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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Oct. 23, 1903)
Nebraska Staats- Anzeigcr Und Yerold « zPWuvtpyH meem Gee MMHNII 2:. Let.190:k Uniqu Dei-en Jheugagszii Ne. s W, , , , , , - Messe-euch Zenit die im eingesetzt-is Drang des Das Ziel gar vieler Wutnsche bleibt ver s Und manchmal ernstegs Wollen auch vergebens Sich mit den Därterli tdes Geschicke « P Fug , Sei muthloo nicht. us allen deinen Wegen Gedeni’ des Glückes dvaei dir Kraft ge ge n, So manches gute Samentorn zu legen, Das sich entfaltet hat zu kräftigem L.eben J. Rieten. -—---.-«--—— — Ein Opfer. Deutsch von A. sFriedheini Novellette von ene Ghil. Fräulein Marie Schneider saß noch in später Nachistunde iiber eine feine Stickerei gebeugt, ais sie sich plöhlich drehend aufrichtete. Es war ihr, als tte sie ein leises Stbhnen Zhiirt Sie stand schnell aus, legte das hr an die « Wand, nahm darauf aus einer Schub lade ein Bund Schlüssel und mit vers Lampe in der Hand, trat sie auf den Korridor hinaus-, um die linis neben ihr liegende Thiir rasch zu öffnen Allem Anschein nach hatten die bei den Raume früher zufammengehört Fräulein Schneider ging durch ein lleines Eßzimmer nnd- fiand bald dar auf in einem Raum, der durch eine fla ckernde Nachtlantve spärlich erleuchtet war. Ein Mann mit blossem-, hagerem Gesicht versuchte den Kopf von den Kissen aufzurichten, und in den iron riaen Augen, die vom Weinen gethhet, erschien ein Ausdran don Dankbar tei:. »Haben Sie gerufen, Herr Qlfererft — es war mir fo.« Der Gefragte schüttelte miide den! ncps: i »Nein seien Sie mir nicht -böfe,i Fräulein Marie, ich habe wohl zu laut gemeint, undewufit -—«— und habe Sie » dadurch aufgeweckt —- alg wenn all Ihre freundliche Fürsorae vorn Mor gen bis zum Abend nicht schon genug ware ——rch weine, weil ich nicht wie-f der gefund werde, weil ich mit 25 Jah- ’ ren sterben foll --- aber —- eö ift mir« doch eine solche Wohlthat, Sie unr mich bemüht zu wissen —- Sie zu fehen!« Der Kranke hatte lebhafter gespro chen, sah die vor ihm Stehende an und ftreckte ihr die abgemagerte band hin-— und das Gesicht des alternden Mäd chens, in das das Leben voll Sorgen und Mühen schon feine Spuren tief eingegraben hatte, idealisirte sich merk lich. Sie mochte vielleicht 40 Jahre. vielleicht auch älter sein, aber Olferer wußte es nicht. Fitr ibn war Marie Schneider der Inbegriff des Weibes. d. h. alles dessen, was gut, liebevoll, sanft und hilfreich ift. Marie hatte sich an das Bett des Kranken gefeyt und hielt fchwesterlich beforgt seine hand: »Warum denn so schwarze Gedan ken? « Sie hatten mir doch verspro chen, das nicht zu thun!« »Ja, ach ja! Nun tommt der Frühling —- Sonne und Wärme — ich werde den Sommer nicht erleben,« und von neuem begann er zu weinen. .Doch, doch. lieber Freund! fobaid Sie außer Bett sind, dann fühlen Sie sich auch kräftiger —- dao Leiden hatte ja doch teine Fortschritte gemacht -- bald tornrnt die Retonvaleszenz -— aber. Sie müssen auch wollen« müssen wie ich, hoffen! - »O hoffen! Zehn Monate liege ich nun fchon -s- laum daf; ich dann und wann ein paar Schritte durch das Zimmer versucht habe —--- über fechs Monate pflegen Sie mich bereits ——— Nein, nein, fagen Sie nichts, lassen Sie mich ruhig so liegen, Jhre Hand in der meinen. A« Und mit gefchiossenen Augen lag der ."ranle und dachte an ieinen Va ter,i mit laum 40 Jahren gestor ben war — an die Mutter, welche ihm bald gefolgt war —--- aus Kummer, wie Menschenfagten -- aber wer weißt « Und wenn es doch wahr wäre,rvenn er nicht das schrecklicheErbe des Vaters angeireten, wenn er ge sund wie die Mutter --- und dies fchwere Krankenlager nur eine akute Lunaengefchichte — nicht Schwind fucht wäre? —— Vor einem Jahre frei lich, da hatten die Aerzte. als sie ihn untersucht, die Köpfe gefchiittelt und er hatte auf »unbeftirnmte« Zeit bei der Verwaltung« in der er thätig, um Urlaub bitten müssen. ca —-s«t. ullccskkllslkll ulmuuz -" wwqu ZronieI Der Nothpfennig ging zur eige, und dann hieß es entweder ge sund san und arbeiten oder sterben Von entfernten Verwandten hatte er keine hilfe zu erwarten. — Und wieder alirt ein Ausdruck von Dankbarteit über sein Gesicht; was wäre wohl aus ihm geworden ohne die treue Nachbarin! Sie hatte sich seiner angenommen und allmählich, als ver stünde sich das ganz von selbst, für ihn gesorgt. Ja, er hatte wohl bemerkt, daß sie die Nacht zu Dilie nahm, um die feinen Arbeiten, die sie auf Bestel lung lieferte, fertig zu machen, weil sie Ihm am Tage so die( is widmetze. Und dann dachte er in einem okt rnus all Aranfer nur noch an sich ele —- ee Muhme sich vor dein Rot-sen, Vor des Indes Iengfrllch fragend sandte er H an Urse »Sie glauben wirklich, daß :ch ge sund-werde, Sie zweifeln nicht daran ?« »Ichgaube es bestimmt —- warum llen ie mir nicht vertrauen, lieber Freundi« »Weil man manchmal den Kranken etwas dorredet —-— und wie soll ich nur glauben --—— wenn ich das könnte, däucht mir, dann wäre ich gerettet. —- Würde wohl ein Weib wie Sie, die den Ver lauf der Krankheit beobachtet hat und zu der man sagen würde: »Schön! Sie sind von seiner Genesung über zeugt, wollen Sie gleich, noch heute sich ihm anderloben —- versprechen, sein Weib zu werden« — sagen Sie Marie, würde das Wer mit »Ja« antworten? -— ich tanns mir nicht denken! — Und doch, das wäre ein Halt — dann könnte man glauben. hoffen ---« Während er fieberhaft errent so sprach, toar das Gesicht des alternden Mädchens ganz blaß geworden, und die Augen hatten sich mit Thränen ge stillt. Eine Sekunde zögerte sie, hob den Kopf, als wenn sie sich sammeln müsse, und dann sprach sie plötzlich: »Ja, Herr Olferer, das Weib würde »Ja« sagen!« Ueberrascht fuhr der Kranke zusam men, neigte sich bor, als wenn er nicht verstehe und doch verstehen wolle: »Oh! Sie! Sie! — das bedeutet Leben ---— ich wußte nicht« wie ich das Gefühl nen nen sollte, das ich sschon lange für Sie hege —— aber ietzt it es mir tlar --- ich liebe Sie ——- ja, ich liebe Sie·« Olferer wiederholte einzelne Worte und dann glitt ein Schatten über sein Gesicht: »Ob« es ist la nicht mögtich," stöhnte er »ich begreife, Sie wollen sich vollständi opsern, — verzeihen Sie mir meinen goismuj!« Marie Schneider rückte etwas in den Schatten und dann mit leiser vibrie render Stimme sagte sie: .Es ist lein Opfer. lieber Freund —- wie lam es nur allei? Früher, als ich jung war. da schlug mein herz wohl ra scher aber niemand achttte daraus-— allein aus der Welt, hat mir mein ver storbener Vater das Beste hinterlassen, was er mir vermachen konnte, eine gute Erziehung —-—· und allein habe ich ge lebt —- und nun sind Sie etwaigem-« ich habe um Jbr Leben mit dem Tode rin en tiirsen und Sie sprechen von Opfern! -- Ach, wenn nicht die schreck liche Angst um Sie gewesen wäret — Jch war ja so glücklich, nicht mehr al lein zu sein, ich weist nicht« ob es Liebe ist - - aber mein Herz gehör: Ih neu-« Auch Marie sprach wie in siebernder Erregung, als sie von ihrem einsamen Dasein berichtete. War es Liebe, die sie so sprechen Ließt War es viel leicht das unsierbliche MutterrcfijiiL das jedes Weib im Herzen trägt — und das zu Iaae tritt. sobald ein star ler Mann in Itrantheit und Schwäche wie ein hilflose-« Kind darniedergewor sen ist? Olserer sah sie ari. Wie verwandelt war Marie! Ein rosiger Hauch hatte sich bei dem Geständniß iiber ihr Ge sicht gelegt -—- und er sand sie schön. Er zog sie dicht zu sich heran, und in seinen Augen stand ein Lächeln. »Ja· nun will ich leben -—— nun wird alles gut werden ——-- der Sommer mit seiner Wärme macht mich gesund —« o, meine liebe Braut!« ——— Er lüer sise leise. sast ehrfurchtsvoll aus die Stirn: »Meine liebe Braut,« wiederholte er. « Und je weiter der Frühling ins Land zog, je mehr wich die eigenthiimliche JSchioäche von Olserer, er genas zum l Leben. die Jugendlrast trug den Sieg davon. Olserers und Maries Leben hatte sich in nichts geändert. Zärtlich und dawlbar hatten nur ihre herzen sich genähert, denn eo war, als wenn Vlie rer mit einer älteren Schwester zufam men lebe. Sechs Monate hat-te Olserer nun schon mit srischen Kräften seinen Po sten wieder angetreten. Geschwisterlich sreundlich verkehrten sie miteinander. Es war gerade, als wenn das an ei nem Tobtsnbkii Lnlfvttdch Gefühl sich nicht zu heißer Liebe. der Lieb- von Mann zu Weib entfalten tönntr. Täg lich sahen sie sich, gingen zusammen spazieren, und Olferer hatte Marie auch einige von seinen verheiratheten Freunden vorgeftellt, und die begriffen. welches Gefühl der Dankbarkeit ihr-. he ltimmt hatte, sich mit Marie zu verlo ben. Unter den Genannten war auch sein Vorgesetzten herr Sarrit. Olferer war glücklich im Besitz des wiederge wonnenen Lebend, im Vollbefih feiner Jugendtraft, nnd doch lag ej wehmü thia schwer auf ihm. Ueber das »Was« wollte er sich nicht klar werden« er wollte sich nicht eingestehern daß ihm etwas fehle. Er sagte sich nur. da- er freiwillig durch das doppelte nvni gebun den fei. Weder er noch War hatten auch nur rnit einem Dort an die Szene am Krankenlager gerührt. Es war Olferer, als wenn er das nicht könne, es müsse dann auch die ftillfriedliche Gegenwart leiden. sUnd Marie war diese Empfindung nicht entgangen, und das um so weni ger, da sie selbst unter demselben Ban gen lebte. Eine leichte Melancholie lag jth im mer auf ihrem Gesicht, das in mütter licher Zärtlichkeit nur nach neuen Opfern zu verlangen schien! Und leerer bemerkte diese Wand lung, sorgte sich und fragte nach der Ursache, aber Marie versicherte, sich ganz wohl zu fühlen. Eines Abends tam Olferer zu Marie und theilte iht I mit, daß er eine Einladung von Herrn .Sarrit erhalten habe; dessen Sommer ; besihung solle eingeweiht werden-— »ich habe fiir uns beide angenommen. Frau Sarrit wünscht schon lange, Dich » kennen zu lernen-« s »Gewiß gehen wir hin, es wird jsicherlich sehr hiibsch werden — und Herr Sarrit ist immer so freundlich Izu Dir, daß wir nicht avtehnm kön nen.« »Ja, er ist sehr nett und seine Frau auch -- neulich hat sie den Gatten aus dem Geschäft abgeholt und ihre Toch ter war auch dabei --— ich war ganz er Istaunt, daß sie schon eine erwachsene Tochter haben — 19 Jahre —Du wirst sie ja sehen, sie ist reizend, s-« wirklich reizend!« wiederholte er unbewußt und sah dabei träumerifch durchs Fenster-, so daß er nicht bemerkte, wie Mariens trübe Augen durch Thtiinen noch trü ber wurden. Als Olferer am Montag darauf in die Wohnung heimtam, fand er tu sei ner Ueberraschuna Maria nicht nnk mit sein Erstaunen verwandelte sich bald in unbestimmte Angst, als er in seinem Zimmer auf dem Eßtisch, recht absicht lich in die Augen fallend. einen Brief liegen sah. Jetzt erinnerte er sich, daß- Marie ihn am Morgen um seine Schlüssel gebeten hatte, weil sie in seiner Wohnung aus räumen wolle. Er riß das Eoubert auf und schon bei den ersten Zeilen wurde er leichen blaß. " Als müsse er sich denSinn der Worte tlar machen, da er den Augen nicht trauen lünne, las er laut: Mein lieber Freund! Weinen Sie nicht beim Lesen dieser Zeilen, machen Sie sich keine Vorwürfe und verzeihen Sie mir; erinnern Sie sich, das; Sie am Abend, als wir uns oerlobten, von dem »Unser« sprachen. was ich Jhnen brächte? Das war nur Glück i-- die Stunde des Opfers« ist erst heute gekommen —- und auch das kann ich für Sie vollbringen! Wir haben uns getäuscht, mein lie ber Freund. nicht Liebe bindet ung, sondern nur Mitleid und Dankbarkeit! -—— Wie Bruder und Schwester baden wir uns geliebt. Und Sie leiden! Und gestern Nach mittag ist es mir llar geworden -— mir gebührt nicht der Platz, eine Jüngere musz an Ihrer Seite schreiten. Besta gen Sie Jhr Herz! --« umfchlieszt es nicht die Erinnerung an ein junges-, liebliches Wesen? Die junge Braut wartet auf den Verlobten. Ein Zufall bat mich das Geständnis-, von jugendlichen Lippen hören l.1ssen, das Geständniß, das ich schon in Jhren Blicken gelesen hatte. Allein saß ich bei Sarrit in der Laus be, als Fräulein Martha, die Tochter neg Hauses mit einer Freundin vorbei-s kam. Sie bemerkten mich nicht. blie: brn in der Nähe stehen und ich hörte ie des ihrer Worte: »Ach Manche liebe Manche, ich bin ja so glücklich! Mein Geheimnis erstickt mich fast! --— Weißt Du — Herr Olserer ich glaube. here Qlferer liebt mich A er siebi mich immer so an -- aber nur Dir veriraue ich mein Geheimnisi an ---'« »Und Du?« fragte die Freundin, ,,liebst Du ihn«-'« »Oh! Ja —- weißi Du, wenn ich mir sage, »ich liebe ihn«, dann kommen mir di- Fbkiinsn in die Nein-n —-- CAN mir Manche, nicht wahr« er liebt mich auch?« »Ist es niäpt seine Mutter, die mit ihm hier zusammen ist?« »Ja, ich glaube. Jch habe ihren Na men nicht verstanden. Aber ich fühle es, die wird niich auch lieben; sie sieht ir- giitig und zärtlich ausl« « Dann gingen die Beiden weiter. Jn dem Moment ist mir llak gewor den, was ich zu thun habe; wie kann ich wohl dem Glück eines Kindes im Wege stehen! »Ich lomme nicht wieder; habe Alles geordnet — ich gehe in ein Schwestern heim, um dort wie seither zu arbeiten und in Gedanken bei Euch zu weilen. Betsucht nicht, mich wiederzusehen aber sagen Sie Jhter jungen Braut, d-; sie sich nicht geirrt hat, daß Jhte ,. uitek« sie auch seht lieb hatt — Liebt auch mich Beide-Glück file das Letsm werde Euch zu theil. — Leth wo l! Maric.« lserer konnte nicht einmal weinen. Er sank aus die Knie, saltete die Hände wie zum Gebet und sliisterte: »Or) Du Liebe — arme «Schrnerzensreiche! — Du hast in meinem Herzen gelesen — bevor ich es selbst noch gethan — Du stehst so hoch über mir —« s Einige Monate später führte Olserer Martha Sarrit als seine junge Frau heim; er hatte ihr Maries Opfer mit getheilt; vereint hatten Beide versucht, Maries Spur auszusinden Vergeb » lich -— doch am Tage der Hochzeit er Thielt die junge Braut einen herrlichen IStrauß weißer Rosen —- leine Karte s war daran befestigt, aber Martha und )ihr Verlobter wußten, von wem die »dufiende Gabe gewesen. O-—-———.s——--— — Zlvancirt Erzählung von M a r i e T r e u i e r. I ,,Meyer!« »Zu Beseht, Herr OberstiWachtmeis ftcr!« ,,Lindemanu! Bouquet abholen! Karte hineinsteckenk Fräulein von EternselsJ Bergstraße T. Allons-P »Ja Beseht, Herr Oberst-Wachtn1eii ster!« Meyer verschwindet. Herr Major von Westernbagen läßt seine lleine lorpulente Gestalt wnchtig in den Sorgenstuhl fallen. »Würsel gefallen!« murmelt er in der gewohnten kurzen Redeweise in den graumelirten Knebelbart. »Mus;te ein Ende machen! Teufels-here. mich ganz nnd nnr bemitlzerti Ob sie mit-b mie verliebt? Ohne Zweifel! Alle Tage Promenade gemacht, immer am Fen ster! Großmutter? Pahi Altes Kastell wird eingenommen. Hoffentlich soviel fiir standesgemäße Ausfteuert Aber schlimmsten Fall auch ohne! Beste Aus sichten zum sitegimentstommandenr! Lintziielende kleine Kommandeufe!« Der kleine Mafor schließt Die Augen und giebt sich den lieblichen Erinnerun « gen der letzten Wochen hin. Kaisers kGeburtstag am 27. Januar hatte er das reizende Geschöpf zum ersten Male gesehen. Wie ein thaufrifcheo Hecken röschen sasz die holde Mädchenqestalt neben der hageren Regimentgtomman deuse, die sie zu bemuttern schien. Ihre leuchtenden Blicke waren auf und ab gewandert von den guirlandenuniwuns denen Säulen des Feftlotals bis zu der mit Fahnen und Siegestrophäen ge schmiielten Büste des Kaisers. Sie hatte mit kindlicher Unschuld zu den oft derben Späßen der Kompagnicaufs fiihrungen gelacht und war start errö thet, als er sich die Ehre erbat, an ihrer Seite Platz nehmen zu dürfen. »Ja, sie war ganz anders als die Damen und Damchen, welche die Ka sinobälle und die Gesellschaften Der ver heiratheten Offiziere gewöhnlich ver herrlichten. Die waren vorlaut, ja oft schnippisch und inpertinent, und dieses holde Wesen lauschte so andächtig sei : ner Unterhaltung, es sagte nur immer »ja« oder »nein«. Diese Bescheidcnheit hatte dem selbst sehr wortlargen Mann im höchsten Grade irnponirt. Warum sie nur nicht die Bälle im Winter be sucht hatte. Er wollte fragen: aber da wintte ihn der Höchstlommandirens de zu sich heran und verwickelte ihn in eine strategische Diskussion, bei welcher der tleine Maior wie auf Kohlen stand und ganz respektividrig Seine Eli-el lenz zu allen Teufeln wünschte. Jn zwischen hatte die Regimentstonnnaw deuse mit ihrer Schutzbesohlenen da-? Lokal verlassen. denn der Ball fiir dic Kompagnie begann, und Herr von We fternhagen hatte noch leine Gelegenheit wieder gefunden. sich dem Gegenstande seiner Anbetung nähern zu können. Es wäre sehr einfach gewesen, wenn er der Großmutter der schönen Alice, ei ner Generals-Wittwe, seine Aufwar tnng gemacht hätte, aber der kleine Ma ior war trotz seines martialischen Aru szern eine schüchterne Natur und» vor Cllcll Lämgcll llllllslkll cr ucu Our-u seiner Kameraden. Diese hatten zwar noch nie in seiner Gegenwart den Na men seiner Auserwählten genannt. Ob sie von seinem Herzensgeheimniß eine Ahnung hatten? Schwerlich! Das Mädchen war eben zu rein, zu unschul dig, und die leichtfertigen Don Juans wagten nicht, ihre Augen zu ihr zu er heben! Desto besser! Auch auf seiner Vergangenheit ruhte kein Makel. Aller dings hatte er im Leben schon einmal geliebt, aber das war lange her, so an die dreißig Jahre. Herr von Western hagen erschrak fast bei dieser ungeheu ren Zahl. Damals war er der jüngste Leutnant der kleinen Garnison und sie die Tochter eines unbemittelten Justiz rathes. Fünfzehn Jahre hatte er we nigftens noch bis zum hauptrnann — aber er hätte ausgehatrt — Das Schicksal wollte es nicht. Unbarmher zig hatte man die Liebenden getrennt. Elsriede wurde zu Verwandten in eine ! Pension gen Osten gebracht und ihn: versetzte man durch den Einfluß seines i Pseudo- Schwiegervaters nach einer ent legeneren Garnison im Westen Siel hatten nichts wieder von einander ge hört. - Die Zeit hatte wenn auch langsam,: die Wunden in des Leutnants Herzen geheilt. Er avancirte, erreichte den-. Hauptmann viel früher, als er erwar tet hatte, nämlich im deutsch-französi- « schen Kriege, und schon jetzt war er der s Nächste zum Regimentstommandeur. ; Jn der ganzen Zeit hatte ieine ernsiez Neigung in seinem Herzen Raum ge wonnen, bis zu dem verhängnißdvllen Kaisers Geburtstagr. Diese zweite Liebe beherrschte den kleinen Major so vollständig, daß er, wie ein verliebter Fähnrich, täglich an dem Hause seiner Angebeteten vorüberging oder ritt um klopfenden Herzens den Dank des hol- ( den Geschöpfg für seinen ritterlichen Gruß in Empfang zu nehmen. Lange · konnte dies stumme Spiel nicht fort-E dauern. Wenn er in diesem Leben noch glücklich werden wollte, dann war es hohe Zeit. Heute noch muszte der Rubikon iiber- « schritten werden. —-— Mit siebethaster Ungeduld erwartet Herr von Western hagen die Rückkunft seines Burschen-— Endlich hört er den tapsenden Schritt aus der Treppe. - »Nun, wass sagte das gnädige Fräu lein?« fragt er hastig den Eintreten-I den. « »Z» Befehl, Herr Oberst-Machtmi ster. nischt«, erwiderte der biedere Pro vinziale, »denn sie war ja nich da. Blos ein jroßer Hausen Pukerter wurden noch avIeIeben und was vie Köchin is, die sagte, die Herrschaft wäre in der Kirche« Herr von Wesiernhagen bliclt ver-«l dutzt in das nicht gerade geistreiche Ge sicht seines Famulus. Es verlohnte sich nicht, ihn auszufragen. »Meine beste Uniform Helm und Schärpe uno um halb zwölf Uhr einen Wagen«. befiehlt er. Der Bursche geht, den Befehl auszurichten. »Ja der Kirche? Es ist doch heute nicht Sonntag?« Der kleine Major schüttelt ungläubig ven Kopf. »Dum mer Kerl, hat sich verhört. Aber das mit den BouqueieT Tonnerwetter, jetzt heißt es sich beeilen.« i Um rreiviertel auf zwölf Uhr steht« "er in dem eleganten. aber schon etwas altniodisch miiblirten Salon der Gene ralin von Sternfel6. Ein rascher Blick in den großen Triimeau beruhigt ihn vollständig über fein Aeußetes. Schnei diger lann er gar nicht auigesehen ha ben, ais er einst um «Elf-eiede warb. »Elfriede!« entfährt es plötzlich wie ein Schrei seinen Lippen und entgei stert starren seine Augen auf die geöff nete Flügelthiire. Eine schlanke Frauengestalt fiel-i aus der Schwelle Beim Titus des Majer fährt sie hef tig zusammen, dann streckt sie ihrem Gast beide Hände entgegen. ,,Seien Sie mir herzlich willkom men, Fiarl«, sagt sie mit freudig erreg ter Stimme. »Hier in diesem Erden stviniel müssen wir uns wiedersehen. Jch ahnte nicht. als ich heute Jhre Kar te lag, daß ich unter den vielen We sternhageng. rie ich inzwischen lennen lernte, noch einmal dem Richtigen be ! gegnen sollte.« ’ »Dein Richtigen?« stottert der kleine i Major noch immer hoffnungslo:. »Der i Richtige wäre ichs-O ,Elfriede« . . . Die Generalin erröthet und ihren Gast izuni Sehen einladend nimmt sie ihm gegenüber Platz. »Wir haben lange nichts von einan der gehört. Wie ist es Jhnen in den dreißig Jahren ergangen?« beginnt sie und weicht dem Blick des Majorg. der wie verzaubert an dem noch immer schönen Antlitz der Jugendgeliebten haftet, verlegen c.us. »Sind Sie schon lange an diesem Ort und wollen Sie mich auch mit Jhrer Familie bekannt machen?« ,,Jch bin nicht verheirathet", erwi ldekt Herr von Westernhagen stockend, erst jetzt fällt es ihm ein, was ihn in dieses Haus geführt hat. »Aber wie kommen Sie hierher, Elfrieve«, fährt er hastig sort, »stat) Sie auf Besuch bei der Generalin —-« »Ich bin die Generalin von Stern: sels". fällt ihm Elsriede lächelnd in die Rede. »Wa—as!« ruft der kleine Maiot ausspringend. »Sie — Sie wären die Großmutter der reizenden Alice?« »Allerdingi«, erwidert die Genera lin erstaunt« »und ich danke Jhnen im Namen meiner Enkelin « doch da ist sie selbst.« Hinter ver Portiete erscheint in die sem Augenblick ein reizende8, blondez Mädchen im weißen. schmucklvsenskleid mit einem Beilchenstranße im Gürtel. »Herr Major, ich bunte Ihnen siir Jhr schönes Bouquet«, sagt das lieb W liche Geschöpf und reicht dein verblüff ten Gaste das kleine Diindchem E sehr freundlich von Ihnen, days mich zu meiner Konstrniatton mit einer Gratulation beglückten« Herr von Westernhagen inieit fast zusammen bei den Worten des un schuldigen Kindes. Also erst heute ionsirmirt-—und er wollte um ihre Hand anhalten. Hirn mel, wenn Elfriede seine Ahnung hättet Meyer hatte also betreffs der Kirche recht verstanden. ,,Dars ich wiedertommen?« fragt der kleine Major beim Abschied und blickt lange und bittend in die schönen, dunk len Augen der Generalin. ,,Gewisz!« erwidert sie huldvoll, »ich gedenke übermorgen, am Palmsonn tage, die Feier der Konfirrnation mei ner Enkelin im Kreise einer kleinen Zahl von Freunden festlich zu begehen, und sind Sie hierzu herzlich eingela den.« An diesem und den darauf folgenden Tagen erfuhr der Major viel und Man ches aus dem Leben seiner ersten Ge liebten, unter Anderem auch, daß sie vor etwa dreißig Jahren, bald nach ih rer beiderseitigen Trennung auf den Wunsch ihrer Eltern den damaligen Obersten von Siernfels. einen Witt wer mit einem erwachsenen Sohn, ge beirathet hatte. sVor einigen Jahren war der General gestorben, und sie hatte sich mit dem verwaisten Kinde ihre-:- Stiefsolmes in eine kleine Garni sonsiadt zurückgezogen. Herr von Westernhagen bemerkte mit Genugthuung, dasz die Liebe zu dem reizenden Kinde nur ein neckischer Traum gewesen war. Und dennoch segnete er diesen Traum. der ihn beim Erwachen zur Wirklichkeit in die Arme seiner ersten und einzigen Liebe zurück gefiihrt hatte. Ja, in die Arme! Am nächsten Sonntag feierten die Liebenden die Auferstehung ihrer Verlobung. Bri dieser Verlobung zog die Generalin entschieden den Kürzeren, denn sie mußte sich selbst zur Majorin degradi rcn;.«der Major aber hatte den Tri umph, daß er gleich zwei Chargen iibersprang; er war anstatt zum Gat ten rer schönen Alice zu ihrem Groß Vater avancirt. Hei Hose. Der Dichter Goetingtsl1748—1828) aß einmal zusammen mit dem Mini ster Grafen Friedrich Wilhelm von der Schulenburg an der tsni.lichen Tafel eFriedrich Wilhelms des weiten von Preußen, der damals schon die Zähne verloren hatte und so undeutlich sprach, daß die Gäste in der Entfernung gar nichts verstehen konnten. Beim Schlusse einer Erzählung des Königs lachte die ganze Tafel, und Schulenburg fast am lantesten. »Was hat der König ge sagt?« fragte Goetingl ihn leise, über das allgemeine Gelächter verwundert. »Ich habe nichts verstanden!« erwiderte der Minister-. »Und haben doch ge lacht?« »;a,« ztvinterte Schulenburg, die Augen zusammenlneisend, und Goelinal verstand ihn sofort, »das ge hört ,—«.um kleinen Dienst!« --—-— Ver-räuberisch Herr: »Was soll denn die alte Näh maschine da im Hausflur?« Hausknecht: »Die haben der gnä dige Herr gestern aus- der »Sonne« Abends heimgebracht, dafür haben Sie Jhr Bichcle stehen lassen.« Aus der Jnstruttionestundr. llnterossizier: »Was sind Sie in Ihrem Zivilverhältniß, Einjähriger Meins« »Apotheler.« · »Dachte mir’5 doch gleich, weil Sie Jhre Weisheit in so kleinen Dosen abgeben!« Seine Ansicht. Gerichtspräsident leinen neuen Ge richtsprattilant, der Bayer ist, prü send): »Welches ist das erste Gericht für jeden bayerischen Staatsbüraer?" Gerichtgpraltitantt ,,J moan halt, dös san Leberknödeln.« Untkeue. Die zehnjährige Beriha: »So sind die Männer! Gestern erst schwört mir Fritzl ewige Treue und daß Nichts auf der ganzen Welt uns jemals scheiden soll. Seit er heute die Kaninchen hat, schaut er mich überhaupt nicht mehr an!" Ein Punwaenir. »Herr Baron, der Schneider läßt csklx luste- nisbt »Am-icon Er sont » babe Jncassatag und sei schon bei zehn Kunden gewesen, die alle zahlten!« ,,Zehn Kunden? Da er bat er Geld bei sich! . . . Jch lasse ihn bitten, ein zutreten!« An- der Residenz. Bauer (im Dorfwirthsbaus erzäh lend): »Was mir am meisten in der Stadt auffiel, ist, daß beinahe sämmt liche Wirthe den gleichen Namen füh ren!« Ein Gast: ,,Wieso?« Bauer: »An den meisten Lolalen stand der Name Franz. Billard.« Nobel. « Fremden »Der Baron scheint sehr au ein gebildetes Personal zu hal ten?« Verwalter: »Na, ich sage Ihnen, i bei uns hat sogar der Gänsejunge das ? Einiiihrige!«