gattin nicht zu ihrem Manne heran,
dem sie von dort aus alles, was sie
ihm noch sagen möchte, vor vielen Zeu
gen gewissermaßen zurufen muß.
Die enersische its-Vin.
Junge Frau: »Ich mache Sie dar
auf aufmerlsam, daß mein Mann im
Essen sehr anspruchsvoll ift, die ge
ringsten Fehler fallen ihm sofort auf.«9
Köchin: »Na, die Faxen wollen wir
ihm bald austieiben.«
wiss-UND
Student lzu seinem Freunde):
»Mir ist heute so tonsus zu Muthe, ich
weiß gar nicht, habe ich Dir neulich
zehn Dollar gepumpt, oder hast Du sie
mir gepumpt, oder möchtest Du mir
nicht gleich zehn Dollar pumpen?«
Mater-ne Kindes-.
Die lleine Einma: »Weißt Du, wo
Venedig ist?"
Lauta: »Nein.«
Einma: »Und Neapel?«
Lauxm »Auch nicht.«
Einma: »Da wird es Dir einmal
’bei ver Hochzeitskeife schlecht get-ein«
Heilige Geschle
Btaut: »Ich hätte es Die fchpn
lange sagen sollen, Otto, ich bin ein
armes Mädchen . .« ·
Bräutigam (enttiiitet): »Aber —- —
Makie —- — wie hast Du so lange —
—— mit meinen heiligften Gefühlen spie
len lönnen.'«
seen-Max
Untetofiiziet. zu den abgebenden
Referviftem »Nun, Leute, die Zukunft
wird Euch ja noch einige Lichtloliele in
Gestalt der Reserve- und Land-weht
iibungen bringen!«
Der Empstmliap ,
Schar-treu »Herr Rommekzieneath,
Sie waren einmal mein bester
Freundi«
Bankiet (wiitdevoll): »Die: haben
Sie einen Thaler —- iuchen Sie mich
zu vergessent«
act- sa. ·
Junget Iabtilan , stattliche Er
scheint-ask W eine Leb-Weiten
Wes-W Messan
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