Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 11, 1903, Zweiter Theil, Image 7
Ver Kronprinz und die Müllers tochter von Pencss. Dem Englischen nacherziidlt von J. C a s s i r e r. - Schon seit vielen Jahren verfolgte ich die Gewohnheit, während meiner Jerien gewisse Gegenden dee Anstandes zu Fuß zu durchstreifen, und so war im vergangenen Sommer meine Wahl auf das östliche Frankreich ge allen. Mein hauptauartier hatte ich n Beanvvir. einem kleinen Dorfe an der Maas, auf geschlagen. Mehrere Wochen lang wohnte ich hier bei einem gewissen Felix Larondie und seiner Frau Jeanne. Felix war ein gntmiithiger, lebens froher Mann von sechsundvierzig Jah ren, dem die Bewirthschasiung seiner vaar Morgen Land einen bequemen Lebensunterhalt gewährte. Nach meinen englischen Begriffen war er sehr um si tig und sparsam; seine Frau hin gegen, die eine sriihere französische Bäuerin und wie eine solche mäßig und sparsam .vac, ärgerte sich nicht selten ijber Anschauungen ihres Man- i nee, die sie für iiberspannt hielt. Jeanne s war eine vorzügliche Wirthschafierin,· und der kleine lDaritistand biiihte und gedieh. Jm großen Kriege von 1870 iit Felix in Beauvoir Franttireur aewesen, und fiir mich gab es ieiu größeres Vergnü gen, als wenn wir am Ftidend vor "t-:r Ihiir saßen und ich feinenErziihlunaen aus der Zeit, in cer Frankreich am Boden lag, zuhören ionn:c. Eines Abends saßen wir schweigend, « unsere Pfeife rauchend, zusammen. alsl er plötzlich fragte: »Halte ich Ilionsienri schon erzählt, wie ich in die Hände der Deutschen fiel und wieder daraus-be freit wurde'i’« »!liein,« erwiderte ich. »Ich alaiid;e, die Deutschen erschaffen alle Kreisel-chr ler, dessen sie habhaft wurden.« »Aber mich haben sie doch laufen las sen,« versetzte er mit einem häßlichen Lachen. »Es nraa unglaublich klingen, Monsieur, aber doch ist ers wahr, das-, »Den-IV- IZS non-It Hex-nn- fiis Its IIirII seistn, das Leben des d: utschen ihr-n prinzen in. ils-let Hand lsi lt" »Die Geschichte tviird: ich sehr gern nören,« meine ich. »Mit größtem Vergnügen, und roxnn Monsieur glauben solle daß eixvas UnrechLes daoei vorgekommen ist. fo müssen Sie das schon einem oerlieoten Weine zugute halten« »Noch Sedan Monsieur, wurce in unserem Dorfe eine Versammlung ab gehalten und dreißig von uns-Manna n und Burschen traten zu einer Kot t sag nie von Frantiireurg zusammen Wir waren überzeugt, das-, totr unserem Vaxerlande als irregulare Truopen mehr nützen konnten, als wenn wir in der Armee unter unfähigen Führern gedient hätten. Wir waren gut is; waffnet und ein alter lrieggerorobtci Veteran befehligte uns. Da die Deut schen ihre Strei:träste um Metz der sammelt hatten, marschirlen wir dort hin und in den Bergen, hinter einem kleinen Dorfe, Pency mit Namen, etwa drei Meilen oon der Festung entfernt rxtretten wir ung. Jn Pency .oar Jo anne« zu Haus« und im ersten Au genblick, als ich sie sah, sagte ich zu tnirx »Felix, wenn Du Glück hast« acuß dieses Mädchen Dein Weib werden« Jin Vazer war der Müller oon Pech und die verwünschten Ulanen hauen ihn oolltommen zu Grunde gerich.rt. Auf die Deutschen waren sie dort nicin gut zu fprechen, umso besser wurden aber rvir aufgenommen, und wir «va ren noch teine oirr Wochen in Penns. als ich bereits mit Jeanne und ihrem Vater einig knar. Heirathen fcssl en wir freilich erst dann. wenn FianLJch wieder befreit fein ;vrirde. So ilein unsere Schaar auch .«-:ar, so machte sie doch, dant der Ohrring des alten Monbon, den umher-schmei stnden Ulanen oiel zu schaffen. Auch Jeanne war fiir unsunschatzban Sie merk-Ism- rmh hbk fis-s nn- Nilp nnd Montbon pflegte sie nicht anders alg den «Chei des Generalitobø« zu nen nen. Wenn ei sich irgendwie machen ließ, iras ich mich mit ihr jeden Abend in einer tleinen got-le, die ich entdeckt hatte. Da diese iible zwei Auggiinge hatte, brauchten wir eine unlkbiame Ueberraschung nicht zu fürchten. Drei Monate blieben wir in Peucy. Dann wurde uns aber hier der Boden zu heiß, und wir ichictten uns an, Pencu zu verlassen. um nach einem ein paar Meilen iiidlichei gelegenen Dorfe zu gehen- Aber noch an demselben Abend, an dem wir Pech verlassen wollten« iiel ich in die Hände ver Bauern. Jruune behauptete bis zum heutigen Tage, und ich glaube, ite bat dami; auch gar nicht Unrech:, daß mich ein Bauer, ein junger Bursche, Odenu mit Namen, verrathen hat. Ei ha:te zu verächtlich gehofft, Daß die innige Jungirenu ihm Jeanne zur Frau geben würde, unser war im tsöchitentstrcrbe aufgebracht, ole er sich bei Jennne einen Korb holte. Mag Dem nun fein, ivie es wolle, Monsieur, in der Tuns merung an jenem Abend, gerade als ich mich zum Eitelldictirin begier ;ooll;e, wurde ich ergriffen. und so un oermutbei und so unerwartei ging Die Geschichte vor sich« baß ich mich weder oertheidigen noch den Versuch, davon zulauiern machen lonnte. Mit dem Gewehr in der Hand war ich gefangen genommen worden. «Sie sind ein Mörderf rief mir der -deuiiche Qiiizier aus Französisch zu, »und werden erfchriien werden. Wo sind cIhre Spieizgesellen7« Jz that sp. ais usu- ich ihn nich: - verilanden Dabei hatte ich große ängst, daß man mich aus der Stelle erschießen würde, denn in jenen schrecklichen Ia en. Monsieur, pflegten Urtheil und Einrichtung rafch auteinanorr zu fol gen. Jch fühlte daher leine geringe Er leichterung, als mit jxtzt die Hände auf den Rüclen gebunden tvurden und .vir uns auf den Weg nach dem Dorfe ruachxeu, in dem sich das Hauptauar tier des Kronprinzen von Preußen be fand. Mein guter Stern fügte es, daß Jeanne uns unterwegs begegnete. Mon sieurs wird wahrscheinlich glauben, baß Jeanne ein ruhiges, lleines Franchen ist, aber Monsieur hat sie noch nicht auxgeregt gesehen. Uno damals war sie at: geregt! Sie ftiirzte »sich auf mich und wollte mich befreien. Dann ent riß sie einem Bayern das Gewehr, und hätte ich sie nicht so dringend gebeten, sich tn meinem Interesse zu beruhigen, so iviirde wohl sie allein das ganze Be alei:lotnmanao in die Flucht geschlagen haben. Dann legte sie sich aufs Bitten, aber die Soldatent lachten sie aus und trieben sie mit heftigen Worten hinweg. sJJiir selber war damals das Herz so schwer wie ein Stück Blei. Aber noch lannte ich meine Jeanne nichts i Jch wurde vor den Adjntanten deg. Kronprinzen aefiihrt, der mir unter der Bedingung, daß ich meine Fiamera den verrathen sollte, die Freiheit ver sprach. Jch stellte mich aber dumm, und als der Offizier ertannte, daß aus mir doch nicht heraits«zubelommen wäre, befahl er, daß ich am nächsten Morgen, iriif fünf Uhr, erschossen werden sollte. Zu mir aber sagte er: »Biö dahin ge den wir Ihnen Zeit, die Sprache wie der zu finden; sonst werden Sie fiir immer ftutnm Jch wurde an Händen und Fiißen gebunden und dann in eine Baracle ge worfen. Daß mein Gemiithozuftand in tiefer Zeit nicht der angenehmste war, werden Sie mir gern glauben, Monsieur. Ich dachte an Jeanne, die ich nie wiedersehen ivijrde. Ich malte ins- hskd »u- imis fis »so-Ist Ast-it lan ............. , .-.. ..- ..-.., .»--.- .-.. sen nnd dort nach Weiberart in ihrer Verzweiflung jammern und heulen würde. Aber ich kannte sie noch nicht! Mit der ganzen Energie und dem Scharfsinn eines Weibes arbeitete sie inzwischen für mich. ,.Jeanne, Jeanne, »Ein netite", iornm mal her!'· Jeanne erschien im Rahmen der Thüre. Erzähl« doch mal Monsieur, wie Du mich gerette: basi, »ina petite«. Jeanne wurde feuerrotb im Gesicht. »Was? Die dumme Geschichte soll ich schon wieder erzählen?« - »Das isf doch teine dumme Ge schich:e«, warf ich ein. »Sie würden knir einen besonderen Gefallen erwei sen, wenn Sie die Güte hätten, mich diese Geschichte aus Ihrem Munde bös ren zu lassen.'« »Wenn der Monsieur wünscht, mit ariiß:ern Vergnügen. Monsieur gestat - ten aber wohl, daß ich mir erst mein Etrictzeug hole." hKaum hatte eanne neben uns Plan genommen, als re begann: »Als ich ihn so megführen sah, bemächtigte sich mei :ner die Verzweiflung, denn ich wußte nur zu gut »das ibn erwartete. Uno dann gab mir die gebenedeite Jungfrau einen Gedanken ein, und ich flehte zu ihr, daß sie mir auch Kraft und Ver I stand gewähren sollte, um ihn ausfüh ren zu können. Vor etwa acht Taaen harte in unserer Gegend ein hefticer Kampf getobt, und ich mußte, Daß Jal qnes Pettot ein par deutsche Unisormcn besaß, :ie er den Gefallenen weggenom men laste. Jch bat ihn darum, un: :ls.« er sie mir nicht geben moll:e, be »wer ich ihn so lange, bis er sie zum Perser-ein brachte. Eine Unteroffi zi:r5«.miicrm paßte mir vorzüglich un: nackzcsn ich mir mein lanaes Haar ab geicjsnimn und einen Dokch und Reaol der zu tnir gesteckt hatte, machte ich mich eiligst auf den Wen. Als ich in die Nähe ker seindlichen Linien Lam, schlief ich mich mit der äußersten Vorsicht met ter. denn meine Absich: war es, die seindlichen Posten, ahne angerufen zu werden. zu passiren. Als ich die Feld-i wachen hörte. warf ich mich zu Boden und troch wie eine Schlange weiter. Und doch wäre ich beinahe erwifcht tvor den. Ein deutscher Difizier lebnte an einem Baum, und fast hätte ich ilsn ans gestoßen. Eine lanas Zeit lang, wie lange, vermag ich ni- t zu sagen, lag ich unbeweglich, und taum wagte ich es, Athem zu holen, bis cer Offizier end lich weiter ging. Als ich aber erft glück lich innerhalb der feindlichen Linien war, erhob ich mich und suchte nach ver Wohnung des Pronprinzen zu gelan: gen. Dort endlich angekommen, nahm ich meinen ganzen Muth zusammen und schritt auf die Thüre zu. So sehr zit terte ich. Daß ich taum sprechen konnte. Zum Glück bemert:e jedoch Der wacht casbence Lffizier meine Aufregung nicht »Führe-i Sie mich sofort ru Seiner löniglicken Hoheit,« bat ich in meinem betten Deutsch. »Ich iiberiiiringe wich :ige Depeschen.« »Von wem?« fragte der Lifi·tier. »Wich:ige Depeschen siir seine tö nigliche Hoheit.« wiederholte ich tiiltn Dabei fühlte ich, wie mir die Knie schlotterten. Jn dem trüben Licht sirirte er mich scharf, und ich mußte alle meine Kräfte zusammennehmen um nicht in Ohn macht rtt fallen. Ohne noch ein Wort Izu sagen, aeleitete er mich sodann in F da sZitnrner des Kronprinzem in dem ter» meldete: »Wichtige Depeschen!« E »Von cre:tt?" fragte der Kronpritiz. - »Ja Privatangelegenheiten, wenn löni liche Hoheit gestatten,« stammelte ich. « n ureineml Jnnern fühlte ich, daß ich beini Verlassen dieses Zimmers ent weder Felix Begnadiguna erwirtt, oder —— ein anderes Leben fiir ihn zum Opfer gebracht haben würde. »Lassen Sie uns, bitte, allein, lieber Weißhaufen!« rief der Kronprinz dem Offiiier zu, der sich falutirend zurück zda und hinter sich die Thüre schloß. »Und wag-führt Sie also hierher?« wandte sich der tgrinz freundlich zu mar. »Sie fehen bla und anaeqriffen ans. Wie heißen Sie?« Der Schlüssel fteclte in der Thiir und ich drehte ihn rasch um. Jrn nächsten Augenblick hatte ich meinen Revoloer herborgeholt und zielte da mit dem Rronprinzen in’s Gesicht. Jn tssefem erhabenen Moment zitterte aber meine Hand nicht. ,,Königliche Ho heit!« rief ich ihm zu, »fobald Sie rufen, find Sie ein Kind des Todes-!H Oh! Er cvar ja ein Deutscher, aber auch »un brave, un brave« war er. Nicht einmal mit den Wimpern zuckte er, er fah mich nur feft an »s— und lachte. ,,(sine lleine Ariegslift also!« be merlte er in einein nachlässigen Tone: »Wer find Sie und was wollen Sie?« »Herr Kronprinz.« antwortete ich ihm. »Ich hin die Tochter deH Miit lerS von Penth. Mein Schatz, Felix Latondie, ift heute Abend von Ihren Leuten als Franttireur ergriffen wor den. Wenn er nicht bereits erfchossen ist, sist er zum Tode verurtheilt. Sein Leben will ich, oder — tönigliche Ho heit, ich nehme dafiir das Jhriae.« »Das nenne ich ein Weib!« rief ersp ,,Braoo!« Dabei lachte er, und mir« die ich aerade an Felix denten niiifzie,1 wäre der Revolver beinahe aus der Hand gefallen. »Daoon weiß ich gar nichts. liebes Kind. Nein! Doch halt! Hier sind dersfchiedene Papiere, die rnir »zum llnterzeichnen gebracht worden sind. Ah, das hier ift es, Felix La rrndie, Bauer, mit den Waffen in der Hand ergriffen. Soll morgen friih » um fiinf ilhr erfcljossen werden« »Er wird nicht sterben· lönialiche Herz-zip oder. . . .« Mit Worten konnte . ich nicht drohen, aber meinen iiiedolder hielt ich in Bereiifckaft. »Er ift ein Mörder und -— Wein« frbrip ich » ist Toll-tat wenn er auch teine Uniform trägt. Hönnen lönigliche Hoheit glaubens daß ich um eines Marders willen so viel ge idaat haben sviirde?« »Er hat als Franttireur und nicht als Soldat gelämpft.« »Was macht das aus? Und hätte er fiir Frankreich in der Stunde der Gefahr nicht die Waffen ergriffen, so würde ich ihn teineg Blickes mehr ge miirdiat haben. Wenn Ihnen Jshr Le ben lieb ist, Hoheit, müssen Sie ihn frei geben.« »Mein Leben steht in Gottes Hand,« entgegnete er, mir in’g Gesicht sehend. »Du-hangen schüchtern mich nicht ein. Sie find aber ein tapferes Mädchen, Mademoiselle.« Und dann verließ mich mein Muth, Monsieur. Ich ließ den Revoloer fal len, tvarf mich zu seinen Füßen und ba: und flehte ihn an. Und er, Man-: steur, hob mich auf, gab mir Wein zu trinken und ließ sich von mir die ganze Geschichte erzählen. Ach, was für ein guter und freundlicher Herr war dac doch! Als ich ihm alles erzählt hatte, meinte er lachend: »Jhrn muß verziehen werden, denn es wäre ja zu Schade, wenn solch’ treu liebendes Mädchen ohne Mann bleiben sollte.« Und da mußte ich von Neuem zu weinen an fanaen, tüßte ihm die Hand und der snchte ei-, ihm mit Worten zu danlen Und jetzt brachxe er mich zu Felix, dekn er seine Beanacigana anliindiate. Jxli warf mich auf Plir und ich selber habe feine Fesseln durchschnitten Zusacn men datit:en wir riann den «lirin·;en.« schrein Manne einen rerstdixlenen Sei lendliek wir-essend, fuhr ich fort: »Im lich, ad die Männer alle-z das irerth sind, finden tdir Frauen erst idii:er heraus-. Drei Tage später iirerlnachte mir eine eronnanz ein Armvanb den Er. königlichen Hoheit. Jn demselben .dar eingradirtt »Eine: tapferen und treuen Französin!« Sehen Sir, ich Ilclgc cs llcTL Ja, Monsieur, ais dieser edle Fürst starb und alle Aerzte der Welt ihn nicht helfen konnten, da haben wir bitterlich «e:veint. Auch haben wir für seinen searg einen Kranz geschickt, und ich waqte es, an die Kaiserin zu schreiben. Sie war die würdige Tochter Jhrer Ko nigin, Monsieur. Sie hat meinen Brief eigenhändig beantwortet und gar oft sprechen wir von dem edlen Fürsten nnd feiner hingebenden Gattin, die sich auch in Feindesland ein gutes dauern des Andenken gesichert haben.« —- —--.- ps-— s Ein schlauer Ehe-main Junge Frau: »Liebe: Fris, den aan zen Tag hast Du die Cigarre im Mund.« - Gatte: »Nicht wahr, das könntest Du nicht, wegen des vielen Sprechens.« Vor dem Friedenorichtetu »Rameel will Sie der Angetlaarc ganz bestimmt nicht geschinipft haben!« »Es ist möglich, daß er ein anderes Schimpsrookt gebraucht hat —— aeioölin lich werde ich aber Kameet aeschimpst!« »Es-ihm terrible«. Vater tam Kanarierrbauer): »Da-z Häuschen maniert sich —- es ioikd nun bald sein neues Wintertleid betom men.« Klein Lieschen: »Muß es da auch erst in Ohnmacht sallen?« Frechheit Bauer: »Was fällt Jhnen denn ein, durch mein Gras zu laufen Z« Tourisn »Meinen Sie denn, ich hätte Zeit bis zur Heuernte?« Verfelsltes Mittel. humoresle von G u st a v R e n n e r. Jm Hause des Professor-Z Springer feierte man Hochzeit. Die einzige Tochter Elli hatte in dem hübschen Assessor Willi Schieniann einen Mann gesunden, der fre nur aus rei ner Zuneigung geheirtithet, da er mit Gliiasgütern so ieichgesegnet war, daß er nicht nöthig hatte, nach der be rühmten goldenen Einfafsung einer Lebensgeföhrtin zu sehen. Professors waren glücklich, ihr Herzblatt nicht einem der sie ja leider so viel um schlviirmenden Glücksritter geben zu müssen.v Die ganze geladene Gesell schaft war noch oollzählig an der Tafel versammel: und befand sich in der ro sigsten Weinlaune. Die junge Gattin soxoie deren Mutter halten sich vor eini gen Augenblicken entfernt. Der Braut vater, das sonst so ruhige Professor chen, wie er allgemein genannt wurde, war heute an diesem Freudentage aus nalungiveise lustig, taum dasz man ihn wieder erlann1e. Er sprühte ordentlich von Witz und schon mehr wie einmal hatte er our seine geistreichen Witze wahre Lachsa oen hervorgerufen. Der junge Ehemann mochte sich al lein nicht ganz wohl fühlen in dem fide len Kreise, denn wir lönnen beobachten, ivie er öfters und immer öfterer die Blicke sehnsüchtig nach derThiir sch·oei sen läßt, durch welche sein Frauchen verschwunden war. Wo blieb sie denn nur gar so lange? Er tonnte es end lich Doch nichl mehr aushalten. er mußte nach ihr suchen gehen. Verstohlen drückte ei sich aus der Gesellschaft. um aus die Forschungereise nach seiner Elli zu geheil. Schon hatte er mehrere Zim mer vergeblich durchstreift, als er hinter einer geschlossenen Portiere ihre liebe Stimme vernahm. Was er da hörte, veranlaßte ihn zurückzubleiben und den stillen Lanfcher zu spielen. llnb was er hier durch Zufall erfahren sollte, war set-on die lleine Heimlichieit werth. Es irzacn zuraoe die Maan seiner Elli. von welcher allgemein bekannt war, s das-, sie, wie man so sagt, im Haus die Hosen an l)a:te. Was sie da sprach, waren Rathschläge und Verhaltungs maßregeln siir den Edestand »Nimm Dir ein Beispiel an mir,« faate sie unter anderem, »mag der Mann nach außen thun und lassen das er mill. das Haus gehört oer Frau und niemals darf sie das Szepter aus der Hand geben. Und nicht etwa durch Zank und S:reit sollst Du das zu er reichen suchen. beileibe nicht; bitten mußt Du, schmeicheln, tosen. Sollt-: dies nicht sruchten, dann etwas schmol len, dann ein paar Thränen, diese sind immer oon ausgezeichneter Wirkung. Den Thranen derFtau kann ein Mann nur in den seltensten Fällen wider stehen. Sollte er aber ausnahmsweise hart und gefühllos sein, dann ist eine kleine Ohnmacht ganz dazu angethan, auch den Härtesten aus dem Häuschen zu bringen. So habe ich mir Papa erzogen, und wenn Du es weise an fänng so tann es gar nicht anders sein« Du wirst unumschräntte Herrsche rin in Deinen vier Wänden.« Wortlos hatte die Kleine zugehöri. Was wird sie wol-l dazu ant:oorten? Willi stand wie aus Dornen. Aha er tannte sie, iie war doch die tleine, unschuldige Elli, welche ca antworte:e: »AchMama, mein Willie ist so lieb, so aut zu mir, . daß ich wohl nie in Verlegenheit kom , men tret-de, diese Mitwlcksrn anzuwen den.« i I ! »Du bist noch recht naiv, Elli. Du ! kennst Deinen Mann bis jetzt doch nur salz- Bräutigain als welcher er nur sieine glatte Seite »zum Vorschein ge s bracht bat. Erst verheirathe: fallen sie s bald aus« der Rolle und ich möchte be ; schwören, Tu wirst mein Mittel noch Irinmal brauchen. Am Besten .oäre es, l Tit probirst es gleich einmal, damit ich IDir die richtigen Pointen beibringe. ; Angenommen Du willst einen Joursix besuchen, er will nicht, alles-Mitm, — iyiehen in vergeblich you ranin an zu weinen. Aber so weine doch — »Nicht doch, Mama —« »Du meinst und zwar gleich auf der Stelle. Solch ein paar Thränen diitfs ten Dir aar nicht so schwer fallen.« Der Lauscher hinter der Portiere hätte laut ausplatzen mögen Maber nur still, es wäre doch schade gewesen den Schluß zu verpassen. Es war him melschreiend, feine süße, liebe Elli weinte da drinnen auf Kommanda Haha, es war zum Lachen, sie weinte wirtlich, erst leise ganz still vor sich hin. bis sich endlich ein herzzerreißendes Schluchten vernehmen ließ. Und wieder ließ sich die liebe Zchwisegermama vernehmen: »Seht gut. sehr gut, er gibt aber immer noch nicht nach, jetzt noch die Ohnmacht.« i Noch einige Male aufschluehzem dann ,ein langgezogener tiefer Seufzen Es I wurde still da Drinnen. Das wird Willi ; zu viel, er eilt hinaus — - nicht Hilfe zu sholen s- nein, et hatte genug gehört. j Seine lslli, die süße Angebetete, gab sich »Hu solchem dummen Schauspiel hin, das war zu viel. Er trat zurück in den festlichen Saal und bald darauf folgten auch seine Elli und deren Mama. Die-Kleine sah iditllich del-weint aus, und die meisten glaubten sie habe Abschied genommen von der Mutter und dabei seien einige Thriinen ge flossen. Bald löste sich die Gesellschaft und ein Theil begleitete das junge Paar nach der Bahn, die es nach dein sonni gen Julien entführte. Acht Wochen später· Tie beiden leben wie die Turteltauben in ihrem Heim und schon glaubte Elli das Mittel, wel ches ihr Mama mit aus den Tlleg gege ben, nie anzuwenden nährend Willi seinerseits das kleine Abenteuer am hochzeitstage beinahe vergessen hatte. Fiir die Sommer-Futen hatte Willi einen Besuch bei seinenEltern geplant, welche ihren Wohnsitz in einem kleinen Dertchen im schlesischen Gebirge hatten. Seine Elli freute sich schon lange da rauf, die alten sagenunnvobenen schle sischen Gebirge kennen zu lernen. Da war es wieder ihre Mama, welche einen Strich durch diesen Reiseplan machen woll. e Sie wünschte, daß sie von dem jungen Paar nach Aarlsdad, welchesj ihr vom Arzt empfohlen war, begleitet werden sollte. Willi widersetzte sich rnergisch, während Elli durch ihre Mama beredet den alten Plan gern ausgegeben hätte. Sie mußte es durch setzen, mochte es kosten was es wollte, die tleine Liebe war Mama schon werth Sie flehte bat Willi war unerbittlich, er wollte sich das Sommerdergniigen nicht stören lassen Da fiel ihr Mamas Mittel ein, das mußte helfen· Sie fing an zu weinen ganz wie damals an ihrem Hochzeitstage Mama hatte sie doch gelobt, sie hatte sehr gut geweint und er. der Barbar stand lachend vor ihr, er lachte immer toller, je toller sie schluchzte; und. nun, als die Ohn: macht lam, hörte sie ihn wie damals die Mama sprechen: »Seht gut, sehr gut. Aber nun höre bitte auf mit der Komödie, du siehst, ich bin vollständig gewappnet dagegen, denn zufällig war ich Zeuge der Generalprobe, welche so ausgezeichnet llappte.« Da ivar es vorbei mit der Ohnmacht. Weit jffneten sich ihre Augen. Sie war durchschaut, er kannte dies alberne Ko mödienspiel. O wie schämte sie sich nnaufhaltsam rannen ihre Thränem nicht erkiinstelt, nein, echte Thränen, die vom Herzen tamen." Um Verzeihung bittend, hing sie sich an seinen Hals und er verzieh ja nur gar zu gerne, wußte er doch, da das Ganze nur eine Machination einer Schwiegermutter war, machte es lich aber zur Bedingung, daß sie nie wieder dergleichen Mittel und Rath der Mut- l :er anwenden iviiroe. — Und ivie gern ( versprach sie ihm dies. Sie reisten einige Wochen später ins schlesiiche Ge- » birge, während Frau Mama nur vonl Professvichen begleitet nach Karlsbad dampf:e. · ———-·--.-———— pour alten Diesem-. Aus den letzten Lebensjahren dess älteren Dumas, dessen 100. Geburts- ( tag dieser Tage in Frankreich gefeiert s wurde, bringt Gabriel Ferry in der i ,,Revue« interessante Mittheilungen: i Jm Jahre 1864 tam der Romandich- i ter von Neapel nach Paris zurück Ein i großes Vermögen brachte er nicht mit, und als der Direktor des Gaite Thea ters ihn um ein neues Drama bat machte er sich, um Geld zu verdienen, » mit Eifer an die Arbeit. Er hatte auch » bald aus seinen »Mohicang de Paris« ein siinsaktiges Drama gemacht. Man » zeigte die Premiere an. Alles ging gut, ; da kam plötzlich die Censur und verbot das Stück wegen einiger Anspielun gen, die ihr allzu »frei« vorkamen. Dumas war nicht der Mann, der sich so ohne Weiteres miindtodt machen ließ. Er richtete sofort an den Kaiser ein geharnischtes Schreiben. das also lautete: «Sire! Es gab im Jahre 1830 und es gibt noch heute dreislliiim ner, die an der Spitze der start-rosi-s schen Literatur stehen. Diese drei Männer sind: Victor Hiiao, Lamm tine und ich. Viktor Hugo ist nearly tet, Lamartine ist ruinirt. Man kann mich nicht verbannen wie Hugo: nichts in meinen Schriften, in meinem Leben oder in meinen Worten gibt Verans. lassung zu der Verbannung. Aber man kann mich ruiniren, wie Lamm tine, und man ruinirt mich wirklich Jch weiß nicht« wag die Gensnr gegen mich hat. Jch habe 1200 Bande ge schrieben und veröffentlicht Es ist nicht meine Sache. iiber ihren litera rischen Werth zu urtheilen. Jn alle Sprachen überseyt, gingen sie so weit, als der Dampf sie nur tragen konnte. Und das, obwohl ich der unbedeutend ste von den dreien bin; vielleicht ge schah es deshalb, weil der eine ein Denker, der andere ein Träumer ist, während ich nur ein Bollsschriststel ler bin. Unter diesen 1200 Banden ist auch nicht einer, den man nicht einem Arbeiter des Faubourg Samt-An toine, und sei er noch so repnblita: nisch, oder einem jungen Mädchen aus dem Faubourg SaintsGermaim und sei es noch so sittsam, zu lesen geben könnte. Und doch, Sire, bin ich in den Augen der Zensur der uninorasi lischste Mensch, der existiri . . . Dann stellt Duinas eine eigenartige Rechnung anf. Jn 12 Jahren bat er durch die Censur mehr als eine Mil lion verloren. Das kann doch nicht so weiter gehen! Und es gina nicht iveii ter, denn einige Tage später aab die Censur aus Veranlassung dec— Kaisers die »Mohilaner« frei, und das Etiick hatte einen hübschen Erfolg. -——-·--.-- -. Praltische Oft-c Sie: ,,Vor unserer Verheiraibnng hast Du mir jeden Morgen Blumen ge schickt und jetzt —«. Er: »Und jetzt bezahle ich jeden Mo nat die Fleischer-Rechnurm.« Nshter Blut-. Ted: »Und warum soll dies lein so nodles Loial sein,v wie Du dachtesi?« Ned: »Der Kellner bat uns nicht länger als 20 Minuten mit seiner Be dienung warten lassen.« - . - ...-—— »--. Vom Ostsee site-NO Die Leipziger N. N. erpä len Its wahrheitsgetreu eine Wirst W Jm Jahre 1881.lam Mit stiede eines Abends zu allgemeiner"U"ei"-I raschung des anwesenden Personals tu die Ksüche und erklärte: »Heute gtedt es Kommißbrot und Käse zum Abend brot.« Als er die Verdlüsfung des Küchenchess «bemerlte, erklärte er ast ’behaglichem Lächeln: »Ja, ein guten Hausoater muß sür alles sorgen, i habe das Brot schon mitgebracht«, un zum allgemeinen Erstaunen legte er eill in Papier eingemielelte6" Kommiszdrut aus dem Kiichentisch Der zu Grunde lingende Sachverhalt war folgender: Der Kronprinz war Abends, von eine-re Besuch der Fortbildungsschule in des Reickenbergerstraße, welche er bete-nat lich besonders in sein Herz geschlossen hatie, heimkehrend, in der Adaldert straße auf einen Soldaten gestoßen, den ein Kommißbrot in der Hand hatte. Er redete den Soldaten an und fragte ihn, wohin er mit dem Brote wolle. »Vertddsen«, lautete die prompte Ant wort. »Gut mein Sohn, wag lostet det?« srazate wiederum der in Cioit ge kleidete hdhe Herr in echtem Berliniss . l»Drei Gute«. Der Kauf wurde do - zogen, jedoch nur unter der Bedingung, das-, ter Vertäufer das Brot in die Wohnung des Käuferg trage. Mem kann sich die Verdliiffung des braven Soldaten drrstellen, als immer mehr Leute seinen Begleiter ehrfurchtsvoll grüßten, je näher sie den Linden lamen Als sie sich aber dem Kronprinzlichm Palaig näherten und nun gar dek Wachtposten salutirte, dämmerte dem« Marssjünger die Ahnung aus, daß er eilt hier mit einein höheren Offizier In Ci vil u thun habe, daß es der Monan in ibhastiger Person sei, ahnte er no immer nicht; erst alssihn letzterer-saus ssorderte, in das Palais hineinzugehen-; und aus die mit den Worten: »Na-, ins geh’ ich nicht rin, da wohnt ja den Kronprinz,« begründete Weigerung deni Verhliisften eröffnete, das sei er set-tier, wurde der Soldat so fassuiigslos, daß ts- nnk Gräser-f RAE-: JEAN Inn-n Nish. Der Kronprinz hob es aus und über-. reichte dem förmlich erstarrten Greise dier einen Thaler. Trotz des erzielten« hohen Preises «war dieser froh, als es das Palais hinter sich hatte, und Tit-s ist Esilschritten »seiner Kaserne zu. ———-. Verunglütkrej Der-tin Frau Emma, welche ihren Herrn nnd Gebieter abwesend glaubt, studirt mit großem Eifer vor dem Spiegel ihre erste Gardinenpredigt ein. Leider aber isi der Herr Gemahl zufällig nicht ahnte send, sondern hört in dem nur durch eine Portiere getrennnten Nebenramnt den lauten Monolog seiner Gattin zu« seinem größten Ergötzen mit an und als gewandter Stenograv? hält er ihn sofort im Stenogramm se t. Am nächsten Tage tommt Frau Em mas Gatte sehr spät nach Hauslr. Nun ist er da, der große Moment, unr- tait stockender von Schluchzen unterbroche ner Stimme beginnt sie die sorgsgen memorirte Rede. »Also so hältst Du Dein mir einst gegebenes Versprechen. daß Du mich aus den Händen tragen wolltest, dosi ich Dein Alles sein solle und Du meine Gesellschaft stete- oem Aufenthalte in der Kneipe vorziehen wolltest Scheins-st· Du Dich nicht, Deine arme Frau ir zu belij en und alle guten Vorscitze bei her nächstbesten Gelegenheit in den Wind zu schlagen. O, eg ist schnell gegannssm eknpörend schnell, daß Du meiner »stat driiststg geworden bist, daß Du ius sängst — s- « anfängt an —— —"« Hier bleibt Frau mma stecken, m lvirrt durch den guinüthig spöttiiehen Bitt ihre-I Gatten, während diese-i in aller Seelenruhe an ihrer Stelle tust fuhr: - - anfängst in gewissenlosisr Gleichgiltigteit Dein angetrauteg Weib zn vernachlässigen und sie dem wohlfei len Gespött Deiner lockeren Zechgisssms ssen preiszugeben Hast Du nicht so mel Ylchtung vor Deinem am Altar gegebe nen Wort, vor Deiner Mannesn»ts.-7-t«:, nne dem Ansehen Dein-s- Jnmilie ims Du Dich nicht scheust, Deine rztrrfm Gefühle zu einem öffentlichen kaniscrle zu machen? O, ich weiß recht nich-, wie in diesen frivoslen Kreisen über die Einfalt jener Männer «gefwttet ais-d, die in ihrem Weibe die gleichwerthc Gefährtin ihres Lkbms erblicken used die sie mit aller jener fchuldigen ist-iet fieht und Achtung behandeln, dir ism Mann von Charakter und sonnen Grundsatzen kennzeichnen, und dir rlsre Wurzel in aufrichtiger Liebe unt Zir tvandeldarer Treue — « — Je t war eg an Emmas Gans- , »i nen edefluß zu unterbrechen, »s» m geradezu angstvolle Bertoirrunif siiwr kleinen Frau nöthiate ihm ein hu Dem-» Lachen ad. »Warum sollen wir uns denn dich-( so abmiihen«, fu r er nach einen-. EINI elxen fort, »wir tdnnen das da« » Mr zog er das sauber in Kurtentichrisft übertragene Stenogramm aus der Ja sche s ,,nachher in aller Muße mirs-m ander durchlesen!« --— - Ps Schwierig. AssefforI »Ich bitte um die Lust-ed Jhrer Tochter Marie!« - Kommerzienrath: »Den Riefer ich kenne Ihre Verhältnisse fehr neuen-. Um Ihnen zu helfen, müßt« ich Jhnrn schon geben zwei meiner Töchter« Eil-s sffieiell. Wetterbeobachter: »So-il ich heute ei gentlich einen Regenfchirm mitnehmen oder nicht?«' Seine Frau: »Na, fo was! Haft Du nicht schönes Wetter prophezeit « Wetterbeobachter: »O, das ift tloc offieiell.«