—- - « .,-.«·.«-—.«.»...--.——.....- . -»... « ». . - Osten-r Schreibebrief von xikkie youfltengeh No. 67 Jch sm .·heut noch nit iwwer all die Eckseitment, wo ich nach meine Partie gehabt ben, enaus. Jch hen mich doch so viel Trudel un Batter gemacht un sin so tief in die Eckspenzzeis gange, daP ich schuhr genug e große Suckzeß eck pejtet heu, un was ben ich gehabt? nicls hen ich, so was mer so ufs gut deutsch nattings rufe duht O Kon trollör, ich hen mich Vlamirt un das in Front von all die Lehoies, wo ich doch o en große Schob hen mache wolle Jch hen schon Riemartg höre misse, wo ich draus hen nemme könne, daß die Leut daute dnhn, daß ich e Badruhm hen un das hot mich en Stich ing Herz Amme Was ruht mer dann do mit en Bad ruhm, wann niemand ebbes von we si? Ich hen schon dran gedenkt, doch noch emol e Partie ufszumache, am.oer ich hen aleich die Eidie widder gearappt, bilahs in die erschte Lein wiir msch nie mand mehr lomme un dann noche an neteE Dan hen ich auch njt noch ernol in die Eckspenzes aeim wolle. Der s Philipp, was mein Hogtnnd is, der hot s gesagt was gibst ou Drum, ov ue Leut wisse, daß du e Badruhm host mit so ebbes duht mer iwtverhaupt nit bräcke und bkohr. Awiuer was versteht so en eenseliiger Mann von Männers un so Stoff. W is grad ais wann ich mich e neue-Z Banne: tause. Gehn ich her un aeim hin un dubns blos inseit das Haus wehre? Nosser, nat bei en lanae Schatt, ich lege’5 in mei Hang in die hutdacis un wann ich kahle gehn, dann duhn ichs iwehrr. Awwer so en Fel ler wie der Philipp, der acht die ganze Welt uss den Kopp stelle. Ammer ich hen ja purtiniet ganz vergesse, Jhne zu saae, was es mit vie Wedegiveilern for e End genomme bot. Sie wisse noch, daß se in unser Badruhm ganae is, for die lsitentfchen von die Gäst Vruff zu tat-le Ee wollt for den Nieer das Wasser ronne losse un so weit is ja auch alles ganz gut gange. Jch den Jdne auch versah-in daß ich die Piebels all odditedrs genomme den« for lieu qug derudfrnent zu zeige un daß die desweilern eingeiackt war un mir die Dodr von den Badeudm nii den oddene könne. Dann sin die Leut fortganae un mir das meint dek Pdil un mich, mir den einiges getreit for die Dodr usszumache, awwer es dot nit aesch asst. Dei Philipp dot gesagt well dann wär ewe nickS zu mache un mer müßt die Wedeuveilekn drin losse bis zum mor en, wann mer en Karpenter odder en lummer kriege konnt. Do dot der Wedesweiler efagt das dedi er unner keine Äikiurnßenzes erlauwe; er wollt seine Frau dawwe un zwar reiteweg irr-iet. Do den ich gesagt, meddie wann mer e lange Latier dätie dann tönnte mer das Badrudmfenster von die Aut-« seit rietsche un es könnt Jemand inieit kleinre. Der Pdilipp dot gesagt, er könnt mehbie den Schupp tiickelte, aw wee wie ich die Sach den zweite Ge dante gewwe den, do den ich gesagt, newwer meind, ich dente, daß der We desweiler medr inteeeßtet is. Der We desweiler dot gesagt, er deht gar nit dran denke, in den zweite Flodr zu tleirne un si meddie noch den Hals ver dreche. Er ot dann for seine Alte ge rufe, awwer es is iein Ennser totmne, un mir sin all zu Dodt geschiehrt ge wese. Bei Galle, den ich gedenkt, die Wedesweiletn werd doch nit dodt fein! Mer den uns all angegucit, awwer keins dot aededrt e Wort zu sage. Jch den gefied1t, als wann mich eins en Brickstein etss de sit-pp geichmisse diitt. ch denje, meine Alte is eingeschlafe, ot der Wedeöweilee gesagt, awwer ich denke, er doi’i sekbft nit geglaubt. En nidau den mir e ganze Latt Nerli ge macht, pleniie genug for en Dodte ass guweete awwer mir den teine Riespanz von die Jnseit kriegt. Do is der Pdil gleich bei die Band gewese, mich Vor würf zu mache. Er dot aefagt das dedt UIIUII III-russ, uns-III sen-s- Hu ist«-, sub-us ·w-ollt. Mit wäre ja in ganz gute Zir iunriienzes, so was mer nfs deutsch gut ob sein rufi, cnvrver dieselwe Zeit were mir noch sang keine reiche Leut un arme Leut sollte fo keine vornehme Bosse im Kvpp hen. Wann mer ein-wer zu hoch enaus dehi traten-eite» dann dehi mer auch dies erunner falle. Jch hen ihn erscht jchwäse losse, wie er awwer gar nii geiappi Opt, do ben ich ihn emoi anz geherig dann ekahli. Es is chrecklich, wann en ann so wenig Inmmen Senz bot, awwer inhbetijnhr leis ich wer’n mit den Feller noch iewen. Well, wie mer noch immer do stanne ben, do bei der Wertes-weiter u f eemol en ganz nie Eidie kriegt Er hvi ge sagt, sei liie wiir ihn liewer wie e paar Dahin; et licht die Dohr jetzt beiFohrs uffmache un dehi uns e neue Dohr mache lpssr. Ahleechi, den ich gefagi, go eheii. Do sich ver Wedegweiler gege vie Dohr alle lossc, daß se in alle Ecke geiracht bot« awwer se is nit usi ange. Korn-n an, Philpp, bot er ne Fagz mer duhn ernst all zu dieselrveZeit ireie. Do hen rner uns dann zu dritt gege vie Dohr falle lasse —- se is ass gefloge un mir sin alle drei uff ein hiep in das Badruhm gefloge! Wie rner uns widder uffgepicki heite, do hen mer erseht gesehn, daß die Wes-ei veiletn gar nii mehr da me. Ich den eeiteipeg inwesiigebiei, ob se mn End met-hie wo enei gefalle un verun iw gliiitt wär, atotoer es war leine Spur von sie zu finde. Jeht sin mer answer all so eckseitet gewese, dass ich’o Jhne gar nit beschreitve kann. Der Weins weiler is reit streht fort gelanse for die Bohlies zu nohtifeie, un ich un »der Phil ware so ausgeteiert, daß mer fascht nit mehr uff unsere Fiesz hen stehn könne. Wie ich in mei Bettrubm tomme un die Lämp geleit hen, do sehn ich die Wedesweilern lang un breit uff mein Bett liege un schlafe! Se könne sich dente, daß ich se in e Seckend wach gehabt hen. Wedeswei lern, hie kommst du in mei Bett? hen ich gefragt. O, well, hot se gesagt, se hätt kein Lust gehabt, daß sie die ganze Kraut in den Badruhm finne deht, un do wär se schnell fort ge schniett un hätt sich in mein Bettruhm geheit. Das; se da eingeschlofe wär, do könnt se nit helfe. Well ich sin ennihau froh gewese, das; der Cassi dent den Weg ausaetörnt is s— awwer no mobr BadrubmiPartieg for mich. Mit beste Riegards Juhrs Lizzie hansstengei. H Zweifelhafte Anerkennuns. Eine gemischte Eomrnission des letzt erwählten gesetzgebenden Körpers von Louisiana besuchte vor Kurzem die von den Siaatsgesangenen bebauten Län dereien bei Angola und vae, Um über die Thätigteit der Aufsichtsbehörde Bericht erstatten zu können. Die Mit glieder der Commission verbrachien ge raume Zeit im Gespräche mit farbigen Sträflingen und alsbald erkannte ei ner der Neger ein Mitglied der Com mission wieder, welcher ein im Ausstieg begriffener Stern am Nen- Orkan-Her Advolatenbirnmel war. »So, Sie tennen also Herrn B . ,« frug eines der Mitglieder der Commis sion den Neger später, als Herr B . . . nicht zugegen war. » »O ja, ich kenne ihn sogar sehr gut, T denn er war es, der mir seinerzeit das Vergnügen verschafft hat, hier Aufent halt nehmen zu müssen,« meinte grin send der Regen ; Jetzt war das Commissions- Mit Ialied erst recht neugieri geworden be treffs der näheren Umsiimde des Fal I les, denn er hatte nie gehört, daß Herr B . . . te als ottenriicher Anna er fungirt hatte. Und so srug e: den e ger, wie es gelfitnen sei, daß er nach dem Staatszuch haus gekommen sei· »Nun, das ist doch sehr einsach,« meinte der Schwatze mit einem pfiffi gen Lächeln aus den breiten Zügen. »Herr B . . . war mein Vertheidtger in dem Falle.« — Oiu tronipoetirter Tempel« Die berühmten Tempelruinen aus« Philae, der heiligen Jnsel der alten Aeghpter. sind bekanntlich durch den großen Nildarnm in Assuan in Gefahr« eracht, zerstört zu werden, da die Jn- T Fel zu Zeiten unter Wasser steht. Ein englischer Jngenieur hat bereits ange rregt, die Bauten aus eine höhere und trocknere Jnsel zu bringen, aber die Archäologen sind damit nicht einver: standen, da dadurch das geschichtliche Jnteresse zum großen Theil verloren gehen würde, und außerdem ist es zweifelhaft, ob das Geld für diese iElt beit aufgetrieben werden könnte. Eine iiberraschenden Nachricht wird nun der Antiquitäten-Zeitung aus Aairo ge schrieben: Ein ameritanisches Sanai kat hat der äghptischen Regierung das Anerbieten gemacht, ihm den gefahrde ten Tempel siir eine Million Pfundzu verlaufen, und zwar in der Weise, daß dder Tempel abgebrochen und nach Amerika transportirt wird. Jrn vort gen Jahrhundert sind zwei schöne Obe liglen aus Luxor nach Europa ge bracht worden, einer, die« Nabel der» Kleopatra«, 1820 auf den Waterloosl platz nach London, der andere 18Z313; auf den Kontordienplatz nach Spaer Die Wegsiihrung eines ganzen Tem pels wäre wohl das Frappanteste, was in dieser hinsicht je geleistet worden«ift. Bei der Geldaoth Aeghptens ist es im merhin nicht ganz ausgeschlossen, daß die iighptische Regierung aus dies ame- . rilanische Anerbieten eingeht. i Die gebildete seide. Auf hohem Zweige des Baumes fasz einmal eine Krähe mit einem großen l Stück Käse im Schnabel, als ein nei discher und hungriger Fuchs vorüber iam, der verlangend nach dem Lecker bissen hinaufiiugte.. »Bist ein schöner Vogel, Frau Kriihe,« fagte der arglistige Neinecle, »und doch gleicht Deine äußereSchiin heit noch nicht der Deiner herrlichen Stimme. Bitte, Frau Krähe, willst Du mich nicht Deinen Gesang einmal hören lassen?« s Die Krähe drehte den Kopf seit-s wärt-, wie es diese Thiere zu thun pflegen, und blickte nach dem Fuchs hinunter. Dann verzehrte sie seelen vergnügt ihren Käse, räufperte sich darauf und sprach: »Ich danke für die Schmeichelei, Herr Fuchs! Wenn Du eine Minute warten willst, werd’ ich Dir etwas vorsingen. Jch spreche und singe aber niemals, bevor ich nicht mit meinem Mahle fertig bin, seit ich gewisse alte Fabeln gelesen habe.« Der Fuchs wartete nicht, sondern trollte sich davon. » Moral: Literarifche Bildung istJ doch nicht ohne Werth. s -- -—--o-. Das Uehle, was wir thun, zieht nnd nicht so viel Verfolsungen und daß zu. als unsere Borg W Ver ehrlicheschuldnerf Novellette von K a r l M u r a i. Das Dienstmädchen weckte mich aus meinem süßen Nachmittagsschläschen und sagte, daß ein Herr mich in einer sehr wichtigen Angelegenheit unbe dingt und eiligst zu sprechen wünsche. Der Gast, dem gegenüber ich mich nach einigen Minuten besond, war mir ganz unbekannt. Er aber lächelte mir entgegen, als sei ich wenigstens sein Vetter. »Sie erkennen mich nicht. Nicht wahr, Sie erkennen mich nicht?« fragte er vertraulich. Jch starrte ihn verwundert an und hatte keine Ahnung, was er von mir wollte, selbst lals er bemerkte: »Wir gründeten seiner Zeit den »Anti - Weintrintertlub« und hielten gerade unser Festessen. Ach mein Herr-, ich habe mich noch niemals so betrunken, wie in jener Nacht. Aber das thut nichts zur Sache, denn wenn das nicht geschehen wäre, so wüßt’ ich noch heute nicht, welch’ edler, großher ziger Mensch Sie sind.»« Jch mußte unwillkürlich lächeln und stellte die Frage an ihn, weshalb denn« der Klub der AntiiWeintrinker den noch trinke? »Wenn von Wein die Rede roiire«, erwiderte der Unbekannte, »so wäre die Frage ganz am Platze. Wir ha ben aber teinen Wein, sondern Bier getrunken. Wir find größtentheils Bierbrauereibeamte und haben den Klub gegründet, um dem heimischen Biertonsum einen größeren Auf schwung zu verleihen. Nach dieser Erklärung interessirte ich mich dafür, was damals in der Nacht geschehen war. »Mein Herr«, sprach der Gast wei ter, »die Welt drehte sich mit mir im Kreise, und beim linken Eingang des Volkstheaters glaubte ich zu Hause zu sein, demzufolge ich mich entkleidete und niederlegte, ich wunderte mich da bei nur, daß meine Frau mir keinen Lärm schlug. Mein Herr. wenn Sie nicht beim genannten Eingang des Volkstheaters zu dieser Zeit erschienen » wiiren und die Rettungsgesellschast durch einen Wachmann hinbeordert hätten, nun, so würde heute der Klub der Anti-Weintrinier um ein begei stertes Mitglied weniger zählen. Mein Herr, Sie haben mir das Leben gerettet.« Während der sonderbare Mensch so sprach, kam mir jener tomische Fall wieder in Erinnerung Jch hatte ihn wirklich neben dem Volkstheaier ge fanden. »Mein Herr, von dem Moment an gesangen, da Sie mein Leben gerettet, habe ich drei Wochen lang nach Ihnen gesorscht, und gab mich erst zufrieden, als ich erfahren, wer Sie sind. Seit dem ist die Zahl derjenigen, fiir die ich bete, um einen größer.« »Sie sind doch nicht gekommen, um mir Dank zu sagen.« Aus diese Frage zögerte der Be sucher einige Augenblicke, erst nach ei ner Weile sagte er: ,,Seien Sie ruhig. Jch bin nicht deshalb gekommen. Ein anderer Um stand hat mich zu meinem ersten und letzten Lebensretter geführt. Mein Herr . . .« Hier stockte er und vermochte nicht weiter zu sprechen. Es wurde ihm weich um’s Herz. »Meine arme Mutter ist sehr trank und ich erhielt soeben ein Telegramm das mich zu ihr ruft. Dieser Ruf ist mir Befehl und diesem Befehl muß ich Folge leisten. Mein Herr, mein Le bensretter, borgen Sie mir zehn Gul den, damit ich wegreisen tann.« Nach dem, was vorhergegangen, war ich aus alles vorbereitet, nur ans diese Bitte nicht. Das heißt aber so: viel, daß ich seinem Wunsche nachge tommen bin, denn ich hatte gar teine muss-v·3hn»ssn Ost-Its- fKnnsn um vssssssosa -------------------- ihm seine Bitte abzuschlagen. Er schnappte nach den zehn Gulden, steckte sie rasch in die Tasche und machte ein so zustiedenes Gesicht, als wenn seine Mutter gar nicht trank gewesen wäre. Anstatt aber, wie es bei solchen Leu: ten der Brauch ist, sich rasch zu ent: fernen, blieb er noch und sing zu plaudern an. »Sie glauben fest gewiß, daß ein Lump Sie angepumpt, und daß Sie die geborgten zehn Gulden niemals wiedersehen werden. Nun, wenn Sie solche Gedanken haben, dann täuschen Sie sich. Mein Name ist Tihamer Bo drogi, und ich kann Ihnen schwören, daß Tihamer Bodrogi in diesem Lr ben Niemanden etwas schuldig geblie ben ist. Tihamer Bodrogi gibt hier aus dieser Stelle sein ritterliches Eh renwort, das; er heute in vierzehn Ta gen pünktlich erscheinen und so han deln wird, wie es die Pflicht eines Kavaliers dem anderen Kavalier ge genüber erheischt. Jm nächsten Augenblick entfernte er sich erhabenen hauptes. Nach zwei Wachen, gerade als wir Gäste hatten und itber die interessan testen Dinge plauderten, kam das Dienstmädchen herein und meldete, daß ein Herr mich zu sehen wünsche und mir sagen ließ, dasz er vor vier zehn Tagen seine Auswaetung ge .inacht. Tihamer Bodeogi Er war es wirklich iind mit ge schäftsmäßiger Kühle sagte er: »Der lTerinin ist abgelaufen, ich bin pünkt ich.« Unwilltürlich blickte ich auf seine rechte Hand, im Glauben, dafz er da mit in die Tasche greifen und die zehn Gulden hervorziehen werdet Aber nein! Tihamer Bvdrogig Hand blieb unbeweglich und vertiefte sich durch aus nicht in eine Tasche. »Ich habe es für meine Pflicht er achtet, zu erscheinen,« sagte er später, »weil-ich versprochen, daß ich handeln werde, wie es ein Kavalier dem ande ren Kavalier gegenüber thut. Sie frei lich hätten’s vielleicht lieber, wenn Sie-« statt dieser Korrettheit Jhr Geld wie derbekämen, aber das ist in diesem Moment einmal unmöglich. Jch bin gezwungen, um Aufschub zu bitten, denn ich habe die erwartete Summe nicht erhalten. Jch glaube, in zwei Wochen wird alles in Ordnung sein, und dann werde ich meiner Verpflich tung nachtommen können. Die Haupt sache übrigens ist —— nach meiner Meinung —— daß ich meinem Ver sprechen gemäß pünktlich erschienen bin, ein Zeichen, daß ich meine Schuld nicht vergessen habe und damit nicht entwischen will.« Jch beruhigte ihn, daß dies that sächlich die Hauptsache sei und er em pfahl sich wieder. Ich hatte natürlich nicht danan ge dacht, den neuen Termin zu notiren, so wußte ich auch nicht, wann er ab lief. Aber er lief ab, und als dies ge schah, befand ich mich gerade bei mei- s ner Schwägerin zum Sonder. Sie feierten irgend ein Jubiläum, und ich sprach eben einen Toast, als der Die ner hereinstürzte, daß ein Herr äußerst eilig mit mir zu sprechen wünsche. Wegen dieser Störung ging ich ärger lich in’s Vorziinmer, wo mich Tiha mer Bodrogi mit fvldatischer Strammheit begrüßte. «Verzeihung, mein Herr, daß ich Sie hier in dem Moment belästige, aber die vierzehn Tage sind abgelau fen, und ich muß Jhnen zu wissen ge ben, daß ich meiner Verpflichtung noch immer nicht Folge leisten kann. Wer den Sie so gütig sein, mir einen neuerlichen Aufschub zu gewähren?« Jch bin weder neroös noch zank siichtig, aber ich hätte doch Lust ge habt, ihn beim Kragen zu packen und binauszuwersem Tihamer Bodrogi hatte sicherlich meine Gedanlen erra tben, denn er entfernte sich rasch und sagte nur: »Heute in zwei Wochen!« Nach zwei, drei Tagen brachen böse Zeiten über uns herein. Schlimme Nachrichten kamen von der Verwandt schaft aus der Provinz. Der wurde lranl, jener wurde krank, und die ; Post, der Telegraph mochte die Nach - richt einer Katastrophe bringen. Wir aber warteten von Stunde auf Stunde aus die gefürchtete Nachricht. NachMitternacht, als wir schon schlie fen, weckte mich der Telegraphenbote aus dem Schlaf. Jch war todten bleich, als ich das Telegrammoösfnetr. Mein herz hatte noch nie so gepocht wie jetzt —- doch in diesem Tele gramm theilte mir Tihamer Bodrogi mit, daß der Termin abgelaufen sei und daß er sein Versprechen erst nach dreißig Taan werde einholten tön nen, und bat mich um gesällige Nach sicht. Jn jener Nacht lam ich mit mir überein, daß es keinen dümmeren Menschen gebe als denjenigen, d:r beim Volketbeater einen entlleideten betrunkenen Mann vor dem Erfrieren dadurch rettet, dafz er Wachmann und Rettungsgesellschast zu Hilfe ruft! Nun erwartete ich schon kaum den "Ablaus des neueren Terminsx ich wollte meinem Schuldner gegenüber »treten, um ihm so recht meine Mei nung zu sagen und mir zu verbitten, mich mit seinen Besuchen und Dem schen zu verfolgen, denn sonst er schieße ich ihn. Was die zehn Gul den betrifft, die soll er behalten, aber mich belästigen soll er nicht weiter, wenn er sein Leben lieb hatt Wann die dreißig Tage zu Ende gingen, davon hatte ich natürlich keine Ahnung, aber sicher ist, daß man mich eines Nachmittags wieder aus meinem Schlase ausrüttelte, um mir die Mit theiluna zu machen, daß ein Herr mit mir zu sprechen wünsche. Wüthend, sast wild geworden, lies ich dem Ange meldeten entgegen, und als ich in ihm Tihamer Bodroai erkannte, übersiel ich ihn thatsächlich Er solle bedenken, daß ich ihm das Leben aerettet und schon deswegen nicht verdiene, daß er -mich bald hier, bald dort störe und » mich nicht einmal schlasen lasse. Fina i mer Bodroai sagte, während ich ! sprach, tein Wort; erst als ich schwieg, ; hub er an: l »Es ist gut, mein Herr. Jch erfülle Jhren Wunsch unter einer Bedin gnug-« »Neden Sie!« »Ich bin in sehr bedrängter Lage. Borgen Sie mir noch zehn Gulden« MON Dem Wetterclerk, der so viel Pech hat beim Etrathen des Weiters für den nächsten Tag, sei hiermit em Wink ge geben: Er beobachte seinen Eis-mann Wenn der grob ist« wird’s heiß. Wenn er diislich ist, wirdI kühl oder kalt. I Die Leute über mit-. Humoreske von Berthold Kuhnern »Nun, So traurig gestimmt, Herr Major?« fragte einer der Genossen des runden Tisches den alten, sonst so jovialen Herrn, welcher heute stumm und verdrossen an seinem Schuppen Mosel herumtaute. Der Major wischte sich mit der Serviette die Lippen und den weichen, weißen Schnurrbart: ,,Bin auch fuchssteufelswild! Möchte am liebsten die ganze Bande zum Teu fel jagen! Denn wissen Sie, meine Herren —- doch was rede ich denn? Mir kann ja doch keiner helfen.« Er leerte sein Glas auf einen Zug. Die anderen aber wußten, daß es kei nen Zweck hatte, in ihn zu dringen. Als aber später vom Pech im Leben gesprochen wurde, von mehr oder we niger harten Schicksalsschlägem welche einen jeden tresfsen, da athmete der Major plötzlich schwer auf und hub ges-richtig an: s »Jawohl, meine Herren! Davon kann ich auch ein Lied singen!« Der Landgerichtsrath verzog seine Lippen zu einem leichten Lächeln. ,,Dabei ist gar nichts zu lachen, mein lieber Landgerichtsrath · Das ist eine bitterernste Sache. Jch versichere Ihnen, daß ich seit geraumerZeit mich in einer fieberhasten, nervösen Unruhe befinde, daß ich keine ruhige Stunde mehr erlebe, daß ich ein gequälteg und gehetztes Leben führe, daß mir mein Dasein geradezu zu einer Hölle ge worden ist. Seitdem mich mein infameg Asthma gezwungen hat, in das erste Stockwerk hinasz ziehen, habe ich etwas kennen gelernt, von dessen Eistenz ich bisher kaum etwas ahnte, habe ich eine Hölle durchgemacht, die die unaebiindigste Phantasie früher mir nicht hätte aug nkalen können, habe ich eine Schaar von —Quälgeistern, Foltertnechten, Teufeln und Kannibalen entdeckt, die ich in unserem gesitteten Lande nicht für möglich gehalten hätte. Und das sind diie Leute über mir! Das sind keine bestimmten, saßbaren Indivi duen —- nein, das ist eine ganze Klasse gleicher verschworener selbstsüchtiger Kreaturen, Die nur sich selber kennen und gar nicht daran denken, daß es außer ihnen noch Menschen auf der » Welt geben könnte. Die einen spielten, die anderen sangen, die dritten tanzten alle Augenblicke, um ihre Töchter zu verheirathen, die vierten schautelten mir die Wiege über dem Kopf. Kinder schrieen, Hunde bellten, Papageien trei«schten, Spieluhren toimmerten da zwischen, Phonographcn quatten ble chern hindurch. Die einen standen friih asus und störten mich morgens, die an dern gingen spät zu Bett und störtens mich abends. Sie traten aus wie die Aiirassiem sie stampften wie mit Was-— ! serstiefe«ln, sie haben sich vor dem Al -pen«fest acht Tage lang Schuhplatteln iiber meinem Kopfe eingeiisbt! Ja, meine Herren, ist denn das auf die Dauer zu ertragen?« ,,Lie«ber Masor,« meinte beschwichti geiid der Landgerichtgrath, »Sie sind ein wenig hitzig und nervög. Sie müs sen mit Jhren Nebenmenschen Nach sicht haben-« »Nachsicht! Und das sagen Sie mir, der ich mit einer wahren Engelsgeduld diesen Leidensjammer jahrelang ohne zu klagen auf mich genommen habe? Ich hätte auch heute noch geschwiegen. Da hat mir der Himmel aber jetzt eine Partei lbeschert ——. Sehen Sie früher swar es entweder laut über mir oder ruhig. Früher ging ich entweder wie ein Rasender auf und ab — oder ich freute mich, daß mir durch einen be sonderen Glückszustand ein ruhiger Abend beschieden sei. Die jetzigen aber haben ein zusammengesetzteg System von Stille und Lärm erfunden. Alles läßt sich zum Beispiel wunderschön an. Jch sitze behaglich in meinem Sessel und lese die Zeitung. Da plötzlich schlägt oben die Glocke an. Was jetzt passirt, kann sich nur der vorstellen, der es selber durchgemacht hat. Sechs Leute springen vom Tische auf. Vierundzwanzig Stuhlbeine scharren den Fußboden; zwölf Men «·-t.-»cc:ä- k4-».k--» ...-4 ..·-«--s-c.-.-.k.s sub-stifqu- ssusslksbsc IIUC IIUHLLULZUHUHK nen Schuhen durch das Zimmer und rasen wie eine wilde Jaad zum Kor ridor hinaus. Sechs Mäuler schreien wie die Besessenen: »Die Tantei Die Tante!« Der weiße Pudel, welchen die Familie ihr eigen nennt, kläfft da zwischen. Die Thüren werden aufge rissen. Jubelschreie schallen durch die Lust. Lawinengsleich wälzt sich die heulende Menge zurück in das Wohn zimmer· Dann seyen sich Alle hin, und tiefe Stille herr cht jetzt nach dem Sturm. Dieser Zustand wiederholt sich aber am Abend fünf-, sechsmall Die Familie hat viele Tanten! Manchmal iskes auch der Briefträaer oder Nacht-— wach-ter, oder, was weiß ich, wer. Jch bin an solchem Abend in einer fieberhasten Ueberreiztheit. Ich warte schon selber förmlich auf das Klingeln, das die Ruhe brechen soll. Und wenn es dann geschieht —- dann springe ich selber mit aus. Dann renne auch ich wie ein Toller durch das Zimmer. Dann stütze ich mich auf mein Kla vier und trommle meinen alten Regi mentsmarsch huernter, während meine drei Dattel mich und das Pudelthier dort oben kräftig und schallend unter stützen. Erschöpft sinlen wir dann schließlich alle aus unsere Lagerstät ten.'« Unwilltiirlich mußte die Tafelrunde über die drastische Schilderung des Majors lachen. Trauria blickte dieser umher: »Ja, sehen Sie —- das ist ja auch das Tragische an diesem Zustande: Man darf nicht einmal darüber klagent Man wird ganz einfach aus elacht! - Resignirt trank der ajor sein Glas aus und aß ssortan stumm und schweigend. Sti erhob er sich nach ei niger Zeit, verabschiedete sich rurz und ging nach ause. — Wer de chreisdt aber das Ertaunen des Stammtisches, als nach rlaizf einer knappen Stunde der Ma’or wie ein Rasender in das Zimmer ttiirmte, Hut und Mantel herunterriiß und mit hochrothem Kopf nach Luft und Wor ten schnappend auf seinen gewohnten Sitz zustiirzte: . »Gott sei Dank, daß ich Sie noch treffe! Jch hätte vor Wut-h ersticken müssen, wenn ich mir jetzt nicht durch Worte Luft machen könnte. « Also ich steige vorhin schwermiithrg, wie ich Sie verlassen, in meine Ele trische und briite sorgenvoll Vor mich hin. Da fange ich zufällig einige Bro cken der Unterhaltung zweier Damen mir gegenüber auf. Jch horche hin, ich passe genauer auf und denken Sie sich: ganz dieselbe Leidensgeschichte kommt heraus, die sich Ihnen vorhin »von mir erzählt habe. Nur aus der Ausdrucks weise eines alten Majors in die einer feinen sweißhaarigen Dame übersetzt. Als sie an derselbenEcie den Wagen verließ, welcher auch mein Ziel war, da konnte ich nicht umhin, auf sie zu zugehen und ihr einige Worte herzli chen Beileids aus-zusprechen Es war mir beinahe ein Trost, zugeben zu müssen, daß sie womöglich noch ein schlechteres LoosJ geszsogen hatte, als ich. Ihr Quälgeist mußte ja geradezu für das Narrenhaus reif sein. Etwa alle halbe Stunden hämmerte er wie ein Rasender auf seinem Klavier herum ohne Melodie, ohne Takt, ohne Sinn und Verstand, nur lediglich in der Asd sicht, Lärm zu machen, unterstützt in diesem Beginnen von einer kläffenden .Hundeschaar, welche die teuflifchste Unteiwelt ausgespieen zu haben schien. Einen Blick warf ich noch auf die ge brochene, abgehärmte Gestalt meiner Begleiterin und dann sah ich deutlich die Aufgasbe, die ich hier zu erfüllen hatte. ,,Gnädige Frau! Gestatten Sie mir, Jhr Kavalier in dieser Angelegenheit zu sein? Dich werde Sie auf diese oder jene Weise von dem tollen Unhold be freien!« » »Er wird mir als ein hitziger und bärbseißiger Mann geschildert —« »Gnädige Frau! Jch bin Ossizierl Lassen Sie das nur meine Sorge sein. Sie wohnen, wie ich sehe, Nummer-I dreiundzwanzig —« »O nein!« unterbrach sie. »Ich will nur eine Freundin besuchen. Jch selber wohne in dieser Straße Nummer-o dreizehn —« s Jch taumelte förmlich zurück: »Gnädige Frau! Wo wohnen Sie?« ,,Nummero dreizehn parterre. Und der Quälgeist, der über mir wohnt, heißt — —— aber was ist Jhnen denn plötzlich? Sie sind ja ganz bleich und schlottern förmlich!« Jch winkte nur mit der Hand und stieß ruckweise hervor: ,,Sprechen Sie ivei:er! Jhr Quälgeist heißt —?« »Sie werden es ja schon errathen haben, meine Herren! — Wie ich von der alten Dame los-gekommen bin, nachdem ich meinen Namen von ihren behenden Lippen vernommen, kann ich Jhnen nicht sagen. Jch weiß nur, daß Asthma und Abendluft und Alles ver gessen war, daß ich durch die Straßen rannte wie ein Närrischer, daß ich hierher gesiiirmt bin, um mir Lust zu machen, daß ich jetzt hier sitze, mit meinen Fäusten mir an die Stirne schlage und jammernd frage: Was soll ich denn jetzt eigentlich anfangen?!« Die ganze Tasclrunde sah sieh merk würdig an und viele Gesichter zeugten J von einem unterdrückien Lächeln. ; Schließlich begann der Landgerichts trath, nachdem er einen tiefen Schluck ) gethan: . »Das will ich Jhnen sagen, mein « lieber Major! Erstens verbrennen Sie Jhr Klavier. Zweitens hängen Sie Jhre Hunde auf. Drittens heirathen Sie die alte Dame. Und viertens schimper Sie nie wieder auf die ,,Leute über mir«.« Der Major schüttelte müde den Kopf: . »Nein. Herr Landaerichtsratbi Für Gewaltmaßregeln bin ich nicht. Mein Klavier werde ich verschließen. Meine gunde in die Küche sperren. Der alten ame eine Torte schicken. Und die Rasselbande über mir für die ruhig sten Leute von der Welt halten. Jch denke, das wird Strafe genug sein. Meinen Sie nicht«-« Alle stimmten lachend zsu und der heutige Tag wurde trotz seines trauri gen Anfangs einer der lustigsten am runden Tisch. ——-.--I--—-s Die Ertreme berühren einander-: der Verschwender tommt schließlich zum Wucherer. si- III sc Dte Llrt und Weise, wie Carnegie zu seinem Gelde kam, mag tritisirt werden. Aber er nat das Geld und seine Kri titer haben es nicht· Diese Thatsache läßt sich nicht leugnen. Wäre die Sache umgekehrt, dann würde Earnegie zu den Krititern gehören. «- ek o Tommy: »Nun, wie gefällt Ndenn dem Jimmy sein neuer Platztsp — »Ganz gut, blos mit den Arbeitsstun den und dem Lohn ist er nicht zufrie den.« III II O Auch König Leo old von Belgien läßt sich hier eine sacht bauen. Wenn er etwa um einen Namen verlegen ein sollte, wie wäre es mit Cleo de e rodei