OWWZM- »WWM0 »WW- WW Die Totenband Ktiminalmman vcsn Richard Millle « -cMWW -WWW-«- ,, åg W , , , W«VV W U« « (1. Fortleiungd «Nur von ungefahr: Ich muß Sie haben.« Die Frau siel mit nerviisem Ruck gegen die Zimmerthiie und stöhnte: . »Sie sind ein Polize«ibeamter?« »Nein nichts derartiges. Wie kom men Sie aus diese Vermuthung? Sie müssen freilich besser wissen als ich, was Jhr Mann aus dem Gewissen « hat. Aus seinem ganzen Benehmen - löst sich nur schließen, daß er triftige Gründe hat, die Polizei zu fürchten, denn kaum hatte ich ahnungslos diese Aeußerung gethan, welche vielleicht ei ner polizeilichen Form ähnlich hieß, als er auch schon die uaf dem Tische stehende« Flasche ergriff und mich wie ein Wahnsinniger damit niederschlug.« »Er schlug Sie damit nieder?« Das Gesicht der Frau wurde aschfahl Jch sah, daß sie Mühe hatte, sich aufrecht zu erhalten »Davon sagten Sie mir ja aber lein Wort, als ich gestern Abend ing- Zim mer trat.« »Ich war so unfähig zum Denken und fast von Sinnen durch die Ge waltthat Jhrrs Mannes, daß ich über haupt laum Worte fand. Jch nahm mir nur vor, bis zum andern Morgen zu warten und dann mit ihm abzu technen.« »Sie sagen mir die Wahrheit-P »san«-du« Es war die Wahrheit, nur hatte ich ihr nicht alles gesagt. Die Frau Wirthin schien genug ge hört zu haben, denn gleich darauf ver ließ sie mich, ohne Zweiefl wenig er leichtert durch dac- soeben geiiihrte Ge spräch Am andern Morgen erwachte ich mit den heitigsten Lopfichmerzem wie es nicht anders zu erwarten war. Ich fühlte mich förderlich und geistig in denkbar ichlechtester Verfassung. als ich zum Frühstück hinunterging Diesinal bediente mich esin Mäd -.». mei- n- m;- »me- Issiibitiick nickt -,.... ...- « .......... »--,..-. te, lag auf dem Präfentierbrett ein Brief mit der Auflchrift: »denn Jas mes Southam.« Die Frage. des Mädchens. ob veksktve nik mich sei, bejaht-nd, nahm ich das Schreiben an mich und öffnete das Couvert sogleich. Es enthielt einen befchriebnen Brief bogen und eine zweite Einlege. Der Brief lautete folgendermaßen: s« Werther Herr! d b Soeben erhielt ich ein Telegramm wn Cleaver und Garten, Durch wel ches mir Ihre Adresse betannt wurde. Jetz- beeile mich, Ihnen darauf sofort zu schreiben. Augenblicklich tehr ftnrt beschäftigt, hoffe ich, hinnen turzern, spätestens in einigen Tagen, ielbit bei Ihnen vor-zusprechen Heute nur lo viel, daß mein Besuch für Sie von großem Vortheil iein wird. Als eine schwache Garantie fiir meine Worte bitte ich, die heutige Einlnqe betrachten und annehmen zu wollen. Sie hab-en nichts zu befürchten, denn ich bin Jhr wahrer Freund. Von meinem Kom men werde ich Sie per Telegrainin in Kenntniß setzen· Bis dahin betrach ten Sie als Jhren aufrichiigen Freund Jhken Duncjn Rothwell.« Ich öffnete die Einluge; dieselbe be ftand aus vier Fünfpiundnoten. Daß ich auch nicht die leifefte Ah nung hatte, wer dieser Duncnn Noth tvell fei, ift kaum nöthig, zu erklären. Der Brief felbft trug weder Adresse noch Datum; auf dein Gouveri befand fich der Poftftenipel Manchester. Die Herren Cleaver unn Caxton mußten unverzüglich, nachdem fie mich hier untergehradz hatten, an den Ah fender des Briefes telegraphirt haben, und auch dieser hatte mit dem Schrei neu allein Anlcheine nach teinen Au «' Der Brie war ganz gut fiilifirtz aber ein Etwas in der Schrift und sag ganze Ansehen des Schreibens ließ Idoch erkennen, daß dasselbe nicht von einem besonders fein erzogenen Manne kam. In mehr ais einer Bezlthng fchien es mir zweifellos, daß Ver Brief nicht für mich bestimmt fei. Kaum Hatte ich indes den Bogen ganz ans einandergefaltet, ais mir tiae wurde, daß ich mich ganz irrthiimlicherweife nicht fiir den rechtmäßigen Empfänger gehalten heite, denn ganz unten auf der dritten Seite stand forgendm P. S. Mit tiefftem Bedauern habe sich dont-ein iraurigen Ende Ihrer Mut ter in Putneö gehört. Jch hatte vie fchmerzliche enugthuung, an ihrem Grabe auf dem Friedhofe von Mantis worth zu stehen. Das ift ein Um stand, der fei: die Folge manches er leichtern wird. Nun wußte ich es genau, daß Tier Brief fiir mich bestimmt war, fiir mich alle-in; Denn meine Mntier war in Peinen gestorben nnd auf dem Fried ofe von Wandsworth beerdigt wor den« Wie und warum aber meiner Mutter Tod in Zukunft auf irgend M Sächs von Einfluß fein over sie kbtedielrsleichiern könnte-, blieb smir ein f , , e I » III sh. am Fenster stehend, noch genblick geszöfxerip über das lesene nachdachte, trat das Dienstmiid en mit ider Antrage an mich heran, ob Frau Barnes mich einen Augenblick sprechen könne. Jch muß gestehen, daß ich nicht besonders begierstg daran war, Frau Barnes abermals zu se n und zu sprechen, denn ich hatte den Eindruck erhalten, daß ich sin die Familienangelegenheiten dieser Frau mehr als wünschenswerth eingeweiht werden würde, salls ich mich nicht so ablehnend als möglich verhielte. Wenn ich jedoch noch einige Zeit in ihrem Hause verblieb, ließ es sich wohl nicht ganz vermeiden, mit ihr ab und zu zusammenzutressen Eigent lich hatte ich vor, zu Cleaver und Catt WII zu gehen mit der Bitte, meine Wohnung verlegen zu wollen; aber ich hatte das Gefühl, daß sie mir die Er füllung meiner Bitte verweigern wür den. Kurz entschlossen wandte ich mich also zur Thür, um dem Wunsch der Wirthin zu entsprechen. Ihr Pri datzimmer war ein kleiner mit Mö beln aller Art vollgepfropfter Raum, an dessen Schwelle mich Frau Varnes empfing. Nachdem ich eingetreten war, schloß sie wiederum die Thiir hinter uns ab. »Er ist nicht zuriiclgelehrt,« sagte sie zu mir. »Sie meinen —-—— »Mein Mann!« »Offen gestanden finde Ich es viel besser, er lehrt nicht hierher zurück, so lange ich noch ein Jnsasse Jhreg Hotels bin. Sie liinnen tsaum don mir er warten, daß ich sein, gelinde gesagt, anßeraeioöhnliches Betragen mit völ ligetn Stillschweigen übergehe.« Zie starrte mich in derselben Art wie in der verflossenen Nacht an; dann sagte sie: »Seit zwölf Monaten bin ich mi: Barneg verheirathet. Jch habe es schon unzählige Male bedauert; denn ich befürchte, es unt-giebt ihn ir gend ein schreckliches Geheimniß.'« »Ich mus; meinestheilg allerdings ins-eben snnir fein Betragen mir acum « iiber mindestens geheimnisvoll ist; wi e weit das auch bei Jhnen in Betracht kommt, tann ich freilich nicht beurthet en »Er ist mit immer unheimlich gewe sen --von Anfang an s—« sie stockte und bewegte tonlos ihre Lippen. »Sie sind mir zwar ein ganz Fremder,« hub sie von neuem an, »aber ich muß einen Vertrauten haben.« »Bit. e wählen Sie aber nicht mich zu «Jhrem Vertrauten ———ich versichere S e — —« i »Ich muß aber mit Ihnen sprechen, ! un no ich will es auch; denn ich tann vie ’ nat nicht langer ertragen. Sehen i Sie sich und hören Sie mir zuk« Ich begriff, nasz ich, ohne eine nn angenehme Scene herbeizuführen, nicht oon ihr lostommen würde una fügte l mich daher in ihren Wunsch. i »Ich hatte niemals den Wunsch, ihn izu heirathen,« begann sie. »doch er ! brachte mich aus besondere Weise dazu, ihn trotzdem zu nehmen· Jch wollte sdiesen Mann nie, niemals- heirathen, ich die ich eine, wenn auch allein i stehende, Doch mit ihrem Loose ganz izufrieaene Frau von beinahe vierzig Jahren war. Er war mir ein gänzlich ;Frember, so ivsie Sie es sind. Warum - sollte ich gerade einen solchen, noch oa zu ohne einen Pfennig in der Tasche, heirathen.- Dieses Haus ist mein Ei genthum, wie es vor mir meiner Mut » ter gehörte. Hier herein tam er eines Tages von- der Straße, taum ein Paar ordentliche Schuhe an den Füßen tra gend, und fragte mich, ob ich einen Kellner brauchen könne. Daß ich seine Frage verneinte, störte ihn nicht weiter in seiner Unverschämtheit, denn er be gann sofort seinen unheilvollen Ein fluß aus mich aus utt"ben, dadurch, pasz er tnichhhtznoti sprte und schließlich foweir orach:e, feine Frau zu weroen." »Er hypnotisirte Sie-Frau Bar nes, Sie fcherzen.« O, durchaus nicht." Allerdings mußte ich ihr ·die Ge rechtigteit widerfahren lassen, daß ich ’ kaum je einen.Menschen sah, der zum Schergen weniger aufgelegt schien » als sie. » »Ich bin immer eine sehr nervöfe Natur gewesen, das hatte er sofort ; durchschaut und wußte, daß ich ganz in seiner Macht stand. Er hypnoti sitte mich unauögesetzt und hatte da durch nach Verlauf eines Monats sei( nen teuflischen Zweck erreicht. Gleich nach unserer Verheirathung drängte sich mir der Gedanke aus« er miisse wohl wahnsinnig sein. zu welcher An nahme mich manche seiner Museum gen und atra-langen berechtigten. Da tani die ewohnheit, im Schlaf laut zu reden—rvas für Träume mußte er haben, o, mein Gatt! Nacht für Nacht lag ich s laflos da und lauschte feinen entfetzli n Reden. selbst halb wahnsinnig vor Furcht. Dann ta men wieder Zeiten, in Wen er im Schlaf urntprwandelte.— »Der einzige Gegenstand, den er mit hierhergebracht hatte« war ein tleiner, hölzerner, in ein Taschentuch einge brrndener Kasten. Nie konnte ich er fahren, was dieser Kasten enthielt. Ein einziges Mal war tch nicht im Stande meine Neugier nä Ist-: — driickem und ich richtete eine Frage m betreff des Inhalts an ihn, doch ich bereute es auf der Stelle, denn ich glaubte snichi ansder5, als er würde mich sofort tödten. »Eines Nachts stand er wieder ein mal im Schlafe auf und begab sich die Treppe hinunter. Obwohl ich vor Furcht fo zitterte, »daß meine Kniee aneinanderfchluigem ging ich doch hin ter ihm her. Er trat hier in dieses Zimmer ein. Der erwähnte Kasten befindet sich hier in diesem Schreib tif. Sie deut ete mit dem Finger auf in großes, altmoid sches Cylinder bureau, welches sich dicht hinter mei nem Sitz befand. »Ununterbrochen murmelnd hielt er ein Zwiegespräch mit sich felber. Da er sehr leise sprach, konnte ich bei wei tem nicht alles verstehen, was er fagte, aber immer usnd immer wieder tam etwas svom Teufel darin vor. Wäh rend dieser Reden zog er seine Ksaffette aus dem Schreibtisch hervor und nahm darin mit seiner Hand etwas vor; was es war, konnte ich nicht sehen, aber ich denke mir, das Behältniß hat eine geheime Feder, welche nur er zu finden weiß, denn so oft ich auch seit dem verfucht habe, es zu öffnen, im mer war und blieb es veroeblich, wäh rend er nur die Hand anzulegen brauchte, um den Deckel zu öffnen. Als dies geschehen, stellte er den Kasten auf den Tisch nieder. Jch stand hin ter ihm in der offenen Thiir und be obachtete jede feiner Bewegungen, ohne daß er «·die geringste Ahnung von mei ner Gegenwart hatte.« ,,Sind Sie denn tvirtlich "der Mei nung, krau Barnes, daß Jhr Gatte alles, was Sie berichten, im Schlafe that3« ,,Jn festem Schlafe!« »Wenn ich nun annehmen möchte, daß auch Sie sich in diesem Zustande befunden haben?« »O Gott, ich wünschte, es wäre fo aecbesen; denn feit jener Stunde habe ich nicht eine ruhige Nacht mehr gehabt -. ....-,.-....-»--..- ..».. . —« Ullo slll Icllscm llcgcllkllgckl zum EDIT lett. Doch lassen Sie mich fortfahren: Als der Kasten sich öffnete, stieß mein Mann ein Lachen aus« so grauenvoll, daß mir fast das Blut isn den Adern zu Eis erstarrte.« Sie schien mir ganz und gar zu den Geschöpfen zu gehören, Ideren Blut eine besondere Neigung dasiir haben mochte, selbst auch ohne ungewöhnliche Veran lassung. »Jetzt nahm er etwas aus dem Ka sten heraus. Als ich das Etwas sah, dachte ich, ich müßte vor Grauen um sinten.« — Die Aermste schien von einer wah ren Nerventrisis gepackt zu werden« und ihre Stimme sant zu einem speise-! ren Flüstern herab: »Es war der Fin ger e: ner weiblichen Hand!« »Iau Barne·s!" - r Finger einerFrau, an welchem ich deutlich einen Trauring glänzen sah; leyterer war zu tlein für den Finger, so das-, er tief in das Fleisch einschnitt Er stand und starrte diesen Trauring an. »Was-? Er hatte die Augen geöff ne:t Sie sagten mir doch soeben, er hätte sich in tiefem Schlaf besunden." »Im allgemeinen weiß ich nichts von Nachtwandlern zu sagen; er war der erste, den ich in meinem Leben sah, und ich hoffe zu Gott, daß es auch der letzte ist. Aber soviel weiß ich genau. daß, wenn er irn Schlafe umherging, seine Augen stets weit offen standen; mi: einem Ausdruck, der geradezu fürchterlich war, hefteten sich diese Augen aus die ihn umgebenden Dinae und starrte er auch jetzt aus den Ring an dem bewußten FS nger. Daher klang es laut und vernehmlich von seinen Lippen: »An einein dieser Tage werde ich dich heraus-s chneiden und sehen, wie du dich an meinem eigenen Finger aus nehmen wirst.« Mit diesen unheimlichen Worten legte er den Finger aus den Tisch und entnahm dem Kasten noch drei andere Finger, sowie einen Daumen·« »Ein-d Sie auch sicher, Frau Bar IIID, Utlkj IV WILOUUK UKUIUJULUI UND ger waren?" »Ich dente, ich tenne Fin er, wenn ich sie vor mir sehe! Doch gären Sie mich zu Ende: Er legte die Finger aus den Tisch dicht zusammen, die Nägel nach oben, wie Sie es an Jljrer eige nen Hand sehen, und redete sie folgen dermaßen an: »Ihr werdet mir nie wieder eure Tesjselsitreiche spielen, das ist sicher.« »Dadei grinste, schielte und schnalzte er mit der Zunge, viel eher einem Teufel als einein Menschen ähnlich. Jetzt zog er einen in ein weißes Stück Zeug gewickelten Gegenstand aus dem Kasten. Jch sah, daß die Um hitllung an verschiedenen Stellen Blut flecke aus-wies. Er entnahm derselben eine derstiimmelte krauenhand, deren Fläche er an seine tippen drückte und tiiszte. Auch dieses Fra ment legte er· zu denFingrrn aus dem isch. berührte alle Theile in sonderbarer Weise und« MFrau Barneg gab einen gurgelnden Laut von sich. der recht unheimlich Hang-— »und nachdem er diese einzel nen Theile mit einem Griff erfaßt hatte, hielt er die durch irgend einen Teufelösput wieder zu einem Ganzen vereinigte Hand doch empor.« Vergebens sann ich auf ein Mittel, sie an der Fortsetzung ihrer unglaub lichen Geschichte zu hindern. »Ich dente mir,'« fuhr sie sori, »daß ich durch den schrecklichen Anblick ohn miichtig geworden bin; denn das nächste, woran ich mich zu erinnern vermag, ist die Thais-sche, daß ich mich aus dem Fußboden liegend in dem völ lig leeren Raum befand Eine Weile konnte ich kaum Athem schöpfen oder mich bewegen; auch konnte ich mir nicht erklären, wo mein Mann hingekommen sein mochte. Wie ich in dieser Stunde den Muth gewonnen habe, die Treppe wieder hinau«szusteigen, ist mir noch heute ein Rärshsei. Als ich oben an kam, fand ich meinen Mann sest schla fend in seinem Bett vor.« »Entschuldigen Sie meine Frage, Frau Barnejz asber haben Sie viel leicht noch eine Erinnerung daran, wag Sie am Abend vor jener Nacht genossen hatten? Vielleicht leiden Sie an Alpdriicken.« , ,,Alpdriicken? Lächerlich! Das war ja nur das erste Mal, daß ich ihm ge folgt bin. Jch habe ihn seitdem un ausgesetzt bewacht und herausgefun »den, daß er immer in der dem Freitag vorausgehenden Nacht im Schlafe um herging, die Treppe hinabstieg und jene schreckliche Hand anglotzte.« »So meinen Sie, daß es bei ihm mit diesem Tage eine besondere Be wandtniß habe?« »Das weiß ich nicht! Was weiß ich oder irgend ein anderer Mensch über haupt darüber zu sagen? Lachen Sie nicht über mich, mein Herr. Sie den: ken, ich sei eine Närrin oder eine Lüg nerin. Nein, Sie sollen diese Hand selbst sehen und mir sagen, was Sie davon halten. Jch will sie Jshnen zei gen, und wenn ich den Behälter in Stiicle schlagen müßte.« Jn höchster Aufregung durchschritt sie den Raum. Jch erhob mich, um ihr den Zugang lzum Schreibtisch frei zugeben Sie zog einen kleinen Beutel aus ihrer Tasche und entnahm dem selben einige Schlüssel. ,,(fr hat meine Schlüssel; er brachte mich auch dazu, sie ihm zu geben. Das-: ich sie aber doppelt besaß, wußte er nicht. »Es geschah sehr selten, daß er ausging; denn er mochte wohl trif tigen Grund haben, sich nicht allzuviel zu zeigen; wenn er aber einmal aus gegangen war, so begab ich mich sofort hierher, schloß mich ein und versuchte immer wieder, die Feder an dem be wußten Kasten zu finden. Dabei hatte sich immer den Gedanken, daß in dem selsben noch irgend etwas anderes lie gen würde, was ich nicht gesehen hatte. Jetzt aber will ich den Jnhalt genau kennen lernen, koste es, was es wolle.« Bei diesen letzten Worten zog sie die » Kladpe des Schreibtisches herunter,j wodurch eine Anzahl Schnbladen, so: ’ wie ein in der Mitte befindliches Fach sichtbar wurde. Kaum hatte sie letzte res aufgeschlossen, als sie einen geilen den Schrei ausstieß. »Sie ist fortl« stöhnte sie. Ich trat an ihre Seite. »Was ist for:?« Sie wandte mir ihr vor Schreck entstellies, wachsbleiches Gesicht zu und rief mit keuchender, gänzlich ver änderter Stimme: »Die Kassettel Ge stern Abend stand sie noch hier an ihrem Platze. Als er fortgegangen war, sah ich nach, ob er sie etwa mit genommen hiitte, fand sie aber noch hier oor und schloß sden Echreibtisch ad wie iinmer.« Plötzlich ergriff sie meinen Arm, driickte denselben mit einer Kraft, deren - ich sie nicht fiir fähig gehalten hätte» und sliisterte mir ins Ohr: i »Er must in dieser Nacht wie ein Dieb liiershergetommen sein, um sie zu holen. Vielleicht ist er auch in diesem Vlngendtict liier irzrndwo oerjteckt. L, mein Gatti« :t. Jl- a p i te l. Jch sprach bei Cleaver und Caxton o:r und fragte an, wag ich mit den vier Fünfpfund Noten, welche derBrief enthalten hatte, beginne sollte. Nur der Hem, welcher mich in das Hotel gebracht hatte, war zurzeit im B.irean anwesend. Es schien mir, dcxß dies Herr Clea«oer, der erste Theil daher, war. Als er hörte, wag mich hergeführt l1«.tte, begann er zu lachen »Was Sie damit thun sollen? Nun, facnlen Sie das Geld weg, werfen Sie ei- in den Fluß, oder geben Sie es FULL Zögernd stand ich da. Meine Lage schien mir immer vertvictelter zu wer-: din, und ich hatie das unbehagliche Gefühl, daß jenes Etwas, welche-: Jimes Souiham hören sollte, nur »das höchst Unangenehmes sein tEnntr. Ich entschloß mich daher zu einer Aussprache mit Herrn Cleaoer. »Wer ist Duncan Rothwell, Herr (5.eaver? Jst dies vielleicht Jhr Klient, fiir welchen Sie handeln?« Herr Cleaoer nahm ein Stück Pa: pier zur Hand und zerisz es mecha n:sch in lauter kleine Streifen. Anstatt nseine Frage zu beantworten, stellte er imr die Gegensrage: »Warum wollen Sie das wissen?" »Weil der Brief, der die Bantnoten enthielt, mit diesem Namen unterzeich net ist. Da ich nun keinen Menschen dieses Namens kenne. möchte ich wohl wissen, wer Duncarr Rothwell ist.« »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Einsicht in den bewußten Brief nehme?« »Nein, sich habe durchaus nichts da gegen.« und so las er denselben ganz durch. »Wenn ich Ihnen einen Rath geben dars, lhere Southam. möchte ich Jhnen empfehlen, Ihre freilich nicht ganz unmotivirte Neugierde zu zügeln und ruhig den Laus der Dnge abzuwar ten.« s »Aber. mein Herr, wie leicht ist ess möglich, daß ich mich an eines anderen » Stelle befinde und gar nicht der Ge suchte bin. Damit will ich nicht etwa sagen, daß mein Name nicht Janus-i · YOU-.- -.- .M d- -.-.W- --—..-»-» Souiltam wäre; aber ich meines-theils kenne nun einmal keinen DunkanRoth welk, folglich ist mir dessen Brief auch völlig unverständlich Der Name Southam mag vielleicht auch dutzend weise existiren.« ,,Unter den Bewohnern von Duk borouth Jch denke, das ist nur ein kleiner Flecken?« ,,Jawoshl!« »Wie lange lebten Sie dort?« »Ich bin Dort geboren und erzogen worden« »Hsaben Sie noch Verwandte Jhres Namens dori?« »Ich habe in der ganzen Welt keinen einzigen Verwandten.« »Wenn Sie dort geboren und er zogen find, müssen Jhnen »die dortigen Einwohner doch bekannt sein.« »Ich lglaube, ich kenne jeden einzel nen in der ganzen Gegend.« »Dann vielleicht noch einen« anderen James Southam?« »Das ist even das merkwürdige an der Sache. Jch war der einzige dieses Namens, am Orte sowohl, wie mei lenweit in der Runde.« Herr Ckeaver lächelte wieder. »Nun, so ist doch sdie Möglichkeit, um nicht zu sagen Gewißheit, vorhanden, daß Sie vie vosn uns ges-richte Persönlichkeit sind. Jch will Ihnen ganz offen sagen, daß auch wir kaum mehr als Sie von der ganzen Angelegenheit wissen. Wir haben denAustrag erhalten, die Adresse von Jaines Southam aus Dulborough ausfindig zu machen, sdas ist alles-A So also lag die Sache. Nach dem gestrigen Benehmen der Herren hatte ich allerdings nicht voraussehen kön nen, daß Cleaver und Csaxton als bloße Gliederpuppen, von einem Drit ten -gelenkt, in meiner Angelegenheit sigurirten. »Noch etwas anderes möchte ich zur Sprache sbringen,« fuhr ich fort. »Ich habe den lebhaften Wunsch, das Hotel, in welches Sie mich felbft brachten, Io ·bal·d als möglich zu wechseln.«« »Ist es Jhnen nicht fein genugs« ,,Davon ist keine-Rede; aber die ganze Art, wie es darin zugeht, ist durchaus nicht nach meinem Ge schmack.« »Wie es darin zugehtZ Was meinen Sie «damit?« Jch wußte nicht recht, ob und inwie weit ich mich erklären sollte und fragte Idasheu »Was wissen Sie von dem Ehegntten der Frau Barnes?« ,,Nehmen Sie es mir nicht übel, Herr Southam, aber Ihre Neugierde scheint mir doch in einer ganz unge heuerlichen Weise erregt zu sein; denn was in aller Welt hat der Mann von Frau Barnes mit Jhnen oder mit uns zu thun? Wenn Sie sich in Ihrem jetzigen Log-is nicht wohl fühlen, steht es Ihnen selbstredend jeden Augen blick frei, dasselbe zu wechseln; nur würden wir in diesem Falle für die Kosten Jhres Unterhaltes nicht länger auftommen.« « Jch wandte mich zur Thür. »Noch einen Augenblick! Falls Sie also Jhre Wohnung soerlegen sollten, bitten wir, uns davon jedenfalls bald zu benachrichtigesn.« »Gewiß, das werde ich nicht unter lassen.« Ob es, in Anbetracht des tragischen Vorfalle5, der sich nun ereianete, fiir mich besser gewesen wäre, nicht mehr in das Hotel der Frau Barnes zurücks zutehrem kann ich nicht sagen. Nachdem ich eine der erhaltenen Bantnoten gewechselt hatte, begab ich mich in ein Konzerthaug und speiste zu Abend in einein am Quai gelegenen Reftaurant, worauf ich mich in mein Logig zuriickbeaah Jch hegte die Be sorgniß, das; Frau Barnes mir selbst gleich wieder etttgeaentreten würde, nnd war daher recht froh, als mir das Hausmädchen die Thitr öffnete. Von der Wirthin war nichts zu sehen und zu hören, nnd ich konnte diese Nacht in ungestörter Ruhe verbringen. Arn folgenden Morgen erhielt ich nach dein Frühstück folgendes Tele 11 fh III UT « »Um zwölf Uhr bin ich bei Ihnen. Duncan Rothwell.« Es wurde zwölf Uhr, und Niemand ließ sich blicken. Jch wartete bis gegen einhalb ein Uhr und begab mich dann hinaus, mit der daguen Idee, nachzu sehen, ob denn noch immer Niemand oon der Straße her auf das Haus zu geschritten käme. Der Hansflur toar nur ein enger Durchgang, dessen Thiir zur Straße offen stand. Zu meinem Erst-atmen lag ein Mann aus der Schwelle sder Hausthür, das Gesicht nach unten und die Füße in das Haus -hineingerichtet. Mein erster Gedanke war, sofort Kehrt zu machen; denn ich dachte nur an das eine, daß der Herr Barnes oder Jameg Southam oder wie der geheimnißvolle Gatte meiner Wirthin sonst noch hei ßen mochte, zum heimischen Herd zu rückgetehrt sei, nicht nur aus etwas unsicheren Füßen, sondern geradezu sinnlos betrunken. Nachdem ich indeß den am Boden Liegenden etwas ge nauer betrachtet hatte, kam ich allmäh lich zu der Ueberzeugung, daß das nicht der Mann sein konnte, der mich hier zuerst als Kellner bedient und dann auf seine Art mit der Flasche trattirt hatte. Jch bemerkte, daß dieser viel größer war; auch hatte sich sein Hut beim Fallen verschoben, so daß ich einen Theil seines kahlen Koper sehen konnte. Als ich so stand und »den Mann betrachtete, beschlich mich ein» höchst unbehagliches Gefühl. Er lag« so ausfallend still und in einer ’o un natürlichen Position. Er war in sei ner ganzen Schwere-ich sah. daß es ein ungewöhnlich starker, kräftiger Mann war-platt aus die Brust ge-( fallen, unso seinGestcht lag so dicht auf oee Schwelle, baß ich mich wun derte, wie er in dieser Lage zu athtmte vermöchte. Sein rechter Arm lag un ter ihm, in einer Art, daß man ihn für gebrochen halten konnte. Der Mann mußte mehr als betrunken sein« Wahrscheinlich war er in einem An fsall oon Kräsmpfen oder dergleichen hingestiirzt. Mit einem mir ganz un erllärlichen Gefühl des Widerstrean trat ich noch näher an ihn heran, um ihm, wen-n möglich, Hilfe zu leisten. Ueber ihn gebeugt, legte ich meine Hand auf seine Schulter-; voll Schreck zog ich sie aber sofort wieder zurück, denn ich fühlte, daß des Mannes Rock feucht war. Was konnte das sein? Jch betrachtete meine Hand —- mit Entsetzen sah ich, daß sie rot-h gefärbt war. Voll Grausen sprang sich in die Höhe. ,,.Hilfe, zu Hilfe, Frau Barsnes!« schrie ich, so laut ich es vermochte. Frau Barnes und das Hausmäldchen tamen gleichzeitig herbeigestiirzi. »Frau Barnes,« sagte ich, noch im mer meine ausgestreckte Rechte an tar rend, ich glaube, das ist das « erl eines Mörders.« i »Eines Mörders? Barmherziger Gott! Vermuthen Sie etwa, daß er es gethan hat?« Jch sah sie an, und wenn ich auch sehr gut wußte, wen sie meinte-, ließ ich ihre Frage doch unbeantwortei. ,,Sattt aller nutzlosen Bemühungen wollen wir lieber zur Polizei und zu einein Arzte schicken.« Das Mädchen erfaßte am schnellsten den Sinn meiner Worte unsd sagte: »Ich weis-« baß ein Arzt gegenüber Von uns wohnt; ich hole ihn sofort herbei.« Zum Glück war dersel. daheim, und in Anbetracht dei- « aensden Falles erschien er sofort. Fast irleich mit ihm trat auch ejn Polizeibeanter sin Begleitung 1n«ehrr:er anderer in Sag Haus. Letztere schlosse1. oorspallenj den the grenzenden seyen der erran- ao, ou sich bereits eine neugierige Mulscheni menge oor dem Hau e zu sammt n be-. gann· Das ganze ebäude wurde un ter strenge Bewachung gestellt. l 4.Kapitel. I i ,,Vor fünf Minuten hatte der Mann noch gelebt,« lautete der Ausspruch des Arztes. ,,Sein Körper ist noch ganz warm« »Mich anblickend, fragte er hieraus: »Was wissen Sie von der Sache?« »Ich? Nichte-! Ich erwartete einen Besuch; da sdieser sich verspätete, ging ich hinaus, um zu sehen, osb noch tm mer niemand käme. Beim Betreten des Hansflures sah ich diesen Mann shier am Boden liegen.«' . . Der Fremde war tnsittlerwerle in das tleine Zimmer im Erdgeschoß ge bracht worden. Außer dem Arzt, einem jungen Manne mit ernstem, aber freundlichem Gesicht, und mir war noch ein Polizei-Jnspettor und ein an derer Beamter, der die Tshiir bewachte, anwesend. Auch Frau Barnes und das Dienstmädchen, bseisde in der Ecke des Kam-ins sitzend, befanden sich im Zimmer. . Nachdem ich dem Arzt geantwortet hatte, verhörte mich der Polizei-Jn fpettor. »Was haben Sie denn da an Ihr-z Hand?« Ich hielt ihm meine Hand hin und« sagte: »Blnt! Es ist das Blut diese-Z unglijrtlichen Mannes. Als ich ihn auf dem Boden liegen sah, dachte ich zu erst, er wäre betrunken oder o-hnmäch tig. Ich legte meine Hand auf seine Schulter, :n«i: sder Absicht, ihn, wenn möglich, zu ermuntern. Dabei ent deckte ich, daß sein Rock naß war, und als ich meine Hand, die ich schnell zurückzog, näher ansah, entdeckte ich Blut an derselben. Da wußte ich so fort, daß hier nur ein Verbrechen ver übt sein tonnte.« Man hatte den Todten auf den Tisch geiegr. Letzterer war ein gut Orua zu lnrz fiir die Länge des Körpers, so daß die Fuße iiber die Kante herab hingen. Der auf mhsteriöse Weise Verungliictte war wirklich ein außer geiviihnlieh starker Mann; besonders sein Kopf war von ganz enormem Um fange. Auf seinem Scheitel befand sich nicht ein einziger- Hnar sinehr, mäh rend sein Gesicht von einein üppigem etwas röthliche-n Backenbart umrahmt wurde. Er trug einen schwarzen Tnchrock und an den Händen schwarze Glacehandschuhe. Jn seinem Ehe-mi seti funkelte ein großer und, solveitich beurkheilen konnte, sehr werthvoller Br«illant. Eine schwere, goldene Kette hing von seiner Weste herab. Fortsetzung solgt.) Ein paar glimmende Kohlen hat Jeder in sich, es kommt nur daran-s an od ein Wind dazu kommt, der sie an sacht. «- - d Manche Mensschenpartitur klinyi nur darum so schlecht, weil sie mit falschen Schlüsseln gelesen wird. «- ·· · Selbst die Wahrheit kann zur Lüge verdreht werden durch sden Ton nnd das Gesicht, mit desrn Jemand sie aus spricht. s- it- se Jn Si. Joseph, Mo» beleidigten Milizsoldaten eine junge Dame, die durch das Lager schritt, und acht davon wurden von dein Begleiter der Dame u Boden geschlagen. Soldaten, Ue Frauen deletdigen tin-d ldann acht voll Einem vermöbelt werden, scheinen nicht viel zu versprechen, wenn sie wirklich einmal gebraucht werden sollten. P-»