..«.-.— , . Eine seltsame Nacht sonsaulherviein Deutsch von WilhelmThaL l. Es war an einem Sonnabend bei Madame Gilbert, zu der Stunde. da einige intime Freunde in der behag lichen Wohnung in der Rue de Neues bei ihr den Thee einnahmen· Seit dem Tode des Obersten Gilbert waren bereits zwei Jahre verflossen. Seine Wittwe lebte in bescheidenerZw rllckgezogenheit und bemühte sich zwei fellos, so manches Unrecht der Vergan snheit wieder gut zu machen, indem sie alle Zuwigung ihrer romantischen - Seele ans ihren Sohn Andre beschränk te. Dieser, der kaum 18 Jahre zählte und infolge eines zu schnellen Wachs thums eine zarte und schwache Konsti tutipn besaß, bezeugte seiner Mutter stets die größte Zärtlichkeit, in die sich eine fast furchtsame Achtung mischte. Er entzückte die Damen auch durch den Ausdruck jugendlicher Schamhaftigteit die sein Jünglingsgesicht in Frauenges sellschast stets schmückte und färbte-. An diesem Abend nun war rie Ge sellschaft in dem kleinen und totetten Salon der Madame Gilbert etwas zahlreicher als gewöhnlich. Diese. eine sehr schöne und noch reisvolle Dame. brachte die volle Grazie ihrer 35 Jahre Unter ihren Gästen zur vollen Geltung. Piötzlich machte ein Freund Andres, der an einem Fenster auf einem Ta bouret gesessen hatte, mit der band und den Lippen ein energisches «Pst«. Ein heftiger Lärm stieg von der Straße heraus; die rauhe Stimme ei nes Ausrusers der in allen möglichen Tonarten schrie: »Soeben erschienen! Der schreckliche Mord aus der Rue . . .« Der Rest ging im Rollen eines Om nibusses verloren. Eine Minute später nahm dieselbe Stimme ihre düsteren Worte wieder aus. Jm Salon schwieg man noch immer, und man fragte sich neugierig, worauf sich der Schluß des Satzes beziehen mochte. Nach einigen vergeblichen Versuchen lächelten dir-Zu hörer einander zerstreut zu und schüt telten in gemeinsamen Zeichen eines leichten Aergers die Köpfe. Dann nahm die Unterhaltung wieder ihren gewöhn lichen Lauf, während sich der gedämpste und bereits serne Lärm einer anderen Straße zuwandte. »Es ist jeden Tag dieselbe Ge schichte«, rief einer. »ein neuer Mord. ein neues Opfer. Jch möchte hinzufü gen, ein neuer Verbrecher. doch dieser Behauptung wiirde es an Wahrschein lichkeit fehlen, denn das Personal des Verbrechers bedarf, dank der standalö sen Straflosigkeit, deren es sich unter dem augenblicklichen Reginie erfreut, keiner Erneuerung.« « Der Mann, der eben gesprochen, sing wieder an, aus einer großen Tasse zu trinken, die augenblicklich sein Gesicht mit dein schwarzen, etwas gesätbten Barte bedeckt-. Ein früherer Präsett des Kaiserreich5« hatte er zu Madame cilbert Beziehungen unterhalten, die zu mancherlei Geschwätz Anlaß gegeben hatten. Außerdem war er gleich nach dem Tode des Obersten verschwunden, und seit dieser Zeit war es an diesem Abend das erste Mal, daß er wieder im Salon der Madame Gilbert erschien. Ein Mitglied der Atademie erwiderte ihm ,,Jch will nicht entscheiden, ob die Negierungen in diesen Dingen wsrtlich verantwortlich sind. Aus jeden Fall tann man nicht ohne Verzweiflung dar an denken, daß troß der vollkommensten Oesese und troß der Vorsichtsmnßre lu, die wir persönlich ergreifen, un ere individuelle. Existenz stets der au genblicklichen Gewaltthätigleit irgend eines andern Jndividuums aus Gnade und Ungnade anheim gegeben ist«. «Allerdings«, bestätigte Madame Albert, «bin auch ich empört bei dem Gedantnh daß unser Leben beständig Los der Gnade des leßten unserer Mit Mfchen abhängt . . . Wir hegen alle Pläne sitt die Zukunft; Zeit schonen Ullsctc Ocsukwyclh unser weis- . . . . »Und gerade in einem solchen Augen blick«, meinte ein mit Orden geschmück ier Bivlinisi, »geht ein Verrückter vor über nnd schießt einein eine Kugel in den Leib«. «Oder«, meinte die dicke, brave Frau des Akademikus, »eine entlassene Kö chin tschi sich mit einer vergifteten Speise«. Nun wurden eine Reihe von Antwo ien berichtet wie sie die Leltiire, vie eigene Erfahrung, oder die Erzählung eines abwesenden helden lieferten. Man erinnerte an Morde, vie im Magazin in The-einlegen und Resiaurants began worden waren. Man ziiirte nächt liche Angriffe, dann kam die Reihe an die Dienstboten die ihre herren er wiiegien, um bessere Zeugnisse von ih nen zu erpressenz endlich kam eine ganze Reihe von Vater-, Bruder- und Kin desmorden aufs Tat-et Unwilliiirlich war M Stimmung der Versammlung ME- gebprdem Ja dem vunilen Labyrinth in dem sie heruniirrien, hat ten sie Phaniaäen eine schwarze Fär bimg angenommen . . . Die Stimme des ZeitsngiausruserT die sich jetzt aus dein seyenikberiiegenden Trvitoir ver Ms ließ, beang wieder in den Sa hst-, web unter den Gästen, die sich be Æ M Ibschiedsehmen erhoben hat , ·- - gesunden Es einige gnnz leise ihre - TUMLIIS M sich noch eine - - b; tm sehn m irr-schien — C sich gis spii me; dem die Uhr zeigte kaum aus halb eli Nur eine einzige Person hielt sich noch im Vorzimmer auf, und von ihrem Solon aus schalt Madame Gilbert. welche glaubte, die ganze Gesellschaft wäre fortgegangen : »Nun. Andre, geh’ schnell zu Bett, Du strengst Dich zu sehr an. Hast Du bemerkt. wie schlecht Du heute Abend oussohst?« Alle Abend wiederholte sie ihm die selben Worte mit derselben Besorgnisi »Aber nicht doch, MamaT versehte dann ihr großer Junge die Achsel zuck end. Und diese mechanische Bemerkung war nothwendig. aber auch nüaend um die Mutter bis zum näch en Tage zu beruhigen, die wie so viele andere sich in ihrer täglichen Besorgniß nicht genug zu thun wußte. Andre ist gegangen, um mir eine Cigorre zu holen«, murmelte eine Stimme· deren wohlbekannte Töne sie dennoch von den Füßen bis zur Wurzel ihrer stolzen schwarzen Haare erbeben ließen. Der Sprecher war der Präteti. Er trat mit leisen Schritten auf sie zu und sagte dehmiithig und leidenschaft lich: »Gestatten Sie mir doch, Ihnen ol les zu erklären und mein Unrecht gut zu machen . . . Ja, es war thöricht von mir, diese grausame, unsinnige Prü sung zu wagen; doch heute stehe ich als reuiger Sünder vor Jhnen und biete Jhnen mit meinem Herzen meine Hand. Jeanne, Jeonne, ich liebe Sies« « Madame Gilbert rang die hande, ihr ; Gesicht verzerrte sich unter so vielen wi- I derspruchzvollen Gefühlen daß man( nicht wußte, ob sich der Schmerz oder der Zorn in ihren Rgen malte. .Niemoli«, siotterte sie endlich. »ich hasfe Sie, ich . . . . still, mein Sohn!« ! II. ’ Ali die Dienerschaft den Solon ein wenig in Ordnung gebracht hatte ver abschiedete sie Madame Gilbert, dann machte sie einen Rundgong durch die Wohnung, sah, ihrer Gewohnheit ge maß noch ob die Thüren gut verschlos-! sen waren, und zog sich endlich in ihrj Zimmer zurück. Als sie hier ange ngt s war, schwächte eine ungewöh liche Mattigkeit alle ihre Nerven Anstatt sich in weniger ais einer Viertelstunde: auszutleiden und ins Bett zu legen.! wie sie es gewöhnlich that, brachte sies die doppelte Zeit zu, um auf einem: weichen Fauteuil zu träumen. J Durch die holzwand hörte sie, wie im Nebenzirnmer Andre sich enttleidete und aus- und abging, dann wurde wieder alles still um sie her. Jhte Finger, mit denen sie sich die haare lösen wollte, wurden ungeschickt und begannen zu zittern. Was bedeuteten diese Worte? Was was das siir eine Prüfung, von der er gesprochen hatte? Endlich erhob sie sich, reckte tie Arme und ging mit schwantendeni Schritte in ihr Antleidezimmer, o sie sinnend vor einem großen Stehs «egel stehen Hieb Kurze Zeit daraus legte sie sich ins Bett, ihre Uhr zeigte 11 Uhr 30 Minu ten. Schnell zündete sie eine kleine Rachtlampe an und löschte die große Lampe aus. Doch anstatt des erwarteten Schlum mers versank sie nur in einen tisrzen Halbschlas. Der Lärm eines vorüber sahrenden Wagens weckte sie, und eine unbestimmte Furcht vermischte sich mit den Erinnerungen an die dorhergagan gene Unterhaltung. Ohne zu wissen, aus welchem Grun de, lauschte sie aus das Rollen der Rä der, bis der Ton sich in der Ferne ver lcr. Plötlich vernahm ihr geschärsteit Ohr aus dem nahen Korridor eins-ganz leises Knarren. Welche thörichte Aufregung, welche Dummheit . . . Nun, und wenn es schon wäret . . . Würde sie nicht mit einem Sah-ihr Fenster erreichen? Dort würde sie eine Scheibe zerschlagen und siark genug sein, um nach hilse zu schreien. Welcher Bandit würde wohl nicht vor dieser unerwarteten Ener ie und der unsrhlbaren Wirkung die es Lgelienden Geschreis fliehen . . . Ein Mann Ist roch schließlich nur em Mann! Mit dieser weisen Betrachtung steckte sie, da das Geräusch sich nicht wieder holt hatte, den Kopf in das weiche Kis sen, mit dem festen Entschlusse, enolich zu schleim- » · « Dennoch qualte sie die Erinnerung an den Präsekten, der sie schon als Mädchen geliebt, und dessen Beziehun gen zu ihr trotz des Geredes der Welt und der Eisersucht ihres Gatten stets in den Grenzen der Freundschaft ge blieben waren. Nervös hoben sich ihre Lider von Neuem. Plöilich ließ ein iibermensrtziicheti Entsenen eine Eisestiilte durch ihre Adern rinnnen. .Dort unten, gerade am Fuße des Bettes, bewet te sich die Portiere, und auf dem bunt Grunde der Tapisserie zeichnete sich eine grosse schariachrothe Hand ab. Entse t, unfähig, einen Ton zu spre chen, te Madame Gilbert zunächst sie tiiusche sich; dennoch wagte sie nicht. eine Beweu g zu machen. Bald be gann es, Mitternacht im Immer zu schiasem und mit jedem Schlage war es Zeitung als oringe eine Nabel tief in ihr herz. Leise hob sich die Portiere immer hil her, nnd beim legten Schlage erschien eine nnheimliche Gestalt. MG war ein schariachtethei Gesicht gräslichson einem griinen Schmach-et durchschnitten wurde, irher Umsicheinienschritheteundsoieeis Adlerschnadel krumme Nase abzeschnete Zwischen zwei rothen höre-ern stand Iein Büschel grüner Haare. Dieser s schreckliche Kon der wie von einer Fe der vorwärts gefchnellt wurde, fiel auf » die scharlachrotlse Hand und legte dar J auf fein Kinn, oon dem ein sehr langer und feiner grüner Bocksbart herab » ding. i Sie erkannte sie ganz genau, diefe grünlichen Augen« die sich mit so wilder Hartnäetigleit in die ihrigen bohrten. Das waren ganz bestimmt die Augen L ihres todten Gatten. Ja, sie srtannte sie » ohne das geringste Zögern» .Und auch seinen rauhen Schnurrbart mit feinem langen, diabvlifch von der Hölle gefärb » «ten langen Spißbart erkannte sie Aber was wollte denn dieses Ge spenst, welches sie noch niemals gesehen hatte? . . Und gerade an diesem Abends Welch’ faltsames Zusammentreffen, welche Qual! Nach kurzer Zeit zeigte das phantas stischeWesen seine volle Gestalt. Es war groß und mager. Mit einem schwarzen Frack bekleidet, eine weiße Krabatte um den Hals, schaulelte es seine lnochigen Atme, die lints in einer scharlachsothen und rechts in einer grünen hand endi - ten. Seine schmalen Füße stalen in spitzen, übermäßig svißen Lackfchichem Langfam feßte er erst einen, dann deni anderen Fuß auf den Teppich, machteT dann in der Art, wie wohl die Gespen- ; ster sie machen müssen, drei neue Schritte und blieb endlich sich leichtf hin- und berwieaend, stehen. Die Lippen der Wittwe waren außer 1 Stande, ein Gebet zu murmeln. Schlaff nnd regungslos wartete sie auf dass Ende des Miralels. Das Bild des Dämons näherte sich’ dem Bette immer mehr und mehr, die zweifelhaften Reflexe der Nachtlampe beleuchteten das flammende Gesicht.l Doch jeßt zeigte die gespenstifche Ge stalt den Rucken, und die aus dem Fracke hervortretenden Schultern zeich neten sich wie das Knochengeriift eines Steletts ab. Seine grüne und seine fcharlachrothe hand öffneten mit lata nifcher Gewandheit den Spiegelschranl. ohne daß derselbe wie gewöhnlich lnarrte. Jeanne Gi lbert war genügend wieder · zu sich gekommen, um sich unter den: OUUUH Usläcp sll scuwlcll. Olk Idol-UT eben das Zeichen des Kreuzes machen, als der grün-rothe Teufel sich plötzlich umdrehte und seine Augen einen fahlen Blitz auf die Wittwe warfen. Sie konnte wahrnehmen, daß die grüne Hand unter einem Haufen reicher Spi tzen wühlte, während die scharlachrothe eben in eine Kassette tauchte, in die die Wittwe ihren Trauring gelegt. Der seltsame Besucher wollte eben den Flügel des Schranles schließen, : als er sich eines andern besann und die ihand auf einen Parfiimzerstäuber legte. Mit seltsamem Ernst ergriff er den Apparat und besprengte seinen Bock-Adam feine grunen haare, seine rothen Wangen mit wohlriechendem IWasser Dann drehte er sich um und » verschwand hinter der Portiere. . Die schwere Draperie bewegte sich Inoch lange nach diesem Verschwind-en, und noch lange zitterten die düsteren Falten ..... Sobald dieser dichte Schleier aus der Schwelle unbeweglich ward, hatte Jeanne, die ihn mit tödt licher Angst beobachtete sich im Pa koxnsmus der Aufregung auf ihrem Bette aufgerichtet, . . . sie betastetete ihre Augen« ihre wimpern und tntsf sich in die Ohren und in die Schlafen. Sie richtete an sich selbst das Wart und be fragte ihren Verstand und ihre’Sinne. Während sie sich noch in diesem Zu stand des Zweifels befand, nahm die Existenz der äußeren Welt, die ihr un terbrochen zu sein schien, ihren ruhigen Gang wieder aus. Jn der Ferne tönte das Rollen eines schweren Wagens über das Pslasier. Ei schlug halt-eint und irgend ein Nachtscheviirmer ließ ein lautes Pfeifen hören. Diese Kundgebung der Wirklichkeit erleichterte Jeannes herz, und ihre lLungen Zthmeten freier -und schneller. Mncll Ipllks slc clll Willkgcllgckkclno über, zündete ihre Lampe wieder an und, vor Ungeduld brennend, ob auch wirtlich alles verschwunden war, ver 7ieß sie aus den Fußspisen ihr Zimmer. Der Satori befand sich noch immer in sderselben Unordnung, in die ihn die kleine Gesellschaft versth hatte . . Das Eßzimmer war leer, und in der Küche und im Vorzimmer war nichts Ver dächtigei zu bemerten. Ter Muth lehrte Madame Gilbert zurück, nicht aber die Ruhe. Jm Augenblick, da sie den Korridpr entlang ging, aus den die beidenSchlas zirnmer hinaussiibrten, saßte sie ein bestigei Verlangen. ihren Sohn zu se hen und mit stummer Bewunderung diesen geliebten Raps u betrachten, der in unschuldige-n lumrner schlies, und den kein Gespenst heimzusuchen das Recht hatte. Mit welcher zärtlichen Schiichterns heit sre die T iir öffnete! Aber mit stürzung bemertte sie, daß Andrej Bett leer war! Mit einem Berzweislungsschrei stürzte die arme Mutter näher. Das Bett, nach dem sie zuerst lies, war unberührt; . . . aus dem Kamin er losch das Stümpchen einer erst vor Kurzem autgeblasenen Kerze mit qual migern Rauch; . . . aus einein Stuhle lasen die Kleider durcheinandergetddv setz aus dem Ra tische bemerkte man eim in eine DR sedriickten samm, ws adtset Wedede Jammsfxselstaw —- « Die arme Mutter eilt tlagend um her und wiihlt alles durch. « Oben in der ersten Schuhlade der Kommode bilden ein Dandichuh aus grüner Seide sind einer aus fcharlachs rother Seide ein ungleichee Paar . . . . darunter Kravattem halstiicher . . an dere handschube, Taschentiicher . eine Schachtel Konvertc . . . . Doch mein Gott, was ist das? »Die Frau Gräfin Antoinette oon Clem bittet Herrn Andre Gilbert, ihr das Vergnügen zu machen und den Fastnachtssonnabenb bei ihr zuzuwin gen. Es wird ein Cotillon getanzts Mastentopf B-kdrngung!« Ein plshliches Licht schoß in dern verstörten Geiste der Madame Gitbert auf . . . . Sie begreift alles. Mit fieberhafier Lehhastigleit lehrt sie wieder in ihr Zimmer zurück und untersucht schnell den Inhalt ihres Schrantes . . . Ja, es ist richtig. Aus der unter den Spihen versteck ten Brieftasche ist ein Hundertste-urs scheine ntwendet worden . . . Jn der Kassette, in der die Ringe der Wittwe auf einem Haufen Goldstücke lagen, fehlten zwei, vielleicht drei Louisdors. »Ach, der Unglückliche, der Unglück liche," stöhnte tie Mutter. Jetzt erklärte sie sich den unglaubli chen Vorfall der Nacht. Vor Tagesanbruch hörte Madame Gilbert, die in Thronen und Gebet versunten war, die scheuen Schritte, die den verlorenen Sohn nach hause zu rücksiihrien. Ein heftiges Zittern hob ihre Brust. doch dieses Zittern war nur noch das des Mitleids und der trium phirenden Liebe. Mit tiefer Rührun dachte sie jetzt an Andre, an sich selb nnd an den Präfekten in der innigen Glückseligkeit einer endlosen Verzei hung. ———«—--·O.——s Ins dem Leben eines set-isol esse-Märs deni seit Kurzem die verdiente Pensio nierung beschieden ist, theilt uns dieser Tage folgendes Erledniß mit: Vor eini gen Wochen besuchte ich die sächsifche Schweiz und hielt mich kurze Zeit in einem aus der Brühlschen Terrasse in Dresden gelegenen Restaurant auf, um «- D du«-- ..- i....- I-« r-r. :.-. «,-· .-7--»«. « ssssss »F .Jv.n suo sue allein am Tische, als sich ein äußerst elegant getleide:s Paar ebenfalls an ihm niederließ . . . junge Leute . . . er ungefähr-dreißig . . . sie Mitte der Zwanzig. Nachdem ich gespeist hatte, ersuchte ich den Kellner um eine Zei tung, in die ich mich oertieste, so daß ich erst aus meine Tischgesellschast ach tete, als sie mich zum Abschied grüßte. Jch wollte meine Rechnung bezahlen. »Mein Herr,« sprach der Kellner, »ich tann nichts annehmen . . . die Rech nung ist beglichen.« Jch glaubte an einen Jrrthum des Kellners und wider spruch. »Nein, mein Herr,« entgegnete Jener »ich irre mich nicht!« »Wann Habe ich denn bezahlt . . . wenn Sie so mitJhrer Kasse verfahren, dürften Sie heute aus ein Manto gesasit sein.« Der sellner lachte. »Sie haben allerdings nicht bezahlt, doch ein anderer für Sie . . weiter dars ich nichts verrathen . . auch nichts von Jhnen annehmen, ich bin reichlich entschädigt.« Aergerlich ging ich von dannen, überzeugt« daß ein anwesender Berliner Freund inich be merkt und diesen Scherz getrieben habe. »Der läuft inir doch gleich in den Weg,« dachte ich, »und dann wird die Sache beglichen.« Jch irrte mich, es tain nie mand. Nachdem ich durch die Stadt Iwandern ersrischte ich mich in einein ase. »Ist bereits bezahlt,« liichelte der Zahltellner und subr sort, als ich zornig protestieren wollte: »Dort, der rr mit jener Dame . . . eben haben das Lokal derlafsen.« Ich eilte den Beiden nach und ertannte meine Ge nossen don der Briihlschen Terrasse. Jch stand vor ihnen, zögerte.aber, sie anzusprechem weil ich wieder im Zwei ; sel war. »Jaiooll, herr Kommissar,« ; lachte der elegante Mann mich a·n, »ten knen thun Se inir auch in die seine sklust . . . det 1loob ick . . Vor sechs L Jahren war ick noch Iroschede un Flat «--c-I---- ;- Ihslin du- Gs bewiesen .......,... »-....., --.. -- ---.... [ gefa t haben, un immer haben Se mir zu e en jejehen, weil ick hunger hatte, Ibevor Se mir in de »jrine Minna« schaben . · . Dafor helf ick Jhnen heite ul die Art jedantt · . . erlauben Se, det ick Jhnen meene Braut vorstelle . Sonst jeht’s mir jut wie nach nie.« Er winkte einer vorbeifahrenden Drofchte, arüßte, und die herrschaften waren verschwunden. ——-—--. Der Asche-steifen Bei einein Besuche auf dem Mäd cheufelsen erzähtte der Führer dem Fremden, daß sich hier ein Mädchen, urn der Verfolgung zu entgehen, hin untergeftüth habe. Jus Melancholie?« fragte der Fremde «Rein, aus Pulltngeni« gab der Führer zur Antwort. stritten-It Unterassizieu «NächfteWoche geht’s auf den großen Schickt-las Unsere Kompagnie wird dort in einem Pfer destall logiren. Deswegen braucht Ihr Euch aber etwa nichts einzubilden —-Jhr bleibt doch, was Jhr seit-F W Ot- Isrshttjem Lebt auf der Welt manch’ Thor, der ohne Noth Sich härrnt aus Furcht vor tünst’gen U til-»Mein Das heißt, sich Æk den Tod, der ein sial droht, Schon tu her Mut-bit einen Sarg he W . —...---.-.-s..»·-..«k-»«— — GurlensSalat. « , «Sag einmal, prrstem warum haft . Du denn nicht um meine Consine ange balteni Sie ist doch eine reizende Frau, reiche Wittwe, acht Jahre junger als Du unb wie ges afsen siir Dich. Jhr wäret ein flottes aar geworden.« »Höre auf mit der ganzen Geschichte. sJch belomme schon wieder Bauch-grim men, wenn ich nur daran denke." , »Was, Bauchgrimrnen, wenn Du an L vie reizende Frau von Oels denkst!« »J. Gott soll mich bewahren. So I habe ich es nicht gemeint· Deine Cou fine schäke, achte liebe ich wie terne zweite Frau aus der Welt. Aber der verfluchte Gartensalat !« · , «Gurtensalat! Du wirst immer röthselhafter. Erzähle einmal. was es damit fiir eine Bewandtniß hat« »Gut. Jch wollte Dir ja schon lange beichten. Jch war, wir Du weißt, zwölf Tage mit meinem g Ulanen im Schloß Oels einauartiertz. Morgens Regiments- und Brigade - Exerzieren, Mittags Diner bei ver entzückenden Burgfrau Nachmittags Pferde- und afsen - Appell und Abends —- na, ich sage Dir! Daß ich in jenen zauberi schen Plauderstunden nicht ganz den Kopf verloren und ihr nicht schon nach acht Tagen u Füßen fiel, war ein erklären. ch ein armer Unterlieute non-, und »te, die von Grasen, Gene riilen, Staböoffizieren unv der Teu fel weiß wer Alles umschwärmte, reiche Gutsberrin von Oelsi Aber sie eigte mir ihre Neigung immer deutichet. Jch bersichere Dich, sie animierte mich direkt zu einer Ertlärung!« «Selbstve kindlich Jbr ist eben auch ein so cher Lieutenant, nicht u alt und nicht zu jung. wie Du es bi , lieber als die alte Spaßenscheuche von i l einem Grasen Erlau, oder die Ruinel von einem Mafor von Salen und Andere.« l »So dachte ich schließlich auch unds wollte mich am letzten Tage vor dem Abriicken des Regiments offiziell er-« tliiren. Da tam der verdammte Gur tensalat!« »Ich beareife gar nicht, was ein Gur tensalat mit Deiner Liebe zu Frau von Oels zu thun hat.« I Inde ? wagte nur nicht, mich zu m« III-' nnk nnd Du wiva MADE begreifen. Unser letztes Exerzieren in der Brigade war sedr streng, der Tag » sehr beiß« und ich tam mir, als ich nach Oels zurücklehrte, dor, wie wenn ich aus dem Wasser gezogen worden sei Halb verdurstet, lange ich bei dem Wirthshause vor dem Dorfe an, lasse mir schnell ein Seidel bringen, stütze es hinunter, ein zweites ebenso, und spren e dann weiter nach dem Schloß. Das gier- war erbärmlich, aber es hatte mich doch ersrischt. Jrn Quartier tleide ich mich sofort um, erscheine bei Tisch und sinde den Lieutenant von Posse, der seinen General nnd zwei Stab-I osfiziere der Division siir den Abend als Gäste im Schloß Oels ansagt. Na tiirlich ist mir dieser Dritte, den ich ja sonst gern habe, heute, wo ich mich er tliiren will, sehr unbeauem. Frau von Oels mertt meine Mißstimmung und tröstete mirs, indem sie mir mittheilte, Passe wolle nach dem Kasse in das Dioisions - fauptquartiert zurückkeh ren. Dann iigte sie mit dem zaube rischsten Lächeln, das es geben kann, leise: »Noch dem Wegreiten des Herrn Lieutenantö und meinen nöthi en Vorbereitungen siir den Abend iinderh wir wohl noch eine Stunde zu einem Spaziergang im Eichenholz.« »Ich gerathe bei dieser Aussicht in einen wahren WonnetaumeL Um aber Pusse nichts merten u lassen, sprach ich wenig und überlies ibm die Unter haltung mit Frau von Oeli sast ganz·« «Unterdessen bes «sti te ich mich mit den oorzii lichsten pei en und aß, ei gentlich o ne recht zu wissen, was ich hat, den gerade vor mir stehenden Gurlensalat beinahe vollständig aus. Der Kassee wurde in der Veranda ser viert. Endliæ waren wir damit fertig. Nun ritt Pu e ab, und Deine Consine und ich gingen zusamen nach dem Erlenbolz. Auch sie war sichtlich derleaen. Ich rede von Dem und Jenem, um den Sturm in meinem Jnnern etwas u derber en, und überlege dazu bei mir ivie i nun wirklich meine Erlliirun anbringen soll? Da lriege ich Dir mit einem Male ein solches Leibschneiden, daß ich meine, es zerreißt mich. Ra iiirlich beherrlche ich mich und gehe ruhig weiter. Aber der lalte Schweiß irae mir auf die Stirne und in meinem Innern wurde die Geschichte immer arger. Selbstverständlich muß ich da su ein verzweifelt dummes Gesicht ge machi haben. Das fah mir Frau von Oels gewiß an, fchob ei wahrscheinlich auf meine« Blödigleii und machte mir ,nun die offenbarften Avancen oIch hätte nur die Arme zu öffnen brau n und Fu rufen: »Staa, ich liebe Stel« so w« re fie mir an die Brust gesunken, und Du siihesi in mir den glücklichfien aller Sterblichen Allein ich hatte zu große Angst und befand mich auch lei nejwegs in der richiigen Stimmung. ch mu ie sa immer an den verfluchten urlen alai, das miserable Bier im Wirthshaus, an den Kampf der Bei den in meinem Leibe und an die mög lichen weiteren Fehden desselben den len. —- herrgoti, ensch, mach’ lein so höhnisches Gesicht. Wenn Du in meiner Lage gewesen wäre-fi, so hiiiiefi Du auch an leine Liebeserilärung mehr geda i. Al o das Ding wurde immer schlim mer, der A stlchwtiß lief mir nur so iiber das Oe i, und schließlich lonnie ich n i mehr, ich mußte — »nu, Du verfiel- tnich ja. Da mariterie ich einen pliislichen Schrei-, riß meine Uhr -,...-.-.·---· heran-, sah na ihr und ries m m - lichst gut eher-Atem Tone del ER senenv »Hm tietwillem ich the meinen Bserdeappell vergessen! Ei lsnnte der Nittmeister kommen. Cont schuld" en Sie mich, ich muß zurnck. Spra s, machte lehrt nnd rannte da von. Daß ich nach einem solchen Abschied ihr nicht mehr unter die Augen treten konnte, wirst Du doch auch selbstver ständlich finden. Jch ließ mich am Abend mit Unwohlsein entschuldi en, und das war wahrhaftig keine Tige. Der verdammte Gurken alati Als ich am nächsten Morgen m . meinem Ulri nen abreiten mußte, war iie noch nicht Its-neuem Jch habe iie nicht mehr ge e n.« «Weiß sie denn, daß Du —« »Was sällt Dir denn ein! Sie wird wohl an den ersundenen Pseroeappell glauben. Daß man den Giiulen eine solche Stunde opfert, das verzeiht aber ein Weib nie, nie. Darum hat mich der verdammte Gurtensalat mein gan zes Lebensglück gekostet.« » »Na, alter Freund, vielleicht macht es sich doch noch. denn Alles verstehen, heißt Alles verzeihen« So war es auch. Acht Tage später reiste Lieutenant oon Degen zu seiner Cousine, Frau von Oel-X Gleich da raus erhielt sein Freund, Lieutenant o. Thorsten, eine Einladuna der schönen Wittwe, ssie aus Schloß Oels zu besu chen. Unter ihrer Karte stand mit der Handschrift Degen’s angefiigi: »Gurtensalat absolut ausgeschlos en.« f —--—.--———«—-s Eine alte spottete. Die drittiilteste Apotheke in Deutsch land ist die Simonsche Apotheke in der Spandauer Straße zu Berlin. Es ist dies um so bemerkenswerther, alt das mittelalterliche Berlin an Einwohner zahl wie an Bedeutung hinter vielen anderen deutschen Städten erheblich zu riictstand. Die erste Apotheke in Deutschland erhielt Au sburg im Jahre 1445, es folgte Zrantfqurt a. M. 1472 und Berlin im «riihjahr 1488. Der Gründer der ersten Berliner Apothete war Hans Zehender. Im Jahre 1786 zählte Berlin bereits 23 Apothelen, un rer Iynen orei fran onfche. Ue erne homöopathifche Offiin richtete im Jahre 1832 der Besitzer der Löwen Apotheke in der Jerufalemer Straße, Günther, ein. Die Bernhardfche Apo theke in der Kurftrafze befand sich frü her in dem hause Poftstraße 4, in dem am 23. Dezember 1619 Kurfiirft Jo hann Sigismund ftarb. Jn die rn fche Apotheke am Köllnifchen s ifch markt trat Johann Friedrich Böttcher, der Erfinder des deutschen Porzellans, im Jahre 1700 als Lehrling ein. Die Hof-Apotheke wurde im Jahre 1598 von der Kurfiirftin Katharina gegrün det; der erfte hof-Apotheler war Eris pin haubenfchmidt aus halle. Jn die fer Apotheke fertigten früher die Phar ma euten ihre Prüfungsarbeiten an. LIqu fiir den Hof lieferte fie auch die Meditamente fiir die Charite. fiir ver fchsiedene lönigliche Jnftitute und milde Stiftungen, und noch heute an hilfsbe diirfti eKranle. König riedrich Wil helm . ließ in der Do -Apothete ein Laboratorium einrichten, in welchem er sich von dem Chemiler Kaspar Neu mann Experimente zeigen ließ· Auch eine Gans-Apotheke fiir den König in zwei zierlichen Schranken mit z. T. fil bernen Gefäße-i wurde von dem Pos Apotheler ftets im Stande geha ten. »Ein Bild der Stifterin fchmiicki die est zin Schlon Monbijou befindliche po sthelr. i seh-ist- Orts-. » Der bebrillte bund —- fo fchreibt » man aus Paris —- diirfte zu den blei Ibenden Errungenschaften gehören, die ; wir dem Arafterfahren verdanken. Es ; ifi faft immer ein Pudel, da diefer am L aelehrigften und durch feine ftarte Be haarung am wirtsamften ge en Wind und Luftzug gefchiiht ifi. Zer Pudel wei auch genau, worum ei sich handelt. Er ist keck und selbstbewußt neben dem Ins-ki- 50 Maule-» km- s.«- meist-hu seines Amtes überzeugt« richtet die Nase nach dem Wind, schaut nach allen Sei ten aus, als habe er den Wagen zu lenlen. Die grosse, mit Windklappen versebene Brille, ganz wie diejenige seines Fabr-ert, trägt er mit voller Ueberzeuaung. Ossensbar hat er deren Nothwendigteit oder zweckdienlichteit vom ersten Augenblick an begrissen. Aus das Bellen aber hat er verzichtet. da dieses aus Mast-vagen, besonders beim Jahren ja doch ein sruchtloser Bersu ist« sich oernebmlich zu machen NO Mete Use. Lehrer: »Wer bildet mir einen Sah mit «Asrita«t« Krausn »D! k rilassee von hubn is a sebre scheenei richt.« Lehrer: »Gut —- und wer mit «Aeneide«t« Bliemchem »Den Neimann bot alt hamlet iine ideale Leistung.« Lehrer: «Gut -— und nun mit «Meteor«?« Moses: »Was thu« ich met e Obr, wenn ich nischt tann d’raus hör-ruf Guts-ist Kellneu »Sind Sie nicht der herr, dfeirzi gestern das Rad gestobten worden I « Gast (ersreut): »Jo, haben Sie irgendwelche Rachrichit« Kenner-: «Das nicht« aber mir ist etwaser daß ich Ihnen swei Glas sitt In Dei-is gerechnet habe, und da Wte ich nun darum bitten.«