Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 04, 1903, Zweiter Theil, Image 8

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    I
OOOOODieOOOOO
n icdlcr in Transvaal.
Erzählung von H. Kndccs
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(4- WsstngJ
»Habt ihr dass« rief Wilden laut
lachend und dann küßte er den rosigen
PWund und hinterher die zwei
sättigen Männer, welche ihm treuher
xg die hart ausgebreiteten Hände reich
n
Eil waren drei prächtige Gestalten,
der Joseph, der Jakobus und die Ma
rianne. Der älteste war dunkelhaarig
und dunkeläugig groß und start, —
der jüngste sblond und traus, leicht be
wegt-ich, beide frisch und gesund, voll
tvangig mit gebräunten Gesichtgzügen
und langen Vollbärten. Das »Lieb
lrngslisnd« die Marianne überstrahlte
das Brüder-paar an Schönheit Das
zarte Gefkchtchen mit den rosigen Wan
gen sah ganz allerliedft aus, und wer
einmal in diese pechschwarzen großen
Ingensterne geschaut. sder konnte das
Bild dieser holden Mädchengestalt nicht
lvleder los werden.
»Nun, knein Junge willst du nicht
unsere Mollt begrüßen? sagte Niven,
Idee sich herzlich freute, als er die vier
Menschen so einträglich bei einander
sah. «Kotnrn nur, Alte, und sieh dir
den neuen Hausgenossen anl«
Die alte fechzigjährige Negerin kam
knixend näher und lachte über das
anze Gesicht, als ihr Richard die
nd schüttelte und ihr ein paar
freundliche Worte sagte.
Die Schwarze, die als Haushalt
rtn fungtrte, sah eigentlich recht drei
li ans in dem gestreiftem europäis
s n Kleide, der schneeweißen Schürze
und der flatterigen Bänderhaubez
aber lieb und gut war sie; das er
kannte der junge Mann gleich am er
strn Tage seines hierseins.
Der Molli mochte der blei , etwas
kränklich ericheinende Trint ichards
»obe- den von der Sonne aebräunten
Gesichtern der Niven ausfallen.
« unger Massa sehr, sehr weiß
aus eben!« sagte sie und tnixte wieder
ein paarmal. »Er wohl noch keine
Sonne gesehen in seinem Leben, sonst
braun sein müssen, so braun wie
Monden und die beiden Massa dort!«
tobus schlug der alten Dame
trii iig auf die Schulter und dann er
Iiihlte er ihr ernsthaft, daß sein Cou
n einer ganz anderen Welt ent
arnme, auf welcher weder Sonne,
noch Mond und Sterne zu finden
seien. Dort in jenem Wunderlande
gäbe es nur lauter weiße Geschöpfe
pline Blut und ohne Saft.
Molli hörte staunend zu, dann aber
eilte sie erschrocken ins haus; sie hatte
noch zur rechten Zeit an den Festha
ten über brennendem herdfeuer ge
dacht. der gerade heute bei dem feier
ttchen Einzug des neuen Massa nicht
vertoblen durfte.
4. Kapitel·
Leben auf des Ohms Farm — Cou
stne Marianne —- Straußenzucht——
Rächtliche Jagd.
Richard Wilden lebte sich bald in
die Verhältnisse Transoaals ein und
es gefiel ihm außerordentlich in der
neuen Deimaih. Er wollte gleich am
nächsten Tage mit Ohm und Cousins
hinaus aufs Feld wandern, aber da
von wollte Ritzen nichts wissen.
MZunächst bleibst du einige Tage
au der Farm,« sagte er, »und be
ste dir Haus und Hof und alle Ein
richtungen, welche wir die ganzen
. bre seither zur Verbesserung unserer
hältnisse getroffen haben. Die
Irr-e — damit meinte er Maria-me
—- wird dir alles zeigen und dich ein
seiben in die Geheimnisse einer Bu
remvirthschaft. Bist du dann über die
UIZÅOOI DIDIJCIOUZIC no;-n.;os to so
-......,... ».»·,.......«. ......., » »
glgt dein zweiter Lehrkurses —- die
klernung der Land: und Viel-mitth
Musik
Mit dieser Disposition war unser
Richard sehr wohl zufrieden. So in
Gesellschaft seiner schönen lustig plan
Iernden Coustne -in Haus und Hof
Umherspaziren zu dürfen, gefiel ihm
außerordentlich und auch die Ma
tianne lachte fröhlich auf, als sie der
«dader« zum Lehrer des hübschen wohl
gebildeten Cousin ernannte und ihr
ernsthaft befahl ein wachsames Auge
, auf ihn zu haben.
Sie machte den gehorsarn folgenden
sich-ed schon am ersten Tage ihrer
Lehrihäiigieit auf alle Einrichtungen
ini Hause und auf dein Hofe bekannt,
igte ihm die Viehställe, die Scheide
cheimem die Waannlasger, führte ihn
n die hätten der fronspflichtigen
Mrn nnd machte ihn nebenbei auf
ihre Lieblingsihiere und Lieblings
W aufmerksam. Darüber ver
He auch nicht, fin die leiblichen
» e ihres bald liebgewonne
— schäkers W zu tragen. Sie
est in Mosis nach der Stiche hin
i nnd reichte ihs Speise und
M — Die alte schwarze dani
R- fteute Mal, wenn die
- , , sei ihr einkehr
ZU Z few Ceplander ein
,nR-rtainenndh.xnicha;
tagte-MUSA
senbäume und «Apollo«, der große
wolfsartige hund, lag zu ihren Fü
ßen. Wilden hatte mit dieäem klugen
Thiere schon am ersten age eine
Freundschaft geschlossen und seit der
Zeit sah Apollo den neuen Massa als
oollwerth an und solgte ihm ans
Schritt und Tritt.
»Du sagst, Marianne, du willst
mich nächstens in das Haus eines
Nachbarbnren führen; was habe ich
dann zu thun, um mich bei den Leu
ten beliebt zu machen?'« forschte Ri
chard, der über die Anstandslehre der
Transvaaler noch im untlaren war.
Das Mädchen lachte lustig aus.
»Bei deinem Eintritt in ein Boten
haus giebst du allen Anwesenden der
Reihe nach die Hand und wartest tu
hig, bis dir die haussrau den Kassee
und der Hausherr den Tabatsbeutel
zprösentirt haben,« entgegnete Ma
Hrianne belustigt. »Ohne Kaiser und
Tobak geht’5 in der Burenfamilie
nicht ab, und wenn man dir Fleisch
«vorsetzt, dann ziehft du dein Taschen
messer hervor und schneidst dir wo
möglich ein großes Stück herunter«
»Ach!« machte Richard.
» a! Und wenn du an ein Euren
gehö t kommst, dann gehst du nicht an
demselben vorüber, — denn das wäre
unschietlich und zeugte von keinem gu
ten Ton; sondern du trittst in das
hat-B ein und sragst sreundlich nach
dem Wohlergehen der Familie. Man
redet im allgemeinen alte Leute mit
.Oom«, jüngere mit »Verf« an, die
Frau des Hauses mit «Tante«, die
Töchter mit «Nichtje«. Nicht wahr,
das ist sehr einsachi«
«Gewiß, meine liebe Marianne;
aber wie muß ich mich bei der weiteren
Unterhaltung benehment Muß ich ru
Hn substi- wsns ds- cwsnsluosp das-s
und das erzähltk
»O, der erzählt nicht viell« rief das
Mädchen lachend und der Schall saß
ihr in den Grübchen der Wangen.
»Der Bure sagt allenfalls: Wir is ie?
(»Wer seid Jhr?«) oder Waar lom
je oan dan? (»Woher kommt Jhr2«)
und damit ist der Gespröchsfaden vor
läufig abgesponnen. Der hauäherr
»raucht Pfeife nach Pfeife, spuclt die
»Stube voll und siht schweigend neben
seinem Gaste. — Aber Apollo was ist
da los?« — Marianne erhob sich und
blickte nach dem Walde hinüber, aus
dessen Dunkel ein Koffer mit großem
Geschrei hervorstiirstr. «
»Ein Tigerwolf, Miß! Ein böser
Tigerwolf hat dennenstall besucht und
drei Stück getödtet Mynherr das
schreckliche Thier tödten müssen, ehe
neuer Schaden entsteht!«
»So, und das sagst du erst seit,
Matali?« sagte Marianne vor-warst
volL »Du bist doch zum Hüter unser
Strauße bestimmt. Warum wartest
du nicht besser deines Amtes, pflicht
oergessener Dieneri«
»O, Malali schon aufpassenx aber
Tigerwolf sehr schlau sein und war
ten, wenn armerNigger nicht da sein!"
llagte der Schwarze. »Miß doch hin
tommen und sehen, wie alles zugegan
gen!«
»Was ist denn eigentlich possirt?«
forschte Richard, der aus den kurzen,
abgebrochenen Sätzen des Regers nicht
recht tlug werden konnte.
»Wir haben eine Straußenzucht,«
erklärte Marianne, »und jener Metall
ist zum bitter dieses werthvollen Jn
siiiuts ernannt. Er muß die Vögel
warten und pflegen und-aufPossen.
daß die wilden Thiere, namentlich die
Hyänen keinen Schaden anrichten.
Papa hat ihm die strengste Macht«-m
teit anbefohlen, und nun macht cr sich
doch der größten Läsfrgteit schuldig
und versäumt seine Pflicht. Ich kann
es Pa nicht verdenten, wenn er böfe
wird und den Menschen strenge be
straft! -—— Komrn, Richard, wir wol
len einmal hinübergehen und sehen,
wie hoch sich der Schaden beläuft!«
Marianne führte ihren Cousin nach
dern Walde hinüber, in welche-n fich,
durch starte und hohe Gehege gesichert,
dreißig bis vierzig Strauße befanden.
Die großen, ftolzen Vögel «fpazierten
frei in dem inneren Raume umher,
waren aber fehr aufgeregt und scheu
und wollten sich gar nicht zufrieden
geben·
»Und sie sind doch fonft fo geduldig
und zahm!« fagte Marianne. »Aber
freilich-, wenn fie durch die wilden
Thiere io erschreckt werden« dann ist
es unt ihre Ruhe gefchehenl« est erft
erblickte sie die drei todten trauße
und fchrie laut auf. »Sieh doch,
Richard, da liegen die armen Thiere!
der einen henne ift der Kopf vollstän
dig abgerissen und der zweiten fehlen
die Füße. O, was wird der Pa fa
gen, wean er dai fiehit«
»Nun, ift denn der Schaden, den
he erleidet, ein fo bedeutenderi« gab
·lden u bedenken.
.Geioeß, Eos-first der Ertrag an
Gr- bei einem erwachsenen Strauß
Ich jährlich auf 168-—220 Mart;
ei W ins alfo ein Verlust von
Cis fWudert Mark und das
se Wsuwwfrchin
unserm handhatt immerhin fühlbar.'
Richard umging das Gehege und
dann kehrte er zu Martanne zurück.
»Ich kann wirklich nicht begreifen,
wie das Raubthier da hineingekom
men gtstt« sagte er kopfschüttelnd Eine
hhiine kann ei unmögåicze gewesen
sein; denn diese Thiere si n zu we
nig Schnelltraft, um ihren tlohigen,
ungeschickten Körper iiber einen so ho
ben un hinw zu befördern. —
Ah, arianne, ier haben wir Möh
lich des Räthsels Lösung!« rief der
junge Mann und zeigte auf eine Stelle
der oben mit starkem Eisendraht ver
sicherten Einsassung. »Sieh. hier ist
die Bestie hinübergesprungen und hier
findet sich auch ein Büschel fahlgeiher
Haare vor, welche nur einem Leopar
den angehören können und welche ihm
die Stacheln des Drahtzaunes aus
dein Pelz gerissen haben. Sieh ferner
diese Blutflecke innerhalb des Gehegess
sie rühren von einem Strauß her, wel
cher dem nächtlichen Räuber zum
Opfer fiel und von diesem möglichen
falls in nächster Nähe Eures Gehiiftes
verzehrt wurde. —- Jbr müßt mehr
hunde halten, Marianne, welche frei
umherlaufen und während der Nacht
Patrouiliendienste verrichten; dann
liegt weniger die Gefahr vor, von wil
den Thieren besucht und überfallen zu
werden!« »
»Du rede-i wie der Naturforscher
und Jäger Neufeid auf Feldheim!«
sagte Marianne und blicktean ihren
Cousin mit sichtlichem Erstaunen«
»Der ist auf jedem Wissensgebiet zus
hause und weiß in allen Dingen-:
Rath. — Ah. da kommt der Vater; er !
wird sogleich sagen, ob wir es hier mit
einer Hyäne oder gar mit einem Leo
parden zu thun haben«
Der Ohtn kam auf einem start
tnochigen Fuchs dahergeritten. Lang
sam stieg er vom Pferde und langsam
und etwas umständlich begann die
Untersuchung »Unser Richard hat
recht!" sa te er endlich. »Ein Leopard
hat drei trauße erschlagen und einen
Vogel dabongeschteppt, — den Räu
ber müssen wir noch heute Nacht ab
fangen, sonst tödtet er uns nach und
nach alle Thiere und fügt uns einen
kolossalen Schaden zu!"
« thrend .die drei Menschen dem
Wust gutmrucerh etzsytle Dck Makel
von den Ergebnissen seiner Straußew
sucht. i
»Ich war anfänglich ein entschied-i
ner Gegner einer Einrichtung, welche!
findige, svetulative Köpfe in Süd
asrita ersonnen und zur Ausführungl
1
gebracht haben.« führte er aus. »Aber
durch vieles Zureden seitens meiner(
Freunde machte ich doch den Versuchs
gründete eine Straußenzucht und ge-·
wann günstige Resultate!« l
»Aber immerhin ergeben sich doch;
viele Unkosten, nicht wohr, Onleli«
fragte Richard.
»Gewiß, mein Junge, die Stall
siitterung, namentlich bei beschränkter
Lokalität, ist nicht ohne Kosten. Man J
braucht, wenn der Bestand ein großer»
ist, viel Futter. Gehatte Luzerne, ge- .
tochter und gequetschter Maiö, Kaf-’
sernlorn ( olcus sorghum) und ge
rdstete heu chrecken werden in Un-;
menge gebraucht, und wenn die Sterb- «
lichleitsziffer unter den jungen aber
auch unter den erwachsenen Straußen, j
wie im vorigen Jahre, eine große ist«
dann tann nur der Besitzer sein Ges
schiift schließen und hausiren gehen!«»
»Die Straußenhennen brüten wohl
nur einmal irn Jahre, Onkel?«
»Noch der irn Juli erfolgten Paa
rung beginnt das Legegeschäft der
Hennen etwa Anfang August und
dauert ungefähr sechs Wochen. Die
Brütung findet alsdann ihr Ende im
Oktober und einen Monat oder auch
sechs Wochen später beginnt die Henne
d h. wenn die jungen Vögel vorher
entfernt wurden, nochmals u legen.
Das erste Gelege umfaßt fünfzehn bis
zwanzig Eier, während das zweite er
heblich hinter dem ersten an Zahl zu
riickbleibt."
«Das Wachsthum der jungen
Strauße erfolgt wohl sehr langsam?«
fragte der wißbegierige Richard.
Jm GegentheLi. die Thiere wach
«
s-- --I4--.-I:J. L
sur nirsuuuuus rufe-Ah Styx-II Ikllcy
sechs Monaten erreichen sie Manns
höhe. Freilich, später geht das Wachs
thum langsamer vor sich; aber erst
noch zwei Jahren bekommt der Hahn
die ersehnten weißen Federn, um be
rentwillen nun alle Mühe und Ar
beit und alle Unkosten trägt. Zur
Erlangung derselben werden die
Strausze auf den von Sieinwällen
eingehegien Weibeplätzen vorsichtig in
eine engere Umzöunung getrieben, von
kräftigen hänoen ergriffen und die
sechzehn bis zwanzig wallenden , -
dem aus Flügel und Schwanz :n der
Wurzel mit einer scharfen Scheere ab
geschnitten, was vie Thiere leichter er
tragen. als das lästige Ausruosen.
e»Die obgeschnittenen Spulen entfernt
man eiwa nach zwei Monaten, wo das
Ansziehen sich ohne Schaden fü-: das
Thier bewirken läßt!«
»Aber, liebsier Pa, denkst du denn
nicht an deinen hungrigen Metze-if
fiel Marinne ein, welche bereits unge
duldig neben den beiden Männern ba
hinschriii. Alle Felebrien Erörterun
gen über Lenbw rthfchaft und Vieh
zucht liebte sie nicht. Ja, wenn bot
Gespräch sieh um sinmnzueht oder
mä Inn politische Tages eigen ge
W bis-ie, dann wäre niii Leib
nnd Seele en. »
. . Anb, bitte, lass und niekbe
der llikäiß wir gleich an been Mii
Wch Hei-Im werde-. Tile
W
I
und Jalobui kommen später. Sie
wollten nach Feldhetm hinüberreiten
und nachsehen, ob Reufeld bereit-I von
seiner Reise nach Kapstadt zurückge
kehrt iftt«
Richard wurde neugierig.
»Marianne erzählte bereits von dem
genannten Derrn,« sagte er »Wer ist
denn eigentlich dieser Nenfeld und
was betreibt er hier in Transvaali«
«Nenseld ist ein Deutscher, ein bra
ver Mensch und mein bester Freund,
den ich hier in der Nachbarschaft be
»fihe,E entgegnete der Ohm.
s Er bat in feiner alten Heimath
viel trübe Erfahrungen gemacht, ent
schloß sich aber erst nach dem Tode
seiner über alles geliebten Gattin,
hierher nach Transoaal zu iibersiedeln
und lebt seit der Zeit still und zurück
gezogen auf seiner Form fern von dem
Getriebe der Welts«
»Er ist natürlich reich!«
»Ja, er besint bedeutende Kapita
lien, die er in Rapstadt in der engli
schen Staatsbanl untergebracht hat.
Seine Farm ist zwar nur llein, aber
vorzüglich eingerichtet Die Itafferm
welche ihm zugehoren, führen ein sorg
lrses, fröhliches Dasein hänge-Ja aber
an ihrem Herrn mit faft hündiict·er
Treue. — Doch da lommen Joseph
und Jakobus!«
Die beiden Söhne Nivens ritten
aus stattlichen Pferden, aber ihrer
Oaltung im Sattel fehlte das Straffe.
das Schneidige. Sie waren ganz Bu
ren und schon ihr Aeußeres erinnerte
lebhaft an die ftarieu, breitschultriqen
Gestalten der Transvaaler." Jhre
Büchsen hingen an Riemen nachlassig
iiber die Schulter und der nie fehlende
Patronengiirtel, welcher den Echtes
bedarf beherbergte, lag quer über der
Bruft und sah, von weitem gesehen
wie ein Bandelier ane.
»Du tannst wirklich stolz auf deine
Sohne sein, Onte1!« lobte Richard.
»Bin ich auch, mein Junge!« sagte
der Ohne geschmeichrlt »Aus-»ertich
gleichen sie ja den Männern des Lan
des, wie ein Ei dem andern; aber ihr
Charakter, ihre Anschauungen von der
Welt und dem Leben, —- ihr Wissen
und Können hebt sie iiber das Gros
empor und macht sie werther und wür
diger in der menschlichen Gesellschaft
Mögen sie auch viel von den Sitten
und Gebriiuchen der Tranöoaaler an
genommen haben, — das deutsche
Wesen, das ihnen die Muttermilch zu
führte, läßt sich durch solche äußeren
Eindrücke niemals verleugnen!« —
»Guten Tag, Pa! Guten Tag,
Richard!" küßten die Söhne, ftiegen
don ihren ngerden herab und setz-ten
sich auf eine der Bänke, welche unter
den Riesenbäuinen vor dem Eingange
des Hauses standen. Dienitfertige
Reger eilten herzu und führten die in
Schweiß gebadeten Rasse nach dem
Stall, um sie abzureihen und später
mit der vielbeliehten Luzerne zu füt
tern. —- Bald erschienen auch Ma
rianne und Molli und seroirten den
Tisch. Das Essen selbst brachten rein
lich angezogene Kasfernmüdchem
Noch während der Tafel erzählte
Niden feinen Söhnen die Ereignisse
im Straußengarten, und Joseph, Ja
lobus und Richard waren sofort be
reit, auf den nächtlichen Räuber zu
fahnden. — —
Bei einbrechender Dunkelheit bega
ben sich die drei jungen Leute nach dem
Walde hinüber, an dessen Rand der
ausgedehnte Straußenbof stieß. Je
der fuehte sich ein passendes Pliißchem
Joseph faßte Posto hinter den Gebäu
den, in welchem-die Vögel zu gewissen
Zeiten untergebracht wurden, Jakobus
suchte eine leerstehende Kassernhütte
auf, und Richard verfieckte sich in näch
ster Nähe der bekannten Sprungstelle
unidchderbarg sich in einem Miinofenge
bii .
Wilden hatte eine günstige aber
auch sehr exoonirte Stellung: denn
hinter seinem Rücken zog sich hohes
sUnterholz hin und hier lonnte er Ge
zfchr laufen, von der anschleichenden
Bestie entdeckt und überfallen zu wer
J den« Aber er verließ sich auf sein gu
tes Gehör, das selbst das leiseste Ge
räusch aus weiter Ferne auffing, und
- k-1—- D—-ttt!j---IL.!A
uus Ists-c sunstuyrequy VII It VII Uc
eigneten Gelegenheiten in seiner Va
teritadt so oft erprobt.
Links neben sihm stand ein riesiger
Gelbholzbaum, ehrwürdig und alten
grau mit Lianen behangen und einer
graugriinen Fleck-te bekleidet.
Einer seiner gewaltigen nur mit
dürftigem Laubwerk ausgestatteten
Aeite ragte weit über den Straußeni
hof hinaus und von ihm aus, bat be
merkte Richard erit fest, hätte der Leo
pard sehr leicht einen Angriff auf die
Vögel unternehmen sonnen; aber so
ilu war wohl das Raubthier nicht-—
åtunde nach Stunden oerrann, da
ertönte seitweits etn leiser, fauchender
Laut, als ob eine Rade ihr Wohlge
fallen tundgebe. »
»Di) das der Leopard ist?« dachte
Richard. Er iaßtesseine Büchse fester
und erwartete mit tiopfendem Versen
das Raben der Bestie.’
Der Mond stand hoch am himmel,
aber ein Wolkenschleier lag darüber,
.bersperrte das Silbetlicht und hüllte
’die ganee Gegend in Dunkelgrau ein.
»Was-l ene Viertelstunde verging ohne
Tden geri ften Laut. Leichte Nebel
iebleier bil ten fis-, wogten und weh
ten durcheinander, ortdidkteten sich
mehr und mehr und bald, das ließ sich
erwarten, mußte das graue Dur-star
Mge den ganzen Straqu über
Mc
Jst wurde Richard unruhig. Die
Situation konnte siir ihn sehr gefähr
lich werden und dazu das small-ins e
Bilchsenlichti Warum hatte er nl t
auch einen sicheren Ort gewäth wie
Joseph und Jalobusi
Richard hielt den Athem an und
lauschte in die Nacht hinaus: aber
nichts regte und riihrte sich. Da ließ
einer der Strauße einen seiner son
derbaren Kehllaute hören und iosort
erklang auch wieder der leise änuchende
Laut, dann ein vorsichtiger ritt wie
von Kahensohlen und endlich ein ei
genthiimlichei Klirren und Klingen.
War's nicht, als wehe der siintende
Athem der Bestie herüber? i
Richard schral unwillkürlich zusam- ;
men. Der Leopard war doch tliigeri
als er geglaubt hatte. Er schlich den;
lStamm des großen Gelbholzbaumesj
« hinaus, um don da oben iiber die un- j
bequeme, pelzzerreißende Uinziiunungs
Jhinwag aus die Strauße zu stürzen.s
Das leise Klirren verursachten die sich ’
» in die Rinde eingrabenden Krallen. i
Ein dunkler Gegenstand zog sich an ;
dem sich seitwärts neigenden Baum-J
stamm empor. Man unterschied beiE
dem mehr und mehr sich dichtenden
Nebel weder den sleckenreichen Pelz des ’
«Untbiers noch die Umrisse des Kör-?
Pers selbst, der sich überaus langsam!
Zsrrtbewegte und zeitweise ganz ruhig’
; liegen blieb
l Jetzt glitt der Leovard aus den star
zten Ast hinaus, der sich iiber den
»Sttauszenhos hinzog, und nun be
merlte Richard die Befrie· Ein Vogel
flatterte erschreckt aus dem Gezweig
und slog mit lautem Geschrei in die
Nacht hinaus. Der Räuber hob vor
sichtig den Kopf, vielleicht um dem
Fittichträger nachzusehen; aber das
war sein Verderben. Richards Büchse
l:achte, — marldurchschiitternder
Schrei ertönte und der Leopard bingl
zwischen himmel und Erde. Dies
Vorderpranlen hielten den Ast um
llammert, aber nur zu bald erlahmte
die Kraft des Körpers und nun stürzte
das Thier, lläglich miauend in deni
Hof hinab. Zwei Schüsse trachten sast ;
zu gleicher Zeit und der Straußenss
dieb, der sich vergeblich auszurassens
versuchte, streckte seine mächtigen Glie
der aus und verendete.
Ecnrtsoiinms fnlst d i
-"·-""··C I"s·’,
parfmewwdem
Aus London wird berichtet: Auch
der Parfucns hat sich die Mode be
mächtigt, und sie treibt auf diesem·
Gjebiete manche wunderliche Blüthe ;
i Gerade die jetzige Jahreszeit wird von «
Damen als die »Zeit der Wohlge
räche« angesehen, und die Nachfrage
nach Parfurns wächst tsglich Jn einer
Woche hats. B. eines der großen
250 Liter Parfum verlauft Auch ei
iCologne ist von dem Toilettentischj
lverbannt, und Ladendelwafser, das(j
Liebling-weisser der verstorbenen Mi
nigin Viktoria, wird als Parfuni ält
licher und gefekter Damen angesehen
Das neue te Modeparfum ist
Shamrock TKlee). Wichtig ist aber
Londoner Etablissernents allein etwa3
niae neue Sorten Wohlgeriiche sind
tiirzlich eingeführt worden. Eau dej
i
vor allem, daß alles in völliger lieber- «
einftirnmung steht. Das ift die neueste »
,,«.Craze Eine Dame erwählt sich das
Pakspm Dei Tang z B. eben Sharns H
rock; folgerichtig nimmt sie nun ein
Bad mit Kleevarfum Toilettenwas
ser und Seife haben eben denselbeni
Wohlgeruch, ebenso das Vorwin es
werden Meeduft Kleider, die beson
ders parfurnirt sind, getragen, und
vielleicht hängt auch ein Medaillon
mit einein Kleeblatt an ihrer goldenen
Kette. An ihren Armbiindern haftet
Aleeduft, sie benutt nur Boten und
Briefurnschliige, die mit Shanirocl
parfgmirt find; ihr Täschchen und
schließlich auch ihr tleiner Moos oder
Pudel find mit Klee besprengt.
Fiir diesen einen Tag ist alles Mee
dnft; morgen wird es vielleicht Rosen
essenz sein, und jeder folgende Wo
chentag wird seinen besonderen Wohl
geruch haben. Manche kleine Schooßs
hunde werden buchstiiblich in ein Bad
von Wohlgeriichen getaucht. In der
Mosis-O lass-'s Ist-es uns-I hsskfssjsb si
nen tleedustenden Terrier, in der Ox- i
iord Street einen Lavendel-Schiiser
i bund, und in Piccadiiib verbreitet ein
französischer Pudel Ambra Ideal
1Diiste. Auch diamantderzierte Hun
;debalsbänder mit besonderen Behäl
’tern siirParsum werden jetzt verkauft.
Qui wahre Die-Im
Unter dem Titel »Eine Suche nach
versuntenen SchäseM bringt Benin
rnin Taylor in einem Artitei der «Eng- »
lisb Jllustrated« sehr interessantes Ma- ’
teriat bei, daß die Frage nach dem oft s
gesuchten »Et Doraoo« lösen soll. Es
ist eine seltsame Geschichte, die da er- «
zählt wird· Weit oben in den höheni
der Anden, einige 9000 Fuß über dem (
MeeresspiegeL liegt in dem hochiand’
von Bogota der See Gustavim Man
vermuthet, daß dieses Hochiand die
heimath der Kartofsei ist, die bis zum
heutigen Tage sein hauptsächlichstes
Produtt bildet. Dieser See wird seht
von einer Altiengesellschast mit Bewil
ligung der eolutnhischen Regierung
trocken gelegt; der wes dieser Irr-elen
legung, die an si eine sehr schmuiige
Arbeit ist, beruht au einer Geschichte,
diewie ein phantsstts er Roman klingt.
Dieser See soll das berühmte «El Do
zrado« set-n hier wurde, wie berichtet
:wird. der Ko lle von Gustavita mitl
keiner klebrigen absian bedeckt, aus die
scoldstaub gefreut wurde. und diesei
goldene Bedeckung bildete seine Belieisi
W
dung, wenn er die Opfer vollzog. De
Ausdruck »El Dorado« bedeutet dar
nach »der Goldene« oder »der oidene
» Mann« und nicht »die goldene tadi«,
, wie man gewöhnlich meinte. Der Kazile
svon Guaiaoita, der eine Armee von
; 80,000 Mann atte, herrschte dort über
» mehr als eine illon Menschen. Det«
See. der auf dem Gipfel eines kegel
förrnigen Berges gelegen i , wurde von
ihnen als der Sih ihrer ehugaottheit
betrachte, der sie zweimal Zührli opfern
zu müssen glaubten. aher versam
melten sieh zu festgesehten Zeiten alle
Unter ebenen dei Kaziten mit goldenen
Opfeå den, und zu einer gro 'en
Proech eschaart zogen sie mit u
sit um ee. Dort angeiommen.
frhifsten sich der Kazite und vie mitth
tigften häuptlinge in großen Kanoes
auf den See ein, wozu Stufen in das
Ufer ein chauen waren, undzu gleicher
Zeit zer treute sich das Voll rings um
den See. Jn der Mitte des Sees an
gelangt, bestrichen die Häuptlinge den
Kaziten und bepuoerren ihn verschwen
derisch mit Goldstaub. Auf ein gege
benes Zeichen wandte sich nun das Volk
mit dem Rücken zum See und im Au
genblick, wo der Kazite untertauchte,
jauchzten sie und ichteubertn so weit wie
möglich ihre eigenen Opfergaben über
die Schulter in den See Darauf iam
der Kazite an das Land und lehrte in
seine Hauptstadt zurüeL in derselben
Ari, wie er gekommen war, und über
zeugt, daß die Sünden, die von ihm
und seinem Volk während des letzten
halben Jahres begangen worden, jetzt «
gesühnt seien. Durch diese halbjähr
liche Spende müssen natürlich allmäh
lich außerorden:lich tverthvolle Schöne
in dem See aufgehäuft worden sein.
Man hat ihren Werth auf Hunderte von
Millionen geschätzt Als die Spanier
das Land eroberten, verfolgten sie die
Eingeborenen, um Gold zu erhalten, so
grausam. daß die meisten von diesen
alles, was sie noch hatten, in diesen
See warfen. Der damali e Kazile selbst
veranlaßte, daß in der iitte des Sees
so viel Goldstaub, als 50 Menschen
schleppen können, versenkt wurde. Die
früheren Nachforschungen Find immer
mit reichen Ergebnissen belo nt worden.
Der See ist, wie angegeben wird, 1200
Fuß tang, 1000 Fuß breit und im tief
sten Theil 46 Fuß tief.
sprachst-e verschied-seitab
Jn einem Artikel der »Täglschen
Rundschau« heißt es: »Unser Zahn
arzt spricht von Goldplonibe, obgleich
Plocnbe doch eigentlich nur aus Blei
bestehen kann. Wir sühren Wachs
ziindhölzchen bei uns, die doch nicht
von Holz oder Hölzchen an sich haben.
Die Oesterreicher baten Papier-Gul
den, weil man dort längst vergessen
hat, daß Gulden goldene Münzen
sein sollen. Die Limonade hat ihren
Namen von den Limonen, den Citros
nen, und in England hält man auch
streng daraus, daß dem Gaste, der unt
»Lemonadse« bitret. kein anderes Ge
tränl aliCitronenwasser gereicht wird,
aber auch anderwärts giebt es Linse
naden, also Eitromnmässer, der ver
schiedensten Sorten ohne allen Cim
nensast, sogar Himbeerlinionade. ob
gleich die süße Himbeere und die saure
Citrone schlecht zusammendassen.
Wenn von den siarnesischen Zwil
lingen die Rede ist, so denkt man kaum
mehr daran, daß sie aueSiam stamm
ten, sondern nur noch daran, saß see
zusammengewachsen waren; daher
kennte man jüngst in den Zeitungen
lesen, daß in Böhmen »scaniesische
Zwillinge" geboren worden seien.
Ebenso geringe Beachtung sindet der
ursprüngliche Wortsinn, wenn in Zei
tungen über ein Conoert geschrieben
wird: »Die Solostinirnen lagen in be
währten händen der Frau X. und des
Herrn Y.« Die alten Grammatiter
hatten siir eine solche seiner eigentli
chen Bedeutung widersprechende Ver
wendung ein-es Wortes den Kunstaus
druck »Katachresij« (gleichMißbrauch).
Uns aber liegt es sern, gegen die Ka
tachresen, da sie sich in allen Sprachen
sinden nnd keineswegs in der deutschen
mehr all in anderen, einen »Guerilla
tring ja «siih«ren, »denn Guerillateieg
it.
Iewn in eine ver argften Katachtesem
da «guerilla« allein schon bezeichnet,
was das ganze Wort besagen soll: den
tleinen Krieg.«
MH—.
Ein junger Mann war in Fallerss
leben vor Gericht geladen. Nach Been
digun der Sitzung verließ er den Ge
richts aal mit den Worten: »Mablzeit,
meine herrenl« Dieser Wunsch trug
ihm eine Ordnungsstkafe von 10 Matt
ein. Nächstena wird er lieber 10 Mi.
fiir eine eigene Mahlzeit ausgeben,
statt sie anderen Leuten zu wünschen
I I I
Der so viel genannte Gentlemans .«
Einbrecher in New York bat seinem
Geständni gemäß in einer kurzen
Saifon ,000 ergattert. Da ver
Mann aber als Gentleman standesges
miiß leben muß, sind feine .Erpenses«
so groß, daß nicht viel feines Verdien
stes übrig bleiben dürfte.
II I O
Ein junger Millionör in Philadels
phia bat die Wörteein gebetratbet,
welche ibn während seiner Krankheit
pflegte und ihn so liebenswürdig,
freundlich und sanft bebandeltr. Na,
wir möchten ntal die Krankenwärteein
sehn, die zu einein fu , unverbeiras
tbeten Millioan nicht ebr liebe-imst
dia, freundlich im sanft wäre.
I i .
Gut fein, beifit gilt-lich fein. ’.’«